]> Brief: gb-1840-03-25-01

gb-1840-03-25-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Berlin, 25. März 1840 Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehen und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-Bga Berlin, Geheimes Staatsarchiv, Stiftung Preußischer Kulturbesitz VI. HA Nl. Johann Gustav Droysen, Nr. 109, fol. 59. Autograph Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy; Berlin, 25. März 1840 Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehen und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen

1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse.

Johann Gustav Droysen

Green Books

Gustav Droysen, Johann Gustav Droysen und Felix Mendelssohn-Bartholdy, in: Deutsche Rundschau 28, Heft 8, Mai 1902, S. 215 (Teildruck). Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 165 f. Wehmer, Briefwechsel, S. 62 ff.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

25. März 1840 Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) counter-resetDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Herrn Musikdirector Dr F Mendelssohn Bartholdy. Wohlgeboren in Leipzig. frei
Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) Berlin 25. März 40. Lieber Felix

Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehenDich wieder zu sehen – Im Oktober 1839 war Droysen in Leipzig gewesen. Zunächst kam kein Treffen von Mendelssohn und Droysen zustande; siehe Brief fmb-1839-10-09-01 (Brief Nr. 2458) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig 8. und 9. Oktober, Z. 18 f. »heut Droysen […] Ich habe aber letzteren noch nicht gesprochen, und freue mich auf ihn.« und Z. 59 ff.: »Droysen habe ich nicht gesehn, er hat seine Wohnung nicht aufgeschrieben, und ich fürchte er hat mich gestern mehrmals verfehlt, da ich den ganzen Tag zu laufen und besorgung zu machen hatte.« und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen Winter voller Staub Dunst und Nervenschwäche hab ich nicht bloß einige Muße da sich die Überschwemmung von Geschäften und Sorgen allmählich verläuft, sondern auch äußerlichen Anlaß. Ich will nicht von Berlin hinweggehn ohne Dich noch einmal begrüßt zu haben, und ich gehe bald genug.

Du magst es schon gehört haben, daß ich als Geschichtsprofessor nach KielKielDeutschland gehe. Ein kleines Städtchen in der That, ein kleines Ländchen; und doch gehe ich nach manchem Kampf freilich. Mir ist zu Muth wie einer Dampfmaschine sein würde wenn sie empfinden könnte, der man geraume Zeit nicht die rechte Heitzung und gehörigen Raum zur Bewegung gestatten wollen, und endlich lässt man sie mit voller Kraftladung frei und wird nun sehen, wie sie arbeitet. Ich werde aufathmen; und obschon es nun zehn Jahre oder mehr sind daß ich wie im Druck gewesen, ich fühle daß mir die Kraft des Gegendruckes noch nicht erschlafft ist. Wäre es hier weiter so fort gegangen, – und ich hatte als ich Dich sah keine Hoffnung eine Aenderung zu sehen – so weiß ich nicht was das Ende vom Liede gewesen wäre.

Um Einen aber thut mirs leid, und das ist A HeydemannHeydemann, Albert Gustav (1808-1877). Da haben wir einen aus unserem Kreise, mit dem es eben so gut wie verkehrt geht. Er steht auf beklagenswerthe Weise allein und fühlt es noch mehr als es wirklich der Fall ist. Nun hat nach langem Mühen auch sein BruderHeydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874) gewonnen was er gewollt und zwar auf ehrenvolle Weise, nun erst recht fühlt sich AlbertHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) zurück und hat weder an dem Genüge |2| was er hat und ist, noch weiß er es durchzusetzen, was ihn als Wunsch immerfort von Neuem bethört. Sah ich ihn auch nicht sehr oft, war ich doch noch einigermaßen im Stande, ihm in das Herz zu reden und ihm als Pflicht und Beruf das hochzupreisen, was ihn beschäftigt. Nun wird er noch ärgerlicher empfindlicher unklarer werden, noch mehr politisiren und den Mangel positiven Genügens in sich zum Mäkeln an dem Positiven außer ihm umwandeln.

