gb-1841-02-15-01
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Tübingen, 9. und 15. Februar 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [TÜBINGEN / 15 FEB 1841], [St.Post / 16 FEB / ?], Siegel.
Reinhold Köstlin
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ja wohl ist das eine Freude, wenn man von
Da Sie verlangen, daß ich Ihnen erzählen soll, so fange ich gleich damit an, daß ich Ihrem Triumphzuge im Gebiete der Musik seit 9 Jahren mit steter und immer wachsender Theilnahme gefolgt bin. Zwar bin ich selbst von dem nächsten Verhältniße zu dieser göttlichen Kunst etwas abgekommen; aber Sie sollen gleich hören, daß ich durch verschiedene Hinterthüren immer in Verbindung mit ihr geblieben bin. Zunächst machte die Jurisprudenz Ansprüche an mich. Nachdem ich im April 1834 von
Trotz dieser mannigfaltigen andern Geschäfte also bin ich doch immer mit der Musik in Verbindung geblieben, hauptsächlich durch Freunde, Freundinnen und Etwas noch mehr als Freundinnen. Unter jenen nenne ich
Leider macht mir auch ein andrer meiner musikalischen Freunde große Sorgen.
Die Krone meiner musikalischen Verbindungen sind nun Sie, liebster Freund. Mehr als ich sagen kann, erfreut mich Ihr freundliches Meingedenken. Es ist ein Glück, von Ihnen berührt zu werden, Liebling der Götter und der Musen, glücklicher Felix! Wie gerne möchte ich Fausts Mantel haben; um mich in Ihre Häuslichkeit versetzen zu können, die mir Molique so anmuthig geschildert hat! Aber Sie sind beweglicher, und darum streichen Sie auch einmal wieder durch unseren Süden glückbringender Zugvogel! In meines nächsten Umgebung weiß ich Ihnen zu bieten einen höchst musikalischen Freund, der Sie innigst verehrt, und einen geistreichen Profi der Ästhetik, eine reizende Aussicht von meinen Fenstern und mich selbst, der ich Ihnen mit Allem, was ich bin und habe, zu Dienste stehe.
Nun sind Sie auch noch so freundlich, Lieder von mir zu verlangen. Aber ich weiß nun kaum etwas zu bieten. Eine Menge von Liedern liegt da; aber es sind fast lauter Liebeslieder; und deren werden Sie genug haben. Ich will aber doch sehen, daß ich einige herausfinde; die will ich dann an
Und nun möchte ich aber wieder von vorn anfangen, meine Freude und meinen Dank auszusprechen. Möchte ich es doch durch die That leisten können! Indessen bin ich schon glücklich genug, daß ich es von der Hand in Worten thun darf. Gelingt es mir nun auch nicht, Alles zu sagen, wie ich es möchte, so legen Sie einem Text eine verschönernde Melodie unter, und lassen Sie mich meine Freude vor Ihnen aussingen, daß sie zu der Schönheit des Frühlings stimmt der jezt an allen Orten und Enden heranbricht!
terFebr 1841
Tübingen, d. 9. Febr. 1841. Ja wohl ist das eine Freude, wenn man von solchen Schriftgängen überrascht wird, wie sie mir neulich entgegengelacht haben, und wenn noch dazu der günstige Zufall will, daß einem die hocherfreuliche Gabe gerade am Geburtstage in die Hand kömmt. In der That, so gut hat er es mit mir gewollt. Eben wie ich am 29 v. M. die Glückwünsche der Meinigen überlesen und schon alles Gute hingenommen hatte, was ich für diesen Tag erwarten konnte, da mußte mir auch noch dieser Stern vom Himmel fallen. Haben Sie meinen besten Dank für Ihre freundliche Erinnerung, für die Güte, womit Sie ahnend, daß in Ihrem jungen Verehrer etwas lebt, daß auf das gleiche Ziel mit Ihnen hinsteuert, die ewige Schönheit im Leben zu umarmen und in Tönen oder Worten der horchenden Welt von der wunderbaren Begegnung zu erzählen! Da Sie verlangen, daß ich Ihnen erzählen soll, so fange ich gleich damit an, daß ich Ihrem Triumphzuge im Gebiete der Musik seit 9 Jahren mit steter und immer wachsender Theilnahme gefolgt bin. Zwar bin ich selbst von dem nächsten Verhältniße zu dieser göttlichen Kunst etwas abgekommen; aber Sie sollen gleich hören, daß ich durch verschiedene Hinterthüren immer in Verbindung mit ihr geblieben bin. Zunächst machte die Jurisprudenz Ansprüche an mich. Nachdem ich im April 