]> Brief: gb-1841-01-16-03

gb-1841-01-16-03

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Carl Georg Wilhelm Schiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Braunschweig, 16. Januar 1841 Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Georg Wilhelm Schiller in Braunschweig; Leipzig, 24. Januar 1841 Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 39/21, fol. 1. Autograph Carl Georg Wilhelm Schiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Braunschweig, 16. Januar 1841 Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu

1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.

Carl Georg Wilhelm Schiller.

Carl Georg Wilhelm Schiller, Patriotisches Gedicht »Aus des Herzens Tiefe schalle«; heutiger Standort: GB-Ob, M.D.M. d. 39/21, fol. 2.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

16. Januar 1841 Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)counter-resetSchiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874) BraunschweigDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874) Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874) Wohlgeborener Herr, Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu sein. Da jedoch meine Bitte im Namen meines Vaterlandes geschieht, glaubt ich meine Kühnheit einiger Maßen entschuldigt. Ew. Wohlgeboren werden gewiß mit mir oft und innig die Schmach zu Herzen genommen haben, daß von allen europäischen Nationen gerade die deutsche die einzige ist, welche kein Nationallied besitzt. Von jeher habe ich es für Pflicht jedes Poeten gehalten, wenigstens nach seinen Kräften den besten Versuch hierin zu machen; da aber alle Vaterlandssänger bis jetzt damit gezögert haben, so wollte ich, und wäre es auch nur allgemeinerer Anregung wegen, wenigstens die Probe wagen. Nach meiner Ansicht muß ein deutsches Nationallied nach allen Himmelsgegenden unseres Vaterlandes hin gleichen Anklang finden, es muß vor den Thronen und im Volke, in den freien |2| Städten und in den Ständenversammlungen, im Kriege und Frieden ja sogar bei allen edleren geselligen Gelegenheiten gesunden werden können. Wie tief ich hinter meinem Vorbilde zurückgeblieben bin, kann Niemand mehr fühlen, als ich selbst; deshalb wende ich mich an Deutschlands ersten Meister der Tonkunst mit der bitte, durch die göttliche Kunst des Gesanges das zu ersetzen, was meiner Poesie an Innigkeit und Erhebung fehlt. Ich habe mir stets <hi rend="latintype">Haydn’s</hi> Hymne: „Gott erhalte Franz <hi rend="latintype">etc</hi>.“<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109070" style="hidden" type="music">Gott erhalte den Kaiser! Hob. XXIa : 43</name> bei Niederschreibung meines Gedichts<name key="PSN0114543" style="hidden" type="author">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807–1874)</name><name key="CRT0110651" style="hidden" type="literature">Patriotisches Gedicht »Aus des Herzens Tiefe schalle«</name> vorgesungen, weil mir diese Composition in Ansehung der Rührung und des mächtigen Schwunges bei höchster Einfachheit als Ideal eines Volksgesanges stets vorgeschwebt. Wie ich aber durch Veränderung des Versmaßes eine nähere Berührung zu vermeiden strebte, so würde auch, falls Ew. Wohlgeboren meinen Versuch der musikalischen Komposition nicht für unwerth erklären sollten, Ihre Musik am gelungensten zu nennen sein, wenn dieselbe, bis auf den Geist des Ganzen, gar keine Ähnlichkeit mit der Haydn’sHaydn, Franz Joseph (1732-1809) hätte.

