gb-1840-04-11-03
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Berlin, 11. April 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.
Joseph Fürst
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wenngleich ich mich, sehr werther Herr und Freund, seit
Ich finde es angemessen, Ihnen über die Form dieses Scenariums
Im Allgemeinen bin ich von der Ansicht ausgegangen, daß Berichte, Mittheilungen, Eröffnungen, welches dem Zuschauer zum Verständniß des Ganzen
Nur einige Bitten für den Fall, daß Ihnen das
Ich bin gewiß, so weit es irgend thunlich, Ihren Wünschen mich zu fügen bereit, wie ich denn auch, wie Sie bemerken werden, in dem Scenarium bereits fast alle Ausstellungen beseitigt habe, welche Sie mir im Herbst 1838 machten,Aenderungen, welche in einem irgend organischen Entwurfe überhaupt gemacht werden können, und bedenken Sie ferner auch, dass mancher kleine Uebelstand in dem Falle besser ungehoben bleibt, wenn die Abstellung des kleineren nicht geschehn kann ohne einen oder mehre größere herbeizuführen, damit Sie nicht etwa, nach erfolgten Aenderungen, das früher im Ganzen Ihnen genehme Buch eben dieser Aenderungen wegen bei Seite legen. – Es ist fernerhin besser, und erspart uns Beiden Zeit, wenn Sie bei rauben mir im entgegen gesetzten Falle Zeit, sonst würde ich die Bitte nicht thun; für die Ausführung, wenn sie erfolgen soll, denn ich habe mir jetzt freie Zeit gemacht; für gewisse andre Gegenstände wenn sie nicht erfolgen soll, denn ich kann diese nicht vornehmen bis ich Gewißheit habe, daß das Buch nicht gemacht werden soll, weil ich sie, einmal vorgenommen, nicht wieder bei Seite legen kann, selbst geistig nicht, und sie sich auf’s Entfernteste nicht dazu eignen würden, gleichzeitig mit der Ausführung des Opernbuches betrieben zu werden. Sein Sie nebenher auch sicher, dass, wenn Sie nicht bald Zeit zum Antworten und zu Ihrer Erklärung finden, Sie selbst dies als einen Beweis zu betrachten haben, daß Ihnen an der Sache nichts liegt. – Drittens. – Was Sie, im Fall Sie für die Ausführung optiren, an Bedingungen zu stellen und zu gewähren haben, das sprechen Sie gefälligst in diesem Falle von vorn herein rund aus. –
Sie haben, wie ich höre, für diesen Sommer einen Eroberungszug durch die kleinen deutschen Staaten vor. Es ist ein wunderlicher Klimax, daß, nachdem Sie
JFürst.
Berlin d. 11 April 1840 Wenngleich ich mich, sehr werther Herr und Freund, seit meinem Schreiben vom 16 Februar ohne ein Lebenszeichen von Ihnen befinde, und auch eine Bitte, welche ich in Beziehung auf das Scenarium zur Johanna an Sie richtete, demnach Ihrerseits unberücksichtigt geblieben ist, so habe ich drum nicht minder die erste freie Zeit, welche mir wurde, benutzt um es zu machen. – Sie finden es anbei. Möge es Ihnen in dem Maaße zusagen, daß nicht bloß die Ausführung sondern eine von beiden Theilen mit Lust und Liebe unternommen, die Folge davon sei. Das wünsche ich vom Grunde meines Herzens! – Ich finde es angemessen, Ihnen über die Form dieses Scenariums Einiges zu sagen. Es ist weitläuftiger, als dies vielleicht in Beziehung auf nöthig gewesen wäre, an manchen Stellen sogar in dem Grade ausführlich, diese in dem Buche kürzer ausfallen würden als hier. Indeß, mußte ich beim Niederschreiben doch an die Möglichkeit der Ausführung denken, und daher Scenarium auch für mich machen, wo mir denn daran lag, Motive für meine Erinnerung fest zu halten u. s. w. – Ferner: was ich in diesem Scenarium Scenen über habe, endet immer mit einem Abschnitt der Handlung die Ausführung würde sich dies aus dem Grunde ändern weil dort, mit Rücksicht auf das Regiebedürfniß mit dem Auftreten einer Person oder mehrer eine neue Scene anfangen müsste, wie andererseits ein Abgang eine Scene beendet, daher im Buche die Scenen denen im Scenarium nicht adäquat sein würden. Da Sie mir nicht auf meine Anfrage geantwortet haben, ob Sie wünschen, daß ich Ihnen andeute, welche Stellen ich für musikalische Behandlung bestimme, und demgemäß im Buche metrisch bearbeiten würde, so habe ich auch hier das Mehrthun dem Wenigerthun vorgezogen, und durch rothe Striche die proten Stellen angedeutet. Ein einfacher Strich bezeichnet diejenigen, welche ich als zu