Musik von Dir habe ich in langer Zeit nicht gehört; sie ist hier in BerlinBerlinDeutschland selten; in KielKielDeutschland fürchte es wird es gar damit zu Ende sein; ich muß mich mit den kleinen Sachen freun die unser eins mit der FrauDroysen, Maria (Marie) Adelgunde Franziska (1820-1847) zusammen am Clavir executiren kann. Wie sieht es denn aus mit den großen Opernplänen? Noch nichts, noch immer nichts? Ich halte es doch für ein groß Uebel, daß Du herrlicher Freund, nicht zu der That kommst, die Dir vor allem glücken muß. Freilich sieht es schwach aus mit deutschen Poeten: Die besten drunter sind voll Schmerz und Ironie und die hellen freien Gemüther sind alles aber nicht Poeten. Und doch solltest Du nicht säumen. Wäre ich nicht in den Bücherstaub versunken, so solltest Du schon einen haben, der Dir es recht zu machen wenigstens wünschte; so aber ist es nichts mehr. Aber ist nicht MosenMosen, Julius (eigtl. Julius Moses) (1803-1867) in DresdenDresdenDeutschland brauchbar, sein <hi rend="latintype">Otto III</hi>.<name key="PSN0113445" style="hidden" type="author">Mosen, Julius (eigtl. Julius Moses) (1803–1867)</name><name key="CRT0112612" style="hidden" type="dramatic_work">Kaiser Otto III.</name> schien ein wacker Stück Arbeit. Freilich ob für ein Musiker ist ein ander Ding.

Bist Du noch immer nicht in DresdenDresdenDeutschland gewesen? Sonst hörte ich gern was Du zu Ed Bendemans Bildern<name key="PSN0109806" style="hidden" type="author">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811–1889)</name><name key="CRT0113002" style="hidden" type="art">Werke</name> sagest, und zu HübnersHübner, Rudolph Julius Benno (1806-1882) “botanisierend“ Christus<name key="PSN0112130" style="hidden" type="author">Hübner, Rudolph Julius Benno (1806–1882)</name><name key="CRT0113001" style="hidden" type="art">Sehet die Lilien auf dem Felde</name>,Hübners „botanisierend“ Christus – Gemeint ist das Altarbild »Sehet die Lilien auf dem Felde« in der Marktkirche Unser lieben Frauen zu Halle an der Saale von Rudolph Julius Benno Hübner; siehe Hübner, Johann Gustav Droysen 1829–1851, S. 166, Anm. 2. wie die witzigen Berliner ihn nannten.

