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gb-1840-12-05-03

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Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Düsseldorf, 4. und 5. Dezember 1840 Ich hatte mich freilich recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen, und glaubte mich, abgesehen davon daß Sie mir die Tage Ihres Hiereintreffens oder Vorüberfahrens angegeben hatte, dieser Hoffnung bestimmt hingeben zu dürfen, da man Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf; Leipzig, 22. November 1840 Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Leipzig; Leipzig, 30. Dezember 1840 Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 38/166. Autograph Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Düsseldorf, 4. und 5. Dezember 1840 Ich hatte mich freilich recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen, und glaubte mich, abgesehen davon daß Sie mir die Tage Ihres Hiereintreffens oder Vorüberfahrens angegeben hatte, dieser Hoffnung bestimmt hingeben zu dürfen, da man

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Julius Rietz

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. und 5. Dezember 1840 Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) counter-resetRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Düsseldorf Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)

„ Seid Ihr wohl gar ein Virtuos ? “

O nein! Die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. “„ Seid Ihr wohl … allein die Lust ist groß. “ – Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes Tragödie Faust; siehe Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Der Tragödie erster Teil, Szene in Auerbachs Keller, Frosch und Mephistopheles, Tübingen: 1808, S. 137, Z. 2200 f.

(Ich glaube aus Göthe’s <hi rend="latintype">Faust</hi><name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>.)

Liebster Felix.

Ich hatte mich freilich recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen, und glaubte mich, abgesehen davon daß Sie mir die Tage Ihres Hiereintreffens oder Vorüberfahrens angegeben hatte, dieser Hoffnung bestimmt hingeben zu dürfen, da man Sie in CoblenzKoblenzDeutschland gesehen hatte, und ich mir also nicht denken konnte, daß Sie von da aus eine andere Route einschlagen würden! Ja! es wurde also nichts, und ich erfuhr bald daß Sie über AachenAachenDeutschlandrecht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen … eine andere Route … über Aachen – Mendelssohn hatte Rietz am 4. August 1840 von seiner bevorstehenden Reise zum Birmingham Triennial Music Festival 1840, das vom 22. bis 25. September 1840 stattfand, berichtet und die Hoffnung auf ein persönliches Treffen auf der Hin- oder Rückreise geäußert; siehe Brief fmb-1840-08-04-01 (Brief Nr. 2786) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 4. August 1840, Z. 37-41: »ich muß im September noch auf 3 Wochen nach England zu einem Musikfest, und hoffe Sie auf der Hin- oder Rückreise, wenn auch nur auf eine Stunde zu sehen. Zwischen dem 6ten und 12ten Sept. denke ich auf dem Hin-, und zwischen dem 26ten Sept. und 1sten Oct. auf dem Rückweg durch Cöln oder Dssldrf zu kommen.« Krankheitsbedingt konnte Mendelssohn jedoch erst später als geplant aus Leipzig aufbrechen und auch keine Nachtreisen machen. Er nahm eine andere Reiseroute, die nicht über Düsseldorf führte, weshalb er Rietz dort nicht treffen konnte; siehe Brief fmb-1840-11-22-02 (Brief Nr. 2881) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 22. November 1840. gegangen waren, was mir wenigstens die Angst benahm, Sie möchten unterwegs rezidiv geworden sein, denn von Ihrer Krankheit wußte ich.von Ihrer Krankheit wußte ich – Mitte August 1840 war Mendelssohn nach einem Bad in einem Fluss sehr schwer erkrankt und einige Zeit rekonvaleszent, weshalb sich seine Abreise von Leipzig verzögerte; siehe Brief fmb-1840-09-07-01 (Brief Nr. 2801) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 7. September 1840, Z. 29-31. Gottlob daß Sie sich durchgerappelt haben. Das Wiedersehen also bis nächstens!

Vielen großen Dank, daß Sie meine Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110503" style="hidden" type="music">Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7</name> einer zweiten Aufführung gewürdigt haben,daß Sie meine Ouvertüre einer zweiten Aufführung gewürdigt haben – Julius Rietz’ Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7, war am 13. Februar 1840 im 16. Abonnementkonzert der Saison 1839/40 und am 29. Oktober 1840 im vierten Abonnementkonzert der Saison 1840/41 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt worden; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1032 f. und S. 1041 f. und für allealles das ermunternde was Sie mir weiter davon sagen. Wenn ich so von Ihrem Publikum höre, wie das da pläsirlich sitzt und sich amüsirt und klatscht, und die alten Meister ehrt und die jungen Emporkömmlinge belebt, so beneide ich recht einen jeden, der das alles mitdurchmachen kann. Unsere Klötze hier! In allen den 10 Conzerten rührt sich nicht eine Hand. Es ist zuweilen um toll zu werden, wenn man sich doch sagen muß, es war gut. Das ist freilich mehr werth, wie all’ das Geklatsche; aber das gehört doch einmal dazu. Potz Wetter! – Dagegen höre ich ja daß mich die Zeitschrift für Musik<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name><name key="CRT0110790" style="hidden" type="science">Neue Zeitschrift für Musik</name> ganz gewaltig heruntergefilzt hat.mich die Zeitschrift für Musik ganz gewaltig heruntergefilzt hat – Rietz spielt vermutlich auf die Besprechung seiner Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7 in der Neuen Zeitschrift für Musik an; siehe NZfM 7, Nr. 2, 4. Juli 1840, S. 6 f. Ich hab’s nicht zu Gesicht gekriegt. Ist’Ist’s denn vernünftig und kann man etwas dabei lernen? Sollte es nicht durch Ihren großen Einfluß möglich sein, daß das Stück, da es vorläufig das einzige gedruckte ist, in einem Londoner Philharmonischen ConzertePhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien gegeben würde? Die Kosten der Stimmen und das Porto würde ich gerne tragen! Eine zweite Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110506" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Hero und Leander d-Moll, op. 11</name> werden Sie für diesen Winter so Gott will bestimmt noch erhalten. Lassen Sie mir gütigst ein Plätzchen im Februarzweite Ouvertüre … ein Plätzchen im Februar – Rietz’ Ouvertüre zu Hero und Leander d-Moll, op. 11, wurde am 22. April 1841 im Konzert zugunsten der Leipziger Armen im Saal des Gewandhauses in Leipzig aufgeführt; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1061 f. auf. Eine bereits fertige in <hi rend="latintype">f dur</hi> zum Sturm<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110507" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Shakespeare’s Sturm F-Dur, op. 14</name> will ich nicht gern aus der Hand geben, ehe sie noch einmal umgeschrieben ist. Hätte ich doch nur eine menschliche Seele in der Nähe die mir mit etwas Rath beistehen könnte. Ich weiß in der Regel nicht wo ein, noch wo aus, und bin mit solch’ einem Mißtrauen gegen mich erfüllt, daß ich die meisten meiner Arbeiten nach den ersten zehn Seiten wegwerfe, und nicht selten Brandopfer zu Ehren der heiligen Vergessenheit damit anstelle! Wer kann nun wissen, ob nicht durch solche Übereilung der Menschheit wichtige Schätze entzogen worden sind? Nun, GluckGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) datirt seine große Periode von seinem vierzigsten Jahre und NewtonNewton, (seit 1705) Sir Isaac (1643-1727) war auch schon ziemlich bemooßt, als der bekannte Apfel vom Baume fiel – und somit habe ich auch noch Hoffnung auf die Immortalität. Was Sie mir, lieber Felix, von der Cello fantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name> schreiben,Was Sie mir … von der Cello fantasie schreiben – Mendelssohn hatte sich in seinem Brief vom 4. August 1840 kritisch über Rietz’ Fantasie für Violoncello und Klavier A-Dur, op. 2 geäußert; siehe Brief fmb-1840-08-04-01 (Brief Nr. 2786) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 4. August 1840, Z. 24-32. Die Fantaisie pour Violoncello avec Orchestre ou Piano A-Dur, op. 2, von Julius Rietz kam 1844 im Verlag von Friedrich Kistner in Leipzig heraus; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Oktober 1844, S. 147 f. daß sie nicht Fisch nicht Vogel, halb brillantes Conzertstück, halb Sinfonie und daher keins von beiden ist, hat gewiß |2| seine Richtigkeit. Ich muß Ihnen aber gestehen, daß ich zu der Überzeugung gekommen bin, Solostücke für Saiteninstrumente,(*)(*) die nicht ein bloßes Sologeklingel geben sollen, nicht viel anders werden können; wenigstens kenne ich kein Stück was mir das Gegentheil bewiese. In neurer Zeit werden David’s Violinsachen<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="CRT0113170" style="hidden" type="music">Kompositionen für Violine</name> sehr gerühmt; und wie mir’s vorkommt nimmt er auch immer einen ersten Anlauf; aber jedesmal schließt er mit so einer vermaledeiten Spinathackerei, als ob er seinenseinem Gott dankte, daß er sich nun endlich geberden könne, wie’s ihm beliebte. Das geht für’s Cello wahrhaftig nicht. KummerKummer, Friedrich August (1797-1879), FranchommeFranchomme, Auguste Joseph (1808-1884), GrossGross, Johann Benjamin (1809-1848) tischen doch wahrhafte Gräuelscenen (nach SchumannsSchumann, Robert Alexander (1810-1856) Analogie: Kinderscenen<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name><name key="CRT0113171" style="hidden" type="music">Kinderscenen. Leichte Stücke für das Pianoforte op. 15</name>) auf. Dazu kann ich mich unmöglich entschließen, zumal ich Sie versichern kann (und Sie werden dieser Versicherung glauben, als ich betheuern kann daß mir kein einziges Stück von mir auch nur mäßig gefällt daß die Fantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name> brillanten Lärm genug macht, und sie, wo ich sie noch gespielt habe, trotz Ihrer lugubren Färbung immer vollständigen Erfolg gehabt, ja sogar dem Düsseldorfer Publikum zweimal einen mäßigen Applaus abgerungen hat. Daß aber in der ersten Hälfte bis zum Adagio in fis was nicht rechtens ist, rein musikalisches genommen, daß fühle ich recht gut und da will ich gerne noch einmal ändern, obschon es bereits 3 mal geschehen ist. Und darum bitte ich Sie, mir das Stück mit nächster Musikhändler Gelegenheit zurückzuschicken, und wenn es Ihre Zeit erlaubt, mit Rothstift, wie der Lehrer das Exercitium, anzustreichen; wo Sie es anders wollen. Dann möchte ich doch öffentlich mein Heil damit versuchen, wenn Sie nicht absolut widerrathen. Legen Sie wohl auch die Baß Arie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110513" style="hidden" type="music">Szene und Arie für Bass</name> dabeimit nächster Musikhändler Gelegenheit zurückzuschicken … Legen Sie wohl auch die Baß Arie dabei – Mendelssohn kam Rietz’ Wunsch nach Rücksendung der beiden Werke nach, nicht aber dessen Wunsch nach Korrektur selbiger; siehe Brief fmb-1840-12-30-07 (Brief Nr. 2937) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Leipzig, Leipzig, 30. Dezember 1840, Z. 26 ff.: »Die Cellofantasie und Arie erhalten sie nächstens durch Buchhandel, aber rothe Striche erwarten Sie nicht von mir; wenn Sie selbst sie nicht machen wollen, so sind die meinigen mindestens überflüssig oder gar unpassend.« – vielleicht auch mit einigen rothen Strichen gezirt?