recitativischer Behandlung geeignet betrachten würde, zwei Striche Arien und mehrstimmige Gesänge. Das Arioso im Recitativ habe ich nicht besonders bezeichnet, wenngleich es allerdings hin und wieder vorkommen, wo ich es dann entweder durch anderes Metrum oder veränderten Rhythmus andeuten würde. Im Allgemeinen bin ich von der Ansicht ausgegangen, daß Berichte, Mittheilungen, Eröffnungen, welches dem Zuschauer zum Verständniß des Ganzen der Handlung zu wissen nöthig sind, und ohne besondere Affekte in den Sprechenden zu erregen von ihnen ausgesprochen werden können, am Füglichsten der Person überlassen bleiben. – Nur einige Bitten für den Fall, daß Ihnen das Scenarium ganz oder doch in den Hauptsachen genüge, Ihnen daher die Ausführung des Buches wünschenswerth sei; und ich setze diesen Fall zuerst, weil er ja doch auch der mir erwünschteste wäre. – Schlagen Sie mir wenn Sie irgendwo Aenderungen wünschen, zugleich das Wie dieser Aenderungen vor. Es dient sehr zur Abkürzung der Vorarbeit; und daß diese nicht einen Umfang gewinne, und einen Zeitraum einnehme, welche für die Ausführung selbst erlahmen machen. Dies scheint mir höchst nothwendig. Sagen Sie mir denn auch zugleich, wo Sie von meinen Ansichten im Betreff derjenigen Stellen, welche musikalisch zu behandeln sind, und derjenigen, welche nicht, abweichen. – Ich bin gewiß, so weit es irgend thunlich, Ihren Wünschen mich zu fügen bereit, wie ich denn auch, wie Sie bemerken werden, in dem Scenarium bereits fast alle Ausstellungen beseitigt habe, welche Sie mir im Herbst 1838 machten, muss Sie aber, und zwar damit auch im ungünstigsten Falle die ganze Sache nicht noch obenein zu gegenseitiger Misstimmung ausgehe, was Einer in Beziehung auf Sie noch schmerzlicher wäre als in Beziehung auf mich, wenngleich ich meinerseits wahrhaftig der Satisfaktion bedürftig bin, bei Ihrer Entscheidung über Ausführung oder Nichtausführung Einiges zu berücksichtigen recht dringend bitten. Erstens. – Machen Sie Sich keine Täuschungen über die Aenderungen, welche in einem irgend organischen Entwurfe überhaupt gemacht werden können, und bedenken Sie ferner auch, dass mancher kleine Uebelstand in dem Falle besser ungehoben bleibt, wenn die Abstellung des kleineren nicht geschehn kann ohne einen oder mehre größere herbeizuführen, damit Sie nicht etwa, nach erfolgten Aenderungen, das früher im Ganzen Ihnen genehme Buch eben dieser Aenderungen wegen bei Seite legen. – Es ist fernerhin besser, und erspart uns Beiden Zeit, wenn Sie bei Aenkürzungen die Sie verlangen müssten gleich prüfen ob ein Schnitt der zu machen wäre nicht nothwendig an’s Leben greife. Ist’s so, dann haben wir mit einem Patienten zu tun, der der Kurkosten nicht werth ist – Zweitens: – Lassen Sie mich nicht lange auf Ihre Antwort und auf Ihren Entschluß warten. In der That, Sie rauben mir im entgegen gesetzten Falle Zeit, sonst würde ich die Bitte nicht thun; für die Ausführung, wenn sie erfolgen soll, denn ich habe mir jetzt freie Zeit gemacht; für gewisse andre Gegenstände wenn sie nicht erfolgen soll, denn ich kann diese nicht vornehmen bis ich Gewißheit habe, daß das Buch nicht gemacht werden soll, weil ich sie, einmal vorgenommen, nicht wieder bei Seite legen kann, selbst geistig nicht, und sie sich auf’s Entfernteste nicht dazu eignen würden, gleichzeitig mit der Ausführung des Opernbuches betrieben zu werden. Sein Sie nebenher auch sicher, dass, wenn Sie nicht bald Zeit zum Antworten und zu Ihrer Erklärung finden, Sie selbst dies als einen Beweis zu betrachten haben, daß Ihnen an der Sache nichts liegt. – Drittens. – Was Sie, im Fall Sie für die Ausführung optiren, an Bedingungen zu stellen und zu gewähren haben, das sprechen Sie gefälligst in diesem Falle von vorn herein rund aus. – Sie haben, wie ich höre, für diesen Sommer einen Eroberungszug durch die kleinen deutschen Staaten vor. Es ist ein wunderlicher Klimax, daß, nachdem Sie Preußen, Oesterreich, England und Frankreich Sich zu eigen gemacht haben, Sie nun Ihre Schritte oder Stiege nach Meklenburg-Schwerin und Sachsen-Weimar richten müssen. Vergleichen ist aber eine tiefe Ironie des Geschicks, das von jeher sich an der Erdengröße zu reiben gesucht hat. Müsste doch ein Eroberer, der die ganze Erde erobert hätte, am Ende einige Länder sich wieder frei machen lassen, bloß um von Neuem erobern zu können. Damit Ihnen nicht Aehnliches werde, rathe ich Ihnen, bald einmal, wenn es Ihnen möglich, ein schlechtes Opus an den Tag zu bringen. Die Johanna von Flandern aber empfehle ich zu dem Experiment nicht. – Grüßen Sie Ihre treffliche Frau Gemahlin, wenn ich bitten darf. Mit den Kindern geht es doch nach Wunsch? Der Ihre JFürst.