gb-1841-05-24-03
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Berlin, 24. Mai 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [R4 / 24/5 / A. No.4], Siegel.
Friedrich Hieronymus Truhn.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Leipzigerstr.No. 3Hensel.
!
EiltWenn man drei Vierteljahr von Hause gewesen ist, so findet man viel Schererei und Arbeit um in’s alte Gleis zu kommen, daß man nur schwer dazu gelangen kann, seinen Lieblingswünschen Genüge zu leisten, wozu denn bei mir der Wunsch gehört, Sie, hochgeehrter Herr! so oft als es nur angeht zu sehen und zu sprechen. Da ich mich nun überdies gedrungen und genöthigt fühle, Ihnen etwas mitzutheilen, wobei ich Sie nothwendig ohne Zeugen sprechen müßte, so thue ich’s schriftlich der Bequemlichkeit halber, und ersuche Ew. Wohlgeboren so ergebenst als dringend, über diese vertrauensvolle Zeilen die Diskretion zu beobachten, die ich zu öfteren Malen bereits bei Ihnen zu schätzen Gelegenheit fand.
Bevor ich indeß von eigenen Angelegenheiten spreche, will ich mir bescheidenlichst erlauben, Ihnen einige Mittheilungen zu machen, die Ihnen vielleicht bei Ihrer neuen Stellung in Berlin von Nutzen sein können. Es ist möglich, daß ich damit Eulen nach Athen trage, daß Sie bereits besser als ich und jeder andere in Allem unterrichtet sind, und daß Sie meine Bereitwilligkeit Ihnen einen Dienst zu leisten zudringlich und überflüssig finden. Dies letztere würde mir recht sehr leid thun, denn ich wünsche wirklich, auf mein Wort! nicht aus egoistischem Zwecke Ihnen zu nützen, so wenig
Außer Spontini stehen hier Schwachköpfe und Schurken an der Spitze der musikalischen Angelegenheiten.
Spontiniverdient nach meiner Meinung, die ich soeben ganz offen mit meiner Namenschiffre im
am wenigsten ein Künstler billigen können, denn jeder muß sich in dieser niederträchtigen Schwachheit des Componisten der
Augenblickeeiner solchen Machination von Schurken zu unterliegen. Gott wolle das verhüten! Ich habe jenen Scandal hier nicht erlebt, kenne aber ziemlich genau die Triebfedern, die ihn herbeigeführt, und will Ihnen, wenn Sie danach fragen sollten, mündlich davon sprechen. Unerhört ist’s, daß Regisseure
mit Wissen und Bewilligung ihrer Chefsviele Jahre hindurch in gelesenen politischen Zeitungen einen Beamten desselben Instituts auf das Hämischste angreifen und verläumden, bekannten feindlich gesinnten Recensenten in der Stadt jede Verhandlung des Instituts hinterbringen: – kurz den Sturz eines Mannes
auf Schleichwegenherbeiführen, der eigentlich kein anderes Verbrechen begangen hat, als von den, ihm leichtsinnigerweise zugestandenen, Rechte, noch lange nicht den ausgedehntsten Gebrauch gemacht zu haben; denn
Spontini’sContrakt, den der verstorbene
im Auftrage desWitzleben
Die Leute, die diesen Spontini-Scandal herbeigeführt haben, sind auch Ihnen nicht gut gesinnt und ich werde Sie Ihnen mündlich nennen, wie ich Ihnen dann manches werde mitzutheilen haben, was den Raum dieses Papiers weit überschreiten würde, weshalb ich Sie ersuche mir baldigst eine Stunde bestimmen zu lassen wo ich Sie ungestört allein sprechen kann.
