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gb-1841-06-03-01

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Joseph Mendelssohn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 3. Juni 1841 habe vielen Dank für Dein Briefchen und für die Notiz. ich weiß nicht, ob Benny Kunde von jenem Briefe hat, da wir zu weit von einander entfernt sind als daß ich näher von der redaction Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Mendelssohn in Horchheim; Leipzig, vor dem 3. Juni 1841 Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Mendelssohn in Horchheim; Leipzig, vor dem 3. Juni 1841 Mendelssohn, Joseph (1770-1848) Mendelssohn, Joseph (1770-1848) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

GroßbritannienOxfordGB-ObOxford, Bodleian LibraryMusic SectionM.D.M. d. 39/245.AutographJoseph Mendelssohn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 3. Juni 1841habe vielen Dank für Dein Briefchen und für die Notiz. ich weiß nicht, ob Benny Kunde von jenem Briefe hat, da wir zu weit von einander entfernt sind als daß ich näher von der redaction

1 Bl.: S. 1 Brieftext; S. 2 leer.

Joseph Mendelssohn.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

3. Juni 1841 Mendelssohn, Joseph (1770-1848) counter-resetMendelssohn, Joseph (1770-1848) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Mendelssohn, Joseph (1770-1848) Mendelssohn, Joseph (1770-1848) Lieber guter Felix