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation>11. 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Möge es Ihnen in dem Maaße zusagen, daß nicht bloß die Ausführung sondern eine von beiden Theilen mit Lust und Liebe unternommen, die Folge davon sei. Das wünsche ich vom Grunde meines Herzens! –</p> <p>Ich finde es angemessen, Ihnen über die Form dieses Scenariums <unclear reason="covering" resp="FMBC">Eini</unclear>ges zu sagen. Es ist weitläuftiger, als dies vielleicht in Beziehung auf <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> nöthig gewesen wäre, an manchen Stellen sogar in dem Grade ausführlich, <gap quantity="1" reason="paper_destruction" unit="words"></gap> diese in dem Buche kürzer ausfallen würden als hier. 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Das Arioso im Recitativ habe ich nicht besonders bezeichnet, wenngleich es allerdings hin und wieder vorkommen, wo ich es dann entweder durch anderes Metrum oder veränderten Rhythmus andeuten würde.</p> <p>Im Allgemeinen bin ich von der Ansicht ausgegangen, daß Berichte, Mittheilungen, Eröffnungen, welches dem Zuschauer zum Verständniß des Ganzen<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> der Handlung zu wissen nöthig sind, und ohne besondere Affekte in den Sprechenden zu erregen von ihnen ausgesprochen werden können, am Füglichsten der Person überlassen bleiben. –</p> <p>Nur einige Bitten für den Fall, daß Ihnen das <title xml:id="title_4800e38f-4654-423d-943d-ad31a90ab1a1">Scenarium<name key="PSN0111259" style="hidden" type="author">Fürst, Joseph (1794–1859)</name><name key="CRT0108750" style="hidden" type="literature">Der wiederkehrende griechische Kaiser (Librettoentwurf)</name></title> ganz oder doch in den Hauptsachen genüge, Ihnen daher die Ausführung des Buches wünschenswerth sei; und ich setze diesen Fall zuerst, weil er ja doch auch der mir erwünschteste wäre. – Schlagen Sie mir wenn Sie irgendwo Aenderungen wünschen, zugleich das Wie dieser Aenderungen vor. Es dient sehr zur Abkürzung der Vorarbeit; und daß diese nicht einen Umfang gewinne, und einen Zeitraum einnehme, welche für die Ausführung selbst erlahmen machen. Dies scheint mir höchst nothwendig. Sagen Sie mir denn auch zugleich, wo Sie von meinen Ansichten im Betreff derjenigen Stellen, welche musikalisch zu behandeln sind, und derjenigen, welche nicht, abweichen. –</p> <p>Ich bin gewiß, so weit es irgend thunlich, Ihren Wünschen mich zu fügen bereit, wie ich denn auch, wie Sie bemerken werden, in dem Scenarium bereits fast alle Ausstellungen beseitigt habe, welche Sie mir im Herbst 1838 machten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_53425b0a-f354-4844-a2cd-268fd600c5a4" xml:lang="de">wie Sie bemerken werden … fast alle Ausstellungen beseitigt habe, welche Sie mir im Herbst 1838 machten – Bereits nach Mendelssohns Aufenthalt in Berlin im Sommer 1838, bei dem Fürst und Mendelssohn wahrscheinlich den Plan zu dem auf Ludwig Tiecks Novelle »Der wiederkehrende griechische Kaiser« Opernlibretto gefasst hatten, hatte Fürst ihm sehr ausführlich über den historischen Stoff und die Behandlung von Tiecks Novelle berichtet; siehe Brief gb-1838-09-06-02 Joseph Fürst an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 6. September 1838. Im Herbst des Jahres trafen sie sich erneut, als Fürst der Aufführung von Mendelssohns Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) am 15. September 1838 in Leipzig beiwohnte. Vermutlich hatte Mendelssohn bei der Gelegenheit Änderungswünsche geäußert, die Fürst nun umgesetzt hatte. Letztendlich wurde die Oper nicht ausgeführt.