gb-1841-03-13-01

            Hochgeehrter Herr!
Unsre Zeit ehrt sich nur darin selbst, daß sie im Begriffe steht, der ganzen geistigen Größe verblichener Genies zu huldigen, ihre Werke mehr denn je als Dichter des Schönen zu verehren, und ihrer historischen Unsterblichkeit sichtbaren Ausdruck zu verleihen, durch Erinnerungssäulen, die man ihren Namen setzt.
Die Errichtung des Monuments für Beethoven in seiner Vaterstadt Bonn, bildet einen Akt für die ganze civilisirte Welt; denn wohin wären die erhabenen Harmonien dieses Tonfürsten, der gleichsam Schöpfer einer neuen Kunst wurde, nicht gedrungen? – Erhöhte Sympathien muß derselbe natürlich in der Brust jenes wahren Kunstjüngers erwecken, dessen Fühlen, Erkennen und Schaffen in innigeren und heiligeren Beziehungen zu den Manen jenes großen Tongeists steht.
Auf diese Interessen gründe ich ein Unternehmen, welches die Absicht hat, dem Aufrufe zu Beiträgen für jenes Monument nutzbringend zu folgen, indem es der Gegenwart eine artistische Spende von seltenem Werthe bietet, der Zukunft aber eine kleine Immortelle der ersten jetzt lebenden Pianisten hinterläßt. – Ein
Beethoven-Pracht-Album
soll in meinem Verlage erscheinen, enthaltend
zwölf Pianoforte-Compositionen
mäßigen Umfanges, aus der Feder der ersten Ephoren des heutigen Pianofortespiels.
Der Erlös von 500 Exemplaren, deren mehre in die Hände regierender Häupter gelangen, soll mit allen Ueberzahlungen, ohne irgend einen Abzug in den Beethoven-Fond fließen; der Absatz des Werkes jedoch nur auf Deutschland beschränkt bleiben, um dem Eigenthumsrechte der Herrn Componisten für Frankreich und England nicht in den Weg zu treten.
 Die Ausgabe soll sich dem Ausgezeichnetsten in dieser Gattung gleichstellen, wo nicht es noch übertreffen; kein Opfer gescheut, keine Mühe gespart werden, der Würde des Gegenstandes und dem Rufe der Mitarbeiter auf das Glänzendste zu entsprechen.
Erlauben Sie daher, hochverehrter Herr, daß ich mir die Ehre gebe, Sie zur Theilnahme an dieser Unternehmung einzuladen, und Sie höflichst ersuche, irgend eine noch ungedruckte Composition Ihrer geschätzten Mühe (für Pianoforte) von beliebiger Form und mäßgem Umfange, derselben zum Vertrieb in Deutschland als Eigenthum zu überlassen.
Unter Einem sind bereits die Herren Chopin, C. Czerny, Döhler, Henselt, H. Herz, Kalkbrenner, Liszt, Moscheles, Schumann, Taubert, Thalberg – zu Beiträgen aufgefordert, und Mehre hatten bis jetzt Ihre Zusage zu ertheilen die Güte. – Es wird nun von Ihrer Willensmeinung, mit der Sie mich längstens und in jedem Falle bis Ende April a. d. zu beehren belieben, allein abhängen; ob das Beethoven-Album durchgängig mit dem beabsichtigten Glanze der Beiträge, mit jener reichhaltigen Bedeutsamkeit ins Leben treten könne, welche ihm nur Männer Ihres ausge zeichneten Rufes zu geben vermögen, und worin zugleich die sicherste Bürgschaft für dessen Gelingen enthalten ist.
Ich erlaube mir Ihnen, des Zweckes wegen, den Inhalt meiner Bitte nochmals an Herz zu legen, und vertrauend darauf, daß Sie da Ihre Unterstützung nicht verweigern, wo von einer Verherrlichung des Andenkens an Beethoven die Rede ist, habe ich die Ehre zu zeichnen
Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Wolgeboren
ganz ergebener
Pietro Mechetti qm Carlo
Wien, am 13. März 1841.          

