Philologische Grundlagen

 

Briefbestand

Bei den Gegenbriefen hat die Arbeitsgruppe den von Mendelssohn in seinen Briefalben, den sogenannten „Green Books“, angelegten Bestand in der Bodleian Library zugrunde gelegt und die entsprechenden Angaben in dem 1980 von Margaret Crum publizierten Catalogue of the Mendelssohn Papers in the Bodleian Library revidiert. Die Suche nach weiteren Gegenbriefen in Bibliotheken weltweit, aber auch in Druckpublikationen war sehr aufwendig: Hier konnten bis dato rund 350 weitere Schreiben nachgewiesen werden. Bei den Mendelssohnbriefen hat sich der Bestand gegenüber der Druckausgabe erhöht. Neu ermittelt wurden beispielsweise Briefe, die im Auktionshandel verkauft und u. a. an die Staatsbibliothek zu Berlin gelangt sind, daneben Briefe in italienischen Archiven, in der Paul Sacher Stiftung in Basel, in den Dalhousie University Archives in Halifax, in Privatbesitz und in entlegenen Drucken. Eine fortwährende Aufgabe ist die Erfassung von abgedruckten Hin- und Gegenbriefen und die Durchsicht von Auktionskatalogen.
 

Erschlossene Briefe

Die Editionspraxis der Druckausgabe, erschlossene Briefe mit in die Briefchronologie aufzunehmen, wurde beibehalten. Nur auf diesem Wege lässt sich der ursprünglich existierende Gesamtbestand annähernd rekonstruieren. Diese Briefe wurden datiert und, wenn möglich, mit einer Inhaltsangabe versehen. Bisher konnten so mehrere hundert Briefe erschlossen werden. Erschließungsquellen waren zumeist andere Briefe, Notizbucheinträge, Briefauflistungen, Verlags- und andere Beantwortungsvermerke sowie Angaben in Auktionskatalogen. Die große Zahl der erschlossenen Gegenbriefe des bearbeiteten Zeitraums resultiert aus Lücken in der Überlieferung. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Zum einen hob Mendelssohn in der Kinder- und Jugendzeit Korrespondenzen, die er außerhalb des Familienkreises führte, selten auf. Ein konsequenteres Sammeln der an ihn gerichteten Briefe setzt erst mit dem Beginn der Berufstätigkeit im Herbst 1833 mit dem Anlegen der Briefbücher, der heute in der Bodleian Library aufbewahrten „Green Books“, ein. Das Gros Gegenbriefe der Zeit der Europareise Mitte 1830 bis 1832 hob Mendelssohn in einem ungebundenen „Paket“ auf, sie gelten heute als verschollen (zum letzten Nachweis im Jahre 1844 vgl. Peter Ward Jones, The Library of Felix Mendelssohn Bartholdy, in: Festschrift Rudolf Elvers zum 60. Geburtstag, hrsg. von Ernst Herttrich und Hans Schneider, Tutzing 1985, S. 320). Eine größere Anzahl erschlossener Briefe gehört in das Jahr 1837: Die Briefe der Eheleute Felix und Cécile Mendelssohn Bartholdy von und nach England aus dieser Zeit wurden offenbar ebenfalls gesondert aufbewahrt und sind heute nicht mehr nachweisbar. Zum anderen wurden zu verschiedenen Zeiten aus unterschiedlichen Gründen Briefe aus den „Green Books“ entnommen.
 

Kommentierung

Die Briefkommentierung gliedert sich in Quellenbeschreibung und Einzelstellenkommentare. Die Einzelstellenkommentare beinhalten a) textkonstitutive Kommentare (Angaben zu Rektierungen, Emendationen etc.), b) Erklärungen heute ungebräuchlicher Worte, Begriffe und Redewendungen, c) Erläuterungen all dessen, was durch die Briefe selbst nicht verständlich ist, d) Erläuterungen der musik- und kulturgeschichtlichen Hintergründe und e) Übersetzungen fremdsprachiger Briefe und Briefbestandteile (mit Ausnahme englischer Texte). Als Leitlinie gilt dabei: Das für Felix Mendelssohn Bartholdys Biographie, Lebenschronologie und Werke Wesentliches steht im Vordergrund.
 
