gb-1841-08-29-02
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Leipzig, 29. August 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Ferdinand David.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Aug1841
Leipzig.
Mendelssohn!
Da ich nur 3 Stellen zu versehen habe so ist es natürlich daß ich öfter und ausführlicher schreibe als Du, der Du an der Spitze von 17 zu errichtenden Instituten stehst. Dein letzter Brief, der mir gestern nebst Engelhardtschen
Codaverrieth sich die Hand des
arrangementswünsche. – Wenn mein heutiger Brief höchst ledern wird so ist es nicht meine sondern
Schuld, der mich in nähere Berührung mit einer spanischen Fliege gebracht hat die meinen Rücken mit so beissender Satire behandelt daß mir alle Lust zum Spassen vergeht.Carussens
hat dem Orchester schon im vorigen Frühjahr eineAdvocat Engelhardt
, der in musikalischer Beziehung gewiß jede Aufforderung der dortigen Herren entsprechen würde. Französisch spricht er nicht mehr als die meisten deutschen Musiker d. h. gar nicht, verheyrathet ist er auch, das wären die Hindernisse, von denen sich das erste aber beseitigen ließe und das zweyte ja eher sein Schade oder Nachtheil ist. Ich habe ihm gestern davon gesprochen indem ich ihn fragte ob er mir vielleicht jemand zu dieser Stelle vorschlagen könnte, worauf er denn Lust bezeigte es selbst zu versuchen, er will mir heute noch seine ausführliche Meinung mittheilen. Ich hatte erst Scrupel ob man einen so guten Musiker von hier weg loben dürfe allein das Kultus-Ministerium dem ich zur Disposition gestellt bin, meine Frau, meint man müsse dem armen Menschen ohne alle Rücksicht zu einer bessern Existenz verhelfen. Daß dieUhlrich
sich bemüht Deutsch zu lernen um Dir Deine Lieder vorzusingen heißt wohl daß sie nachMeerti
kommt und Dich zu treffen meint. Wegen DeinesLeipzig
KissingerBrunnens kann ich Dir noch keine Auskunft geben. Da
in diesem Augenblick nicht hier ist; jedoch sollte ich meinen daß jeder dortige Arzt daß grosse Problemlein ob Du jetztClarus
Claruszurück kommt sollst Du die Antwort erhalten. –
ist sehr wohl, und auch ziemlich heiter, macht viel Spaziergänge, arbeitet und hat sich ganz gefaßt. – Das Programm zu den 1sten 10 Conzerten habe ich angefertigt und dem Hofr:Schleinitz
zur Bejahung vorgelegt, er war sehr zufrieden mit meinen Zusammenstellungen, und war besonders gerührt über meine Idee im 7ten Conzerte dieRochlitz
anzusetzen. Von Ensembles habe ich unter Andern dieBernard Romberg
Ouverture IntrodazionePriester Duett und Krieger-Chor aus
-Mühle war. – Ich sage Dir nimm Dich vor mir in Acht, ich habe Dir Deine Schliche so gut abgemerkt –. Bis so weit kam ich gestern, mußte aber aufhören wegen der spanischen Unruhen auf meinem Rücken. Heute geht es mir etwas besser, obgleich ich eine schlechte Nacht gehabt habe.Spohr
war bey mir und will mit tausend Freuden die Stelle annehmen, wenn er sie bekommen kann; woran nicht zu zweifeln ist wenn Du ihn für eben so tüchtig dafür hältst als ich. – Sey so gut mir gleich zu schreiben was Du beschliesssest; willst Du ihn nicht empfehlen so ist seine Unkenntniß des Französischen Entschuldigung genug, auch habe ich ihmUhlrich
genannt. Letztrer könnte sich später zu Deiner allerseitigen Bequemlichkeit mitRymenans
oder mirUhlrich
in Correspondenz setzen. Doch alles wie Du meinst. –Dirichlet
Meinen
’s Styl wirst Du wohl nicht erkennen. Er legte mir das Conzept zur Durchsicht vor, ich habe aber kein Wort geändert weil mir die Gesinnung so sehr gefiel und es ja da auf die Worte nicht so genau ankommt. –Grenser
’sCarusen
Rückzug hindert mich am Weiterschreiben. Drum für heute nur noch die herzlichsten Grüße an Alle die Deinigen und nochmalige Bitte um baldige Beantwortung des
Uhlrich-ReymenanPunktes von Deinem Freunde
Ferd. David.
