]> Brief: gb-1840-03-04-02

gb-1840-03-04-02

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Rom, 4. März 1840 Lieber, lieber pater, peccavi! aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ, lag, oimè! hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, der schönste Brief eingepöckelt! Bis Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 4. Januar 1840Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 7. April 1840 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 37/77. Autograph Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Rom, 4. März 1840 Lieber, lieber pater, peccavi! aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ, lag, oimè! hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, der schönste Brief eingepöckelt! Bis

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [ROMA / PARTENZA / 4? / MAR / 1840], [St. Post / 17MÆrz / I. 8-10 ], Siegel.

Fanny Hensel

Green Books

Weissweiler, Italienisches Tagebuch, S. 83-87 (Teildruck). Citron, Letters, S. 565-568. Christian Lambour, Fanny Hensel – Die Pianistin, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 238 f. (Auszüge).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. März 1840. Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Rom Italien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Germania. A Monsieur Félix Mendelssohn Bartholdy à Leipzig. fr. jusqu’à la frontière.
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Rom, 4ten März, 1840.

Lieber, lieber pater, peccavi!pater, peccavi – lat., Vater, ich habe gesündigt. aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ,während ich Dich über Berlin schelten ließ – Gegenüber ihrer Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet hatte sich Fanny Hensel über das lange Schweigen des Bruders beklagt. »Die Leipziger sollen übrigens gescholten sein.«; Fanny Hensel an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Florenz, 19. November 1839 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,136. Druck: Klein, Briefe aus Venedig und Neapel, S. 53-57, Zitat S. 54). Lea Mendelssohn Bartholdy schrieb diesbezüglich ihrem Sohn Felix Mendelssohn Bartholdy; siehe Brief gb-1839-12-30-01 Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin 30. Dezember 1839. Felix Mendelssohn Bartholdy entschuldigte sich bei seiner Schwester Fanny Hensel für sein langes Schweigen; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840. lag, oimè!oimè – ital., ach. hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, der schönste Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-01-04-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 4. Januar 1840</name> lag … sechs Wochen lang, der schönste Brief – Felix Mendelssohn Bartholdy schickte den Brief postlagernd nach Rom, wo er Fanny Hensel erst mit sechswöchiger Verspätung erreichte; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840. eingepöckelt! Bis zu seiner Krankheit ging mein MannHensel, Wilhelm (1794-1861)Bis zu seiner Krankheit ging mein Mann – Wilhelm Hensel war während des Romaufenthalts der Familie Hensel mehrere Wochen erkrankt; siehe Brief gb-1840-03-07-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Rom, 7. März 1840. Hensel hatte sich auf der Beerdigung von Graf Lepel erkältet und war anschließend schwer erkrankt; siehe Brief gb-1840-02-22-01 Walter Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 22. Februar 1840. Der preußische Generalmajor und Adjutant des Prinzen Friedrich Heinrich Karl von Preußen in Rom Graf Friedrich Wilhelm von Lepel war am 9. Januar 1840 in Rom gestorben. oft hin, obgleich wir schon lange keine poste restanteposte restante – frz., postlagernd. Briefe mehr erwarteten, sondern Euch Allen ValentiniValentini, Vincenzo (1751-1842) aufgegebenschon lange keine poste restante Briefe mehr … sondern Euch Allen Valentini aufgegeben – Noch in Florenz hatte Fanny Hensel darum gebeten, Briefe an sie nicht mehr postlagernd, sondern an Vincenzo Valentini in Rom zu schicken; siehe Fanny Hensel an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Florenz 11. November 1839 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin, 500,18,135, Druck: Klein, Briefe aus Venedig und Neapel, S. 48-53, hier S. 49). Sie bat ihre Mutter Lea Mendelssohn Bartholdy, dies auch ihrem Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy mitzuteilen; siehe Fanny Hensel an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Rom, 28., 29. November und 2. Dezember 1839 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,137, Druck: Klein, Briefe aus Rom, S. 21-25, hier S. 25). Der römische Bankier Vincenzo Valentini war seit 1825 preußischer Generalsekretär in Rom. hatten, aber schon damals müssen sie ihn ihm vorenthalten, die asinacci!asinacci – ital., Esel (Steigerung von Asino). wie in VenedigVenedigItalien, wo ich <persName xml:id="persName_3e8be3c1-02dc-49a5-bd66-2267ef2966d1">Ceciles<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> Entbindung<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1839-10-03-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Venedig; Leipzig, 3. Oktober 1839</name> auch 8 Tage später erfuhr,Ceciles Entbindung auch 8 Tage später erfuhr – Fanny Hensel erhielt die Nachricht von der Geburt von Marie Pauline Helene Mendelssohn Bartholdy am 15. Oktober 1839; siehe Hensel, Tagebücher, S. 107, Z. 10 f. als nöthig. Neulich nun, schicken wir einen Brief nach der PostHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) KaselowskyKaselowsky, August Theodor (1810-1891)Kaselowsky – Der Maler August Theodor Kaselowsky war ein Schüler Wilhelm Hensels, der sich seit Juli 1839 in Rom aufhielt und dort engen Kontakt mit den Hensels pflegte; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 8. brachte ihn hin, und wir baten ihn, beiläufig einmal nachzufragen, und zurück kommt der wunderschönste Brief, den ich sechsmal hinter einander gelesen, und mich sechshundertmal dabei todtgelacht habe, Du siehst aber ich lebe noch. Du begehst wahrlich einen Raub an meiner Gesundheit, wenn Du mir nicht öfter schreibst, denn Du glaubst gar nicht, wie gesund es mir ist, mich krank zu lachen. Deine vortrefflichen Fragen und Rathschläge will ich der Reihe nach beantworten. Was ich in RomRomItalien treibe? Mich herum die ersten 2 Monate.Mich herum die ersten 2 Monate – Fanny Hensel war mit ihrer Familie am 26. November 1839 in Rom eingetroffen; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 7. Wir haben einen ordentlichen girogiro – ital., Rundgang. gemacht, und sind noch lange nicht fertig. Den 3ten Monat meinen MannHensel, Wilhelm (1794-1861) gepflegt,Den 3ten Monat meinen Mann gepflegt – Wilhelm Hensel war während des Romaufenthalts der Familie Hensel schwer erkrankt; siehe Brief gb-1840-03-07-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Rom, 7. März 1840. und nicht weiter gekommen als monte Pincio, wo ich oft mit Thränen spazieren ging, weil ich spazieren gehn sollte und mich doch so ängstigte und grämte. Dann kam Carneval, und da mein Mann eben wieder anfing etwas vertragen zu können, so haben wir ihn mit vielem Plaisir mitgemacht, und ich habe mich amüsirt, wie ichs nie gedacht hätte. Gestern Abend haben wir moccolimoccoli – Lichterfest beim römischen Karneval. gehabt, und nun ists aus, und wir werden wieder anfangen uns ein wenig herumzutreiben, denn leider geht die köstliche Zeit auf die Neige, und es muß noch viel, gar viel geschehn bis Ostern. Wohnen thun wir in der via del Tritone, die in piazza Barbarini ausläuft. Wenn wir um 2 Ecken gehn, sind wir auf der passeggiata auf monte Pincio, und die Nähe dieses sonnigen Spaziergangs mit erträglicher Aussicht war uns schon oft, besonders während WilhelmsHensel, Wilhelm (1794-1861) Genesungszeit, sehr angenehm. Broccoli als Salat habe ich noch immer nicht gegessen, obgleich Du es mir schon zweimal zur Pflicht gemacht, verzeih diese Nachlässigkeit, ich habe ihn aber eben auf morgen bestellt. Gott, die Madame Tizian<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111083" style="hidden" type="art">La Bella</name>, im Palast SciarraGalleria SciarraRomItalien,die Madame Tizian, im Palast Sciarra – Tizians Gemälde La Bella befand sich seinerzeit in der Galleria Sciarra. Fanny Hensel hatte die Galleria Sciarra am 2. Dezember 1839 besucht; siehe Hensel, Tagebücher, S. 116. Felix Mendelssohn Bartholdy hatte das Gemälde explizit erwähnt; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 46. liebe ich ja schon erschrecklich seit FlorenzFlorenzItalien, wo sie in den UffizienGalleria degli UffiziFlorenzItalien, leider nicht in der Tribune, unter dem Namen Flora<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0112345" style="hidden" type="art">Flora</name>,Florenz, wo sie in den Uffizien, leider nicht in der Tribune, unter dem Namen Flora – Flora, Gemälde von Tizian in den Uffizien in Florenz. »Das Gemälde zeigt die Nutzung einer orange-bräunlichen Farbe, der der Name ›Tizian‹ gegeben, da der Künstler sie so häufig nutzte. Abgesehen von der Flora, nutzte er exakt diese Farbe auch für die Haare der Porträts seiner ersten Hofangehörigen« (Art. Tiziano Vecellio, in: Virtual Uffizi Gallery. The unofficial guide to the Uffici). mit einem weißen Hemde und einer Handvoll Blumen hängt, und eben so viel von einer Göttin als von einem Racker hat. Ferner ist sie |2| zu schauen im Palast BarbariniGalleria BarberiniRomItalien, mit einer Haarperücke à la BellinBellini, Giovanni (?-1516),à la Bellin – Vermutlich ist Tizians Lehrer Giovanni Bellini gemeint; siehe Citron, Letters, S. 288. einem rothgesprengelten Kleide, (mein Mann sagt, das hat er mit seinem Blut gemalt) und einer dicken, herabhängenden Kette, (mein Mann sagt: daran hängt TizianTizian (eigtl. Tiziano Vecellio)) und gar keinem abgewelkten Gesicht, aber böse sieht die schöne Kröte aus, und hat ihm gewiß das Leben sauer und süß gemacht. Worher sollte ich armes Thier wol alle Kardinäle kennen?Woher sollte ich armes Thier wol alle Kardinäle kennen? – Gegenfrage Fanny Hensels auf die Frage ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy, ob sie schon alle Kardinale kenne; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 44 f. Ich bin ja kurzsichtig und komme gar nicht in die sixtinische KapelleCappella Sistina (Sixtinische Kapelle)RomItalien hinein, und auch in der PeterskircheSan Pietro in Vaticano (Petersdom)RomItalien dem Heiligthum der Kappen und Schweife gar nicht nah. Ich sehe die Herrn nur, wenn ihre Schweife ihnen aufgewickelt werden, und dann sehn sie nichts weniger als schön aus. Anvi. Von päbstlichen Quinten habe ich schon Weihnachten eine deutliche Anschauung bekommen,Von päbstlichen Quinten habe ich schon Weihnachten eine deutliche Anschauung bekommen – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte seine Schwester auf die Quinten resp. Quintparallelen hingewiesen; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 54 f.: »Paß auf, was die päpstlichen Sänger für horrende Quinten machen, wenn sie alle 4 Stimmen zugleich mit Coloraturen ausschmücken.« das ist ja immer der refrain.

Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 37/77, fol. 1v.Notennotat eines Refrains mit Quintparallelen.
Wenn das nicht Quintissime sind, dann weiß ichs nicht. Sonstige Kirchenmusik habe ich nur erst einmal in St. Maria maggiore gehört, wo die vera culla angedudelt wurde, ich habe aber genug. Die Nonnen auf trinità wollte ich aus Schwesterliebe gern hören, man kommt aber jetzt schwer hinein, und ich werde mich einmal hinter meine fromme Cousine stecken müssen. – Vorgestern fand hier ein Fest welches, was das Local betrifft, wol einzig in seiner Art war, endlich ein Ball auf dem KapitolKapitolRomItalien, zum Besten der Cholerawaisen. Man fuhr hinauf durch das ForumForum RomanumRomItalien, welches mit unzähligen Fackeln erleuchtet war, in deren Schein die alten Säulengeister ganz eigen schaurig und phantastisch dastanden. Der Kapitolplatz selbst mit dem Marc AurelMarc AurelRomItalien und den DioskurenDioskurenRomItalien sah auch prachtvoll aus in dem Fackellicht. Leider regnete es in Strömen, bei mondhellem Abend müßte der Anblick noch umso prächtiger gewesen seyn. Ueberhaupt war der Karneval gar nicht vom Wetter begünstigt, die ersten Tage hatten wir bitterböse Tramontane,Tramontane – starke, kalte Winde. und zuletzt Regenwetter. Selbst der Moccoliabend musste mit Regenschirmen begangen werdn, hat mich aber dennoch unendlich amüsirt. Das Wesen ist so toll, daß es wieder poetisch wird, die zahllosen beweglichen Lichter, das tolle lustige Geschrei, die so vielfach beleuchteten Maskenkleidungen, die beständigen Angriffe die man abzuwehren suchen muß, die Bemühungen, die ausgelöschten Lichter wieder anzustecken. Alles das verwirrt Einen so, daß man zuletzt nicht mehr weiß, wo Einem der Kopf steht. Eine ganz besondre Virtuosität haben die Italiäner im Aussprechen des „senza moccolo„, welches von allen Seiten ertönt sobald sich Jemand ohne Licht, oder mit ausgelöschtem Licht sehn läßt, Spott, |3| Verwunderung, Mitleid, tiefstes Bedauern, Frage, Triumph, Alles legen sie hinein, und es ist zum Todtlachen, wenn man so von allen Seiten angebrüllt wird. Dagegen ist das: sia ammazzato, welches GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) gehört hat,senza moccolo … sia ammazzato, welches Goethe gehört hat – Fanny Hensel beschreibt das Lichterfest am Ende des römischen Karnevals, bei dem jeder trachtet, sein eigenes Licht brennen zu lassen und das der anderen auszublasen, wobei »senza moccolo« gerufen wird. Sie verweist auf Johann Wolfgang von Goethes Beschreibung des Moccoli, dessen Bericht »Das römische Karneval« 1789 erschien und in den dritten Band der »Italienischen Reise« aufgenommen wurde; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 120, Anm. 2. nicht mehr Mode.

HillersHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Entschluß, in LeipzigLeipzigDeutschland fleißig zu seyn,Hillers Entschluß, in Leipzig fleißig zu seyn – Ferdinand Hiller war nach dem Tod seiner Mutter auf Mendelssohns Einladung hin nach Leipzig gekommen; siehe (Gb-Ob, M.D.M. c. 49, fol. 25v), um mit der Unterstützung des Freundes sein Oratorium Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24) zu vollenden; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840. Die Uraufführung des Oratoriums unter Hillers Leitung fand am 2. April 1840 im Leipziger Gewandhaus statt; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1038. macht ihm alle Ehre. Grüß ihn recht sehr von mir, und sage ihm, wie leid es uns war, ihn nicht in MailandMailandItalien zu treffen. Wir haben überhaupt auf dieser Reise Pech mit Menschen gehabt. Eine ganze Saison in RomRomItalien zu seyn, und nicht eine einzige Person von großer Auszeichnung zu treffen, ist doch wirklich schade. Voriges Jahr war LißztLiszt, Franz (Ferenc) (1811-1886) vier Monate hier,Voriges Jahr war Lißzt vier Monate hier – Der Pianist und Komponist Franz Liszt kam mit Marie d’Agoult im Januar 1839 nach Rom, wo sie einige Monate blieben. wie gern hätte ich den ungarischen Magneten gehört! Hast Du je etwas Lächerlicheres gehört als diese Säbelumgürtungsgeschichte? LablacheLablache, Luigi (Louis) (1794-1858) hätte sich auch wol können von mir in ItalienItalienItalien hören lassen, ich fürchte sehr, er, oder ich werden Alle, ehe ich ihn kennen gelernt