1834 von Berlin weg über Dresden, Prag, Brünn, Wien und München gegangen und in die Heimat zurückgekehrt war, mußte ich die Staatsprüfungen erstehen, ward dann Advokat und blieb es, bis ich aufgefordert wurde, an Kanzler Wächters Stelle hierher zu gehen, und Collegia über Strafrecht zu lesen, was ich jezt thue, – nachdem ich lezten Sommer beinahe gestorben bin und deshalb zur Kur nach Kreuth, Meran und Oberitalien gehen mußte. Ich hatte in der That zuviel Anstrengungen aufeinandergehäuft, da mich die Advokatur sehr beschäftigte, neben ihr aber die Schriftstellerei in etwas zu starker Dosis. Binnen vier Jahren nämlich warf ich ein Buch über Mord und Todschlag, ein andres über die älteste Geschichte des Hochverraths, ein drittes über die Entwicklungsgeschichte der Wirtemb. Verfassung, zwei Novellen (die Gesch. des spanischen Baumeisters und die Gesch. vom Leim und Mariandl) eine weitere: die Mathildenhöhle, drei weitere, die derzeit in der Eleganten erscheinen, vier Tragödien, eine Menge poetischer Studien, etwa 2000 Lyrische Gedichte, und eine Reihe von Artikeln für die Gallischen Jahrbücher über Bord. Sie sehen, daß ich wenigstens nicht faul war. Aber ich hatte es freilich hart zu büßen. Jezt übrigens bin ich ganz gesund, docire mit Wohlbehagen mehr als ich weiß, mache Verse nach Noten und bin gottlob wieder ein Mensch, der fest auf seinen Füßen steht. Die Studenten wollen mir wohl, im Ganzen auch die Recensenten, und nur mit dem Theater stehe ich auf gespanntem Fuße. Ein Drama: die Söhne des Dogen wurde in Stuttgart mit vielem Beifall gegeben so daß es schon von mehreren anderen Bühnen verlangt wurde. Nun überwarf ich mich aber im Übermuthe der Jugend mit dem Intendanten; er legte das Stück zurück und nun wurden sie auch bei den anderen Bühnen zäh; nur die wackere Birch-Pfeiffer ließ sichs nicht verdrießen. Sie forderte mir das Stück ab und gab es lezten Sommer in Zürich, wiederum mit Beifall. So ist doch die Ehre des Autors gerettet, und er kann mit Anstand sein Leid seinem Freunde klagen; vielleicht sagt’s der eine oder der Andere weiter wo das Wort eine gute Statt findet. Die 3 anderen Stücke warten nur darauf, nun ihre Reife auf die Bretter anzutreten, daß eine hat den Maler Hans Holbein und das unglückliche Geschick der Katharine Howard an Heinrichs VIII Hof zum Gegenstand, das zweite ist modern und schließt sich an H. v. Kleists tragisches Ende. Im dritten ist der Charakter der Griemhild zu einem dramatischen umgestaltet, freilich ganz anders als bei Gottsched–Raupach, wenn man eine solche Gotteslästerung wagen darf. Trotz dieser mannigfaltigen andern Geschäfte also bin ich doch immer mit der Musik in Verbindung geblieben, hauptsächlich durch Freunde, Freundinnen und Etwas noch mehr als Freundinnen. Unter jenen nenne ich L. Hetsch in Heidelberg, H. v. St. Julien in Karlsruhe u. Herrn v. Tucher in Schweinfurt. Für den ersten habe ich eine Kantate gemacht, die er jezt fertig komponiert hat (ich habe dabei stets Ihnen gedacht und war schon sehr in Versuchung, sie Ihnen zu schicken; die 4 Theile sollen Morgen, Mittag, Abend, Nacht vor, durch die sich eine einfach menschliche Geschichte dramatisch hindurchzieht) . St. Julian hat viele Lieder von mir in Musik gesetzt; ihm und Herrn v. Tucher verdanke ich viele Belehrung über alle Musik, lezterem noch neuerdings, da ich in Kreuth mit ihm zusammen war. Zu den Freundinnen zähle ich Emilie Zumsteg, – doch ich will nun keine weiteren Unterscheidungen mehr machen und nur noch zwei Erscheinungen nennen, mit denen ich eine lange Bahn an ihrem Himmel gewandelt bin, Agnese Schebest und unsre Josephine. Josephine lernte ich in Kreuth kennen und ward von der Genialität ihrer Lieder, wie von ihrer blumenhaften Persönlichkeit nicht wenig angezogen. Wie haben goldene Tage am Tegernsee verlebt, und sind nun vor der Hand jeder wieder an seinem Platze. Das arme Mädchen leidet den Winter über, und im gegenwärtigen Augenblick weiß ich wirklich nichts Genaueres über sie