Nun lebe wohl und gedenke freundlich Deines stets treuen Joh Gust Droysen.
            Berlin 25. März 40. Lieber Felix
Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehen und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen Winter voller Staub Dunst und Nervenschwäche hab ich nicht bloß einige Muße da sich die Überschwemmung von Geschäften und Sorgen allmählich verläuft, sondern auch äußerlichen Anlaß. Ich will nicht von Berlin hinweggehn ohne Dich noch einmal begrüßt zu haben, und ich gehe bald genug.
Du magst es schon gehört haben, daß ich als Geschichtsprofessor nach Kiel gehe. Ein kleines Städtchen in der That, ein kleines Ländchen; und doch gehe ich nach manchem Kampf freilich. Mir ist zu Muth wie einer Dampfmaschine sein würde wenn sie empfinden könnte, der man geraume Zeit nicht die rechte Heitzung und gehörigen Raum zur Bewegung gestatten wollen, und endlich lässt man sie mit voller Kraftladung frei und wird nun sehen, wie sie arbeitet. Ich werde aufathmen; und obschon es nun zehn Jahre oder mehr sind daß ich wie im Druck gewesen, ich fühle daß mir die Kraft des Gegendruckes noch nicht erschlafft ist. Wäre es hier weiter so fort gegangen, – und ich hatte als ich Dich sah keine Hoffnung eine Aenderung zu sehen – so weiß ich nicht was das Ende vom Liede gewesen wäre.
Um Einen aber thut mirs leid, und das ist A Heydemann. Da haben wir einen aus unserem Kreise, mit dem es eben so gut wie verkehrt geht. Er steht auf beklagenswerthe Weise allein und fühlt es noch mehr als es wirklich der Fall ist. Nun hat nach langem Mühen auch sein Bruder gewonnen was er gewollt und zwar auf ehrenvolle Weise, nun erst recht fühlt sich Albert zurück und hat weder an dem Genüge was er hat und ist, noch weiß er es durchzusetzen, was ihn als Wunsch immerfort von Neuem bethört. Sah ich ihn auch nicht sehr oft, war ich doch noch einigermaßen im Stande, ihm in das Herz zu reden und ihm als Pflicht und Beruf das hochzupreisen, was ihn beschäftigt. Nun wird er noch ärgerlicher empfindlicher unklarer werden, noch mehr politisiren und den Mangel positiven Genügens in sich zum Mäkeln an dem Positiven außer ihm umwandeln.
Musik von Dir habe ich in langer Zeit nicht gehört; sie ist hier in Berlin selten; in Kiel fürchte es wird es gar damit zu Ende sein; ich muß mich mit den kleinen Sachen freun die unser eins mit der Frau zusammen am Clavir executiren kann. Wie sieht es denn aus mit den großen Opernplänen? Noch nichts, noch immer nichts? Ich halte es doch für ein groß Uebel, daß Du herrlicher Freund, nicht zu der That kommst, die Dir vor allem glücken muß. Freilich sieht es schwach aus mit deutschen Poeten: Die besten drunter sind voll Schmerz und Ironie und die hellen freien Gemüther sind alles aber nicht Poeten. Und doch solltest Du nicht säumen. Wäre ich nicht in den Bücherstaub versunken, so solltest Du schon einen haben, der Dir es recht zu machen wenigstens wünschte; so aber ist es nichts mehr. Aber ist nicht Mosen in Dresden brauchbar, sein Otto III. schien ein wacker Stück Arbeit. Freilich ob für ein Musiker ist ein ander Ding.
Bist Du noch immer nicht in Dresden gewesen? Sonst hörte ich gern was Du zu Ed Bendemans Bildern sagest, und zu Hübners “botanisierend“ Christus, wie die witzigen Berliner ihn nannten.
Nun lebe wohl und gedenke freundlich Deines
stets treuen
Joh Gust Droysen.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1840-03-25-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1840-03-25-01">Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Berlin, 25. März 1840</title> <title level="s" type="incipit">Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehen und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">unbekannt</title> <title key="unknown" type="successor">unbekannt</title> <author key="PSN0110751" resp="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</author> <respStmt> <resp resp="writer"></resp> <persName key="PSN0110751" resp="writer">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</persName> </respStmt> <respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-Bga</institution> <repository>Berlin, Geheimes Staatsarchiv, Stiftung Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>VI. HA</collection> <idno type="signatur">Nl. Johann Gustav Droysen, Nr. 109, fol. 59.