gb-1841-08-18-01
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Köln, 18. August 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.
Ignaz Seydlitz.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Mendelssohn!
Die warme, so liebevolle Theilnahme welche Sie an meinem guten
tendies.
Schon im vorigen Winter nahmen seine Gichtschmerzen einen bösartigen Charakter an; diese schmerzhaften Blasenhämoroiden gesellten sich hinzu, und in Folge dieser Leiden mußte der gute Vater seit dem ten Januar d. J.r Hergersberg unter Consultation des Geh. Med. Rath Aasse aus
Februarkam hinzu noch eine Brustentzündung, welche zwar durch zwei Aderlässe gehoben wurde, allein der heftig angegriffene Unterleib erholte sich nicht; in Folge der Schwäche
Ungeachtet all dieser körperlichen Leiden hat der Geist des theuren Kranken noch nichts von seiner Kraft verloren; obgleich das Erkennen seines Zustandes sich zuweilen durch melancholische Stimmung kund giebt.
Als die freundlichste und angenehmste Erscheinung schweben Sie, geehrter Herr Mendelssohn ihm häufig vor, und Ihre Briefe ließen ihn jederzeit seine
Ich werde mir die Freiheit nehmen, Sie lieber Herr Mendelssohn, von besondern Veränderungen im Gange der Krankheit unseres guten Vaters zu benachrichtigen. Gott gebe daß ich Ihnen nur Erfreuliches mittheilen kann. Die herben Schläge des Schicksals mit welchen die Vorsehung das menschliche Leben verwebt, werden durch den Trost der Mitmenschen gemildert; dieser Trost aber von so liebevoll theilnehmender Hand wie die Ihrige gemacht, wird zum Balsam; ich kann daher nicht schließen ohne Ihnen im Namen meiner Schwiegermutter und meiner Frau, welche sich den werthen Ihrigen bestens empfehlen, den wärmsten Dank für die
I. Seydlitz.
Kölnd
August1841
Lieber Herr Mendelssohn! Die warme, so liebevolle Theilnahme welche Sie an meinem guten Schwiegervater nahmen, macht es mir doppelt schmerzlich Ihnen in Erwiederung auf Ihre gefällige Zuschrift vom 14ten dies. über seinen Gesundheitszustand leider nur Schlimmes mittheilen zu können. Schon im vorigen Winter nahmen seine Gichtschmerzen einen bösartigen Charakter an; diese schmerzhaften Blasenhämoroiden gesellten sich hinzu, und in Folge dieser Leiden mußte der gute Vater seit dem 1ten Januar d. J. das Zimmer hüten. Die geschikte ärztliche Behandlung durch Dr Hergersberg unter Consultation des Geh. Med. Rath Aasse aus Bonn verbunden mit sorgfältigster Pflege vermochte die Leiden zwar in etwa erträglich zu machen, leider aber nicht das Übel zu heben. Im Februar kam hinzu noch eine Brustentzündung, welche zwar durch zwei Aderlässe gehoben wurde, allein der heftig angegriffene Unterleib erholte sich nicht; in Folge der Schwäche schwollen die Beine an, und um Pfingsten stellte sich leider die Gewißheit ein, das Wassersucht sich auch noch hinzugesellt habe! Der Arzt verlor auch da den Muth noch nicht, und es ging auch anscheinend besser, allein seit etwa 4 Wochen haben sich Fieber eingestellt, welche verharrend einwirken und nach Aussage des Arztes jede Aussicht auf eine gänzliche Wiederherstellung zerstören, von deren mehr oder minder heftigen Auftreten es aber abhängen wird, ob der theure Vater und Freund uns noch auf längere Zeit erhalten werden könne. Die Hoffnung hiezu ist leider aber auch nur sehr schwach, da die Fieberanfälle sich in der letztern Zeit häufig wiederholen, und er noch Vorgestern von einem solchen sehr heftig ergriffen ward, der seine Ermattung und Schwäche bedeutend gesteigert hat. Ungeachtet all dieser körperlichen Leiden hat der Geist des theuren Kranken noch nichts von seiner Kraft verloren; obgleich das Erkennen seines Zustandes sich zuweilen durch melancholische Stimmung kund giebt. Als die freundlichste und angenehmste Erscheinung schweben Sie, geehrter Herr Mendelssohn ihm häufig vor, und Ihre Briefe ließen ihn jederzeit seine körperlichen Leiden vergessen, indem sie ihn in eine schönere Vergangenheit zurückführten; daher werden Sie es mir ganz gewiss nicht übel nehmen, wenn ich Sie recht herzlich bitte ihn doch zuweilen durch Ihre werthen Zuschriften zu erfreuen. Sie können sich leicht denken was unter diesen traurigen Verhältnissen meine Schwiegermutter so wie meine Frau leiden; tröstlich und wahrhaft wunderbar ist es aber wie meine Schwiegermutter in diesen schwierigen Zeiten ihre geistige Kraft wiedergefunden hat, welche sich in der umsichtigsten, aufmerksamsten und liebevollsten Pflege des Kranken an Tag legt. Ich werde mir die Freiheit nehmen, Sie lieber Herr Mendelssohn, von besondern Veränderungen im Gange der Krankheit unseres guten Vaters zu benachrichtigen. Gott gebe daß ich Ihnen nur Erfreuliches mittheilen kann. Die herben Schläge des Schicksals mit welchen die Vorsehung das menschliche Leben verwebt, werden durch den Trost der Mitmenschen gemildert; dieser Trost aber von so liebevoll theilnehmender Hand wie die Ihrige gemacht, wird zum Balsam; ich kann daher nicht schließen ohne Ihnen im Namen meiner Schwiegermutter und meiner Frau, welche sich den werthen Ihrigen bestens empfehlen, den wärmsten Dank für die vielfachen Beweise liebevoller Theilnahme darzubringen und verbleibe mit aufrichtiger Hochachtung stets Ihr ergebener I. Seydlitz. Köln d 18 August 1841.
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