Nun zwei wichtige Dinge!

Ich habe Ihnen in einem früheren Schreiben schon gesagt, daß unangehme Verhältnisse meine SchwesterWohlbrück, Marie (1817-1859) nöthigten ein Asyl bei mir zu suchen. WohlbrückWohlbrück, Daniel Victor Ludwig (Ludwig August) (1796-1861),Meine Schwester … Wohlbrück – Marie Wohlbrück, geb. Carlsberg, war die Tochter von Rietz’ älterer Schwester Louise Carlsberg. Sie war nur fünf Jahre jünger als Rietz und wuchs in dessen Elternhaus auf. Ihren Gatten Wohlbrück bezeichnete Rietz als Schwager; siehe Martina Bick, Komponist, Violoncellist, Kapellmeister, Familienvater: Julius Rietz (1812-1877), in: Pauline Viardot und Julius Rietz Der Briefwechsel 1858-1874, hrsg. von Beatrix Borchard und Miriam-Alexandra Wigbers (Viardot-Garcia-Studien), Hildesheim 2021, S. 24-30, hier S. 26. der lange, ohne eine Anstellung zu finden, umhergereißt ist, fand sich später auch ein, meine Nichte MariaNichte Maria – nicht ermittelt. die jene an Kindes statt bei sich hatten oder noch haben, war die Dritte, die meine Familie vermehrten. Was 3 Personen, (von denen eine fast ein Jahr, die andern mehrere Monate hier waren) ein Hauswesen, welches im Ganzen auf beschränkten Mitteln, größthentheils aber auf ren beruht, erweitern, werden Sie ermessen können. Genug ich bin dadurch, außer dem allerdings schönen Gefühle nahen Verwandten Hülfe und Beistand in trüben Zeiten gewesen zu sein – etwas zurückgekommen und muß sehen beim Anfange des neuen Jahres, bis zum Februar hin, vielleicht 30 Louisd’or außergewöhnlich zu verdienen. Ich habe jetzt den Klavierauszug von <hi rend="latintype">Jery</hi><name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110497" style="hidden" type="music">Jery und Bätely op. 10</name>den Klavierauszug von Jery – Der vollständige Klavierauszug von Rietz’ Singspiel Jery und Bätely op. 10 erschien im Juli 1841 bei Friedrich Hofmeister in Leipzig; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Juli 1841, S. 109. bald vollendet und denke, ich will diesen und da es mir bei der weiten Entfernung von der eigentlichen Theaterwelt unmöglich ist, selbst dafür etwas zu thun – auch die Partitur davon für 20 L."Louisdor" verkaufen. Nach dem, wie mir die andern Sachen bezahlt worden sind, scheint mir die Forderung an und für sich sehr mäßig, wenn einer überhaupt anbeißen will. Aber ich meine, wenn einer will, kann er 10 Louisd."Louisdor" aus der Partitur sehr bald herausziehen, und für den Klavierauszug – (nun will ich auch mal den Hochmüthigen spielen) ist mir nicht bange. Da will ich ihm das Honorar hier garantiren! Außerdem will ich von einer Anzahl Duette für Sopran und Alt<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110509" style="hidden" type="music">Sechs Duette für Sopran, Alt und Klavier op. 9</name> dreivon einer Anzahl Duette für Sopran und Alt drei – Drei Duette (O salutaris hostia op. 9/1, Benedicam Dominum op. 9/2 und Ave Maria op. 9/3) erschienen 1841 als erstes Heft der Sechs Duette für Sopran, Alt und Klavier op. 9 im Verlag Friedrich Hofmeister; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Dezember 1841, S. 188. etwas umfangreicher zu 5 L. und die Cello<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name> |3| Fantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name>die Cello Fantasie – Die Fantaisie pour Violoncello avec Orchestre ou Piano A-Dur, op. 2, von Julius Rietz kam 1844 im Verlag von Friedrich Kistner in Leipzig heraus; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Oktober 1844, S. 147 f. dito zu 5 L. taxiren. So wären die 30, wenn ich nicht träume, heraus. Nächstens werde ich Ihnen nun den Klavierauszug und die Duetten senden,Nächstens werde ich Ihnen nun den Klavierauszug und die Duetten – Rietz schickte die Werke mit seinem Brief vom 17. Januar 1841 (Brief gb-1841-01-17-01) an Mendelssohn; siehe die dortigen Beilagen. und dann darf ich Sie wohl bitten, mir zu sagen, was Sie denken, und ob Sie abermals mein Geschäftsführer sein wollen! Die Partitur muß ich erst aus dem zerfetzten, zerstrichenen, zercorrigirten Originale abschreiben. Das soll aber schnell gehen. Sollten BreitkopfsBreitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig bei diesem unbedeutenden Unternehmen nicht eher zu dem ihrigen kommen, als bei Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name> oder den Hugenotten<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109978" style="hidden" type="music">Les Huguenots</name>sans comparaisonsans comparaison – frz., ohne Vergleich. übrigens! Beiläufig bemerke ich noch daß WohlbrückWohlbrück, Daniel Victor Ludwig (Ludwig August) (1796-1861) mit seiner Familie endlich beim Breslauer TheaterStadttheaterBreslauDeutschland auf längere Zeit eine sehr gute Anstellung gefunden hat.

Das zweite der zwei wichtigen Dinge ist nicht minder wichtig! Es kann, wie ich glaube, für den Mann von Fach keine härtere Bestimmung geben, als wenn er sein Leben lang, oder einen bedeutenden Theil desselben, mit Dilettanten seiner Kunst betreiben muß. Mit Dilettanten d. h. mit anmaßenden, spröden, pretentiösen, leicht zu verletzenden und schwer zu befriedigenden Leuten! Ich habe jetzt 5 Jahre lang (denn sechs bin ich nun hierStadttheaterDüsseldorfDeutschland, und das erste Theaterjahr fällt weg) den hiesigen VereinVerein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)DüsseldorfDeutschland dirigirt, und so, wie es meine Kräfte und Mittel, und der beste Wille nur vermochten; habe mich gestreckt und gereckt, arrangirt, instrumentirt, transponirt, componirt, und nur die Sache, trotz der immer und immer mehr abnehmenden Mittel, die sich nach keiner Richtung hin regeneriren wollen, auf einer gewissen Höhe zu erhalten. Es war mir dies Ehrensache, obwohl ich einsah, daß man weder weiß was ich thue, noch dies einsieht. Aber um dies durchzuführen, gehörte eine Selbstverläugnung dazu, der ich fernerhin nicht mehr gewachsen bin. Von der einen Gans zur andern laufen, einen Tölpel nach dem andern zu sich kommen lassen, um sie für dies oder jenes Parthiechen einigermaßen zu dressiren – das halte der Teufel länger wie 5 Jahre aus! Ich kann Sie versichern, daß wenn Sie einmal zu allen Ihren zwanzig Conzerten so viel Last, Schererei, Inconvenienzen und Proben haben müssen, wie ich zu einem einzigen, Sie in Ihrem Leben kein Conzert mehr dirigiren. Und dabei muß man nun noch fein artig sein, muß Complimente über schöne Stimmen, gebildeten Vortrag machen, muß die große Gefälligkeit nach jeder falschen Note noch anerkennen! Nein, lieber Felix! – ich möchte gern sagen: das halte ich nicht länger aus; ich werde es aber wohl aushalten müssen, wenn es nicht anders geht; aber das sich Wünsche und mir regen, es einmal wieder mit Leuten vom Metier, seien es auch nur mittelmäßige Theatersänger, die man doch wenigstens in der Hand hat, zu thun zu haben, das ist mir wohl nicht übelzunehmen. Hören Sie daher irgend etwas von einer offenen Stelle, wo möglich bei einem Theater, oder doch wenigstens bei einem Künstler Conzertverein, so bitte ich Sie recht sehr, lassen Sie mich’s wissen. Ich will so mäßige Ansprüche wie möglich machen. So etwas läßt sich nicht forciren, das weiß ich wohl. Aber es kommt doch vielleicht vor, und Sie in dem Centralpunkte Deutschlands hören ja alles zuerst. Zum Überfluß will ich noch bemerken, daß die Pöbelhaftigkeit der hiesigen Musiker nach wie vor, den regelmäßigsten Fortgang haben. Sie wissen was das heißt! Und sechs Jahre!!!

Nun hätte ich Ihnen wohl die Ohren hinlänglich voll vorgeschnappt, und der Bitten und Wünsche genug vorgetragen? Sie sehen, lieber Felix, daß mein Vertrauen auf Ihr Interesse für mich ohne Grenzen ist! Der Zudringlichkeiten gibts kein Ende; und wie vieler Zudringlichkeiten werden Sie ertragen müssen. Das kommt davon, wenn man ein weltberühmter Mann, und dabei ein guter und gefälliger Kerl ist! Nun! Gott vergelt’s!

|4| Ich habe gejubelt, als ich Ihren neuen Titel: „Sinfoniecantate“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_8f9d5076-7ded-4480-8be2-e33e393b069f"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name> las! Ja, eine gewisse Rotte sogenannter kritischer Notabilitäten werden das Maul gewaltig darüber aufreißen: H L. RellstabRellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860), H S. W. DehnDehn, Siegfried Wilhelm (urspr. Samuel) (1799-1858) zu Berlin, welcher letztere auch hier in H Dr. HasencleverHasenclever, Richard (1813-1876) & Consorten seinen Anhang hat, und deren Fahnenträger H B. KleinKlein, Bernhard Joseph (1793-1832) ist – aber zu denen sagt man ganz harmlos was Götz von Berlichingen<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0111823" style="hidden" type="dramatic_work">Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand</name> dem Hauptmann sagen läßt. Das Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_7a605155-eecb-47dc-a718-b3e170d3c9b3"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name> selber muß ganz verdammt schön sein. Machen Sie nur daß wir’s bald kriegen. Ist’s zu Ende des Winter schon im Handel,„Sinfoniecantate“ … Ist’s zu Ende des Winter schon im Handel – Mendelssohns Sinfonie-Kantate Lobgesang op. 52 (MWV A 18) erschien 1841 bei Breitkopf & Härtel in Partitur mit deutschem und englischem Text (PN 6563), Orchesterstimmen (PN 6533), Singstimmen (PN 6527) und Klavierauszug (Sinfonie vierhändig) (PN 6518), 1843 folgte dort der Klavierauszug (Sinfonie zweihändig) (PN 6862). In London erschienen 1841 bei Novello unter dem Titel »A Hymn of Praise (Lobgesang)« Klavierauszug (PN 1025) sowie Chorstimmen (ohne PN); siehe MWW, S. 24. könnte ich es prächtig zu meinem ConzertVerein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)DüsseldorfDeutschland geben. Sie sehen mein Enthusiasmus ist blos Eigennutz. Auch der 114. Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_622c54b3-b08b-45c7-ae99-b8b12143499b"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100117" style="hidden">Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« für gemischten Chor, Orchester und Orgel, [Ende Juli 1839] bis 9. August 1839; Revision 1840<idno type="MWV">A 17</idno><idno type="op">51</idno></name> läßt lange auf sich warten.der 114. Psalm läßt lange auf sich warten – Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« op. 51 (MWV A 17) erschien 1840 bzw. 1841 im Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig; zunächst Ende 1840 / Anfang 1841 in Klavierauszug (PN 6467) und Stimmen (PN 6466), anschließend in Partitur mit deutschem und englischem Text (PN 6479) und Orchesterstimmen (PN 6493); siehe MWV, S. 22. Desto heißer wird der Hunger! aber lassen Sie uns nur nicht verhungern.

