gb-1840-07-23-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Frankfurt a. M., 23. Juli 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.
Carl Voigt
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Frankfurta/m, den
July. 1840
Dr. Mendelssohn
In der Ueberzeugung, daß manche zudringliche Menschen Sie mit ihrem Geschreibsel mit mehr oder wenigerem Interesse belästigen, und Ihre Humanität schon mit Lesen, geschweige denn mit Beantworten dieser Briefe bedeutend in Anspruch nehmen mögen, wage ich es auch einmal, Sie um dies Opfer in einer Sache für mich zu bitten. Ihr zur Zeit Ihres Aufenthaltes in Frankfurt
mir erwiesenes Wohlwollen und so mancher freundliche Rath, der mir bei diesem kurzen Umgange zu Theil wurde, geben mir die Hoffnung, daß Sie sich meiner noch erinnern und mir Ihre Freundschaft auch in der Ferne nicht entziehen werden.In einigen Wochen werde ich mit Hamburg
Nun bietet sich aber gerade zu dieser Zeit in circa 1000 fl jährlich, welche man mir zu ertheilen wohl Willens ist; nur halten sich die alten Perücken etwas zähe, da ich durch die lange Entfremdung ihnen zu sehr entfremdet bin. Man hat mir daher gerathen, einiges für mich Sprechende dorthinzusenden, um die einzelnen Wahlstimmen für mich zu gewinnen.
Indem ich nun überzeugt bin, daß in Mendelssohn, das Meiste beiträgt, um bei Unbekannten ein wohlmeinendes Urtheil über einen Unbekannten zu gründen, so lasse ich die Bitte an Sie ergehen, mir diesen Weg zu bahnen, und mir einige wenige Zeilen zu schenken, in denen Sie ein gelindes Urtheil über meine Fähigkeit
C.
Voigt.
Frankfurt a/m, den 23. July. 1840. Geehrter Herr Dr. Mendelssohn In der Ueberzeugung, daß manche zudringliche Menschen Sie mit ihrem Geschreibsel mit mehr oder wenigerem Interesse belästigen, und Ihre Humanität schon mit Lesen, geschweige denn mit Beantworten dieser Briefe bedeutend in Anspruch nehmen mögen, wage ich es auch einmal, Sie um dies Opfer in einer Sache für mich zu bitten. Ihr zur Zeit Ihres Aufenthaltes in Frankfurt mir erwiesenes Wohlwollen und so mancher freundliche Rath, der mir bei diesem kurzen Umgange zu Theil wurde, geben mir die Hoffnung, daß Sie sich meiner noch erinnern und mir Ihre Freundschaft auch in der Ferne nicht entziehen werden. In einigen Wochen werde ich mit meiner Familie Frankfurt verlassen, um mich in meiner Vaterstadt Hamburg niederzulassen. Nur Familienrücksichten entfernen mich von hier und trennen mich von dem Wirkungskreise, welcher mir durch eine Reihe von Jahren, durch Beförderung meiner weiteren Ausbildung, durch das Mittel – besonders bei der Leitung des Vereines – meine eigenen Kräfte zu stählen, so sehr lieb geworden ist. Die nähere Ursache ist diese: bis jetzt bin ich in keinem Orte eingebürgert weder hier, noch in Hamburg, woraus nicht nur dem Wohle meiner Familie später bedeutende Nachtheile erwachsen können, sondern wodurch mir schon jetzt mein fernerer Aufenthalt in Frankfurt nach polizeilichen Gesetzen erschwert wird. Da es nun fast eine Unmöglichkeit, wenigstens mit bedeutenden Schwierigkeiten und allzu großen Kosten verknüpft ist, als Auswärtiger, verehelicht mit einer Fremden, das Bürgerrecht hier zu erlangen, und da ich überhaupt das Bürgerrecht zu Hamburg, welches mir ohne weiteren Anstand, sobald ich dort ansässig werde, zu Theil werden wird, für einen größeren Vortheil für meine Familie halte, so mußte ich mich entschließen, meine jetzige Stellung aufzugeben, und hoffen nun, mich und die Meinigen auch in Hamburg ernähren zu können, wo ich nächst einer ausgebreiteten