gb-1841-04-27-01

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Ludwig von Mühlenfels an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb/>Naumburg, 27. April 1841 Hättest Du so Isolarische Neigungen, wie ich sie einigermaaßen gegen Freunde verspüre, so würdest Du Dich nicht so quälen, mir die Papier Schnitzel über den Hals zu schicken. Da Du aber diese sublunarischen Dinge sehr Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ludwig von Mühlenfels in Naumburg; Leipzig, 23. Januar 1841<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/fmb-1841-01-23-03/gb-1841-04-27-01" target="_blank">Brief - fmb-1841-01-23-03</a> Felix Mendelssohn Bartholdy an Ludwig von Mühlenfels in Naumburg; Leipzig, vor dem 25. Juni 1841<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/gb-1841-04-27-01/fmb-1841-06-24-01" target="_blank">Brief - fmb-1841-06-24-01</a> Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 39/203. Autograph Ludwig von Mühlenfels an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Naumburg, 27. April 1841 Hättest Du so Isolarische Neigungen, wie ich sie einigermaaßen gegen Freunde verspüre, so würdest Du Dich nicht so quälen, mir die Papier Schnitzel über den Hals zu schicken. Da Du aber diese sublunarischen Dinge sehr

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [St.Post / ?], [NAUMBURG / 27/4 / 6-7], Siegel.

Ludwig von Mühlenfels.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. April 1841 Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) Naumburg Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Dem Herrn Musik Director Dr Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig
Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) Naumburg d. 27 Apr 1841 Lieber Felix!

Hättest Du so Isolarische Neigungen, wie ich sie einigermaaßen gegen Freunde verspüre, so würdest Du Dich nicht so quälen, mir die Papier Schnitzel über den Hals zu schicken. Da Du aber diese sublunarischen Dinge sehr geschäftlich betreibst, so denke Dir diese Antwort als Quittung, wobei jedoch zu bemerken, daß Du durch Deine beschleunigte Abreise[→]Deine beschleunigte Abreise – Mendelssohn war nach seinem Aufenthalt in Weimar zur Aufführung des Paulus op. 36 (15. April 1841) am 17. April 1841 zu seinem Freund Ludwig von Mühlenfels nach Naumburg gereist, wo er sich mit seiner Ehefrau Cécile zu einem längeren Aufenthalt treffen wollte. Da sie jedoch das Treffen kurzfristig abgesagt hatte (siehe Brief gb-1841-04-14-01), blieb er nur einen Tag in Naumburg und reiste bereits am 19. April 1841 weiter nach Leipzig, wo er selbigen Tages eintraf (siehe Brief fmb-1841-04-21-01, Brief Nr. 3119, Z. 3). wegen eines halben Tages Zeitverlust in meiner Schuld bleibst; denn offenbar habe ich jenen halben Montag nach Deiner Abreise ganz verloren, während ich ihn mir zum blauen haben machen also für eine von innern Menschen als „Wälzer zum Freyen“ d. h. zum Gewinn hätte auslegen können, wärst Du gebliebenMühlenfels, Ludwig von (1793-1861). Das Unbehagen über Deine Abreise fuhr mir sofort in den Magen, das läßt sich um so weniger läugnen, als ich so eben einen Theil der übersandten Steinaschen habe verwenden müßen, um die seit dem Montag examinirte Medizin im Betrage v. 27 sgr. an den Apotheker zu bezahlen.

Wenn ich mich in diesem Augenblicke vollkommen wohl befinde so scheint |2| das unwiderleglich zu beweisen, daß die Beschäftigung mit Dir verhältnißmäßig noch wohlthätiger auf mein geistiges Ganglien System wirkt als Aether und Brausepulver auf mein physisches.

LepsiusLepsius, Carl Richard (1810-1884) ist mit einem blauen Auge davon gekommen. BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) war hier, ich sah ihn einen Abend beim alten LepsiusLepsius, Carl Peter (1775-1853) und habe viel mit ihm verkehrt, er hat mir besser gefallen als alle die Staatsmänner bei denen ich hier und da bisher antichambrirt;[→]antichambrirt – sich unterwürfig bzw. diensteifrig um jemandes Gunst bemühen, um etwas Bestimmtes zu erreichen. er hat nichts von einem „Belgertreter“ wie doch die Meisten seiner Art. Diese in ihm personificirte Mischung des Gelehrten und Geschäfts Mannes sagt mir zu, ist er auch so fest und ehrlich als er klug und gewandt erscheint so ist er mein Mann. Freiheit der Presse und Reichs Stände, scheinen auch ihm unerlässliche Bedingungen des Fortschreitens auf der einmal eingeschlagnen Bahn. Tritt er nicht zu maadig auf, so muß er wegen seiner persönlichen Stellung zum Sieg einen heilsamen |3| Einfluß auf die Fortbildung unsers öffentlichen, und bürgerlichen Lebens gewinnen. Ich könnte es mir als eine Gunst des Schicksals denken mit einem solchen Manne in thätigen Verkehr für gemeinsame Bestrebungen zu treten. Du triffst BBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860). jedenfalls in BerlBerlinDeutschland. wenn Du Deine Reise[→]Deine Reise – Mendelssohn übersiedelte am 29. Juli 1841 mit seiner Familie nach Berlin. nicht zu lange hinaus schiebst; durch seine Vermittlung werden sich gewiss manche Häklichkeiten besser sagen lassen, die Pedanterei und Einseitigkeit Deiner Uebersiedelung nach BerlinBerlinDeutschland, die nun einmal eine favorite fantasie[→]favorite fantasie – frz., Lieblingsfantasie. meines Patriotismus geworden ist, in den Weg stellen können.

