]> Brief: gb-1840-11-11-01

gb-1840-11-11-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 11. November 1840 Das bulletin des 3ten Tages lautet Gottlob gut, meine besten Kinder! alles geht den gemäßigten Gang, es meldet sich die Unbequemlichkeit des Milchfiebers wie es sein muß. Besonders froh bin ich, daß Beckchen sich so Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 8. November 1840 Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 14. November 1840 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 38/131. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 11. November 1840 Das bulletin des 3ten Tages lautet Gottlob gut, meine besten Kinder! alles geht den gemäßigten Gang, es meldet sich die Unbequemlichkeit des Milchfiebers wie es sein muß. Besonders froh bin ich, daß Beckchen sich so

1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 5-6 / 11/11], [R22 / 1? 11 / No 5], [St. Post / 12 NOV. / V. 3-5], Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. November 1840 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Herrn Musikdirektor, Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig frei./
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin 11 November 1840

Das bulletinbulletin – frz., Bericht; hier: Krankenbericht. des 3ten Tagesdes 3ten Tages – Rebecka Lejeune Dirichlets Sohn Ernst Gustav Paul Lejeune Dirichlet war am 9. November 1840 geboren worden. lautet Gottlob gut, meine besten Kinder! alles geht den gemäßigten Gang, es meldet sich die Unbequemlichkeit des Milchfiebers wie es sein muß. Besonders froh bin ich, daß BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sich so gut in die gefürchtete AmmeAmme von → Ernst Gustav Paul Lejeune Dirichlet (1840/41) fügt, die eine hübsche gutmüthige, gesunde Person ist; elle a fait ses preuveselle a fait ses preuves – frz., Sie hat sich bewährt. bei dem Kinde einer Hebamme das sehr munter und niedlich gediehen d. Reb. mit Recht volles Zutrauen giebt. Der kleine JungeDirichlet (Lejeune Dirichlet), Ernst Gustav Paul (1840-1868) trinkt ungeheuer und ist äußerst artig bis jetzt. Er ist am Martinstage geboren,am Martinstage geboren – Der Martinstag ist der 11. November, Ernst Gustav Paul Lejeune Dirichlet wurde am 9. November 1840 geboren. und R. hat die Idee ihn nach seinem Patron zu nennen. Ich hoffe, diesmal begegnest Du Dich nicht mit ihr, wie in der Wahl des Namens Walter; sinne Dir was Hübsches aus; ein Martins-Gänserich mißfällt mir. – Reb. läßt Dir sagen, Dein Kleid gefiele ihr darum nicht weniger, weil Du es ihr schenkst; wirklich macht es Dir und old England die größte Ehre,Dein Kleid … wirklich macht es Dir und old England die größte Ehre – Felix Mendelssohn Bartholdy war vom 18. September bis 2. Oktober 1840 in England gewesen und hatte seiner Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet ein graues Kleid aus Popeline mitgebracht; siehe Brief fmb-1840-11-08-01 (Brief Nr. 2855) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 8. November 1840. Du bist ja quite magnificent; wie spricht PaulMendelssohn Bartholdy, Paul Felix Abraham (1841-1880) seinen H. v. HalleHalle, Friedrich Gottlieb von (bis 1806: Salomon Joel) (1780-1841) nach, „Deine ganze Werthschaft schwimmt mer in Wein?“

Nun apropos Eurer liebsten ménage: was und wie hat mir Oberst LvoffLwow, Alexej Fedorowitsch Graf (1798-1870) von Euch gesprochen!wie hat mir Oberst Lvoff von Euch gesprochen – Alexej Fedorowitsch Lwow war am 7. und 8. November 1840 abends bei der Familie Mendelssohn zu Gast gewesen; siehe Brief fmb-1840-11-08-01 (Brief Nr. 2855) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 8. November 1840. ich war gestern ganz durchglüht von Freude über das was er mir in 4 einerMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Viertelstunde erzählte! Selten fand ich jemand, der die Würdigung Deiner Kunst, mein Felix! Deines ganzen Charakters und Seins so vollständig aufgefaßt und mit so wahrem Enthusiasmus geschildert! Wie ganz liebenswürdig hast Du Dich aber gegen ihn betragen!Wie ganz liebenswürdig hast Du Dich aber gegen ihn betragen – Unter Felix Mendelssohn Bartholdys Leitung hatte am 8. November 1840 eine Matinée vor geladenen Gästen mit Alexej Fedorowitsch Lwow im Saal des Gewandhauses in Leipzig stattgefunden. Mendelssohns Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5) und Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3) sowie Lwows Seconde Fantaisie sur des Airs nationaux russes op. 5 und Concerto dans le mode d’une scène dramatique pour le Violon a-Moll waren gespielt worden; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1043. Die armen Leipziger, für die Du so gar nichts thust!