Familie mehr Freunde zähle, als ich in Frankfurt gefunden habe. Auf deren Fürsprache rechne ich bei Gründung meiner Erwerbquelle durch Privatunterricht, den ich schon vor zehn Jahren dort ertheilte, ehe ich ins Ausland ging. Nun bietet sich aber gerade zu dieser Zeit in Hamburg eine erledigte Stelle als Gesanglehrer am Gymnasium, mit einem festen Gehalte von circa 1000 fl jährlich, welche man mir zu ertheilen wohl Willens ist; nur halten sich die alten Perücken etwas zähe, da ich durch die lange Entfremdung ihnen zu sehr entfremdet bin. Man hat mir daher gerathen, einiges für mich Sprechende dorthinzusenden, um die einzelnen Wahlstimmen für mich zu gewinnen. Indem ich nun überzeugt bin, daß in Hamburg, wie an allen Orten, wo nur musikalischer Sinn lebt, ein günstiges Wort aus Ihrem Munde, lieber Herr Mendelssohn, das Meiste beiträgt, um bei Unbekannten ein wohlmeinendes Urtheil über einen Unbekannten zu gründen, so lasse ich die Bitte an Sie ergehen, mir diesen Weg zu bahnen, und mir einige wenige Zeilen zu schenken, in denen Sie ein gelindes Urtheil über meine Fähigkeit und Richtung als Künstler und Lehrer aussprechen, welche ich als dann dem Scholarchate in Hamburg zusenden kann. Nehmen Sie diese Bitte nicht übel auf, und wollen Sie dieselbe in reichem Maaße erfüllen, so füge ich noch hinzu, daß mir die baldige Erhaltung dieses Attestes sehr erwünscht wäre, da mir die Zeit der Wahl nicht bestimmt ist, sondern mir nur mitgetheilt worden ist, daß sehr bald zu Wahl geschritten werden soll. Mit der innigsten Liebe und Hochachtung grüßt Sie Ihr ergebener C. Voigt.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1840-07-23-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1840-07-23-01">Carl Voigt an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Frankfurt a. M., 23. Juli 1840</title> <title level="s" type="incipit">In der Ueberzeugung, daß manche zudringliche Menschen Sie mit ihrem Geschreibsel mit mehr oder wenigerem Interesse belästigen, und Ihre Humanität schon mit Lesen, geschweige denn mit Beantworten dieser Briefe bedeutend in Anspruch nehmen mögen, wage</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">unbekannt</title> <title key="unknown" type="successor">unbekannt</title> <author key="PSN0115540">Voigt, Carl (1808-1879)</author> <respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0115540" resp="writer">Voigt, Carl (1808-1879)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 38/20.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-07-23-01" type="letter">Carl Voigt an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Frankfurt a. M., 23. Juli 1840</title> <incipit>In der Ueberzeugung, daß manche zudringliche Menschen Sie mit ihrem Geschreibsel mit mehr oder wenigerem Interesse belästigen, und Ihre Humanität schon mit Lesen, geschweige denn mit Beantworten dieser Briefe bedeutend in Anspruch nehmen mögen, wage</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Voigt</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1840-07-23">23. Juli 1840</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0115540" resp="author">Voigt, Carl (1808-1879)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0115540" resp="writer">Voigt, Carl (1808-1879)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0115540" resp="author" style="hidden">Voigt, Carl (1808-1879)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0115540" resp="writer" style="hidden">Voigt, Carl (1808-1879)</docAuthor> <dateline rend="right"><hi rend="latintype">Frankfurt</hi> a/m, den <date cert="high" when="1840-07-23">23. <hi rend="latintype">July</hi>. 