gb-1841-06-14-01
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Halle an der Saale, 14. Juni 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [St.Post / 15 JUN / ?], [HALLE / 14/6 / 2-3], [St.Post / ? / 15 JUN], Siegel.
Hugo Hellmar.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Mendelssohn-Bartholdy
Leipzig.
frei
H.D.M.
Sie werden es verzeihen, wenn ich mir die Freiheit nehme, Ihnen ein
Woher ich diesen Wunsch des Publicum’s kenne, fragen Sie – Aus dem Urtheil vieler Musikfreunde in Preußens Hauptstadt, und besonders Rellstab’s, den man als Organ der öffentlichen Stimme betrachten kann. Ich berufe mich hier auf eine seiner
Recensionen, Ihres
Oratoriums„
Paulus“
„Zur letzten Aufführung des diesjährigen Cyclus /1840/ hatte die
Mendelssohn’s
Paulus
in den Theilen der Arbeit besonders, die sich der KirchenmusikComponisten
nichtzunächst einschließen. Zum Theil
für diese Richtung, die der Kunst auch die größten Aufgaben darbietet, sich entschieden auszusprechen scheint. Wenn dem aber so ist, warum hat er uns nicht mit Werken für die Bühne beschenkt? Er machte vor etwa fünfzehn Jahren einen Jugendversuch, den man einen sehr gelungnen nennen konnte. Es ist wahr, man ging höchst vernachlässigend mit demselben um. Allein das Übel, welches diese und ähnliche Unbill veranlaßte, ist, so dünkt uns, jetzt gehoben, wenigstens der Wirkungslosigkeit nahe. Und wenn auch nicht. Die Welt stand dem jungen strebenden Talent offen. Mit ihr mußte es sich messen, sie bezwingen, wieComponisten
gethan. Das bessereWeber
Könnenist nicht ausreichend, es kommt auch auf das wirkliche
Thunan. Und keine Richtung der Musik ist der Hülfe eines bedeutenderen Talents so bedürftig, als gerade die theatralische. An
,Mozart
,Beethoven
,Gluck
und den einzelnen Werken einiger neueren Meister, klammert sie sich jetzt noch allein, als an ihren einzigen Rettungsanker an. Doch man will nicht bloß nicht untergehen, sondern auch vorwärts dringen, noch weiter zielen, will neue Küsten entdecken! Vergeblich aber sieht man sich seit einemCherubini
abweisen.“
Auf einer Reise in
erschien, faßte ich den Entschluß, Ihnen,Rellstab’s
Ich habe den Text schon nach Chören, Arien, Recitativen u. s. w. eingetheilt, wenn auch das Meiste davon musikalisch vermutlich falsch ist, so werden Sie es doch verzeihen, weil es darstellt, wie ich mir das Ganze auf der Bühne gedacht hatte. Sollten Sie geneigt sein, den Stoff einer musikalischen Bearbeitung zu würdigen, so würden Sie mich unendlich glücklich machen, wenn Sie sich herabließen, mich in wenigen Zeilen davon zu benachrichtigen.
Hugo Hellmarstud. jur.
zur Zeit in Halle, von Michealis ab in Berlin.
Halleden
Juni1841
Hochgeehrter Herr! Sie werden es verzeihen, wenn ich mir die Freiheit nehme, Ihnen ein kleines Werk darzureichen, das ich gern als den Faden für eine Perlenreihe Ihrer Musik sehen möchte. Die Entschädigung für diese meine Kühnheit liegt allein in dem allgemeinen dringenden Wunsche, von Ihnen ein dramatisches Werk zu erhalten, von dessen Vortrefflichkeit man im Voraus überzeugt ist. Woher ich diesen Wunsch des Publicum’s kenne, fragen Sie – Aus dem Urtheil vieler Musikfreunde in Preußens Hauptstadt, und besonders Rellstab’s, den man als Organ der öffentlichen Stimme betrachten kann. Ich berufe mich hier auf eine seiner Recensionen, Ihres Oratoriums „Paulus“, die ich abschriftlich hierher setze: „Zur letzten Aufführung des diesjährigen Cyclus /1840/ hatte die Singakademie Mendelssohn’s Paulus gewählt, ein Werk, das wir mit doppeltem Stolz mit künstlerischem und vaterländischem zugleich, hören dürfen. Wir haben uns über die ehrenvolle Rufe, die dasselbe nach unsrer Ansicht unter den Kunsterzeugnissen der neuern Zeit einnimmt, schon wahrhältig ausgesprochen, und wollen daher nicht darauf zurückkommen. Indeß mögen uns doch einige Bemerkungen erlaubt sein. Irrt unser Geschmack und Urtheil nicht, so wächst die Kraft des Componisten in den Theilen der Arbeit besonders, die sich der Kirchenmusik nicht zunächst einschließen. Zum Theil mag dieß darin liegen, daß ein freierer Stil eine mehrfältige Benutzung der musikalischen Mittel und Formen gestattet; doch auch wenn wir davon absehen, scheint uns ein überwiegendes Gelingen auf dieser Seite zu liegen, und somit auch das Talent des Componisten für diese Richtung, die der Kunst auch die größten Aufgaben darbietet, sich entschieden auszusprechen scheint. Wenn dem aber so ist, warum hat er uns nicht mit Werken für die Bühne beschenkt? Er machte vor etwa fünfzehn Jahren einen Jugendversuch, den man einen sehr gelungnen nennen konnte. Es ist wahr, man ging höchst vernachlässigend mit demselben um. Allein das Übel, welches diese und ähnliche Unbill veranlaßte, ist, so dünkt uns, jetzt gehoben, wenigstens der Wirkungslosigkeit nahe. Und wenn auch nicht. Die Welt stand dem jungen strebenden Talent offen. Mit ihr mußte es sich messen, sie bezwingen, wie Weber gethan. Das bessere Können ist nicht ausreichend, es kommt auch auf das