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gb-1841-08-10-01

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Ferdinand David an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Leipzig, 10. August 1841 bälder kann kein Mensch schreiben als ich, denn kaum erhalte ich so eben Deinen lieben Brief der Deine Besorgnisse über Schleinitzens Befinden enthält so setze ich mich schon hin und schreibe Dir; ich erkenne mich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand David in Leipzig; Berlin, 9. August 1841 Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand David in Leipzig; Berlin, 25. August 1841 David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 40/34. Autograph Ferdinand David an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 10. August 1841 bälder kann kein Mensch schreiben als ich, denn kaum erhalte ich so eben Deinen lieben Brief der Deine Besorgnisse über Schleinitzens Befinden enthält so setze ich mich schon hin und schreibe Dir; ich erkenne mich

1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-5 Brieftext; S. 6 Adresse, 2 Poststempel [LEIPZIG / 11 Aug 41], [N 2 / 12/8], Siegel.

Ferdinand David.

Green Books

Teilabschrift (mit Abweichungen) von Fanny Henriette Elisabeth (Lili) Wach, D-LEsm, Stadt- und Landesgeschichte, A/540/2007, S. 97-103. Eckardt, Ferdinand David und die Familie Mendelssohn-Bartholdy, S. 135-138 (Teildruck mit Textabweichungen).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

10. August 1841 David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) counter-resetDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) Leipzig Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland deutsch
Sr Wohlgeboren Herrn Kapellmeister Dr Felix Mendelssohn- Bartholdy in Berlin Leipziger Strasse No 3. franco.
David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) Leipzig d 10ten August 1841. Lieber Mendelssohn,

bälder kann kein Mensch schreiben als ich, denn kaum erhalte ich so eben Deinen lieben Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1841-08-09-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand David in Leipzig; Berlin, 9. August 1841</name> der Deine Besorgnisse über SchleinitzensSchleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881) Befinden enthält so setze ich mich schon hin und schreibe Dir; ich erkenne mich selbst nicht wieder und muß beynahe glaube daß ich meine Handschrift nachgemacht habe. – Schleinitz ist recht wohl und hat sich so gefaßt und ruhig bey dem herben Verlustedem herben Verluste – Der jüngste, in Auerbach lebende Bruder von Heinrich Conrad Schleinitz war vor dem 8. August 1841 gestorben (vgl. dazu Brief gb-1841-08-04-02 Ferdinand David an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 4. August 1841). Dabei handelte es sich jedoch nicht um den Bruder Friedrich Moritz Schleinitz, der in Auerbach als Kantor wirkte. Dieser starb erst 1877. benommen wie ich es kaum erwartet hätte. In den ersten Tagen war er freilich sehr herunter und machte sich Vorwürfe aller Art; indessen jetzt ist seine FrauSchleinitz, Juliane Constanze (1807-1852) wieder da und es geht alles recht gut. Sey also ganz außer Sorge über ihn. Wir haben uns sogar schon wieder gestritten weil ich behauptete daß BanlieueBanlieue – frz., Vorort. in der Leipziger Ztg.<name key="PSN0115295" style="hidden" type="author">Teubner, Benedictus Gotthelf (1784-1856)</name><name key="CRT0113147" style="hidden" type="periodical">Leipziger Zeitung</name> hätte nicht durch „Bannmeile“Bannmeile – Die Bannmeile bezeichnete ein definiertes Gebiet rund um eine Stadt, in dem zum Schutz des eigenen Handels keine fremden Händler ihre Ware feilbieten durften. An großen Markttagen wurde diese Bannmeile aufgehoben. sondern durch WeichbildWeichbild – Unter Weichbild versteht man ein Gebiet, das innerhalb von Orts- oder Stadtgrenzen liegt, ein Gebiet mit eigener Gerichtsbarkeit oder allgemeiner einen städtischen Raum. übersetzt werden sollen; ich habe aber nachgegeben, bin auch gar nicht bitter geworden sondern war ein Lamm, und noch dazu ein geschornes da ich mich heute habe nach der neusten Mode ganz kahl scheeren lassen, welches mir einen sehr dümmlichen Anstrich verleiht. – Deine Schilderungen gewisser Zustände sollen keinem Menschen ausser den von Dir erlaubten, und selbst diesen nur wenn sich es nicht umgehen lässt, bekannt werden, mein Wort darauf! beruhigt seyn wollender Mann. Nimm aber |2| meinen aufrichtigsten Dank für Deine Ausführlichkeit. Du kannst Dir denken wie sehr mir daran liegt gern zu wissen wie es Dir in jeder Beziehung geht. Obgleich ich von Herzen wünsche daß Du wieder zu unsGewandhausLeipzigDeutschland kommst so soll es mich doch sehr freuen wenn Du doch recht ein Schönes treibst dirigirst componirst spielst und allenfalls auch malst, woraus ich mir gerne am wenigsten aus allen Deinen Kunstleistungen mache, wenngleich ich in diesen Tagen habe Dein mir treu verehrtes Gemälde in einen goldnen Rahmen fassenDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) lassen. – Dein Brief an das OrchesterGewandhausLeipzigDeutschland soll morgen cursiren, er ist so lieb und herzlich, wie wir es von Dir gewohnt sind (wenn keine KikseKikse – Spielfehler der Musiker. vorfallen,) ich werde GrenserGrenser, Carl Augustin (1794-1864) in den Kopf setzen daß er Dir im Namen des Orchesters antworten muß damit er doch eine Entschädigung für seine Abwesenheit hat. – Sonnabend soll <hi rend="latintype">Schumanns</hi> <hi rend="latintype">Symphonie</hi><name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name><name key="CRT0110801" style="hidden" type="music">4. Sinfonie d-Moll, op. 120</name>Schumanns Symphonie – Robert Schumann hat die 4. Sinfonie d-Moll, op. 120, von Juni bis September 1841 komponiert und zum Geburtstag seiner Ehefrau Clara Schumann fertiggestellt, aber erst 1851 nach einer