Was mich selbst betrifft, so laß ich Fortuna gewähren; bisher hat sie sich mir offenbar als eine „Matze“[→]Matze – jidd.; ungesäuertes Brot aus Wasser und Getreide, das aufgrund der fehlenden Hefe nicht gären kann. Mühlenfels brachte mit diesem Begriff sinnbildlich zum Ausdruck, dass ihm die Schicksalsgöttin Fortuna bis dato nicht geholfen hatte. bewehrt und „heilig sprechen“ werde ich sie nie, wenn sich mir auch am Ende meiner Laufbahn einen coqueten[→]coqueten – frz., hübsch, eitel. Blick zu wirft. BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) war so wohl wollend, daß ich schließen darf, er werde meiner eingedenk sein wenn eine fester Stellung Seinerseits in BBerlinDeutschland. ihn es wünschens werth macht, mit zuverlässigen Menschen nicht blassen „Leuten“ vorwärts zu schreiten. Kannst Du gelegentlich meiner |4| in Freundschaft erwähnen, und mein Andenken in BerlinBerlinDeutschland auffrischen, so kann es mir nur förderlich sein; es ist unendlich viel werth wenn in die Monotonie allgemeiner Empfehlungen einmal aus einer höheren Sphere wie mancher Beamte sich Nichts träumen lassen, ein heller Klang einfällt. Glück auf! Dir mit Weib und KindernMendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy

Dein Fr LvMfls
            Naumburg d. 27 Apr 1841 Lieber Felix!
Hättest Du so Isolarische Neigungen, wie ich sie einigermaaßen gegen Freunde verspüre, so würdest Du Dich nicht so quälen, mir die Papier Schnitzel über den Hals zu schicken. Da Du aber diese sublunarischen Dinge sehr geschäftlich betreibst, so denke Dir diese Antwort als Quittung, wobei jedoch zu bemerken, daß Du durch Deine beschleunigte Abreise wegen eines halben Tages Zeitverlust in meiner Schuld bleibst; denn offenbar habe ich jenen halben Montag nach Deiner Abreise ganz verloren, während ich ihn mir zum blauen haben machen also für eine von innern Menschen als „Wälzer zum Freyen“ d. h. zum Gewinn hätte auslegen können, wärst Du geblieben. Das Unbehagen über Deine Abreise fuhr mir sofort in den Magen, das läßt sich um so weniger läugnen, als ich so eben einen Theil der übersandten Steinaschen habe verwenden müßen, um die seit dem Montag examinirte Medizin im Betrage v. 27 sgr. an den Apotheker zu bezahlen.
Wenn ich mich in diesem Augenblicke vollkommen wohl befinde so scheint das unwiderleglich zu beweisen, daß die Beschäftigung mit Dir verhältnißmäßig noch wohlthätiger auf mein geistiges Ganglien System wirkt als Aether und Brausepulver auf mein physisches.
Lepsius ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Bunsen war hier, ich sah ihn einen Abend beim alten Lepsius und habe viel mit ihm verkehrt, er hat mir besser gefallen als alle die Staatsmänner bei denen ich hier und da bisher antichambrirt; er hat nichts von einem „Belgertreter“ wie doch die Meisten seiner Art. Diese in ihm personificirte Mischung des Gelehrten und Geschäfts Mannes sagt mir zu, ist er auch so fest und ehrlich als er klug und gewandt erscheint so ist er mein Mann. Freiheit der Presse und Reichs Stände, scheinen auch ihm unerlässliche Bedingungen des Fortschreitens auf der einmal eingeschlagnen Bahn. Tritt er nicht zu maadig auf, so muß er wegen seiner persönlichen Stellung zum Sieg einen heilsamen Einfluß auf die Fortbildung unsers öffentlichen, und bürgerlichen Lebens gewinnen. Ich könnte es mir als eine Gunst des Schicksals denken mit einem solchen Manne in thätigen Verkehr für gemeinsame Bestrebungen zu treten. Du triffst B. jedenfalls in Berl. wenn Du Deine Reise nicht zu lange hinaus schiebst; durch seine Vermittlung werden sich gewiss manche Häklichkeiten besser sagen lassen, die Pedanterei und Einseitigkeit Deiner Uebersiedelung nach Berlin, die nun einmal eine favorite fantasie meines Patriotismus geworden ist, in den Weg stellen können.
Was mich selbst betrifft, so laß ich Fortuna gewähren; bisher hat sie sich mir offenbar als eine „Matze“ bewehrt und „heilig sprechen“ werde ich sie nie, wenn sich mir auch am Ende meiner Laufbahn einen coqueten Blick zu wirft. Bunsen war so wohl wollend, daß ich schließen darf, er werde meiner eingedenk sein wenn eine fester Stellung Seinerseits in B. ihn es wünschens werth macht, mit zuverlässigen Menschen nicht blassen „Leuten“ vorwärts zu schreiten. Kannst Du gelegentlich meiner in Freundschaft erwähnen, und mein Andenken in Berlin auffrischen, so kann es mir nur förderlich sein; es ist unendlich viel werth wenn in die Monotonie allgemeiner Empfehlungen einmal aus einer höheren Sphere wie mancher Beamte sich Nichts träumen lassen, ein heller Klang einfällt. Glück auf! Dir mit Weib und Kindern
Dein
Fr
LvMfls          
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April 1841 weiter nach Leipzig, wo er selbigen Tages eintraf (siehe Brief fmb-1841-04-21-01, Brief Nr. 3119, Z. 3).</note> wegen eines halben Tages Zeitverlust in meiner Schuld bleibst; denn offenbar habe ich jenen halben <date cert="high" when="1841-04-19" xml:id="date_472f5dfd-372f-48f3-97d1-51c29ae4c45a">Montag</date> nach Deiner Abreise ganz verloren, während ich ihn mir zum blauen haben machen also für eine von innern Menschen als „Wälzer zum Freyen“ d. h. zum Gewinn hätte auslegen können, <add place="above">wärst Du geblieben<name key="PSN0113471" resp="writers_hand" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></add>. 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Du triffst <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f2a84137-6a6a-4a59-9500-94b2e72fbce8">B<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName></hi>. jedenfalls in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_49c6e4a7-bba4-42dc-98f5-4a53cb3e52ab">Berl<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. wenn Du Deine Reise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b03a65c2-8e70-41e9-9b4f-e59e1f2108eb" xml:lang="de ">Deine Reise – Mendelssohn übersiedelte am 29. Juli 1841 mit seiner Familie nach Berlin.</note> nicht zu lange hinaus schiebst; durch seine Vermittlung werden sich gewiss manche Häklichkeiten besser sagen lassen, die Pedanterei und Einseitigkeit Deiner Uebersiedelung nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_1b86a721-ebb9-4528-bfcd-af00299d511a">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, die nun einmal eine <hi rend="latintype">favorite fantasie</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e1ea3267-8df8-413c-9093-458f6bf0ac26" xml:lang="fr ">favorite fantasie – frz., Lieblingsfantasie.</note> meines Patriotismus geworden ist, in den Weg stellen können.</p> <p>Was mich selbst betrifft, so laß ich Fortuna gewähren; bisher hat sie sich mir offenbar als eine „Matze“<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c2990507-f5fd-48ba-b232-044bf8b2b2d9" xml:lang="yi ">Matze – jidd.; ungesäuertes Brot aus Wasser und Getreide, das aufgrund der fehlenden Hefe nicht gären kann. Mühlenfels brachte mit diesem Begriff sinnbildlich zum Ausdruck, dass ihm die Schicksalsgöttin Fortuna bis dato nicht geholfen hatte.</note> bewehrt und „heilig sprechen“ werde <unclear reason="seal_tear-off" resp="FMBC">ich</unclear> sie nie, wenn sich mir auch am <unclear reason="seal_tear-off" resp="FMBC">Ende</unclear> meiner Laufbahn einen <hi rend="latintype">coqueten</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f4f9e4ac-f3b0-4594-bca1-51cbde0760a4" xml:lang="fr ">coqueten – frz., hübsch, eitel.</note> Blick zu wirft. <persName xml:id="persName_1b149fd2-094f-42ef-aeae-efd5ef7a979f">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> war so wohl wo<unclear reason="seal_tear-off" resp="FMBC">llend,</unclear> daß ich schließen darf, er werde meiner eingedenk sein wenn eine fester Stellung Seinerseits in <placeName xml:id="placeName_5585f179-88df-4046-937d-33d5b61ed318">B<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. ihn es wünschens werth macht, mit <hi n="1" rend="underline">zuverlässigen Menschen</hi> nicht blassen „Leuten“ vorwärts zu schreiten. Kannst Du gelegentlich meiner<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>in Freundschaft erwähnen, und mein Andenken in <placeName xml:id="placeName_7581cdd2-1e8e-4d54-8e41-8a1f8968628a">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> auffrischen, so kann es mir nur förderlich sein; es ist unendlich viel werth wenn in die Monotonie allgemeiner Empfehlungen einmal aus einer höheren Sphere wie mancher Beamte sich Nichts träumen lassen, ein heller Klang einfällt. Glück auf! Dir mit <persName xml:id="persName_4c1c50d4-eec0-469c-bcfb-5444a28e19f7">Weib und Kindern<name key="PSN0113242" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Fr</signed> <signed rend="right">LvMfls</signed> </div> </body> </text></TEI>