wirkliche Thun an. Und keine Richtung der Musik ist der Hülfe eines bedeutenderen Talents so bedürftig, als gerade die theatralische. An Mozart, Beethoven, Gluck, Cherubini und den einzelnen Werken einiger neueren Meister, klammert sie sich jetzt noch allein, als an ihren einzigen Rettungsanker an. Doch man will nicht bloß nicht untergehen, sondern auch vorwärts dringen, noch weiter zielen, will neue Küsten entdecken! Vergeblich aber sieht man sich seit einem Jahrzehend nach einem rettenden steuernden Fall um, der das schwankende Schiff der Bühnenmusik aus den Klippen, an denen es zu zerschellen droht, herausarbeite, und es in eine neue Bahn, würdig daß man ihm darauf folge, lenke. Unser junger berühmter Landsmann hat Kräfte in sich, die ihn dazu zu berufen scheinen, er sollte diesen Beruf nicht abweisen. “ Auf einer Reise in Rügen im vorigen Sommer ward mir die Wunnasage erzählt, die mich als dramatischen und tragischen Stoff begeisterte. Nach Berlin zurückgekehrt arbeitete ich die Sage mit den nothwendigen Abänderungen für eine Oper aus, und als kurz darauf die eben mitgetheilte Kritik Rellstab’s erschien, faßte ich den Entschluß, Ihnen, hochgeehrter Herr, mich mit diesem Versuch zu nahen. Ob er wirklich, oder leicht der musikalischen Behandlung fähig ist, getraue ich mir nicht zu beurtheilen; es würde jedoch Ihrer Schöpferkraft gewiß gelingen, die Schwierigkeiten zu überwinden, und zum Theil durch Änderungen, zu beseitigen. Ich habe den Text schon nach Chören, Arien, Recitativen u. s. w. eingetheilt, wenn auch das Meiste davon musikalisch vermutlich falsch ist, so werden Sie es doch verzeihen, weil es darstellt, wie ich mir das Ganze auf der Bühne gedacht hatte. Sollten Sie geneigt sein, den Stoff einer musikalischen Bearbeitung zu würdigen, so würden Sie mich unendlich glücklich machen, wenn Sie sich herabließen, mich in wenigen Zeilen davon zu benachrichtigen. Genehmigen Sie die ausgezeichnete Hochachtung, mit der ich mich zu zeichnen die Ehre habe Ihren ganz ergebenen Diener Hugo Hellmar stud. jur. zur Zeit in Halle, von Michealis ab in Berlin. Halle den 14ten Juni 1841.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1841-06-14" xml:id="date_ee149b89-144e-4f1d-8a02-d6dbb7d69ddd">14. 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Nach Berlin zurückgekehrt arbeitete ich d<title xml:id="title_bc6a933a-c45c-4eb0-80e6-7485ffd42a64">ie Sage mit den nothwendigen Abänderungen für eine Ope<name key="PSN0120157" style="hidden" type="author">Hellmar, Hugo (1820-1851)</name><name key="CRT0113209" style="hidden" type="dramatic_work">Opernlibretto (Wunnasage), 1841</name></title>r aus, und als kurz darauf die eben mitgetheilte Kritik <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1d8e75d2-0cef-45e6-b969-59326ee729cd">Rellstab’s<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName></hi> erschien, faßte ich den Entschluß, Ihnen,<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>hochgeehrter Herr, mich mit diesem Versuch zu nahen. Ob er wirklich, oder leicht der musikalischen Behandlung fähig ist, getraue ich mir nicht zu beurtheilen; es würde jedoch Ihrer Schöpferkraft gewiß gelingen, die Schwierigkeiten zu überwinden, und zum Theil durch Änderungen, zu beseitigen.</p> <p>Ich habe den Text schon nach Chören, <hi rend="latintype">Arien</hi>, <hi rend="latintype">Recitativen</hi> u. s. w. eingetheilt, wenn auch das Meiste davon musikalisch vermutlich falsch ist, so werden Sie es doch verzeihen, weil es darstellt, wie ich mir das Ganze auf der Bühne gedacht hatte. Sollten Sie geneigt sein, den Stoff einer musikalischen Bearbeitung zu würdigen, so würden Sie mich unendlich glücklich machen, wenn Sie sich herabließen, mich in wenigen Zeilen davon zu benachrichtigen. </p> <closer rend="left">Genehmigen Sie die ausgezeichnete Hochachtung, mit der ich mich zu zeichnen die Ehre habe</closer> <signed rend="center">Ihren</signed> <signed rend="right">ganz ergebenen Diener</signed> <signed rend="right"> <hi n="1" rend="underline"> <hi rend="latintype">Hugo Hellmar</hi> </hi> </signed> <signed rend="right"> <hi rend="latintype">stud. jur.</hi> </signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_c604eb81-10e7-45bd-ac0b-5cbb88510528"> <docAuthor key="PSN0120157" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_353368fa-dbba-440f-8217-b025946aa6eb">Hellmar, Hugo (1820-1851)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0120157" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_e48d4380-2aec-4b0e-a456-3fb117c1fa32">Hellmar, Hugo (1820-1851)</docAuthor> <p style="paragraph_right">zur Zeit in <hi rend="latintype">Halle</hi>, von <hi rend="latintype">Michealis</hi> ab in <hi rend="latintype">Berlin</hi>.</p> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Halle</hi> den <date cert="high" when="1841-06-14" xml:id="date_ccc01989-2fb5-4746-aebd-6ede6f116f19">14ten <hi rend="latintype">Juni</hi> 1841</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>