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gb-1841-08-04-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet und Anna Elisabeth Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Heringsdorf, 4. August 1841, und Swinemünde, 5. August 1841 Zum erstenmal heute, dicht die Nachtigall schlug, dabei Mine den Kasten ins Freie trug, und diesen Lichtmoment des Wetters und folglich meiner Laune benutze ich, Dich und die Deinigen in Berlin, herzlich willkommen zu heißen. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Heringsdorf; Berlin, 30. Juli 1841 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Heringsdorf; Berlin, 10. August 1841 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

GroßbritannienOxfordGB-ObOxford, Bodleian LibraryMusic SectionM.D.M. d. 40/25 und M.D.M. d. 40/27.AutographRebecka Lejeune Dirichlet und Anna Elisabeth Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Heringsdorf, 4. August 1841, und Swinemünde, 5. August 1841Zum erstenmal heute, dicht die Nachtigall schlug, dabei Mine den Kasten ins Freie trug, und diesen Lichtmoment des Wetters und folglich meiner Laune benutze ich, Dich und die Deinigen in Berlin, herzlich willkommen zu heißen.

1 Doppelbl. (d. 40/25) und 1 Bl. (d. 40/27): S. 1-6 Brieftext; S. 6 Adresse von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand mit Zusatz von fremder Hand, 2 Poststempel [SWINEMÜNDE / 5/8], [N 5 / 6/8], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet, Anna Elisabeth Lejeune Dirichlet.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. und 5. August 1841 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) Heringsdorf Deutschland Swinemünde Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland deutsch
Herrn Kapellmeister Mendelssohn Bartholdy in Berlin Leipziger Str. no. 3 frei.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Heringsdorf, d. 4ten August.

Zum erstenmal heute, dicht die Nachtigall schlug, dabei MineMine, Bedienstete der → Familie Lejeune Dirichlet in Berlin (1835/1836/1843) den Kasten ins Freie trug, und diesen Lichtmoment des Wetters und folglich meiner Laune benutze ich, Dich und die DeinigenMendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in BerlinBerlinDeutschland, herzlich willkommen zu heißen. Macht es Euch bei mir nur so bequem, wie irgend möglich, komponire den Sopha in tausend Stücken, ein jedes Tausendstel eine Million! Und denkt zuweilen an mich, wenn ihr sehr dummes Zeug oder sehr schöne Musik macht; beim ersteren werdet ihr mich wohl zuweilen vermissen, beim zweiten schon weniger, ich aber Euch, und stören thu ich grade auch nicht. Nun October wird auch kommen, und sollte der hundertjährige Kalender Recht behalten, sollte sich das Wetter von heut an bekehren wie es allen Anschein hat, so wird mir die Zeit bis dahin so angenehm vergehen, wie es nur immer ohne meine liebe Familie möglich. Heut war ein göttlicher Morgen, 14 Schaluppen bewegten sich dicht unter unsern Fenstern, und holten mit langen Haken Steine aus dem Meeresgrund. Sogar unser Wasserträger wurde poetisch, und machte mich drauf aufmerksam, wie die Leute ihr Loot aus dem tiefsten Meeresgrunde heraufholten, und wie das zugleich so schön aussähe. Ich frug jeden Fischer, wie das Wetter würde, und sie gaben alle Hoffnung. Also will ich auch hoffen. Wundre Dich nicht, lauter Wetter zu hören, es ist hier ein |2| zu wesentlicher Antheil, alle Wohnungen sind darauf eingerichtet, daß man nicht drin ist, die Actien am Strand, die HeringsdorferHeringsdorfDeutschland Börse, springen und fallen mit dem Nebel und Barometer, Wetter, Wetter ist die Losung. Und sollte sich der Himmel unsrer erbarmen und uns durch einen schönen Herbst für den traurigen Sommer entschädigen, so wünschte ich wohl, daß die arme Mde. FregeFrege, Virginie Livia (seit 1886) von (1818-1891) hierher käme, die Gegend, die Luft, das ganze ruhige Leben hier hat eine eigne erheiternde Kraft, insofern überhaupt Äußerlichkeiten auf ein gebeugtes Gemüth einwirken können, und was in meiner Macht steht, ihr hülfreich zu seyn, das soll gewiß geschehn. Nur sind bis zum 15ten keine Wohnungen hier disponibel, von da ab aber noch 2 recht hübsche, eine davon habe ich gebeten, nicht ohne mein Vorwissen binnen acht Tagen zu vermiethen, ohne mich aber deshalb zu binden. Ist es recht so?

Dein „zu Füßen legen“ hat MamaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) mit den Strümpfen eben sowohl geworben, als ich mit dem Kleide, es war aus façon de parlerfaçon de parler – frz., so kann man es auch nennen. mit dem Kreis, und Du hast Dich wunderschön ausgedrückt. Aber von wegen der bekannten Geschichte mit VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835): schenk mir eine Uhr, ist es immer mehr zu thun als ob mans nicht verstände. In was für Variationen bist Du denn gerathen? Ich bin eine pommersche Gans und weiß von gar nichts. Variire doch das Thema: Es regiert wenn es regieren will. Aber im Ernst schreibe mir ein Recept oder einen Steckbrief zu Deinen Variationen, so bist Du mir ganz neu.

DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) läßt sehr grüßen, er wird, wenn sein Urlaub nicht verlängert wird, am 13ten zurückreisen. Heut Nachmittag lies’t er den Egmont<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name> vor, zum Besten einiger unglücklicher verkrüppelter Fischerkinder hier, für die |3| aus der Einnahme ein kleiner fonds gebildet, und jährlich von den Badegästen dazu gesammelt werden soll. Dieses tritt an die Stelle des frohseligen Geburtstags, der sonst mit Essen und Tanzen hier gefeiert wurde, und wo die Kinder jeder eine Schürze und ein Tuch bekommen, das sie gleich drauf am Strand verloren. Ist das nicht recht hübsch, so was wird hier an der Börse ausgeheckt, gestern waren schon 95 Thaler beisammen. AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) wird gewiss denken denkt gewissDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) bei Inspectors wird gelesen, aber nein, noch vornehmer, Herr v. BülowBülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846) hat seinen Saal eingeräumet. Ich habe zwar gegen Egmont protestirt, und ein moralisches patriotisches Stück genannt, bin aber überstimmt worden. Wie das Alles bestimmt war, wurden wir so vergnügt, daß DevrDevrient, Philipp Eduard (1801-1877). noch herauflief, einstimmige Lieder holte, damit verscheuchten wir die drohenden Wolken, sangen uns einen Sonnenuntergang herbei, und saßen zusammen am Meere, bis es finster ward. Herr Lenke aus StettinStettinDeutschland sang Tenor, für FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) diese Notiz, das Nächstemal wird aber Herr HoppeHoppe, Eduard Hans (1808-1893) singen. Besagte Fanny, Dein Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0113220" style="hidden" type="music">»Traurige Wege« für eine Singstimme und Klavier HU 380 (28. Juli 1841)</name>Dein Lied – Gemeint ist vermutlich Fanny Hensels Lied »Traurige Wege« für Singstimme und Klavier HU 380 auf einen Text von Nikolaus Lenau, das am 28. Juli 1841 entstanden ist. ist sehr zweckmäßig und hübsch, und sehr nett klingend. Und Alle danken vielmal, ich auch für den lieben Brief und antworten nächstens. Wenn Du wieder mit DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) Lohn oder Geben mit uns studirst, und Dissertationen sprichst, so lobe ihn wegen seines fleißigen Schreibens; eben kommt wieder ein Brief von ihm, und sage ihm, die wollnen Strümpfe bezögen sich nur auf seine Person, sonst hätte ichs besonders bemerkt. Wenn er aber noch Raum für 3 PfundPfund – Rebecka Lejeune Dirichlet benutzte das gebräuchliche Gewichts-Abkürzungszeichen. Palmnachtlichte hat, so soll er selbige mitbringen, und soviel Bonbons und Kuchen er will, Hunger hat man immer hier zu Lande, oder zur See. Das Dampfschiff Dronning Maria geht den Donnerstag Mittag um 12 von StettinStettinDeutschland ab; ich höre aber hier, daß der Landweg über AnclamAnklamDeutschland oder WolgastWolgastDeutschland nicht unpractikabel sey, vielleicht paßt ihm das besser. Auf jeden Fall aber möchte ich genau wissen, wann und wie er kommt. WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) macht bei WarschauerWarschauer, Herr recht gute Fortschritte, jeden Morgen bis 11 laß ich ihn lesen, deutsch und französisch, dann geh ich baden, und er läuft, klettert auf die sauren Kirschbäume, plappert, schreit, springt bis Abends spät. Unser ErnstchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Ernst Gustav Paul (1840-1868) hat Zähnchen, und ist so lustig und rothbäckig, daß es eine |4| wahre Freude ist; HeringsdorfHeringsdorfDeutschland ist überhaupt eine grandiose Kinderstube. Nun grüß mir alle Deinigen und Meinigen; sage DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) ich freute mich nicht wenig drauf, ihn Donnerstag vom Dampfboot abzuholen, die boccia Kugeln liegen parat, und wird gut Wetter, so soll er sich auch amüsiren. Marie MendelssohnWarschauer, Marie Josephine (1822-1891) schreibt mir aus Königsberg, JacobyJacoby, Johann (1805-1877) sey nach BerlinBerlinDeutschland gereis’t, habt ihr nichts davon gehört? Tinchen kommt gewiß nur nicht her, weil Herr GothenbeutelGothenbeutel, Herr nicht hier ist. Adieu adieu. Die Nachschrift hinter Mamas Brief gilt nicht, ich habe ganz in Verdruß über das unaufhörliche Wetter einen so Brief geschrieben, daß ich ihn heut nicht abschicke, dazu gehört es, es ist aber ungehörig. Nun gehts ins Freie, adieu.