umfassenden Überarbeitung und Neuinstrumentation veröffentlicht. probirt werden; ich habe sie heute bey ihm kennen lernen, er hat sie mir vorgepedahlt, es geht mir aber damit wie vor 2 Jahren mit der Schubertschen<name key="PSN0114718" style="hidden" type="author">Schubert, Franz Peter (1797-1828)</name><name key="CRT0110764" style="hidden" type="music">8. Sinfonie C-Dur, D 944 (Große)</name>, die ich auch nach den vielen Lobpreisungen mir noch schöner gedacht hatte. Namentlich vermisse ich Melodie; jedoch will ich nicht vorschnell seyn und erst abwarten bis ich sie vom Orchester gehört habe. – Es ist jetzt ein Pole HrNowakowskyNowakowski (Novakovsky, Nowakowsky), Józef (Josef, Joseph , Jozef) (1800-1865) hier der ein sehr hübsches <hi rend="latintype">Quintett</hi> für Pfte<name key="PSN0120549" style="hidden" type="author">Nowakowski (Novakovsky, Nowakowsky), Józef (Josef, Joseph , Jozef) (1800-1865)</name><name key="CRT0113228" style="hidden" type="music">Klavierquintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass Es-Dur, op. 17</name>Quintett für Pfte – Josef Nowakowskis Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass Es-Dur, op. 17, wurde 1841 bei Friedrich Kistner in Leipzig publiziert (PN 1327). Siehe das Druckexemplar in D-B, Musikabteilung, Mus. 14276.Pfte – Pianoforte. & & bey mir gestern probirt hat; er spielt sehr gut und das StükStück hat mir sehr viel Vergnügen gemacht; es ist natürlich und geschmackvoll behandelt und interessirt vom Anfang bis zum Ende. Bitte setze dieses Urtheil nicht in die Iris<name key="PSN0114136" style="hidden" type="author">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name><name key="CRT0113229" style="hidden" type="periodical">Iris im Gebiete der Tonkunst</name>, an der Du |3| bekanntlich Mitarbeiter bist, versprich es mir zu meiner Beruhigung. – LeipzigLeipzigDeutschland ist ausser sich daß hier in der Brockhausschen Ztg<name key="PSN0110142" style="hidden" type="author">F. A. Brockhaus, Verlagsbuchhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108299" style="hidden" type="periodical">Leipziger Allgemeine Zeitung</name> aus BerlinBerlinDeutschland stand daß Du 3000 rt. Gehalt habest und dem Cultus-MinisteriumKöniglich Preußisches Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- AngelegenheitenBerlinDeutschland zur Disposition gestellt seyst. … Das zur Disposition stellen hat Kistner’sKistner, Carl Friedrich (1797-1844) des alten SchunckSchunck, Friedrich Philipp Daniel (1776-1843) und noch verschiedene andere Gallen erregt. AndereDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) Vernünftige Leute wie SchleinitzSchleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881) und der aller-vernünftigste wie ich halten es für einen blossen technischen Ausdruk und kehren sich überhaupt gar nicht dran. Daß sich übrigens die obigen Herren für 3000 Thaler zu aller möglichen Fis cis gis und Disposition stellen lassen bin ich David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) überzeugt. – Deine Cello-Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_cdee31fe-166f-4117-817f-48adb70b808f"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name> liegt in 4händigem Arrangement zur Ansicht bey mir, sie muß sehr gut arrangirt seyn denn ich kann nicht 3 Takte davon spielen. – Um vom Wetter zu reden kann ich Dir melden daß gestern hier ein Donnerwetter war wie ich kaum eins im TheaterStadttheaterLeipzigDeutschland und nie eins in der Wirklichkeit erlebt habe; Sämmtliche Fenster nach der Nordseite sind mit wenig Ausnahmen in der ganzen Stadt zertrümmert, die Hagelkörner fielen in der Grösse von WallWahlfisch-Eiern, eins dieser Körner liegt zwischen LeipzigLeipzigDeutschland und LindenauLindenauDeutschland und es soll am nächsten Sonntag eine Gemsenjagd darauf veranstaltet werden. Aber ohne Spaß es war ein schlechter Spaß der uns auch 27 Fensterscheiben in Neugroschen übersetzt kostet. Es heißt die Hauswirthe müssten den Schaden tragen, wenn dem so ist so wird mir GerhardGerhard, Wilhelm Christoph Leonhard (1780-1858) wohl die Fenster mit Oelpapier verklebenGerhards GartenLeipzigDeutschland lassen. Eine Madame GeorgiGeorgi, Madame die Du an dem folgenden für eine Sächsin erkennen wirst schreibt der Madame SchleinitzSchleinitz, Juliane Constanze (1807-1852) daß HilfHilf, Christoph Wolfgang (1818-1911) in ReichenbachReichenbachDeutschland Conzert gegeben hat und daß: gleichwie |4| die zarte Motte sich die Schwingen an dem umflatterten Lichte versengt so habe sich auch das zartfühlende Herz des genius beschwingten Geigen-Zauberers von dem Braunkohlen schwarzen Auge eines sittigen Mägdeleins im Lande der VoigteVogtlandDeutschland ansengen lassen; und zwar in einem solchen Grade: daß die wohl zu erlangende Willenskraft, seiner gegeben Zusage gemäß, sich in dem Orte, in welchem es so vielfache Beweise des rührendsten Pumps erhalten sich wieder zur gehörigen Stunde einzufinden, nicht nur gänzlich mangelte, sondern auch dem drückenden Gefühle als undankbar in den Augen seiner Wohlthäter zu erscheinen, kaum zu geben nicht ermangeln konnte. So lautet ungefähr der Bericht und heißt auf Deutsch der Bengel ist nicht bey Trost. – Unsere lieben Nachbaren SchunksSchunck, Familie von → Julius S. sind zurück und sehen vortrefflich wohl aus, wir freuen uns sehr darüber. Heute Abend ist meine FrauDavid, Sophie Wilhelmine (1807-1893), denke Dir! bey ClarussensClarus, Familie von → Johann Christian August C., und auch ich bin zum Abholen eingeladen, welches ich nicht ermangeln werde zu unterlassen da ich zu NowakowskyNowakowski (Novakovsky, Nowakowsky), Józef (Josef, Joseph , Jozef) (1800-1865) ins Hôtel de BavièreHôtel de BavièreLeipzigDeutschland schreitisiren gehe. Sie waren gestern bey uns und freuten sich daß das weisse Taktstöckchen in befreundete Hände übergegangen sey, welche salzlose, aber