Sonntag d 29t Aug 1841. Leipzig. Lieber Mendelssohn! Da ich nur 3 Stellen zu versehen habe so ist es natürlich daß ich öfter und ausführlicher schreibe als Du, der Du an der Spitze von 17 zu errichtenden Instituten stehst. Dein letzter Brief, der mir gestern nebst Engelhardtschen Scherzen zukam, unterscheidet sich von Deinen Compositionen wesentlich dadurch daß er viel mehr fremde als eigene Gedanken enthält, was eigentlich nur eine Fantasie über Moliere aus Gera und Antwerpen; und in der Coda verrieth sich die Hand des Meisters von dem ich lieber Original-Compositionen als arrangements wünsche. – Wenn mein heutiger Brief höchst ledern wird so ist es nicht meine sondern Carussens Schuld, der mich in nähere Berührung mit einer spanischen Fliege gebracht hat die meinen Rücken mit so beissender Satire behandelt daß mir alle Lust zum Spassen vergeht. Advocat Engelhardt hat dem Orchester schon im vorigen Frühjahr eine Fantasie für Orchester gewidmet die ein verzweiflungsvolles lateinisches Motto trägt; wir wollen nächstens beyde Stücke probiren. Für Deine Antwerpener Stelle weiß ich keinen andern und passenderen Menschen als Uhlrich, der in musikalischer Beziehung gewiß jede Aufforderung der dortigen Herren entsprechen würde. Französisch spricht er nicht mehr als die meisten deutschen Musiker d. h. gar nicht, verheyrathet ist er auch, das wären die Hindernisse, von denen sich das erste aber beseitigen ließe und das zweyte ja eher sein Schade oder Nachtheil ist. Ich habe ihm gestern davon gesprochen indem ich ihn fragte ob er mir vielleicht jemand zu dieser Stelle vorschlagen könnte, worauf er denn Lust bezeigte es selbst zu versuchen, er will mir heute noch seine ausführliche Meinung mittheilen. Ich hatte erst Scrupel ob man einen so guten Musiker von hier weg loben dürfe allein das Kultus-Ministerium dem ich zur Disposition gestellt bin, meine Frau, meint man müsse dem armen Menschen ohne alle Rücksicht zu einer bessern Existenz verhelfen. Daß die Meerti sich bemüht Deutsch zu lernen um Dir Deine Lieder vorzusingen heißt wohl daß sie nach Leipzig kommt und Dich zu treffen meint. Wegen Deines Kissinger Brunnens kann ich Dir noch keine Auskunft geben. Da Clarus in diesem Augenblick nicht hier ist; jedoch sollte ich meinen daß jeder dortige Arzt daß grosse Problemlein ob Du jetzt einen jungen Krug trincken sollst auch wirst lösen können. Sobald Clarus zurück kommt sollst Du die Antwort erhalten. – Schleinitz ist sehr wohl, und auch ziemlich heiter, macht viel Spaziergänge, arbeitet und hat sich ganz gefaßt. – Das Programm zu den 1sten 10 Conzerten habe ich angefertigt und dem Hofr: Rochlitz zur Bejahung vorgelegt, er war sehr zufrieden mit meinen Zusammenstellungen, und war besonders gerührt über meine Idee im 7ten Conzerte die Trauer-Symphonie von Bernard Romberg anzusetzen. Von Ensembles habe ich unter Andern die Ouverture Introdazione Priester Duett und Krieger-Chor aus Jessonda angesetzt, welches auch Wasser auf des Alten Spohr-Mühle war. – Ich sage Dir nimm Dich vor mir in Acht, ich habe Dir Deine Schliche so gut abgemerkt –. Bis so weit kam ich gestern, mußte aber aufhören wegen der spanischen Unruhen auf meinem Rücken. Heute geht es mir etwas besser, obgleich ich eine schlechte Nacht gehabt habe. Uhlrich war bey mir und will mit tausend Freuden die Stelle annehmen, wenn er sie bekommen kann; woran nicht zu zweifeln ist wenn Du ihn für eben so tüchtig dafür hältst als ich. – Sey so gut mir gleich zu schreiben was Du beschliesssest; willst Du ihn nicht empfehlen so ist seine Unkenntniß des Französischen Entschuldigung genug, auch habe ich ihm natürlicher Weise noch nichts Definitives gesagt; ihm sogar nicht einmal den Namen des H Rymenans genannt. Letztrer könnte sich später zu Deiner allerseitigen Bequemlichkeit mit Uhlrich oder mir Dirichlet in Correspondenz setzen. Doch alles wie Du meinst. – Meinen Brief nebst Orchester-Schreiben wirst Du erhalten haben. Grenser’s Styl wirst Du wohl nicht erkennen. Er legte mir das Conzept zur Durchsicht vor, ich habe aber kein Wort geändert weil mir die Gesinnung so sehr gefiel und es ja da auf die Worte nicht so genau ankommt. – Carusen’s Rückzug hindert mich am Weiterschreiben. Drum für heute nur noch die herzlichsten Grüße an Alle die Deinigen und nochmalige Bitte um baldige Beantwortung des Uhlrich-Reymenan Punktes von Deinem Freunde Ferd. David.