Am RheinRheinDeutschland sieht’s nicht zum Pläsirlichsten aus. „ Sie sollen ihn nicht haben “<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name> in dreißig Compositionen, eine schlechter wie die andere, keine bis zur Mittelmäßigkeit – große Theurung, die nothwendigsten Lebensbedürfnisse um das doppelte aufgeschlagen – dabei in einem Monate 5 patriotische Diners in Düsseldorf – Die Leute reisen viel und nehmen wenig Stunden, die armen Musiker wissen oft nicht wohin? u. s. w. u. s. w. Aber die Berge stehen noch da, und Wein wächst auch darauf, und wunderschön ist der Himmel darüber, und so lange das noch ist, mögen sie ihn haben oder nicht – Das soll mir gleich gelten! Schirmer ist wieder zurück, und sitzt in einem gewaltigen Barte, dessen Starrigkeit ihn zu einem guten Fußabkratzer qualifiziren würde, bis über die Ohren, wie eine „Braut in Haaren. Er hat sich nicht verändert! Von seinen Studien habe ich noch nichts gesehen. Es wird aber nicht viel davon gesprochen.

In unserm ersten Conzert haben wir <hi rend="latintype">Josua</hi><name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name> gegebenIn unserm ersten Conzert haben wir Josua gegeben – Das Konzert, bei dem Händels Oratorium Joshua HWV 64 in einer von Rietz erstellten Instrumentierung aufgeführt wurde, fand am 19. November 1840 statt; siehe Zimmer, Julius Rietz, S. 53. Zimmer schreibt Rietz auch die bearbeitete Orgelstimme zu. Rietz hatte Mendelssohn um dessen Orgelstimme zu dem Oratorium gefragt. Diesen Rückschluss lässt Mendelssohns Brief an Rietz vom 2. Januar 1840 zu; siehe Brief fmb-1840-01-02-04 (Brief Nr. 2576) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 2. Januar 1840; Z. 29 f.: »Die Orgelstimmen zum Josua habe ich gar nicht mehr; sie ist damals in Coeln geblieben«. – und zwar mit Instrumentirung von einem gewissen JemandRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877), der aber die Orgelstimme eines andern gewissenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847), wo’s möglich war, zu Grunde gelegt hat. Es klang sehr gut, und gefiel besser, wie ein Händelsches Oratorium. Wo in der Orgelstimme ped. stand, stand in der Partitur nicht selten Corno di Basso, und das war nicht das Dümmste in der Partitur. In AmsterdamAmsterdamNiederlande haben sie dies Oratorium<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name> ohne Orgel und ohne Instrumentirung beim Musikfest3. Musikfest der Maatschappij tot bevordering der toonkunst (Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst) (1840)AmsterdamNiederlande gegeben! Das ist bequem. Im 2t Conzerte gibts die Schubertsche Sinfonie<name key="PSN0114718" style="hidden" type="author">Schubert, Franz Peter (1797-1828)</name><name key="CRT0110764" style="hidden" type="music">8. Sinfonie C-Dur, D 944 (Große)</name>! Ist da aber eine Posaunen Wirthschaft darin! Ich freue mich sehr darauf.

Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)

Ihr letzter Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-11-22-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf; Leipzig, 22. November 1840</name> war vom 22t Nov. und Sie sagen darin, daß die Correctur der Gesänge<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110485" style="hidden" type="music">Dreizehn Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 6 (2 Hefte)</name> jetzt schon in meinen Händen sein würde.die Correctur der Gesänge jetzt schon ein meinen Händen sein würde – Julius Rietz’ Dreizehn Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 6 erschienen 1841 in zwei Heften bei Breitkopf & Härtel in Leipzig; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Mai 1841, S. 80, und ebenda, September 1841, S. 141. Heute ist der 5 Dezember – und ich habe noch nichts! – KistnerKistner, Carl Friedrich (1797-1844) soll doch nicht gar zu lange mit der Militär Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110505" style="hidden" type="music">Ouvertüre für Militairmusik op. 3</name> zögernKistner soll doch nicht gar zu lange mit der Militär Ouvertüre zögern – Die Ouverture für Militairmusik op. 3 von Julius Rietz erschien 1841 mit einer Widmung an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen im Verlag Friedrich Kistner in Leipzig; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Juli 1841, S. 98. es gereicht ihm selbst zum Schaden. Denn das Interesse des Prinzen FriedrichPreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861) für das Stück möchte leicht, bei diesem Augenblicksmenschen, verdampfen.

Graf NesselrodeNesselrode-Ehreshoven, Franz Bertram Reichsgraf von (1783-1847) hat es nicht der Mühe werth gehalten mich von Ihnen zu grüßen.Graf Nesselrode hat es nicht der Mühe werth gehalten mich von Ihnen zu grüßen – Mendelssohn hatte sich am 22. November 1840 bei Rietz erkundigt, ob Nesselrode diesem seine Grüße ausgerichtet habe; siehe Brief fmb-1840-11-22-02 (Brief Nr. 2882) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf Leipzig, 22. November 1840. Das wäre zu viel Ehre! – Mein FritzRietz, Friedrich (1835-?), der vor einigen Tagen 5 Jahr alt geworden ist,Mein Fritz, der vor einigen Tagen 5 Jahr alt geworden ist – Friedrich Rietz war am 27. November 1835 in Düsseldorf geboren worden. trägt mir angelegentlichst auf, Sie zu grüßen. Desgleichen nun 1000 Empfehlungen von meiner FrauRietz, Maria Therese (1812-1861)! Wir befinden uns alle wohl und hoffen ein Gleiches von Ihnen und Ihrer lieben FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853). Gruß an DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873), wenn ich biten darf!