            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1841-03-13-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1841-03-13-01" xml:id="title_ec20ba1e-3f93-4bc2-bab4-378664c703b9">Verlag Pietro Mechetti quondam Carlo an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Wien, 13. 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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_956445dc-41e9-496f-891b-c4bc2d86c392"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_c4bab049-7a56-40cb-ace1-ed1f259a9d20"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 39/124.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1841-03-13-01" type="letter" xml:id="title_67622045-0c9c-4c3b-ab4d-0cc7d42ede9a">Verlag Pietro Mechetti quondam Carlo an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Wien, 13. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1841-03-13" xml:id="date_d956136e-35a4-49a8-ac0a-3c782b37fba9">13. 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Herz<name key="PSN0111939" style="hidden" type="person">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d059dee2-bc20-482d-869d-c6f0f7362c2b">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden" type="person">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2fe23229-04f8-4268-8419-1114ec9fa784">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_efbe185a-8285-4771-aed4-5dc4a7182738">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5bb966db-96ca-4bd3-82b9-cf5ef78ec6a8">Schumann<name key="PSN0114758" style="hidden" type="person">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8085c355-0a48-46b9-a3d4-6fe8b82a20a6">Taubert<name key="PSN0115254" style="hidden" type="person">Taubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_51b0f758-56ca-40e5-8f2e-7daba92ac87f">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName></hi> – zu Beiträgen aufgefordert, und Mehre hatten bis jetzt Ihre Zusage zu ertheilen die Güte. – Es wird nun von Ihrer Willensmeinung, mit der Sie mich längstens und in jedem Falle bis Ende <hi rend="latintype">April</hi> a. d. zu beehren belieben, allein abhängen; ob das <hi rend="latintype">Beethoven-Album</hi> durchgängig mit dem beabsichtigten Glanze der Beiträge, mit jener reichhaltigen Bedeutsamkeit ins Leben treten könne, welche ihm nur Männer Ihres ausge<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>zeichneten Rufes zu geben vermögen, und worin zugleich die sicherste Bürgschaft für dessen Gelingen enthalten ist.</p> <p>Ich erlaube mir Ihnen, des Zweckes wegen, den Inhalt meiner Bitte nochmals an Herz zu legen, und vertrauend darauf, daß Sie da <title xml:id="title_06def60a-daf6-438c-9903-f9be779c239a">Ihre Unterstützung<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_a07f591e-bcc3-4466-ba6b-edacad6050fe"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100490" style="hidden">17 Variations sérieuses d-Moll, 4. Juni 1841<idno type="MWV">U 156</idno><idno type="op">54</idno></name></title> nicht verweigern,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_82e27f5a-547a-41f8-a8cd-e5d90bf16b7b" xml:lang="de ">Ihre Unterstützung nicht verweigern – Mechettis Anfrage hatte Mendelssohn abgelehnt. In seinem Brief vom 22. April 1841 hatte Carl Kunt dann für Mechetti um einen Beitrag Mendelssohns für das Album gebeten, zuzusenden bis Ende Juni. Siehe Brief gb-1841-06-08-01 Verlag Pietro Mechetti quondam Carlo und Carl Kunt an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Wien, 8. Juni 1841. Mendelssohn komponierte dafür die 17 Variations sérieuses d-Moll, op. 54 (MWV U 156), deren erste Niederschrift mit noch 18 Variationen er auf den 4. Juni 1841 datierte (PL-Kj [olim D-B], Musikabteilung, Mus. ms. autogr. F. Mendelssohn Bartholdy 35, S. 23–36). Nachdem er in Brief fmb-1841-06-26-01 um Aufschub der Frist gebeten hatte, sandte er die Stichvorlage des überarbeiteten Werks (GB-Lbl, Add. MS. 47860, fol. 35–42) am 16. August 1841 an Mechetti (siehe Brief fmb-1841-08-16-03). Die Variations sérieuses erschienen zunächst im »ALBUM-BEETHOVEN. DIX Morceaux brillants pour le PIANO composés par Messieurs Chopin, Czerny, Döhler, Henselt, Kalkbrenner, Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Moscheles, TAUBERT et THALBERG, et publiés par L’EDITEUR P. MECHETTI pour contribuer aux Frais du Monument de Louis van Beethoven à Bonn« (Hofmeister XIX, www.hofmeister.rhul.ac.uk, abgerufen am 4. April 2013, Februar 1842, S. 21) und 1842 in einer Separatausgabe im Verlag Pietro Mechetti quondam Carlo (PN 3604; vgl. MWV, S. 343) sowie in London bei J. J. Ewer &amp; Co. (ohne PN, ebenda).</note> wo von einer Verherrlichung des Andenkens an <hi rend="latintype">Beethoven</hi> die Rede ist, habe ich die Ehre zu zeichnen</p> <closer rend="right">Mit ausgezeichneter Hochachtung</closer> <signed rend="right">Ew. <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_4975e867-0829-4520-ac0d-b77809bda713"><sic resp="writer">Wolgeboren</sic><corr resp="editor">Wohlgeboren</corr></choice></signed> <signed rend="right">ganz ergebener</signed> <signed rend="right"> <hi rend="latintype">Pietro Mechetti q<hi rend="superscript">m</hi> Carlo</hi> </signed> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Wien</hi>, am <date cert="high" when="1841-03-13" xml:id="date_af162630-ebc5-4db5-bb2d-964fdb9991c4">13. <hi rend="latintype">März</hi></date> </dateline> <dateline rend="left"><date cert="high" when="1841-03-13" xml:id="date_759c2a0e-bbb7-4baf-a61e-02982efaf03a">1841</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>