gb-1840-04-05-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Berlin, 5. April 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 5 4?], [St. Post / 6. APR / IV. 2-4], Siegel.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dr.
Mendelssohn
Bartholdy
Leipzig
tenApril
grandiosissimo! In der Zeitung stand nur vom
Ohrenschmaus(unser Lieblingswort beiläufig gesagt, nennt
gleich merken, oder eine Krankheit vermuthen. Komm aber dieser Umstände wegen ja nicht einen Tag später, im Gegentheil, das Ende kannst Du doch nicht erwarten, da ich es selbst erst Ende October vermuthe, darum kommt so bald als möglich, damit ich noch nach Kräften leichtfüßig bin, und das kleine
Ihr genießt jetzt pater peccavi sagenden Brief, den ich nach Kräften freundlich beantwortete. Der arme Schelm soll aber
Droysen
Kiel
, wofür ich nicht 6 Pf. gebe, man kommt aber hier gar zu leicht in aller Freundschaft auseinander.tendresses de l’agonie
Schadow
Johannes Horkel
Ninny
v.
Nyvenheim
Woringen
Trenelle
Zuccalmaglio
Ninny v. Nyvenheim
Nun macht, daß ihr herkommt, das Wetter wird schön, heut früh 11 Grad in der Sonne, davon will ich auch profitiren und mich hinten im Garten
Berlin, d. 5ten April. Lieber Felix, das Kunststück hätte ich allenfalls den Leipzigern noch nachmachen wollen, mich auf Deinem Zauberfest zu amüsiren, und zu schwören, ich hätte noch keinen so vergnügten Abend erlebt. Du bist aber wirklich grandiosissimo! In der Zeitung stand nur vom Ohrenschmaus (unser Lieblingswort beiläufig gesagt, nennt Runge ein Gericht Schweinsohren einen Ohrenschmaus), aber nichts vom Pfannkuchenschmaus, und es hat mich sehr amüsirt, wie Du noch immer der alte Felix bist, und die Pfannkuchen eine Hauptrolle in Deiner Beschreibung spielen läßt. Ich wollt ich wär dabei gewesen, ich hätte mich gewiß nicht entsetzt. Mutter hätte Dir von mir noch nichts schreiben sollen, so weit ist es noch im Felde, ich kanns nur hier nicht gut verheimlichen, weil ich so elend gleich werde, daß sie es entweder gleich merken, oder eine Krankheit vermuthen. Komm aber dieser Umstände wegen ja nicht einen Tag später, im Gegentheil, das Ende kannst Du doch nicht erwarten, da ich es selbst erst Ende October vermuthe, darum kommt so bald als möglich, damit ich noch nach Kräften leichtfüßig bin, und das kleine Mariechen noch auf den Schooß nehmen kann. Ich gratulire uns allen zu Albertine, die ist ein Glückskind, noch nie hat sie so wenig übel ausgesehen, und war so rasch auf den Beinen, wie jetzt, wie muß ich armes Vieh mich dagegen plagen. Jetzt zweifelt sie aber nicht mehr an der Sonne Klarheit, bis jetzt wünschte sie sich immer einige Übelkeiten, um ihrer Sache gewiß zu seyn. Ihr genießt jetzt Benekes: Am Tage vor ihrer Abreise schrieb er mir einen recht freundlichen pater peccavi sagenden Brief, den ich nach Kräften freundlich beantwortete. Der arme Schelm soll aber sehr kränklich seyn, was auch vielleicht manche Sonderbarkeiten entschuldigt. Droysen hat eine sehr gute Stelle in Kiel angenommen, wohin er nächste Woche abgeht, er hat uns auch seinen Abschiedsbesuch angekündigt, obgleich ich ihn in 2 Jahren nicht gesehen habe, lauter tendresses de l’agonie, wofür ich nicht 6 Pf. gebe, man kommt aber hier gar zu leicht in aller Freundschaft auseinander. Gustav Magnus habe ich längst vorgeschlagen, lieber Abschied zu nehmen, wenn er wiederkäme, da wir ihn nur sehen, wenn er abreiset. Derselbe hat sich das ehem. Günthersche Haus am Kupfergraben gekauft, und will sich mit Instrumenten, Studenten und Frau drin etabliren. Woringens haben aus Liegnitz geschrieben, wo sie wirklich noch zur rechten Zeit kamen, den Paulus hinrichten zu hören. Solche Hinrichtungen in kleinen Städten gehören aber zur Volksthümlichkeit eines Werks, und die Komponisten müssen sich eben so geehrt dadurch fühlen, wie die Maler, wenn sie ihre Bilder als Stickmuster hängen sehen. Der Aufsatz vom alten Schadow, den übrigens Förstergegen ohne sein Wissen soll haben drucken lassen, hat eine Menge Entgegenrede, Worte zur Beherzigung und wie die Dinger weiter heißen, aufgerührt, eins vom Criminell