Das ist ein langes Geschmiere werden Sie sagen; aber behalten Sie trotzdem lieb Ihren J R. Düsseldorf. 4 und 5 Dezmbr. 1840.
soll eigentlich heißen Streichinstrumente
            „ Seid Ihr wohl gar ein Virtuos ? “
„ O nein! Die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. “
(Ich glaube aus Göthe’s Faust. )
Liebster Felix.
Ich hatte mich freilich recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen, und glaubte mich, abgesehen davon daß Sie mir die Tage Ihres Hiereintreffens oder Vorüberfahrens angegeben hatte, dieser Hoffnung bestimmt hingeben zu dürfen, da man Sie in Coblenz gesehen hatte, und ich mir also nicht denken konnte, daß Sie von da aus eine andere Route einschlagen würden! Ja! es wurde also nichts, und ich erfuhr bald daß Sie über Aachen gegangen waren, was mir wenigstens die Angst benahm, Sie möchten unterwegs rezidiv geworden sein, denn von Ihrer Krankheit wußte ich. Gottlob daß Sie sich durchgerappelt haben. Das Wiedersehen also bis nächstens!
Vielen großen Dank, daß Sie meine Ouvertüre einer zweiten Aufführung gewürdigt haben, und für alle das ermunternde was Sie mir weiter davon sagen. Wenn ich so von Ihrem Publikum höre, wie das da pläsirlich sitzt und sich amüsirt und klatscht, und die alten Meister ehrt und die jungen Emporkömmlinge belebt, so beneide ich recht einen jeden, der das alles mitdurchmachen kann. Unsere Klötze hier! In allen den 10 Conzerten rührt sich nicht eine Hand. Es ist zuweilen um toll zu werden, wenn man sich doch sagen muß, es war gut. Das ist freilich mehr werth, wie all’ das Geklatsche; aber das gehört doch einmal dazu. Potz Wetter! – Dagegen höre ich ja daß mich die Zeitschrift für Musik ganz gewaltig heruntergefilzt hat. Ich hab’s nicht zu Gesicht gekriegt. Ist’ denn vernünftig und kann man etwas dabei lernen? Sollte es nicht durch Ihren großen Einfluß möglich sein, daß das Stück, da es vorläufig das einzige gedruckte ist, in einem Londoner Philharmonischen Conzerte gegeben würde? Die Kosten der Stimmen und das Porto würde ich gerne tragen! Eine zweite Ouvertüre werden Sie für diesen Winter so Gott will bestimmt noch erhalten. Lassen Sie mir gütigst ein Plätzchen im Februar auf. Eine bereits fertige in f dur zum Sturm will ich nicht gern aus der Hand geben, ehe sie noch einmal umgeschrieben ist. Hätte ich doch nur eine menschliche Seele in der Nähe die mir mit etwas Rath beistehen könnte. Ich weiß in der Regel nicht wo ein, noch wo aus, und bin mit solch’ einem Mißtrauen gegen mich erfüllt, daß ich die meisten meiner Arbeiten nach den ersten zehn Seiten wegwerfe, und nicht selten Brandopfer zu Ehren der heiligen Vergessenheit damit anstelle! Wer kann nun wissen, ob nicht durch solche Übereilung der Menschheit wichtige Schätze entzogen worden sind? Nun, Gluck datirt seine große Periode von seinem vierzigsten Jahre und Newton war auch schon ziemlich bemooßt, als der bekannte Apfel vom Baume fiel – und somit habe ich auch noch Hoffnung auf die Immortalität. Was Sie mir, lieber Felix, von der Cello fantasie schreiben, daß sie nicht Fisch nicht Vogel, halb brillantes Conzertstück, halb Sinfonie und daher keins von beiden ist, hat gewiß seine Richtigkeit. Ich muß Ihnen aber gestehen, daß ich zu der Überzeugung gekommen bin, Solostücke für Saiteninstrumente, (*) (*) die nicht ein bloßes Sologeklingel geben sollen, nicht viel anders werden können; wenigstens kenne ich kein Stück was mir das Gegentheil bewiese. In neurer Zeit werden David’s Violinsachen sehr gerühmt; und wie mir’s vorkommt nimmt er auch immer einen ersten Anlauf; aber jedesmal schließt er mit so einer vermaledeiten Spinathackerei, als ob er seinen Gott dankte, daß er sich nun endlich geberden könne, wie’s ihm beliebte. Das geht für’s Cello wahrhaftig nicht. Kummer, Franchomme, Gross tischen doch wahrhafte Gräuelscenen (nach Schumanns Analogie: Kinderscenen) auf. Dazu kann ich mich unmöglich entschließen, zumal ich Sie versichern kann (und Sie werden dieser Versicherung glauben, als ich betheuern kann daß mir kein einziges Stück von mir auch nur mäßig gefällt daß die Fantasie brillanten Lärm genug macht, und sie, wo ich sie noch gespielt habe, trotz Ihrer lugubren Färbung immer vollständigen Erfolg gehabt, ja sogar dem Düsseldorfer Publikum zweimal einen mäßigen Applaus abgerungen hat. Daß aber in der ersten Hälfte bis zum Adagio in fis was nicht rechtens ist, rein musikalisches genommen, daß fühle ich recht gut und da will ich gerne noch einmal ändern, obschon es bereits 3 mal geschehen ist. Und darum bitte ich Sie, mir das Stück mit nächster Musikhändler Gelegenheit zurückzuschicken, und wenn es Ihre Zeit erlaubt, mit Rothstift, wie der Lehrer das Exercitium, anzustreichen; wo Sie es anders wollen. Dann möchte ich doch öffentlich mein Heil damit versuchen, wenn Sie nicht absolut widerrathen. Legen Sie wohl auch die Baß Arie dabei – vielleicht auch mit einigen rothen Strichen gezirt?
Nun zwei wichtige Dinge!
Ich habe Ihnen in einem früheren Schreiben schon gesagt, daß unangehme Verhältnisse meine Schwester nöthigten ein Asyl bei mir zu suchen. Wohlbrück, der lange, ohne eine Anstellung zu finden, umhergereißt ist, fand sich später auch ein, meine Nichte Maria die jene an Kindes statt bei sich hatten oder noch haben, war die Dritte, die meine Familie vermehrten. Was 3 Personen, (von denen eine fast ein Jahr, die andern mehrere Monate hier waren) ein Hauswesen, welches im Ganzen auf beschränkten Mitteln, größthentheils aber auf ren beruht, erweitern, werden Sie ermessen können. Genug ich bin dadurch, außer dem allerdings schönen Gefühle nahen Verwandten Hülfe und Beistand in trüben Zeiten gewesen zu sein – etwas zurückgekommen und muß sehen beim Anfange des neuen Jahres, bis zum Februar hin, vielleicht 30 Louisd’or außergewöhnlich zu verdienen. Ich habe jetzt den Klavierauszug von Jery bald vollendet und denke, ich will diesen und da es mir bei der weiten Entfernung von der eigentlichen Theaterwelt unmöglich ist, selbst dafür etwas zu thun – auch die Partitur davon für 20 L. "Louisdor"L. verkaufen. Nach dem, wie mir die andern Sachen bezahlt worden sind, scheint mir die Forderung an und für sich sehr mäßig, wenn einer überhaupt anbeißen will. Aber ich meine, wenn einer will, kann er 10 Louisd. "Louisdor"Louisd. aus der Partitur sehr bald herausziehen, und für den Klavierauszug – (nun will ich auch mal den Hochmüthigen spielen) ist mir nicht bange. Da will ich ihm das Honorar hier garantiren! Außerdem will ich von einer Anzahl Duette für Sopran und Alt drei etwas umfangreicher zu 5 L. und die Cello Fantasie dito zu 5 L. taxiren. So wären die 30, wenn ich nicht träume, heraus. Nächstens werde ich Ihnen nun den Klavierauszug und die Duetten senden, und dann darf ich Sie wohl bitten, mir zu sagen, was Sie denken, und ob Sie abermals mein Geschäftsführer sein wollen! Die Partitur muß ich erst aus dem zerfetzten, zerstrichenen, zercorrigirten Originale abschreiben. Das soll aber schnell gehen. Sollten Breitkopfs bei diesem unbedeutenden Unternehmen nicht eher zu dem ihrigen kommen, als bei Ali Baba oder den Hugenotten – sans comparaison übrigens! Beiläufig bemerke ich noch daß Wohlbrück mit seiner Familie endlich beim Breslauer Theater auf längere Zeit eine sehr gute Anstellung gefunden hat.
Das zweite der zwei wichtigen Dinge ist nicht minder wichtig! Es kann, wie ich glaube, für den Mann von Fach keine härtere Bestimmung geben, als wenn er sein Leben lang, oder einen bedeutenden Theil desselben, mit Dilettanten seiner Kunst betreiben muß. Mit Dilettanten d. h. mit anmaßenden, spröden, pretentiösen, leicht zu verletzenden und schwer zu befriedigenden Leuten! Ich habe jetzt 5 Jahre lang (denn sechs bin ich nun hier, und das erste Theaterjahr fällt weg) den hiesigen Verein dirigirt, und so, wie es meine Kräfte und Mittel, und der beste Wille nur vermochten; habe mich gestreckt und gereckt, arrangirt, instrumentirt, transponirt, componirt, und nur die Sache, trotz der immer und immer mehr abnehmenden Mittel, die sich nach keiner Richtung hin regeneriren wollen, auf einer gewissen Höhe zu erhalten. Es war mir dies Ehrensache, obwohl ich einsah, daß man weder weiß was ich thue, noch dies einsieht. Aber um dies durchzuführen, gehörte eine Selbstverläugnung dazu, der ich fernerhin nicht mehr gewachsen bin. Von der einen Gans zur andern laufen, einen Tölpel nach dem andern zu sich kommen lassen, um sie für dies oder jenes Parthiechen einigermaßen zu dressiren – das halte der Teufel länger wie 5 Jahre aus! Ich kann Sie versichern, daß wenn Sie einmal zu allen Ihren zwanzig Conzerten so viel Last, Schererei, Inconvenienzen und Proben haben müssen, wie ich zu einem einzigen, Sie in Ihrem Leben kein Conzert mehr dirigiren. Und dabei muß man nun noch fein artig sein, muß Complimente über schöne Stimmen, gebildeten Vortrag machen, muß die große Gefälligkeit nach jeder falschen Note noch anerkennen! Nein, lieber Felix! – ich möchte gern sagen: das halte ich nicht länger aus; ich werde es aber wohl aushalten müssen, wenn es nicht anders geht; aber das sich Wünsche und mir regen, es einmal wieder mit Leuten vom Metier, seien es auch nur mittelmäßige Theatersänger, die man doch wenigstens in der Hand hat, zu thun zu haben, das ist mir wohl nicht übelzunehmen. Hören Sie daher irgend etwas von einer offenen Stelle, wo möglich bei einem Theater, oder doch wenigstens bei einem Künstler Conzertverein, so bitte ich Sie recht sehr, lassen Sie mich’s wissen. Ich will so mäßige Ansprüche wie möglich machen. So etwas läßt sich nicht forciren, das weiß ich wohl. Aber es kommt doch vielleicht vor, und Sie in dem Centralpunkte Deutschlands hören ja alles zuerst. Zum Überfluß will ich noch bemerken, daß die Pöbelhaftigkeit der hiesigen Musiker nach wie vor, den regelmäßigsten Fortgang haben. Sie wissen was das heißt! Und sechs Jahre!!!
Nun hätte ich Ihnen wohl die Ohren hinlänglich voll vorgeschnappt, und der Bitten und Wünsche genug vorgetragen? Sie sehen, lieber Felix, daß mein Vertrauen auf Ihr Interesse für mich ohne Grenzen ist! Der Zudringlichkeiten gibts kein Ende; und wie vieler Zudringlichkeiten werden Sie ertragen müssen. Das kommt davon, wenn man ein weltberühmter Mann, und dabei ein guter und gefälliger Kerl ist! Nun! Gott vergelt’s!
 Ich habe gejubelt, als ich Ihren neuen Titel: „Sinfoniecantate“ las! Ja, eine gewisse Rotte sogenannter kritischer Notabilitäten werden das Maul gewaltig darüber aufreißen: H L. Rellstab, H S. W. Dehn zu Berlin, welcher letztere auch hier in H Dr. Hasenclever & Consorten seinen Anhang hat, und deren Fahnenträger H B. Klein ist – aber zu denen sagt man ganz harmlos was Götz von Berlichingen dem Hauptmann sagen läßt. Das Stück selber muß ganz verdammt schön sein. Machen Sie nur daß wir’s bald kriegen. Ist’s zu Ende des Winter schon im Handel, könnte ich es prächtig zu meinem Conzert geben. Sie sehen mein Enthusiasmus ist blos Eigennutz. Auch der 114. Psalm läßt lange auf sich warten. Desto heißer wird der Hunger! aber lassen Sie uns nur nicht verhungern.