zu schreiben. Ihrer gedachte sie stets mit einer wahren Andacht, und Ihre Lieder singt sie allerdings unnachahmlich. Das arme Kind scheint aber wirklich eine sehr zarte Blume zu seyn, die das Leben nur in seinem mildesten Hauche wiegen darf. Da Sie mir, wie ich hoffe, wieder schreiben, so hoffe ich, Ihnen ein ander Mal Erfreulicheres über die liebliche Freundin melden zu können. Leider macht mir auch ein andrer meiner musikalischen Freunde große Sorgen. St. Julien wurde im Sommer von einem heftigen Nervenfieber befallen, infolge dessen eine Geistesverwirrung, die sich schon in früherer Zeit einmal flüchtig gezeigt hatte, wieder ausbrach. Doch ist er jezt in der Besinnung, und der Arzt der Heilanstalt (Winnenthal), woselbst er sich befindet, hofft ihn ganz wiederherstellen zu können. Die Krone meiner musikalischen Verbindungen sind nun Sie, liebster Freund. Mehr als ich sagen kann, erfreut mich Ihr freundliches Meingedenken. Es ist ein Glück, von Ihnen berührt zu werden, Liebling der Götter und der Musen, glücklicher Felix! Wie gerne möchte ich Fausts Mantel haben; um mich in Ihre Häuslichkeit versetzen zu können, die mir Molique so anmuthig geschildert hat! Aber Sie sind beweglicher, und darum streichen Sie auch einmal wieder durch unseren Süden glückbringender Zugvogel! In meines nächsten Umgebung weiß ich Ihnen zu bieten einen höchst musikalischen Freund, der Sie innigst verehrt, und einen geistreichen Profi der Ästhetik, eine reizende Aussicht von meinen Fenstern und mich selbst, der ich Ihnen mit Allem, was ich bin und habe, zu Dienste stehe. Nun sind Sie auch noch so freundlich, Lieder von mir zu verlangen. Aber ich weiß nun kaum etwas zu bieten. Eine Menge von Liedern liegt da; aber es sind fast lauter Liebeslieder; und deren werden Sie genug haben. Ich will aber doch sehen, daß ich einige herausfinde; die will ich dann an Kühne für die eleg. Welt schicken und Ihnen ein Exemplar davon besorgen. Diesen Brief habe ich nun schon 6 Tage liegen lassen, da dringende Geschäfte dazwischen kamen, und nun will ich ihn nicht länger aufhalten. Ich werde in den nächsten Tagen ohnedies für alle holdseligen Dinge verloren seyn, da ich in der kommenden Woche disputiren muß und einem etwas harten Kampf entgegensehe. Nachher aber hoffe ich um so freier zu athmen! und das soll sich denn auch wohl zu einem od. deren andern Liede gestalten. Und nun möchte ich aber wieder von vorn anfangen, meine Freude und meinen Dank auszusprechen. Möchte ich es doch durch die That leisten können! Indessen bin ich schon glücklich genug, daß ich es von der Hand in Worten thun darf. Gelingt es mir nun auch nicht, Alles zu sagen, wie ich es möchte, so legen Sie einem Text eine verschönernde Melodie unter, und lassen Sie mich meine Freude vor Ihnen aussingen, daß sie zu der Schönheit des Frühlings stimmt der jezt an allen Orten und Enden heranbricht! Empfehlen Sie mich unbekannter Weise Ihrer Frau Gemahlin und schreiben Sie in einem müßigen Augenblick wieder! Sie machen mir die größte Freude dadurch. UnveränderlichIhr ergebenster C. Reinhold Köstlin. /19ter Febr 1841. /
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1841-02-15-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1841-02-15-01" xml:id="title_f5a334c1-a6bb-4e84-87ca-0b35faa59a0a">Reinhold Köstlin an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Tübingen, 9. und 15. Februar 1841</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_08e55e11-812f-4de1-8901-650f77487978">Ja wohl ist das eine Freude, wenn man von solchen Schriftgängen überrascht wird, wie sie mir neulich entgegengelacht haben, und wenn noch dazu der günstige Zufall will, daß einem die hocherfreuliche Gabe gerade am Geburtstage</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_b533811d-c815-4f2d-8f9e-fa631a5039f9">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1841-01-04-01" type="precursor" xml:id="title_548a1c7e-7b8e-4987-8f2e-e1e62f59db3b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Reinhold Köstlin in Landeck (?); Leipzig, 4. Januar 1841</title> <title key="fmb-1841-12-15-03" type="successor" xml:id="title_83413207-70ac-428e-a709-7386d8f080be">Felix Mendelssohn Bartholdy an Reinhold Köstlin in Tübingen; Berlin, 15. Dezember 1841</title> <author key="PSN0112503">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1841-02-09" xml:id="date_c14656c2-3c28-4d00-adc4-fe209b61b19b">9.