Nur so viel, die Opposition gegen diese Musikphilister- und Schurken ist schwach, da sie manche Vortheile in Händen haben, und sich hie und da einzunisten wußten, aber wenn ein Mann wie Sie sich offen diesem Treiben gegenüberstellt, so wird sie stark sein, und das Gute wird siegen. Man wird ohne Zweifel Dehn sei ein Gegner von Ihnen, und das ist gar nicht wahr. Kein Mensch wünscht mehr als
Dehn, daß Sie hier bleiben, und daß dem Treiben der
. (der sich durch seine Selbstsüchtigkeiten in demMarx
etc. jeden ehrenwerthen Charakter entfremdet und sich so der Verachtung preisgegeben hat) nemlich der Garaus gemacht wird. Gerade an
werden Sie einen tüchtigen Vertreter Ihrer Interessen finden. Auch über ihn habe ich mit Ihnen zu reden. Nun komme ich zu meiner Bitte. Meine beschwerlich, in mancher Beziehung, unseelige Reise, habe ich nur unternommen, um meine hiesigen Schulden zu bezahlen, die sich etwa auf 300 rt beliefen. Sie würden nicht so hoch gekommen sein, hätte ich meine etlichen literarischen Arbeiten immer redlich bezahlt bekommen, aber seit drei Jahren habe ich mindestens 250 rt eingebüßt. Hundert allein von derDehn
.france musicale
Ein bestimmtes sicheres Einkommen, und wäre es noch so klein, ist mir durchaus nöthig, und da ich höre, daß vom Juli
ein Feuilleton eingerichtet werden soll, so wäre es mir lieb den musikal. Theil desselben zu erhalten, wozu ich die nöthigen Fähigkeiten zu haben glaube. Man könnte mir zur Probe ¼ Jahr lang jeden Artikel besonders honoriren und, findet man mich brauchbar, mir dann vomJournal de Débats
October
hatte zwar guten Willen, aber weder die Kenntnisse, noch die literarischen Fähigkeiten noch den Muth dazu.Wentzel
Nun ist’s so weit gekommen, daß der bekannte UsedomIhr wirklich ergebner
Montag d 24 Mai 1841 Hochgeehrter Herr! Wenn man drei Vierteljahr von Hause gewesen ist, so findet man viel Schererei und Arbeit um in’s alte Gleis zu kommen, daß man nur schwer dazu gelangen kann, seinen Lieblingswünschen Genüge zu leisten, wozu denn bei mir der Wunsch gehört, Sie, hochgeehrter Herr! so oft als es nur angeht zu sehen und zu sprechen. Da ich mich nun überdies gedrungen und genöthigt fühle, Ihnen etwas mitzutheilen, wobei ich Sie nothwendig ohne Zeugen sprechen müßte, so thue ich’s schriftlich der Bequemlichkeit halber, und ersuche Ew. Wohlgeboren so ergebenst als dringend, über diese vertrauensvolle Zeilen die Diskretion zu beobachten, die ich zu öfteren Malen bereits bei Ihnen zu schätzen Gelegenheit fand. Bevor ich indeß von eigenen Angelegenheiten spreche, will ich mir bescheidenlichst erlauben, Ihnen einige Mittheilungen zu machen, die Ihnen vielleicht bei Ihrer neuen Stellung in Berlin von Nutzen sein können. Es ist möglich, daß ich damit Eulen nach Athen trage, daß Sie bereits besser als ich und jeder andere in Allem unterrichtet sind, und daß Sie meine Bereitwilligkeit Ihnen einen Dienst zu leisten zudringlich und überflüssig finden. Dies letztere würde mir recht sehr leid thun, denn ich wünsche wirklich, auf mein Wort! nicht aus egoistischem Zwecke Ihnen zu nützen, so wenig auch in meinen Kräften steht, sondern weil ich Sie als einen wahrhaften Künstler und geistvollen Mann schätze und verehre und endlich einmal Zeit ist, daß hier das Regiment der Ungesalzenen und Nichtswürdigen zu Ende gehe. Außer Spontini stehen hier Schwachköpfe und Schurken an der Spitze der musikalischen Angelegenheiten. Spontini verdient nach meiner Meinung, die ich soeben ganz offen mit meiner Namenschiffre im Hamburger Correspondenten ausgesprochen habe, nur deshalb entlassen zu werden, weil der Mann nun seit 22 Jahren seine drei Opern dem Publikum hinlänglich oft vordirigirt hat, und weil die Kunst weder als Componist, noch als Lehrer, noch als Dirigent von ihm irgend was Ersprießliches zu erwarten hat. Den Theaterscandal wird kein Gebildeter, am wenigsten ein Künstler billigen können, denn jeder muß sich in dieser niederträchtigen