Am Rhein sieht’s nicht zum Pläsirlichsten aus. „ Sie sollen ihn nicht haben “ in dreißig Compositionen, eine schlechter wie die andere, keine bis zur Mittelmäßigkeit – große Theurung, die nothwendigsten Lebensbedürfnisse um das doppelte aufgeschlagen – dabei in einem Monate 5 patriotische Diners in Düsseldorf – Die Leute reisen viel und nehmen wenig Stunden, die armen Musiker wissen oft nicht wohin? u. s. w. u. s. w. Aber die Berge stehen noch da, und Wein wächst auch darauf, und wunderschön ist der Himmel darüber, und so lange das noch ist, mögen sie ihn haben oder nicht – Das soll mir gleich gelten! Schirmer ist wieder zurück, und sitzt in einem gewaltigen Barte, dessen Starrigkeit ihn zu einem guten Fußabkratzer qualifiziren würde, bis über die Ohren, wie eine „Braut in Haaren. „ Er hat sich nicht verändert! Von seinen Studien habe ich noch nichts gesehen. Es wird aber nicht viel davon gesprochen.
In unserm ersten Conzert haben wir Josua gegeben – und zwar mit Instrumentirung von einem gewissen Jemand, der aber die Orgelstimme eines andern gewissen, wo’s möglich war, zu Grunde gelegt hat. Es klang sehr gut, und gefiel besser, wie ein Händelsches Oratorium. Wo in der Orgelstimme ped. stand, stand in der Partitur nicht selten Corno di Basso, und das war nicht das Dümmste in der Partitur. In Amsterdam haben sie dies Oratorium ohne Orgel und ohne Instrumentirung beim Musikfest gegeben! Das ist bequem. Im 2t Conzerte gibts die Schubertsche Sinfonie! Ist da aber eine Posaunen Wirthschaft darin! Ich freue mich sehr darauf.
Ihr letzter Brief war vom 22t Nov. und Sie sagen darin, daß die Correctur der Gesänge jetzt schon in meinen Händen sein würde. Heute ist der 5 Dezember – und ich habe noch nichts! – Kistner soll doch nicht gar zu lange mit der Militär Ouvertüre zögern es gereicht ihm selbst zum Schaden. Denn das Interesse des Prinzen Friedrich für das Stück möchte leicht, bei diesem Augenblicksmenschen, verdampfen.
Graf Nesselrode hat es nicht der Mühe werth gehalten mich von Ihnen zu grüßen. Das wäre zu viel Ehre! – Mein Fritz, der vor einigen Tagen 5 Jahr alt geworden ist, trägt mir angelegentlichst auf, Sie zu grüßen. Desgleichen nun 1000 Empfehlungen von meiner Frau! Wir befinden uns alle wohl und hoffen ein Gleiches von Ihnen und Ihrer lieben Frau. Gruß an David, wenn ich biten darf!
Das ist ein langes Geschmiere werden Sie sagen; aber behalten Sie trotzdem lieb Ihren J R.
Düsseldorf. 4 und 5 Dezmbr. 1840. soll eigentlich heißen Streichinstrumente          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1840-12-05-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1840-12-05-03" xml:id="title_ca4d340d-2bae-4d41-8219-96efee18c366">Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Düsseldorf, 4. und 5. 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Dezember 1840</title> <author key="PSN0114200" resp="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</author> <respStmt> <resp resp="writer"></resp> <persName key="PSN0114200" resp="writer">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</persName> </respStmt> <respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_baf4f860-136c-40a4-8149-e47e9eed8571"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_dcf361f3-45f4-4b51-bd8d-177a0def5229"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 38/166.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-12-05-03" type="letter" xml:id="title_a82132f4-cf30-4e67-946e-21ca01e2a486">Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Düsseldorf, 4. und 5. Dezember 1840</title> <incipit>Ich hatte mich freilich recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen, und glaubte mich, abgesehen davon daß Sie mir die Tage Ihres Hiereintreffens oder Vorüberfahrens angegeben hatte, dieser Hoffnung bestimmt hingeben zu dürfen, da man</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Julius Rietz</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <projectDesc> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C): Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz (Hin- und Gegenbriefe) Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p> </projectDesc> <editorialDecl> <p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C) ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence (FMB-C) Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when-custom="1840-12-04 and 1840-12-05 and JJJJ-MM-TT" xml:id="date_9903f24d-12e5-4988-af02-47edd641469f">4. und 5. Dezember 1840</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0114200" resp="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</persName> <note>counter-reset</note><persName key="PSN0114200" resp="writer">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_8bc6079d-4387-4bc0-bb2a-bafbdeb2df26"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_5719346a-9e8f-4108-beba-d367a78ac6bd">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_845127db-808e-40b2-bfc1-f0d7411763e4"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_99d9c290-12f5-456b-8c73-09c6a766c66d"> <docAuthor key="PSN0114200" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_0ac56afd-d9ce-4216-9c71-dc901cea1d70">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114200" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_e4ee096a-edee-4fd6-9e89-326e43328fc4">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</docAuthor> <epigraph rend="right"> <p>„ Seid Ihr wohl gar ein Virtuos ? “</p> </epigraph> <epigraph rend="right"> <p>„ <hi n="5" rend="underline">O nein!</hi> Die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. “<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_85c0f1b0-4794-42c5-9521-00b9d1286d6d" xml:lang="de ">„ Seid Ihr wohl … allein die Lust ist groß. “ – Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes Tragödie Faust; siehe  Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Der Tragödie erster Teil, Szene in Auerbachs Keller, Frosch und Mephistopheles, Tübingen: 1808, S. 137, Z. 2200 f.</note></p> </epigraph> <epigraph rend="right"> <p>(Ich glaube aus <title xml:id="title_cfb59732-c875-4707-89c7-608d28e8515a">Göthe’s <hi rend="latintype">Faust</hi><name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title>.)</p> </epigraph> <salute rend="left">Liebster Felix.</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ich hatte mich freilich recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen, und glaubte mich, abgesehen davon daß Sie mir die Tage Ihres Hiereintreffens oder Vorüberfahrens angegeben hatte, dieser Hoffnung bestimmt hingeben zu dürfen, da man Sie in <placeName xml:id="placeName_3dc0a522-62bc-44d8-aae8-4f43281bec50">Coblenz<settlement key="STM0100617" style="hidden" type="locality">Koblenz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gesehen hatte, und ich mir also nicht denken konnte, daß Sie von da aus eine andere Route einschlagen würden! Ja! es wurde also nichts, und ich erfuhr bald daß Sie über <placeName xml:id="placeName_e63b07fc-e3c2-4616-acdd-92a7d7d5f4e2">Aachen<settlement key="STM0100106" style="hidden" type="locality">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a16ee4d9-1029-45c8-bf8c-d8917a21ce9a" xml:lang="de ">recht herzlich darauf gefreut Sie wieder zusehen … eine andere Route … über Aachen – Mendelssohn hatte Rietz am 4. August 1840 von seiner bevorstehenden Reise zum Birmingham Triennial Music Festival 1840, das vom 22. bis 25. September 1840 stattfand, berichtet und die Hoffnung auf ein persönliches Treffen auf der Hin- oder Rückreise geäußert; siehe Brief fmb-1840-08-04-01 (Brief Nr. 2786) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 4. August 1840, Z. 37-41: »ich muß im September noch auf 3 Wochen nach England zu einem Musikfest, und hoffe Sie auf der Hin- oder Rückreise, wenn auch nur auf eine Stunde zu sehen. Zwischen dem 6ten und 12ten Sept. denke ich auf dem Hin-, und zwischen dem 26ten Sept. und 1sten Oct. auf dem Rückweg durch Cöln oder Dssldrf zu kommen.« Krankheitsbedingt konnte Mendelssohn jedoch erst später als geplant aus Leipzig aufbrechen und auch keine Nachtreisen machen. Er nahm eine andere Reiseroute, die nicht über Düsseldorf führte, weshalb er Rietz dort nicht treffen konnte; siehe Brief fmb-1840-11-22-02 (Brief Nr. 2881) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 22. November 1840.</note> gegangen waren, was mir wenigstens die Angst benahm, Sie möchten unterwegs rezidiv geworden sein, denn von Ihrer Krankheit wußte ich.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d88fe26-9831-40a3-b44b-27cafee65bcb" xml:lang="de ">von Ihrer Krankheit wußte ich – Mitte August 1840 war Mendelssohn nach einem Bad in einem Fluss sehr schwer erkrankt und einige Zeit rekonvaleszent, weshalb sich seine Abreise von Leipzig verzögerte; siehe Brief fmb-1840-09-07-01 (Brief Nr. 2801) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 7. September 1840, Z. 29-31.</note> Gottlob daß Sie sich durchgerappelt haben. Das Wiedersehen also bis nächstens!</p> <p>Vielen großen Dank, daß Sie <title xml:id="title_231fe58b-b9ef-4e10-bff7-552d3132c9d8">meine Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110503" style="hidden" type="music">Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7</name></title> einer zweiten Aufführung gewürdigt haben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7e520ca9-d0f2-42d2-9df1-f8f42744d097" xml:lang="de ">daß Sie meine Ouvertüre einer zweiten Aufführung gewürdigt haben – Julius Rietz’ Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7, war am 13. Februar 1840 im 16. Abonnementkonzert der Saison 1839/40 und am 29. Oktober 1840 im vierten Abonnementkonzert der Saison 1840/41 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt worden; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1032 f. und S. 1041 f.</note> und für <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_709e9b88-2cb5-4cca-a949-7f275c39f2c8"><sic resp="writer">alle</sic><corr resp="editor">alles</corr></choice> das ermunternde was Sie mir weiter davon sagen. Wenn ich so von Ihrem Publikum höre, wie das da pläsirlich sitzt und sich amüsirt und klatscht, und die alten Meister ehrt und die jungen Emporkömmlinge belebt, so beneide ich recht einen jeden, der das alles mitdurchmachen kann. Unsere Klötze hier! In allen den 10 Conzerten rührt sich nicht eine Hand. Es ist zuweilen um toll zu werden, wenn man sich doch sagen muß, es war gut. Das ist freilich mehr werth, wie all’ das Geklatsche; aber das gehört doch einmal dazu. Potz Wetter! – Dagegen höre ich ja daß mich die <title xml:id="title_d801ae88-b75e-4b59-ad68-1a1f3a615f6e">Zeitschrift für Musik<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name><name key="CRT0110790" style="hidden" type="science">Neue Zeitschrift für Musik</name></title> ganz gewaltig heruntergefilzt hat.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_56bea99b-cecc-49aa-85a0-61dc0aa94d6f" xml:lang="de ">mich die Zeitschrift für Musik ganz gewaltig heruntergefilzt hat – Rietz spielt vermutlich auf die Besprechung seiner Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7 in der Neuen Zeitschrift für Musik an; siehe NZfM 7, Nr. 2, 4. Juli 1840, S. 6 f.