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-03-25-01" type="letter">Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy; Berlin, 25. März 1840</title> <incipit>Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehen und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse.</p> <handDesc hands="1"> <p>Johann Gustav Droysen</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Gustav Droysen, Johann Gustav Droysen und Felix Mendelssohn-Bartholdy, in: Deutsche Rundschau 28, Heft 8, Mai 1902, S. 215 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 165 f.</bibl> <bibl type="printed_letter">Wehmer, Briefwechsel, S. 62 ff.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1840-03-25">25. März 1840</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110751" resp="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</persName> <note>counter-reset</note><persName key="PSN0110751" resp="writer">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirector Dr <hi rend="latintype">F Mendelssohn</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Bartholdy</hi>.</addrLine> <addrLine>Wohlgeboren</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Leipzig</hi>.</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing"> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_38acf78d-1912-4610-959a-d8c48648fafe"> <docAuthor key="PSN0110751" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c207f8d4-ed04-4676-aa3d-54e125a51ab3">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110751" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_cd85cfb7-519d-47d0-9556-5c49c8c73585">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1840-03-25">25. März 40</date>.</dateline> <salute rend="left">Lieber Felix</salute> <p style="paragraph_without_indent">Seit lange hatte ich mir vorgenommenen Dir zu schreiben so hatte es mich erfreuet und erquickt Dich wieder zu sehen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_973c9ca7-02f3-45827-9157f-e28da6ff9642">Dich wieder zu sehen – Im Oktober 1839 war Droysen in Leipzig gewesen. Zunächst kam kein Treffen von Mendelssohn und Droysen zustande; siehe Brief fmb-1839-10-09-01 (Brief Nr. 2458) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig 8. und 9. Oktober, Z. 18 f. »heut Droysen […] Ich habe aber letzteren noch nicht gesprochen, und freue mich auf ihn.« und Z. 59 ff.: »Droysen habe ich nicht gesehn, er hat seine Wohnung nicht aufgeschrieben, und ich fürchte er hat mich gestern mehrmals verfehlt, da ich den ganzen Tag zu laufen und besorgung zu machen hatte.«</note> und so zu sehen wie ich Dich fand. Nun nach einem für mich ziemlich mühseligen Winter voller Staub Dunst und Nervenschwäche hab ich nicht bloß einige Muße da sich die Überschwemmung von Geschäften und Sorgen allmählich verläuft, sondern auch äußerlichen Anlaß. Ich will nicht von Berlin hinweggehn ohne Dich noch einmal begrüßt zu haben, und ich gehe bald genug.</p> <p>Du magst es schon gehört haben, daß ich als Geschichtsprofessor nach <placeName xml:id="placeName_f1cdcb80-46db-4890-9aed-490eb00d7d9b">Kiel<settlement key="STM0103681" style="hidden" type="locality">Kiel</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gehe. Ein kleines Städtchen in der That, ein kleines Ländchen; und doch gehe ich nach manchem Kampf freilich. Mir ist zu Muth wie einer Dampfmaschine sein würde wenn sie empfinden könnte, der man geraume Zeit nicht die rechte Heitzung und gehörigen Raum zur Bewegung gestatten wollen, und endlich lässt man sie mit voller Kraftladung frei und wird nun sehen, wie sie arbeitet. Ich werde aufathmen; und obschon es nun zehn Jahre oder mehr sind daß ich wie im Druck gewesen, ich fühle daß mir die Kraft des Gegendruckes noch nicht erschlafft ist. Wäre es hier weiter so fort gegangen, – und ich hatte als ich Dich sah keine Hoffnung eine Aenderung zu sehen – so weiß ich nicht was das Ende vom Liede gewesen wäre.