Abends las ich noch in der L. Zeitung<name key="PSN0115295" style="hidden" type="author">Teubner, Benedictus Gotthelf (1784-1856)</name><name key="CRT0113147" style="hidden" type="periodical">Leipziger Zeitung</name> v. der bescheidenen Einladung zur Orchesterprobe. Kurz, Du bist der Musiker wie er sein sollte! und Deine Improvisation, wie hat LvoffLwow, Alexej Fedorowitsch Graf (1798-1870) alles goutirt!, als: s’il venait jamais en Russie, je l’accueillerais comme un père!s’il venait jamais en Russie, je l’accueillerais comme un père – frz., Wenn er jemals nach Russland käme, würde ich ihn wie einen Vater aufnehmen. – Leider! reist er heut schon wieder weg, und ich kann ihn nicht hören. Denn obgleich es in diesem Moment gar nicht musikalisch bei mir angethan ist, so wärs vielleicht bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) möglich gewesen.

Gottlob, liebster Felix! daß Du keine Idee von der Langwierigkeit eines gebrochnen Arms hast! Mein Unglück geschah an einem mir sehr theuren Tage, am 10. Okt. und als ich heut meinen WundarztHolthoff, Gustav (1806-1872) fragte, wie lange ich wohl noch den Verband tragen müßte (was ich bisher aus lauter cowardice nicht fragen mochte) sagte er, ohngefähr noch 14 Tage; aber dann könne ich den Arm noch lange nicht brauchen. Wie hätte das in meinem Alter also binnen ein paar Wochen abgemacht sein können? Dauert ein solcher Fall ja bei Kindern mindestens 5 Wochen. Du wirst meiner Schrift hoffentl. nicht die Schande anthun, zu denken, ich sei geschickt, so lang ich noch solche PotePfote oder Klaue führe. Ich glaube, das gestörte Gleichgewicht veranlaßt die Unsicherheit beim Schreiben, denn obschon ich etwas Schweres auf das Papier lege, kann ich durchaus nicht fest schreiben.

|2| H. FürstFürst, Joseph (1794-1859) läßt sich über den v. Dir verheißenen Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-11-16-04" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Fürst in Berlin; Leipzig, 16. November 1840</name> sehr freuen. Erzähl v. CécilensMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) Befinden und ob sie schon eine AmmeAmme von → Paul Felix Abraham Mendelssohn Bartholdy (1841) auf die Spur hat? von CarlMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) MarieMendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897); wie ClarusClarus, Johann Christian August (1774-1854) Dich findet,wie Clarus Dich findet – Mitte August 1840 war Mendelssohn nach einem Bad in einem Fluss sehr schwer erkrankt; siehe Brief fmb-1840-09-07-01 (Brief Nr. 2801) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 7. September 1840, Z. 29-31. Er litt seitdem häufig unter Kopfschmerzen, wie er seiner Mutter mitteilte; siehe Brief fmb-1840-11-14-01 (Brief Nr. 2865) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 14. November 1840, Z. 20 f.: »ich habe oft Kopfschmerzen, was bis zu der neulichen Krankheit für mich etwas unerhörtes war«. ob Du Pläne zur Sommerreise gemacht, ob Dir die in Gestalt eines Psalms oder Orator. oder Simphonie, Lied, Sonate etc. erscheinen?in Gestalt eines Psalms oder Orator. oder Simphonie, Lied, Sonate etc. erscheinen – Mendelssohn war bei der Überarbeitung von Teilen seiner Sinfonie-Kantate Lobgesang op. 52 (MWV A 18), wie er Lea Mendelssohn Bartholdy am 14. November 1840 schrieb; siehe Brief fmb-1840-11-14-01 (Brief Nr. 2865) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 14. November 1840, Z. 23 ff.: »Von Arbeiten mache ich jetzt einige neue Stücke zu meiner Symphonie-Cantate, die noch in diesem Monat hier aufgeführt, und zu Anfang des nächsten Jahrs gedruckt werden wird«. Die Überarbeitung der Sinfonie-Kantate Lobgesang op. 52) war am 27. November 1840 abgeschlossen. Das Werk erschien 1841 bei Breitkopf & Härtel in Partitur mit deutschem und englischem Text (PN 6563), Orchesterstimmen (PN 6533), Singstimmen (PN 6527) und Klavierauszug (Sinfonie