</note> Ich hab’s nicht zu Gesicht gekriegt. <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_5b99a4e1-0098-4a0a-8c17-d5665ca0660f"><sic resp="writer">Ist’</sic><corr resp="editor">Ist’s</corr></choice> denn vernünftig und kann man etwas dabei lernen? Sollte es nicht durch Ihren großen Einfluß möglich sein, daß das Stück, da es vorläufig das einzige gedruckte ist, in einem <placeName xml:id="placeName_50d20d0c-f34e-4c40-a684-f423e710b673">Londoner Philharmonischen Conzerte<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gegeben würde? Die Kosten der Stimmen und das Porto würde ich gerne tragen! Eine <title xml:id="title_cb6b67d5-2cc8-4f20-a75d-e252ad3a4972">zweite Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110506" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Hero und Leander d-Moll, op. 11</name></title> werden Sie für diesen Winter so Gott will bestimmt noch erhalten. Lassen Sie mir gütigst ein Plätzchen <date cert="high" notAfter="1841-02-28" notBefore="1841-02-01" xml:id="date_b5aa2bcf-0207-4b4f-9507-73907f7d075a">im Februar</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c2ab3a3d-5074-4d53-b0c2-817342f4f89e" xml:lang="de ">zweite Ouvertüre … ein Plätzchen im Februar – Rietz’ Ouvertüre zu Hero und Leander d-Moll, op. 11, wurde am 22. April 1841 im Konzert zugunsten der Leipziger Armen im Saal des Gewandhauses in Leipzig aufgeführt; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1061 f.</note> auf. Eine bereits fertige <title xml:id="title_13452fc0-40ec-4925-9d46-045fa796fa16">in <hi rend="latintype">f dur</hi> zum Sturm<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110507" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Shakespeare’s Sturm F-Dur, op. 14</name></title> will ich nicht gern aus der Hand geben, ehe sie noch einmal umgeschrieben ist. Hätte ich doch nur eine menschliche Seele in der Nähe die mir mit etwas Rath beistehen könnte. Ich weiß in der Regel nicht wo ein, noch wo aus, und bin mit solch’ einem Mißtrauen gegen mich erfüllt, daß ich die meisten meiner Arbeiten nach den ersten zehn Seiten wegwerfe, und nicht selten Brandopfer zu Ehren der heiligen Vergessenheit damit anstelle! Wer kann nun wissen, ob nicht durch solche Übereilung der Menschheit wichtige Schätze entzogen worden sind? Nun, <persName xml:id="persName_72c431ef-a269-4d42-a29a-183e77b4af78"><hi rend="latintype">Gluck</hi><name key="PSN0111405" style="hidden" type="person">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> datirt seine große Periode von seinem vierzigsten Jahre und <persName xml:id="persName_c92b9120-a33f-466c-9ee5-79dade758bf3"><hi rend="latintype">Newton</hi><name key="PSN0113587" style="hidden" type="person">Newton, (seit 1705) Sir Isaac (1643-1727)</name></persName> war auch schon ziemlich bemooßt, als der bekannte Apfel vom Baume fiel – und somit habe ich auch noch Hoffnung auf die Immortalität. Was Sie mir, lieber Felix, von der <title xml:id="title_cd5f31b6-a3a4-4515-8482-6e5525b971c0">Cello fantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name></title> schreiben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5267826c-5854-4ff9-bf35-12f89ea603ec" xml:lang="de ">Was Sie mir … von der Cello fantasie schreiben – Mendelssohn hatte sich in seinem Brief vom 4. August 1840 kritisch über Rietz’ Fantasie für Violoncello und Klavier A-Dur, op. 2 geäußert; siehe Brief fmb-1840-08-04-01 (Brief Nr. 2786) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 4. August 1840, Z. 24-32. Die Fantaisie pour Violoncello avec Orchestre ou Piano A-Dur, op. 2, von Julius Rietz kam 1844 im Verlag von Friedrich Kistner in Leipzig heraus; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Oktober 1844, S. 147 f.</note> daß sie nicht Fisch nicht Vogel, halb brillantes Conzertstück, halb Sinfonie und daher keins von beiden ist, hat gewiß<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>seine Richtigkeit. Ich muß Ihnen aber gestehen, daß ich zu der Überzeugung gekommen bin, <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> Solostücke für Saiteninstrumente,(*)<ref target="#fn1" type="Footnotes_reference" xml:id="fnr1">(*)</ref> die nicht ein bloßes Sologeklingel geben sollen, nicht viel anders werden können; wenigstens kenne ich kein Stück was mir das Gegentheil bewiese. In neurer Zeit werden <title xml:id="title_d46b1cb4-c541-4b3a-bf47-bd8a8d5f113f">David’s Violinsachen<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="CRT0113170" style="hidden" type="music">Kompositionen für Violine</name></title> sehr gerühmt; und wie mir’s vorkommt nimmt er auch immer einen ersten Anlauf; aber jedesmal schließt er mit so einer vermaledeiten Spinathackerei, als ob er <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_6b1a4bb8-e2ec-4098-97a9-ce3bf0ce8d27"><sic resp="writer">seinen</sic><corr resp="editor">seinem</corr></choice> Gott dankte, daß er sich nun endlich geberden könne, wie’s ihm beliebte. Das geht für’s Cello wahrhaftig nicht. <persName xml:id="persName_f1448a52-e132-4e39-9ab0-4cc53e408185"><hi rend="latintype">Kummer</hi><name key="PSN0112588" style="hidden" type="person">Kummer, Friedrich August (1797-1879)</name></persName>, <persName xml:id="persName_565a5187-4729-4252-ab38-a4d301fae1ef"><hi rend="latintype">Franchomme</hi><name key="PSN0111111" style="hidden" type="person">Franchomme, Auguste Joseph (1808-1884)</name></persName>, <persName xml:id="persName_59e70f6c-2b82-418e-985f-35b3527d8421"><hi rend="latintype">Gross</hi><name key="PSN0111566" style="hidden" type="person">Gross, Johann Benjamin (1809-1848)</name></persName> tischen doch wahrhafte Gräuelscenen (nach <persName xml:id="persName_697ea9b3-4710-4b55-bbe9-14032450a986">Schumanns<name key="PSN0114758" style="hidden" type="person">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName> Analogie: <title xml:id="title_3f3a1f92-0eb3-486a-8be2-338d454e8a12">Kinderscenen<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name><name key="CRT0113171" style="hidden" type="music">Kinderscenen. Leichte Stücke für das Pianoforte op. 15</name></title>) auf. Dazu kann ich mich unmöglich entschließen, zumal ich Sie versichern kann (und Sie werden dieser Versicherung glauben, als ich betheuern kann daß mir kein einziges Stück von mir auch nur mäßig gefällt daß die <title xml:id="title_d8ea148c-6af5-408c-b71d-8777e9a9698d">Fantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name></title> brillanten Lärm genug macht, und sie, wo ich sie noch gespielt habe, trotz Ihrer lugubren Färbung immer vollständigen Erfolg gehabt, ja sogar dem Düsseldorfer Publikum zweimal einen mäßigen Applaus abgerungen hat. Daß aber in der ersten Hälfte bis zum <hi rend="latintype">Adagio</hi> in <hi rend="latintype">fis</hi> was nicht rechtens ist, rein musikalisches genommen, daß fühle ich recht gut und da will ich gerne noch einmal ändern, obschon es bereits 3 mal geschehen ist. Und darum bitte ich Sie, mir das Stück mit nächster Musikhändler Gelegenheit zurückzuschicken, und wenn es Ihre Zeit erlaubt, mit Rothstift, wie der Lehrer das Exercitium, anzustreichen; wo Sie es anders wollen. Dann möchte ich doch öffentlich mein Heil damit versuchen, wenn Sie nicht absolut widerrathen. Legen Sie wohl auch die <title xml:id="title_060a775b-ac64-4871-a426-f46c298b36d6">Baß Arie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110513" style="hidden" type="music">Szene und Arie für Bass</name></title> dabei<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_afe95506-5287-4f36-94b3-190e0a8a68f2" xml:lang="de ">mit nächster Musikhändler Gelegenheit zurückzuschicken … Legen Sie wohl auch die Baß Arie dabei – Mendelssohn kam Rietz’ Wunsch nach Rücksendung der beiden Werke nach, nicht aber dessen Wunsch nach Korrektur selbiger; siehe Brief fmb-1840-12-30-07 (Brief Nr. 2937) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Leipzig, Leipzig, 30. Dezember 1840, Z. 26 ff.: »Die Cellofantasie und Arie erhalten sie nächstens durch Buchhandel, aber rothe Striche erwarten Sie nicht von mir; wenn Sie selbst sie nicht machen wollen, so sind die meinigen mindestens überflüssig oder gar unpassend.«</note> – vielleicht auch mit einigen rothen Strichen gezirt?</p> <p>Nun zwei wichtige Dinge!</p> <p>Ich habe Ihnen in einem früheren Schreiben schon gesagt, daß unangehme Verhältnisse <persName xml:id="persName_a463773c-f03b-4b10-b82c-50578c18076c">meine Schwester<name key="PSN0120374" style="hidden" type="person">Wohlbrück, Marie (1817-1859)</name></persName> nöthigten ein Asyl bei mir zu suchen. <persName xml:id="persName_e5fc4bc8-4296-4f8b-97dd-a10b12d18aa3">Wohlbrück<name key="PSN0118654" style="hidden" type="person">Wohlbrück, Daniel Victor Ludwig (Ludwig August) (1796-1861)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9908dfe1-fa47-4636-8a35-7f5c9726c886" xml:lang="de ">Meine Schwester … Wohlbrück – Marie Wohlbrück, geb. Carlsberg, war die Tochter von Rietz’ älterer Schwester Louise Carlsberg. Sie war nur fünf Jahre jünger als Rietz und wuchs in dessen Elternhaus auf. Ihren Gatten Wohlbrück bezeichnete Rietz als Schwager; siehe Martina Bick, Komponist, Violoncellist, Kapellmeister, Familienvater: Julius Rietz (1812-1877), in: Pauline Viardot und Julius Rietz Der Briefwechsel 1858-1874, hrsg. von Beatrix Borchard und Miriam-Alexandra Wigbers (Viardot-Garcia-Studien), Hildesheim 2021, S. 24-30, hier S. 26.</note> der lange, ohne eine Anstellung zu finden, umhergereißt ist, fand sich später auch ein, meine Nichte Maria<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_41445d82-a41d-483f-9680-19294e9b7c9f" xml:lang="de ">Nichte Maria – nicht ermittelt.</note> die jene an Kindes statt bei sich hatten oder noch haben, war die Dritte, die meine Familie vermehrten. Was 3 Personen, (von denen eine fast ein Jahr, die andern mehrere Monate hier waren) ein Hauswesen, welches im Ganzen auf beschränkten Mitteln, größthentheils aber auf <gap quantity="5" reason="covering" unit="characters"></gap>ren beruht, erweitern, werden Sie ermessen können. Genug ich bin dadurch, außer dem allerdings schönen Gefühle nahen Verwandten Hülfe und Beistand in trüben Zeiten gewesen zu sein – etwas zurückgekommen und muß sehen beim <date cert="high" notAfter="1840-01-31" notBefore="1840-01-01" xml:id="date_378f6987-53fe-4499-a4ae-a7abb4c8481f">Anfange des neuen Jahres</date>, bis zum <date cert="high" notAfter="1840-02-29" notBefore="1840-02-01" xml:id="date_349b4a8d-7546-43e6-99d8-98dd3b55e23d">Februar</date> hin, vielleicht 30 <hi rend="latintype">Louisd’or</hi> außergewöhnlich zu verdienen. Ich habe jetzt den Klavierauszug von <title xml:id="title_0d7e5aa8-337f-4eb4-92f1-6e7e09668108"><hi rend="latintype">Jery</hi><name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110497" style="hidden" type="music">Jery und Bätely op. 10</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b9bbee55-c9c4-4df5-87aa-b7672e925812" xml:lang="de ">den Klavierauszug von Jery – Der vollständige Klavierauszug von Rietz’ Singspiel Jery und Bätely op. 10 erschien im Juli 1841 bei Friedrich Hofmeister in Leipzig; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Juli 1841, S. 109.