gb-1840-06-13-02
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Wien, 13. Juni 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [WIEN / 13. JUN], [Franco], [St. Post / 19 JUN / I. 8-10], Siegel.
Ottilie von Goethe
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Musikdirektor
Dr. Mendelssohn Bartholdy.Hrpost
Leipzig.
Juni. 1840.
Ich habe mich wahrhaft gefreut lieber Felix von Ihnen durch auftaucht auftauche, und ohne zu verschmähen was mir die große Stadt bietet, doch mich in keinen Strudel hineinziehen lasse, die weder für mein Alter noch meine Stimmung passen. Ich würde ohne meine glänz glänzensten Erfolg, und da ich mich aus mancherlei Gründen ebenin für beide Fälle eine große Freude sie in
Wien den 13 Juni. 1840. Ich habe mich wahrhaft gefreut lieber Felix von Ihnen durch Ulrike zu hören, und daß Sie mit Theilnahme nach uns gefragt; ich wäre gern in Weimar während Ihres Dortseins gewesen, und Sie dürfen mir diesen Wunsch als etwas anrechnen, denn ich geize mit jedem Augenblick den ich hier noch zubringen kann. Das mir Wien so gefällt glaube ich entsteht zum großen Theil, daß ich mich nicht irre machen ließ, und auf meine Weise darin lebe, – daß heist mitunter Wochenweis wie ein Einsiedler, zu Hause sitze, denn einmal wieder in einem geselligen Kreis auf eine Stunde auftaucht auftauche, und ohne zu verschmähen was mir die große Stadt bietet, doch mich in keinen Strudel hineinziehen lasse, die weder für mein Alter noch meine Stimmung passen. Ich würde ohne meine Mutter und Schwester, noch lange nicht, vielleicht nie nach Weimar zurück gekehrt sein, denn ich ertrage das Unglück meines Lebens hier doch milder. Der Grund meines Briefes lieber Felix ist die Anfrage ob schon für die nächsten Winterkonzerte eine Sängerin gewählt ist; weil ein junges Mädchen von ganz ungewöhnlich schöner Stimme (ich hörte sie noch nicht) jetzt ihre musikalischen Studien hier beendet hat, und gerne im Herbst ihre öffentliche Laufbahn beginnen möchte. Ihr Lehrer prophezeiht ihr den aller glänz glänzensten Erfolg, und da ich mich aus mancherlei Gründen eben so sehr für ihr Einzelschicksal wie für den Gelingen ihrer künstlerischen Laufbahn interessiere, so wäre es mir in für beide Fälle eine große Freude sie in Leipzig zu wissen. Sie kennen mich genug lieber Felix um zu wissen, daß ich die Erfüllung eines Wunsches nie mit einer Lüge erkaufen würde, also sein Sie überzeugt daß so bald ich nur weis daß eine Aussicht vorhanden ist, ich Ihnen nicht nur selbst ganz ehrlich sagen werde, welchen Eindruck sie mir gemacht, sondern ich auch alle Beurtheilungen von hiesigen Musikfreunden und Musikverständigen einsenden werde; ich rechne auf Ihre Güte, mir zu sagen in welcher Form das Ganze gebracht werden muß, u. s. w. – ich darf mich denn auch wohl an Hofrath Keil wenden. In allen Fällen werden Sie die Schritte meines Schützlings leiten; sie hat wohl den Plan fassen müssen die Bretter zu betreten, da ja so wenig Conzertsängerinnen beschäftiget werden, aber Sie kennen meine Ansicht, und mir erscheint es stets als ein solches Unglück, daß ich schon ein halbes Jahr Aufschub ein Glück finde. Die Stimmlage soll eher mezzosopran, doch von sehr großem Umfang sein. Wenn ich auch an allem Ueberfluß hier habe, so werden Sie doch wohl entdecken daß mein Schreibtisch in noch schlechterem Zustand wie früher ist. Ich sehe alles was zu Ihrer Familie hier gehört sehr viel (und darf sagen es sind mir hier die Liebsten. Walther lebt wie ein Einsiedler fort, immer nur seinem Studium ganz lebend. Sie wissen daß ich ihm schon in Leipzig gerne mehr Lebens genuß gewünscht hätte, und ich hoffte mein Hiersein würde ihn mehr mit der Welt verknüpfen, – doch es ist nicht geschehen. Die Mutter spricht schon von ihrer Abreise, ich kehre aber schwerlich vor September heim. Grüßen Sie mir meine Leipziger Freunde, vor Allen Hofräthin Keil und Madame Brockhaus, und wenn Ihre Frau es erlauben will umarmen Sie sie in meinen Nahmen mit den beiden lieben Kindern. All die Meinigen lieber Felix, grüßen Sie herzlich; lassen Sie mich glauben daß Sie uns ein warmes Interesse erhalten haben, – mein alter Granitcharakter will keine neue Gestaltungen annehmen. Ihre alte Freundin Ottilie von Goethe.