habe. Halt! was für ein Psalm von Dir ist denn jetzt aufgeführt?was für ein Psalm von Dir ist denn jetzt aufgeführt? – Beim Neujahrskonzert am 1. Januar 1840 leitete Felix Mendelssohn Bartholdy im Rahmen des elften Abonnementkonzerts der Saison 1839/40 im Saal des Gewandhauses in Leipzig die Uraufführung seines 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« op. 51 (MWV A 17); siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1027. Kommt, laßt uns anbeten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pyyhhx3i-y9zu-oqee-ykbv-jib3kz0n8fag"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100116" style="hidden">Der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, 6. April 1838; [1839]; 3. Juli 1841<idno type="MWV">A 16</idno><idno type="op">46</idno></name>, oder, als Israel aus Egypten zog<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_94zvgkaq-1mwp-eh7g-gscy-vqd34k01zqrb"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100117" style="hidden">Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« für gemischten Chor, Orchester und Orgel, [Ende Juli 1839] bis 9. August 1839; Revision 1840<idno type="MWV">A 17</idno><idno type="op">51</idno></name>? Nimm Dich nur in Acht, daß der europäische Congreß nicht meint, Du habest Ibrahim im Sinn gehabt, als der aus Egypten zog, um die Schlacht bei Nisib zu schlagen.Ibrahim … der aus Egypten zog, um die Schlacht bei Nisib zu schlagen – Am 24. Juni 1839 hatte in Nizip eine Schlacht zwischen dem Osmanischen Reich und Ägypten stattgefunden; siehe Marcin Marcinkowski, Die Entwicklung des Osmanischen Reiches zwischen 1839 und 1908, Berlin 2007, S. 34. Antworte mir aber ernstlich darauf, und auch auf das Piano, ob ich eins von Felix GroßGross (Groß), Felix (1801-?) Bürger in WienWienÖsterreich, nehmen soll? Von GraffGraf, Conrad (1782-1851)Felix Groß … Graff – Felix Groß und Conrad Graf waren Klavierbauer in Wien. möchte ich keins, sie sind zu leicht, und ich habe eben an einer Mme. Hensel hier ein warnendes Beispiel gesehn, wie man sich verwöhnen kann. Die Frau hat drei Monat lang einen alten leichten, ausgespielten Klapperkasten gehabt, und nun ein andres, gewöhnliches Wiener Instrument bekommen, ich habe sie gestern gehört, und ich versichere Dich, sie kann gar nicht drauf fort, sollte sie gar in einiger Zeit nach LeipzigLeipzigDeutschland kommen, so würdest Du sehn, daß sie nicht mehr spielen kann: Aller Anfang ist schwer.Aller Anfang ist schwer – Die Silben des Satzes sind mit metrischen Zeichen unterlegt. Die Silben von Aller Anfang sind mit kleinen Halbkreisen unterlegt und so als kurze Silben gekennzeichnet, die Worte ist und schwer sind durch Unterstriche als lange Silben gekennzeichnet. Ach und komponiren! Ich habe es erst eben nach Berlin geklagt, daß mir gar nichts mehr einfällt, nichts Gutes und nichts Schlechtes.Ach und komponiren! Ich habe … geklagt, daß mir gar nichts mehr einfällt, nichts Gutes und nichts Schlechtes. … Abraham wird alt! – Fanny Hensel hatte knapp zwei Jahre zuvor Folgendes an Felix Mendelssohn Bartholdy geschrieben: »komponiert habe ich diesen Winter rein gar nichts, musiziert freilich desto mehr, aber wie einem zu Mut ist, der ein Lied machen will, weiß ich gar nicht mehr. Ob das wohl noch wieder kommt, oder ob Abraham alt war?« (Brief gb-1838-03-25-02 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, vor dem 26. März 1838. Teildruck: Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 2, S. 56 f.) Sie nimmt Bezug auf das Alte Testament, 1. Buch Mose, Kap. 25, Verse 7/8; siehe Peter Schleuning, Fanny Hensel geb. Mendelssohn. Musikerin der Romantik (Europäische Komponistinnen, Bd. 6), Köln u. a. 2007, S. 187. Es lässt sich nicht konkret ausmachen, welchen Brief nach Berlin Fanny Hensel meint. Möglicherweise ist der Geburtstagsbrief an ihre Mutter vom 25. Februar 1840 gemeint, dem das Lied »Sage mir, was mein Herz begehrt, mein Herz ist bei dir, halt es wert« vorangestellt ist. Der Brief ist unvollständig in Hensel, die Familie Mendelssohn, Bd. 2, S. 128-131, abgedruckt. Den Briefanfang hat Klein der ersten Seite des Briefes entnommen, die im Versteigerungskatalog von Sotheby’s in London vom 29. November 1985 abgebildet ist, und dem Abdruck Hensels vorangestellt, dennoch fehlt