</note> bald vollendet und denke, ich will diesen und da es mir bei der weiten Entfernung von der eigentlichen Theaterwelt unmöglich ist, selbst dafür etwas zu thun – auch die Partitur davon für 20 <choice xml:id="choice_b83d4e3d-01cd-473d-bbc0-ff2c175a58c1"><abbr><hi rend="latintype">L</hi>.</abbr><expan style="hidden">"Louisdor"</expan></choice> verkaufen. Nach dem, wie mir die andern Sachen bezahlt worden sind, scheint mir die Forderung an und für sich sehr mäßig, wenn einer überhaupt anbeißen will. Aber ich meine, wenn einer will, kann er 10 <choice xml:id="choice_5c68fc86-aee7-4fd1-8716-33c87742781b"><abbr><hi rend="latintype">Louisd</hi>.</abbr><expan style="hidden">"Louisdor"</expan></choice> aus der Partitur sehr bald herausziehen, und für den Klavierauszug – (nun will ich auch mal den Hochmüthigen spielen) ist mir nicht bange. Da will ich ihm das Honorar hier garantiren! Außerdem will ich von einer Anzahl <title xml:id="title_95bbc210-dea6-417f-b575-c1667d976fe5">Duette für Sopran und Alt<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110509" style="hidden" type="music">Sechs Duette für Sopran, Alt und Klavier op. 9</name></title> drei<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_14bceb1a-73a7-41a2-8294-7fbc2ebe511e" xml:lang="de ">von einer Anzahl Duette für Sopran und Alt drei – Drei Duette (O salutaris hostia op. 9/1, Benedicam Dominum op. 9/2 und Ave Maria op. 9/3) erschienen 1841 als erstes Heft der Sechs Duette für Sopran, Alt und Klavier op. 9 im Verlag Friedrich Hofmeister; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Dezember 1841, S. 188.</note> etwas umfangreicher zu 5 <hi rend="latintype">L</hi>. und die <title xml:id="title_fdcdd741-f80d-4b89-a0f9-5912a8b49bc7">Cello<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name></title><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg><title xml:id="title_6c838cd1-0123-4257-a44c-0fbab2fc8c33">Fantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_912fffcb-93a3-496e-bc5b-247ab6229aa3" xml:lang="de ">die Cello Fantasie – Die Fantaisie pour Violoncello avec Orchestre ou Piano A-Dur, op. 2, von Julius Rietz kam 1844 im Verlag von Friedrich Kistner in Leipzig heraus; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Oktober 1844, S. 147 f.</note> dito zu 5 <hi rend="latintype">L</hi>. taxiren. So wären die 30, wenn ich nicht träume, heraus. Nächstens werde ich Ihnen nun den Klavierauszug und die Duetten senden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5eb03c08-e7f4-4e36-8a40-e0ef67e4f5ad" xml:lang="de ">Nächstens werde ich Ihnen nun den Klavierauszug und die Duetten – Rietz schickte die Werke mit seinem Brief vom 17. Januar 1841 (Brief gb-1841-01-17-01) an Mendelssohn; siehe die dortigen Beilagen.</note> und dann darf ich Sie wohl bitten, mir zu sagen, was Sie denken, und ob Sie abermals mein Geschäftsführer sein wollen! Die Partitur muß ich erst aus dem zerfetzten, zerstrichenen, zercorrigirten Originale abschreiben. Das soll aber schnell gehen. Sollten <persName xml:id="persName_71616297-5a92-424e-9055-68ef883bce3b">Breitkopfs<name key="PSN0110112" style="hidden" type="person">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> bei diesem unbedeutenden Unternehmen nicht eher zu dem ihrigen kommen, als bei <title xml:id="title_023e58b2-502b-4c63-a864-7d8508b056c6">Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name></title> oder den <title xml:id="title_8efe049b-114c-415e-a229-4bdbeea09cae">Hugenotten<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109978" style="hidden" type="music">Les Huguenots</name></title> – <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_eb8a53e6-1341-4e8b-9cc0-872b3201c311" xml:lang="fr">sans comparaison</foreign></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ac460f36-9927-4636-a102-61b8ade6c7c4" xml:lang="de ">sans comparaison – frz., ohne Vergleich.</note> übrigens! Beiläufig bemerke ich noch daß <persName xml:id="persName_3594ff90-e9ac-49dc-987d-b2c3a029b422">Wohlbrück<name key="PSN0118654" style="hidden" type="person">Wohlbrück, Daniel Victor Ludwig (Ludwig August) (1796-1861)</name></persName> mit seiner Familie endlich beim <placeName xml:id="placeName_01be23f4-65b3-4f04-803f-0f2c2b028dc5">Breslauer Theater<name key="NST0104787" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> auf längere Zeit eine sehr gute Anstellung gefunden hat.</p> <p>Das zweite der zwei wichtigen Dinge ist nicht minder wichtig! Es kann, wie ich glaube, für den Mann von Fach keine härtere Bestimmung geben, als wenn er sein Leben lang, oder einen bedeutenden Theil desselben, mit Dilettanten seiner Kunst betreiben muß. Mit Dilettanten d. h. mit anmaßenden, spröden, pretentiösen, leicht zu verletzenden und schwer zu befriedigenden Leuten! Ich habe jetzt 5 Jahre lang (denn <hi n="1" rend="underline">sechs</hi> bin ich nun <placeName xml:id="placeName_393a3341-e712-46d0-babb-2ab4ac15ba0b">hier<name key="NST0100296" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und das erste Theaterjahr fällt weg) den <placeName xml:id="placeName_a8722420-99ae-4f46-836c-329ffd0cc2b5">hiesigen Verein<name key="NST0100437" style="hidden" subtype="" type="institution">Verein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> dirigirt, und so, wie es meine Kräfte und Mittel, und der beste Wille nur vermochten; habe mich gestreckt und gereckt, arrangirt, instrumentirt, transponirt, componirt, und nur die Sache, trotz der immer und immer mehr abnehmenden Mittel, die sich nach keiner Richtung hin regeneriren wollen, auf einer gewissen Höhe zu erhalten. Es war mir dies Ehrensache, obwohl ich einsah, daß man weder weiß was ich thue, noch dies einsieht. Aber um dies durchzuführen, gehörte eine Selbstverläugnung dazu, der ich fernerhin nicht mehr gewachsen bin. Von der einen Gans zur andern laufen, einen Tölpel nach dem andern zu sich kommen lassen, um sie für dies oder jenes Parthiechen einigermaßen zu dressiren – das halte der Teufel länger wie 5 Jahre aus! Ich kann Sie versichern, daß wenn Sie einmal zu allen Ihren zwanzig Conzerten so viel Last, Schererei, Inconvenienzen und Proben haben müssen, wie ich zu einem einzigen, Sie in Ihrem Leben kein Conzert mehr dirigiren. Und dabei muß man nun noch fein artig sein, muß Complimente über schöne Stimmen, gebildeten Vortrag machen, muß die große Gefälligkeit nach jeder falschen Note noch anerkennen! Nein, lieber Felix! – ich möchte gern sagen: das halte ich nicht länger aus; ich werde es aber wohl aushalten müssen, wenn es nicht anders geht; aber das sich Wünsche und mir regen, es einmal wieder mit Leuten vom Metier, seien es auch nur mittelmäßige Theatersänger, die man doch wenigstens in der Hand hat, zu thun zu haben, das ist mir wohl nicht übelzunehmen. Hören Sie daher irgend etwas von einer offenen Stelle, wo möglich bei einem Theater, oder doch wenigstens bei einem Künstler Conzertverein, so bitte ich Sie recht sehr, lassen Sie mich’s wissen. Ich will so mäßige Ansprüche wie möglich machen. So etwas läßt sich nicht forciren, das weiß ich wohl. Aber es kommt doch vielleicht vor, und Sie in dem Centralpunkte Deutschlands hören ja alles zuerst. Zum Überfluß will ich noch bemerken, daß die Pöbelhaftigkeit der hiesigen Musiker nach wie vor, den regelmäßigsten Fortgang haben. Sie wissen was das heißt! Und sechs Jahre!!!</p> <p>Nun hätte ich Ihnen wohl die Ohren hinlänglich voll vorgeschnappt, und der Bitten und Wünsche genug vorgetragen? Sie sehen, lieber Felix, daß mein Vertrauen auf Ihr Interesse für mich ohne Grenzen ist! Der Zudringlichkeiten gibts kein Ende; und wie vieler Zudringlichkeiten werden Sie ertragen müssen. Das kommt davon, wenn man ein weltberühmter Mann, und dabei ein guter und gefälliger Kerl ist! Nun! Gott vergelt’s!</p> <p><seg type="pagebreak">|4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>Ich habe gejubelt, als ich Ihren neuen Titel: <title xml:id="title_20573c17-fe37-4df2-936d-f9d8ce79e9d7">„Sinfoniecantate“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_8f9d5076-7ded-4480-8be2-e33e393b069f"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> las! Ja, eine gewisse Rotte sogenannter kritischer Notabilitäten werden das Maul gewaltig darüber aufreißen: H <persName xml:id="persName_48d901b6-26de-48b7-abe9-3f90567df574"><hi rend="latintype">L</hi>. <hi rend="latintype">Rellstab</hi><name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName>, H<persName xml:id="persName_c586dcc5-68a0-4008-b75a-2ffadbe6c340"> <hi rend="latintype">S</hi>. <hi rend="latintype">W</hi>. <hi rend="latintype">Dehn</hi><name key="PSN0110589" style="hidden" type="person">Dehn, Siegfried Wilhelm (urspr. Samuel) (1799-1858)</name></persName> zu Berlin, welcher letztere auch hier in H <persName xml:id="persName_5e0e1f29-8f4c-4c4f-9c0a-989934a690cc"><hi rend="latintype">Dr</hi>. <hi rend="latintype">Hasenclever</hi><name key="PSN0111748" style="hidden" type="person">Hasenclever, Richard (1813-1876)</name></persName> &amp; Consorten seinen Anhang hat, und deren Fahnenträger H <persName xml:id="persName_46d0f9e3-7c99-4736-84dd-b2e61e6303af"><hi rend="latintype">B</hi>. <hi rend="latintype">Klein</hi><name key="PSN0112411" style="hidden" type="person">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name></persName> ist – aber zu denen sagt man ganz harmlos was <title xml:id="title_a661b718-9e7a-4fa8-9bd0-8b15749c96f6">Götz von Berlichingen<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0111823" style="hidden" type="dramatic_work">Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand</name></title> dem Hauptmann sagen läßt. <title xml:id="title_d628f1a3-193e-42d8-9968-96154fbecf90">Das Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_7a605155-eecb-47dc-a718-b3e170d3c9b3"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> selber muß ganz verdammt schön sein. Machen Sie nur daß wir’s bald kriegen. Ist’s zu Ende des Winter schon im Handel,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4c3cb4b5-5b8e-4245-8515-d93c6c272334" xml:lang="de ">„Sinfoniecantate“ … Ist’s zu Ende des Winter schon im Handel – Mendelssohns Sinfonie-Kantate Lobgesang op. 52 (MWV A 18) erschien 1841 bei Breitkopf &amp; Härtel in Partitur mit deutschem und englischem Text (PN 6563), Orchesterstimmen (PN 6533), Singstimmen (PN 6527) und Klavierauszug (Sinfonie vierhändig) (PN 6518), 1843 folgte dort der Klavierauszug (Sinfonie zweihändig) (PN 6862). In London erschienen 1841 bei Novello unter dem Titel »A Hymn of Praise (Lobgesang)« Klavierauszug (PN 1025) sowie Chorstimmen (ohne PN); siehe MWW, S. 24.