freundliche Äusserung sie wesentlich von Holländischen Häringen und Componisten unterscheidet. – Im TheaterStadttheaterLeipzigDeutschland studiren wir jetzt die Favorite<name key="PSN0110705" style="hidden" type="author">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name><name key="CRT0113230" style="hidden" type="music">La favorite</name> mit Respekt zu melden, eine verfluchte Oper, die aber sehr vernünftig instrumentirt ist da die erste Geige mehr Pausen als Noten hat, die zweite fidelt halbe Stunden lang in Doppelgriffen während die erste ganz ruhig ihre Familien-Verhältnisse überdenkt bis 2 für den Sänger schwer zu treffende Noten sie aus ihren Träumen zur Arbeit weckt damit der arme Kerl da oben nicht ins Fis (statt in den –) geräth. – Schaudervolles Zeug |5| aber ein recht sittliches Sujet; der Direktor VogelVogel, Johann Karl (1795-1862) hat es schon metrisch für die BürgerschuleLeipziger BürgerschuleLeipzigDeutschland übersetzt, auch soll es den genössischen Gymnasien für den abgeschafftenDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) NiebuhrNiebuhr, Barthold Georg (1776-1831) als Naturgeschichte rekommandirt werden da es namentlich den Paragraphen über die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes mit vieler Gründlichkeit behandelt. – Mit welcher Wonne SchmidtSchmidt, Christian Maria Heinrich (1809-1870) auf diese Oper<name key="PSN0110705" style="hidden" type="author">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name><name key="CRT0113230" style="hidden" type="music">La favorite</name> schimpft und wie viele kleine Finger er drum gäbe wenn er sie gemacht hätte kannst Du Dir denken. – Ich geige jetzt wieder fleissig und habe mir das Beriotsche <hi rend="latintype">H moll</hi> Conzert<name key="PSN0109877" style="hidden" type="author">Bériot, Charles-Auguste de (1802-1870)</name><name key="CRT0108193" style="hidden" type="music">2. Violinkonzert h-Moll, op. 32</name> eingespielt um es diesen Winter im Abonnement ConzertGewandhausLeipzigDeutschland auszuspielen: auch lese ich viele Partituren um Stoff für meine Oeuvres posthumesOeuvres posthumes – frz., Nachgelassene Werke. zu finden: gehe spazieren, gebe Stunden und bin ganz zufrieden, besonders mit allen anderen Leuten. – Die Meinigen sind vollkommen wohl, von den Deinigen hast Du mir kein Wort geschrieben obgleich sie mir bey weitem Interessanter als alle Akademien der Künste sind; sind sie doch selbst eine, könnte ich ohne Übertriebenheit hinzufügen, wenn ich nicht fürchtete für einen Schmeichler gehalten zu werden. Ob mich die EisenbahnEisenbahnDeutschlandDeutschland nicht auch einmal reciproquer-Weise zu einer Deiner in speigenin speigen – zukünftige; von lat. in spe. grossen Aufführungen nach BerlinBerlinDeutschland bringt ist gar nicht im Bereich der Unmöglichkeiten. Mit welcher gespannter Aufmerksamkeit ich da auf das erste Verhauen der Geigen merken werde ist gar nicht zu beschreiben, – Fürs Erste komm Du aber hieher zu uns, alles freut sich schon darauf. GrenserGrenser, Carl Augustin (1794-1864) studirt an einer Rede, PfundtPfundt, Ernst Gotthold Benjamin (1806-1871) sieht sich nach einem Rhinozeros–Fell für den Tusch um, am allermeisten freut sich aber Dein alter Freund

F David
David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)

Meine FrauDavid, Sophie Wilhelmine (1807-1893) würde grüssen wenn sie nicht bey Clarusses wäre. Viele Grüße wieder an Deine liebe Frau und an AlleMendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy.

Wenn Dich meine Briefe nicht enujirenenujiren – (ennujiren) belästigen, langweilen. kannst Du sie Dutzendweis haben und bekommst von halb ist aber auch ein Brief von mir für einen von Dir! – David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)

            Leipzig d 10ten August 1841. Lieber Mendelssohn,
bälder kann kein Mensch schreiben als ich, denn kaum erhalte ich so eben Deinen lieben Brief der Deine Besorgnisse über Schleinitzens Befinden enthält so setze ich mich schon hin und schreibe Dir; ich erkenne mich selbst nicht wieder und muß beynahe glaube daß ich meine Handschrift nachgemacht habe. – Schleinitz ist recht wohl und hat sich so gefaßt und ruhig bey dem herben Verluste benommen wie ich es kaum erwartet hätte. In den ersten Tagen war er freilich sehr herunter und machte sich Vorwürfe aller Art; indessen jetzt ist seine Frau wieder da und es geht alles recht gut. Sey also ganz außer Sorge über ihn. Wir haben uns sogar schon wieder gestritten weil ich behauptete daß Banlieue in der Leipziger Ztg. hätte nicht durch „Bannmeile“ sondern durch Weichbild übersetzt werden sollen; ich habe aber nachgegeben, bin auch gar nicht bitter geworden sondern war ein Lamm, und noch dazu ein geschornes da ich mich heute habe nach der neusten Mode ganz kahl scheeren lassen, welches mir einen sehr dümmlichen Anstrich verleiht. – Deine Schilderungen gewisser Zustände sollen keinem Menschen ausser den von Dir erlaubten, und selbst diesen nur wenn sich es nicht umgehen lässt, bekannt werden, mein Wort darauf! beruhigt seyn wollender Mann. Nimm aber meinen aufrichtigsten Dank für Deine Ausführlichkeit. Du kannst Dir denken wie sehr mir daran liegt gern zu wissen wie es Dir in jeder Beziehung geht. Obgleich ich von Herzen wünsche daß Du wieder zu uns kommst so soll es mich doch sehr freuen wenn Du doch recht ein Schönes treibst dirigirst componirst spielst und allenfalls auch malst, woraus ich mir gerne am wenigsten aus allen Deinen Kunstleistungen mache, wenngleich ich in diesen Tagen habe Dein mir treu verehrtes Gemälde in einen goldnen Rahmen fassen lassen. – Dein Brief an das Orchester soll morgen cursiren, er ist so lieb und herzlich, wie wir es von Dir gewohnt sind (wenn keine Kikse vorfallen, ) ich werde Grenser in den Kopf setzen daß er Dir im Namen des Orchesters antworten muß damit er doch eine Entschädigung für