Schwachheit des Componisten der Vestalin gekränkt fühlen, und selbst ein Künstler wie Sie, Mendelssohn ist nicht sicher auf Augenblicke einer solchen Machination von Schurken zu unterliegen. Gott wolle das verhüten! Ich habe jenen Scandal hier nicht erlebt, kenne aber ziemlich genau die Triebfedern, die ihn herbeigeführt, und will Ihnen, wenn Sie danach fragen sollten, mündlich davon sprechen. Unerhört ist’s, daß Regisseure mit Wissen und Bewilligung ihrer Chefs viele Jahre hindurch in gelesenen politischen Zeitungen einen Beamten desselben Instituts auf das Hämischste angreifen und verläumden, bekannten feindlich gesinnten Recensenten in der Stadt jede Verhandlung des Instituts hinterbringen: – kurz den Sturz eines Mannes auf Schleichwegen herbeiführen, der eigentlich kein anderes Verbrechen begangen hat, als von den, ihm leichtsinnigerweise zugestandenen, Rechte, noch lange nicht den ausgedehntsten Gebrauch gemacht zu haben; denn Spontini’s Contrakt, den der verstorbene Witzleben im Auftrage des Königs gemacht, ist das lächerlichste Acktenstück das ich jemals gelesen. Er hätte danach ohne Weiteres die Uebergabe von Festungen dictiren können. Die Leute, die diesen Spontini-Scandal herbeigeführt haben, sind auch Ihnen nicht gut gesinnt und ich werde Sie Ihnen mündlich nennen, wie ich Ihnen dann manches werde mitzutheilen haben, was den Raum dieses Papiers weit überschreiten würde, weshalb ich Sie ersuche mir baldigst eine Stunde bestimmen zu lassen wo ich Sie ungestört allein sprechen kann. Nur so viel, die Opposition gegen diese Musikphilister- und Schurken ist schwach, da sie manche Vortheile in Händen haben, und sich hie und da einzunisten wußten, aber wenn ein Mann wie Sie sich offen diesem Treiben gegenüberstellt, so wird sie stark sein, und das Gute wird siegen. Man wird ohne Zweifel bereits bemüht gewesen sein, Ihnen manche Vorurtheile gegen diesen oder jenen Musiker in Berlin beizubringen, zum Glück wird so etwas bei Ihnen sehr schwer verfangen. Aber ich bin beinahe überzeugt, daß Sie zb. glauben, der Theoretiker Dehn sei ein Gegner von Ihnen, und das ist gar nicht wahr. Kein Mensch wünscht mehr als Dehn, daß Sie hier bleiben, und daß dem Treiben der Bach, Grell, Hahn, Commer, Marx. (der sich durch seine Selbstsüchtigkeiten in dem Schillinschen Lexikon etc. jeden ehrenwerthen Charakter entfremdet und sich so der Verachtung preisgegeben hat) nemlich der Garaus gemacht wird. Gerade an Dehn werden Sie einen tüchtigen Vertreter Ihrer Interessen finden. Auch über ihn habe ich mit Ihnen zu reden. Nun komme ich zu meiner Bitte. Meine beschwerlich, in mancher Beziehung, unseelige Reise, habe ich nur unternommen, um meine hiesigen Schulden zu bezahlen, die sich etwa auf 300 rt beliefen. Sie würden nicht so hoch gekommen sein, hätte ich meine etlichen literarischen Arbeiten immer redlich bezahlt bekommen, aber seit drei Jahren habe ich mindestens 250 rt eingebüßt. Hundert allein von der france musicale. Ein bestimmtes sicheres Einkommen, und wäre es noch so klein, ist mir durchaus nöthig, und da ich höre, daß vom 1 Juli ab, bei der Staatszeitung nach Art des Journal de Débats ein Feuilleton eingerichtet werden soll, so wäre es mir lieb den musikal. Theil desselben zu erhalten, wozu ich die nöthigen Fähigkeiten zu haben glaube. Man könnte mir zur Probe ¼ Jahr lang jeden Artikel besonders honoriren und, findet man mich brauchbar, mir dann vom 1 October einen kleinen Gehalt von etwa 300 rt aufwerfen. Wentzel hatte zwar guten Willen, aber weder die Kenntnisse, noch die literarischen Fähigkeiten noch den Muth dazu. Nun ist’s so weit gekommen, daß der bekannte Spuckschulze, der nach seiner eigenen Aussage kein Jota von Musik versteht über die italienische Oper schreibt in der Staatszeitung. Eine Empfehlung von Ihnen an den Redacteur oder den Currator des Journals Graf Usedom würde gewiß für mich wirksam sein. Mit größter Hochachtung und Verehrung Ihr wirklich ergebner Thierarzeneischulplatz Nr. 4. F. H. Truhn
