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gb-1840-06-02-01

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Ferdinand Hiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Frankfurt a. M., 2. Juni 1840 Obschon Du mich auf’s Schimpflichste vernachläßigst und wahrscheinlich noch geraume Zeit vernachläßigen wirst, kann ich doch nicht umhin Dir Nachricht zu geben von den jüngsten Schicksalen zweyer Deiner protégés nämlich meines Oratoriums und meiner selbst. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 37/176. Autograph Ferdinand Hiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Frankfurt a. M., 2. Juni 1840 Obschon Du mich auf’s Schimpflichste vernachläßigst und wahrscheinlich noch geraume Zeit vernachläßigen wirst, kann ich doch nicht umhin Dir Nachricht zu geben von den jüngsten Schicksalen zweyer Deiner protégés nämlich meines Oratoriums und meiner selbst.

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [FRANKFURT 7-8 / 2. / IUN. / 1840], [St. Post / 4? JUN / IV.2-4], Siegel.

Ferdinand Hiller

Green Books

Albrecht-Hohmaier, Mendelssohns Paulus, S. 281 f.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

2. Juni 1840 Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)counter-resetHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Frankfurt a. M. Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Herrn Herrn Dr Felix Mendelssohn-Bartholdy Wohlgeb. Leipzig. frey.
Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Lieber Felix!

Obschon Du mich auf’s Schimpflichste vernachläßigstDu mich auf’s Schimpflichste vernachläßigst – Mendelssohn hatte Hiller zuletzt am 3. April 1840 geschrieben; siehe Brief fmb-1840-04-03-03 (Brief Nr. 2695) Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Hiller in Frankfurt a. M., Leipzig, 3. April 1840. und wahrscheinlich noch geraume Zeit vernachläßigen wirst, kann ich doch nicht umhin Dir Nachricht zu geben von den jüngsten Schicksalen zweyer Deiner protégés nämlich meines Oratoriums<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name> und meiner selbst. Ersteres wurde letzten Freitag den 29t unter meiner Direktion aufgeführt und beide erfreuten wir uns einer ziemlich allgemeinen Anerkennung. Manche Stimmen werden zwar laut welche behaupten ich hätte keinen rechten Oratorienstyl, das Ganze wäre zu dramatisch etc, doch spielen dafür einige andere die Rolle enthusiastischer Enthusiasten und schlagen mich todt mit Lobeserhebungen. Die Aufführungen war im Allgemeinen gelungen. Die Chöre wurden mit vielem Feuer und ächter Theilnahme gesungen, doch standen die Männer zurück gegen die Frauen obschon wir sie durch eine Auswahl aus dem LiederkranzLiederkranzFrankfurt a. M.Deutschland verstärkt hatten. Dem. CapitänCapitain, Elisabeth (Elise) Walpurga Lizza Josepha (1820-1895) sang die Sopranparthie nicht übel – die KratkyKratky, Anna (um 1810-) (Alt) |2| bei weitem die musikalischste Person am hiesigen Theater und so fest als dick, war dennoch die welche den einzigen eigentlichen Bock zu Stande brachte, indem sie leichtsinniger Weise beim Duett aus g den einen Takt zu spät frühHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) anfing und so die Clarinetten und Fagotten in komplete Verwirrung geriethen. Ich hatte die Courage ihnen ihren Part zuzusingen und so kam eine glückliche Vereinigung in d Dur zu Stande, doch war der Effekt des Stückes dahin. Ein gewisser GranfeldGranfeld, Wilhelm (William), hier als Tenorist neu angestellt, sang miserabelWigandWiegand, Herr (II) als Jeremias zeigte seine schöne Stimme, schwebte aber in beständiger Todesangst vor Intervallen und Taktabtheilungen. Das Orchester benahm sich im Allgemeinen gut, eifrig und theilnehmend – GuhrGuhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848)’s Abwesenheit (er reist im Kaiserstaat um Sänger und Sängerinnen aufzufischen) war in dieser Hinsicht ein Glück für mich. Was Dich aber in Erstaunen setzen wird und als Beleg gelten kann was vom hiesigen Musikwesen zu erwarten ist steht, ist daß die als Einnahme |3| die Kosten nicht gedeckt hat. Freilich bekommt das Orchester allein für 2 Proben und das Konzert 225 fl, indeß was ist das für eine Stadt wie FrankfurtFrankfurt a. M.Deutschland?! Mit dem CäcilienvereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland siehts unheimlich aus. VogtVogel, Carl (1798-1864) dirigirt nächsten Mittwoch zum letztenmale und zieht diesen Herbst nach HamburgHamburgDeutschland – man weiß noch durch aus nicht wer ihn ab vertreten soll. Ich fühle mich nicht im Geringsten dazu berufen.