seine Abwesenheit hat. – Sonnabend soll Schumanns Symphonie probirt werden; ich habe sie heute bey ihm kennen lernen, er hat sie mir vorgepedahlt, es geht mir aber damit wie vor 2 Jahren mit der Schubertschen, die ich auch nach den vielen Lobpreisungen mir noch schöner gedacht hatte. Namentlich vermisse ich Melodie; jedoch will ich nicht vorschnell seyn und erst abwarten bis ich sie vom Orchester gehört habe. – Es ist jetzt ein Pole HrNowakowsky hier der ein sehr hübsches Quintett für Pfte & & bey mir gestern probirt hat; er spielt sehr gut und das Stük hat mir sehr viel Vergnügen gemacht; es ist natürlich und geschmackvoll behandelt und interessirt vom Anfang bis zum Ende. Bitte setze dieses Urtheil nicht in die Iris, an der Du bekanntlich Mitarbeiter bist, versprich es mir zu meiner Beruhigung. – Leipzig ist ausser sich daß hier in der Brockhausschen Ztg aus Berlin stand daß Du 3000 rt. Gehalt habest und dem Cultus-Ministerium zur Disposition gestellt seyst. … Das zur Disposition stellen hat Kistner’s des alten Schunck und noch verschiedene andere Gallen erregt. Andere Vernünftige Leute wie Schleinitz und der aller-vernünftigste wie ich halten es für einen blossen technischen Ausdruk und kehren sich überhaupt gar nicht dran. Daß sich übrigens die obigen Herren für 3000 Thaler zu aller möglichen Fis cis gis und Disposition stellen lassen bin ich überzeugt. – Deine Cello-Sonate liegt in 4händigem Arrangement zur Ansicht bey mir, sie muß sehr gut arrangirt seyn denn ich kann nicht 3 Takte davon spielen. – Um vom Wetter zu reden kann ich Dir melden daß gestern hier ein Donnerwetter war wie ich kaum eins im Theater und nie eins in der Wirklichkeit erlebt habe; Sämmtliche Fenster nach der Nordseite sind mit wenig Ausnahmen in der ganzen Stadt zertrümmert, die Hagelkörner fielen in der Grösse von Wallfisch-Eiern, eins dieser Körner liegt zwischen Leipzig und Lindenau und es soll am nächsten Sonntag eine Gemsenjagd darauf veranstaltet werden. Aber ohne Spaß es war ein schlechter Spaß der uns auch 27 Fensterscheiben in Neugroschen übersetzt kostet. Es heißt die Hauswirthe müssten den Schaden tragen, wenn dem so ist so wird mir Gerhard wohl die Fenster mit Oelpapier verkleben lassen. Eine Madame Georgi die Du an dem folgenden für eine Sächsin erkennen wirst schreibt der Madame Schleinitz daß Hilf in Reichenbach Conzert gegeben hat und daß: gleichwie die zarte Motte sich die Schwingen an dem umflatterten Lichte versengt so habe sich auch das zartfühlende Herz des genius beschwingten Geigen-Zauberers von dem Braunkohlen schwarzen Auge eines sittigen Mägdeleins im Lande der Voigte ansengen lassen; und zwar in einem solchen Grade: daß die wohl zu erlangende Willenskraft, seiner gegeben Zusage gemäß, sich in dem Orte, in welchem es so vielfache Beweise des rührendsten Pumps erhalten sich wieder zur gehörigen Stunde einzufinden, nicht nur gänzlich mangelte, sondern auch dem drückenden Gefühle als undankbar in den Augen seiner Wohlthäter zu erscheinen, kaum zu geben nicht ermangeln konnte. So lautet ungefähr der Bericht und heißt auf Deutsch der Bengel ist nicht bey Trost. – Unsere lieben Nachbaren Schunks sind zurück und sehen vortrefflich wohl aus, wir freuen uns sehr darüber. Heute Abend ist meine Frau, denke Dir! bey Clarussens, und auch ich bin zum Abholen eingeladen, welches ich nicht ermangeln werde zu unterlassen da ich zu Nowakowsky ins Hôtel de Bavière schreitisiren gehe. Sie waren gestern bey uns und freuten sich daß das weisse Taktstöckchen in befreundete Hände übergegangen sey, welche salzlose, aber freundliche Äusserung sie wesentlich von Holländischen Häringen und Componisten unterscheidet. – Im Theater studiren wir jetzt die Favorite mit Respekt zu melden, eine verfluchte Oper, die aber sehr vernünftig instrumentirt ist da die erste Geige mehr Pausen als Noten hat, die zweite fidelt halbe Stunden lang in Doppelgriffen während die erste ganz ruhig ihre Familien-Verhältnisse überdenkt bis 2 für den Sänger schwer zu treffende Noten sie aus ihren Träumen zur Arbeit weckt damit der arme Kerl da oben nicht ins Fis (statt in den –) geräth. – Schaudervolles Zeug aber ein recht sittliches Sujet; der Direktor Vogel hat es schon metrisch für die Bürgerschule übersetzt, auch soll es den genössischen Gymnasien für den abgeschafften Niebuhr als Naturgeschichte rekommandirt werden da es namentlich den Paragraphen über die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes mit vieler Gründlichkeit behandelt. – Mit welcher Wonne Schmidt auf diese Oper schimpft und wie viele kleine Finger er drum gäbe wenn er sie gemacht hätte kannst Du Dir denken. – Ich geige jetzt wieder fleissig und habe mir das Beriotsche H moll Conzert eingespielt um es diesen Winter im Abonnement Conzert auszuspielen: auch lese ich viele Partituren um Stoff für meine Oeuvres posthumes zu finden: gehe spazieren, gebe Stunden und bin ganz zufrieden, besonders mit allen anderen Leuten. – Die Meinigen sind vollkommen wohl, von den Deinigen hast Du mir kein Wort geschrieben obgleich sie mir bey weitem Interessanter als alle Akademien der Künste sind; sind sie doch selbst eine, könnte ich ohne Übertriebenheit hinzufügen, wenn ich nicht fürchtete für einen Schmeichler gehalten zu werden. Ob mich die Eisenbahn nicht auch einmal reciproquer-Weise zu einer Deiner in speigen grossen Aufführungen nach Berlin bringt ist gar nicht im Bereich der Unmöglichkeiten. Mit welcher gespannter Aufmerksamkeit ich da auf das erste Verhauen der Geigen merken werde ist gar nicht zu beschreiben, – Fürs Erste komm Du aber hieher zu uns, alles freut sich schon darauf. Grenser studirt an einer Rede, Pfundt sieht sich nach einem Rhinozeros–Fell für den Tusch um, am allermeisten freut sich aber Dein alter Freund
F David
Meine Frau würde grüssen wenn sie nicht bey Clarusses wäre. Viele Grüße wieder an Deine liebe Frau und an Alle.