vierhändig) (PN 6518), 1843 folgte dort der Klavierauszug (Sinfonie zweihändig) (PN 6862). In London erschienen 1841 bei Novello unter dem Titel »A Hymn of Praise (Lobgesang)« Klavierauszug (PN 1025) sowie Chorstimmen (ohne PN); siehe MWW, S. 24. Die Aufführung des Lobgesangs erfolgte beim Konzert zugunsten des Institut-Fonds für alte und kranke Musiker im Saal des Gewandhauses am 3. Dezember 1840 unter der Leitung von Mendelssohn (Solisten: Sophie Schloss, Livia Frege und Christian Heinrich Maria Schmidt); siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1045 f. Erzähle CarlchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897), wenn ers verstehen kann, daß die Kinder in Seb.Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) und WaltersDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) Schule nach dem Beispiel der Gewerke bei der Einholung einen Umzug mit allerlei embl und HandwerksProdukten halten werden; unsre Jungen werden auch dabei sein.

Tante HinniMendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862) hab ich natürlich Dein Paket gleich überschickt;Dein Paket – Das Paket für Henriette Mendelssohn hatte Alexej Fedorowitsch Lwow mit nach Berlin genommen. Es enthielt ein Bild von Felix Mendelssohn Bartholdy, das er als »Horchheimer Brunnen« bezeichnete; siehe Brief fmb-1840-11-08-03 (Brief Nr. 2857) Felix Mendelssohn Bartholdy an Henriette Mendelssohn in Berlin, Leipzig, 8. November 1840. Das Aquarell »Brunnen im Garten des Hauses von Joseph Mendelssohn in Horchheim« (MWV AQ 33) basiert vermutlich auf der Zeichnung »Horchheim 9 Aug. 1839«, heutiger Standort: GB-Lcia. Die Zeichnung ist abgebildet in Peter Ward Jones, A Mendelssohn Drawing Book and Other Documents in the Courtauld Institute of Art, London, in: Mendelssohn Studien 17 (2011), S. 187. il ne fallait pas moins que mon accident,il ne fallait pas moins que mon accident – frz., Es war nicht weniger als mein Unfall nötig. um Onk. JosephMendelssohn, Joseph (1770-1848) zu vermögen, mich zu besuchen. Von WarschauersWarschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884)Warschauer, Marie Josephine (1822-1891) sind sehr gute Nachrichten, HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859) hat sie in Kön.KönigsbergDeutschland oft gesehen. Lebt wohl, Geliebtesten! ich umarme Euch aus Herzensgrunde.

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Berlin 11 November 1840 Das bulletin des 3ten Tages lautet Gottlob gut, meine besten Kinder! alles geht den gemäßigten Gang, es meldet sich die Unbequemlichkeit des Milchfiebers wie es sein muß. Besonders froh bin ich, daß Beckchen sich so gut in die gefürchtete Amme fügt, die eine hübsche gutmüthige, gesunde Person ist; elle a fait ses preuves bei dem Kinde einer Hebamme das sehr munter und niedlich gediehen d. Reb. mit Recht volles Zutrauen giebt. Der kleine Junge trinkt ungeheuer und ist äußerst artig bis jetzt. Er ist am Martinstage geboren, und R. hat die Idee ihn nach seinem Patron zu nennen. Ich hoffe, diesmal begegnest Du Dich nicht mit ihr, wie in der Wahl des Namens Walter; sinne Dir was Hübsches aus; ein Martins-Gänserich mißfällt mir. – Reb. läßt Dir sagen, Dein Kleid gefiele ihr darum nicht weniger, weil Du es ihr schenkst; wirklich macht es Dir und old England die größte Ehre, Du bist ja quite magnificent; wie spricht Paul seinen H. v. Halle nach, „Deine ganze Werthschaft schwimmt mer in Wein?“
Nun apropos Eurer liebsten ménage: was und wie hat mir Oberst Lvoff von Euch gesprochen! ich war gestern ganz durchglüht von Freude über das was er mir in 4 einer Viertelstunde erzählte! Selten fand ich jemand, der die Würdigung Deiner Kunst, mein Felix! Deines ganzen Charakters und Seins so vollständig aufgefaßt und mit so wahrem Enthusiasmus geschildert! Wie ganz liebenswürdig hast Du Dich aber gegen ihn betragen! Die armen Leipziger, für die Du so gar nichts thust!
