gb-1841-05-15-02
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Leipzig, 15. Mai 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [LEIPZIG / 15 Mai 41], [N 4 / 16/5], Siegel.
Heinrich Conrad Schleinitz.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
MD. Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy
Wohlgeb
BerlinNo. 3.
frei
So eben erhalte ich
Falkenstein
gesprochen, Du würdest auch von ihm gehört, vielleicht bestimmter und deutlicher gehört haben, was ich Dir oben nur anzudeuten wagte. Du schreibst „das Geld thut’s nicht, wenn mehr VerSenator Souchay
ohneVerpflichtungen an wirst aber später oder früher doch wenn nicht von einer Menge doch von einer Art Verpflichtungen wohl beengt und gedrückt, die ihren Anfang und ihr Ende in jener Gnade finden, die man „
Falkenstein
Willst Du denn nicht, dem
Ferner:
Willst Du denn nicht an Mechetti in
BeethovensAlbum
undBeethoven
fürMechetti
Mechettihat sich gegen mich zwar betrübt, aber auf wahrhaft noble und freundliche Weise hierüber geäußert. Sey nicht böse über diese gelegentliche Anregung, vielleicht Einwirkung.
AdvHConrad Schleinitz
Leipzig den 15 Mai 41. Geliebter Freund! So eben erhalte ich Deinen Brief und es drängt mich Dir sofort, ich möchte sagen, im Augenblicke des Lesens zu antworten. Wirkt schon, wie Du schreibst, die lebhaft aufgefaßte Idee der Möglichkeit uns und Deinen jetzigen Wirkungskreis zu verlassen verstimmend auf Dich ein, so magst Du dies immerhin für eine warnende Stimme halten und versichert seyn, daß die Realisirung dieser Idee Dir nicht die Freudigkeit der Seele und des Gemüths lassen werde, die Du hier eine Reihe von Jahren hindurch hattest und die Dir, vielleicht mehr als jedem anderen Künstler, zum wahrhaft seegensreichen und ersprießlichen Leben und Wirken, in der Kunst wie außer ihr, unbedingt nothwendig ist. Daß Du hier, als Du noch unter uns, d. h. im Kreise Deines bisherigen Wirkens weiltest, mit schwerem Herzen das Scheiden denken konntest, ist für mich nicht so entscheidend und verständlich als daß dies Gefühl Dich auch dort nicht verläßt, ja, wie es scheint, lebhafter wiederkehrt, wo Du fortan lebendig wirken sollst; zumal da Du jetzt noch dort von einem Kreise umgeben bist, der vielleicht bestimmt ist, Dir in Zukunft allein alles zu ersetzen, was Dir als Mensch und Künstler hier lieb und werth geworden war. Frage Dich nun was Du, trotz all Deiner herrlichen Kraft, seyn wirst, ohne Freude an Deinem Wirken und Zufriedenheit mit allen Deinen Verhälltnißen, und es wird Dir nicht schwer werden einen für Dich und die Kunst heilsamen Entschluß zu fassen. – Ich habe viel mit Herrn v. Falkenstein hierüber gesprochen, dessen Ansichten, gegründet auf die herzlichste Theilnahme für Dich, ganz mit den meinigen übereinstimmen. Wir erscheinen hier aber zu leicht einseitig und partheilich, als daß ich verlangen möchte, Du solltest auf das was wir fühlen und denken, besonders großen Werth legen. Ich wünschte aber Du wärest nicht gar zu zurückhaltend gegen andere, die mehr nicht wie Alle frei und unabhängig, ohne Rücksichten auf uns oder Berlin, fühlen und denken. Hättest Du mit H Senator Souchay gesprochen, Du würdest auch von ihm gehört, vielleicht bestimmter und deutlicher gehört haben, was ich Dir oben nur anzudeuten wagte. Du schreibst „das Geld thut’s nicht, wenn mehr Verpflichtungen daran hängen“ und doch ist das Geld mehr als Du Dir selbst für jetzt gestehst, das Einzige, was Dich verleiten könnte, gegen jene wenden könnte in Deinem Sinnen Dich zu entscheiden. Ob dort oder hier mehr Verpflichtungen daran hängen? Deine jetzigen hiesigen Verpflichtungen kennst Du, die künftigen kannst und wirst Du Dir selbst auferlegen. Dort fängst Du vielleicht ohne Verpflichtungen an wirst aber später oder früher doch wenn nicht von einer Menge doch von einer Art Verpflichtungen wohl beengt und gedrückt, die ihren Anfang und ihr