Meine herzlichsten Grüße Deiner lieben FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853). Deine SchwiegermutterJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871) (etwas beunruhigt wegen der Gesundheit ihrer Tochter JulieSchunck, Julie Sophie (1816-1875)) zieht morgen mit Mad. SouchaySouchay, Helene Elisabeth (1774-1851) nach KronthalKronthalDeutschland. – Letzten Sonntag machten wir in großer Gesellschaft eine Parthie in den Wald an dieselbe Stelle an welcher man Dir voriges Jahr ein Fest gabDir voriges Jahr ein Fest gab – Am 18. Juni 1839 hatte es Mendelssohn zu Ehren ein Fest im Frankfurter Wald gegeben, das Heinrich Hoffmann organisiert hatte; siehe Heinrich Hoffmann, Lebenserinnerungen, hrsg. von G. H. Herzog und Helmut Siefert unter Mitarbeit von Marion Herzog-Hoinkins, Frankfurt a. M. 1985, S. 95. wovon noch alle mit Entzücken sprechen. Es rührte mich ordentlich als ich Bindfaden und Nägel an den Bäumen entdeckte die noch davon herrühren. – MeineHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Leipziger Freunde würdigen mich keiner Zeile – grüße sie nichts destoweniger aufs beste. In 12 bis 14 Tagen denke ich abzureisen. – solltest Du mir jetzt durchaus nicht schreiben können, so hoffe ich wenigstens durch |4| die gute Frau DoktorMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), wenn auch nur in wenigen Zeilen etwas über Eure jetzigen Schicksale zu erfahren.