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1841-05-24" xml:id="date_1ae2c8df-f08f-4b46-9eb0-ed472ccb6fcf">24. 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Da ich mich nun überdies gedrungen und genöthigt fühle, Ihnen etwas mitzutheilen, wobei ich Sie nothwendig ohne Zeugen sprechen müßte, so thue ich’s schriftlich der Bequemlichkeit halber, und ersuche Ew. Wohlgeboren so ergebenst als dringend, über diese vertrauensvolle Zeilen die Diskretion zu beobachten, die ich zu öfteren Malen bereits bei Ihnen zu schätzen Gelegenheit fand.</p> <p>Bevor ich indeß von eigenen Angelegenheiten spreche, will ich mir bescheidenlichst erlauben, Ihnen einige Mittheilungen zu machen, die Ihnen vielleicht bei Ihrer neuen Stellung in Berlin von Nutzen sein können. Es ist möglich, daß ich damit Eulen nach Athen trage, daß Sie bereits besser als ich und jeder andere in Allem unterrichtet sind, und daß Sie meine Bereitwilligkeit Ihnen einen Dienst zu leisten zudringlich und überflüssig finden. 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Ich habe jenen Scandal hier<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4aa315d1-81da-4fee-953b-bde2e4a322a3" xml:lang="de ">jenen Scandal hier – Gaspare Spontini war von 1820 bis 1841 erster Kapellmeister und Generalmusikdirektor des preußischen Hofes. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms III. hatte Spontini mehrere Artikel in Zeitungen veröffentlichen lassen, in denen er dem König vorwarf, die Vertragsbedingungen ihm als Generalmusikdirektor gegenüber nicht erfüllt zu haben. Am 20. Januar 1841 wurde schließlich in der Leipziger Allgemeinen Zeitung eine Erklärung veröffentlicht, in der Spontini den König beschuldigte, ihm nicht wie vertraglich vereinbart jährlich ein Textbuch für eine Oper geliefert zu haben. Diese Anzeige wurde in Berlin als Majestätsbeleidigung aufgefasst. Der Berliner Generalintendant Wilhelm Friedrich von Redern beantragte daraufhin eine »Criminaluntersuchung«. Spontinis Verhalten brachte die öffentliche Meinung gegen ihn auf. Am 2. April 1841 eskalierte die Situation anlässlich einer Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Don Giovanni KV 527, die Spontini im Königlichen Opernhaus dirigierte: »Mit Spannung sah Graf Redern dem Momente entgegen, wo Spontini am Dirigentenpult erscheinen würde. Er kam in Frack, weißer Binde, mit seinem Orden, aber sowie er sich gezeigt hatte, ging ein Sturm des Misfallens durch das ganze Haus los, wie man ihn vordem im Theater noch nie erlebt hatte. Lärm und Geschrei von allen Plätzen des Hauses. Aus dem Parquet, von dem ersten und zweiten Range, von der Galerie, überall der gleiche Ruf: Hinaus! Spontini blieb und bot dem allgemeinen Unwillen Trotz. Er begann die Ouvertüre, von der man nicht einen Tact hörte und gab dann das Zeichen zum Aufziehen des Vorhanges. Aber dieser ging nicht in die Höhe. […] Die Vorstellung sollte erst dann beginnen, wenn bei einer Demonstration Spontini das Orchester verlassen haben würde. Als er jedoch keine Miene dazu machte, entsandte der Polizeichef [Eugen von Puttkamer] den Oberregierungsrath [Christan Philipp] Köhler, um Herrn [Carl August] von Lichtenstein zu veranlassen, Spontini zum Verlassen des Orchesters aufzufordern. Aber der Beamte, der im Parkett war, fand die Thüre nach dem Korridor verschlossen. Man hatte dies in der Vorausbefürchtung gethan, daß Spontini beim Verlassen des Orchesters Insulten von Seite des Publikums ausgesetzt sein möchte. Unterdeß tobte der Sturm während der ganzen Ouvertüre fort und legte sich nicht eher, als bis Spontini das Dirigentenpult verließ und durch eine kleine Thür im Orchester verschwand, die in den Maschinenraum führte. Durch die Thüre entschwand er von diesem Platze für immer. Das war der Abschied Spontinis vom Berliner Publikum« (siehe Redern, Unter drei Königen, S. 223).