ist wahrhaft rührend, wie aus Krähwinkel. – Wenn Dir nächstens Peter Ries Grüße von mir, und Dich um Deine Zeit bringt, so glaube es nicht, ich habe ihm keine aufgetragen, eben so wenig bin ich Schuld an Johannes Horkel, der in Leipzig ausstudiren soll, und wünscht, eine Stunde mit Dir zu reden, um zu wissen, ob Du in sein philosophisches Menschensystem hineingehörst. Ich verstehe es aber nie, wenn jemand frägt, ob wir was nach Leipzig zu bestellen haben, ich respectire Deine Zeit viel zu sehr. Übermorgen kommt Paul wieder. Hensels hingegen schreiben noch kein Wort von Zurückkommen, nur das steht ist gewiß, daß sie Luise wieder mitbringen worüber ich mich sehr mäßig freue, an Minna haben wir wirklich den Winter was zu leiden gehabt, und nun wieder ihrer zwei! Ich wollte lieber, Mama käme wieder, wozu sie aber gar keine Anstalten trifft, und zureden mögen wir ihr nicht, da sie in diesem Winter krank war, und sich nur langsam erholt; wäre sie nur hiergeblieben, in ihrem Alter paßt das Umherreisen nicht mehr, ich zweifle aber, daß sie in diesem Leben zur Ruhe kommt. Dort hatte sie es leichter, da sie alle 4 Meilen Freunde und Verwandte hatte, die sie mal holten und kommen ließen. A propos davon! Ninny v. Nyvenheim ist eine Rheinländerin zufällig in Korfu geboren, weil ihr Vater zur Franzosenzeit Commandant der Insel war. Diese kam neulich eines schönen Morgens plötzlich zu Angelika Woringen auf die Stube, war mit Bekannten hergereiset, und wollte auf gut Rheinländisch 4 Tage bei Woringens wohnen, was natürlich in der Wohnung einige Schwierigkeiten hatte, endlich wurde sie in Minnas Kammer einquartirt, und blieb statt 4 Tage 3 Wochen, was Woringens, die im Abreisen und Ausziehen begriffen, und außerdem Hrn. Trenelle und Zuccalmaglio alle Tage zu Tisch hatten, eben nicht sehr bequem war. Das ist Ninny v. Nyvenheim, außerdem haben wir noch Albert Heidemann eingeredet er sey in sie verliebt, er dachte aber gar nicht daran. Dein Brief mit dem Liede hat aber die ganze Compagnie sehr beglückt, Franz machte sich gleich dran, die Stimmen auszuschreiben, und Arnold mußte Baß singen. Leider habe ich noch kein einziges von den Liedern gehört, da ich in der Zeit zu unwohl war, auch nur Musik zu hören. Ich muß mich auch rechtfertigen, daß ich ihnen erst nicht die Stimmen mitgeben wollte, Du hattest aber geschrieben, Du wolltest sie wiederhaben. Nun macht, daß ihr herkommt, das Wetter wird schön, heut früh 11 Grad in der Sonne, davon will ich auch profitiren und mich hinten im Garten auf ein Mistbeet setzen, ein poetisches Bild. Viele Grüße von Mutter, Dirichlet und Walter. Rebecka Lejeune Dirichlet
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1840-04-05-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1840-04-05-01">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 5. April 1840</title> <title level="s" type="incipit">Lieber Felix, das Kunststück hätte ich allenfalls den Leipzigern noch nachmachen wollen, mich auf Deinem Zauberfest zu amüsiren, und zu schwören, ich hätte noch keinen so vergnügten Abend erlebt. Du bist aber wirklich grandiosissimo! In</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1840-03-30-02" type="precursor">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 30. März 1840</title> <title key="fmb-1840-07-22-02" type="successor" xml:id="title_ab30ccd8-c560-4717-9fd7-65dcae3449c7">Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 22. Juli 1840</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 37/115.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-04-05-01" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 5. April 1840</title> <incipit>Lieber Felix, das Kunststück hätte ich allenfalls den Leipzigern noch nachmachen wollen, mich auf Deinem Zauberfest zu amüsiren, und zu schwören, ich hätte noch keinen so vergnügten Abend erlebt. Du bist aber wirklich grandiosissimo! In</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 5 4?], [St. Post / 6. APR / IV. 2-4], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="letter">Brief gb-1840-04-05-02 Franz Arnold Maria von Woringen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Liegnitz, am oder vor dem 5. April 1840.