Rebecka Lejeune Dirichlet
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)

Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 40/27.|5| Da es sich mit den Strümpfen so verhält, daß mir diese zum Geschenk bestimmt waren, so sage ich Ihnen mein lieber Herr KapellemeisterKapellmeister meinen allerschönsten Dank dafür. Freuen Sie sich aber, daß Sie nicht mehr in LeipzigLeipzigDeutschland sind, denn sonst könnte es der alten mamaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) leicht einfallen, sich mehr so hübsche Sachen von Ihnen zu erbitten, da man solche auf eine so angenehme Weise von dort erhält.

Wäre das Wetter so geblieben wie es bei unserer Ankunft war so hätten wir gewiß viel angenehmes über unsern hiesigen Aufenthalt zu berichten; jezt aber, wo es seit beinahe 3 Wochen ununterbrochen regnet und stürmt, dabei mitunter so kalt wie im December ist, da kann man nur jammern und klagen, das einzige gute ist, daß alle Wiederwärtigkeiten einen sehr schönen Einfluß auf unser aller Appetit ausüben, so das Essen und Trinken unser Genuß und Vergnügen ausmachen. Heute ist Vollmond eingetreten und demmach soll das Wetter beßer werden; wir wollen also hoffen daß der August sich ein bischen beßer wie sein Vorgänger benehmen, und uns mit Sonnenschein und Wärme erfreuen wird, damit man doch endlich einmal, einige Ausflüge auf der schönen Insel machen kann.

Ihre liebe FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), so wie alle dorten, bittet aufs herzlichste zu grüßen Ihre Sie liebende mama Dirichletmama Dirichlet – darunter am Seitenrand Vermerk »verte« von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) 5. August 1841

|6| Ich muß noch einmal wiederholen, daß alle für FregesFrege, Familie von → Christian Gottlob F. (1778-1855) getroffne Maßangabe durchaus nicht hir gefallen, damit sie nicht herkommen wollen; ich habe es nur aus Vorsicht gethan, damit sie nicht von PutbusPutbusDeutschland weggehen und riskiren, hier abgewiesen zu werden. Aber wie gesagt, fest gemacht habe ich gar nichts.

Rebecka Lejeune Dirichlet
            Heringsdorf, d. 4ten August. Zum erstenmal heute, dicht die Nachtigall schlug, dabei Mine den Kasten ins Freie trug, und diesen Lichtmoment des Wetters und folglich meiner Laune benutze ich, Dich und die Deinigen in Berlin, herzlich willkommen zu heißen. Macht es Euch bei mir nur so bequem, wie irgend möglich, komponire den Sopha in tausend Stücken, ein jedes Tausendstel eine Million! Und denkt zuweilen an mich, wenn ihr sehr dummes Zeug oder sehr schöne Musik macht; beim ersteren werdet ihr mich wohl zuweilen vermissen, beim zweiten schon weniger, ich aber Euch, und stören thu ich grade auch nicht. Nun October wird auch kommen, und sollte der hundertjährige Kalender Recht behalten, sollte sich das Wetter von heut an bekehren wie es allen Anschein hat, so wird mir die Zeit bis dahin so angenehm vergehen, wie es nur immer ohne meine liebe Familie möglich. Heut war ein göttlicher Morgen, 14 Schaluppen bewegten sich dicht unter unsern Fenstern, und holten mit langen Haken Steine aus dem Meeresgrund. Sogar unser Wasserträger wurde poetisch, und machte mich drauf aufmerksam, wie die Leute ihr Loot aus dem tiefsten Meeresgrunde heraufholten, und wie das zugleich so schön aussähe. Ich frug jeden Fischer, wie das Wetter würde, und sie gaben alle Hoffnung. Also will ich auch hoffen. Wundre Dich nicht, lauter Wetter zu hören, es ist hier ein zu wesentlicher Antheil, alle Wohnungen sind darauf eingerichtet, daß man nicht drin ist, die Actien am Strand, die Heringsdorfer Börse, springen und fallen mit dem Nebel und Barometer, Wetter, Wetter ist die Losung. Und sollte sich der Himmel unsrer erbarmen und uns durch einen schönen Herbst für den traurigen Sommer entschädigen, so wünschte ich wohl, daß die arme Mde. Frege hierher käme, die Gegend, die Luft, das ganze ruhige Leben hier hat eine eigne erheiternde Kraft, insofern überhaupt Äußerlichkeiten auf ein gebeugtes Gemüth einwirken können, und was in meiner Macht steht, ihr hülfreich zu seyn, das soll gewiß geschehn. Nur sind bis zum 15ten keine Wohnungen hier disponibel, von da ab aber noch 2 recht hübsche, eine davon habe ich gebeten, nicht ohne mein Vorwissen binnen acht Tagen zu vermiethen, ohne mich aber deshalb zu binden. Ist es recht so?