</note> nicht erlebt, kenne aber ziemlich genau die Triebfedern, die ihn herbeigeführt, und will Ihnen, wenn Sie danach fragen sollten, mündlich davon sprechen. Unerhört ist’s, daß Regisseure <hi n="1" rend="underline">mit Wissen und Bewilligung ihrer Chefs</hi> viele Jahre hindurch in gelesenen politischen Zeitungen einen Beamten desselben Instituts auf das Hämischste angreifen und verläumden, bekannten feindlich gesinnten Recensenten in der Stadt jede Verhandlung des Instituts hinterbringen: – kurz den Sturz eines Mannes <hi n="1" rend="underline">auf Schleichwegen</hi> herbeiführen, der eigentlich kein anderes Verbrechen begangen hat, als von den, ihm leichtsinnigerweise zugestandenen, Rechte, noch lange nicht den ausgedehntsten Gebrauch gemacht zu haben; denn <hi rend="latintype">Spontini’s</hi> Contrakt, den der verstorbene <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a4a9e012-5075-4322-b1ae-6d8defabc475">Witzleben<name key="PSN0115834" style="hidden" type="person">Witzleben, Carl August Friedrich von (Pseud.: August von Tromlitz) (1773-1839)</name></persName></hi> im Auftrage des <persName xml:id="persName_2baa576e-1e29-4fbf-975f-7788eee48b33">Königs<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> gemacht, ist das lächerlichste Acktenstück das ich jemals gelesen. Er hätte danach ohne Weiteres die Uebergabe von Festungen dictiren können. </p> <p>Die Leute, die diesen Spontini-Scandal herbeigeführt haben, sind auch Ihnen nicht gut gesinnt und ich werde Sie Ihnen mündlich nennen, wie ich Ihnen dann manches werde mitzutheilen haben, was den Raum dieses Papiers weit überschreiten würde, weshalb ich Sie ersuche mir <hi n="1" rend="underline">baldigst</hi> eine Stunde bestimmen zu lassen wo ich Sie ungestört allein sprechen kann.</p> <p>Nur so viel, die Opposition gegen diese Musikphilister- und Schurken ist schwach, da sie manche Vortheile in Händen haben, und sich hie und da einzunisten wußten, aber wenn ein Mann wie Sie sich offen diesem Treiben gegenüberstellt, so wird sie stark sein, und das Gute wird siegen. Man wird ohne Zweifel<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>bereits bemüht gewesen sein, Ihnen manche Vorurtheile gegen diesen oder jenen Musiker in <placeName xml:id="placeName_8220dade-aafc-4f0b-b2c3-d70912c94769">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> beizubringen, zum Glück wird so etwas bei Ihnen sehr schwer verfangen. Aber ich bin beinahe überzeugt, daß Sie zb. glauben, der Theoretiker <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1cce7c24-8a31-474d-b731-beebbfa2bcc6">Dehn<name key="PSN0110589" style="hidden" type="person">Dehn, Siegfried Wilhelm (urspr. Samuel) (1799-1858)</name></persName></hi> sei ein Gegner von Ihnen, und das ist gar nicht wahr. Kein Mensch wünscht mehr als <hi rend="latintype">Dehn</hi>, daß Sie hier bleiben, und daß dem Treiben der <persName xml:id="persName_821313e9-ed6c-482c-80b0-8dfa5c5a6367">Bach<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b8efb8ea-12db-486f-b0ac-89e210f0e152">Grell<name key="PSN0111523" style="hidden" type="person">Grell, August Eduard (1800-1886)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5843776f-637e-46b0-b200-156a147f02ca">Hahn<name key="PSN0111664" style="hidden" type="person">Hahn, Carl Theodor (1809-1864)</name></persName>, <persName xml:id="persName_9fe9e460-a180-4e91-820b-2500fda6bcee">Commer<name key="PSN0110446" style="hidden" type="person">Commer, Franz Aloys Theodor (1813-1887)</name></persName>, <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_15cbd00c-5b8c-42da-836d-1f88466d3abd">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName></hi>. (der sich durch seine Selbstsüchtigkeiten in dem <title xml:id="title_dc56381b-c8bf-4c99-a496-58f50f8568c3">Schillinschen Lexikon<name key="PSN0118124" style="hidden" type="author">Schilling, Friedrich Gustav (1805-1880)</name><name