Ende in jener Gnade finden, die man „Gottes Gnade“ nennt, von der sie sich aber in der Regel nur zu fühlbar an ihren Wirkungen unterscheidet. Möge ihr versprochener Seegen für Dich nie ein Unseegen werden. – Du thust Unrecht den von unserm Könige Dir angebotene SalairesGehalt so ohne Weiteres von der Hand zu weisen; er ist kein Gnadengehalt sondern wird Dir mit Rücksicht auf einen Wirkungskreis ertheilt, den Du erhalten sollst aber jedenfalls selbst Dir vorzeichnen und ordnen wirst. Ersteres Letzteres wird die Folge haben, daß Du mit Arbeiten, die Dir nicht zusagen, nicht überhäuft oder belastet werden kannst. Die Erleichterungen in Deinem jetzigen hiesigen Wirkungskreise, werden bestehen theils in Abnahme nicht rein musicalischer Arbeiten, theils in Minderung solcher musicalischer Beschäftigungen, die ein Geringerer als Du verrichten kann wie zB. Chorproben usw, welche bei Errichtung eines freyen Konservatoriums leicht durch einen Andren übernommen werden können. Ueberhaupt mußt Du in solchen Dingen auf unsern guten Willen bauen, (an dem Du gewiß nicht zweifelst) ohne specielle Nachweisung zu verlangen. Daß unser König Dich zum Capellmeister macht, ist bereits fest bestimmt wenn Du hier bleibst; ich war bisher der Ansicht, daß Dir hieran nicht viel liege, sonst würd’ ich früher schon Dir dies gesagt haben: H v Falkenstein ist jetzt nicht hier und kommt auch erst in 14 Tagen bis 3 Wochen von München zurück, wo er jetzt sich befindet. Ich hab’ ihm versprochen, sofort ihm zu schreiben wenn Nachricht von Dir eingehe – sey es gute oder schlimme – dann, sagt er: ich will die quälende Ungewißheit los seyn. – Es ist das erstemal, liebster Freund, daß ich entschiedener mich für eine Ansicht ausspreche, es ist eben auch das erstemal daß ich es kann, nicht wenig gestützt auf die Meinung Deines so eben erhaltenen Briefes. Möge Gott Dich weiter zum Besten für Dich leiten. Willst Du denn nicht, dem König von Sachsen Deinen Lobgesang dediciren? Ich kenne Niemand der es inniger und aufrichtiger erkennen würde. Ferner: Willst Du denn nicht an Mechetti in Wien eine Composition zu Beethovens Album, oder wie es heißen soll, geben? Alle Aufgeforderte haben sogleich mit größter Bereitwilligkeit zugesagt und nur Du allein hast abgelehnt. Segne die Dir fluchen und thue wohl dem der Dich hasse! Uebrigens was kann Beethoven und Mechetti für Wien und die ächten Künstlerfreunde. Mechetti hat sich gegen mich zwar betrübt, aber auf wahrhaft noble und freundliche Weise hierüber geäußert. Sey nicht böse über diese gelegentliche Anregung, vielleicht Einwirkung. Nun theuerster Freund, lebe wohl! schreibe mir bald und grüße Deine liebe Frau, und all’ die Deinigen tausendmal und aufs herzlichste von meiner Frau und Deinem Dir ganz ergebenen Adv HConrad Schleinitz
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1841-05-15" xml:id="date_1462596a-bc19-4133-948d-0ec1b217adb3">15. 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Juli 1841 mit seiner Familie nach Berlin.</note> verstimmend auf Dich ein, so magst Du dies immerhin für eine warnende Stimme halten und versichert seyn, daß die Realisirung dieser Idee Dir nicht die Freudigkeit der Seele und des Gemüths lassen werde, die Du hier eine Reihe von Jahren hindurch hattest und die Dir, vielleicht mehr als jedem anderen Künstler, zum wahrhaft seegensreichen und ersprießlichen Leben und Wirken, in der Kunst wie außer ihr, unbedingt nothwendig ist. Daß Du hier, als Du noch unter uns, d.h. im Kreise Deines bisherigen Wirkens weiltest, mit schwerem Herzen das Scheiden denken konntest, ist für mich nicht so entscheidend und verständlich als daß dies Gefühl Dich auch <placeName xml:id="placeName_28f8ba32-67b0-4043-ad40-3383d423532d">dort<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nicht verläßt, ja, wie es scheint, lebhafter wiederkehrt, wo Du fortan lebendig wirken sollst; zumal da