Dein „zu Füßen legen“ hat Mama mit den Strümpfen eben sowohl geworben, als ich mit dem Kleide, es war aus façon de parler mit dem Kreis, und Du hast Dich wunderschön ausgedrückt. Aber von wegen der bekannten Geschichte mit Vater: schenk mir eine Uhr, ist es immer mehr zu thun als ob mans nicht verstände. In was für Variationen bist Du denn gerathen? Ich bin eine pommersche Gans und weiß von gar nichts. Variire doch das Thema: Es regiert wenn es regieren will. Aber im Ernst schreibe mir ein Recept oder einen Steckbrief zu Deinen Variationen, so bist Du mir ganz neu.
Devrient läßt sehr grüßen, er wird, wenn sein Urlaub nicht verlängert wird, am 13ten zurückreisen. Heut Nachmittag lies’t er den Egmont vor, zum Besten einiger unglücklicher verkrüppelter Fischerkinder hier, für die aus der Einnahme ein kleiner fonds gebildet, und jährlich von den Badegästen dazu gesammelt werden soll. Dieses tritt an die Stelle des frohseligen Geburtstags, der sonst mit Essen und Tanzen hier gefeiert wurde, und wo die Kinder jeder eine Schürze und ein Tuch bekommen, das sie gleich drauf am Strand verloren. Ist das nicht recht hübsch, so was wird hier an der Börse ausgeheckt, gestern waren schon 95 Thaler beisammen. Albertine wird gewiss denken denkt gewiss bei Inspectors wird gelesen, aber nein, noch vornehmer, Herr v. Bülow hat seinen Saal eingeräumet. Ich habe zwar gegen Egmont protestirt, und ein moralisches patriotisches Stück genannt, bin aber überstimmt worden. Wie das Alles bestimmt war, wurden wir so vergnügt, daß Devr. noch herauflief, einstimmige Lieder holte, damit verscheuchten wir die drohenden Wolken, sangen uns einen Sonnenuntergang herbei, und saßen zusammen am Meere, bis es finster ward. Herr Lenke aus Stettin sang Tenor, für Fanny diese Notiz, das Nächstemal wird aber Herr Hoppe singen. Besagte Fanny, Dein Lied ist sehr zweckmäßig und hübsch, und sehr nett klingend. Und Alle danken vielmal, ich auch für den lieben Brief und antworten nächstens. Wenn Du wieder mit Dirichlet Lohn oder Geben mit uns studirst, und Dissertationen sprichst, so lobe ihn wegen seines fleißigen Schreibens; eben kommt wieder ein Brief von ihm, und sage ihm, die wollnen Strümpfe bezögen sich nur auf seine Person, sonst hätte ichs besonders bemerkt. Wenn er aber noch Raum für 3 Pfund Palmnachtlichte hat, so soll er selbige mitbringen, und soviel Bonbons und Kuchen er will, Hunger hat man immer hier zu Lande, oder zur See. Das Dampfschiff Dronning Maria geht den Donnerstag Mittag um 12 von Stettin ab; ich höre aber hier, daß der Landweg über Anclam oder Wolgast nicht unpractikabel sey, vielleicht paßt ihm das besser. Auf jeden Fall aber möchte ich genau wissen, wann und wie er kommt. Walter macht bei Warschauer recht gute Fortschritte, jeden Morgen bis 11 laß ich ihn lesen, deutsch und französisch, dann geh ich baden, und er läuft, klettert auf die sauren Kirschbäume, plappert, schreit, springt bis Abends spät. Unser Ernstchen hat Zähnchen, und ist so lustig und rothbäckig, daß es eine wahre Freude ist; Heringsdorf ist überhaupt eine grandiose Kinderstube. Nun grüß mir alle Deinigen und Meinigen; sage Dirichlet ich freute mich nicht wenig drauf, ihn Donnerstag vom Dampfboot abzuholen, die boccia Kugeln liegen parat, und wird gut Wetter, so soll er sich auch amüsiren. Marie Mendelssohn schreibt mir aus Königsberg, Jacoby sey nach Berlin gereis’t, habt ihr nichts davon gehört? Tinchen kommt gewiß nur nicht her, weil Herr Gothenbeutel nicht hier ist. Adieu adieu. Die Nachschrift hinter Mamas Brief gilt nicht, ich habe ganz in Verdruß über das unaufhörliche Wetter einen so Brief geschrieben, daß ich ihn heut nicht abschicke, dazu gehört es, es ist aber ungehörig. Nun gehts ins Freie, adieu.
Rebecka Lejeune Dirichlet
 Da es sich mit den Strümpfen so verhält, daß mir diese zum Geschenk bestimmt waren, so sage ich Ihnen mein lieber Herr Kapellemeister meinen allerschönsten Dank dafür. Freuen Sie sich aber, daß Sie nicht mehr in Leipzig sind, denn sonst könnte es der alten mama leicht einfallen, sich mehr so hübsche Sachen von Ihnen zu erbitten, da man solche auf eine so angenehme Weise von dort erhält.