</p> <p>Um Einen aber thut mirs leid, und das ist <persName xml:id="persName_5c1dd91e-5925-4e11-87fa-9e8e40216249">A <hi rend="latintype">Heydemann</hi><name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>. Da haben wir einen aus unserem Kreise, mit dem es eben so gut wie verkehrt geht. Er steht auf beklagenswerthe Weise allein und fühlt es noch mehr als es wirklich der Fall ist. Nun hat nach langem Mühen auch sein <persName xml:id="persName_7b0bce9f-b6c1-4052-9483-5ffb1b66e656">Bruder<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> gewonnen was er gewollt und zwar auf ehrenvolle Weise, nun erst recht fühlt sich <persName xml:id="persName_7393d7b5-868d-41ee-9ff5-ea1dd13956a7">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> zurück und hat weder an dem Genüge<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> was er hat und ist, noch weiß er es durchzusetzen, was ihn als Wunsch immerfort von Neuem bethört. Sah ich ihn auch nicht sehr oft, war ich doch noch einigermaßen im Stande, ihm in das Herz zu reden und ihm als Pflicht und Beruf das hochzupreisen, was ihn beschäftigt. Nun wird er noch ärgerlicher empfindlicher unklarer werden, noch mehr politisiren und den Mangel positiven Genügens in sich zum Mäkeln an dem Positiven außer ihm umwandeln. </p> <p>Musik von Dir habe ich in langer Zeit nicht gehört; sie ist hier in <placeName xml:id="placeName_6dedd68e-9db0-4181-8698-429fbc7890af">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> selten; in <placeName xml:id="placeName_feaaaea0-94a9-43b1-ae35-d440387f94ea">Kiel<settlement key="STM0103681" style="hidden" type="locality">Kiel</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fürchte es wird es gar damit zu Ende sein; ich muß mich mit den kleinen Sachen freun die unser eins mit der <persName xml:id="persName_83512370-d7f9-4f7b-9443-5a8e450a3588">Frau<name key="PSN0110753" style="hidden" type="person">Droysen, Maria (Marie) Adelgunde Franziska (1820-1847)</name></persName> zusammen am Clavir executiren kann. Wie sieht es denn aus mit den großen Opernplänen? Noch nichts, noch immer nichts? Ich halte es doch für ein groß Uebel, daß Du herrlicher Freund, nicht zu der That kommst, die Dir vor allem glücken muß. Freilich sieht es schwach aus mit deutschen Poeten: Die besten drunter sind voll Schmerz und Ironie und die hellen freien Gemüther sind alles aber nicht Poeten. Und doch solltest Du nicht säumen. Wäre ich nicht in den Bücherstaub versunken, so solltest Du schon einen haben, der Dir es recht zu machen wenigstens wünschte; so aber ist es nichts mehr. Aber ist nicht <persName xml:id="persName_4639eab6-471f-47a1-a800-210584f3b8b3"><hi rend="latintype">Mosen</hi><name key="PSN0113445" style="hidden" type="person">Mosen, Julius (eigtl. Julius Moses) (1803-1867)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_ff706aa6-cc42-4248-a2d5-ebfd48184bf1">Dresden<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="area">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> brauchbar, sein <title xml:id="title_72a3dc31-cad7-4e20-bb86-8cb26cd0eb63"><hi rend="latintype">Otto III</hi>.<name key="PSN0113445" style="hidden" type="author">Mosen, Julius (eigtl. Julius Moses) (1803–1867)</name><name key="CRT0112612" style="hidden" type="dramatic_work">Kaiser Otto III.</name></title> schien ein wacker Stück Arbeit. Freilich ob für ein Musiker ist ein ander Ding. </p> <p>Bist Du noch immer nicht in <placeName xml:id="placeName_d2c687b5-3867-405e-b55b-e251d525d184">Dresden<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="area">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gewesen? Sonst hörte ich gern was Du zu <title xml:id="title_917c19e1-b2e8-471d-aafc-7d16944a2e1e">Ed Bendemans Bildern<name key="PSN0109806" style="hidden" type="author">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811–1889)</name><name key="CRT0113002" style="hidden" type="art">Werke</name></title> sagest, und zu <persName xml:id="persName_f8cf0de3-ee12-40de-a028-69569ab60c28">Hübners<name key="PSN0112130" style="hidden" type="person">Hübner, Rudolph Julius Benno (1806-1882)</name></persName> <title xml:id="title_74169b2f-5bc1-4b5b-baad-1e4c6c46c888">“botanisierend“ Christus<name key="PSN0112130" style="hidden" type="author">Hübner, Rudolph Julius Benno (1806–1882)</name><name key="CRT0113001" style="hidden" type="art">Sehet die Lilien auf dem Felde</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b2170f06-fe62-924f7-05f92-3f83b23a34df">Hübners „botanisierend“ Christus – Gemeint ist das Altarbild »Sehet die Lilien auf dem Felde« in der Marktkirche Unser lieben Frauen zu Halle an der Saale von Rudolph Julius Benno Hübner; siehe Hübner, Johann Gustav Droysen 1829–1851, S. 166, Anm. 2.</note> wie die witzigen Berliner ihn nannten.</p> <closer rend="left">Nun lebe wohl und gedenke freundlich</closer> <signed rend="center">Deines</signed> <signed rend="right">stets treuen</signed> <signed rend="right">Joh Gust Droysen.</signed> </div> </div> </body> </text></TEI>