habe vielen Dank für Dein Briefchen<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1841-06-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Mendelssohn in Horchheim; Leipzig, vor dem 3. Juni 1841</name> und für die Notiz.Deinen Brief und … die Notiz – Joseph und Georg Benjamin Mendelssohn arbeiteten zu dieser Zeit an der Ausgabe Moses Mendelssohn’s gesammelte Schriften. Nach den Originaldrucken und Handschriften, hrsg. von Georg Benjamin Mendelssohn, 7 Bde., Leipzig 1843-1845. Offenbar hatte Mendelssohn für dieses Werk ein Schriftstück an Joseph Mendelssohn gesandt. Vermutlich handelte es sich um einen an Moses Mendelssohn gerichteten oder von ihm verfassten Brief. ich weiß nicht, ob BennyMendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874) Kunde von jenem Briefe hat, da wir zu weit von einander entfernt sind als daß ich näher von der redaction<name key="PSN0113222" style="hidden" type="author">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name><name key="PSN0113232" style="hidden" type="author">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)</name><name key="CRT0111517" style="hidden" type="science">Moses Mendelssohn’s gesammelte Schriften. Nach den Originaldrucken und Handschriften (Herausgabe)</name> unterrichtet wäre. ich sende ihm alle Notizen und Materialien zu die mir zukommen und so schicke ich ihm auch Deinen Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1841-06-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Mendelssohn in Horchheim; Leipzig, vor dem 3. Juni 1841</name>. Im Sommer hoffe ich mit ihm zusammenzutreffen und mich genau von dem Zustande des Unternehmens zu überzeugen – abgesonderte Materialien sammele ich zur Biographie. was ich bisher habe ist über sein Verhältniß zur jüdischen und zur christlichen Religion so merkwürdiger Art daß ich fest entschloßen bin den Vorsatz aufzugeben die Biographie zu schreiben. heucheln mag ich nichtüber sein Verhältniß zur jüdischen und zur christlichen Religion … heucheln mag ich nicht – Joseph Mendelssohn wusste, dass sein Vater Moses Mendelssohn in mehrerlei Hinsicht nicht die Wahrheit über beider jüdische Religion sagte, um den christlichen Animositäten gegen das Judentum keine Handhabe zu geben. Hatte doch Moses Mendelssohn in der berühmt gewordenen Antwort auf Johann Caspar Lavaters öffentlicher Aufforderung, zum Christentum überzutreten (Moses Mendelssohn an Johann Caspar Lavater, Berlin, den 12. December 1769), u. a. Folgendes geschrieben: »Nach den Grundsätzen meiner Religion soll ich niemand, der nicht nach unserm Gesetze gebohren ist, zu bekehren suchen. Dieser Geist der Bekehrung, dessen Ursprung einige so gern der jüdischen Religion aufbürden möchten, ist derselben gleichwohl schnurstraks zuwider. Alle unsere Rabbinen lehren einmüthig, daß die schriftlichen und mündlichen Gesetze, in welchen unsere geoffenbarte Religion bestehet, nur für unsere Nation verbindlich seyen. […] Wer nach unserm Gesetze nicht gebohren ist, darf auch nicht nach unserm Gesetze leben.« Diese der intellektuellen Aufklärung seiner Zeit liebedienernde Behauptung leistete zwar einen Beitrag zur Versöhnung des Judentums mit den weitgefassten universalistischen Leitsätzen der europäischen Aufklärung, entsprach aber nicht den historischen und biblischen Tatsachen. Ein Wesenszug des Judentums als auserwähltem Volk Gottes war laut der Tora und den großen alttestamentlichen Propheten immer wieder der Vorbildcharakter des jüdischen Volkes für die heidnischen Völker. Bereits in 1. Mose 12,3 heißt es: »Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Völker der Erde!« Ganz in diesem Sinne gab es Konversion, Mission und sogar Zwangsmission wie z. B. unter Aristobulos (104-103 v. Chr.), der ganz Galiläa zwangsjudaisieren ließ. Viele Konvertiten haben das Judentum im Laufe der Geschichte geprägt. Die bekannteste Proselytin der Bibel ist wohl Rut, Angehörige des mit den Israeliten tief verfeindeten Volkes der Moabiter, welche die Stammmutter des Geschlechts König Davids wurde. Etliche bekannte Rabbiner und ihre Vorfahren waren selbst Konvertiten, so der Vater Rabbi Akibas, einer der bedeutendsten Vertreter des rabbinischen Judentums aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, auch der berühmte Thora-Übersetzer Ónkelos, der Prophet Ovádja, oder Rabbi Me’ir, einer der Verfasser der Mischna, der ersten größeren Niederschrift der mündlichen Tora. Traditionsverbundene Juden beten heute noch täglich zu Gott, dass er auch zu den Konvertiten barmherzig sein möge: »Über die Frommen und Gottgeweihten und die Alten deines Volkes, des Hauses Israel, und über die Fremdlinge, die sich aus Frömmigkeit zu dir bekehren, und über uns möge dein Erbarmen rege werden, Ewiger, unser Gott!« Im Talmud lesen wir, Pessachim 87b: »Rabbi Elasar sprach: Der Heilige, gelobt sei er, hat Israel nur darum unter die Völker verbannt, damit ihnen Proselyten hinzugefügt werden, denn es steht geschrieben Ich will sie mir in die Erde einsäen (Hosea 2,25a)«. Laut dem Talmud mussten Heiden nur die jüdischen Religionsgesetze beachten und jüdisch leben, um in die jüdische Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Die von Moses Mendelssohn behauptete Blutlinie über die Mutter als einzigem Kriterium der jüdischen Zugehörigkeit ist in dieser Einseitigkeit also nicht korrekt. Diese wohlmeinende talmudische Praxis der Konversion endete erst mit der Zeit Kaiser Konstantins, der im Jahre 315 n. Chr. die Todesstrafe über die Konversion zum Judentum verhängte – ein Diktum, das sich bis ins Mittelalter fortsetzte, da die christlichen und islamischen Herrscher in der Regel keine Übertritte zum Judentum duldeten und den Übertretenden sowie die gesamte jüdische Gemeinde dafür hart bestraften. Erst mit dieser schrittweisen Distanzierung der jüdischen Welt entstand auch eine zunehmend kritische Einstellung unter der jüdischen Bevölkerung zur Aufnahme von Konvertiten. Zu ergänzen bleibt, dass das Christentum dieses jüdische Credo des auserwählten Volkes Gottes für sich übernommen hat, unter Berufung auf den Juden Jesus Christus, der ganz in jüdischer Tradition die konvertierten Heiden ebenfalls zum Volk Gottes rechnete und in dem Sinne zur Mission aufrief. Dieser jüdische Hintergrund bildet also die Wurzel und Legitimation auch des christlichen Missionsdrangs. und für die Wahrheit die hier ausgesprochen werden müßte, ist unsre Zeit nicht geeignet. Laß das aber lieber Felix! unter uns bleiben. ich habe Dir Dein Geheimniß treu bewahrt und erwarte von Dir das Gleiche in Hinsicht des Meinigen.

Die Zeitungen zerbrechen sich gewaltig den Kopf über Dein Verhältniß mit Preußen,Dein Verhältniß mit Preußen – Basierend auf einem Berufungsangebot des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (am 23. November 1840 durch Ludwig von Massow übermittelt) übersiedelte Mendelssohn mit seiner Familie am 29. Juli 1841 nach Berlin. Die Genehmigung aller dazu wichtigen Voraussetzungen für die Ernennung zum Königlich Preußischen Kapellmeister erfolgte trotz Mendelssohns Vorbehalten erst nach seinem Umzug nach Berlin. So erhielt Mendelssohn die Bestallungsurkunde zum Königlich Preußischen Kapellmeister mit einem Schreiben Eichhorns vom 16. Oktober 1841. Grund für die Verzögerung war, dass die Ordre des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen vom 30. Mai 1841 keine Anordnung zur Verleihung des Titels enthielt. Massow teilte Mendelssohn dies über einen Brief Kortüms an ihn (Brief fmb-1841-06-15-01, Brief Nr. 3176, Z. 26 bis 34) mit, den er seinem eigenen an Mendelssohn vom 14. Juni 1841 (Brief gb-1841-06-14-02) beilegte. sie scheinen aber nicht mehr davon zu wissen als Einer der nichts davon weiß – sehe ich Dich vor d. 15 July wieder hier?