</note> muss Sie aber, und zwar damit auch im ungünstigsten Falle die ganze Sache nicht noch <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">obenein</unclear> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_56040753-2f99-440b-8ec4-833fda3262a2"><corr resp="writer">in</corr><sic resp="writer">zu</sic></choice> gegenseitiger Misstimmung ausgehe, was Einer in Beziehung auf Sie noch schmerzlicher wäre als in Beziehung auf mich, wenngleich ich meinerseits wahrhaftig der Satisfaktion bedürftig bin, bei <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> Ihrer Entscheidung über Ausführung oder Nichtausführung Einiges zu berücksichtigen recht dringend bitten. 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Sein Sie nebenher auch sicher, dass, wenn Sie nicht bald Zeit zum Antworten und zu Ihrer Erklärung finden, Sie selbst dies als einen Beweis zu betrachten haben, daß Ihnen an der Sache nichts liegt. – Drittens. – Was Sie, im Fall Sie für die Ausführung optiren, an Bedingungen zu stellen und zu gewähren haben, das sprechen Sie gefälligst in diesem Falle von vorn herein rund aus. –</p> <p>Sie haben, wie ich höre, für diesen Sommer einen Eroberungszug durch die kleinen deutschen Staaten vor. Es ist ein wunderlicher Klimax, daß, nachdem Sie <placeName xml:id="placeName_01dd8a4b-7875-427e-a1e2-84379558d10d">Preußen<settlement key="STM0105147" style="hidden" type="locality">Preußen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, Oesterreich, <placeName xml:id="placeName_f540b5bf-14c3-4590-b93f-9ca7e992a7b7">England<settlement key="STM0104802" style="hidden" type="locality">Großbritannien</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_b77e6331-280a-4a0a-b875-689b9a7cb43f">Frankreich<settlement key="STM0104840" style="hidden" type="locality">Frankreich</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> Sich zu eigen gemacht haben, Sie nun Ihre Schritte oder Stiege nach <placeName xml:id="placeName_3cb7846f-6271-4b78-add2-b71f826fa13b">Meklenburg-Schwerin<settlement key="STM0105423" style="hidden" type="locality">Mecklenburg-Schwerin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_25e54ffd-5516-434d-b3ee-e4d752d96a9d" xml:lang="de">Meklenburg-Schwerin – Felix Mendelssohn Bartholdy leitete des 2. Norddeutsche Musikfest 1840 in Schwerin. Im Rahmen des Musikfestes wurde sein Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) am 8. Juli 1840 unter seiner Leitung im Dom in Schwerin aufgeführt.</note> und <placeName xml:id="placeName_b654bb42-f8f4-45a1-bdc2-3442ad948d1c">Sachsen-Weimar<settlement key="STM0105424" style="hidden" type="locality">Sachsen-Weimar-Eisenach</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9ec3d853-296e-402a-8852-3c9ef9293e31" xml:lang="de">Sachsen-Weimar – Am 26. Mai 1840 leitete Mendelssohn sein Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) in der Stadtkirche St. Peter und Paul in Weimar; siehe AMZ 42, Nr. 37, 9. September 1840, Sp. 770.</note> richten müssen. Vergleichen ist aber eine tiefe Ironie des Geschicks, das von jeher sich an der Erdengröße zu reiben gesucht hat. Müsste doch ein Eroberer, der die ganze Erde erobert hätte, am Ende einige Länder sich wieder frei machen lassen, bloß um von Neuem erobern zu können. Damit Ihnen nicht Aehnliches werde, rathe ich Ihnen, bald einmal, wenn es Ihnen möglich, ein schlechtes Opus an den Tag zu bringen. Die <title xml:id="title_bcacd942-ffb7-430b-bf39-405d722fbc2d">Johanna von Flandern<name key="PSN0111259" style="hidden" type="author">Fürst, Joseph (1794–1859)</name><name key="CRT0108750" style="hidden" type="literature">Der wiederkehrende griechische Kaiser (Librettoentwurf)</name></title> aber empfehle ich zu dem Experiment nicht. –</p> <closer rend="left">Grüßen Sie Ihre treffliche <persName xml:id="persName_0cdddf4a-9dc8-43dd-b30d-37f438d17d05">Frau Gemahlin<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, wenn ich bitten darf. Mit <persName xml:id="persName_d27dabf9-0ac6-4b38-af3c-6e229ede4423">den Kindern<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name><name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> geht es doch nach Wunsch?</closer> <signed rend="right">Der Ihre</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">JFürst</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>