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation>5. April 1840</creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body><div type="address" xml:id="div_140a107a-6305-41fb-a6ff-86b959946c6c"><head><address><addrLine>Herrn Musikdirektor <hi rend="latintype">Dr</hi>. <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi></addrLine><addrLine><hi rend="latintype">Bartholdy</hi></addrLine><addrLine><hi rend="latintype">Leipzig</hi></addrLine><addrLine>fr.</addrLine></address></head></div> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="center">Berlin, d. <date cert="high" when="1840-04-05">5<hi rend="superscript">ten</hi> April</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Felix</seg>, das Kunststück hätte ich allenfalls den Leipzigern noch nachmachen wollen, mich auf Deinem Zauberfest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5a52ed06-2376-46658-fa5c0-3a2d59fd52a4" xml:lang="de">Deinem Zauberfest – Mendelssohn hatte am 23. März 1840 ein Konzert zu Ehren von Franz Liszt vor geladenen Hörern im Saal des Gewandhauses Leipzig gegeben, bei dem Franz Schuberts 8. Sinfonie C-Dur, D 944, Felix Mendelssohn Bartholdys 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« op. 42 (MWV A 15), seine Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), Auszüge aus seinem Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) sowie das Konzert für drei Cembali d-Moll, BWV 1063 von Johann Sebastian Bach 1064 mit Felix Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand Hiller und Franz Liszt (Klavier) gespielt wurden; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1036.</note> zu amüsiren, und zu schwören, ich hätte noch keinen so vergnügten Abend erlebt. Du bist aber wirklich <hi rend="latintype"><foreign xml:id="foreign_0429c94c-76bd-4fcc-93e4-6ea723648a59" xml:lang="it">grandiosissimo</foreign></hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_728cd289-b6be-4c17-a3bf-6b7194cd5182" xml:lang="de ">grandiosissimo – ital., großartig.</note> In der Zeitung stand nur vom <hi n="1" rend="underline">Ohrenschmaus</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b37ea58f-2fbb-cfc20-a4a84-2f901c86914d" xml:lang="de">Zeitung stand nur vom Ohrenschmaus – Der Leipziger Korrespondent der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung hatte das Konzert angekündigt; siehe Allgemeine preußische Staats-Zeitung, Nr. 86, 26. März 1840, S. 342.</note> (unser Lieblingswort beiläufig gesagt, nennt <persName xml:id="persName_b9103d01-1bb9-41e6-b17a-93f2e3f4dfe6">Runge<name key="PSN0114358" style="hidden" type="person">Runge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867)</name></persName> ein Gericht Schweinsohren einen Ohrenschmaus), aber nichts vom Pfannkuchenschmaus, und es hat mich sehr amüsirt, wie Du noch immer der alte Felix bist, und die Pfannkuchen eine Hauptrolle in Deiner Beschreibung spielen läßt. Ich wollt ich wär dabei gewesen, ich hätte mich gewiß nicht entsetzt.</p> <p><persName xml:id="persName_761a888b-dfb3-4361-9184-32a90060f23e">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> hätte Dir von mir noch nichts schreiben sollen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_41d4b532-9857-ab51c-9139b-f7a7dde1ef81" xml:lang="de">Mutter hätte Dir von mir noch nichts schreiben sollen – Lea Mendelssohn Bartholdy hatte ihrem Sohn in ihrem Brief vom 16. März 1840 von der Schwangerschaft seiner Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet berichtet; siehe Brief gb-1840-03-16-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. März 1840, GB-Ob, M.D.M. d. 37/92.