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gb-1840-04-24-01

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Heinrich Leberecht August Mühling an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Magdeburg, 24. April 1840 Gleich im Voraus bitte ich sehr um gütige Entschuldigung, wenn ich es unternehme, Ihnen, persönlich unbekannt, mit einem noch dazu – wie ich voraussehe,– nicht kurzen Schreiben, dessen Empfang Ihnen unerwartet und dessen Durchsicht nur Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 37/134. Autograph Heinrich Leberecht August Mühling an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Magdeburg, 24. April 1840 Gleich im Voraus bitte ich sehr um gütige Entschuldigung, wenn ich es unternehme, Ihnen, persönlich unbekannt, mit einem noch dazu – wie ich voraussehe,– nicht kurzen Schreiben, dessen Empfang Ihnen unerwartet und dessen Durchsicht nur

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Heinrich Leberecht August Mühling

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

24. April 1840 Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)counter-resetMühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) Magdeburg Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) Magdeburg am 24ten Apr. 1840 Hochgeehrtester Herr Doctor!

Gleich im Voraus bitte ich sehr um gütige Entschuldigung, wenn ich es unternehme, Ihnen, persönlich unbekannt, mit einem noch dazu – wie ich voraussehe,– nicht kurzen Schreiben, dessen Empfang Ihnen unerwartet und dessen Durchsicht nur zeitraubend seyn muß, beschwerlich zu fallen. Wäre es mir möglich geworden, mein altes LeipzigLeipzigDeutschland einmal wieder besuchen zu können, woran ich durch vielerlei Umstände, Geschäfte und besonders den Winter hindurch durch eine für unsere StadtMagdeburgDeutschland fast zu große Anzahl von Conzerten (da wöchentlich fast zwei Statt hatten) verhindert wurde, so würde ich auch schon so glücklich gewesen seyn, Ihnen meine Aufwartung und zugleich Ihre persönliche Bekanntschaft machen zu können. Als ehemaliger ThomanerThomanerchorLeipzigDeutschland – noch unter HillerHiller, Johann Adam (1728-1804) und nachher unter MüllerMüller, August Eberhard (1767-1817) – hänge ich noch immer sehr an dem Orte, wo ich so viel Herrliches hörte und selbst einige Jahre als OrchestermitgliedGewandhausLeipzigDeutschland beim sogenannten großen Conzerte im GewandhauseGewandhausLeipzigDeutschland, und zwar bei der ersten Geige thätig war.bei der ersten Geige thätig war – Mühling war in den Jahren 1804 bis 1808 Mitglied des »Concertorchesters« in Leipzig; siehe Dörffel, Geschichte der Gewandhausconcerte, S. 242.

Wenn ich nun auch wirklich in den nächsten HundsTagsferienHundsTagsferien – Mit Hundstagen werden die heißesten Tage des Jahres zwischen dem 23. Juli und 23. August eines Jahres bezeichnet. Während dieser Zeit gab es an den Schulen 14 Ferientage; siehe Johann Ferdinand Neigebaur, Die Preußischen Gymnasien und höheren Bürgerschulen. Eine Zusammenstellung der Verordnungen, welche den höheren Unterricht in diesen Anstalten umfassen, Berlin, Posen und Bromberg 1835, S. 191. – wie früher auf einige Wochen DresdenDresdenDeutschland besuchen und demnach LeipzigLeipzigDeutschland mit berühren könnte, wo ich jetzt überdieß eine verheirathete TochterJordan, Auguste Pauline (um 1814-?) habe, so bezweifle ich doch, daß gerade in der Sommerzeit Sie Selbst in Leipzig seyn werden; und so entschloß ich mich, auch von andern dazu ermuthigt, offen mit einem ergebenen Anliegen mich Ihnen durch diese Zeilen zu nähern, vorausgesetzt, daß Sie, Hochverehrtester, nicht ermüden und meine wenigstens den Anstrich einer Zudringlichkeit leicht verrathen könnenden Worte gütigst entschuldigen werden, bemerke aber sogleich noch, daß ich hierauf keine schriftliche Antwort erwarte, (denn Sie, das weiß ich ja, haben Besseres zu thun!) sondern nur wünsche, Sie möchten Sich frei über meine ergebenste Vorstellung gegen irgend einen Bekannten von mir – wie es auch sey – mündlich äußern. Ein Mann, der, – wie ich gern glaube –, noch von früherer Zeit her etwas auf mich halten möchte und neuerdings auch gegen meinen Schwiegersohn, den Maler W. JordanJordan, Wilhelm (um 1805-?) (wohnhaft in der neuen Tuchhalle) viel Wohlwollen gezeigt hat, würde mir vielleicht durch letzteren über den zu berührenden Gegenstand gern Ihre Meinung mittheilen, |2| es ist der Herr Senator LimburgerLimburger, Jacob Bernhard (1770-1847), welcher schon damals, als ich noch in Leipzig war, in das musikalische Wesen eingriff, selbst Soloparthien in Oratorien u. s. w. vortrefflich ausführte und Kunstsinn und Geschmack in hohem Grade zeigte. – Doch näher zur Sache. Es dürfte Ihnen bekannt seyn, daß ich vor einigen Jahren das Oratorium <hi rend="latintype">Abbadona</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name>, und vor etwa einem und einem halben Jahre ein anderes Werk, den <hi rend="latintype">Bonifazius</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112822" style="hidden" type="music">Bonifazius, der Teutschen Apostel</name> in Musik gesetzt habe. Das erstgenannte ist gewiß ein in vieler Hinsicht schwaches opus, da ich michMühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) mit dem Text bis zum letzten Augenblicke nicht ganz befreunden konnte und nur die leidige Zeit darauf verwendete, in welcher ich wegen bedeutender rheumatischer Uebel, an denen ich schon in vielen Jahren abwechselnd gelitten hatte, viele Wochen hindurch alle Geschäfte außer dem Hause beseitigen und sehr oft das Bett hüten mußte. Wenn ich den ersten Theil des Oratoriums<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name> in großer Befangenheit und mehr um dem Verlangen des DichtersBrüggemann, Adolf (-) zu willfahren, oder auch mich wenigstens zu versuchen, niederschrieb, so eilte ich, unzufrieden mit Allem und mit mir selbst – immer halb krank und schwach – zur Beendigung des Ganzen, hatte überdieß auch keineswegs die Absicht, das Product künftig einmal durch eine größere Aufführung zu veröffentlichen. Es wurde indeß, weil man sich hier von allen Seiten lebhaft dafür interessirte, bei dem zuletzt Statt gehabten MusikfesteMusikfest (1838)MagdeburgDeutschland ausgezeichnet in aller Art in hiesiger UlrichskircheSt.-Ulrich-und-Levin-KircheMagdeburgDeutschland aufgeführt, wobei ich erwähne, daß die sorgfältigste und geschickteste Anführung des Orchesters, welche ich dem Herrn Conzertmeister DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) zu danken habe, viel zum Gelingen beitrug. Ich durfte mich über eine solche Aufführung freuen. – Nachher wurde ich sowohl von ErfurtErfurtDeutschland als von LübeckLübeckDeutschland aus um das Werk ersucht.von Erfurt als von Lübeck aus um das Werk ersucht – Am 7. Januar 1840 erschien ein Hinweis auf die geplanten Aufführungen von Ludwig Mühlenfels’ Oratorium Abbadona in Erfurt und Lübeck; siehe NZfM 7, Nr. 3, 7. Januar 1840, S. 12. Da man aber am erstgenannten Orte mit der Sache nur sehr spät zum Ziele – nicht kann ich sagen: in’s Reine – kam, so war ich genöthigt, die Lübecker bis kommenden Herbst zu vertrösten. Gegen Michael will man, da im Sommer alle Uebungen ausgesetzt sind, anfangen an dem Werke zu singen. In ErfurtErfurtDeutschland ist endlich am 13t Febr. eine Aufführung zu Stande gekommen, aber welch eine! Die Mittel sind den Anforderungen nicht entsprechend, die vorangegangenen Uebungen aber, wie ein Schreiben eines competenten Mannes von dort berichtet, nicht ausreichend gewesen.