Wäre das Wetter so geblieben wie es bei unserer Ankunft war so hätten wir gewiß viel angenehmes über unsern hiesigen Aufenthalt zu berichten; jezt aber, wo es seit beinahe 3 Wochen ununterbrochen regnet und stürmt, dabei mitunter so kalt wie im December ist, da kann man nur jammern und klagen, das einzige gute ist, daß alle Wiederwärtigkeiten einen sehr schönen Einfluß auf unser aller Appetit ausüben, so das Essen und Trinken unser Genuß und Vergnügen ausmachen. Heute ist Vollmond eingetreten und demmach soll das Wetter beßer werden; wir wollen also hoffen daß der August sich ein bischen beßer wie sein Vorgänger benehmen, und uns mit Sonnenschein und Wärme erfreuen wird, damit man doch endlich einmal, einige Ausflüge auf der schönen Insel machen kann.
Ihre liebe Frau, so wie alle dorten, bittet aufs herzlichste zu grüßen Ihre Sie liebende mama Dirichlet
5. August 1841 Ich muß noch einmal wiederholen, daß alle für Freges getroffne Maßangabe durchaus nicht hir gefallen, damit sie nicht herkommen wollen; ich habe es nur aus Vorsicht gethan, damit sie nicht von Putbus weggehen und riskiren, hier abgewiesen zu werden. Aber wie gesagt, fest gemacht habe ich gar nichts.
Rebecka Lejeune Dirichlet          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1841-08-04-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1841-08-04-01" xml:id="title_8d98a8aa-a5ed-43f8-b9d4-2e93bff9b2f9">Rebecka Lejeune Dirichlet und Anna Elisabeth Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Heringsdorf, 4. August 1841, und Swinemünde, 5. 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(d. 40/27): S. 1-6 Brieftext; S. 6 Adresse von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand mit Zusatz von fremder Hand, 2 Poststempel [SWINEMÜNDE / 5/8], [N 5 / 6/8], Siegel. </p><handDesc hands="2"><p>Rebecka Lejeune Dirichlet, Anna Elisabeth Lejeune Dirichlet.</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc><history><provenance> <p>Green Books</p> </provenance></history></msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <projectDesc> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p> </projectDesc> <editorialDecl> <p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1841-08-04" xml:id="date_3709cf21-5c6e-41e8-8cc6-dc6be00fecf4">4.</date> und <date cert="high" when="1841-08-05" xml:id="date_2c46ee11-42ab-4c6f-95b5-5ee32790ad53">5. August 1841</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110667" resp="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</persName> <persName key="PSN0110673" resp="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0110667" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_8fc4a1a7-440e-4f8d-a6f9-9b0682906cd3"> <settlement key="STM0104559">Heringsdorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_c088fda6-08cc-4ac1-91a5-1508a2d15c62"> <settlement key="STM0104711">Swinemünde</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_7a65b5cc-ac82-482c-b203-a52f1b135aab">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_6e90d65d-3c00-4c7a-a390-718334f47397"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_1d622d18-b31b-4838-88e5-08146d58556e"> <head> <address> <addrLine>Herrn Kapellmeister <hi rend="latintype">Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Berlin</hi></addrLine> <addrLine>Leipziger Str. <hi rend="latintype">no</hi>. 3</addrLine> <addrLine>frei.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_933c5af5-74c9-446a-b0fa-6527a3e87357"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_1fbe5649-b47b-466f-b6ea-bddde8b87bf5">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b85dc97c-2e3f-493c-b587-d497a531915e">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Heringsdorf, d. <date cert="high" when="1841-08-04" xml:id="date_dfad6379-ccff-40de-a000-0c26ea39e60a">4ten August</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Zum erstenmal <date cert="high" when="1841-08-04" xml:id="date_fae7fafa-a5c7-4c06-b611-3b6b0e3b5c52">heute</date>, dicht die Nachtigall schlug, dabei <persName xml:id="persName_aefca463-ee81-4ebd-bf13-793d4e65d60b">Mine<name key="PSN0113355" style="hidden" type="person">Mine, Bedienstete der → Familie Lejeune Dirichlet in Berlin (1835/1836/1843)</name></persName> den Kasten ins Freie trug, und diesen Lichtmoment des Wetters und folglich meiner Laune benutze ich, <persName xml:id="persName_83ad900e-3f58-4c97-9d49-1a507750ede4">Dich und die Deinigen<name key="PSN0113242" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_85e4ef48-b9f2-434c-b075-2437d2b34429">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, herzlich willkommen zu heißen. Macht es Euch bei mir nur so bequem, wie irgend möglich, komponire den Sopha in tausend Stücken, ein jedes Tausendstel eine <hi rend="latintype">Million</hi>! Und denkt zuweilen an mich, wenn ihr sehr dummes Zeug oder sehr schöne Musik macht; beim ersteren werdet ihr mich wohl zuweilen vermissen, beim zweiten schon weniger, ich aber Euch, und stören thu ich grade auch nicht. Nun October wird auch kommen, und sollte der hundertjährige Kalender Recht behalten, sollte sich