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(Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1840-06-13">13. 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Mai 1840 von Leipzig nach Weimar gereist; siehe fmb-1840-05-21-01 (Brief Nr. 2727) Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 21. Mai 1840, Z. 9 f. Dort hatte er sein Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) am 26. Mai 1840 in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul; siehe AMZ 42, Nr. 37, 9. September 1840, Sp. 770.</note> und Sie dürfen mir diesen Wunsch als etwas anrechnen, denn ich geize mit jedem Augenblick den ich hier noch zubringen kann. Das mir <placeName xml:id="placeName_365a20eb-e81c-4a60-b6da-d5d191b7fca8">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> so gefällt glaube ich entsteht zum großen Theil, daß ich mich nicht irre machen ließ, und auf meine Weise darin lebe, – daß heist mitunter Wochenweis wie ein Einsiedler, zu Hause sitze, denn einmal wieder in einem geselligen Kreis auf eine Stunde <del cert="low" rend="strikethrough">auftaucht</del><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_3fcef90b-09d1-44a8-b0ca-b79b4e6ddc82" xml:lang="de">auftaucht – zuerst wurde der Buchstabe t in e korrigiert, dann das ganze Wort gestrichen.</note> auftauche, und ohne zu verschmähen was mir die große Stadt bietet, doch mich in keinen Strudel hineinziehen lasse, die weder für mein Alter noch meine Stimmung passen. Ich würde ohne meine <persName xml:id="persName_9fa63592-03e2-42c0-a010-15243488d124">Mutter<name key="PSN0113922" style="hidden" type="person">Pogwisch, Henriette Ottilie Ulrike Freifrau von (1776-1851)</name></persName> und <persName xml:id="persName_16f7fcd7-8ca5-4dfb-84b0-8775609ee7e8">Schwester<name key="PSN0113923" style="hidden" type="person">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName>, noch lange nicht, vielleicht nie nach <placeName xml:id="placeName_3cb0b8db-af42-4d05-a672-b94ec530cb8a">Weimar<settlement key="STM0100134" style="hidden" type="locality">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück gekehrt sein, denn ich ertrage das Unglück meines Lebens hier doch milder. Der Grund meines Briefes lieber Felix ist die Anfrage ob schon für die nächsten Winterkonzerte eine Sängerin gewählt ist; weil ein junges Mädchen von ganz ungewöhnlich schöner Stimme<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4302bdcb-be6e-4002-99e8-edd511e4b1dc" xml:lang="de">ein junges Mädchen von ganz ungewöhnlich schöner Stimme – nicht ermittelt.</note> (ich hörte sie noch nicht) jetzt ihre musikalischen Studien hier beendet hat, und gerne im Herbst ihre öffentliche Laufbahn beginnen möchte. Ihr Lehrer<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6decc837-8f5c-498f-b6d0-820d1163212e" xml:lang="de">Ihr Lehrer – nicht ermittelt.</note> prophezeiht ihr den aller <del cert="low" rend="strikethrough">glänz</del> glänzensten Erfolg, und da ich mich aus mancherlei Gründen eben<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> so sehr für ihr Einzelschicksal wie für den Gelingen ihrer künstlerischen Laufbahn interessiere, so wäre es mir <del cert="low" rend="strikethrough" xml:id="del_a32ced4c-549c-44d7-8db7-97c388ab885c">in</del> für beide Fälle eine große Freude sie in <placeName xml:id="placeName_7a83c70d-70d3-42e1-8257-925c65c81d43">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu wissen. Sie kennen mich genug lieber Felix um zu wissen, daß ich die Erfüllung eines Wunsches nie mit einer Lüge erkaufen würde, also