Grüße mir CecilieMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) recht herzlich, ich habe auch wenig hier gesehen, daran ist mein liederliches Leben schuld Dein Onkel Joseph 3 Juny 41
            Lieber guter Felix
habe vielen Dank für Dein Briefchen und für die Notiz. ich weiß nicht, ob Benny Kunde von jenem Briefe hat, da wir zu weit von einander entfernt sind als daß ich näher von der redaction unterrichtet wäre. ich sende ihm alle Notizen und Materialien zu die mir zukommen und so schicke ich ihm auch Deinen Brief. Im Sommer hoffe ich mit ihm zusammenzutreffen und mich genau von dem Zustande des Unternehmens zu überzeugen – abgesonderte Materialien sammele ich zur Biographie. was ich bisher habe ist über sein Verhältniß zur jüdischen und zur christlichen Religion so merkwürdiger Art daß ich fest entschloßen bin den Vorsatz aufzugeben die Biographie zu schreiben. heucheln mag ich nicht und für die Wahrheit die hier ausgesprochen werden müßte, ist unsre Zeit nicht geeignet. Laß das aber lieber Felix! unter uns bleiben. ich habe Dir Dein Geheimniß treu bewahrt und erwarte von Dir das Gleiche in Hinsicht des Meinigen.
Die Zeitungen zerbrechen sich gewaltig den Kopf über Dein Verhältniß mit Preußen, sie scheinen aber nicht mehr davon zu wissen als Einer der nichts davon weiß – sehe ich Dich vor d. 15 July wieder hier?
Grüße mir Cecilie recht herzlich, ich habe auch wenig hier gesehen, daran ist mein liederliches Leben schuld Dein Onkel Joseph
3 Juny 41          
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Hatte doch Moses Mendelssohn in der berühmt gewordenen Antwort auf Johann Caspar Lavaters öffentlicher Aufforderung, zum Christentum überzutreten (Moses Mendelssohn an Johann Caspar Lavater, Berlin, den 12. December 1769), u. a. Folgendes geschrieben: »Nach den Grundsätzen meiner Religion soll ich niemand, der nicht nach unserm Gesetze gebohren ist, zu bekehren suchen. Dieser Geist der Bekehrung, dessen Ursprung einige so gern der jüdischen Religion aufbürden möchten, ist derselben gleichwohl schnurstraks zuwider. Alle unsere Rabbinen lehren einmüthig, daß die schriftlichen und mündlichen Gesetze, in welchen unsere geoffenbarte Religion bestehet, nur für unsere Nation verbindlich seyen. […] Wer nach unserm Gesetze nicht gebohren ist, darf auch nicht nach unserm Gesetze leben.« Diese der intellektuellen Aufklärung seiner Zeit liebedienernde Behauptung leistete zwar einen Beitrag zur Versöhnung des Judentums mit den weitgefassten universalistischen Leitsätzen der europäischen Aufklärung, entsprach aber nicht den historischen und biblischen Tatsachen. Ein Wesenszug des Judentums als auserwähltem Volk Gottes war laut der Tora und den großen alttestamentlichen Propheten immer wieder der Vorbildcharakter des jüdischen Volkes für die heidnischen Völker. Bereits in 1. Mose 12,3 heißt es: »Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Völker der Erde!« Ganz in diesem Sinne gab es Konversion, Mission und sogar Zwangsmission wie z. B. unter Aristobulos (104-103 v. Chr.), der ganz Galiläa zwangsjudaisieren ließ. Viele Konvertiten haben das Judentum im Laufe der Geschichte geprägt. Die bekannteste Proselytin der Bibel ist wohl Rut, Angehörige des mit den Israeliten tief verfeindeten Volkes der Moabiter, welche die Stammmutter des Geschlechts König Davids wurde. Etliche bekannte Rabbiner und ihre Vorfahren waren selbst Konvertiten, so der Vater Rabbi Akibas, einer der bedeutendsten Vertreter des rabbinischen Judentums aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, auch der berühmte Thora-Übersetzer Ónkelos, der Prophet Ovádja, oder Rabbi Me’ir, einer der Verfasser der Mischna, der ersten größeren Niederschrift der mündlichen Tora. Traditionsverbundene Juden beten heute noch täglich zu Gott, dass er auch zu den Konvertiten barmherzig sein möge: »Über die Frommen und Gottgeweihten und die Alten deines Volkes, des Hauses Israel, und über die Fremdlinge, die sich aus Frömmigkeit zu dir bekehren, und über uns möge dein Erbarmen rege werden, Ewiger, unser Gott!