Abends las ich noch in der L. Zeitung v. der bescheidenen Einladung zur Orchesterprobe. Kurz, Du bist der Musiker wie er sein sollte! und Deine Improvisation, wie hat Lvoff alles goutirt!, als: s’il venait jamais en Russie, je l’accueillerais comme un père! – Leider! reist er heut schon wieder weg, und ich kann ihn nicht hören. Denn obgleich es in diesem Moment gar nicht musikalisch bei mir angethan ist, so wärs vielleicht bei Fanny möglich gewesen.
Gottlob, liebster Felix! daß Du keine Idee von der Langwierigkeit eines gebrochnen Arms hast! Mein Unglück geschah an einem mir sehr theuren Tage, am 10. Okt. und als ich heut meinen Wundarzt fragte, wie lange ich wohl noch den Verband tragen müßte (was ich bisher aus lauter cowardice nicht fragen mochte) sagte er, ohngefähr noch 14 Tage; aber dann könne ich den Arm noch lange nicht brauchen. Wie hätte das in meinem Alter also binnen ein paar Wochen abgemacht sein können? Dauert ein solcher Fall ja bei Kindern mindestens 5 Wochen. Du wirst meiner Schrift hoffentl. nicht die Schande anthun, zu denken, ich sei geschickt, so lang ich noch solche Pote oder Klaue führe. Ich glaube, das gestörte Gleichgewicht veranlaßt die Unsicherheit beim Schreiben, denn obschon ich etwas Schweres auf das Papier lege, kann ich durchaus nicht fest schreiben.
 H. Fürst läßt sich über den v. Dir verheißenen Brief sehr freuen. Erzähl v. Cécilens Befinden und ob sie schon eine Amme auf die Spur hat? von Carl Marie; wie Clarus Dich findet, ob Du Pläne zur Sommerreise gemacht, ob Dir die in Gestalt eines Psalms oder Orator. oder Simphonie, Lied, Sonate etc. erscheinen? Erzähle Carlchen, wenn ers verstehen kann, daß die Kinder in Seb. und Walters Schule nach dem Beispiel der Gewerke bei der Einholung einen Umzug mit allerlei embl und HandwerksProdukten halten werden; unsre Jungen werden auch dabei sein.
Tante Hinni hab ich natürlich Dein Paket gleich überschickt; il ne fallait pas moins que mon accident, um Onk. Joseph zu vermögen, mich zu besuchen. Von Warschauers sind sehr gute Nachrichten, Humboldt hat sie in Kön. oft gesehen. Lebt wohl, Geliebtesten! ich umarme Euch aus Herzensgrunde.