</date> und <date cert="high" when="1841-02-15" xml:id="date_893f684f-565d-4bb8-97dc-c3e5c87961fe">15. 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Nachdem ich im April 1834 von <placeName xml:id="placeName_75a21469-eea6-4353-ad67-1537d9a18dcc">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> weg über <placeName xml:id="placeName_a53d6121-09d3-4a62-8d73-0818bd73750f">Dresden<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="locality">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <placeName xml:id="placeName_cfd45710-f244-48e2-a930-12e05fcd4c34">Prag<settlement key="STM0100589" style="hidden" type="locality">Prag</settlement><country style="hidden">Böhmen</country></placeName>, <placeName xml:id="placeName_dbb6c4f2-a413-4282-8264-8b82cff70493">Brünn<settlement key="STM0105247" style="hidden" type="locality">Brünn</settlement><country style="hidden">Böhmen</country></placeName>, <placeName xml:id="placeName_a0ee1350-7332-4452-bdd8-0c706e542f00">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_ba7f66cd-25e4-49ca-98e4-bfec878cda03">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gegangen und in die <placeName xml:id="placeName_15d50b97-6ec3-4208-8390-16a80e43a740">Heimat<settlement key="STM0102750" style="hidden" type="locality">Tübingen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurückgekehrt war, mußte ich die Staatsprüfungen erstehen, ward dann Advokat und blieb es, bis ich aufgefordert wurde, an Kanzler <persName xml:id="persName_af2a75e3-edac-4e61-a5a0-0a0ad438234a">Wächters<name key="PSN0115585" style="hidden" type="person">Wächter, Karl Joseph Georg Sigismund (seit 1869/79) von (1797-1880)</name></persName> Stelle <placeName xml:id="placeName_4bc0267d-f5ec-44b4-8820-08d125b97d9d">hierher<name key="NST0102751" style="hidden" subtype="" type="institution">Universität</name><settlement key="STM0102750" style="hidden" type="locality">Tübingen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu gehen, und Collegia über Strafrecht zu lesen, was ich jezt thue, – nachdem ich lezten Sommer beinahe gestorben bin und deshalb zur Kur nach <placeName xml:id="placeName_6def98e1-f6d9-486a-971d-f6880c9a966f">Kreuth<settlement key="STM0105248" style="hidden" type="locality">Kreuth</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <placeName xml:id="placeName_6b2fb32a-bc6e-48f3-a796-646e355af7de">Meran<settlement key="STM0105249" style="hidden" type="locality">Meran</settlement><country style="hidden">Bayern</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_dd2277b9-e89f-4a08-91d8-95083ec1fc76">Oberitalien<settlement key="STM0105250" style="hidden" type="area">Oberitalien</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> gehen mußte. Ich hatte in der That zuviel Anstrengungen aufeinandergehäuft, da mich die Advokatur sehr beschäftigte, neben ihr aber die Schriftstellerei in etwas zu starker Dosis. Binnen vier Jahren nämlich warf ich ein <title xml:id="title_12bfcb50-18fb-411d-9ec7-71a6258168d9">Buch über Mord und Todschlag<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112968" style="hidden" type="science">Die Lehre vom Mord und Todtschlag</name></title>, ein andres über <title xml:id="title_ccb75e79-da1b-40f2-8d31-5acf38768ded">die älteste Geschichte des Hochverraths<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112969" style="hidden" type="science">Die Perduellio unter den Römischen Königen, Tübingen, 1841.