Brieftext; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 57-59, hier S. 59, und S. 120, Anm. 1. Dio mio!Dio mio – ital., mein Gott. Abraham wird alt! Nun gehe ich aus Deiner Stube hinaus, und zu CecilenMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853). Guten Tag, lieber Schatz! Wenn ich noch Platz hätte, würde ich Dich schelten, daß Du so viel pumpst, schreiben sollst Du, öfter, oft, daß mir Deine Briefe lieb und erfreulich und interessant sind, kannst Du schon glauben. Die schönsten |4| Kindergeschichten von CarlchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897), z. B. muß ich über Berlin erfahren. Tante HundTante Hund – Vermutlich ist Juliane Louise Schunck gemeint. Felix Mendelssohn Bartholdy hatte darüber berichtet, dass sein Sohn Carl die Tante Tante Hund nennt; siehe Brief fmb-1840-01-11-01 (Brief Nr. 2539) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 11. Januar 1840. hat mich sehr ergötzt. Ich gratulire zum Pianino. Wenn ich Dich einmal wieder besuche, wollen wir stille Musik zusammen machen.Ich gratulire zum Pianino … wollen wir stille Musik zusammen machen – Breitkopf & Härtel hatten Cécile und Felix Mendelssohn Bartholdy Ende 1839 ein Pianino geschenkt; siehe Brief fmb-1839-12-30-01 (Brief Nr. 2566) Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 30. Dezember 1839. Das Pianino war so im blauen Zimmer der Wohnung der Mendelssohns platziert, dass Cécile Mendelssohn Bartholdy dort musizieren konnte, ohne dass Felix Mendelssohn Bartholdy es in seinem Zimmer hören konnte; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 30-33: »(bei der Gelegenheit bekam Cécile ein Pianino von Breitkopf & H. geschenkt – der Inbegriff ihrer Wünsche – auf dem sie im blauen Zimmer incognito spielt und selig ist, weil kein Mensch in der Nebenstube was davon ahnet)«. Das ist doch noch ein schönes Geschenk! Ich bin hier aber auch sehr hübsch beschenkt worden. Von ElsasserElsasser, Friedrich August (1810-1845) habe ich eine sehr schöne Oelskizze und eine prächtige Federzeichnung bekommen,Von Elsasser habe ich eine sehr schöne Oelskizze und eine prächtige Federzeichnung bekommen – Der Maler Friedrich August Elsasser hielt sich seit 1832 in Italien auf. Ob es sich bei der erwähnten Oelskizze um dieselbe Skizze handelt, die Fanny Hensel ihrer Mutter gegenüber erwähnte, bleibt offen. Letzterer schrieb sie, »daß Elsasser mir eine sehr schöne Skizze geschenkt hat, die man wol ein kleines Bildchen nennen kann? Die habe ich mir erspielt, die ist mein Honorar« Fanny Hensel an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Rom, 13. Februar 1840 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,146. Druck: Klein, Briefe aus Rom, S. 53-57, Zitat S. 56). Über die Federzeichnung berichtete Fanny Hensel ihrer Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet: »Von Elsasser habe ich wieder eine wunderschöne Federzeichnung geschenkt bekommen« Fanny Hensel an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Rom, 1. März 1840 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,147. Druck: Klein, Briefe aus Rom, S. 59-62, das Zitat S. 60). CatelCatel, Franz Ludwig (1778-1856) malt mir auch etwas.Catel malt mir auch etwas – Die Hensels hatten den Maler Franz Ludwig Catel im November und Dezember 1839 mehrfach in Rom getroffen; siehe Hensel, Tagebücher, S. 115 f. und S. 118-120. Außerdem haben wir uns selbst mit mehreren Sachen beschenkt, an denen Ihr auch wol Vergnügen haben werdet, wenn Ihr sie einmal seht. Hoffentlich aber finden wir Euch in BerlinBerlinDeutschland, und Gott gebe, daß wir Alle da gesund zusammentreffen mögen, am Vergnügen soll es dann nicht fehlen.

Mit diesem frommen Wunsch will ich schließen, und Dich bitten, uns allen SchunksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.Schunck, Familie von → Julius S. zu empfehlen, auch sonstigen Leipziger Freunden. Und bitte, bitte! schreibt bald wieder, Ihr glaubt gar nicht, was es uns für Vergnügen macht. Mein MannHensel, Wilhelm (1794-1861) und MännchenHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) grüßen bestens. Eure Fanny.
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

KaselowskyKaselowsky, August Theodor (1810-1891) bittet, ihn Dir lieber Felix angelegentlichst zu empfehlen.