sein Sie überzeugt daß so bald ich nur weis daß eine Aussicht vorhanden ist, ich Ihnen nicht nur selbst ganz ehrlich sagen werde, welchen Eindruck sie mir gemacht, sondern ich auch alle Beurtheilungen von hiesigen Musikfreunden und Musikverständigen einsenden werde; ich rechne auf Ihre Güte, mir zu sagen in welcher Form das Ganze gebracht werden muß, u. s. w. – ich darf mich denn auch wohl an <persName xml:id="persName_2ef11a1f-75af-4200-9acb-7adc63329639">Hofrath Keil<name key="PSN0112341" style="hidden" type="person">Keil, Johann Georg (1781-1857)</name></persName> wenden. In allen Fällen werden Sie die Schritte meines Schützlings leiten; sie hat wohl den Plan fassen müssen die Bretter zu betreten, da ja so wenig Conzertsängerinnen beschäftiget werden, aber Sie kennen meine Ansicht, und mir erscheint es stets als ein solches Unglück, daß ich schon ein halbes Jahr Aufschub ein Glück finde. Die Stimmlage soll eher mezzosopran, doch von sehr großem Umfang sein. Wenn ich auch an allem Ueberfluß hier habe, so werden Sie doch wohl entdecken daß mein Schreibtisch in noch schlechterem Zustand wie früher ist. Ich sehe alles was zu Ihrer Familie hier gehört sehr viel (und darf sagen es sind mir hier die Liebsten. <persName xml:id="persName_f74bf93f-ee69-460b-bcdb-702df269e918">Walther<name key="PSN0111426" style="hidden" type="person">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName> lebt wie ein Einsiedler fort, immer nur seinem Studium ganz lebend. Sie wissen daß ich ihm schon in <placeName xml:id="placeName_ea80fee1-7ae9-4f18-ae06-8f1b6e2ddef7">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gerne mehr Lebens genuß gewünscht hätte, und ich hoffte mein Hiersein würde ihn mehr mit der Welt verknüpfen, – doch es ist nicht geschehen.</p> <p><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Die <persName xml:id="persName_4536e6fe-9614-4d02-910a-c796460ec179">Mutter<name key="PSN0113922" style="hidden" type="person">Pogwisch, Henriette Ottilie Ulrike Freifrau von (1776-1851)</name></persName> spricht schon von ihrer Abreise, ich kehre aber schwerlich vor September heim. <seg type="closer">Grüßen Sie mir meine Leipziger Freunde, vor Allen <persName xml:id="persName_2fe9e859-45ca-446e-89cf-2a55f83d7265">Hofräthin Keil<name key="PSN0112342" style="hidden" type="person">Keil, Juliane Henriette (1794-1848)</name></persName> und Madame Brockhaus,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bd30e93a-8178-4a2a-ae2b-816cee990cf8" xml:lang="de">Madame Brockhaus – es handelt sich entweder um Pauline Therese Brockhaus, Luise Konstanze Brockhaus oder Ottilie Brockhaus.</note> und wenn <persName xml:id="persName_37314b1c-ce12-434a-9d63-d4ce6e3af988">Ihre Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> es erlauben will umarmen Sie sie in meinen Nahmen mit den <persName xml:id="persName_7ac48a7d-e54f-4ca0-83ec-b6bcf733bb7d">beiden lieben Kindern<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name><name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName>. All <persName xml:id="persName_a2b475c9-c2a1-486f-8be3-76a4a4e805de">die Meinigen<name key="PSN0111419" style="hidden" type="person">Goethe, Familie von → Johann Wolfgang von G.</name></persName> lieber Felix, grüßen Sie herzlich; lassen Sie mich glauben daß Sie uns ein warmes Interesse erhalten haben, – mein alter Granitcharakter will keine neue Gestaltungen annehmen.</seg></p> <signed rend="right">Ihre alte Freundin</signed> <signed rend="right">Ottilie von Goethe.</signed> </div> </body> </text></TEI>