gb-1840-05-08-01
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Adorf, 8. Mai 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, Siegel.
Johann Wilhelm Friedrich Horlbeck
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wenn Ew. Wohlgeboren gütige Nachsicht durch diese Zeilen wiederum in Anspruch genommen wird;
so kann ich dieses nur durch eine heilige Doppelpflicht entschuldigen, deren genaure Erfüllung ich mich durchaus nicht zu entziehen zu dürfen geglaubt habe.Die musikalischen Berichte, welche Ew. Wohlgeboren erst ohnlängst ich zuzusenden mir erlaubte, geben unter andern Zeugniß über eine
natürlichschönen Vortrag, faßt schnell auf
ohnestrenge Sicherheit im
Notentreffenund ist höchst zuverlässig. Schon beim ersten Auftreten wurde der Wunsch in allen Gemüthern erregt, daß man sie der Kunst zu erhalten und nach
Cavatineaus
Conzertsängerinausbilden zu lassen. Für welche Hauptstadt
Daß ich einer Doppelpflicht unterliege, habe ich schon im Eingange gesagt – . schwere Bitte zu übernehmen und sie Ew. Wohlgeboren an Herz zu legen. Gewiß wird Leipzig durch ein Conzert die unglückliche
Gütegegen meinem Sohne mich dankbar erinnernd, hoffe ich Verzeihung meiner gewagten Bitten und verharre mit der größten Hochachtung
Wohlgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr Musikdirektor! Wenn Ew. Wohlgeboren gütige Nachsicht durch diese Zeilen wiederum in Anspruch genommen wird; so kann ich dieses nur durch eine heilige Doppelpflicht entschuldigen, deren genaure Erfüllung ich mich durchaus nicht zu entziehen zu dürfen geglaubt habe. Die musikalischen Berichte, welche Ew. Wohlgeboren erst ohnlängst ich zuzusenden mir erlaubte, geben unter andern Zeugniß über eine junge Sängerin, welche dem obern Voigtlande, was sie zu den seltensten Erscheinungen zählt, angehört. Dieselbe wurde eine Stunde von hier geboren, ist .18. J. alt und hat, wie ihre übrigen 5 Geschwister in dem Orte ihrer Geburt (Breitenfeld) eine der sorgfältigsten und bildensten Erziehung genossen. Unter andern Vorzügen, welche ihr der Himmel verliehen, besitz dieselbe ein ausgezeichnetes Organ, durch welches sie die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt auf sich zieht, und welches ihr freundliche Aufnahme bei derselben sichert. Mit diesem vortrefl. Organ verbindet sie zugleich ein eminentes Talent zur Musik, welches sich so zu sagen von selbst entwickelt, und welches ich seit 2 Jahren kennen zu lernen die Freude hatte, wo sie, wie sie selbst sagt, eine unwiderstehliche Liebe zur Musik zu mir führte, und von welcher Zeit an ich sie in derselben zu unterrichten und ans Licht zu bringen, bemüht war. Eine ausführliche Beschreibung über ihre Leistungen wage ich Ew. Wohlgeboren nicht vorzulegen, weshalb ich auf den Bericht, welcher im Adörfer Wochenblatte über die Aufführung der Schöpfung in hiesiger Stadtkirche erschien, wo sie die Partie der Eva übernommen hatte, hinreiche. Sie besitz natürlich schönen Vortrag, faßt schnell auf ohne strenge Sicherheit im Notentreffen und ist höchst zuverlässig. Schon beim ersten Auftreten wurde der Wunsch in allen Gemüthern erregt, daß man sie der Kunst zu erhalten und nach Leipzig oder Dresden senden möchte. Dieser Wunsch wurde auch neuerdings bei einem hier gegebenen Conzert, wo sie die Cavatine aus Robert d. T. “Geliebter kannst Du verlassen p. “ sang, wobei ihr der ungetheilteste Beifall zu Theil wurde, wiederholt, weshalb die Aeltern beschlossen, deren Herz sie bei dieser Gelegenheit ganz für die Kunst gewonnen hatte, sie von nun nach Leipzig oder Dresden zu bestimmen, und als Conzertsängerin ausbilden zu lassen. Für welche Hauptstadt Sachsens, Dresden oder Leipzig, man sich nun entscheiden soll, diese Aufgabe ist mir von den Aeltern übergeben, weshalb ich, indem ich mir nicht zu rathen weiß, meine Zuflucht zu Ew. Wohlgeboren zu nehmen, mich nothgedrungen fühle, dessen gütiger Rath für mich und die Aeltern entscheidend seyn wird. Dresden bietet zwar dieser höchlichst geachteten Familie einige Annehmlichkeiten dar, welche sich in Leipzig für sie nicht finden, indem ihre liebe Tochter dort nahe Verwandte trifft, welche sie nicht nur aufnehmen, sondern auch der Aeltern Sorgfallt zu übernehmen freundlichst geneigt sind; auch genießt der Vater die Gunst des Staatsministers von Könneritz, dessen freundliche Gesinnung sich dadurch deutlich zeugte, daß er ihn seit kurzem zum Justizamtmann hieher erhob; allein Dresden vermißt doch auch wieder manches was Leipzig besitzt – und so hat auch Dresden kein großes Conzert, was eines gütigen Lehrers für die erwähnte junge Sängerin am bildensten seyn würde, besonders wenn das Glück zu erlangen wäre, daß auf das zarte Wesen die Gunst und das Wohlwollen von Ew. Wohlgeboren man gerichet sehe, dann möchte wohl der Weg nach Leipzig, der Weg zu ihrem Glücke seyn, was ihr unendlich zu wünschen wäre, indem sie unwiderstehliche Lust zum Gesang und zur Kunst aus den sonst angenehmsten Verhältnissen treibt. Die Aeltern, welche für ihre liebe Tochter alles zu thun, in so weit es nämlich ihre Verhältnisse gestatten, denn sie haben ausser dieser Tochter noch 5 Kinder, die nicht darunter leiden sollen und dürfen, willig sind, sehen mit Sehnsucht Ihren gütigen Rathschlägen entgegen, die Sie mir vielleicht durch einige Zeilen gütigst mittheilen. Daß ich einer Doppelpflicht unterliege, habe ich schon im Eingange gesagt – . Gestern nämlich kamen die am 23. April durch den verheerenden Brand in Markneukirchen verunglückten Lehrer zu mir und ersuchten mich flehendlichst ein Bittgesuch an Ew. Wohlgeboren ergehen zu lassen. So ungern ich mich zu diesem Auftrag verstehe, zumal da sich unter den verunglückten Lehrern ein lieber Bruder von mir befindet, welcher gar nichts gerettet hat, so sehe ich doch auf der andern Seite von Wehmuth und Schmerz erfüllt, die für mich schwere Bitte zu übernehmen und sie Ew. Wohlgeboren an Herz zu legen. Gewiß wird Leipzig durch ein Conzert die unglückliche Stadt zu unterstützten suchen, liese sich dann nicht etwas davon für die Lehrer, die gleichsam verlassen dastehen, bestimmen? Der großen Güte gegen meinem Sohne mich dankbar erinnernd, hoffe ich Verzeihung meiner gewagten Bitten und verharre mit der größten Hochachtung Ew. Wohlgeboren ganz ergebenster Fr. Horlbeck, Organist. Adorf, den 8. Mai 1840.
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