</name></title>, ein drittes über <title xml:id="title_29e3dac4-23b9-48a2-ad5a-e44657201ae6">die Entwicklungsgeschichte der Wirtemb. Verfassung<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112970" style="hidden" type="science">Wilhelm der Erste, König von Wirtemberg, und die Entwicklung der Wirtembergischen Verfassung vor und unter seiner Regierung, Stuttgart, 1839.</name></title>, zwei Novellen (<title xml:id="title_9118c2c3-77ce-4e6b-91f1-2705a66ee5a7">die Gesch. des spanischen Baumeisters und die Gesch. vom Leim und Mariandl<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112971" style="hidden" type="literature">Die Geschichte von dem spanischen Baumeister und die Geschichte vom Leim und der Mariandl, Stuttgart 1837.</name></title>) eine weitere: <title xml:id="title_97f21368-80ba-425b-ae6a-f753a1f1c2ee">die Mathildenhöhle<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112972" style="hidden" type="literature">Die Mathildenhöhle. Novelle nach einer wahren Begebenheit, Stuttgart 1839.</name></title>, <title xml:id="title_9f234f09-5c95-4107-831e-621ee7910321">drei weitere<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112973" style="hidden" type="literature">Der Schauspieler, in: Zeitung für die elegante Welt, 1841, 01</name><name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112974" style="hidden" type="literature">Die Prüfung, in: Zeitung für die elegante Welt, 1841, 08.</name><name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112975" style="hidden" type="literature">Gedichte, in: Zeitung für die elegante Welt, 1841, 09.</name></title>, die derzeit in der <title xml:id="title_a98a27d0-14e1-4fce-ae76-23f11bb320cf">Eleganten<name key="PSN0118539" style="hidden" type="author">Voß, Leopold David (1793–1868)</name><name key="CRT0112394" style="hidden" type="periodical">Zeitung für die elegante Welt</name></title> erscheinen, <title xml:id="title_db157bad-d0ab-4377-b6b1-a3e9e3d6b6ae">vier Tragödien<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112976" style="hidden" type="dramatic_work">Die beiden Gracchen.</name></title>, eine Menge poetischer Studien, etwa <title xml:id="title_5f4f430a-6e3e-4d7a-865c-23011d7f0bd5">2000 Lyrische Gedichte<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112977" style="hidden" type="literature">Gedichte.</name></title>, und eine Reihe von Artikeln für die <title xml:id="title_d1077440-dd9c-4539-a2c5-b96a1adabb83">Gallischen Jahrbücher<name key="PSN0120319" style="hidden" type="author">Ehrenzeller, P.</name><name key="CRT0112978" style="hidden" type="periodical">St. Gallische Jahrbücher</name></title> über Bord. Sie sehen, daß ich wenigstens nicht faul war. Aber ich hatte es freilich hart zu büßen. Jezt übrigens bin ich ganz gesund, docire mit Wohlbehagen mehr als ich weiß, mache Verse nach Noten und bin gottlob wieder ein Mensch, der fest auf seinen Füßen steht. Die Studenten wollen mir wohl, im Ganzen auch die Recensenten, und nur mit dem Theater stehe ich auf gespanntem Fuße. Ein Drama: <title xml:id="title_ba74f316-d7c9-49f3-8982-36b683cd37bb">die Söhne des Dogen<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0109564" style="hidden" type="literature">Die Söhne des Dogen</name></title> wurde in <placeName xml:id="placeName_347f0a00-cd86-4a6d-9ea9-bc36109a062b">Stuttgart<name key="NST0102752" style="hidden" subtype="" type="institution">Württembergisches Hoftheater</name><settlement key="STM0100140" style="hidden" type="locality">Stuttgart</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mit vielem Beifall gegeben so daß es schon von mehreren anderen Bühnen verlangt wurde. Nun überwarf ich mich<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> aber im Übermuthe der Jugend mit dem Intendanten; er legte das Stück zurück und nun wurden sie auch bei den anderen Bühnen zäh; nur die wackere <persName xml:id="persName_76f75a2a-3d77-456d-ba6f-291aaba76af7">Birch-Pfeiffer<name key="PSN0109958" style="hidden" type="person">Birch-Pfeiffer, Charlotte Johanna (Pseud.: C. Birchpfeiffer, Waldherr, Franz Fels) (?