Lea Mendelssohn Bartholdy          
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Felix</addrLine> <addrLine>Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine>frei.<hi rend="barslash">/</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_e08ce1a5-9db7-483e-a415-650c5b1128b6"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_9e79ba43-efd3-4af7-8b5f-b5ced7342d27">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_5f1d51e7-39e1-4e2e-85e5-152e8f8b671e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1840-11-11" xml:id="date_477574b8-2878-4fc8-818d-952f44251f11">11 November 1840</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Das <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_114acb6d-fb22-48ac-8fdc-5b75ad80d7b7" xml:lang="Französisch (fr)),Französisch (fr)">bulletin</foreign></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e7e25947-7d7e-4ee0-a983-76c7b5431518" xml:lang="de ">bulletin – frz., Bericht; hier: Krankenbericht.</note> des 3ten Tages<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9ce37261-1612-4598-8d0d-1bbb60c4aaa6" xml:lang="de ">des 3ten Tages – Rebecka Lejeune Dirichlets Sohn Ernst Gustav Paul Lejeune Dirichlet war am 9. November 1840 geboren worden.</note> lautet Gottlob gut, meine besten Kinder! alles <unclear reason="covering" resp="FMBC">ge</unclear>ht den gemäßigten Gang, es meldet sich die Unbequemlichkeit des Milchfiebers wie es sein muß. Besonders froh bin ich, daß <persName xml:id="persName_151350ec-76dc-4680-9edf-d8d11af80b5a">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sich so gut in die gefürchtete <persName xml:id="persName_1d626409-cc97-411c-8854-0eb93c7c8848">Amme<name key="PSN0120477" style="hidden" type="person">Amme von → Ernst Gustav Paul Lejeune Dirichlet (1840/41)</name></persName> fügt, die eine hübsche gutmüthige, gesunde Person ist; <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_bf254fdc-c962-453c-b640-02a1d7101a16" xml:lang="fr">elle a fait ses preuves</foreign></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f23df2dd-0f76-411b-8fe7-e89d0857f26e" xml:lang="de ">elle a fait ses preuves – frz., Sie hat sich bewährt.</note> <unclear reason="covering" resp="FMBC">be</unclear>i dem Kinde einer Hebamme das sehr munter und niedlich gediehen d. Reb. mit <unclear reason="covering" resp="FMBC">Re</unclear>cht volles Zutrauen giebt. Der <persName xml:id="persName_8ba20b9e-11d3-4094-9916-0fef659c3c06">kleine Junge<name key="PSN0110668" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Ernst Gustav Paul (1840-1868)</name></persName> trinkt ungeheuer und ist äußerst <unclear reason="covering" resp="FMBC">ar</unclear>tig bis jetzt. Er ist am Martinstage geboren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e139e194-48f8-4c82-8f00-af531910abdc" xml:lang="de ">am Martinstage geboren – Der Martinstag ist der 11. November, Ernst Gustav Paul Lejeune Dirichlet wurde am 9. November 1840 geboren.</note> und R. hat die Idee ihn nach seinem Patron zu nennen. Ich hoffe, diesmal begegnest Du Dich nicht mit ihr, wie in der Wahl des Namens <hi n="1" rend="underline">Wa</hi>lter; sinne Dir was Hübsches aus; ein Martins-Gänserich mißfällt mir. – Reb. läßt Dir sagen, Dein Kleid gefiele ihr darum nicht w<hi n="1" rend="underline">en</hi>iger, weil Du es ihr schenkst; wirklich macht es Dir und <hi rend="latintype">old England</hi> die größte Ehre,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_25c740fa-07a6-4dcf-b6d1-ae5438f43f1f" xml:lang="de ">Dein Kleid … wirklich macht es Dir und old England die größte Ehre – Felix Mendelssohn Bartholdy war vom 18. September bis 2. Oktober 1840 in England gewesen und hatte seiner Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet ein graues Kleid aus Popeline mitgebracht; siehe Brief fmb-1840-11-08-01 (Brief Nr. 2855) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 8. November 1840.