Wenn Dich meine Briefe nicht enujiren kannst Du sie Dutzendweis haben und bekommst von halb ist aber auch ein Brief von mir für einen von Dir! –          
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August 1841</title> <author key="PSN0110564" resp="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</author> <respStmt> <resp resp="writer"></resp> <persName key="PSN0110564" resp="writer">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</persName> </respStmt> <respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_f06fc345-a81e-4cb3-b1b4-2540bc5c5179"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_ea3bce09-6e77-4681-9e4c-dd323cb9e6a5"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 40/34.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1841-08-10-01" type="letter" xml:id="title_66401156-9d62-4636-b563-101def48c93c">Ferdinand David an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 10. August 1841</title> <incipit>bälder kann kein Mensch schreiben als ich, denn kaum erhalte ich so eben Deinen lieben Brief der Deine Besorgnisse über Schleinitzens Befinden enthält so setze ich mich schon hin und schreibe Dir; ich erkenne mich</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-5 Brieftext; S. 6 Adresse, 2 Poststempel [LEIPZIG / 11 Aug 41], [N 2 / 12/8], Siegel.</p><handDesc hands="1"><p>Ferdinand David.</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl><bibl type="copy_from_foreign_hand">Teilabschrift (mit Abweichungen) von Fanny Henriette Elisabeth (Lili) Wach, D-LEsm, Stadt- und Landesgeschichte, A/540/2007, S. 97-103.</bibl> <bibl type="printed_letter">Eckardt, Ferdinand David und die Familie Mendelssohn-Bartholdy, S. 135-138 (Teildruck mit Textabweichungen).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <projectDesc> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p> </projectDesc> <editorialDecl> <p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1841-08-10" xml:id="date_18e9efc5-e647-4a9c-8dca-270f45538f23">10. August 1841</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110564" resp="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</persName> <note>counter-reset</note><persName key="PSN0110564" resp="writer">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_af6bc9c0-8361-440d-a006-03dec4beb366"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_aac5b195-a54c-4199-9149-b2c5bf7c712f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_857ed512-67e8-4cf8-8b60-79bf8bb232ab"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_08a134e1-eabf-462b-82ab-79104f6cf0ef"> <head> <address> <addrLine>S<hi rend="superscript">r</hi> Wohlgeboren</addrLine> <addrLine>Herrn Kapellmeister <hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi> Felix Mendelssohn</hi>-</addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">Bartholdy</hi> </addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">Berlin</hi> </addrLine> <addrLine>Leipziger Strasse <hi rend="latintype">N<hi rend="superscript">o</hi></hi> 3.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">franco</hi></hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_3769858d-4eaf-4f68-8db4-f1d0801471ee"> <docAuthor key="PSN0110564" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_ae778d7f-1ece-49e1-ac32-b51affe5b969">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110564" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b23d8a45-dec0-4da8-8ad1-de6c629671b2">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</docAuthor> <dateline rend="right"><hi rend="latintype">Leipzig</hi> d <date cert="high" when="1841-08-10" xml:id="date_639f020f-3f03-436a-9132-bc1d94f6665b">10<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">August</hi> 1841</date>.</dateline> <salute rend="left">Lieber <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi>,</salute> <p style="paragraph_without_indent">bälder kann kein Mensch schreiben als ich, denn kaum erhalte ich so eben Deinen lieben <title xml:id="title_3661b0ba-0681-43a5-b285-e8f66380ff92">Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1841-08-09-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand David in Leipzig; Berlin, 9. August 1841</name></title> der Deine Besorgnisse über <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ca94fce4-dc56-4c03-bce0-e14d2a82dbfe">Schleinitzens<name key="PSN0114567" style="hidden" type="person">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName></hi> Befinden enthält so setze ich mich schon hin und schreibe Dir; ich erkenne mich selbst nicht wieder und muß beynahe glaube daß ich meine Handschrift nachgemacht habe. – <hi rend="latintype">Schleinitz</hi> ist recht wohl und hat sich so gefaßt und ruhig bey dem herben Verluste<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_23c8669f-ba52-4ac1-b407-346fd807bc20" xml:lang="de ">dem herben Verluste – Der jüngste, in Auerbach lebende Bruder von Heinrich Conrad Schleinitz war vor dem 8. August 1841 gestorben (vgl. dazu Brief gb-1841-08-04-02 Ferdinand David an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 4. August 1841). Dabei handelte es sich jedoch nicht um den Bruder Friedrich Moritz Schleinitz, der in Auerbach als Kantor wirkte. Dieser starb erst 1877.</note> benommen wie ich es kaum erwartet hätte. In den ersten Tagen war er freilich sehr herunter und machte sich Vorwürfe aller Art; indessen jetzt ist seine <persName xml:id="persName_98ef9d0d-8e32-476b-81fe-052e318f09ab">Frau<name key="PSN0114568" style="hidden" type="person">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName> wieder da und es geht alles recht gut. Sey also ganz außer Sorge über ihn. Wir haben uns sogar schon wieder gestritten weil ich behauptete daß <hi rend="latintype">Banlieue</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c955f55e-e53e-4e7e-a0cc-56a04b65259e" xml:lang="fr ">Banlieue – frz., Vorort.</note> in der <title xml:id="title_6a6b8627-2475-4409-b706-4debac80bc45">Leipziger Ztg.<name key="PSN0115295" style="hidden" type="author">Teubner, Benedictus Gotthelf (1784-1856)</name><name key="CRT0113147" style="hidden" type="periodical">Leipziger Zeitung</name></title> hätte nicht durch „Bannmeile“<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1dbb715c-8c57-4256-a347-81d92b67e09a" xml:lang="de ">Bannmeile – Die Bannmeile bezeichnete ein definiertes Gebiet rund um eine Stadt, in dem zum Schutz des eigenen Handels keine fremden Händler ihre Ware feilbieten durften. An großen Markttagen wurde diese Bannmeile aufgehoben.</note> sondern durch Weichbild<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b0c8b940-41d2-4ac4-8aac-70ce90c6f56c" xml:lang="de ">Weichbild – Unter Weichbild versteht man ein Gebiet, das innerhalb von Orts- oder Stadtgrenzen liegt, ein Gebiet mit eigener Gerichtsbarkeit oder allgemeiner einen städtischen Raum.