-1868)</name></persName> ließ sichs nicht verdrießen. Sie forderte mir das Stück ab und gab es lezten Sommer in <placeName xml:id="placeName_b9a43d58-232b-433f-a87c-699492fe022c">Zürich<name key="NST0104947" style="hidden" subtype="" type="institution">Aktientheater</name><settlement key="STM0100139" style="hidden" type="locality">Zürich</settlement><country style="hidden">Schweiz</country></placeName>, wiederum mit Beifall. So ist doch die Ehre des Autors gerettet, und er kann mit Anstand sein Leid seinem Freunde klagen; vielleicht sagt’s der eine oder der Andere weiter wo das Wort eine gute Statt findet. Die 3 anderen Stücke warten nur darauf, nun ihre Reife auf die Bretter anzutreten, daß eine hat den Maler <persName xml:id="persName_9903bac5-3c80-4c77-a574-7e98cce92a24">Hans Holbein<name key="PSN0112060" style="hidden" type="person">Holbein, Hans d. J. (?-1543)</name></persName> und das unglückliche Geschick der <persName xml:id="persName_c50c98bc-2fc2-4411-912e-57f8eae06a81">Katharine Howard<name key="PSN0120320" style="hidden" type="person">Howard, Catherine (1521-1542)</name></persName> an <persName xml:id="persName_ca9c2838-db4d-40ca-9843-f9e9db09e612">Heinrichs VIII<name key="PSN0110915" style="hidden" type="person">England, Heinrich VIII. von (1491-1547)</name></persName> Hof zum Gegenstand, das zweite ist modern und schließt sich an <persName xml:id="persName_6919bf0b-abf6-488b-8f66-0ab9b1e576cb">H. v. Kleists<name key="PSN0112418" style="hidden" type="person">Kleist, Bernhard Heinrich Wilhelm von (1777-1811)</name></persName> tragisches Ende. Im dritten ist der Charakter der <title xml:id="title_b6a3902e-3a30-4447-8ded-daa7befa3976">Griemhild<name key="PSN0118477" style="hidden" type="author">Unbekannt</name><name key="CRT0111501" style="hidden" type="literature">Nibelungenlied (Epos)</name></title> zu einem dramatischen umgestaltet, freilich ganz anders als bei <persName xml:id="persName_e9572ac1-1a58-4580-aef8-a02d0f8cc4db">Gottsched<name key="PSN0111485" style="hidden" type="person">Gottsched, Johann Christoph (1700-1766)</name></persName>–<title xml:id="title_ae0cc40a-f194-48d5-ad50-fc4739f2d1c7">Raupach<name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784–1852)</name><name key="CRT0112980" style="hidden" type="dramatic_work">Der Nibelungen Hort. Tragödie in fünf Aufzügen, mit einem Vorspiel. Hamburg, 1834.</name></title>, wenn man eine solche Gotteslästerung wagen darf.</p><p>Trotz dieser mannigfaltigen andern Geschäfte also bin ich doch immer mit der Musik in Verbindung geblieben, hauptsächlich durch Freunde, Freundinnen und Etwas noch mehr als Freundinnen. Unter jenen nenne ich <persName xml:id="persName_06c64392-ed73-440c-859e-001fba9b2bc2">L. Hetsch<name key="PSN0111953" style="hidden" type="person">Hetsch, Carl Ludwig (Louis) Friedrich (1806-1872)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_0e12a1bc-929a-46a8-b91b-032acb9834e6">Heidelberg<settlement key="STM0100150" style="hidden" type="locality">Heidelberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <persName xml:id="persName_3bdc7145-a55f-4343-a649-11fd91d24f59">H. v. St. Julien<name key="PSN0120321" style="hidden" type="person">Saint-Julien, Heinrich von (1801-1844)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_7911f0c7-5325-4ebb-a166-9e7b657931bf">Karlsruhe<settlement key="STM0100679" style="hidden" type="locality">Karlsruhe</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> u. <persName xml:id="persName_e4582960-e3f3-4a14-b8aa-304b1a9bcedc">Herrn v. Tucher<name key="PSN0120323" style="hidden" type="person">Tucher von Simmelsdorf (Freiherr), Christoph Karl Gottlieb Siegmund (1798-1877)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_29c1a416-4317-4e16-8cd8-f5ba51d20248">Schweinfurt<settlement key="STM0105252" style="hidden" type="locality">Schweinfurt</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Für den ersten habe ich eine <title xml:id="title_adcd3a9c-8899-4ca3-aa68-93eeaa00eeb8">Kantate<name key="PSN0112503" style="hidden" type="author">Köstlin, Christian Reinhold (Pseud.: C. Reinhold) (1813–1856)</name><name key="CRT0112981" style="hidden" type="music">Libretto zu einer Kantate für Christoph Karl Gottlieb Siegmund Tucher von Simmelsdorf.