« Im Talmud lesen wir, Pessachim 87b: »Rabbi Elasar sprach: Der Heilige, gelobt sei er, hat Israel nur darum unter die Völker verbannt, damit ihnen Proselyten hinzugefügt werden, denn es steht geschrieben Ich will sie mir in die Erde einsäen (Hosea 2,25a)«. Laut dem Talmud mussten Heiden nur die jüdischen Religionsgesetze beachten und jüdisch leben, um in die jüdische Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Die von Moses Mendelssohn behauptete Blutlinie über die Mutter als einzigem Kriterium der jüdischen Zugehörigkeit ist in dieser Einseitigkeit also nicht korrekt. Diese wohlmeinende talmudische Praxis der Konversion endete erst mit der Zeit Kaiser Konstantins, der im Jahre 315 n. Chr. die Todesstrafe über die Konversion zum Judentum verhängte – ein Diktum, das sich bis ins Mittelalter fortsetzte, da die christlichen und islamischen Herrscher in der Regel keine Übertritte zum Judentum duldeten und den Übertretenden sowie die gesamte jüdische Gemeinde dafür hart bestraften. Erst mit dieser schrittweisen Distanzierung der jüdischen Welt entstand auch eine zunehmend kritische Einstellung unter der jüdischen Bevölkerung zur Aufnahme von Konvertiten. Zu ergänzen bleibt, dass das Christentum dieses jüdische Credo des auserwählten Volkes Gottes für sich übernommen hat, unter Berufung auf den Juden Jesus Christus, der ganz in jüdischer Tradition die konvertierten Heiden ebenfalls zum Volk Gottes rechnete und in dem Sinne zur Mission aufrief. Dieser jüdische Hintergrund bildet also die Wurzel und Legitimation auch des christlichen Missionsdrangs.</note> und für die Wahrheit die hier ausgesprochen werden müßte, ist unsre Zeit nicht geeignet. Laß das aber lieber <hi rend="latintype">Felix</hi>! unter uns bleiben. ich habe Dir Dein Geheimniß treu bewahrt und erwarte von Dir das Gleiche in Hinsicht des Meinigen.</p> <p>Die Zeitungen zerbrechen sich gewaltig den Kopf über Dein Verhältniß mit Preußen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_df84eba3-263c-4dfe-b420-d629ba6bc557" xml:lang="de ">Dein Verhältniß mit Preußen – Basierend auf einem Berufungsangebot des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (am 23. November 1840 durch Ludwig von Massow übermittelt) übersiedelte Mendelssohn mit seiner Familie am 29. Juli 1841 nach Berlin. Die Genehmigung aller dazu wichtigen Voraussetzungen für die Ernennung zum Königlich Preußischen Kapellmeister erfolgte trotz Mendelssohns Vorbehalten erst nach seinem Umzug nach Berlin. So erhielt Mendelssohn die Bestallungsurkunde zum Königlich Preußischen Kapellmeister mit einem Schreiben Eichhorns vom 16. Oktober 1841. Grund für die Verzögerung war, dass die Ordre des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen vom 30. Mai 1841 keine Anordnung zur Verleihung des Titels enthielt. Massow teilte Mendelssohn dies über einen Brief Kortüms an ihn (Brief fmb-1841-06-15-01, Brief Nr. 3176, Z. 26 bis 34) mit, den er seinem eigenen an Mendelssohn vom 14. Juni 1841 (Brief gb-1841-06-14-02) beilegte.</note> sie scheinen aber nicht mehr davon zu wissen als Einer der nichts davon weiß – sehe ich Dich vor d. <date cert="high" when="1841-07-15" xml:id="date_d33bd717-46b1-4ca0-9c77-97b5a9a8e5f8">15 July </date>wieder hier?</p> <closer rend="left">Grüße mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_66c4fb58-1d1e-4790-8f9f-8b3492a7e1a7">Cecilie<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> recht herzlich, ich habe auch wenig hier gesehen, daran ist mein liederliches Leben schuld</closer> <signed rend="right">Dein Onkel Joseph</signed> <dateline rend="left"> <date cert="high" when="1841-06-03" xml:id="date_28d5e8ba-24b2-4c0a-a7cc-6dd593fac03f">3 <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Juny</hi> 41</hi></date> </dateline> </div> </body> </text></TEI>