Du jetzt noch dort von einem Kreise umgeben bist, der vielleicht bestimmt ist, Dir in Zukunft allein alles zu ersetzen, was Dir als Mensch und Künstler hier lieb und werth geworden war. Frage Dich nun was Du, trotz all Deiner herrlichen Kraft, seyn wirst, ohne Freude an Deinem Wirken und Zufriedenheit mit allen Deinen Verhälltnißen, und es wird Dir nicht schwer werden einen für Dich und die Kunst heilsamen Entschluß zu fassen. – Ich habe viel mit Herrn <persName xml:id="persName_002de3f1-26d5-4592-b57b-36241c8eb13a">v. <hi rend="latintype">Falkenstein</hi><name key="PSN0110989" style="hidden" type="person">Falkenstein, Constantin Carl (1801-1855)</name></persName> hierüber gesprochen, dessen Ansichten, gegründet auf die herzlichste Theilnahme für Dich, ganz mit den meinigen übereinstimmen. Wir erscheinen hier aber zu leicht einseitig und partheilich, als daß ich verlangen möchte, Du solltest auf das was wir fühlen und denken, besonders großen Werth legen. Ich wünschte aber Du wärest nicht gar zu zurückhaltend gegen andere, die mehr <unclear reason="deletion" resp="FMBC">nicht</unclear> wie Alle frei und unabhängig, ohne Rücksichten auf uns oder <placeName xml:id="placeName_57531106-b4ad-4ecc-a0b4-d704612e301c">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, fühlen und denken. Hättest Du mit H <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_984f9ce2-700d-47bd-85e1-1128e8248a75">Senator Souchay<name key="PSN0114995" style="hidden" type="person">Souchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872)</name></persName></hi> gesprochen, Du würdest auch von ihm gehört, vielleicht bestimmter und deutlicher gehört haben, was ich Dir oben nur anzudeuten wagte. 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Mai 1841, Z. 21 ff.</note> so ohne Weiteres von der Hand zu weisen; er ist kein Gnadengehalt sondern wird Dir mit Rücksicht auf einen Wirkungskreis ertheilt, den Du erhalten sollst aber jedenfalls <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> selbst Dir vorzeichnen und ordnen wirst. <unclear reason="deletion" resp="FMBC">Ersteres</unclear> <add place="above">Letzteres<name key="PSN0114567" resp="writers_hand" style="hidden">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></add> wird die Folge haben, daß Du mit Arbeiten, die Dir nicht zusagen, nicht überhäuft oder belastet werden kannst. Die Erleichterungen in Deinem jetzigen hiesigen Wirkungskreise, werden bestehen theils in Abnahme nicht rein musicalischer Arbeiten, theils in Minderung solcher musicalischer Beschäftigungen, die ein Geringerer als Du verrichten kann wie zB. Chorproben usw, welche bei Errichtung eines freyen <placeName xml:id="placeName_e1eae030-6ce4-4772-9744-be1279f06bea">Konservatoriums<name key="NST0102797" style="hidden" subtype="" type="institution">Konservatorium der Musik</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> leicht durch einen Andren übernommen werden können. Ueberhaupt mußt Du in solchen Dingen auf unsern guten Willen bauen, (an dem Du gewiß nicht zweifelst) ohne specielle Nachweisung zu verlangen. Daß unser König Dich zum Capellmeister macht,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6f6602e7-8efa-4a16-8438-d26be2fc3945" xml:lang="de ">Dich zum Capellmeister macht – Am 1. Juli 1841 wurde Mendelssohn vom Sächsischen König zum Königlich Sächsischen Kapellmeister ernannt (siehe die Ernennungsurkunde in D-B, Musikabteilung, MA Ep. 375. <ref target="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000F00900000000" xml:id="ref_d0c54c3f-703e-40fe-9b35-7552ecb50fa3">Digitalisat</ref>).