key="CRT0110679" style="hidden" type="science">Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst</name></title> <hi rend="latintype">etc</hi>. jeden ehrenwerthen Charakter entfremdet und sich so der Verachtung preisgegeben hat) nemlich der Garaus gemacht wird. Gerade an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aba2d5e9-e411-4b23-a19a-7b9476fc566a">Dehn<name key="PSN0110589" style="hidden" type="person">Dehn, Siegfried Wilhelm (urspr. Samuel) (1799-1858)</name></persName></hi> werden Sie einen tüchtigen Vertreter Ihrer Interessen finden. Auch über ihn habe ich mit Ihnen zu reden. Nun komme ich zu meiner Bitte. Meine beschwerlich, in mancher Beziehung, unseelige Reise, habe ich nur unternommen, um meine hiesigen Schulden zu bezahlen, die sich etwa auf 300 rt beliefen. Sie würden nicht so hoch gekommen sein, hätte ich meine etlichen literarischen Arbeiten immer redlich bezahlt bekommen, aber seit drei Jahren habe ich mindestens 250 rt eingebüßt. Hundert allein von der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4b619568-0673-497d-9e57-6b410fd41444">france musicale<name key="PSN0120516" style="hidden" type="author">Escudier, Frères</name><name key="CRT0113195" style="hidden" type="periodical">La France musicale</name></title></hi>.</p> <p>Ein bestimmtes sicheres Einkommen, und wäre es noch so klein, ist mir durchaus nöthig, und da ich höre, daß vom <date cert="high" when="1841-07-01" xml:id="date_68cfebff-bb4f-4c19-aca0-ca6d621f6aa4">1 <hi rend="latintype">Juli</hi></date> ab, bei der <title xml:id="title_1bfa3b9b-073b-4840-b460-66a01f05294f">Staatszeitung<name key="PSN0119226" style="hidden" type="author">John, Ernst Carl Christian (1788-1856)</name><name key="CRT0111902" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Preußische Staats-Zeitung</name></title> nach Art des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b6f3065f-f1b9-41ef-bc37-215f7a247785">Journal de Débats<name key="PSN0109911" style="hidden" type="author">Bertin de Vaux, Louis François (1766-1841)</name><name key="CRT0112579" style="hidden" type="periodical">Journal des Débats politiques et littéraires</name></title></hi> ein Feuilleton eingerichtet werden soll, so wäre es mir lieb den musikal. Theil desselben zu erhalten, wozu ich die nöthigen Fähigkeiten zu haben glaube. Man könnte mir zur Probe ¼ Jahr lang jeden Artikel besonders honoriren und, findet man mich brauchbar, mir dann vom <date cert="high" when="1841-10-01" xml:id="date_6fe7eb99-32fa-4169-adce-46d01c4a171d">1 <hi rend="latintype">October</hi></date> einen kleinen Gehalt von etwa 300 rt aufwerfen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_958a979d-766b-442a-9864-b766dca6a0ec">Wentzel<name key="PSN0120519" style="hidden" type="person">Wentzel, Herr</name></persName></hi> hatte zwar guten Willen, aber weder die Kenntnisse, noch die literarischen Fähigkeiten noch den Muth dazu.</p> <p>Nun ist’s so weit gekommen, daß der bekannte <persName xml:id="persName_9483972e-137c-457c-8b12-8b2fcc6e5e92">Spuckschulze<name key="PSN0120517" style="hidden" type="person">Schulz (gen. Spuckschulz), Friedrich</name></persName>, der nach seiner eigenen Aussage kein Jota von Musik versteht über die italienische Oper schreibt in der Staatszeitung. Eine Empfehlung von Ihnen an den Redacteur oder den Currator des Journals <persName xml:id="persName_9f6b6102-eb79-40a8-874a-9426028eb939">Graf <hi rend="latintype">Usedom</hi><name key="PSN0120518" style="hidden" type="person">Usedom, Karl Georg Ludwig Guido von (1805-1884)</name></persName> würde gewiß für mich wirksam sein. Mit größter Hochachtung und Verehrung <hi n="1" rend="underline">Ihr wirklich ergebner</hi> </p> <div type="sender_address" xml:id="div_60f2c88f-4b67-434a-9c5b-91c333884272"> <p style="paragraph_right"> <address> <addrLine>Thierarzeneischulplatz Nr. 4.</addrLine> </address> </p> </div> <signed rend="right">F. H. Truhn</signed> </div> </body> </text></TEI>