|3| Die höheren Soli sind von noch ganz jungen, nicht genug routinirten, auch gewiß ängstlichen Damen nothdürftig gesungen worden, und an den zweiten – den Haupttheil des Werks, ohne dem kein Verstehen möglich ist, der aber auch in den Soloparthien bedeutender ist, hatt man sich nicht gewagt, und – denselben weggelassen. Ein Urtheil hat sich daher eigentlich nicht bilden können, und von Glück habe ich zu sagen, daß die dasigen Kenner dennoch ein überaus günstiges Urtheil ausgesprochen und sich entschieden für das Werk erklärt haben. Die Nachrichten über die quasi-Verstümmelung desselben erschreckten mich nicht gering. Nun sollte ich wohl einen Versuch machen, das Werk in irgend einem Orte, der in der Kunst von Bedeutung ist, zur Aufführung zu bringen, und obwohl ich überzeugt seyn darf, daß mein früherer Schüler, der Musikdir. HerrmannHerrmann, Gottfried (1808-1878) in LübeckLübeckDeutschland; mehr thun wird, als in ErfurthErfurtDeutschland geschah, so wünschte ich doch, einen Weg zu finden, in unserer Umgegend ein günstiges Urtheil über ein’s meiner Werke begründen zu helfen zu können, was auch hier von vielen achtbaren Leuten so sehr gewünscht wird, daß demjenigen, welcher sich meiner in diesem Betracht annehmen und für die Kunst ein Opfer bringen möchte, der Dank wieder zu Theil werden müßte, abgesehen davon, daß dadurch für mich Großes geschähe und die gute Sache gefördert würde. – Wundern Sie Sich, verehrter Meister, nicht, daß ich es von Herzen wünschen kann, nach so langer Zeit in einer StadtLeipzigDeutschland einmal etwas zu Gehör zu bringen, in welcher ich acht Jahre gelebt, als Solosänger im Sopran fast alle bedeutenden Solopartien großer Werke gesungen, bereits als Schüler eine große Anzahl Chor-Arien<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113013" style="hidden" type="music">Motetten</name>, Motetten<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113013" style="hidden" type="music">Motetten</name>, Violinconzerte<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113012" style="hidden" type="music">Violinkonzerte</name> (ich habe in den damaligen SchulconzertenThomasschuleLeipzigDeutschland oft,in den damaligen Schulconzerten oft – August Mühlings Violinkonzert g-Moll am 6. November 1804 beim ersten Konzert und beim zehnten Konzert am 29. Januar 1805, beim 15. Konzert am 12. März 1805 sein Violinkonzert B-Dur, am 26. November 1805? beim vierten Konzert ein neues Violinkonzert und beim zehnten Konzert am 4. Februar 1806? in der Thomasschule in Leipzig; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 444, S. 451 f., S. 456 und S. 466. – im GewandhauseGewandhausLeipzigDeutschlandGewandhausLeipzigDeutschland mein 4<hi rend="superscript">tes</hi> Conzert in <hi rend="latintype">B</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113010" style="hidden" type="music">Violinkonzert Nr. 4 B-Dur</name>,im Gewandhause mein 4tes Conzert in B – Die Aufführung eines Violinkonzerts B-Dur von August Mühling fand am 19. März 1805 beim Konzert von Magdalene Valei-Köhl im Saal des Gewandhauses Leipzig; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 457. im TheaterStadttheaterLeipzigDeutschland das 6<hi rend="superscript">te</hi> in <hi rend="latintype">e moll</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113011" style="hidden" type="music">Violinkonzert Nr. 6 e-Moll</name> gespielt)im Theater das 6te in e moll gespielt – Die Aufführung eines nicht näher spezifizierten Violinkonzerts von August Mühling fand am 4. März 1806 im Rahmen des Großen Vokal- und Instrumentalkonzert von Magdalena Valesi-Köhl im Schauspielhaus Leipzig statt; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 477. componirt und fast unverdiente Anerkennung gefunden habe, und daß ich daher herzlich wünschen könnte, durch einen Mann und Meister, wie Sie, allem Kleinigkeitsgeiste fremd, gewißermaßen wieder in’s Leben treten zu können, was doch wohl am Besten durch eine Aufführung eines meiner Produkte geschehen könnte, in einer Stadt, welche gewißermaßen in Kunstsachen den Ton angiebt und wo die Kunst selbst durch Sie auf solche Höhe gebracht ist, daß Sie darauf wohl stolz seyn könnten, wenn das sonst wohl Ihre Sache wäre und Sie Selbst zu dergl. nicht zu hoch ständen. – Sollte es demnach wohl nicht zu irgend einer Zeit, bei irgend einer passenden Gelegenheit, möglich werden, ein’s meiner Oratorien<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112822" style="hidden" type="music">Bonifazius, der Teutschen Apostel</name> – vorausgesetzt, daß Sie ein solches nicht für ganz unwürdig erklärten, – öffentlich zu Gehör zu bringen?