</note> ist bereits fest bestimmt wenn Du hier bleibst; ich war bisher der Ansicht, daß Dir hieran nicht viel liege, sonst würd’ ich früher schon Dir dies gesagt haben: H <persName xml:id="persName_7db08b42-623f-408e-a546-87d4cbc239fa">v <hi rend="latintype">Falkenstein</hi><name key="PSN0110989" style="hidden" type="person">Falkenstein, Constantin Carl (1801-1855)</name></persName> ist jetzt nicht hier und kommt auch erst in 14 Tagen bis 3 Wochen von <placeName xml:id="placeName_2cea1766-a9d6-43f2-acb6-4b3d29a97cd1">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück, wo er jetzt sich befindet. Ich hab’ ihm versprochen, sofort ihm zu schreiben wenn Nachricht von Dir eingehe – sey es gute oder schlimme – dann, sagt er: ich will die quälende Ungewißheit los seyn. – Es ist<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>das erstemal, liebster Freund, daß ich entschiedener mich für eine Ansicht ausspreche, es ist eben auch das erstemal daß ich es kann, nicht wenig gestützt auf die Meinung Deines so eben erhaltenen Briefes. Möge Gott Dich weiter zum Besten für Dich leiten.</p> <p>Willst Du denn nicht, dem <persName xml:id="persName_562f8503-bd41-4438-b600-13629b1aea21">König von Sachsen<name key="PSN0114400" style="hidden" type="person">Sachsen, Familie von → Friedrich August II. von S. (1797-1854)</name></persName> Deinen <title xml:id="title_5bea66c9-844b-4a12-8928-9cf39ef6462b">Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_e4f21b11-9306-4cb8-860e-3db1e875cc13"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> dediciren? Ich kenne Niemand der es inniger und aufrichtiger erkennen würde.</p> <p>Ferner:</p> <p>Willst Du denn nicht an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cdd103bf-f134-4a80-b8b8-5ae3e8109448">Mechetti<name key="PSN0113159" style="hidden" type="person">Mechetti, Pietro (1777-1850)</name></persName></hi> in <placeName xml:id="placeName_a1e7cdbc-00c9-4b2d-81bc-ca5199fbc3b1">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> eine Composition zu <title xml:id="title_58cfce5a-99ad-4e8a-9532-9c19a560bbd0"><hi rend="latintype">Beethovens</hi> Album<name key="PSN0113159" style="hidden" type="author">Mechetti, Pietro (1777-1850)</name><name key="CRT0113093" style="hidden" type="music">ALBUM-BEETHOVEN. DIX Morceaux brillants pour le PIANO composés par Messieurs Chopin, Czerny, Döhler, Henselt, Kalkbrenner, Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Moscheles, TAUBERT et THALBERG , et publiés par L’EDITEUR P. MECHETTI pour contribuer aux Frais du Monument de Louis van Beethoven à Bonn.</name></title>, oder wie es heißen soll, geben? Alle Aufgeforderte haben sogleich mit größter Bereitwilligkeit zugesagt und nur Du allein hast abgelehnt. Segne die Dir fluchen und thue wohl dem der Dich hasse! Uebrigens was kann <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0b76c7a8-b158-473d-990e-8bf1cacc88e3">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bc3a504f-c1dd-4df3-bdd5-2dc81d527d7a">Mechetti<name key="PSN0113159" style="hidden" type="person">Mechetti, Pietro (1777-1850)</name></persName></hi> für <placeName xml:id="placeName_51f7f5c8-da79-4c5b-805c-bc47f251ac81">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> und die ächten Künstlerfreunde. <hi rend="latintype">Mechetti</hi> hat sich gegen mich zwar betrübt, aber auf wahrhaft noble und freundliche Weise hierüber geäußert. Sey nicht böse über diese gelegentliche Anregung, vielleicht Einwirkung.</p> <closer rend="left">Nun theuerster Freund, lebe wohl! schreibe mir bald und grüße <persName xml:id="persName_3d473ee8-4b3d-48ef-8cc5-316a4e0249c8">Deine liebe Frau, und all’ die Deinigen<name key="PSN0113242" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName> tausendmal und aufs herzlichste von meiner <persName xml:id="persName_cea6bcbc-7cd6-4037-9627-5a66734a7c29">Frau<name key="PSN0114568" style="hidden" type="person">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName> und <seg type="signed">Deinem</seg></closer> <signed rend="right">Dir ganz ergebenen</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Adv</hi> HConrad Schleinitz</signed> </div> </body> </text></TEI>