</note> übersetzt werden sollen; ich habe aber nachgegeben, bin auch gar nicht bitter geworden sondern war ein Lamm, und noch dazu ein geschornes da ich mich heute habe nach der neusten Mode ganz kahl scheeren lassen, welches mir einen sehr dümmlichen Anstrich verleiht. – Deine Schilderungen gewisser Zustände sollen keinem Menschen ausser den von Dir erlaubten, und selbst <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> diesen nur wenn sich es nicht umgehen lässt, bekannt werden, mein Wort darauf! beruhigt seyn wollender Mann. Nimm aber<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>meinen aufrichtigsten Dank für Deine Ausführlichkeit. Du kannst Dir denken wie sehr mir daran liegt gern zu wissen wie es Dir in jeder Beziehung geht. Obgleich ich von Herzen wünsche daß Du wieder zu <placeName xml:id="placeName_d4cd6276-45c1-4b09-86e4-6f4c6c1aa1a3">uns<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="Orchester" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kommst so soll es mich doch sehr freuen wenn Du doch recht ein Schönes treibst dirigirst componirst spielst und allenfalls auch malst, woraus ich mir gerne am wenigsten aus allen Deinen Kunstleistungen mache, wenngleich ich in diesen Tagen habe Dein mir treu verehrtes Gemälde in einen goldnen Rahmen <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> <add place="above">fassen<name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add> lassen. – Dein Brief an das <placeName xml:id="placeName_34a5b76c-b46e-457e-a96a-852e914e4d60">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="Orchester" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> soll morgen cursiren, er ist so lieb und herzlich, wie wir es von Dir gewohnt sind (wenn keine Kikse<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2cea4423-58c4-4132-af14-9cb5c63241ff" xml:lang="de ">Kikse – Spielfehler der Musiker.</note> vorfallen,) ich werde <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_00a179e9-c884-4dce-ad03-ac84d8e70f4e">Grenser<name key="PSN0111525" style="hidden" type="person">Grenser, Carl Augustin (1794-1864)</name></persName></hi> in den Kopf setzen daß er Dir im Namen des Orchesters antworten muß damit er doch eine Entschädigung für seine Abwesenheit hat. – <hi rend="latintype">Sonnabend</hi> soll <title xml:id="title_23516463-94ca-4e93-a83e-f4045198696e"><hi rend="latintype">Schumanns</hi> <hi rend="latintype">Symphonie</hi><name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name><name key="CRT0110801" style="hidden" type="music">4. Sinfonie d-Moll, op. 120</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c9ec16d-a0f4-405d-b1b5-2aa91e76287d" xml:lang="de ">Schumanns Symphonie – Robert Schumann hat die 4. Sinfonie d-Moll, op. 120, von Juni bis September 1841 komponiert und zum Geburtstag seiner Ehefrau Clara Schumann fertiggestellt, aber erst 1851 nach einer umfassenden Überarbeitung und Neuinstrumentation veröffentlicht.</note> probirt werden; ich habe sie heute bey ihm kennen lernen, er hat sie mir vorgepedahlt, es geht mir aber damit wie vor 2 Jahren mit der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_c68bfd17-a8ab-4d36-b4ac-b34c449a0884">Schubertschen<name key="PSN0114718" style="hidden" type="author">Schubert, Franz Peter (1797-1828)</name><name key="CRT0110764" style="hidden" type="music">8. Sinfonie C-Dur, D 944 (Große)</name></title></hi>, die ich auch nach den vielen Lobpreisungen mir noch schöner gedacht hatte. Namentlich vermisse ich Melodie; jedoch will ich nicht vorschnell seyn und erst abwarten bis ich sie vom Orchester gehört habe. – Es ist jetzt ein Pole Hr<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_55f534a3-0f0c-4037-b4b4-620aa46812db">Nowakowsky<name key="PSN0120549" style="hidden" type="person">Nowakowski (Novakovsky, Nowakowsky), Józef (Josef, Joseph , Jozef) (1800-1865)</name></persName></hi> hier der ein <hi n="1" rend="underline">sehr</hi> hübsches <title xml:id="title_aed77b5c-d4c1-46f8-972b-82f70467ea1e"><hi rend="latintype">Quintett</hi> für Pfte<name key="PSN0120549" style="hidden" type="author">Nowakowski (Novakovsky, Nowakowsky), Józef (Josef, Joseph , Jozef) (1800-1865)</name><name key="CRT0113228" style="hidden" type="music">Klavierquintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass Es-Dur, op. 17</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_642ab2aa-8823-43ea-bd37-788e59c754ab" xml:lang="de ">Quintett für Pfte – Josef Nowakowskis Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass Es-Dur, op. 17, wurde 1841 bei Friedrich Kistner in Leipzig publiziert (PN 1327). Siehe das Druckexemplar in D-B, Musikabteilung, Mus. 14276.</note><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ea6becd0-4e0a-4708-8c6d-da5f2b743b51" xml:lang="de ">Pfte – Pianoforte.</note> &amp; &amp; bey mir gestern probirt hat; er spielt sehr gut und das <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_bb4002ab-ce26-4f91-bc93-7fb0f061d59f"><sic resp="writer">Stük</sic><corr resp="editor">Stück</corr></choice> hat mir sehr viel Vergnügen gemacht; es ist natürlich und geschmackvoll behandelt und interessirt vom Anfang bis zum Ende. Bitte setze dieses Urtheil nicht in die <hi rend="latintype"><title xml:id="title_524a5436-56ef-4d15-9ea0-eebdf04bf52f">Iris<name key="PSN0114136" style="hidden" type="author">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name><name key="CRT0113229" style="hidden" type="periodical">Iris im Gebiete der Tonkunst</name></title></hi>, an der Du<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>bekanntlich Mitarbeiter bist, versprich es mir zu meiner Beruhigung. – <placeName xml:id="placeName_8e864c95-ee5e-4500-83de-9a75d071bbcb">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist ausser sich daß hier in der <title xml:id="title_198f40d2-07a9-4979-b5e2-a18494cf30eb">Brockhausschen Ztg<name key="PSN0110142" style="hidden" type="author">F. A. Brockhaus, Verlagsbuchhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108299" style="hidden" type="periodical">Leipziger Allgemeine Zeitung</name></title> aus <placeName xml:id="placeName_ba6bcbea-5c9a-44ca-94af-c1c7727c7e9d">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> stand daß Du 3000 rt. Gehalt habest und dem <placeName xml:id="placeName_55b75fa2-6f8f-4294-9b36-cee13d234a19">Cultus-Ministerium<name key="NST0103270" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußisches Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zur Disposition gestellt seyst. … Das zur Disposition stellen hat <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4614b9cd-78c2-46ee-97c2-37d3d2591f96">Kistner’s<name key="PSN0112402" style="hidden" type="person">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName></hi> des