das Wetter von heut an bekehren wie es allen Anschein hat, so wird mir die Zeit bis dahin so angenehm vergehen, wie es nur immer ohne meine liebe Familie möglich. <date cert="high" when="1841-08-04" xml:id="date_4db33ed4-5ccf-4fb9-88fe-869c8d459125">Heut</date> war ein göttlicher Morgen, 14 Schaluppen bewegten sich dicht unter unsern Fenstern, und holten mit langen Haken Steine aus dem Meeresgrund. Sogar unser Wasserträger wurde poetisch, und machte mich drauf aufmerksam, wie die Leute ihr Loot aus dem tiefsten Meeresgrunde heraufholten, und wie das zugleich so schön aussähe. Ich frug jeden Fischer, wie das Wetter würde, und sie gaben alle Hoffnung. Also will ich auch hoffen. Wundre Dich nicht, lauter Wetter zu hören, es ist hier ein<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>zu wesentlicher Antheil, alle Wohnungen sind darauf eingerichtet, daß man nicht drin ist, die Actien am Strand, die <placeName xml:id="placeName_37948b75-76fa-473d-896b-e259a0fc7429">Heringsdorfer<settlement key="STM0104559" style="hidden" type="locality">Heringsdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Börse, springen und fallen mit dem Nebel und Barometer, Wetter, Wetter ist die Losung. Und sollte sich der Himmel unsrer erbarmen und uns durch einen schönen Herbst für den traurigen Sommer entschädigen, so wünschte ich wohl, daß die arme <persName xml:id="persName_61a21017-6bca-4910-ad2f-6988b0a47ef2">Mde. <hi rend="latintype">Frege</hi><name key="PSN0111175" style="hidden" type="person">Frege, Virginie Livia (seit 1886) von (1818-1891)</name></persName> hierher käme, die Gegend, die Luft, das ganze ruhige Leben hier hat eine eigne erheiternde Kraft, insofern überhaupt Äußerlichkeiten auf ein gebeugtes Gemüth einwirken können, und was in meiner Macht steht, ihr hülfreich zu seyn, das soll gewiß geschehn. Nur sind bis zum <date cert="high" when="1841-08-15" xml:id="date_457e5e1d-5cb5-4a9e-9bee-288253aa0a58">15ten</date> keine Wohnungen hier disponibel, von da ab aber noch 2 recht hübsche, eine davon habe ich gebeten, nicht ohne mein Vorwissen binnen acht Tagen zu vermiethen, ohne mich aber deshalb zu binden. Ist es recht so?</p> <p>Dein „zu Füßen legen“ hat <persName xml:id="persName_95145cd4-c617-491d-a509-d7375876f567">Mama<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName> mit den Strümpfen eben sowohl geworben, als ich mit dem Kleide, es war aus <hi rend="latintype">façon de parler</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e4c3e9dc-cfea-42fc-a199-44816affba29" xml:lang="fr ">façon de parler – frz., so kann man es auch nennen.</note> mit dem Kreis, und Du hast Dich wunderschön ausgedrückt. Aber von wegen der bekannten Geschichte mit <persName xml:id="persName_f7233d1b-043b-4a67-9622-5452d21c1106">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>: schenk mir eine Uhr, ist es immer mehr zu thun als ob mans nicht verstände. In was für Variationen bist Du denn gerathen? Ich bin eine pommersche Gans und weiß von gar nichts. Variire doch das Thema: Es regiert wenn es regieren will. Aber im Ernst schreibe mir ein Recept oder einen Steckbrief zu Deinen Variationen, <hi n="1" rend="underline">so</hi> bist Du mir ganz neu.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b5608b8d-2c45-4f67-82b0-9b3096a9bf09">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName></hi> läßt sehr grüßen, er wird, wenn sein Urlaub nicht verlängert wird, am <date cert="high" when="1841-08-13" xml:id="date_2c4a2a9a-f1d7-497c-a0c7-8c6f936a27f2">13ten</date> zurückreisen. Heut Nachmittag <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> lies’t er den <hi rend="latintype"><title xml:id="title_ba6a1070-d8db-43f7-b6a9-5613309389e6">Egmont<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name></title></hi> vor, zum Besten einiger unglücklicher verkrüppelter Fischerkinder hier, für die<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>aus der Einnahme ein kleiner <hi rend="latintype">fonds</hi> gebildet, und jährlich von den Badegästen dazu gesammelt werden soll. Dieses tritt an die Stelle des frohseligen Geburtstags, der sonst mit Essen und Tanzen hier gefeiert wurde, und wo die Kinder jeder eine Schürze und ein Tuch bekommen, das sie gleich drauf am Strand verloren. Ist das nicht recht hübsch, so was wird hier an der Börse ausgeheckt, gestern waren schon 95 Thaler beisammen. <persName xml:id="persName_d9e1c523-5f4d-4eb9-b360-c92abf070230">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> wird <unclear reason="deletion" resp="FMBC">gewiss denken</unclear> denkt <add place="above">gewiss<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add> bei Inspectors wird gelesen, aber nein, noch vornehmer, <persName xml:id="persName_f4607734-b763-4ccd-b3db-5901d10b458e">Herr v. Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden" type="person">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName> hat seinen Saal eingeräumet. Ich habe zwar gegen <hi rend="latintype">Egmont</hi> protestirt, und ein moralisches patriotisches Stück genannt, bin aber überstimmt worden. Wie das Alles bestimmt war, wurden wir so vergnügt, daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b3d05556-2195-4dc4-aaf1-2c20312a5e4c">Devr<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName></hi>. noch herauflief, einstimmige Lieder holte, damit verscheuchten wir die drohenden Wolken, sangen uns einen Sonnenuntergang herbei, und saßen zusammen am Meere, bis es finster ward. Herr Lenke aus <placeName xml:id="placeName_34c4c543-2307-434d-8a6d-4981aea2f1b3">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sang Tenor, für <persName xml:id="persName_dc1921eb-5023-4487-93fa-91e18670084a">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> diese Notiz, das Nächstemal wird aber Herr <persName xml:id="persName_516f6e68-00e6-4bf2-9374-9ddca6583b48">Hoppe<name key="PSN0112083" style="hidden" type="person">Hoppe, Eduard Hans (1808-1893)</name></persName> singen. Besagte Fanny, <title xml:id="title_83d3844a-d2af-4a6a-869a-fd80f1497218">Dein Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0113220" style="hidden" type="music">»Traurige Wege« für eine Singstimme und Klavier HU 380 (28. Juli 1841)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_03b34277-c2d6-48ba-9f36-2dbf71a97509" xml:lang="de ">Dein Lied – Gemeint ist vermutlich Fanny Hensels Lied »Traurige Wege« für Singstimme und Klavier HU 380 auf einen Text von Nikolaus Lenau, das am 28. Juli 1841 entstanden ist.</note> ist sehr zweckmäßig und hübsch, und sehr nett klingend. Und Alle danken vielmal, ich auch für den lieben Brief und antworten nächstens. Wenn Du wieder mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f903f27a-f791-4e35-a709-73b716dd381e">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> Lohn oder Geben mit uns studirst, und Dissertationen sprichst, so lobe ihn wegen seines fleißigen Schreibens; eben kommt wieder ein Brief von ihm, und sage ihm, die wollnen Strümpfe bezögen sich nur auf seine Person, sonst hätte ichs besonders bemerkt. Wenn er aber noch Raum für 3 Pfund<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_2fa2a2b6-ffb4-4370-94f1-9bfd6a52a015" xml:lang="de ">Pfund – Rebecka Lejeune Dirichlet benutzte das gebräuchliche Gewichts-Abkürzungszeichen.</note> Palmnachtlichte hat, so soll er selbige mitbringen, und soviel Bonbons und Kuchen er will, Hunger hat man immer hier zu Lande, oder zur See. Das Dampfschiff <hi rend="latintype">Dronning Maria</hi> geht den <date cert="high" when="1841-08-12" xml:id="date_2f7cf90a-f6e1-45fd-a294-a51a8b23b8da">Donnerstag</date> Mittag um 12 von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_0c855b25-f5ae-42de-bff1-4c8dae2ae20e">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> ab; ich höre aber hier, daß der Landweg über <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_ae678a05-18e8-42c5-ac76-cd9b76542403">Anclam<settlement key="STM0100586" style="hidden" type="locality">Anklam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> oder <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_72f85152-1b93-463a-9636-34a4f61c2756">Wolgast<settlement key="STM0103423" style="hidden" type="locality">Wolgast</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> nicht unpractikabel sey, vielleicht paßt ihm das besser. Auf jeden Fall aber möchte ich genau wissen, wann und wie er kommt. <persName xml:id="persName_a9dc57b3-265c-48e4-94d0-770371285bcd">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> macht bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_693e31f9-371b-47ee-888e-5aeaea8ea016">Warschauer<name key="PSN0120544" style="hidden" type="person">Warschauer, Herr</name></persName></hi> recht gute Fortschritte, jeden Morgen bis 11 laß ich ihn lesen, deutsch und französisch, dann geh ich baden, und er läuft, klettert auf die sauren Kirschbäume, plappert, schreit, springt bis Abends spät. Unser <persName xml:id="persName_a55e3082-c625-4847-9b07-17054f9d7215">Ernstchen<name key="PSN0110668" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Ernst Gustav Paul (1840-1868)</name></persName> hat Zähnchen, und ist so lustig und rothbäckig, daß es eine<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>wahre Freude ist; <placeName xml:id="placeName_2ee1e030-4cb7-4171-9477-529b6664b50a">Heringsdorf<settlement key="STM0104559" style="hidden" type="locality">Heringsdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist überhaupt eine grandiose Kinderstube. Nun grüß mir alle Deinigen und Meinigen; sage <persName xml:id="persName_9aded31b-7e04-4c34-a8bc-f7cedba5cb4a">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> ich freute mich nicht wenig drauf, ihn <date cert="high" when="1841-08-12" xml:id="date_f5ea64c9-ff69-4e6f-9f8e-5cc480da04c3">Donnerstag</date> vom Dampfboot abzuholen, die <hi rend="latintype">boccia</hi> Kugeln liegen parat, und wird gut Wetter, so soll er sich auch amüsiren. <persName xml:id="persName_9313014e-9166-4046-9870-205944867b00">Marie Mendelssohn<name key="PSN0118570" style="hidden" type="person">Warschauer, Marie Josephine (1822-1891)</name></persName> schreibt mir aus Königsberg, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c833f372-9190-4771-92a0-ceed7c00302f">Jacoby<name key="PSN0112194" style="hidden" type="person">Jacoby, Johann (1805-1877)</name></persName></hi> sey nach <placeName xml:id="placeName_dfcf642d-c841-48d9-ab49-a0e38a5b83cf">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gereis’t, habt ihr nichts davon gehört? Tinchen kommt gewiß nur nicht her, weil Herr <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aab8059c-a854-4760-9336-693b39cbbd2f">Gothenbeutel<name key="PSN0120545" style="hidden" type="person">Gothenbeutel, Herr</name></persName></hi> nicht hier ist. <seg type="closer">Adieu adieu.