</note> so weit ist es noch im Felde, ich kanns nur hier nicht gut verheimlichen, weil ich so elend gleich werde, daß sie es entweder <del cert="high" rend="strikethrough">gleich</del> merken, oder eine Krankheit vermuthen. Komm aber dieser Umstände wegen ja nicht einen Tag später, im Gegentheil, das Ende kannst Du doch nicht erwarten, da ich es selbst erst Ende October vermuthe, darum kommt so bald als möglich, damit ich noch nach Kräften leichtfüßig bin, und das kleine <persName xml:id="persName_76e5db5c-1a0d-4abc-b5e5-7efd80049d95">Mariechen<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> noch auf den Schooß nehmen kann. Ich gratulire uns allen zu <persName xml:id="persName_427c970a-7fdc-4e17-9f98-7c08df82e9aa">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ba9c92c8-201e-215ce-9d0e9-06c157f6c25c" xml:lang="de">gratulire uns allen zu Albertine – Mendelssohns Schwägerin Albertine Mendelssohn Bartholdy war schwanger.</note> die ist ein Glückskind, noch nie hat sie so wenig übel ausgesehen, und war so rasch auf den Beinen, wie jetzt, wie muß ich armes Vieh mich dagegen plagen. Jetzt zweifelt sie aber nicht mehr an der Sonne Klarheit, bis jetzt wünschte sie sich immer einige Übelkeiten, um ihrer Sache gewiß zu seyn.</p> <p>Ihr genießt jetzt <persName xml:id="persName_0c8927a1-4654-4eb3-b611-88da6e4a84e9">Benekes<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name><name key="PSN0109823" style="hidden" type="person">Benecke, Emmeline (1813-1877)</name></persName>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_678266cb-2a41-765da-fbda4-07d2ac283d11" xml:lang="de">Benekes – Am 5. April 1840 besuchten Herr und Frau Benecke aus Berlin Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; siehe den Eintrag in Mendelssohns »Fremdenliste« (GB-Ob, M.D.M. c. 49, fol. 26v).</note> Am Tage vor ihrer Abreise schrieb <persName xml:id="persName_6e6c672b-7744-4748-b339-48bd8e13fa2a">er<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> mir einen recht freundlichen <hi rend="latintype"><foreign xml:lang="la">pater peccavi</foreign></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2c8dc708-fb65-42d05-53391-c6d8925b4b1a" xml:lang="de">pater peccavi – lat., Vater, ich habe gesündigt.</note> sagenden Brief, den ich nach Kräften freundlich beantwortete. Der arme Schelm soll aber<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> sehr kränklich seyn, was auch vielleicht manche Sonderbarkeiten entschuldigt. <persName xml:id="persName_fe31af49-3805-44d6-992e-c904c948507e"><hi rend="latintype">Droysen</hi><name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> hat eine sehr gute Stelle in <placeName xml:id="placeName_cba5e714-a7eb-4c3b-b28a-5ba6b825e259"><hi rend="latintype">Kiel</hi><settlement key="STM0103681" style="hidden" type="locality">Kiel</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ebc56fc-25d1-7cb8e-7812f-e21c4f7f0913" xml:lang="de">Droysen hat eine sehr gute Stelle in Kiel – Der Historiker Johann Gustav Droysen erhielt 1840 eine Professur in Kiel.</note> angenommen, wohin er <date cert="medium" notAfter="1840-04-12" notBefore="1840-04-06">nächste Woche</date> abgeht, er hat uns auch seinen Abschiedsbesuch angekündigt, obgleich ich ihn in 2 Jahren nicht gesehen habe, lauter <hi rend="latintype"><foreign xml:lang="fr">tendresses de l’agonie</foreign></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0cdfdc11-8c6e-4f484-a610a-243c0e857b9a" xml:lang="de">tendresses de l’agonie – frz., Zärtlichkeiten der Qual.</note> wofür ich nicht 6 Pf. gebe, man kommt aber hier gar zu leicht in aller Freundschaft auseinander. <persName xml:id="persName_06889d58-c2a7-4fd5-b46f-0e0c5035eccb">Gustav Magnus<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> habe ich längst vorgeschlagen, lieber Abschied zu nehmen, wenn er wiederkäme, da wir ihn nur sehen, wenn er abreiset. Derselbe hat sich das <placeName xml:id="placeName_f9267e93-5417-4791-9514-fd61226684d5">ehem. Günthersche Haus<name key="NST0105270" style="hidden" subtype="" type="institution">Magnus-Haus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> am Kupfergraben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_01d44eba-ce69-7c403-560d8-3931e9cdb9b8" xml:lang="de">Gustav Magnus … ehem. Günthersche Haus am Kupfergraben – August Adolf Günther verkaufte sein Haus Am Kupfergraben 7 in Berlin im Jahr 1840 an den Physiker Gustav Heinrich Magnus. Magnus nutzte es nicht nur als Wohnhaus, sondern forschte und lehrte dort auch.