            Rom, 4ten März, 1840. Lieber, lieber pater, peccavi! aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ, lag, oimè! hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, der schönste Brief eingepöckelt! Bis zu seiner Krankheit ging mein Mann oft hin, obgleich wir schon lange keine poste restante Briefe mehr erwarteten, sondern Euch Allen Valentini aufgegeben hatten, aber schon damals müssen sie ihn ihm vorenthalten, die asinacci! wie in Venedig, wo ich Ceciles Entbindung auch 8 Tage später erfuhr, als nöthig. Neulich nun, schicken wir einen Brief nach der Post Kaselowsky brachte ihn hin, und wir baten ihn, beiläufig einmal nachzufragen, und zurück kommt der wunderschönste Brief, den ich sechsmal hinter einander gelesen, und mich sechshundertmal dabei todtgelacht habe, Du siehst aber ich lebe noch. Du begehst wahrlich einen Raub an meiner Gesundheit, wenn Du mir nicht öfter schreibst, denn Du glaubst gar nicht, wie gesund es mir ist, mich krank zu lachen. Deine vortrefflichen Fragen und Rathschläge will ich der Reihe nach beantworten. Was ich in Rom treibe? Mich herum die ersten 2 Monate. Wir haben einen ordentlichen giro gemacht, und sind noch lange nicht fertig. Den 3ten Monat meinen Mann gepflegt, und nicht weiter gekommen als monte Pincio, wo ich oft mit Thränen spazieren ging, weil ich spazieren gehn sollte und mich doch so ängstigte und grämte. Dann kam Carneval, und da mein Mann eben wieder anfing etwas vertragen zu können, so haben wir ihn mit vielem Plaisir mitgemacht, und ich habe mich amüsirt, wie ichs nie gedacht hätte. Gestern Abend haben wir moccoli gehabt, und nun ists aus, und wir werden wieder anfangen uns ein wenig herumzutreiben, denn leider geht die köstliche Zeit auf die Neige, und es muß noch viel, gar viel geschehn bis Ostern. Wohnen thun wir in der via del Tritone, die in piazza Barbarini ausläuft. Wenn wir um 2 Ecken gehn, sind wir auf der passeggiata auf monte Pincio, und die Nähe dieses sonnigen Spaziergangs mit erträglicher Aussicht war uns schon oft, besonders während Wilhelms Genesungszeit, sehr angenehm. Broccoli als Salat habe ich noch immer nicht gegessen, obgleich Du es mir schon zweimal zur Pflicht gemacht, verzeih diese Nachlässigkeit, ich habe ihn aber eben auf morgen bestellt. Gott, die Madame Tizian, im Palast Sciarra, liebe ich ja schon erschrecklich seit Florenz, wo sie in den Uffizien, leider nicht in der Tribune, unter dem Namen Flora, mit einem weißen Hemde und einer Handvoll Blumen hängt, und eben so viel von einer Göttin als von einem Racker hat. Ferner ist sie zu schauen im Palast Barbarini, mit einer Haarperücke à la Bellin, einem rothgesprengelten Kleide, (mein Mann sagt, das hat er mit seinem Blut gemalt) und einer dicken, herabhängenden Kette, (mein Mann sagt: daran hängt Tizian) und gar keinem abgewelkten Gesicht, aber böse sieht die schöne Kröte aus, und hat ihm gewiß das Leben sauer und süß gemacht. Worher sollte ich armes Thier wol alle Kardinäle kennen? Ich bin ja kurzsichtig und komme gar nicht in die sixtinische Kapelle hinein, und auch in der Peterskirche dem Heiligthum der Kappen und Schweife gar nicht nah. Ich sehe die Herrn nur, wenn ihre Schweife ihnen aufgewickelt werden, und dann sehn sie nichts weniger als schön aus. Anvi. Von päbstlichen Quinten habe ich schon Weihnachten eine deutliche Anschauung bekommen, das ist ja immer der refrain. Wenn das nicht Quintissime sind, dann weiß ichs nicht. Sonstige Kirchenmusik habe ich nur erst einmal in St. Maria maggiore gehört, wo die vera culla angedudelt wurde, ich habe aber genug. Die Nonnen auf trinità wollte ich aus Schwesterliebe gern hören, man kommt aber jetzt schwer hinein, und ich werde mich einmal hinter meine fromme Cousine stecken müssen. – Vorgestern fand hier ein Fest welches, was das Local betrifft, wol einzig in seiner Art war, endlich ein Ball auf dem Kapitol, zum Besten der Cholerawaisen. Man fuhr hinauf durch das Forum, welches mit unzähligen Fackeln erleuchtet war, in deren Schein die alten Säulengeister ganz eigen schaurig und phantastisch dastanden. Der Kapitolplatz selbst mit dem Marc Aurel und den Dioskuren sah auch prachtvoll aus in dem Fackellicht. Leider regnete es in Strömen, bei mondhellem Abend müßte der Anblick noch umso prächtiger gewesen seyn. Ueberhaupt war der Karneval gar nicht vom Wetter begünstigt, die ersten Tage hatten wir bitterböse Tramontane, und zuletzt Regenwetter. Selbst der Moccoliabend musste mit Regenschirmen begangen werdn, hat mich aber dennoch unendlich amüsirt. Das Wesen ist so toll, daß es wieder poetisch wird, die zahllosen beweglichen Lichter, das tolle lustige Geschrei, die so vielfach beleuchteten Maskenkleidungen, die beständigen Angriffe die man abzuwehren suchen muß, die Bemühungen, die ausgelöschten Lichter wieder anzustecken. Alles das verwirrt Einen so, daß man zuletzt nicht mehr weiß, wo Einem der Kopf steht. Eine ganz besondre Virtuosität haben die Italiäner im Aussprechen des „senza moccolo„, welches von allen Seiten ertönt sobald sich Jemand ohne Licht, oder mit ausgelöschtem Licht sehn läßt, Spott, Verwunderung, Mitleid, tiefstes Bedauern, Frage, Triumph, Alles legen sie hinein, und es ist zum Todtlachen, wenn man so von allen Seiten angebrüllt wird. Dagegen ist das: sia ammazzato, welches Goethe gehört hat, nicht mehr Mode.