</note> Du bist ja <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_56a5512f-4e4d-4810-87a3-747de32a9482" xml:lang="en">quite magnificent</foreign></hi>; wie spricht <persName xml:id="persName_e38e25c4-e210-483e-9e7c-dd56079f00c4">Paul<name key="PSN0113262" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Paul Felix Abraham (1841-1880)</name></persName> seinen <persName xml:id="persName_6b1b1157-ef57-498f-bef6-cf747079e4d4">H. v. Halle<name key="PSN0116945" style="hidden" type="person">Halle, Friedrich Gottlieb von (bis 1806: Salomon Joel) (1780-1841)</name></persName> nach, „Deine ganze Werthschaft schwimmt mer in Wein?“</p> <p>Nun <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_aba78454-8cf8-4c84-87e1-67d10c185175" xml:lang="fr">apropos</foreign></hi> Eurer liebsten <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_51f97627-38fd-4656-ab7a-ac3227b43001" xml:lang="fr">ménage</foreign></hi>: was und wie hat mir <persName xml:id="persName_5ca0a387-541f-457a-b05f-9745f2ab64ff">Oberst Lvoff<name key="PSN0113006" style="hidden" type="person">Lwow, Alexej Fedorowitsch Graf (1798-1870)</name></persName> von Euch gesprochen!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5a6b8b0c-90a9-4307-b9e2-d4f34becba1b" xml:lang="de ">wie hat mir Oberst Lvoff von Euch gesprochen – Alexej Fedorowitsch Lwow war am 7. und 8. November 1840 abends bei der Familie Mendelssohn zu Gast gewesen; siehe Brief fmb-1840-11-08-01 (Brief Nr. 2855) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 8. November 1840.</note> ich war <date cert="high" when="1840-11-10" xml:id="date_be8c0b7b-25ad-4550-8221-69298eb425c1">gestern</date> ganz durchglüht von Freude über das was er mir in <del cert="low" rend="strikethrough" xml:id="del_02b93747-febd-4687-a65b-3cf07a2bc3b6">4</del> <add place="above">einer<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></add> Viertelstunde erzählte! Selten fand ich jemand, der die Würdigung Deiner Kunst, mein Felix! Deines ganzen Charakters und Seins so vollständig aufgefaßt und mit so wahrem Enthusiasmus geschildert! Wie ganz liebenswürdig hast Du Dich aber gegen ihn betragen!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb7e8022-61a9-40e2-9f15-72070a31a8c5" xml:lang="de ">Wie ganz liebenswürdig hast Du Dich aber gegen ihn betragen – Unter Felix Mendelssohn Bartholdys Leitung hatte am 8. November 1840 eine Matinée vor geladenen Gästen mit Alexej Fedorowitsch Lwow im Saal des Gewandhauses in Leipzig stattgefunden. Mendelssohns Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5) und Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3) sowie Lwows Seconde Fantaisie sur des Airs nationaux russes op. 5 und Concerto dans le mode d’une scène dramatique pour le Violon a-Moll waren gespielt worden; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1043.</note> Die armen Leipziger, für die Du so gar nichts thust!</p> <p>Abends las ich noch in der <title xml:id="title_34515f25-e73a-4121-8ece-c67eb56cc036">L. Zeitung<name key="PSN0115295" style="hidden" type="author">Teubner, Benedictus Gotthelf (1784-1856)</name><name key="CRT0113147" style="hidden" type="periodical">Leipziger Zeitung</name></title> v. der bescheidenen Einladung zur Orchesterprobe. Kurz, Du bist der Musiker wie er sein sollte! und Deine Improvisation, <hi n="1" rend="underline">wie</hi> hat <persName xml:id="persName_5ffecd61-6364-420e-8d42-5f8e500296f5">Lvoff<name key="PSN0113006" style="hidden" type="person">Lwow, Alexej Fedorowitsch Graf (1798-1870)</name></persName> alles <hi rend="latintype">goutirt</hi>!, als: <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_75fe2256-10a0-43f0-bef4-c0cbc72533a9" xml:lang="fr">s’il venait jamais en Russie, je l’accueillerais comme un père</foreign></hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c54157c3-4980-4dd8-9b00-bf0e9450b0e8" xml:lang="de ">s’il venait jamais en Russie, je l’accueillerais comme un père – frz., Wenn er jemals nach Russland käme, würde ich ihn wie einen Vater aufnehmen.</note> – Leider! reist er <date cert="high" when="1840-11-11" xml:id="date_652561d4-9199-4b17-8d40-e8427fd39389">heut</date> schon wieder weg, und ich kann ihn nicht hören. Denn obgleich es in diesem Moment gar nicht musikalisch bei mir angethan ist, so wärs vielleicht bei <persName xml:id="persName_1f2155b5-5579-4b6d-931b-6ce752a397a1">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> möglich gewesen.