</note> gekauft, und will sich mit Instrumenten, Studenten und <persName xml:id="persName_88aa47f8-843d-488d-8725-aada3831d5f5">Frau<name key="PSN0113035" style="hidden" type="person">Magnus, Bertha (1820-1910)</name></persName> drin etabliren.</p> <p><persName xml:id="persName_321ee5e3-fcf3-4b4a-a303-f0fb8150e94e">Woringens<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name><name key="PSN0115875" style="hidden" type="person">Woringen, Angelika von (1813-1895)</name><name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> haben aus <placeName xml:id="placeName_aecbbae5-6912-42f8-ba36-db1b3f318498">Liegnitz<settlement key="STM0103248" style="hidden" type="locality">Liegnitz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geschrieben, wo sie wirklich noch zur rechten Zeit kamen, den <title xml:id="title_53b8cb09-15e3-4037-8521-8a09ca33c3f1">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ua6u1mpq-5vv4-ubss-rvep-m27lp9vrzkrc"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> hinrichten zu hören.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a6142227-fe99-bfa82-91222-f469baf45243" xml:lang="de">Woringens … den Paulus hinrichten zu hören – Am 25. März 1840 waren Angelika, Elisa, Rosa und Franz von Woringen aus Berlin Richtung Liegnitz abgereist, um rechtzeitig zur Liegnitzer Aufführung von Mendelssohns Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) unter der Leitung von Ferdinand von Woringen mit Klavierbegleitung von Eduard Frank zu kommen; siehe Brief gb-1840-03-27-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 27. März 1840.</note> Solche Hinrichtungen in kleinen Städten gehören aber zur Volksthümlichkeit eines Werks, und die Komponisten müssen sich eben so geehrt dadurch fühlen, wie die Maler, wenn sie ihre Bilder als Stickmuster hängen sehen. Der Aufsatz vom alten <persName xml:id="persName_b299ec38-2bfb-43f0-8d73-787e2bc74977"><hi rend="latintype">Schadow</hi><name key="PSN0114495" style="hidden" type="person">Schadow, Johann Gottfried (1764-1850)</name></persName>, den übrigens <persName xml:id="persName_25c9c55e-be86-444b-ba65-6b79ec3e28c8">Förster<name key="PSN0111098" style="hidden" type="person">Förster, Friedrich Christoph (1791-1868)</name></persName><del cert="high" rend="strikethrough">gegen</del> <add place="above">ohne<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add> sein Wissen soll haben drucken lassen, hat eine Menge Entgegenrede, Worte zur Beherzigung und wie die Dinger weiter heißen, aufgerührt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9286c899-6a53-6a03d-ca71d-ad904dd61dd2" xml:lang="de">Aufsatz vom alten Schadow … hat eine Menge Entgegenrede … aufgerührt – Johann Gottfried Schadows Artikel »Zu Ehren Friedrichs des Großen, von einem Veteranen« war am 26. März 1840 in der Spenerschen und in der Vossischen Zeitung erschienen. In dem Artikel kritisierte er Menzels Illustrationen in dem Buch Geschichte Friedrich’s des Großen von Franz Kugler. Mit 500 Originalzeichnungen von Adolph Menzel, Leipzig 1840, scharf. Menzels »Erwiderung« erschien am 28. März 1840 ebenfalls sowohl in der Spenerschen als auch in der Vossischen Zeitung; siehe Eckhart Götz, »Johann Gottfried Schadow und Adolph Menzel – Zur Kontroverse von 1840 und ihren Ursachen«, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Jg. 43, Heft 2, Berlin 1989, S. 36–46.</note> eins vom Criminell ist wahrhaft rührend, wie aus Krähwinkel.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6cd1c6b1-0f0c-4ca0-b5b0-fe3ab18f44f6" xml:lang="de ">Krähwinkel – spöttische Bezeichnung einer fiktiven, spießbürgerlichen Kleinstadt.