|4| Halten Sie mich, Hochverehrter, nicht für unbescheiden; ich habe ein in Betr meiner geringen Person ein Wort verlieren mögen, da Mißdeutung leicht möglich und es mir gewiß nicht einerlei ist, ob man mich für zudringlich, oder wohl gar mich selbst überschätzend – (Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)wie es jetzt in der Welt so häufig angetroffen wird – wozu mich aber meine frühere Schule und die Ueberzeugung, daß ich mit dem, was heut zu Tage gefordert wird, mich nicht breitemachen kann, nicht kommen ließen) halten möchte. – Ich entschließe mich auch jetzt – (Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)von vielen dazu animirt, –)Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) nur, da ich mich durch die Erfurter Geschichte in der That gedrückt fühle, Ihnen, dem hohen Meister, mein unvollkommenes Werk<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name> in so fern zu empfehlen und mich gewißermaßen des an Ihr Herz zu wenden, als es doch vielleicht möglich werden kön dasselbe durch Ihre Güte und IhreMühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847) eigene gewichtige Direction, da, wo ich es aus so vielen Gründen vorzugsweise wünschen muß, bekannter machen zu können. Ich fühle wohl, wie viel ich wünsche und bitte und sehe auch wohl ein, daß ich durch eine Aufführung in LeipzigGewandhausLeipzigDeutschlandeine Aufführung in Leipzig – Mühlings Oratorien Abbadona und Bonifazius gelangten in keinem der Leipziger Gewandhauskonzerte unter Mendelssohns Leitung zur Aufführung; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik. mich einer zu beachtenden Kritik blosstelle, – aber besser ist’s doch, daß etwas geschehe und ich mir wenigstens nicht den Vorwurf in Zukunft zu machen habe, daß ich selbst nichts gethan und Alles verabsäumt habe, was nöthig gewesen wäre; überdies ist mein Vertrauen gerade zu Ihnen unbegrenzt, so daß das Nein, welches die Verhältnisse und Umstände mir zu ertheilen, Ihnen gebieten könnten, mich nur überzeugen würde, daß für eine Aufführung des <hi rend="latintype">Abbadona</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name> die Möglichkeit durchaus nicht vorhanden ist. Ich erlaube mir über das Werk selbst noch hinzuzusetzen, daß ich es nicht biblisch und streng, sondern frei und mit Berücksichtigung des größeren Publikums, und zwar schnell, niedergeschrieben ist. Sollten Sie es über sSich gewinnen können, die Partitur einmal durchblättern zu wollen, so werde ich dieselbe baldigst Ihnen zukommen lassen, wie ich denn auch zu einer etwaigen Aufführung sämtliche Stimmen franco einschicke. – Den unübertrefflichen <hi rend="latintype">Paulus</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_y9kkhxa6-cpdt-tlgk-ne7s-4otd0kboj48y"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> habe ich hier im vergangenen Jahre aufgeführtPaulus … hier im vergangenen Jahre aufgeführt – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) in Magdeburg hatte im März 1839 unter August Mühlings Leitung stattgefunden; siehe AMZ 41, Nr. 12, 20. März 1839, Sp. 233. und werde Ihnen für den hohen Genuß, welchen mir derselbe geschaffen hat, stets dankbar bleiben. Oft und wer viel werden Ihre herrlichen – besonders 4stimmigen Gesänge4stimmigen Gesänge – Vermutlich sind Mendelssohns Sechs vierstimmige Lieder, Heft 1, op. 41 (MWV SD 18) gemeint. hier in Conzerten vorgetragen und tragen bei guter Ausführung stets den größten Beifall davon. Bittend, mich gelegentlich Herrn Conz.Mstr. DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) bestens zu empfehlen und mir meine Freiheit und die Umständlichkeit zu vergeben, unterzeichne ich mich hochachtungsvoll als

Ihr Sie verehrender und ergebenster A. Mühling.
            Magdeburg am 24ten Apr. 1840 Hochgeehrtester Herr Doctor!
Gleich im Voraus bitte ich sehr um gütige Entschuldigung, wenn ich es unternehme, Ihnen, persönlich unbekannt, mit einem noch dazu – wie ich voraussehe, – nicht kurzen Schreiben, dessen Empfang Ihnen unerwartet und dessen Durchsicht nur zeitraubend seyn muß, beschwerlich zu fallen. Wäre es mir möglich geworden, mein altes Leipzig einmal wieder besuchen zu können, woran ich durch vielerlei Umstände, Geschäfte und besonders den Winter hindurch durch eine für unsere Stadt fast zu große Anzahl von Conzerten (da wöchentlich fast zwei Statt hatten) verhindert wurde, so würde ich auch schon so glücklich gewesen seyn, Ihnen meine Aufwartung und zugleich Ihre persönliche Bekanntschaft machen zu können. Als ehemaliger Thomaner – noch unter Hiller und nachher unter Müller – hänge ich noch immer sehr an dem Orte, wo ich so viel Herrliches hörte und selbst einige Jahre als Orchestermitglied beim sogenannten großen Conzerte im Gewandhause, und zwar bei der ersten Geige thätig war.