1840</date>.</dateline> <salute rend="left">Geehrter Herr <hi rend="latintype">Dr. Mendelssohn</hi></salute> <p style="paragraph_without_indent">In der Ueberzeugung, daß manche zudringliche Menschen Sie mit ihrem Geschreibsel mit mehr oder wenigerem Interesse belästigen, und Ihre Humanität schon mit Lesen, geschweige denn mit Beantworten dieser Briefe bedeutend in Anspruch nehmen mögen, wage ich es auch einmal, Sie um dies Opfer in einer Sache für mich zu bitten. Ihr zur Zeit Ihres Aufenthaltes in Frankfurt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d4197716-6379-40c8-9879-78dba622d8d2" xml:lang="de ">Ihr zur Zeit Ihres Aufenthaltes in Frankfurt – Felix Mendelssohn Bartholdy war vom 31. Mai bis 19. Juli 1839 zu Besuch bei der Familie Jeanrenaud gewesen. Während dieser Zeit hatten die beiden persönlichen Kontakt. Am 18. Juni 1839 fand zu Ehren Mendelssohns ein Fest im Frankfurter Wald statt, das Heinrich Hoffmann organisierte; siehe Heinrich Hoffmann, Lebenserinnerungen, hrsg. von G. H. Herzog und Helmut Siefert unter Mitarbeit von Marion Herzog-Hoinkins, Frankfurt a. M. 1985, S. 95. Mendelssohn schilderte seiner Mutter das Fest, bei dem auch Voigt zugegen war und dirigierte; siehe Brief fmb-1839-07-03-01 (Brief Nr. 2382), Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Frankfurt a. M., 3. Juli 1839, Z. 73.</note> mir erwiesenes Wohlwollen und so mancher freundliche Rath, der mir bei diesem kurzen Umgange zu Theil wurde, geben mir die Hoffnung, daß Sie sich meiner noch erinnern und mir Ihre Freundschaft auch in der Ferne nicht entziehen werden.</p> <p>In einigen Wochen werde ich mit <persName xml:id="persName_75ddf5ee-760f-405b-b33c-9146583b282f">meiner Familie<name key="PSN0120235" style="hidden" type="person">Voigt, Familie von → Carl V. (-)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_b3113db4-f4ac-44f0-8f8b-8798745c0cc5">Frankfurt<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> verlassen, um mich in meiner Vaterstadt <placeName xml:id="placeName_514c1509-0770-4dc4-aabf-cabdc507533b"><hi rend="latintype">Hamburg</hi><settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> niederzulassen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c07a34bc-5507-4b85-a331-899e553f794f" xml:lang="de ">mit meiner Familie Frankfurt verlassen, um mich in meiner Vaterstadt Hamburg niederzulassen – Carl Voigt hatte, nach dem Tod von Ferdinand Ries am 13. Januar 1838, provisorisch die Leitung des Frankfurter Cäcilienvereins, der 1818 von Johann Nepomuk Schelble nach dem Vorbild der Sing-Akademie in Berlin gegründet worden war, übernommen und noch immer inne; siehe Brief gb-1838-06-26-01 Christian Eberhard an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Frankfurt a. M., 26. Juni 1838. Nun wechselte Voigt nach Hamburg, wo er einen gleichnamigen Verein gründete, den er bis 1887 leiten sollte.</note> Nur Familienrücksichten entfernen mich von hier und trennen mich von dem Wirkungskreise, welcher mir durch eine Reihe von Jahren, durch Beförderung meiner weiteren Ausbildung, durch das Mittel – besonders bei der Leitung des <placeName xml:id="placeName_558613ad-8577-4ca8-965d-47343c8c8823">Vereines<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> – meine eigenen Kräfte zu stählen, so sehr lieb geworden ist. Die nähere Ursache ist diese: bis jetzt bin ich in keinem Orte eingebürgert weder hier, noch in Hamburg, woraus nicht nur dem Wohle meiner Familie später bedeutende