gb-1840-03-24-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Leipzig, 24. März 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse.
Auguste Harkort
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wie glücklich sind Sie, mein verehrter Freund, so wie Sie
Wäre ich ein Dichter, ich müßte in klingenden Sonnetten meinen Dank darbringen. wäre ich ein Maler, so malte ich in lichten, freudigen Tönen ein Bild, oder besäße ich die Gabe der Tondichtung, so strömte ich in einem feurigen Allegro meinen Jubel aus; ja, hätte ich nur noch meine arme Stimme, so wüßte ich mir Rath, – müßte ich mir auch einen fremden Gedanken borgen, an den ich mich aufschwingen könnte, um auszutönen was ich empfunden; so
Fühlte ich nicht, daß man
Es ist, als wenn man aus der mystischen Dämmerung eines herrlichen Da
Darum vertraut sich das schüchterne Wort meines Herzens lieber dem Papier, und sucht sich seine zweite Heimath zu der ich es hinsende.
Gott seegne Sie, lieber, herrlicher Mendelssohn und lasse Sie lange, lange blühen!
Grüßen Sie Ihre schöne Cecile
Sie erschien mir
Dienstag 24/3 – 40 Wie glücklich sind Sie, mein verehrter Freund, so wie Sie gestern gethan, erfreuen und beglücken zu können! wie ein König die mannigfaltigsten Gaben aus vollen Händen darzureichen, wie ein Gott Ihre Sonne scheinen, erwärmen, beleben zu lassen! Wäre ich ein Dichter, ich müßte in klingenden Sonnetten meinen Dank darbringen. wäre ich ein Maler, so malte ich in lichten, freudigen Tönen ein Bild, oder besäße ich die Gabe der Tondichtung, so strömte ich in einem feurigen Allegro meinen Jubel aus; ja, hätte ich nur noch meine arme Stimme, so wüßte ich mir Rath, – müßte ich mir auch einen fremden Gedanken borgen, an den ich mich aufschwingen könnte, um auszutönen was ich empfunden; so aber bewegt es mich fast wie ein Schmerz und müßte sich in diesen wenigen Worten Luft machen. Fühlte ich nicht, daß man heute nicht unberechtigt auf Ihre Zeit Anspruch machen dürfe, so stände ich selbst vor Ihnen, – stumm und scheu wahrscheinlich, weil die Rede mir kein recht willig Werkzeug ist, oder besser, weil das Herz vor dem Klange der eignen Worte erschrickt der dem Heiligthum des Innern so selten entspricht. Es ist, als wenn man aus der mystischen Dämmerung eines herrlichen Da in den nüchternen Tag und den Alltags der Welt heraus tritt. Darum vertraut sich das schüchterne Wort meines Herzens lieber dem Papier, und sucht sich seine zweite Heimath zu der ich es hinsende. Noch eins muß ich hier sagen, was ich längst gewußt, aber ich gestehe es, noch nie so vollständig empfunden wie gestern. Wie keusch und heilig ist Ihre Ruhe! Wahrhaft vom Himmel stammend, und zum Himmel führend! Gott seegne Sie, lieber, herrlicher Mendelssohn und lasse Sie lange, lange blühen! Grüßen Sie Ihre schöne Cecile Sie erschien mir gestern wie ein mild freundlicher Mond, so still beseeligend, so sanft vermittelnd. Grüßen Sie, wenn Sie es vertreten wollen, auch Liszt, den Mächtigen und Gewaltigen. Wie ich zu Hause gekommen weiß ich nicht recht, ich glaube, ich habe ein paar Menschen todt getreten, der Erlkönig war mir auf den Fersen. Von Herzen Ihre A. H. Aders.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1840-03-24-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1840-03-24-01">Auguste Harkort an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Leipzig, 24. März 1840</title> <title level="s" type="incipit">Wie glücklich sind Sie, mein verehrter Freund, so wie Sie gestern gethan, erfreuen und beglücken zu können! wie ein König die mannigfaltigsten Gaben aus vollen Händen darzureichen, wie ein Gott Ihre Sonne scheinen, erwärmen, beleben</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">unbekannt</title> <title key="unknown" type="successor">unbekannt</title> <author key="PSN0111706">Harkort, Auguste (Augusta) (1794-1857)</author> <respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0111706" resp="writer">Harkort, Auguste (Augusta) (1794-1857)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 37/100.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-03-24-01" type="letter">Auguste Harkort an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Leipzig, 24. März 1840</title> <incipit>Wie glücklich sind Sie, mein verehrter Freund, so wie Sie gestern gethan, erfreuen und beglücken zu können! wie ein König die mannigfaltigsten Gaben aus vollen Händen darzureichen, wie ein Gott Ihre Sonne scheinen, erwärmen, beleben</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse.</p> <handDesc hands="1"> <p>Auguste Harkort</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1840-03-24">24. März 1840</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0111706" resp="author">Harkort, Auguste (Augusta) (1794-1857)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0111706" resp="writer">Harkort, Auguste (Augusta) (1794–1857)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Musikdirektor</addrLine> <addrLine>Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0111706" resp="author" style="hidden">Harkort, Auguste (Augusta) (1794–1857)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111706" resp="writer" style="hidden">Harkort, Auguste (Augusta) (1794–1857)</docAuthor> <dateline rend="right">Dienstag <date cert="high" when="1840-03-24">24/3 – 40</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wie glücklich sind Sie, mein verehrter Freund, so wie Sie <date cert="high" when="1840-03-24">gestern</date> gethan,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9297dfac-7f1d-3317b-61fd1-ee93c904795f" xml:lang="de">wie Sie gestern gethan – Mendelssohn hatte am 23. März 1840 ein Konzert zu Ehren von Franz Liszt vor geladenen Hörern im Saal des Gewandhauses Leipzig gegeben, bei dem Franz Schuberts 8. Sinfonie C-Dur, D 944, Felix Mendelssohn Bartholdys 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« op. 42 (MWV A 15), seine Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), Auszüge aus seinem Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) sowie das Konzert für drei Cembali d-Moll, BWV 1063 von Johann Sebastian Bach mit Felix Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand Hiller und Franz Liszt (Klavier) gespielt wurden; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1036.</note> erfreuen und beglücken zu können! wie ein König die mannigfaltigsten Gaben aus vollen Händen darzureichen, wie ein Gott Ihre Sonne scheinen, erwärmen, beleben zu lassen!</p> <p>Wäre ich ein Dichter, ich müßte in klingenden Sonnetten meinen Dank darbringen. wäre ich ein Maler, so malte ich in lichten, freudigen Tönen ein Bild, oder besäße ich die Gabe der Tondichtung, so strömte ich in einem feurigen Allegro meinen Jubel aus; ja, hätte ich nur noch meine arme Stimme, so wüßte ich mir Rath, – müßte ich mir auch einen fremden Gedanken borgen, an den ich mich aufschwingen könnte, um auszutönen was ich empfunden; so <add place="above">aber<name key="PSN0111706" resp="writers_hand" style="hidden">Harkort, Auguste (Augusta) (1794–1857)</name></add> bewegt es mich fast wie ein<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Schmerz und müßte sich in diesen wenigen Worten Luft machen.</p> <p>Fühlte ich nicht, daß man <date cert="high" when="1840-03-24">heute</date> nicht unberechtigt auf Ihre Zeit Anspruch machen dürfe,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_55d8daeb-62a0-ed33c-1edac-24e1110af555" xml:lang="de">heute nicht unberechtigt auf Ihre Zeit Anspruch machen dürfe – Am 24. März 1840 veranstaltete Franz Liszt, der Gast im Hause der Mendelssohns war, ein Konzert im Saal des Gewandhauses in Leipzig; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1036.</note> so stände ich selbst vor Ihnen, – stumm und scheu wahrscheinlich, weil die Rede mir kein recht willig Werkzeug ist, oder besser, weil das Herz vor dem Klange der eignen Worte erschrickt der dem Heiligthum des Innern so selten entspricht.</p> <p>Es ist, als wenn man aus der mystischen Dämmerung eines herrlichen Da<gap quantity="3" reason="covering" unit="characters"></gap> in den nüchternen Tag und den Alltags <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> der Welt heraus tritt.</p> <p>Darum vertraut sich das schüchterne Wort meines Herzens lieber dem Papier, und sucht sich seine zweite Heimath zu der ich es hinsende.</p> <p><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Noch eins muß ich hier sagen, was ich längst gewußt, aber ich gestehe es, noch nie so vollständig empfunden wie gestern. Wie keusch und heilig ist Ihre Ruhe! Wahrhaft vom Himmel stammend, und zum Himmel führend!</p> <p>Gott seegne Sie, lieber, herrlicher Mendelssohn und lasse Sie lange, lange blühen!</p> <p>Grüßen Sie Ihre schöne <persName xml:id="persName_926c53a2-3117-49eb-842e-d32dbfb224b2"><hi rend="latintype">Cecile</hi><name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></p> <p>Sie erschien mir <date cert="high" when="1840-03-23" xml:id="date_92543705-906d-4d17-b702-cd22e20a3130">gestern</date> wie ein mild freundlicher Mond, so still beseeligend, so sanft vermittelnd.</p> <closer rend="left">Grüßen Sie, wenn Sie es vertreten wollen, auch <persName xml:id="persName_aa8f32d1-80cf-4029-8efd-034a57c5b785">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName>, den Mächtigen und Gewaltigen. Wie ich zu Hause gekommen weiß ich nicht recht, ich glaube, ich habe ein paar Menschen todt getreten, der Erlkönig war mir auf den Fersen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d2844bc8-3421-067f1-6bc99-2721de79e58c" xml:lang="de">der Erlkönig war mir auf den Fersen – Anspielung auf die gleichnamige Ballade von Johann Wolfgang von Goethe.</note></closer> <signed rend="right">Von Herzen Ihre</signed> <signed rend="right">A. H. Aders.</signed> </div> </body> </text></TEI>