Wenn ich nun auch wirklich in den nächsten HundsTagsferien – wie früher auf einige Wochen Dresden besuchen und demnach Leipzig mit berühren könnte, wo ich jetzt überdieß eine verheirathete Tochter habe, so bezweifle ich doch, daß gerade in der Sommerzeit Sie Selbst in Leipzig seyn werden; und so entschloß ich mich, auch von andern dazu ermuthigt, offen mit einem ergebenen Anliegen mich Ihnen durch diese Zeilen zu nähern, vorausgesetzt, daß Sie, Hochverehrtester, nicht ermüden und meine wenigstens den Anstrich einer Zudringlichkeit leicht verrathen könnenden Worte gütigst entschuldigen werden, bemerke aber sogleich noch, daß ich hierauf keine schriftliche Antwort erwarte, (denn Sie, das weiß ich ja, haben Besseres zu thun!) sondern nur wünsche, Sie möchten Sich frei über meine ergebenste Vorstellung gegen irgend einen Bekannten von mir – wie es auch sey – mündlich äußern. Ein Mann, der, – wie ich gern glaube –, noch von früherer Zeit her etwas auf mich halten möchte und neuerdings auch gegen meinen Schwiegersohn, den Maler W. Jordan (wohnhaft in der neuen Tuchhalle) viel Wohlwollen gezeigt hat, würde mir vielleicht durch letzteren über den zu berührenden Gegenstand gern Ihre Meinung mittheilen, es ist der Herr Senator Limburger, welcher schon damals, als ich noch in Leipzig war, in das musikalische Wesen eingriff, selbst Soloparthien in Oratorien u. s. w. vortrefflich ausführte und Kunstsinn und Geschmack in hohem Grade zeigte. – Doch näher zur Sache. Es dürfte Ihnen bekannt seyn, daß ich vor einigen Jahren das Oratorium Abbadona, und vor etwa einem und einem halben Jahre ein anderes Werk, den Bonifazius in Musik gesetzt habe. Das erstgenannte ist gewiß ein in vieler Hinsicht schwaches opus, da ich mich mit dem Text bis zum letzten Augenblicke nicht ganz befreunden konnte und nur die leidige Zeit darauf verwendete, in welcher ich wegen bedeutender rheumatischer Uebel, an denen ich schon in vielen Jahren abwechselnd gelitten hatte, viele Wochen hindurch alle Geschäfte außer dem Hause beseitigen und sehr oft das Bett hüten mußte. Wenn ich den ersten Theil des Oratoriums in großer Befangenheit und mehr um dem Verlangen des Dichters zu willfahren, oder auch mich wenigstens zu versuchen, niederschrieb, so eilte ich, unzufrieden mit Allem und mit mir selbst – immer halb krank und schwach – zur Beendigung des Ganzen, hatte überdieß auch keineswegs die Absicht, das Product künftig einmal durch eine größere Aufführung zu veröffentlichen. Es wurde indeß, weil man sich hier von allen Seiten lebhaft dafür interessirte, bei dem zuletzt Statt gehabten Musikfeste ausgezeichnet in aller Art in hiesiger Ulrichskirche aufgeführt, wobei ich erwähne, daß die sorgfältigste und geschickteste Anführung des Orchesters, welche ich dem Herrn Conzertmeister David zu danken habe, viel zum Gelingen beitrug. Ich durfte mich über eine solche Aufführung freuen. – Nachher wurde ich sowohl von Erfurt als von Lübeck aus um das Werk ersucht. Da man aber am erstgenannten Orte mit der Sache nur sehr spät zum Ziele – nicht kann ich sagen: in’s Reine – kam, so war ich genöthigt, die Lübecker bis kommenden Herbst zu vertrösten. Gegen Michael will man, da im Sommer alle Uebungen ausgesetzt sind, anfangen an dem Werke zu singen. In Erfurt ist endlich am 13t Febr. eine Aufführung zu Stande gekommen, aber welch eine! Die Mittel sind den Anforderungen nicht entsprechend, die vorangegangenen Uebungen aber, wie ein Schreiben eines competenten Mannes von dort berichtet, nicht ausreichend gewesen.
 Die höheren Soli sind von noch ganz jungen, nicht genug routinirten, auch gewiß ängstlichen Damen nothdürftig gesungen worden, und an den zweiten – den Haupttheil des Werks, ohne dem kein Verstehen möglich ist, der aber auch in den Soloparthien bedeutender ist, hatt man sich nicht gewagt, und – denselben weggelassen. Ein Urtheil hat sich daher eigentlich nicht bilden können, und von Glück habe ich zu sagen, daß die dasigen Kenner dennoch ein überaus günstiges Urtheil ausgesprochen und sich entschieden für das Werk erklärt haben. Die Nachrichten über die quasi-Verstümmelung desselben erschreckten mich nicht gering. Nun sollte ich wohl einen Versuch machen, das Werk in irgend einem Orte, der in der Kunst von Bedeutung ist, zur Aufführung zu bringen, und obwohl ich überzeugt seyn darf, daß mein früherer Schüler, der Musikdir. Herrmann in Lübeck; mehr thun wird, als in Erfurth geschah, so wünschte ich doch, einen Weg zu finden, in unserer Umgegend ein günstiges Urtheil über ein’s meiner Werke begründen zu helfen zu können, was auch hier von vielen achtbaren Leuten so sehr gewünscht wird, daß demjenigen, welcher sich meiner in diesem Betracht annehmen und für die Kunst ein Opfer bringen möchte, der Dank wieder zu Theil werden müßte, abgesehen davon, daß dadurch für mich Großes geschähe und die gute Sache gefördert würde. – Wundern Sie Sich, verehrter Meister, nicht, daß ich es von Herzen wünschen kann, nach so langer Zeit in einer Stadt einmal etwas zu Gehör zu bringen, in welcher ich acht Jahre gelebt, als Solosänger im Sopran fast alle bedeutenden Solopartien großer Werke gesungen, bereits als Schüler eine große Anzahl Chor-Arien, Motetten, Violinconzerte (ich habe in den damaligen Schulconzerten oft, – im Gewandhause mein 4tes Conzert in B, im Theater das 6te in e moll gespielt) componirt und fast unverdiente Anerkennung gefunden habe, und daß ich daher herzlich wünschen könnte, durch einen Mann und Meister, wie Sie, allem Kleinigkeitsgeiste fremd, gewißermaßen wieder in’s Leben treten zu können, was doch wohl am Besten durch eine Aufführung eines meiner Produkte geschehen könnte, in einer Stadt, welche gewißermaßen in Kunstsachen den Ton angiebt und wo die Kunst selbst durch Sie auf solche Höhe gebracht ist, daß Sie darauf wohl stolz seyn könnten, wenn das sonst wohl Ihre Sache wäre und Sie Selbst zu dergl. nicht zu hoch ständen. – Sollte es demnach wohl nicht zu irgend einer Zeit, bei irgend einer passenden Gelegenheit, möglich werden, ein’s meiner Oratorien – vorausgesetzt, daß Sie ein solches nicht für ganz unwürdig erklärten, – öffentlich zu Gehör zu bringen?