Nachtheile erwachsen können, sondern wodurch mir schon jetzt mein fernerer Aufenthalt in Frankfurt nach polizeilichen Gesetzen erschwert wird. Da es nun fast eine Unmöglichkeit, wenigstens mit bedeutenden Schwierigkeiten und allzu großen Kosten verknüpft ist, als Auswärtiger, verehelicht mit einer <persName xml:id="persName_55be727e-d910-4d2d-bf25-5eb283b2c95e">Fremden<name key="PSN0120236" style="hidden" type="person">Voigt, Auguste Elisabeth (1811-1893)</name></persName>, das Bürgerrecht hier zu erlangen, und<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> da ich überhaupt das Bürgerrecht zu Hamburg, welches mir ohne weiteren Anstand, sobald ich dort ansässig werde, zu Theil werden wird, für einen größeren Vortheil für meine Familie halte, so mußte ich mich entschließen, meine jetzige Stellung aufzugeben, und hoffen nun, mich und die Meinigen auch in <placeName xml:id="placeName_185ba7b5-b61f-4457-8c6a-765c273c4670">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ernähren zu können, wo ich nächst einer ausgebreiteten Familie mehr Freunde zähle, als ich in Frankfurt gefunden habe. Auf deren Fürsprache rechne ich bei Gründung meiner Erwerbquelle durch Privatunterricht, den ich schon vor zehn Jahren dort ertheilte, ehe ich ins Ausland ging.</p> <p>Nun bietet sich aber gerade zu dieser Zeit in <placeName xml:id="placeName_4a1ac59f-9e47-4467-b19b-194f21e847f1">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eine erledigte Stelle als Gesanglehrer am Gymnasium, mit einem festen Gehalte von <hi rend="latintype">circa</hi> 1000 fl jährlich, welche man mir zu ertheilen wohl Willens ist; nur halten sich die alten Perücken etwas zähe, da ich durch die lange Entfremdung ihnen zu sehr entfremdet bin. Man hat mir daher gerathen, einiges für mich Sprechende dorthinzusenden, um die einzelnen Wahlstimmen für mich zu gewinnen.</p> <p>Indem ich nun überzeugt bin, daß in <placeName xml:id="placeName_ffdd8e28-b852-45f2-93f0-a3f87417c763">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wie an allen Orten, wo nur musikalischer Sinn lebt, ein günstiges Wort aus Ihrem Munde, lieber Herr <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi>, das Meiste beiträgt, um bei Unbekannten ein wohlmeinendes Urtheil über einen Unbekannten zu gründen, so lasse ich die Bitte an Sie ergehen, mir diesen Weg zu bahnen, und mir einige wenige Zeilen zu schenken, in denen Sie ein gelindes Urtheil über meine Fähigkeit <add place="above">und Richtung<name key="PSN0115540" resp="writers_hand" style="hidden">Voigt, Carl (1808-1879)</name></add> als Künstler und Lehrer aussprechen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0850ea04-f9c6-49e7-b6d0-06a1ec663035" xml:lang="de ">Bitte an Sie … ein gelindes Urtheil über meine Fähigkeit … als Künstler und Lehrer aussprechen – Ein Antwortschreiben Mendelssohns ist nicht bekannt.</note> welche ich als dann dem Scholarchate in Hamburg zusenden kann. <seg type="closer">Nehmen Sie diese Bitte nicht übel auf, und wollen Sie dieselbe in reichem Maaße erfüllen, so füge ich noch hinzu, daß mir die baldige Erhaltung dieses Attestes sehr erwünscht wäre, da mir die Zeit der Wahl nicht bestimmt ist, sondern mir nur mitgetheilt worden ist, daß sehr bald zu Wahl geschritten werden soll.</seg></p> <signed rend="left">Mit der innigsten Liebe und Hochachtung grüßt Sie</signed> <signed rend="right">Ihr ergebener</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">C</hi>. <hi rend="latintype">Voigt</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>