</note> – Wenn Dir nächstens <persName xml:id="persName_f364cb7a-d0fa-4554-afb9-99091e800112">Peter Ries<name key="PSN0119064" style="hidden" type="person">Ries, Peter</name></persName> Grüße von mir, und Dich um Deine Zeit bringt, so glaube es nicht, ich habe ihm keine aufgetragen, eben so wenig bin ich Schuld an <persName xml:id="persName_cebc1ca9-2c10-4db2-80ad-167e0b9c9da2"><hi rend="latintype">Johannes Horkel</hi><name key="PSN0120096" style="hidden" type="person">Horkel, Johannes (1820-1860)</name></persName>, der in Leipzig ausstudiren soll, und wünscht, eine Stunde mit Dir zu reden, um zu wissen, ob Du in sein philosophisches Menschensystem hineingehörst. Ich verstehe es aber nie, wenn jemand frägt, ob wir was nach Leipzig zu bestellen haben, ich respectire Deine Zeit viel zu sehr. <date cert="high" when="1840-04-07">Übermorgen</date> kommt <persName xml:id="persName_768962ed-76ab-4bc5-ac3b-888085b2a0d6">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> wieder.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33a71155-5780-4278-8caa-36b87166f8c4" xml:lang="de ">Übermorgen kommt Paul wieder – Paul Mendelssohn Bartholdy war in Hamburg gewesen.</note> <persName xml:id="persName_35ad5c82-990c-4ec0-a380-222446223be5">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> hingegen schreiben noch kein Wort von Zurückkommen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_da2964ee-ea41-4d9e-b380-b7fe5258e766" xml:lang="de ">Hensels … kein Wort von Zurückkommen – Die Familie Hensel kehrte am 11. September 1840 von ihrer Italienreise nach Berlin zurück; siehe Hensel, Tagebücher, S. 196.</note> nur das <del cert="high" rend="strikethrough">steht</del> <add place="above">ist<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add> gewiß, daß sie <persName xml:id="persName_be5dc554-d904-4495-b27a-682c5a0fe50e">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> wieder mitbringen<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> worüber ich mich sehr mäßig freue, an <persName xml:id="persName_fcb91606-facc-4b61-9287-a581906ddc3e">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> haben wir wirklich den Winter was zu leiden gehabt, und nun wieder ihrer zwei! Ich wollte lieber, <persName xml:id="persName_5bf99cb3-c8c7-4656-b53f-6039bcb04927">Mama<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName> käme wieder, wozu sie aber gar keine Anstalten trifft, und zureden mögen wir ihr nicht, da sie in diesem Winter krank war, und sich nur langsam erholt; wäre sie nur hiergeblieben, in ihrem Alter paßt das Umherreisen nicht mehr, ich zweifle aber, daß sie in diesem Leben zur Ruhe kommt. Dort hatte sie es leichter, da sie alle 4 Meilen Freunde und Verwandte hatte, die sie mal holten und kommen ließen. A propos davon! <persName xml:id="persName_98543587-4b95-49c1-ad89-ff17fe27dbdc"><hi rend="latintype">Ninny</hi> <hi rend="latintype">v</hi>. <hi rend="latintype">Nyvenheim</hi><name key="PSN0113631" style="hidden" type="person">Neukirchen gen. von Nyvenheim, Niny Freifräulein von (?-1890)</name></persName> ist eine Rheinländerin zufällig in <placeName xml:id="placeName_ca9969ac-7535-4f6f-94b1-0447dc374813">Korfu<settlement key="STM0105141" style="hidden" type="region">Korfu</settlement><country style="hidden">Griechenland</country></placeName> geboren, weil ihr Vater zur Franzosenzeit Commandant der Insel war. Diese kam neulich eines schönen Morgens plötzlich zu <persName xml:id="persName_2920ea13-da63-470d-a68d-ef651ab59ffe">Angelika <hi rend="latintype">Woringen</hi><name key="PSN0115875" style="hidden" type="person">Woringen, Angelika von (1813-1895)</name></persName> auf die Stube, war mit Bekannten hergereiset, und wollte auf gut Rheinländisch 4 Tage bei <persName xml:id="persName_7f1a011a-e695-48e5-94b7-e08107196ed1">Woringens<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name><name key="PSN0115875" style="hidden" type="person">Woringen, Angelika von (1813-1895)</name><name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> wohnen, was natürlich in der Wohnung einige Schwierigkeiten hatte, endlich wurde sie in <persName xml:id="persName_37241b14-567a-47bd-9b38-d73bad2eca35">Minnas<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> Kammer einquartirt, und blieb statt 4 Tage 3 Wochen, was <persName xml:id="persName_a17d3d94-ffae-4b13-ab39-b81b9ee0f544">Woringens<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name><name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name><name