 Halten Sie mich, Hochverehrter, nicht für unbescheiden; ich habe ein in Betr meiner geringen Person ein Wort verlieren mögen, da Mißdeutung leicht möglich und es mir gewiß nicht einerlei ist, ob man mich für zudringlich, oder wohl gar mich selbst überschätzend – (wie es jetzt in der Welt so häufig angetroffen wird – wozu mich aber meine frühere Schule und die Ueberzeugung, daß ich mit dem, was heut zu Tage gefordert wird, mich nicht breitemachen kann, nicht kommen ließen) halten möchte. – Ich entschließe mich auch jetzt – (von vielen dazu animirt, –) nur, da ich mich durch die Erfurter Geschichte in der That gedrückt fühle, Ihnen, dem hohen Meister, mein unvollkommenes Werk in so fern zu empfehlen und mich gewißermaßen des an Ihr Herz zu wenden, als es doch vielleicht möglich werden kön dasselbe durch Ihre Güte und Ihre eigene gewichtige Direction, da, wo ich es aus so vielen Gründen vorzugsweise wünschen muß, bekannter machen zu können. Ich fühle wohl, wie viel ich wünsche und bitte und sehe auch wohl ein, daß ich durch eine Aufführung in Leipzig mich einer zu beachtenden Kritik blosstelle, – aber besser ist’s doch, daß etwas geschehe und ich mir wenigstens nicht den Vorwurf in Zukunft zu machen habe, daß ich selbst nichts gethan und Alles verabsäumt habe, was nöthig gewesen wäre; überdies ist mein Vertrauen gerade zu Ihnen unbegrenzt, so daß das Nein, welches die Verhältnisse und Umstände mir zu ertheilen, Ihnen gebieten könnten, mich nur überzeugen würde, daß für eine Aufführung des Abbadona die Möglichkeit durchaus nicht vorhanden ist. Ich erlaube mir über das Werk selbst noch hinzuzusetzen, daß ich es nicht biblisch und streng, sondern frei und mit Berücksichtigung des größeren Publikums, und zwar schnell, niedergeschrieben ist. Sollten Sie es über Sich gewinnen können, die Partitur einmal durchblättern zu wollen, so werde ich dieselbe baldigst Ihnen zukommen lassen, wie ich denn auch zu einer etwaigen Aufführung sämtliche Stimmen franco einschicke. – Den unübertrefflichen Paulus habe ich hier im vergangenen Jahre aufgeführt und werde Ihnen für den hohen Genuß, welchen mir derselbe geschaffen hat, stets dankbar bleiben. Oft und wer viel werden Ihre herrlichen – besonders 4stimmigen Gesänge hier in Conzerten vorgetragen und tragen bei guter Ausführung stets den größten Beifall davon. Bittend, mich gelegentlich Herrn Conz. Mstr. David bestens zu empfehlen und mir meine Freiheit und die Umständlichkeit zu vergeben, unterzeichne ich mich hochachtungsvoll als
Ihr Sie verehrender und ergebenster A. Mühling.          
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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 37/134.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-04-24-01" type="letter">Heinrich Leberecht August Mühling an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Magdeburg, 24. April 1840</title> <incipit>Gleich im Voraus bitte ich sehr um gütige Entschuldigung, wenn ich es unternehme, Ihnen, persönlich unbekannt, mit einem noch dazu – wie ich voraussehe,– nicht kurzen Schreiben, dessen Empfang Ihnen unerwartet und dessen Durchsicht nur</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Heinrich Leberecht August Mühling</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1840-04-24">24. April 1840</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113473" resp="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113473" resp="writer">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100461">Magdeburg</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0113473" resp="author" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113473" resp="writer" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Magdeburg am <date cert="high" when="1840-04-24">24<hi rend="superscript">ten</hi> Apr. 1840</date></dateline> <salute rend="left">Hochgeehrtester Herr Doctor!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Gleich im Voraus bitte ich sehr um gütige Entschuldigung, wenn ich es unternehme, Ihnen, persönlich unbekannt, mit einem noch dazu – wie ich voraussehe,– nicht kurzen Schreiben, dessen Empfang Ihnen unerwartet und dessen Durchsicht nur zeitraubend seyn muß, beschwerlich zu fallen. Wäre es mir möglich geworden, mein altes <placeName xml:id="placeName_85ba6c39-1529-426e-8890-7db1e840032d">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> einmal wieder besuchen zu können, woran ich durch vielerlei Umstände, Geschäfte und besonders den Winter hindurch durch eine für unsere <placeName xml:id="placeName_5d2fcbd0-ba19-43e1-8fb6-365dfa76ed26">Stadt<settlement key="STM0100461" style="hidden" type="locality">Magdeburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fast zu große Anzahl von Conzerten (da wöchentlich fast zwei Statt hatten) verhindert wurde, so würde ich auch schon so glücklich gewesen seyn, Ihnen meine Aufwartung und zugleich Ihre persönliche Bekanntschaft machen zu können. Als ehemaliger <placeName xml:id="placeName_9694edc4-62ce-402b-b855-1c2ea7cb0649">Thomaner<name key="NST0100194" style="hidden" subtype="" type="institution">Thomanerchor</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> – noch unter <persName xml:id="persName_9eecde0c-3026-4439-8845-3a5f1059b173">Hiller<name key="PSN0112005" style="hidden" type="person">Hiller, Johann Adam (1728-1804)</name></persName> und nachher unter <persName xml:id="persName_323082d8-435d-49eb-aaf3-a25c37825c59">Müller<name key="PSN0113485" style="hidden" type="person">Müller, August Eberhard (1767-1817)</name></persName> – hänge ich noch immer sehr an dem Orte, wo ich so viel Herrliches hörte und selbst einige Jahre als <placeName xml:id="placeName_10b5d338-982b-4d68-b35d-228b98445177">Orchestermitglied<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="Orchester" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> beim sogenannten großen Conzerte im <placeName xml:id="placeName_7959db20-d81f-4920-8dd9-933d6def4d8d">Gewandhause<name key="NST0104844" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und zwar bei der ersten Geige thätig war.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4939112b-debe-4c5d-82d0-df595c33bfbc" xml:lang="de">bei der ersten Geige thätig war – Mühling war in den Jahren 1804 bis 1808 Mitglied des »Concertorchesters« in Leipzig; siehe Dörffel, Geschichte der Gewandhausconcerte, S. 242.</note></p> <p>Wenn ich nun auch wirklich in den nächsten HundsTagsferien<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_69ceb150-ceb2-4690-aff7-58d2a34dac24" xml:lang="de">HundsTagsferien – Mit Hundstagen werden die heißesten Tage des Jahres zwischen dem 23. Juli und 23. August eines Jahres bezeichnet. Während dieser Zeit gab es an den Schulen 14 Ferientage; siehe Johann Ferdinand Neigebaur, Die Preußischen Gymnasien und höheren Bürgerschulen. Eine Zusammenstellung der Verordnungen, welche den höheren Unterricht in diesen Anstalten umfassen, Berlin, Posen und Bromberg 1835, S. 191.