Indem ich mich schließlich zu jeder von Ihnen vorzuschlagenden Abänderung meines Liedes bereit erkläre, und nochmals die gehorsamste Bitte, baldmöglichst das deutsche Vaterland mit einem Volkslied zu beglücken wiederhole, habe ich die Ehre, mit tiefster Hochachtung zu verharren Ew. Wohlgeboren innigster Verehrer Dr Carl Schiller Braunschweig 16 Jan 1841.
            Wohlgeborener Herr,
Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!
Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu sein. Da jedoch meine Bitte im Namen meines Vaterlandes geschieht, glaubt ich meine Kühnheit einiger Maßen entschuldigt. Ew. Wohlgeboren werden gewiß mit mir oft und innig die Schmach zu Herzen genommen haben, daß von allen europäischen Nationen gerade die deutsche die einzige ist, welche kein Nationallied besitzt. Von jeher habe ich es für Pflicht jedes Poeten gehalten, wenigstens nach seinen Kräften den besten Versuch hierin zu machen; da aber alle Vaterlandssänger bis jetzt damit gezögert haben, so wollte ich, und wäre es auch nur allgemeinerer Anregung wegen, wenigstens die Probe wagen. Nach meiner Ansicht muß ein deutsches Nationallied nach allen Himmelsgegenden unseres Vaterlandes hin gleichen Anklang finden, es muß vor den Thronen und im Volke, in den freien Städten und in den Ständenversammlungen, im Kriege und Frieden ja sogar bei allen edleren geselligen Gelegenheiten gesunden werden können. Wie tief ich hinter meinem Vorbilde zurückgeblieben bin, kann Niemand mehr fühlen, als ich selbst; deshalb wende ich mich an Deutschlands ersten Meister der Tonkunst mit der bitte, durch die göttliche Kunst des Gesanges das zu ersetzen, was meiner Poesie an Innigkeit und Erhebung fehlt. Ich habe mir stets Haydn’s Hymne: „Gott erhalte Franz etc. “ bei Niederschreibung meines Gedichts vorgesungen, weil mir diese Composition in Ansehung der Rührung und des mächtigen Schwunges bei höchster Einfachheit als Ideal eines Volksgesanges stets vorgeschwebt. Wie ich aber durch Veränderung des Versmaßes eine nähere Berührung zu vermeiden strebte, so würde auch, falls Ew. Wohlgeboren meinen Versuch der musikalischen Komposition nicht für unwerth erklären sollten, Ihre Musik am gelungensten zu nennen sein, wenn dieselbe, bis auf den Geist des Ganzen, gar keine Ähnlichkeit mit der Haydn’s hätte.
Indem ich mich schließlich zu jeder von Ihnen vorzuschlagenden Abänderung meines Liedes bereit erkläre, und nochmals die gehorsamste Bitte, baldmöglichst das deutsche Vaterland mit einem Volkslied zu beglücken wiederhole, habe ich die Ehre, mit tiefster Hochachtung zu verharren Ew. Wohlgeboren
innigster Verehrer
Dr Carl Schiller
Braunschweig 16 Jan 1841.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1841-01-16-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1841-01-16-03" xml:id="title_61375122-16a4-4a05-b7bd-00d66af255e0">Carl Georg Wilhelm Schiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Braunschweig, 16. Januar 1841</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_166666f9-01ec-46d8-81eb-b3d94bbfece2">Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_7847be62-cba4-44d6-a7b4-7dd605175e79">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_1fdac857-d2fd-4e61-a0c9-5d10e940254b">unbekannt</title> <title key="fmb-1841-01-24-07" type="successor" xml:id="title_8f8b3020-ce15-4111-9673-e315a160f726">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Georg Wilhelm Schiller in Braunschweig; Leipzig, 24. Januar 1841</title> <author key="PSN0114543">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0114543" resp="writer">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_ad4c9974-c933-4ff4-82ce-461baa5ef10b"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_cdca6034-7e20-41b6-ad09-9d1c3b57f509"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 39/21, fol. 1.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1841-01-16-03" type="letter" xml:id="title_690285c5-247f-40fd-8fd1-0bc676ac5b25">Carl Georg Wilhelm Schiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Braunschweig, 16. Januar 1841</title> <incipit>Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Georg Wilhelm Schiller.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="textTemplate">Carl Georg Wilhelm Schiller, Patriotisches Gedicht »Aus des Herzens Tiefe schalle«; heutiger Standort: GB-Ob, M.D.M. d. 39/21, fol. 2.