key="PSN0115875" style="hidden" type="person">Woringen, Angelika von (1813-1895)</name></persName>, die im Abreisen und Ausziehen begriffen, und außerdem Hrn. <persName xml:id="persName_2a5d8da7-ff94-4bc8-a41d-dc03738677c5"><hi rend="latintype">Trenelle</hi><name key="PSN0115383" style="hidden" type="person">Trenelle, Sylvestre (Sylvester; vorh. Samuel) (1776-1845)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e1cde8b6-aed0-4264-a2cc-0c337feb4f99"><hi rend="latintype">Zuccalmaglio</hi><name key="PSN0115939" style="hidden" type="person">Zuccalmaglio, Anton Wilhelm Florentin von (Pseud.: Wilhelm von Waldbrühl, Dorfküster Wedel u. a.) (1803-1869)</name></persName> alle Tage zu Tisch hatten, eben nicht sehr bequem war. Das ist <persName xml:id="persName_4283aede-a169-45fa-8024-1ff73733515f"><hi rend="latintype">Ninny v. Nyvenheim</hi><name key="PSN0113631" style="hidden" type="person">Neukirchen gen. von Nyvenheim, Niny Freifräulein von (?-1890)</name></persName>, außerdem haben wir noch <persName xml:id="persName_9a53348a-31ee-40d7-8089-1aedf8676932">Albert Heidemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> eingeredet er sey in sie verliebt, er dachte aber gar nicht daran.</p> <p><title>Dein Brief mit dem Liede <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-02-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 26. Februar 1840</name></title> hat <unclear reason="deletion" resp="FMBC">aber</unclear> die ganze Compagnie sehr beglückt, <persName xml:id="persName_7b577a47-b65c-4d19-a63a-25530b093b23">Franz<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> machte sich gleich dran, die Stimmen auszuschreiben, und <persName xml:id="persName_c5343e9c-8091-492d-865c-a4f449fc99ea">Arnold<name key="PSN0113216" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Arnold Maximilian Albrecht (1817-1854)</name></persName> mußte Baß singen. Leider habe ich noch kein einziges von den Liedern gehört, da ich in der Zeit zu unwohl war, auch nur Musik zu hören. Ich muß mich auch rechtfertigen, daß ich ihnen erst nicht die Stimmen mitgeben wollte, Du hattest aber geschrieben, Du wolltest sie wiederhaben.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_52674e5d-7033-403b-962b-e1b72de04b5d" xml:lang="de ">erst nicht die Stimmen mitgeben wollte, Du hattest aber geschrieben, Du wolltest sie wiederhaben – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte seiner Schwester am 26. Februar 1840 Lieder zum Vortrag bei Lea Mendelssohn Bartholdys Geburtstag am 15. März 1840 geschickt. Bei den Liedern handelt es sich um die Sammelhandschrift mit acht Liedern für vierstimmigen gemischten Chor (MWV SH 42); Inhalt: Lieder MWV F 13-18 sowie zwei der Lieder MWV F 11, MWV F 12 und MWV F 8; heutiger Standort nicht bekannt. Mendelssohn bat Rebecka Lejeune Dirichlet, ihm die Stimmen der Lieder zurückzuschicken; siehe Brief fmb-1840-02-26-01 (Brief Nr. 2648) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 26. Februar 1840, Z. 18 f.: »Wenn das gedruckte Exemplar da ist, so schick mir dies geschriebne gelegentlich wieder«. Die Sechs vierstimmige Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Bass im Freien zu singen, 2. Heft, op. 48 (MWV SD 21) erschienen 1840 bei Breitkopf & Härtel in Partitur und Stimmen (PN 6311); siehe MWV, S. 477.</note></p> <p>Nun macht, daß ihr herkommt, das Wetter wird schön, heut früh 11 Grad in der Sonne, davon will ich auch profitiren und mich hinten im Garten<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> auf ein Mistbeet setzen, ein poetisches Bild.</p> <closer rend="left">Viele Grüße von <persName xml:id="persName_e78bd216-3d6b-4c84-8395-653855bc93f5">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, <persName xml:id="persName_672a64f9-d3d4-4497-bb02-8d251f8bb2dc">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_103f5cd3-dffd-4e15-9b35-8a069b88016b">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>.</closer><signed rend="right"><add resp="FMB-C" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> </body> </text></TEI>