</note> – wie früher auf einige Wochen <placeName xml:id="placeName_9b3e3f36-b26a-469d-b59e-c8347329727c">Dresden<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="area">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> besuchen und demnach <placeName xml:id="placeName_f4fcc418-f0bb-4378-9a2d-d043808b6607">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mit berühren könnte, wo ich jetzt überdieß eine verheirathete <persName xml:id="persName_44a20a14-92da-4d53-b077-214b59b9d5e1">Tochter<name key="PSN0120109" style="hidden" type="person">Jordan, Auguste Pauline (um 1814-?)</name></persName> habe, so bezweifle ich doch, daß gerade in der Sommerzeit Sie Selbst in Leipzig seyn werden; und so entschloß ich mich, auch von andern dazu ermuthigt, offen mit einem ergebenen Anliegen mich Ihnen durch diese Zeilen zu nähern, vorausgesetzt, daß Sie, Hochverehrtester, nicht ermüden und meine wenigstens den Anstrich einer Zudringlichkeit leicht verrathen könnenden Worte gütigst entschuldigen werden, bemerke aber sogleich noch, daß ich hierauf keine schriftliche Antwort erwarte, (denn Sie, das weiß ich ja, haben Besseres zu thun!) sondern nur wünsche, Sie möchten Sich frei über meine ergebenste Vorstellung gegen irgend einen Bekannten von mir – wie es auch sey – mündlich äußern. Ein Mann, der, – wie ich gern glaube –, noch von früherer Zeit her etwas auf mich halten möchte und neuerdings auch gegen meinen Schwiegersohn, den Maler <persName xml:id="persName_bda09ae6-c39c-4fe8-847e-bcbd7f705280">W. Jordan<name key="PSN0120108" style="hidden" type="person">Jordan, Wilhelm (um 1805-?)</name></persName> (wohnhaft in der neuen Tuchhalle) viel Wohlwollen gezeigt hat, würde mir vielleicht durch letzteren über den zu berührenden Gegenstand gern Ihre Meinung mittheilen,<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> es ist der Herr Senator <persName xml:id="persName_803467aa-bc98-47de-b3c1-c063e42ccc78"><hi rend="latintype">Limburger</hi><name key="PSN0112847" style="hidden" type="person">Limburger, Jacob Bernhard (1770-1847)</name></persName>, welcher schon damals, als ich noch in Leipzig war, in das musikalische Wesen eingriff, selbst Soloparthien in Oratorien u. s. w. vortrefflich ausführte und Kunstsinn und Geschmack in hohem Grade zeigte. – Doch näher zur Sache<unclear reason="covering" resp="FMBC">.</unclear> Es dürfte Ihnen bekannt seyn, daß ich vor einigen Jahren das Oratorium <title xml:id="title_3e83eb46-a9dc-4748-a1be-196dd5c36914"><hi rend="latintype">Abbadona</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name></title>, und vor etwa einem und einem halben Jahre ein anderes Werk, den <title xml:id="title_b0d01b0c-7482-4fac-88cd-5e9d6888ada5"><hi rend="latintype">Bonifazius</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112822" style="hidden" type="music">Bonifazius, der Teutschen Apostel</name></title> in Musik gesetzt habe. Das erstgenannte ist gewiß ein in vieler Hinsicht schwaches <hi rend="latintype">opus</hi>, da ich <add place="above">mich<name key="PSN0113473" resp="writers_hand" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</name></add> mit dem Text bis zum letzten Augenblicke nicht ganz befreunden konnte und nur die leidige Zeit darauf verwendete, in welcher ich wegen bedeutend<unclear reason="covering" resp="FMBC">er</unclear> rheumatischer Uebel, an denen ich schon in vielen Jahren abwechselnd gelitten hatte, viele Wochen hindurch alle Geschäfte außer dem Hause beseitigen und sehr oft das Bett hüten mußte. Wenn ich den ersten Theil des <title xml:id="title_0d526ad3-d37d-40a5-8e34-d0db7142d0f1">Oratoriums<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name></title> in großer Befangenheit und mehr um dem Verlangen des <persName xml:id="persName_035655a7-62e0-431e-859f-6bb173b5f115">Dichters<name key="PSN0120110" style="hidden" type="person">Brüggemann, Adolf (-)</name></persName> zu willfahren, oder auch mich wenigstens zu versuchen, niederschrieb, so eilte ich, unzufrieden mit Allem und mit mir selbst – immer halb krank und schwach – zur Beendigung des Ganzen, hatte überdieß auch keineswegs die Absicht, das Product künftig einmal durch eine größere Aufführung zu veröffentlichen. Es wurde indeß, weil man sich hier von allen Seiten lebhaft dafür interessirte, bei dem zuletzt Statt gehabten <placeName xml:id="placeName_197dacf1-0321-46cf-8b18-eae7cf556d1c">Musikfeste<name key="NST0100557" style="hidden" subtype="" type="institution">Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100461" style="hidden" type="locality">Magdeburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ausgezeichnet in aller Art in hiesiger <placeName xml:id="placeName_8b1e06cd-7dbc-44fd-9d01-deaacba2919a">Ulrichskirche<name key="SGH0105149" style="hidden" subtype="" type="sight">St.-Ulrich-und-Levin-Kirche</name><settlement key="STM0100461" style="hidden" type="locality">Magdeburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aufgeführt, wobei ich erwähne, daß die sorgfältigste und geschickteste Anführung des Orchesters, welche ich dem Herrn Conzertmeister <persName xml:id="persName_fe562c7b-038d-4766-a0ff-41da30d774f7"><hi n="1" rend="underline">David</hi><name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> zu danken habe, viel zum Gelingen beitrug. Ich durfte mich über eine solche Aufführung freuen. – Nachher wurde ich sowohl von <placeName xml:id="placeName_1b596110-3e2a-4410-a637-6163b022c8e3">Erfurt<settlement key="STM0100667" style="hidden" type="locality">Erfurt</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> als von <placeName xml:id="placeName_7c0d2263-cca7-458a-aa21-c65e11a02bcc">Lübeck<settlement key="STM0100587" style="hidden" type="locality">Lübeck</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aus um das Werk ersucht.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_131654e8-54c6-4bab-b6e2-3605c955a9e9" xml:lang="de">von Erfurt als von Lübeck aus um das Werk ersucht – Am 7. Januar 1840 erschien ein Hinweis auf die geplanten Aufführungen von Ludwig Mühlenfels’ Oratorium Abbadona in Erfurt und Lübeck; siehe NZfM 7, Nr. 3, 7. Januar 1840, S. 12.