</name><name key="PSN0120323" style="hidden" type="author">Tucher von Simmelsdorf (Freiherr), Christoph Karl Gottlieb Siegmund (1798–1877)</name><name key="CRT0112982" style="hidden" type="music">Kantate auf ein Libretto von Christian Reinhold Köstlin.</name></title> gemacht, die er jezt fertig komponiert hat (ich habe dabei stets Ihnen gedacht und war schon sehr in Versuchung, sie Ihnen zu schicken; die 4 Theile sollen Morgen, Mittag, Abend, Nacht vor, durch die sich eine einfach menschliche Geschichte dramatisch hindurchzieht). <title xml:id="title_92836cab-d3c6-48f4-ab4c-c08f66000248">St. Julian hat viele Lieder<name key="PSN0120321" style="hidden" type="author">Saint-Julien, Heinrich von (1801–1844)</name><name key="CRT0112983" style="hidden" type="music">Lieder auf Texte von Christian Reinhold Köstlin</name></title> von mir in Musik gesetzt; ihm und <persName xml:id="persName_4c05f8b2-8da2-49d7-a976-4fb80d7ef944">Herrn v. Tucher<name key="PSN0120323" style="hidden" type="person">Tucher von Simmelsdorf (Freiherr), Christoph Karl Gottlieb Siegmund (1798-1877)</name></persName> verdanke ich viele Belehrung über alle Musik, lezterem noch neuerdings, da ich in <placeName xml:id="placeName_26ea69e9-ec53-4b6f-a2eb-072e0e49194e">Kreuth<settlement key="STM0105248" style="hidden" type="locality">Kreuth</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mit ihm zusammen war. Zu den Freundinnen zähle ich <persName xml:id="persName_20822854-143b-41d7-9ef6-b9054a288385">Emilie Zumsteg<name key="PSN0119484" style="hidden" type="person">Zumsteeg, Emilie (1796-1857)</name></persName>, – doch ich will nun keine weiteren Unterscheidungen mehr machen und nur noch zwei Erscheinungen nennen, mit denen ich eine lange Bahn an ihrem Himmel gewandelt bin, <persName xml:id="persName_bf9fcd56-6b0c-46b2-8339-edf3a105ac1a">Agnese Schebest<name key="PSN0120322" style="hidden" type="person">Schebest, Agnese (1813-1869)</name></persName> und unsre <persName xml:id="persName_0f4bc457-7ee6-4075-afa6-1d650fc980c6">Josephine<name key="PSN0112672" style="hidden" type="person">Lang, Josephine Caroline (1815-1880)</name></persName>.</p><p><persName xml:id="persName_a765f2a8-974a-4f17-8c5c-b804c3e69c50">Josephine<name key="PSN0112672" style="hidden" type="person">Lang, Josephine Caroline (1815-1880)</name></persName> lernte ich in <placeName xml:id="placeName_ea69be7e-a078-49ed-9ca2-5d13af0ec2fb">Kreuth<settlement key="STM0105248" style="hidden" type="locality">Kreuth</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kennen und ward von der Genialität ihrer Lieder, wie von ihrer blumenhaften Persönlichkeit nicht wenig angezogen. Wie haben goldene Tage am <placeName xml:id="placeName_d7e06172-3d18-4efd-a379-c2d5178f5b26">Tegernsee<settlement key="STM0105253" style="hidden" type="area">Tegernsee</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> verlebt, und sind nun vor der Hand jeder wieder an seinem Platze. Das arme Mädchen leidet den Winter über, und im gegenwärtigen Augenblick weiß ich wirklich nichts Genaueres über sie zu schreiben. Ihrer gedachte sie stets mit einer wahren Andacht, und Ihre Lieder singt sie allerdings unnachahmlich. Das arme Kind scheint aber wirklich eine sehr zarte Blume zu seyn, die das Leben nur in seinem mildesten Hauche wiegen darf. Da Sie mir, wie ich hoffe, wieder schreiben, so hoffe ich, Ihnen ein ander Mal Erfreulicheres über die liebliche Freundin melden zu können.</p><p>Leider macht mir auch ein andrer meiner musikalischen Freunde große Sorgen. <persName xml:id="persName_db434c8b-3fa5-4d06-9023-082ef21388b2">St. Julien<name key="PSN0120321" style="hidden" type="person">Saint-Julien, Heinrich von (1801-1844)</name></persName> wurde im Sommer von einem heftigen Nervenfieber befallen, infolge dessen eine Geistesverwirrung, die sich schon in früherer Zeit einmal flüchtig gezeigt hatte, wieder ausbrach.