gb-1841-01-27-01
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Jugenheim, 27. Januar 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.
August Karl Ludwig Christfreund.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Noch Einmal wage ich es, Sie zu belästigen. Die Wahl der Ew. Wohlgeboren
alsVariationen keine Einsicht in mein Bemühen gewähren, ein musikalisches Ganze zu behandeln. Deßhalb entschloß ich mich, beiliegenden Beginn einer
Kunsin jener Unbeholfenheit mich zu zeigen, welche Folge der Unbekanntschaft mit den Kunstregeln ist: aber ich halte es für Pflicht, in meiner wahren Gestalt vor dem Mann zu erscheinen, in dessen Hand – ich gestehe es offen – die Entscheidung über meine Zukunft liegt. Immermehr fühlte ich mich zu dem Einen, der
Kunsthingezogen und es ist mir, als müsse ich mich
ihr alleinweihen.
Meine musikalischen Arbeiten seit verflossnem Frühjahr sind: Variationen (3),
Wohlgeborener, Hochzuverehrender Herr Professor! Noch Einmal wage ich es, Sie zu belästigen. Die Wahl der Ew. Wohlgeboren übersandten Variationen schien mir unzweckmäßig; ich glaube in denselben, wiewohl ohne meinen Willen, großentheils der Mode gehuldigt zu haben; außerdem möchten sie als Variationen keine Einsicht in mein Bemühen gewähren, ein musikalisches Ganze zu behandeln. Deßhalb entschloß ich mich, beiliegenden Beginn einer Sonate, meiner ersten, zu dem schon Uebersendeten zu fügen. Zwar muß ich fürchten, gerade Kuns in jener Unbeholfenheit mich zu zeigen, welche Folge der Unbekanntschaft mit den Kunstregeln ist: aber ich halte es für Pflicht, in meiner wahren Gestalt vor dem Mann zu erscheinen, in dessen Hand – ich gestehe es offen – die Entscheidung über meine Zukunft liegt. Immermehr fühlte ich mich zu dem Einen, der Kunst hingezogen und es ist mir, als müsse ich mich ihr allein weihen. Doch weiß ich wohl, wie leicht dies Verblendung sein kann: darum sei es Ihrem Urtheil anheimgestellt, welche Gestaltung meinem Leben von nun an werden soll. Gerne verzichte ich auf sichres Unterkommen im Senatsdienst, wenn nur das Eine Streben befriedigt wird. Aber leider sehe ich nicht ab, wie Letzteres bewerkstelligt werden soll, da ich in Betreff des Materiellen gänzlich hülflos bin. – Ihr Urtheil, Ihr gnädiger Rath wird mir Alles sein. Meine musikalischen Arbeiten seit verflossnem Frühjahr sind: Variationen (3), Ouvertüren (2), Phantasieen (2), Lieder ohne Worte (3), eine Ballade (Göthe’s Braut von Korinth) . Mit der aufrichtigsten Bitte um Nachsicht verharre ich Ew. Wohlgeboren ergebenster Christfreund. Jugenheim, den 27. Januar 41.
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