</note> Da man aber am erstgenannten Orte mit der Sache nur <hi n="1" rend="underline">sehr spät</hi> zum Ziele – nicht kann ich sagen: in’s <hi n="1" rend="underline">Reine</hi> – kam, so war ich genöthigt, die Lübecker bis kommenden Herbst zu vertrösten. Gegen <date cert="high" when="1840-09-29" xml:id="date_b112de6e-07af-45ed-9b75-d91a34f27bff">Michael</date> will man, da im Sommer alle Uebungen ausgesetzt sind, anfangen an dem Werke zu singen. In <placeName xml:id="placeName_fd80e342-4a20-47df-9bd5-a7c39704716d">Erfurt<settlement key="STM0100667" style="hidden" type="locality">Erfurt</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist endlich am <date cert="high" when="1840-02-13" xml:id="date_690b60c9-7711-4575-b69b-c7f5d8a1016f">13<hi rend="superscript">t</hi> Febr.</date> eine Aufführung zu Stande gekommen, aber <hi n="1" rend="underline">welch</hi> <hi n="1" rend="underline">eine</hi>! Die Mittel sind den Anforderungen nicht entsprechend, die vorangegangenen Uebungen aber, wie ein Schreiben eines competenten Mannes von dort berichtet, nicht ausreichend gewesen.</p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Die höheren <hi rend="latintype">Soli</hi> sind von noch ganz jungen, nicht genug routinirten, auch gewiß ängstlichen Damen nothdürftig gesungen worden, und an den zweiten – den Haupttheil des Werks, <hi n="1" rend="underline">ohne dem kein Verstehen möglich ist</hi>, der aber auch in den <hi rend="latintype">Solo</hi>parthien bedeutender ist, hatt man sich nicht gewagt, und – denselben <hi n="1" rend="underline">weggelassen</hi>. Ein Urtheil hat sich daher eigentlich nicht bilden können, und von Glück habe ich zu sagen, daß die dasigen Kenner dennoch ein überaus günstiges Urtheil ausgesprochen und sich entschieden für das Werk erklärt haben. Die Nachrichten über die <hi rend="latintype">quasi</hi>-Verstümmelung desselben erschreckten mich nicht gering. Nun sollte ich wohl einen Versuch machen, das Werk in irgend einem Orte, der in der Kunst von Bedeutung ist, zur Aufführung zu bringen, und obwohl ich überzeugt seyn darf, daß mein früherer Schüler, der Musikdir. <persName xml:id="persName_16f027c8-1eed-48a3-9bed-f99a8af5c877">Herrmann<name key="PSN0111925" style="hidden" type="person">Herrmann, Gottfried (1808-1878)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_3da99d24-55b5-4f8e-b0ec-9d3c24f66fc2">Lübeck<settlement key="STM0100587" style="hidden" type="locality">Lübeck</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; mehr thun wird, als in <placeName xml:id="placeName_2971133f-05a9-4dc4-8645-3b2ac266f84c">Erfurth<settlement key="STM0100667" style="hidden" type="locality">Erfurt</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geschah, so wünschte ich doch, einen Weg zu finden, in unserer Umgegend ein günstiges Urtheil über ein’s meiner Werke begründen <del cert="high" rend="strikethrough">zu</del> helfen zu können, was auch hier von vielen achtbaren Leuten so sehr gewünscht wird, daß demjenigen, welcher sich meiner in diesem Betracht annehmen und für die Kunst ein Opfer bringen möchte, <hi n="1" rend="underline">der Dank wieder zu Theil werden müßte</hi>, abgesehen davon, daß dadurch für mich Großes geschähe und die gute Sache gefördert würde. – Wundern Sie Sich, verehrter Meister, nicht, daß ich es von Herzen wünschen kann, nach so langer Zeit in einer <placeName xml:id="placeName_683222e2-4f48-4884-b9dc-560192e0a3d8">Stadt<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> einmal etwas zu Gehör zu bringen, in welcher ich acht Jahre gelebt, als Solosänger im Sopran fast alle bedeutenden Solopartien großer Werke gesungen, bereits als Schüler eine große Anzahl <title xml:id="title_b1d66315-c842-4d4b-a72a-94b8397292bc">Chor-Arien<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113013" style="hidden" type="music">Motetten</name></title>, <title xml:id="title_10893dac-2229-4735-a59b-c1c868c89dbb">Motetten<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113013" style="hidden" type="music">Motetten</name></title>, <title xml:id="title_70c3cf76-6c80-4ac4-9dc2-4b4fad283006">Violinconzerte<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113012" style="hidden" type="music">Violinkonzerte</name></title> (ich habe in den damaligen <placeName xml:id="placeName_3887ba2c-001f-48c6-b5f6-96dd46d7491b">Schulconzerten<name key="NST0105277" style="hidden" subtype="Konzerte" type="institution">Thomasschule</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> oft,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_761cc296-00e2-4921-8403-a6643f272301" xml:lang="de">in den damaligen Schulconzerten oft – August Mühlings Violinkonzert g-Moll am 6. November 1804 beim ersten Konzert und beim zehnten Konzert am 29. Januar 1805, beim 15. Konzert am 12. März 1805 sein Violinkonzert B-Dur, am 26. November 1805? beim vierten Konzert ein neues Violinkonzert und beim zehnten Konzert am 4. Februar 1806? in der Thomasschule in Leipzig; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 444, S. 451 f., S. 456 und S. 466.</note> – im <placeName xml:id="placeName_b75d1a62-e7da-4058-a864-d6eaa224d296"><placeName xml:id="placeName_bd065dba-d8d0-4e40-b676-cb49ce7d48d5">Gewandhause<name key="NST0105585" style="hidden" subtype="Konzerte Dritter" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><name key="NST0104844" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mein <title xml:id="title_aa9fb693-3b4d-4d2b-b9ca-c0cf482056c2">4<hi rend="superscript">tes</hi> Conzert in <hi rend="latintype">B</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113010" style="hidden" type="music">Violinkonzert Nr. 4 B-Dur</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4a6c09dd-a828-480d-b558-7e754dd27d76" xml:lang="de">im Gewandhause mein 4tes Conzert in B – Die Aufführung eines Violinkonzerts B-Dur von August Mühling fand am 19. März 1805 beim Konzert von Magdalene Valei-Köhl im Saal des Gewandhauses Leipzig; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 457.</note> im <placeName xml:id="placeName_33acdc03-0128-42fc-830b-8e4aa9b4899c">Theater<name key="NST0100511" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> das <title xml:id="title_898e6255-0213-4792-8513-bac6c13af00e">6<hi rend="superscript">te</hi> in <hi rend="latintype">e moll</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0113011" style="hidden" type="music">Violinkonzert Nr. 6 e-Moll</name></title> gespielt)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d99b89a5-c10f-446f-ac09-b1a35565fafa" xml:lang="de">im Theater das 6te in e moll gespielt – Die Aufführung eines nicht näher spezifizierten Violinkonzerts von August Mühling fand am 4. März 1806 im Rahmen des Großen Vokal- und Instrumentalkonzert von Magdalena Valesi-Köhl im Schauspielhaus Leipzig statt; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 477.