</seg> Die Nachschrift hinter Mamas Brief gilt nicht, ich habe ganz in Verdruß über das unaufhörliche Wetter einen so <gap quantity="1" reason="seal_tear-off" unit="words"></gap> Brief geschrieben, daß ich ihn heut nicht abschicke, dazu gehört es, es ist aber ungehörig. <seg type="closer">Nun gehts ins Freie, adieu.</seg></p> <signed rend="right"> <add resp="FMBC" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add> </signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_930cac0a-fa54-43e9-9209-6f8da906417b"> <docAuthor key="PSN0110667" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_6c94c731-758b-45db-8166-9842d61511a4">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110667" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_525de4b3-ed60-4473-b45b-41baa94763b1">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_d7bca354-6148-4a26-9b16-74e8f69e3e73" xml:lang="de ">Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 40/27.</note>|5| Da es sich mit den Strümpfen so verhält, daß mir diese zum Geschenk bestimmt waren, so sage ich Ihnen mein lieber Herr <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_170fcbdd-7776-41b9-a63d-0257e86524cb"><sic resp="writer">Kapellemeister</sic><corr resp="editor">Kapellmeister</corr></choice> meinen allerschönsten Dank dafür. Freuen Sie sich aber, daß Sie nicht mehr in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_45f4f828-1bb0-4507-9df0-86ecedfc3172">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> sind, denn sonst könnte es der alten <persName xml:id="persName_39df1fd8-f6b9-4f6e-a56f-7531f3e64694"><hi rend="latintype">mama</hi><name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName> leicht einfallen, sich mehr so hübsche Sachen von Ihnen zu erbitten, da man solche auf eine so angenehme Weise von dort erhält.</p> <p>Wäre das Wetter so geblieben wie es bei unserer Ankunft war so hätten wir gewiß viel angenehmes über unsern hiesigen Aufenthalt zu berichten; jezt aber, wo es seit beinahe 3 Wochen ununterbrochen regnet und stürmt, dabei mitunter so kalt wie im <hi rend="latintype">December</hi> ist, da kann man nur jammern und klagen, das einzige gute ist, daß alle Wiederwärtigkeiten einen sehr schönen Einfluß auf unser aller Appetit ausüben, so das Essen und Trinken unser <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> Genuß und Vergnügen ausmachen. Heute ist Vollmond eingetreten und demmach soll das Wetter beßer werden; wir wollen also hoffen daß der August sich ein bischen beßer wie sein Vorgänger benehmen, und uns mit Sonnenschein und Wärme erfreuen wird, damit man doch endlich einmal, einige Ausflüge auf der schönen Insel machen kann.</p> <closer rend="left">Ihre liebe <persName xml:id="persName_085c4b80-6f42-4813-832c-7fc4c7770c37">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, so wie alle dorten, bittet aufs herzlichste zu grüßen Ihre Sie liebende</closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">mama Dirichlet</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5f78fae5-d992-4246-8cc6-241a7d2d96af" xml:lang="de ">mama Dirichlet – darunter am Seitenrand Vermerk »verte« von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand.</note></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_15b0dadc-66c5-474e-a116-80eb91833df0"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_82e70860-3baf-418a-8ddb-9851fdd4e452">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_d488f6e2-5576-4d14-9a39-6fd847b2f784">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right"> <add resp="FMBC" type="editors_addition">5. August 1841</add> </dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg>Ich muß noch einmal wiederholen, daß alle für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8cc7fe6c-26db-40fc-ae13-ff62c2494805">Freges<name key="PSN0111167" style="hidden" type="person">Frege, Familie von → Christian Gottlob F. (1778-1855)</name></persName></hi> getroffne Maßangabe durchaus nicht hir gefallen, damit sie nicht herkommen wollen; ich habe es nur aus Vorsicht gethan, damit sie nicht von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_78ed34ee-4146-468b-868e-5ee7f748358d">Putbus<settlement key="STM0105460" style="hidden" type="locality">Putbus</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> weggehen und riskiren, hier abgewiesen zu werden. Aber wie gesagt, fest gemacht habe ich gar nichts.</p> <signed rend="right"> <add resp="FMBC" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add> </signed> </div> </body> </text></TEI>