Hillers Entschluß, in Leipzig fleißig zu seyn, macht ihm alle Ehre. Grüß ihn recht sehr von mir, und sage ihm, wie leid es uns war, ihn nicht in Mailand zu treffen. Wir haben überhaupt auf dieser Reise Pech mit Menschen gehabt. Eine ganze Saison in Rom zu seyn, und nicht eine einzige Person von großer Auszeichnung zu treffen, ist doch wirklich schade. Voriges Jahr war Lißzt vier Monate hier, wie gern hätte ich den ungarischen Magneten gehört! Hast Du je etwas Lächerlicheres gehört als diese Säbelumgürtungsgeschichte? Lablache hätte sich auch wol können von mir in Italien hören lassen, ich fürchte sehr, er, oder ich werden Alle, ehe ich ihn kennen gelernt habe. Halt! was für ein Psalm von Dir ist denn jetzt aufgeführt? Kommt, laßt uns anbeten, oder, als Israel aus Egypten zog? Nimm Dich nur in Acht, daß der europäische Congreß nicht meint, Du habest Ibrahim im Sinn gehabt, als der aus Egypten zog, um die Schlacht bei Nisib zu schlagen. Antworte mir aber ernstlich darauf, und auch auf das Piano, ob ich eins von Felix Groß Bürger in Wien, nehmen soll? Von Graff möchte ich keins, sie sind zu leicht, und ich habe eben an einer Mme. Hensel hier ein warnendes Beispiel gesehn, wie man sich verwöhnen kann. Die Frau hat drei Monat lang einen alten leichten, ausgespielten Klapperkasten gehabt, und nun ein andres, gewöhnliches Wiener Instrument bekommen, ich habe sie gestern gehört, und ich versichere Dich, sie kann gar nicht drauf fort, sollte sie gar in einiger Zeit nach Leipzig kommen, so würdest Du sehn, daß sie nicht mehr spielen kann: Aller Anfang ist schwer. Ach und komponiren! Ich habe es erst eben nach Berlin geklagt, daß mir gar nichts mehr einfällt, nichts Gutes und nichts Schlechtes. Dio mio! Abraham wird alt! Nun gehe ich aus Deiner Stube hinaus, und zu Cecilen. Guten Tag, lieber Schatz! Wenn ich noch Platz hätte, würde ich Dich schelten, daß Du so viel pumpst, schreiben sollst Du, öfter, oft, daß mir Deine Briefe lieb und erfreulich und interessant sind, kannst Du schon glauben. Die schönsten Kindergeschichten von Carlchen, z. B. muß ich über Berlin erfahren. Tante Hund hat mich sehr ergötzt. Ich gratulire zum Pianino. Wenn ich Dich einmal wieder besuche, wollen wir stille Musik zusammen machen. Das ist doch noch ein schönes Geschenk! Ich bin hier aber auch sehr hübsch beschenkt worden. Von Elsasser habe ich eine sehr schöne Oelskizze und eine prächtige Federzeichnung bekommen, Catel malt mir auch etwas. Außerdem haben wir uns selbst mit mehreren Sachen beschenkt, an denen Ihr auch wol Vergnügen haben werdet, wenn Ihr sie einmal seht. Hoffentlich aber finden wir Euch in Berlin, und Gott gebe, daß wir Alle da gesund zusammentreffen mögen, am Vergnügen soll es dann nicht fehlen.
Mit diesem frommen Wunsch will ich schließen, und Dich bitten, uns allen Schunks zu empfehlen, auch sonstigen Leipziger Freunden. Und bitte, bitte! schreibt bald wieder, Ihr glaubt gar nicht, was es uns für Vergnügen macht. Mein Mann und Männchen grüßen bestens. Eure Fanny.
Kaselowsky bittet, ihn Dir lieber Felix angelegentlichst zu empfehlen.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1840-03-04-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1840-03-04-02">Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Rom, 4. März 1840</title> <title level="s" type="incipit">Lieber, lieber pater, peccavi! aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ, lag, oimè! hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, der schönste Brief eingepöckelt! Bis</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1840-01-04-02" type="precursor">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 4. Januar 1840</title><title key="fmb-1840-04-07-01" type="successor" xml:id="title_4ebf97c3-415d-412b-801f-6d837e1bcb5e">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 7. April 1840</title> <author key="PSN0111893">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</author> <respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 37/77.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1840-03-04-02" type="letter">Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Rom, 4. März 1840</title> <incipit>Lieber, lieber pater, peccavi! aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ, lag, oimè! hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, der schönste Brief eingepöckelt! Bis</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [ROMA / PARTENZA / 4? / MAR / 1840], [St. Post / 17MÆrz / I. 8-10 ], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Fanny Hensel</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Italienisches Tagebuch, S. 83-87 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Citron, Letters, S. 565-568.</bibl> <bibl type="printed_letter">Christian Lambour, Fanny Hensel – Die Pianistin, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 238 f. (Auszüge).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1840-03-04">4. März 1840</date>.</creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0111893" resp="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100177">Rom</settlement> <country>Italien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine> <hi rend="latintype">Germania.</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">A</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">Monsieur Félix Mendelssohn</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">Bartholdy</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">à</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">Leipzig</hi>.</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">fr. jusqu’à la</hi> </addrLine> <addrLine> <hi rend="latintype">frontière.</hi> </addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Rom, <date cert="high" when="1840-03-04" xml:id="date_af8af3d7-2530-46da-a7a9-60c1ff3f2628">4<hi rend="superscript">ten</hi> März, 1840</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber, lieber <hi rend="latintype">pater, peccavi!