</note> componirt und fast unverdiente Anerkennung gefunden habe, und daß ich daher herzlich wünschen könnte, durch einen Mann und Meister, wie <hi n="1" rend="underline">Sie</hi>, allem Kleinigkeitsgeiste fremd, gewißermaßen wieder in’s Leben treten zu können, was doch wohl am Besten durch eine Aufführung eines meiner Produkte geschehen könnte, in einer Stadt, welche gewißermaßen in Kunstsachen den Ton angiebt und wo die Kunst selbst durch Sie auf solche Höhe gebracht ist, daß Sie darauf <del cert="high" rend="strikethrough">wohl</del> stolz seyn könnten, wenn das sonst wohl Ihre Sache wäre und Sie Selbst zu dergl. nicht zu hoch ständen. – Sollte es demnach wohl nicht zu irgend einer Zeit, bei irgend einer passenden Gelegenheit, möglich werden, ein’s meiner <title xml:id="title_466d67ab-c5a4-4c2b-acc2-3953387534ca">Oratorien<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112822" style="hidden" type="music">Bonifazius, der Teutschen Apostel</name></title> – vorausgesetzt, <hi n="1" rend="underline">daß Sie ein solches nicht für ganz unwürdig erklärten</hi>, – öffentlich zu Gehör zu bringen?</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Halten Sie mich, Hochverehrter, nicht für unbescheiden; ich habe ein in Betr<gap quantity="3" reason="covering" unit="characters"></gap> meiner geringen Person ein Wort verlieren mögen, da Mißdeutung leicht möglich und es mir gewiß nicht einerlei ist, ob man mich für zudringlich, oder wohl gar mich selbst überschätzend – <add place="inline">(<name key="PSN0113473" resp="writers_hand" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</name></add>wie es jetzt in der Welt so häufig angetroffen wird – wozu mich aber meine frühere Schule und die Ueberzeugung, daß ich mit dem, was heut zu Tage gefordert wird, mich nicht <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">breit</unclear><del cert="high" rend="strikethrough">e</del>machen kann, nicht kommen ließen) halten möchte. – Ich entschließe mich auch jetzt – <add place="inline">(<name key="PSN0113473" resp="writers_hand" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</name></add>von vielen dazu animirt, –<add place="inline">)<name key="PSN0113473" resp="writers_hand" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</name></add> nur, da ich mich durch die Erfurter Geschichte in der That <hi n="1" rend="underline">gedrückt</hi> fühle, Ihnen, dem hohen Meister, mein unvollkommenes <title xml:id="title_986c3954-c0d9-4ac5-8c24-6d22d035a5f8">Werk<name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name></title> in so fern zu empfehlen und mich gewißermaßen des<gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap> an Ihr Herz zu wenden, als es doch vielleicht möglich werden kön<gap quantity="3" reason="covering" unit="characters"></gap> dasselbe durch Ihre Güte und <add place="above">Ihre<name key="PSN0113473" resp="writers_hand" style="hidden">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786-1847)</name></add> eigene gewichtige Direction, <hi n="1" rend="underline">da</hi>, <hi n="1" rend="underline">wo ich es aus so vielen Gründen vorzugsweise wünschen muß</hi>, bekannter machen zu können. Ich fühle wohl, wie <hi n="1" rend="underline">viel</hi> ich wünsche und bitte und sehe auch wohl ein, daß ich durch eine Aufführung in <placeName xml:id="placeName_9d7ba895-6f14-475f-a1ce-3e216a1fad63">Leipzig<name key="NST0104844" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d13f3606-e4c7-450c-b26c-2ee6403e4dbf" xml:lang="de">eine Aufführung in Leipzig – Mühlings Oratorien Abbadona und Bonifazius gelangten in keinem der Leipziger Gewandhauskonzerte unter Mendelssohns Leitung zur Aufführung; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik.</note> mich einer zu beachtenden Kritik blosstelle, – aber besser ist’s doch, daß etwas geschehe und ich mir wenigstens nicht den Vorwurf in Zukunft zu machen habe, daß ich selbst nichts gethan und Alles verabsäumt habe, was nöthig gewesen wäre; überdies ist mein Vertrauen gerade <hi n="1" rend="underline">zu Ihnen</hi> unbegrenzt, so daß das <hi n="1" rend="underline">Nein</hi>, welches die Verhältnisse und Umstände mir zu ertheilen, Ihnen gebieten könnten, mich nur überzeugen würde, daß für eine Aufführung des <title xml:id="title_e7c5642e-4d79-48de-b82d-9a5425be6a88"><hi rend="latintype">Abbadona</hi><name key="PSN0113473" style="hidden" type="author">Mühling, Heinrich Leberecht August (1786–1847)</name><name key="CRT0112821" style="hidden" type="music">Abbadona</name></title> die Möglichkeit durchaus nicht vorhanden ist. Ich erlaube mir über das Werk selbst noch hinzuzusetzen, daß <del cert="high" rend="strikethrough">ich</del> es nicht biblisch und stren<unclear reason="covering" resp="FMBC">g,</unclear> sondern frei und mit Berücksichtigung des größeren Publikums, und zwar schnell, niedergeschrieben ist. Sollten Sie es über <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_00fba1dd-b878-421a-8c16-8aa1b1640cf5"><corr resp="writer">s</corr><sic resp="writer">S</sic></choice>ich gewinnen können, die Partitur einmal durchblättern zu wollen, so werde ich dieselbe baldigst Ihnen zukommen lassen, wie ich denn auch zu einer etwaigen Aufführung <hi n="1" rend="underline">sämtliche Stimmen</hi> <hi rend="latintype">franco</hi> einschicke. – Den unübertrefflichen <title xml:id="title_bd3e5842-6c4e-48c4-8a65-f4b2ddfd0aeb"><hi rend="latintype">Paulus</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_y9kkhxa6-cpdt-tlgk-ne7s-4otd0kboj48y"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> habe ich hier im vergangenen Jahre aufgeführt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1d9f2b97-c86c-4a87-88ce-e3c6ca3df24e" xml:lang="de">Paulus … hier im vergangenen Jahre aufgeführt – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) in Magdeburg hatte im März 1839 unter August Mühlings Leitung stattgefunden; siehe AMZ 41, Nr. 12, 20. März 1839, Sp. 233.</note> und werde Ihnen für den hohen Genuß, welchen mir derselbe geschaffen hat, stets dankbar bleiben. Oft und <del cert="low" rend="strikethrough">wer</del> viel werden Ihre herrlichen – besonders 4stimmigen Gesänge<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d949676d-6582-4b25-aef3-e2f52d784ebb" xml:lang="de">4stimmigen Gesänge – Vermutlich sind Mendelssohns Sechs vierstimmige Lieder, Heft 1, op. 41 (MWV SD 18) gemeint.</note> hier in Conzerten vorgetragen und tragen bei guter Ausführung stets den größten Beifall davon. <seg type="closer">Bittend, mich gelegentlich Herrn Conz.Mstr. <persName xml:id="persName_54b8c31a-ecd1-4958-896b-45c5bab5ab40">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> bestens zu empfehlen und mir meine Freiheit und die Umständlichkeit zu vergeben, unterzeichne ich mich hochachtungsvoll als</seg></p> <signed rend="right">Ihr Sie verehrender und ergebenster <hi rend="latintype">A. Mühling</hi>.</signed> <signed rend="right"> <gap quantity="1" reason="covering" unit="lines"></gap> </signed> </div> </body> </text></TEI>