alten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d13cc654-5635-47b6-a893-57be7e14944e">Schunck<name key="PSN0114765" style="hidden" type="person">Schunck, Friedrich Philipp Daniel (1776-1843)</name></persName></hi> und noch verschiedene andere Gallen erregt. <add place="above">Andere<name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add> Vernünftige Leute wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5a5be223-8190-4afc-ba6d-308aacad6a58">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden" type="person">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName></hi> und der aller-vernünftigste wie ich halten es für einen blossen technischen Ausdruk und kehren sich überhaupt gar nicht dran. Daß sich übrigens die obigen Herren für 3000 Thaler zu aller möglichen <hi rend="latintype">Fis cis gis</hi> und Disposition stellen lassen bin ich<add place="above"> <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap><name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add> überzeugt. – Deine <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f761c58c-6fa6-44d5-b86a-28162a14b135">Cello-Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_cdee31fe-166f-4117-817f-48adb70b808f"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title></hi> liegt in 4händigem Arrangement zur Ansicht bey mir, sie muß sehr gut arrangirt seyn denn ich kann nicht 3 Takte davon spielen. – Um vom Wetter zu reden kann ich Dir melden daß gestern hier ein Donnerwetter war wie ich kaum eins im <placeName xml:id="placeName_07a8796a-283f-448f-ae79-dba6ff656e16">Theater<name key="NST0100511" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und nie eins in der Wirklichkeit erlebt habe; Sämmtliche Fenster nach der Nordseite sind mit wenig Ausnahmen in der ganzen Stadt zertrümmert, die Hagelkörner fielen in der Grösse von <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_b9587757-7c98-4ff8-a27d-ec62886217c0"><sic resp="writer">Wall</sic><corr resp="editor">Wahl</corr></choice>fisch-Eiern, eins dieser Körner liegt zwischen <placeName xml:id="placeName_7745517b-4ded-4b5d-b6fa-ddd85b5d7382">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_292a24ca-5827-499a-abdc-36ecf80e3e8b">Lindenau<settlement key="STM0104547" style="hidden" type="locality">Lindenau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> und es soll am nächsten <date cert="high" when="1841-08-15" xml:id="date_0c2fd422-f2bc-48ba-a708-9bb56fbe09c2">Sonntag</date> eine Gemsenjagd darauf veranstaltet werden. Aber ohne Spaß es war ein schlechter Spaß der uns auch 27 Fensterscheiben in Neugroschen übersetzt kostet. Es heißt die Hauswirthe müssten den Schaden tragen, wenn dem so ist so wird mir <persName xml:id="persName_6e11efdf-7ab3-4525-bdc9-5a64153d165a">Gerhard<name key="PSN0111349" style="hidden" type="person">Gerhard, Wilhelm Christoph Leonhard (1780-1858)</name></persName> wohl die <placeName xml:id="placeName_49d06c4b-cd0a-462c-84cd-f4baa78bb281">Fenster mit Oelpapier verkleben<name key="SGH0103715" style="hidden" subtype="" type="sight">Gerhards Garten</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> lassen. Eine <persName xml:id="persName_df0d3474-c330-4f30-a804-eb6c1219f839">Madame <hi rend="latintype">Georgi</hi><name key="PSN0120550" style="hidden" type="person">Georgi, Madame</name></persName> die Du an dem folgenden für eine Sächsin erkennen wirst schreibt der <persName xml:id="persName_5a09b562-1f4a-4369-91cb-a814c51e4898">Madame <hi rend="latintype">Schleinitz</hi><name key="PSN0114568" style="hidden" type="person">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName> daß <persName xml:id="persName_37fb8d29-0a85-4cf8-8ae6-8c62971c2d04">Hilf<name key="PSN0111994" style="hidden" type="person">Hilf, Christoph Wolfgang (1818-1911)</name></persName> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_80fc7484-26c6-4b87-9447-4f3842b663eb">Reichenbach<settlement key="STM0105467" style="hidden" type="locality">Reichenbach</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> Conzert gegeben hat und daß: gleichwie<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>die zarte Motte sich die Schwingen an dem umflatterten Lichte versengt so habe sich auch das zartfühlende Herz des genius beschwingten Geigen-Zauberers von dem Braunkohlen schwarzen Auge eines sittigen Mägdeleins im <placeName xml:id="placeName_ee9f0057-936d-4e44-b9cb-59d333d5f206">Lande der <hi rend="latintype">Voigte</hi><settlement key="STM0105156" style="hidden" type="region">Vogtland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ansengen lassen; und zwar in einem solchen Grade: daß die wohl zu erlangende Willenskraft, seiner gegeben Zusage gemäß, sich in dem Orte, in welchem es so vielfache Beweise des rührendsten Pumps erhalten sich wieder zur gehörigen St<unclear reason="covering" resp="FMBC">unde</unclear> einzufinden, nicht nur gänzlich mangelte, sondern auch dem drückenden Gefühle als undankbar in den Augen seiner Wohlthäter zu erscheinen, kaum zu geben nicht ermangeln konnte. So lautet ungefähr der Bericht und heißt auf Deutsch der Bengel ist nicht bey Trost. – Unsere lieben Nachbaren <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6341deb7-7dae-4cd7-8c01-d5d404a85193">Schunks<name key="PSN0114760" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Julius S.</name></persName></hi> sind zurück und sehen vortrefflich wohl aus, wir freuen uns sehr darüber. Heute Abend ist meine <persName xml:id="persName_41fcadca-b397-464b-a429-22cca17cc563">Frau<name key="PSN0110574" style="hidden" type="person">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName>, denke Dir! bey <persName xml:id="persName_e26fe817-cac6-40f5-a8cb-905186032061">Clarussens<name key="PSN0110403" style="hidden" type="person">Clarus, Familie von → Johann Christian August C.