</p> <p>Gottlob, liebster Felix! daß Du keine Idee von der Langwierigkeit eines gebrochnen Arms hast! Mein Unglück geschah an einem mir sehr theuren Tage, am <date cert="high" when="1840-10-10" xml:id="date_7f241ccf-f267-48b8-816a-0f3a909eacac">10. Okt.</date> und als ich <date cert="high" when="1840-11-11" xml:id="date_683d983e-eee9-403c-894c-f2b88b374b67">heut</date> <persName xml:id="persName_0ef7e41a-916f-4ee5-9f5c-015b573366cf">meinen Wundarzt<name key="PSN0120476" style="hidden" type="person">Holthoff, Gustav (1806-1872)</name></persName> fragte, wie lange ich wohl noch den Verband tragen müßte (was ich bisher aus lauter <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_4938b2fb-487c-46da-91d9-e44510ce160f" xml:lang="en">cowardice</foreign></hi> nicht fragen mochte) sagte er, ohngefähr noch 14 Tage; aber dann könne ich den Arm noch lange nicht brauchen. Wie hätte das in meinem Alter also binnen ein paar Wochen abgemacht sein können? Dauert ein solcher Fall ja bei Kindern mindestens 5 Wochen. Du wirst meiner Schrift hoffentl. nicht die <unclear reason="covering" resp="FMBC">Sch</unclear>ande anthun, zu denken, ich sei geschickt, so lang ich noch solche Pote<corr resp="editor">Pfote</corr> oder Klaue führe. Ich glaube, das gestörte Gleichgewicht veranlaßt die Unsicherheit beim Schreiben, denn obschon ich etwas Schweres auf das Papier lege, kann ich durchaus nicht fest schreiben.</p> <p><seg type="pagebreak">|2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg><persName xml:id="persName_f2097478-2217-4039-ac3c-c4dadf303629">H. Fürst<name key="PSN0111259" style="hidden" type="person">Fürst, Joseph (1794-1859)</name></persName> läßt sich über <title xml:id="title_3db80168-6ed7-4da8-993e-2c6639760666">den v. Dir verheißenen Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-11-16-04" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Fürst in Berlin; Leipzig, 16. November 1840</name></title> sehr freuen. Erzähl v. <persName xml:id="persName_3478d2a8-605a-4ea1-9ee6-90fda3b2af63"><hi rend="latintype">Cécilens</hi><name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> Befinden und ob sie schon eine <persName xml:id="persName_ba7fbf78-5403-4795-b67f-4946813560cb">Amme<name key="PSN0109463" style="hidden" type="person">Amme von → Paul Felix Abraham Mendelssohn Bartholdy (1841)</name></persName> auf die Spur hat? von <persName xml:id="persName_f73f1099-bcba-46b9-80a8-3b56a8aa5520">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> <persName xml:id="persName_5d1ec408-b284-48e2-9150-4b89822285c6">Marie<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName>; wie <persName xml:id="persName_a21f4817-9c56-41d9-aaf3-67e8c2a00788">Clarus<name key="PSN0110406" style="hidden" type="person">Clarus, Johann Christian August (1774-1854)</name></persName> Dich findet,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e479d805-7316-4ed2-9564-9b5569353c8c" xml:lang="de ">wie Clarus Dich findet – Mitte August 1840 war Mendelssohn nach einem Bad in einem Fluss sehr schwer erkrankt; siehe Brief fmb-1840-09-07-01 (Brief Nr. 2801) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 7. September 1840, Z. 29-31. Er litt seitdem häufig unter Kopfschmerzen, wie er seiner Mutter mitteilte; siehe Brief fmb-1840-11-14-01 (Brief Nr. 2865) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 14. November 1840, Z. 20 f.: »ich habe oft Kopfschmerzen, was bis zu der neulichen Krankheit für mich etwas unerhörtes war«.</note> ob Du Pläne zur Sommerreise gemacht, ob Dir die <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> in Gestalt eines Psalms oder Orator. oder Simphonie, Lied, Sonate <hi rend="latintype">etc</hi>. erscheinen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e19602d4-e0f1-4873-af22-78c990a6dac4" xml:lang="de ">in Gestalt eines Psalms oder Orator. oder Simphonie, Lied, Sonate etc. erscheinen – Mendelssohn war bei der Überarbeitung von Teilen seiner Sinfonie-Kantate Lobgesang op. 52 (MWV A 18), wie er Lea Mendelssohn Bartholdy am 14. November 1840 schrieb; siehe Brief fmb-1840-11-14-01 (Brief Nr. 2865) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 14. November 1840, Z. 23 ff.: »Von Arbeiten