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Doch ist er jezt in der Besinnung, und der Arzt der <placeName xml:id="placeName_18cabf87-d933-47f5-9f10-8f8f28b38d24">Heilanstalt (Winnenthal)<name key="NST0105255" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Heilanstalt Winnenthal</name><settlement key="STM0105254" style="hidden" type="locality">Winnenden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, woselbst er sich befindet, hofft ihn ganz wiederherstellen zu können.</p><p>Die Krone meiner musikalischen Verbindungen sind nun Sie, liebster Freund. Mehr als ich sagen kann, erfreut mich Ihr freundliches Meingedenken. Es ist ein Glück, von Ihnen berührt zu werden, Liebling der Götter und der Musen, glücklicher Felix! Wie gerne möchte ich Fausts Mantel haben; um mich in Ihre Häuslichkeit versetzen zu können, die mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_435b9970-2609-46ea-b0f6-f4ef2f324da8">Molique<name key="PSN0113381" style="hidden" type="person">Molique, Wilhelm Bernhard (1802-1869)</name></persName></hi> so anmuthig geschildert hat! Aber Sie sind beweglicher, und darum streichen Sie auch einmal wieder durch unseren Süden glückbringender Zugvogel! In meines nächsten Umgebung weiß ich Ihnen zu bieten einen höchst musikalischen Freund, der Sie innigst verehrt, und einen geistreichen Profi der Ästhetik, eine reizende Aussicht von meinen Fenstern und mich selbst, der ich Ihnen mit Allem, was ich bin und habe, zu Dienste stehe.</p><p>Nun sind Sie auch noch so freundlich, Lieder von mir zu verlangen. Aber ich weiß nun kaum etwas zu bieten. Eine Menge von Liedern liegt da; aber es sind fast lauter Liebeslieder; und deren werden Sie genug haben. Ich will aber doch sehen, daß ich einige herausfinde; die will ich dann an <persName xml:id="persName_c081c682-71dc-4cf8-a336-b7b928b9f8a5">Kühne<name key="PSN0112583" style="hidden" type="person">Kühne, Ferdinand Gustav (1806-1888)</name></persName> für die <title xml:id="title_121f7d22-2fe9-4377-a465-4c0942f2c5b7">eleg. Welt<name key="PSN0118539" style="hidden" type="author">Voß, Leopold David (1793–1868)</name><name key="CRT0112394" style="hidden" type="periodical">Zeitung für die elegante Welt</name></title> schicken und Ihnen ein Exemplar davon besorgen. Diesen Brief habe ich nun schon 6 Tage liegen lassen, da dringende Geschäfte dazwischen kamen, und nun will ich ihn nicht länger aufhalten. Ich werde in den nächsten Tagen ohnedies für alle holdseligen Dinge verloren seyn, da ich in der kommenden Woche disputiren muß und einem etwas harten Kampf entgegensehe. Nachher aber hoffe ich um so freier zu athmen! und das soll sich denn auch wohl zu einem od. deren andern Liede gestalten.</p><p>Und nun möchte ich aber wieder von vorn anfangen, meine Freude und meinen Dank auszusprechen. Möchte ich es doch durch die That leisten können! Indessen bin ich schon glücklich genug, daß ich es von der Hand in Worten thun darf. Gelingt es mir nun auch nicht, Alles zu sagen, wie ich es möchte, so legen Sie einem Text eine verschönernde Melodie unter, und lassen Sie mich meine Freude vor Ihnen aussingen, daß sie zu der Schönheit des Frühlings stimmt der jezt an allen Orten und Enden heranbricht!</p><closer rend="left">Empfehlen Sie mich unbekannter Weise Ihrer <persName xml:id="persName_bf8172d4-3a9c-4f44-b6de-c19892c5fece">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> Gemahlin und schreiben Sie in einem müßigen Augenblick wieder! Sie machen mir die größte Freude dadurch.</closer><closer rend="center">Unveränderlich</closer><signed rend="right">Ihr ergebenster</signed><signed rend="right">C. Reinhold Köstlin.</signed><dateline rend="left">/<date cert="high" when="1841-02-19" xml:id="date_21dc4fd6-9187-4a5c-9774-8887bc48fbb1">19<hi rend="superscript">ter</hi> Febr 1841</date>./</dateline></div></body></text></TEI>