Der trefflichen Familie SchunkSchunck, Familie von → Julius S. empfehle ich mich aufs Freundlichste – Deinen dicken KarlMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) küsse ich in Gedanken und möchte mich gar gerne einmal wieder mit ihm auf dem Sopha umher tummeln. Und nun adieu in jedem Falle schreibe ich Dir vor meiner Abreise. Stets Dein treu ergebener Ferdinand Hiller Frkft. 2/6 1840.
            Lieber Felix!
Obschon Du mich auf’s Schimpflichste vernachläßigst und wahrscheinlich noch geraume Zeit vernachläßigen wirst, kann ich doch nicht umhin Dir Nachricht zu geben von den jüngsten Schicksalen zweyer Deiner protégés nämlich meines Oratoriums und meiner selbst. Ersteres wurde letzten Freitag den 29t unter meiner Direktion aufgeführt und beide erfreuten wir uns einer ziemlich allgemeinen Anerkennung. Manche Stimmen werden zwar laut welche behaupten ich hätte keinen rechten Oratorienstyl, das Ganze wäre zu dramatisch etc, doch spielen dafür einige andere die Rolle enthusiastischer Enthusiasten und schlagen mich todt mit Lobeserhebungen. Die Aufführungen war im Allgemeinen gelungen. Die Chöre wurden mit vielem Feuer und ächter Theilnahme gesungen, doch standen die Männer zurück gegen die Frauen obschon wir sie durch eine Auswahl aus dem Liederkranz verstärkt hatten. Dem. Capitän sang die Sopranparthie nicht übel – die Kratky (Alt) bei weitem die musikalischste Person am hiesigen Theater und so fest als dick, war dennoch die welche den einzigen eigentlichen Bock zu Stande brachte, indem sie leichtsinniger Weise beim Duett aus g den einen Takt zu spät früh anfing und so die Clarinetten und Fagotten in komplete Verwirrung geriethen. Ich hatte die Courage ihnen ihren Part zuzusingen und so kam eine glückliche Vereinigung in d Dur zu Stande, doch war der Effekt des Stückes dahin. Ein gewisser Granfeld, hier als Tenorist neu angestellt, sang miserabel – Wigand als Jeremias zeigte seine schöne Stimme, schwebte aber in beständiger Todesangst vor Intervallen und Taktabtheilungen. Das Orchester benahm sich im Allgemeinen gut, eifrig und theilnehmend – Guhr’s Abwesenheit (er reist im Kaiserstaat um Sänger und Sängerinnen aufzufischen) war in dieser Hinsicht ein Glück für mich. Was Dich aber in Erstaunen setzen wird und als Beleg gelten kann was vom hiesigen Musikwesen zu erwarten ist steht, ist daß die als Einnahme die Kosten nicht gedeckt hat. Freilich bekommt das Orchester allein für 2 Proben und das Konzert 225 fl, indeß was ist das für eine Stadt wie Frankfurt?! Mit dem Cäcilienverein siehts unheimlich aus. Vogt dirigirt nächsten Mittwoch zum letztenmale und zieht diesen Herbst nach Hamburg – man weiß noch durch aus nicht wer ihn ab vertreten soll. Ich fühle mich nicht im Geringsten dazu berufen.
Meine herzlichsten Grüße Deiner lieben Frau. Deine Schwiegermutter (etwas beunruhigt wegen der Gesundheit ihrer Tochter Julie) zieht morgen mit Mad. Souchay nach Kronthal. – Letzten Sonntag machten wir in großer Gesellschaft eine Parthie in den Wald an dieselbe Stelle an welcher man Dir voriges Jahr ein Fest gab wovon noch alle mit Entzücken sprechen. Es rührte mich ordentlich als ich Bindfaden und Nägel an den Bäumen entdeckte die noch davon herrühren. – Meine Leipziger Freunde würdigen mich keiner Zeile – grüße sie nichts destoweniger aufs beste. In 12 bis 14 Tagen denke ich abzureisen. – solltest Du mir jetzt durchaus nicht schreiben können, so hoffe ich wenigstens durch die gute Frau Doktor, wenn auch nur in wenigen Zeilen etwas über Eure jetzigen Schicksale zu erfahren.
Der trefflichen Familie Schunk empfehle ich mich aufs Freundlichste – Deinen dicken Karl küsse ich in Gedanken und möchte mich gar gerne einmal wieder mit ihm auf dem Sopha umher tummeln. Und nun adieu in jedem Falle schreibe ich Dir vor meiner Abreise. Stets Dein treu ergebener
Ferdinand Hiller
Frkft. 2/6 1840.          
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M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sieht<gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap>s unheimlich aus. <persName xml:id="persName_9d835a94-3c66-4885-8694-dda94d56dba4">Vogt<name key="PSN0115527" style="hidden" type="person">Vogel, Carl (1798-1864)</name></persName> dirigirt <date cert="medium" when="1840-06-10">nächsten Mittwoch</date> zum letztenmale und zieht diesen Herbst nach <placeName xml:id="placeName_b5a3e69c-5464-4ed2-9eca-c3efc60a44f1"><hi rend="latintype">Hamburg</hi><settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> – man weiß noch durch aus nicht wer ihn <del cert="high" rend="strikethrough">ab</del> vertreten soll. Ich fühle mich nicht im Geringsten dazu berufen.</p> <p>Meine herzlichsten Grüße Deiner lieben <persName xml:id="persName_53d2b7d3-0d6b-40c1-932f-4085e273ae77">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>. Deine <persName xml:id="persName_eee934ea-ea60-49b0-9969-47f025be2049">Schwiegermutter<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> (etwas beunruhigt wegen der Gesundheit ihrer Tochter <persName xml:id="persName_39e59cc7-90e0-4547-a137-d7938f8a2858"><hi rend="latintype">Julie</hi><name key="PSN0114771" style="hidden" type="person">Schunck, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName>) zieht <date cert="high" when="1840-06-03" xml:id="date_17eff7a8-aa33-4769-a813-f15add33d685">morgen</date> mit <persName xml:id="persName_f1c121ff-050d-4613-ba44-4802278af882"><hi rend="latintype">Mad</hi>. <hi rend="latintype">Souchay</hi><name key="PSN0114987" style="hidden" type="person">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_4db7bf7e-2d0a-465a-8f7e-9077b2b8ae83"><hi rend="latintype">Kronthal</hi><settlement key="STM0105285" style="hidden" type="locality">Kronthal</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. – Letzten <date cert="medium" when="1840-05-31">Sonntag</date> machten wir in großer Gesellschaft eine Parthie in den Wald an dieselbe Stelle an welcher man Dir voriges Jahr ein Fest gab<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dc0152e3-abd1-4e2f-acb6-8c5a24da1470" xml:lang="de">Dir voriges Jahr ein Fest gab – Am 18. Juni 1839 hatte es Mendelssohn zu Ehren ein Fest im Frankfurter Wald gegeben, das Heinrich Hoffmann organisiert hatte; siehe Heinrich Hoffmann, Lebenserinnerungen, hrsg. von G. H. Herzog und Helmut Siefert unter Mitarbeit von Marion Herzog-Hoinkins, Frankfurt a. M. 1985, S. 95.</note> wovon noch alle mit Entzücken sprechen. Es rührte mich ordentlich als ich Bindfaden und Nägel an den Bäumen entdeckte die noch davon herrühren. – <add place="above">Meine<name key="PSN0112003" resp="writers_hand" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></add> Leipziger Freunde würdigen mich keiner Zeile – grüße sie nichts destoweniger aufs beste. In <date cert="medium" from="1840-06-14" to="1840-06-16">12 bis 14 Tagen</date> denke ich abzureisen. – solltest Du mir jetzt durchaus nicht schreiben können, so hoffe ich wenigstens durch<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> die gute <persName xml:id="persName_2665db2d-1ed9-42d5-a9f3-cbbfa7ad686d">Frau Doktor<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, wenn auch nur in wenigen Zeilen etwas über Eure jetzigen Schicksale zu erfahren.</p> <closer rend="left">Der trefflichen <persName xml:id="persName_11e1f921-8dc1-4bf7-8b6a-2d5b7f549298">Familie <hi rend="latintype">Schunk</hi><name key="PSN0114760" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Julius S.</name></persName> empfehle ich mich aufs Freundlichste – Deinen dicken <persName xml:id="persName_6ee8caab-f6d2-4591-82e4-9e4efda70b5c">Karl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> küsse ich in Gedanken und möchte mich gar gerne einmal wieder mit ihm auf dem Sopha umher tummeln. Und nun <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_bec3f9f1-7ccd-4d0a-8a62-06176404f2db" xml:lang="fr">adieu</foreign></hi> in jedem Falle schreibe ich Dir vor meiner Abreise.</closer> <signed rend="right">Stets Dein treu ergebener</signed> <signed rend="right"> <hi rend="latintype">Ferdinand Hiller</hi> </signed> <dateline rend="left">Frkft. <date cert="high" when="1840-06-02">2/6 1840</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>