</note> könnte ich es prächtig zu meinem <placeName xml:id="placeName_0091f472-adac-42a4-a0ff-b0c3631ad52d">Conzert<name key="NST0103434" style="hidden" subtype="Konzerte" type="institution">Verein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geben. Sie sehen mein Enthusiasmus ist blos Eigennutz. Auch der <title xml:id="title_05e9c11c-28a1-438e-986e-ae25f7e5a0e7">114. Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_622c54b3-b08b-45c7-ae99-b8b12143499b"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100117" style="hidden">Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« für gemischten Chor, Orchester und Orgel, [Ende Juli 1839] bis 9. August 1839; Revision 1840<idno type="MWV">A 17</idno><idno type="op">51</idno></name></title> läßt lange auf sich warten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fea8e180-49c6-45fa-9d61-566f6e27eecc" xml:lang="de ">der 114. Psalm läßt lange auf sich warten – Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« op. 51 (MWV A 17) erschien 1840 bzw. 1841 im Verlag Breitkopf &amp; Härtel in Leipzig; zunächst Ende 1840 / Anfang 1841 in Klavierauszug (PN 6467) und Stimmen (PN 6466), anschließend in Partitur mit deutschem und englischem Text (PN 6479) und Orchesterstimmen (PN 6493); siehe MWV, S. 22.</note> Desto heißer wird der Hunger! aber lassen Sie uns nur nicht verhungern.</p> <p>Am <placeName xml:id="placeName_c98bcf12-7222-4840-8fc7-5ac8f5410a72">Rhein<settlement key="STM0105444" style="hidden" type="landscape_form">Rhein</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sieht’s nicht zum Pläsirlichsten aus. <title xml:id="title_31af8b37-5c5e-4aff-b63b-12b2cf4a350f">„ Sie sollen ihn nicht haben “<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> in dreißig Compositionen, eine schlechter wie die andere, keine bis zur Mittelmäßigkeit – große Theurung, die nothwendigsten Lebensbedürfnisse um das doppelte aufgeschlagen – dabei in einem Monate 5 patriotische Diners in Düsseldorf – Die Leute reisen viel und nehmen wenig Stu<unclear reason="covering" resp="FMBC">nden,</unclear> die armen Musiker wissen oft nicht wohin? u. s. w. u. s. w. Aber die Berge stehen <unclear reason="covering" resp="FMBC">noch</unclear> da, und Wein wächst auch darauf, und wunderschön ist der Himmel darüber, und so lange das noch ist, mögen sie ihn haben oder nicht – Das soll mir gleich gelten! <hi rend="latintype">Schirmer</hi> ist wieder zurück, und sitzt in einem gewaltigen Barte, dessen Starrigkeit ihn zu einem guten Fußabkratzer qualifiziren würde, bis über die Ohren, wie eine „Braut in Haaren.<unclear reason="covering" resp="FMBC">„</unclear> Er hat sich nicht verändert! Von seinen Studien habe ich noch nichts gesehen. Es wird aber nicht viel davon gesprochen.</p> <p>In unserm ersten Conzert haben wir <title xml:id="title_e6d72060-63e2-4fbd-80aa-5edaec43c2ee"><hi rend="latintype">Josua</hi><name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title> gegeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6d856706-c067-4f7d-9170-4f25f5eadfb7" xml:lang="de ">In unserm ersten Conzert haben wir Josua gegeben – Das Konzert, bei dem Händels Oratorium Joshua HWV 64 in einer von Rietz erstellten Instrumentierung aufgeführt wurde, fand am 19. November 1840 statt; siehe Zimmer, Julius Rietz, S. 53. Zimmer schreibt Rietz auch die bearbeitete Orgelstimme zu. Rietz hatte Mendelssohn um dessen Orgelstimme zu dem Oratorium gefragt. Diesen Rückschluss lässt Mendelssohns Brief an Rietz vom 2. Januar 1840 zu; siehe Brief fmb-1840-01-02-04 (Brief Nr. 2576) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf, Leipzig, 2. Januar 1840; Z. 29 f.: »Die Orgelstimmen zum Josua habe ich gar nicht mehr; sie ist damals in Coeln geblieben«.</note> – und zwar mit Instrumentirung von einem <persName xml:id="persName_4dd805f5-e975-4c0a-bc84-ba9264d1c0e3">gewissen Jemand<name key="PSN0114200" style="hidden" type="person">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName>, der aber die Orgelstimme eines <persName xml:id="persName_aa74298f-bd76-41c4-ab40-b2156c07dac8">andern gewissen<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName>, wo’s möglich war, zu Grunde gelegt hat. Es klang sehr gut, und gefiel besser, wie <hi n="1" rend="underline">ein</hi> Händelsches Oratorium. Wo in der Orgelstimme <hi rend="latintype">ped</hi>. stand, stand in der Partitur nicht selten <hi rend="latintype">Corno di Basso</hi>, und das war nicht das Dümmste in der Partitur. In <placeName xml:id="placeName_66e4b267-f4b1-45f1-ba3a-99ce2db04573">Amsterdam<settlement key="STM0100369" style="hidden" type="locality">Amsterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName> haben sie dies <title xml:id="title_e3635451-d4a8-4fa0-a292-d67672326569">Oratorium<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title> ohne Orgel und ohne Instrumentirung beim <placeName xml:id="placeName_80a52acf-651b-423c-9062-ab0021aedcea">Musikfest<name key="NST0103502" style="hidden" subtype="" type="institution">3. Musikfest der Maatschappij tot bevordering der toonkunst (Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst) (1840)</name><settlement key="STM0100369" style="hidden" type="locality">Amsterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName> gegeben! Das ist bequem. Im 2<hi rend="superscript">t</hi> Conzerte gibts die <title xml:id="title_09451e63-4bc7-4bea-91db-f076cd418e86">Schubertsche Sinfonie<name key="PSN0114718" style="hidden" type="author">Schubert, Franz Peter (1797-1828)</name><name key="CRT0110764" style="hidden" type="music">8. Sinfonie C-Dur, D 944 (Große)</name></title>! Ist da aber eine Posaunen Wirthschaft darin! Ich freue mich sehr darauf.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_b8e98e5d-696b-4d2d-bef3-1fa98a73cc48"> <docAuthor key="PSN0114200" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_a2082f36-42fc-494e-bdf3-6a1e5209954d">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114200" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_55ded379-d1cc-47b2-8ebd-a304119c3c62">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</docAuthor> <p><title xml:id="title_41bd4aab-8b67-438f-a100-ee8d5ac90994">Ihr letzter Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-11-22-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf; Leipzig, 22. November 1840</name></title> war vom <date cert="high" when="1840-11-22" xml:id="date_69a5f0de-6d39-4779-a536-d9a510d33520">22<hi rend="superscript">t</hi> Nov.</date> und Sie sagen darin, daß die Correctur der <title xml:id="title_4b9e8354-1bd0-4b84-b229-0d8480f253f4">Gesänge<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110485" style="hidden" type="music">Dreizehn Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 6 (2 Hefte)</name></title> jetzt schon in meinen Händen sein würde.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_265ab745-7655-472b-beab-4b8d9e3b0c44" xml:lang="de ">die Correctur der Gesänge jetzt schon ein meinen Händen sein würde – Julius Rietz’ Dreizehn Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 6 erschienen 1841 in zwei Heften bei Breitkopf &amp; Härtel in Leipzig; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Mai 1841, S. 80, und ebenda, September 1841, S. 141.</note> Heute ist der <date cert="high" when="1840-12-05" xml:id="date_24c3c7ef-4009-4dbf-a8c4-c3391a40e220">5 Dezember</date> – und <unclear reason="covering" resp="FMBC">ich</unclear> habe noch nichts! – <persName xml:id="persName_1451b030-1dca-4ace-90d1-421b5c5fd2cf">Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden" type="person">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> soll doch nicht gar zu lange mit der <title xml:id="title_9891553e-0d5c-45bd-b99d-7788a3591df0">Militär Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110505" style="hidden" type="music">Ouvertüre für Militairmusik op. 3</name></title> zögern<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fa741c62-1576-45bb-ad14-cebd7369a8cc" xml:lang="de ">Kistner soll doch nicht gar zu lange mit der Militär Ouvertüre zögern – Die Ouverture für Militairmusik op. 3 von Julius Rietz erschien 1841 mit einer Widmung an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen im Verlag Friedrich Kistner in Leipzig; siehe Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Juli 1841, S. 98.</note> es gereicht ihm selbst zum Schaden. Denn das Interesse des <persName xml:id="persName_bb2ea18a-3226-4fe8-bea5-c76bc589e4e3">Prinzen Friedrich<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> für das Stück möchte leicht, bei diesem Augenblicksmenschen, verdampfen.</p> <p><persName xml:id="persName_8377e738-b018-4614-8039-eb0ad5f6abae">Graf Nesselrode<name key="PSN0113573" style="hidden" type="person">Nesselrode-Ehreshoven, Franz Bertram Reichsgraf von (1783-1847)</name></persName> hat es nicht der Mühe werth gehalten mich von Ihnen zu grüßen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dbfa3c65-c37a-49ce-a1f3-d9644c21d829" xml:lang="de ">Graf Nesselrode hat es nicht der Mühe werth gehalten mich von Ihnen zu grüßen – Mendelssohn hatte sich am 22. November 1840 bei Rietz erkundigt, ob Nesselrode diesem seine Grüße ausgerichtet habe; siehe Brief fmb-1840-11-22-02 (Brief Nr. 2882) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf Leipzig, 22. November 1840.</note> Das wäre zu viel Ehre! – <persName xml:id="persName_342664f0-e5ac-47fa-ad5a-2980a2d2a65e">Mein Fritz<name key="PSN0114203" style="hidden" type="person">Rietz, Friedrich (1835-?)</name></persName>, der vor einigen Tagen 5 Jahr alt geworden ist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b219906b-ab1f-4fba-8c47-d1013bb3471a" xml:lang="de ">Mein Fritz, der vor einigen Tagen 5 Jahr alt geworden ist – Friedrich Rietz war am 27. November 1835 in Düsseldorf geboren worden.</note> trägt mir angelegentlichst auf, Sie zu grüßen. Desgleichen nun 1000 Empfehlungen von <persName xml:id="persName_075d3db5-3652-416b-bfa4-a95b6e0adbbd">meiner Frau<name key="PSN0114207" style="hidden" type="person">Rietz, Maria Therese (1812-1861)</name></persName>! Wir befinden uns alle wohl und hoffen ein Gleiches von Ihnen und <persName xml:id="persName_9fd23b91-c050-4c54-afc2-666c038563aa">Ihrer lieben Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>. Gruß an <persName xml:id="persName_25ca7298-3da3-456c-8625-161ce05d2077"><hi rend="latintype">David</hi><name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName>, wenn ich biten darf!</p> <closer rend="left">Das ist ein langes Geschmiere werden Sie sagen; aber behalten Sie trotzdem lieb</closer> <signed rend="right">Ihren <hi rend="latintype">J R</hi>.</signed> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Düsseldorf</hi>. <date cert="high" when-custom="1840-12-04 and 1840-12-05 and JJJJ-MM-TT" xml:id="date_9d583653-8a85-4aa4-a13c-2e1dc8495d8b">4 und 5 Dezmbr. 1840</date>.</dateline> </div> <div type="footnotes_area" xml:id="div_6c663869-f241-482b-b1cb-164c7af0fe5b"> <note n="*" place="in the footer of the page" subtype="author" target="fnr1" type="footnote" xml:id="fn1">soll eigentlich heißen Streichinstrumente</note> </div> </body> </text></TEI>