mache ich jetzt einige neue Stücke zu meiner Symphonie-Cantate, die noch in diesem Monat hier aufgeführt, und zu Anfang des nächsten Jahrs gedruckt werden wird«. Die Überarbeitung der Sinfonie-Kantate Lobgesang op. 52) war am 27. November 1840 abgeschlossen. Das Werk erschien 1841 bei Breitkopf &amp; Härtel in Partitur mit deutschem und englischem Text (PN 6563), Orchesterstimmen (PN 6533), Singstimmen (PN 6527) und Klavierauszug (Sinfonie vierhändig) (PN 6518), 1843 folgte dort der Klavierauszug (Sinfonie zweihändig) (PN 6862). In London erschienen 1841 bei Novello unter dem Titel »A Hymn of Praise (Lobgesang)« Klavierauszug (PN 1025) sowie Chorstimmen (ohne PN); siehe MWW, S. 24. Die Aufführung des Lobgesangs erfolgte beim Konzert zugunsten des Institut-Fonds für alte und kranke Musiker im Saal des Gewandhauses am 3. Dezember 1840 unter der Leitung von Mendelssohn (Solisten: Sophie Schloss, Livia Frege und Christian Heinrich Maria Schmidt); siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1045 f.</note> Erzähle <persName xml:id="persName_71cc224d-8dd3-40a4-bb66-621f358ab0e3">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>, wenn ers verstehen kann, daß die Kinder in <persName xml:id="persName_60a1ee62-547f-42eb-811b-779646f794da">Seb.<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0ab6af9d-7472-4b23-80bb-f53177c86484">Walters<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> Sch<unclear reason="covering" resp="FMBC">ule</unclear> nach dem Beispiel der Gewerke bei der Einholung einen Umzug mit allerlei embl<gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap> und HandwerksProdukten halten werden; unsre Jungen werden auch dabei sein.</p> <p><persName xml:id="persName_868a2114-af4e-40ac-8326-a97f4fb67426">Tante Hinni<name key="PSN0113223" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName> hab ich natürlich Dein Paket gleich überschickt;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9f0c5c1e-7272-4790-9f20-98afcb479b3c" xml:lang="de ">Dein Paket – Das Paket für Henriette Mendelssohn hatte Alexej Fedorowitsch Lwow mit nach Berlin genommen. Es enthielt ein Bild von Felix Mendelssohn Bartholdy, das er als »Horchheimer Brunnen« bezeichnete; siehe Brief fmb-1840-11-08-03 (Brief Nr. 2857) Felix Mendelssohn Bartholdy an Henriette Mendelssohn in Berlin, Leipzig, 8. November 1840. Das Aquarell »Brunnen im Garten des Hauses von Joseph Mendelssohn in Horchheim« (MWV AQ 33) basiert vermutlich auf der Zeichnung »Horchheim 9 Aug. 1839«, heutiger Standort: GB-Lcia. Die Zeichnung ist abgebildet in Peter Ward Jones, A Mendelssohn Drawing Book and Other Documents in the Courtauld Institute of Art, London, in: Mendelssohn Studien 17 (2011), S. 187.</note> <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_9f6a270e-dfe4-4ae5-8cab-fade33805151" xml:lang="fr">il ne fallait pas moins que mon accident</foreign></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_354eb63c-ade7-43bc-80de-cfe9107fdd20" xml:lang="de ">il ne fallait pas moins que mon accident – frz., Es war nicht weniger als mein Unfall nötig.</note> um <persName xml:id="persName_06864a2a-1931-407c-bb95-6f5a6d120128">Onk. Joseph<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> zu vermögen, mich zu besuchen. Von <persName xml:id="persName_be45799c-d1f3-4629-a0d3-416758034fd3">Warschauers<name key="PSN0115632" style="hidden" type="person">Warschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884)</name><name key="PSN0118570" style="hidden" type="person">Warschauer, Marie Josephine (1822-1891)</name></persName> sind sehr gute Nachrichten, <persName xml:id="persName_f2a5d9d3-3968-4989-be12-f8bbfe3ac0a2">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> hat sie in <placeName xml:id="placeName_4f1c7315-cab2-4d50-8707-73151ff7bcea">Kön.<settlement key="STM0100370" style="hidden" type="locality">Königsberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> oft gesehen. <seg type="closer">Lebt wohl, Geliebtesten! ich umarme Euch aus Herzensgrunde.</seg></p> <signed rend="right"> <add resp="FMB-C" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add> </signed> </div> </body> </text></TEI>