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Sobald <hi rend="latintype">Clarus</hi> zurück kommt sollst Du die Antwort erhalten. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6afcdf32-1102-47fb-893a-73072a1b2e63">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden" type="person">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName></hi> ist sehr wohl, und auch ziemlich heiter, macht viel Spaziergänge, arbeitet und hat sich ganz gefaßt. – Das Programm zu den 1sten 10 Conzerten habe ich angefertigt und dem Hofr: <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3ddd9467-6c82-4d88-b239-1fb5da216698">Rochlitz<name key="PSN0114247" style="hidden" type="person">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName></hi> zur Bejahung vorgelegt, er war sehr zufrieden mit meinen Zusammenstellungen, und war besonders gerührt über meine Idee im 7ten Conzerte die <title xml:id="title_b4521069-1d8b-4449-8e8a-6d48316d5aff">Trauer-Symphonie<name key="PSN0114272" style="hidden" type="author">Romberg, Bernhard Heinrich (1767-1841)</name><name key="CRT0113265" style="hidden" type="music">Trauer-Symphonie</name></title> von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bc9376c7-a4ec-4eb6-b99e-129047241a97">Bernard Romberg<name key="PSN0114272" style="hidden" type="person">Romberg, Bernhard Heinrich (1767-1841)</name></persName></hi> anzusetzen. Von Ensembles habe ich unter Andern die <hi rend="latintype">Ouverture Introdazione</hi> Priester Duett und Krieger-Chor aus <title xml:id="title_2d5fe273-d170-42af-81c4-c01640d37086">Jessonda<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110920" style="hidden" type="music">Jessonda WoO 53</name></title> <add place="above">angesetzt<name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add>, welches auch Wasser auf des Alten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eecf9e49-effe-4209-9a63-43489003ed20">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden" type="person">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName></hi>-Mühle war. – Ich sage Dir nimm Dich vor mir in Acht, ich habe Dir Deine Schliche so gut abgemerkt –. Bis so weit kam ich gestern, mußte aber aufhören wegen der spanischen Unruhen auf meinem Rücken. Heute geht es mir etwas besser, obgleich ich eine schlechte Nacht gehabt habe. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d3c57c3b-1e47-44ad-9fc9-09d7c5c9dc1e">Uhlrich<name key="PSN0115420" style="hidden" type="person">Uhlrich, Wilhelm Carl (1815-1874)</name></persName></hi> war bey mir und will mit tausend Freuden die Stelle annehmen, wenn er sie bekommen kann; woran nicht zu zweifeln ist wenn Du ihn für eben so tüchtig dafür hältst als ich. – Sey so gut mir gleich zu schreiben was Du beschliesssest; willst Du ihn nicht empfehlen so ist seine Unkenntniß des Französischen Entschuldigung genug, auch habe ich ihm<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>natürlicher Weise noch nichts Definitives gesagt; ihm sogar nicht einmal den Namen des H <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f4cf226f-8c6d-4768-8e51-a40e274c17ea">Rymenans<name key="PSN0114384" style="hidden" type="person">Rymenans jun., Bernard Eugène jun. (1813-1865)</name></persName></hi> genannt. Letztrer könnte sich später zu Deiner allerseitigen Bequemlichkeit mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0f0d552a-047d-4e5b-9269-0fa0b2986502">Uhlrich<name key="PSN0115420" style="hidden" type="person">Uhlrich, Wilhelm Carl (1815-1874)</name></persName></hi> oder mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d89d4bfd-5fc4-46b3-946a-8e638daa59aa">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> in Correspondenz setzen. Doch alles wie Du meinst. –</p> <p>Meinen <title xml:id="title_fd177d4f-85cb-4555-9e8a-b0e8688a913e">Brief<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="gb-1841-08-25-03" style="hidden" type="letter">Ferdinand David an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 25. August 1841</name></title> nebst <title xml:id="title_d3cf20c0-80d2-4262-b4f5-5f9674c14e21">Orchester-Schreiben<name key="PSN0119395" style="hidden" type="author">Leipzig, Gewandhaus, Orchester</name><name key="gb-1841-08-22-01" style="hidden" type="letter">Gewandhausorchester an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 22. August 1841</name></title> wirst Du erhalten haben. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d36130f0-db22-4b93-af2a-54434910ad6f">Grenser<name key="PSN0111525" style="hidden" type="person">Grenser, Carl Augustin (1794-1864)</name></persName></hi>’s Styl wirst Du wohl nicht erkennen. Er legte mir das Conzept zur Durchsicht vor, ich habe aber kein Wort geändert weil mir die Gesinnung so sehr gefiel und es ja da auf die Worte nicht so genau ankommt. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_85795972-b1cf-4d37-868c-88aad523cdb5">Carusen<name key="PSN0110296" style="hidden" type="person">Carus, Carl Gustav (1789-1869)</name></persName></hi>’s <hi n="1" rend="underline">Rück</hi>zug hindert mich am Weiterschreiben. Drum für heute nur noch die herzlichsten Grüße an Alle die Deinigen und nochmalige Bitte um baldige Beantwortung des <hi rend="latintype">Uhlrich-Reymenan</hi> Punktes von Deinem Freunde </p> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Ferd. David</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>