</name></persName>, und auch ich bin zum <hi n="1" rend="underline">Abholen</hi> eingeladen, welches ich nicht ermangeln werde zu unterlassen da ich zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_22ff025f-3a8e-46f0-bc60-e9d614b7acce">Nowakowsky<name key="PSN0120549" style="hidden" type="person">Nowakowski (Novakovsky, Nowakowsky), Józef (Josef, Joseph , Jozef) (1800-1865)</name></persName></hi> ins <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_2de62f41-d88e-4792-83bb-002f7528d5fa">Hôtel de Bavière<name key="NST0100515" style="hidden" subtype="" type="institution">Hôtel de Bavière</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> schreitisiren gehe. Sie waren <date cert="high" when="1841-08-09" xml:id="date_1cc45051-b780-4ffa-a4c7-19a8e4119980">gestern</date> bey uns und freuten sich daß das weisse Taktstöckchen in befreundete Hände übergegangen sey, welche salzlose, aber freundliche Äusserung sie wesentlich von Holländischen Häringen und Componisten unterscheidet. – Im <placeName xml:id="placeName_aa51e3e8-e73d-4bae-a491-11cfc1724082">Theater<name key="NST0100511" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> studiren wir jetzt die <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f516f64f-ce3d-4728-a833-408d5264d453">Favorite<name key="PSN0110705" style="hidden" type="author">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name><name key="CRT0113230" style="hidden" type="music">La favorite</name></title></hi> mit Respekt zu melden, eine verfluchte Oper, die aber sehr vernünftig instrumentirt ist da die erste Geige mehr Pausen als Noten hat, die zweite fidelt halbe Stunden lang in Doppelgriffen während die erste ganz ruhig ihre Familien-Verhältnisse überdenkt bis 2 für den Sänger schwer zu treffende Noten sie aus ihren Träumen zur Arbeit weckt damit der arme Kerl da oben nicht ins <hi rend="latintype">Fis</hi> (statt in den –) geräth. – Schaudervolles Zeug<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg>aber ein recht sittliches <hi rend="latintype">Sujet</hi>; der Direktor <persName xml:id="persName_a85b7eb3-5a7a-41ce-8438-1f9ae07f3b73">Vogel<name key="PSN0118516" style="hidden" type="person">Vogel, Johann Karl (1795-1862)</name></persName> hat es schon metrisch für die <placeName xml:id="placeName_32b9aa04-59ce-477f-a826-d10ed8b431c2">Bürgerschule<name key="NST0105468" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">Leipziger Bürgerschule</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> übersetzt, auch soll es den genössischen Gymnasien für den <add place="above">abgeschafften<name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5e9252e6-9650-4aaf-a48c-36d95a448abe">Niebuhr<name key="PSN0117713" style="hidden" type="person">Niebuhr, Barthold Georg (1776-1831)</name></persName></hi> als Naturgeschichte rekommandirt werden da es namentlich den Paragraphen über die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes mit vieler Gründlichkeit behandelt. – Mit welcher Wonne <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_73c08178-adfe-42d6-a7a4-ac51efce4ab6">Schmidt<name key="PSN0114609" style="hidden" type="person">Schmidt, Christian Maria Heinrich (1809-1870)</name></persName></hi> auf diese <title xml:id="title_1b7e8166-6ae8-4b70-8ec6-a693bd59d9e5">Oper<name key="PSN0110705" style="hidden" type="author">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name><name key="CRT0113230" style="hidden" type="music">La favorite</name></title> schimpft und wie viele kleine Finger er drum gäbe wenn er sie gemacht hätte kannst Du Dir denken. – Ich geige jetzt wieder fleissig und habe mir das <title xml:id="title_54507099-0695-4dde-b38e-76e2df7db156">Beriotsche <hi rend="latintype">H moll</hi> Conzert<name key="PSN0109877" style="hidden" type="author">Bériot, Charles-Auguste de (1802-1870)</name><name key="CRT0108193" style="hidden" type="music">2. Violinkonzert h-Moll, op. 32</name></title> eingespielt um es diesen Winter im <placeName xml:id="placeName_5604d7cf-4f27-424e-bb01-fc2c2f314ffa">Abonnement <hi rend="latintype">Conzert</hi><name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> auszuspielen: auch lese ich viele Partituren um Stoff für meine <hi rend="latintype">Oeuvres posthumes</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e5a9a733-8e70-459d-9559-66a9f3632b6b" xml:lang="fr ">Oeuvres posthumes – frz., Nachgelassene Werke.</note> zu finden: gehe spazieren, gebe Stunden und bin ganz zufrieden, besonders mit allen anderen Leuten. – Die Meinigen sind vollkommen wohl, von den Deinigen hast Du mir kein Wort geschrieben obgleich sie mir bey weitem Interessanter als alle Akademien der Künste sind; sind sie doch selbst eine, könnte ich ohne Übertriebenheit hinzufügen, wenn ich nicht fürchtete für einen Schmeichler gehalten zu werden. Ob mich die <placeName xml:id="placeName_19b556ae-44fe-4301-a16a-5c7f6aa62ee8">Eisenbahn<name key="NST0105353" style="hidden" subtype="" type="institution">Eisenbahn</name><settlement key="STM0104839" style="hidden" type="country">Deutschland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nicht auch einmal <hi rend="latintype">reciproquer</hi>-Weise zu einer Deiner in speigen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6b863369-b933-4db2-a9c3-bcc9209ba039" xml:lang="la ">in speigen – zukünftige; von lat. in spe.</note> grossen Aufführungen nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_ad0a9c31-52de-454e-8bdf-18c328396d7e">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> bringt ist gar nicht im Bereich der Unmöglichkeiten. Mit welcher gespannter Aufmerksamkeit ich da auf das erste Verhauen der Geigen merken werde ist gar nicht zu beschreiben, – <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> Fürs Erste komm Du aber hieher zu uns, alles freut sich schon darauf. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_06ac54d8-5d50-4e57-8309-bd5cb706a05b">Grenser<name key="PSN0111525" style="hidden" type="person">Grenser, Carl Augustin (1794-1864)</name></persName></hi> studirt an einer Rede, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3ab1fb44-c460-4d47-ac52-89c73eef614d">Pfundt<name key="PSN0113855" style="hidden" type="person">Pfundt, Ernst Gotthold Benjamin (1806-1871)</name></persName></hi> sieht sich nach einem Rhinozeros–Fell für den Tusch um, am allermeisten freut sich aber Dein alter Freund </p> <signed rend="right">F David</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_af9acc9d-241f-4feb-861c-0f9bcfc22c32"> <docAuthor key="PSN0110564" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_a2428396-3bd5-4be0-9537-d65deb4574e3">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110564" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_c4c0267c-c1d7-47e4-a82b-ac67c0459b80">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Meine <persName xml:id="persName_e71dffd8-cdd0-4dfa-a693-81fa40375c36">Frau<name key="PSN0110574" style="hidden" type="person">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName> würde grüssen wenn sie nicht bey Clarusses wäre. Viele Grüße wieder an <persName xml:id="persName_8e371467-4bdc-4e14-bf31-7a25e593d32b">Deine liebe Frau und an Alle<name key="PSN0113242" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName>. </p> <p> <add place="margin">Wenn Dich meine Briefe nicht enujiren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_494356f8-fd96-4122-98e7-3b116ef335ae" xml:lang="de ">enujiren – (ennujiren) belästigen, langweilen. </note> kannst Du sie Dutzendweis haben und bekommst <gap quantity="11" reason="covering" unit="words"></gap> von halb ist aber auch <gap quantity="1" reason="covering" unit="lines"></gap> ein Brief von mir für einen von Dir! – <name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add> </p> </div> </body> </text></TEI>