 

Personendatenbank

In der Personendatenbank hat die Arbeitsgruppe inzwischen ca. 9.000 Schreiber und in den Briefen erwähnte Personen erfasst. Jeder Person wird ein Biogramm beigegeben. Die Personendatenbank ermöglicht einen zusätzlichen Einstieg in die Briefedition.
 

Werkregister

Das Werkregister enthält inzwischen rund 5.200 Einträge (Musik, Literatur, Kunst, wiss. Titel etc. An der Anzahl der Einträge lassen sich Mendelssohn Vorlieben für bestimmte Komponisten, Schriftsteller, Maler etc. ablesen. Unter den Komponisten ist am häufigsten Johann Sebastian Bach mit 227 Werken vertreten, gefolgt von Ludwig van Beethoven (108), Georg Friedrich Händel (92), Wolfgang Amadeus Mozart (86) und Fanny Hensel (79). Die Zahl der Werknennungen widerspiegelt auch Mendelssohns Interesse an bildkünstlerischen Werken: An erster Stelle steht sein Schwager Wilhelm Hensel (76 Werke), gefolgt von Raffael (29), Carl Friedrich Lessing (23) und Eduard Bendemann (16).
Die im Projekt erarbeiteten umfangreichen Datenbestände bilden einen hervorragenden Fundus für statistische Analysen jeglicher Couleur, z. B. für Analysen zu Geschlecht und Vielfältigkeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sind auch in summa Werke von Männern statistisch dominant, so ist doch auffällig, dass Komponistinnen, Künstlerinnen und Literatinnen eine wesentliche Rolle in der Kulturszene und der sozialen Kommunikation spielen. Besonders in Mendelssohns Fokus stehen die Werke der Schwester Fanny Hensel und von Josephine Lang, verh. Köstlin. Nach der Erfassung und Kommentierung aller Briefe werden sich mit Hilfe der semantischen Suche konkrete Aussagen über Veränderungen in Mendelssohns Fokus auf Komponisten, Künstler, Literaten und allgemein Personen ermöglichen.
Zur besonderen Würdigung von Familienmitgliedern sind die Werkeinträge von Fanny und Wilhelm Hensel ausführlicher gegenüber anderen Künstlern gehalten. Für die Werkverzeichnung liegen hier vornehmlich die Chronologie von Renate Hellwig-Unruh, Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy. Thematisches Verzeichnis der Kompositionen, Adliswil 2000, sowie für Wilhelm Hensel in Ermangelung eines Werkverzeichnisses die Publikationen von Cécile Löwenthal-Hensel und Jutta Arnold, Wilhelm Hensel. Maler und Porträtist 1794-1861. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, Berlin 2004, und von Cécile Lowenthal-Hensel und Sigrid Gräfin von Strachwitz, Europa im Porträt. Zeichnungen von Wilhelm Hensel 1794–1861, 2 Bde., Berlin 2005, zugrunde.
 

Werkregister Felix Mendelssohn Bartholdy

Das Register der Werke Felix Mendelssohn Bartholdys verzeichnet derzeit 915 kompositorische und bildkünstlerische Werke sowie literarische Arbeiten und Dokumente. Die Einträge orientieren sich an den aktuellen Werkverzeichnissen von Ralf Wehner, dem Thematisch-systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke (MWV). Studien-Ausgabe, Wiesbaden u. a. 2009, und dem Vorläufigen Verzeichnis des bildkünstlerischen Werkes von Felix Mendelssohn Bartholdy [MWV-VB], in: Mendelssohn Studien 20 (2017), S. 227-365 (einige Werke sind nicht dort enthalten).
 

Weitere Register

Weitere Register erfassen Länder, Ortschaften, Institutionen, Sehenswürdigkeiten,  Personen und Werke, Beilagen, Erwähnungen in Briefen, Korrespondenzstränge etc.  
 

Erschließende Verzeichnisse

Neben den genannten Registern beinhaltet die Ausgabe erschließende Verzeichnisse wie ein Verzeichnis der verkürzt zitierten Literatur, der verwendeten RISM-Sigel, ein Ortsverzeichnis (mit Ortskonkordanz), Abkürzungen, Gewichtszeichen, Währunsgverzeichnis etc.