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1841-01-16" xml:id="date_b2078b87-435e-4939-af0a-09296e877d26">16. Januar 1841</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0114543" resp="author" xml:id="persName_1859fb86-fc60-4ef9-8379-d693b58bb170">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0114543" resp="writer">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_cf2eb247-73a7-4194-895d-f0126ff2d7b0"> <settlement key="STM0100373">Braunschweig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_09e0349b-5293-4a1a-843c-f02fa38ad1c7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_aeafbcd8-7c44-4b60-8d2e-82bdf119533b"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_ca8e0d5b-4dbd-4968-bb9c-07adb673797c"> <docAuthor key="PSN0114543" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_50b9cdf9-181f-4c64-b036-e30be28300a1">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114543" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_593d0c6b-bab9-4d16-9ef3-26939b8ad18c">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807-1874)</docAuthor> <salute rend="left">Wohlgeborener Herr,</salute> <salute rend="left">Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschließen konnte, Ew. Wohlgeboren mit einer beschwerlich zu fallen, die um so indescreter scheinen könnte, als ich nicht einmal das Glück habe, Ihnen, geehrtester Herr, persönlich bekannt zu sein. Da jedoch meine Bitte im Namen meines Vaterlandes geschieht, glaubt ich meine Kühnheit einiger Maßen entschuldigt. Ew. Wohlgeboren werden gewiß mit mir oft und innig die Schmach zu Herzen genommen haben, daß von allen europäischen Nationen gerade die deutsche die einzige ist, welche kein Nationallied besitzt. Von jeher habe ich es für Pflicht jedes Poeten gehalten, wenigstens nach seinen Kräften den besten Versuch hierin zu machen; da aber alle Vaterlandssänger bis jetzt damit gezögert haben, so wollte ich, und wäre es auch nur allgemeinerer Anregung wegen, wenigstens die Probe wagen. Nach meiner Ansicht muß ein deutsches Nationallied nach allen Himmelsgegenden unseres Vaterlandes hin gleichen Anklang finden, es muß vor den Thronen und im Volke, in den freien<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Städten und in den Ständenversammlungen, im Kriege und Frieden ja sogar bei allen edleren geselligen Gelegenheiten gesunden werden können. Wie tief ich hinter meinem Vorbilde zurückgeblieben bin, kann Niemand mehr fühlen, als ich selbst; deshalb wende ich mich an Deutschlands ersten Meister der Tonkunst mit der bitte, durch die göttliche Kunst des Gesanges das zu ersetzen, was meiner Poesie an Innigkeit und Erhebung fehlt. Ich habe mir stets <title xml:id="title_ccee43e4-84aa-45e8-a231-28dbaddbf450"><hi rend="latintype">Haydn’s</hi> Hymne: „Gott erhalte Franz <hi rend="latintype">etc</hi>.“<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109070" style="hidden" type="music">Gott erhalte den Kaiser! Hob. XXIa : 43</name></title> bei Niederschreibung meines <title xml:id="title_c413e0f6-a57d-40eb-85f9-d088e6d26007">Gedichts<name key="PSN0114543" style="hidden" type="author">Schiller, Carl Georg Wilhelm (1807–1874)</name><name key="CRT0110651" style="hidden" type="literature">Patriotisches Gedicht »Aus des Herzens Tiefe schalle«</name></title> vorgesungen, weil mir diese Composition in Ansehung der Rührung und des mächtigen Schwunges <hi n="1" rend="underline">bei höchster Einfachheit</hi> als Ideal eines Volksgesanges stets vorgeschwebt. Wie ich aber durch Veränderung des Versmaßes eine nähere Berührung zu vermeiden strebte, so würde auch, falls Ew. Wohlgeboren meinen Versuch der musikalischen Komposition nicht für unwerth erklären sollten, Ihre Musik am gelungensten zu nennen sein, wenn dieselbe, bis auf den Geist des Ganzen, gar keine Ähnlichkeit mit der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a88ed511-926a-4ece-bc7b-7069e526ef99">Haydn’s<name key="PSN0111789" style="hidden" type="person">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name></persName></hi> hätte.</p> <closer rend="left">Indem ich mich schließlich zu jeder von Ihnen vorzuschlagenden Abänderung meines Liedes bereit erkläre, und nochmals die gehorsamste Bitte, <hi n="1" rend="underline">baldmöglichst</hi> das deutsche Vaterland mit einem Volkslied zu beglücken wiederhole, habe ich die Ehre, mit tiefster Hochachtung zu verharren</closer> <signed rend="center">Ew. Wohlgeboren</signed> <signed rend="right">innigster Verehrer</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Dr Carl Schiller</hi></signed> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Braunschweig</hi> </dateline> <dateline rend="left"><date cert="high" when="1841-01-16" xml:id="date_83c3444c-62f2-4ad6-bd4e-12f17c513538">16 <hi rend="latintype">Jan</hi> </date></dateline> <dateline rend="left"><date cert="high" when="1841-01-16" xml:id="date_16e68d85-94ff-4d1c-bcfe-8e2f8268bd83">1841</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>