</hi><foreign xml:lang="la"><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_648198c5-04ce-14e57-f2d5f-270546d087f4" xml:lang="la">pater, peccavi – lat., Vater, ich habe gesündigt.</note></foreign> aber es ist durchaus nicht meine Schuld, denn während ich Dich über Berlin schelten ließ,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7dbb8b0c-9555-f0b21-4c334-191ccf91cba1" xml:lang="de">während ich Dich über Berlin schelten ließ – Gegenüber ihrer Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet hatte sich Fanny Hensel über das lange Schweigen des Bruders beklagt. »Die Leipziger sollen übrigens gescholten sein.«; Fanny Hensel an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Florenz, 19. November 1839 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,136. Druck: Klein, Briefe aus Venedig und Neapel, S. 53-57, Zitat S. 54). Lea Mendelssohn Bartholdy schrieb diesbezüglich ihrem Sohn Felix Mendelssohn Bartholdy; siehe Brief gb-1839-12-30-01 Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin 30. Dezember 1839. Felix Mendelssohn Bartholdy entschuldigte sich bei seiner Schwester Fanny Hensel für sein langes Schweigen; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840.</note> lag, <hi rend="latintype">oimè</hi>!<foreign xml:lang="it"><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_855c6c0d-0562-ef144-4c3ee-ff84aa0b2aa8" xml:lang="it">oimè – ital., ach.</note></foreign> hier auf der Post sechs, sage sechs Wochen lang, <title xml:id="title_18463cb0-997d-401d-b1c6-5966bcb33cba">der schönste Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-01-04-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 4. Januar 1840</name></title> <note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c2e92250-139c-88a2b-8c1b8-f0486c144a24" xml:lang="de">lag … sechs Wochen lang, der schönste Brief – Felix Mendelssohn Bartholdy schickte den Brief postlagernd nach Rom, wo er Fanny Hensel erst mit sechswöchiger Verspätung erreichte; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840.</note> eingepöckelt!</seg> Bis zu seiner Krankheit ging <persName xml:id="persName_af9969cb-bbcd-42f0-9338-a7ec463fee62">mein Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5cfd2611-22f4-94ed1-1d806-19858a761209" xml:lang="de">Bis zu seiner Krankheit ging mein Mann – Wilhelm Hensel war während des Romaufenthalts der Familie Hensel mehrere Wochen erkrankt; siehe Brief gb-1840-03-07-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Rom, 7. März 1840. Hensel hatte sich auf der Beerdigung von Graf Lepel erkältet und war anschließend schwer erkrankt; siehe Brief gb-1840-02-22-01 Walter Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 22. Februar 1840. Der preußische Generalmajor und Adjutant des Prinzen Friedrich Heinrich Karl von Preußen in Rom Graf Friedrich Wilhelm von Lepel war am 9. Januar 1840 in Rom gestorben.</note> oft hin, obgleich wir schon lange keine <hi rend="latintype">poste restante</hi><foreign xml:lang="fr"><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_db16b108-64ac-4d15f-9db95-df12556f3945" xml:lang="la">poste restante – frz., postlagernd.</note></foreign> Briefe mehr erwarteten, sondern Euch Allen <persName xml:id="persName_e5441473-9c5f-42b5-865a-907d2d0ecc46"><hi rend="latintype">Valentini</hi><name key="PSN0115441" style="hidden" type="person">Valentini, Vincenzo (1751-1842)</name></persName> aufgegeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2a598c3d-b7cf-d5a22-d7289-3466cd84b673" xml:lang="de">schon lange keine poste restante Briefe mehr … sondern Euch Allen Valentini aufgegeben – Noch in Florenz hatte Fanny Hensel darum gebeten, Briefe an sie nicht mehr postlagernd, sondern an Vincenzo Valentini in Rom zu schicken; siehe Fanny Hensel an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Florenz 11. November 1839 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin, 500,18,135, Druck: Klein, Briefe aus Venedig und Neapel, S. 48-53, hier S. 49). Sie bat ihre Mutter Lea Mendelssohn Bartholdy, dies auch ihrem Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy mitzuteilen; siehe Fanny Hensel an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Rom, 28., 29. November und 2. Dezember 1839 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,137, Druck: Klein, Briefe aus Rom, S. 21-25, hier S. 25). Der römische Bankier Vincenzo Valentini war seit 1825 preußischer Generalsekretär in Rom.</note> hatten, aber schon damals müssen sie ihn ihm vorenthalten, die <foreign xml:lang="it"><hi rend="latintype">asinacci</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_20c8972d-351d-f0f2b-81c00-a0196f72cf99" xml:lang="it">asinacci – ital., Esel (Steigerung von Asino).</note></foreign> wie in <placeName xml:id="placeName_6bbd8630-7bf1-478a-a900-e9327637fb89">Venedig<settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, wo ich <title xml:id="title_6e15aeef-01db-4f28-b2e3-1f13fd92d911"><persName xml:id="persName_3e8be3c1-02dc-49a5-bd66-2267ef2966d1">Ceciles<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> Entbindung<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1839-10-03-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Venedig; Leipzig, 3. Oktober 1839</name></title> auch 8 Tage später erfuhr,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_923d81a3-490f-92f45-467a4-aa5e4d05bd94" xml:lang="de">Ceciles Entbindung auch 8 Tage später erfuhr – Fanny Hensel erhielt die Nachricht von der Geburt von Marie Pauline Helene Mendelssohn Bartholdy am 15. Oktober 1839; siehe Hensel, Tagebücher, S. 107, Z. 10 f.</note> als nöthig. Neulich nun, schicken wir einen <add place="above">Brief nach der Post<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> <persName xml:id="persName_5134b1db-2953-4d01-ade9-301f46342f76">Kaselowsky<name key="PSN0112320" style="hidden" type="person">Kaselowsky, August Theodor (1810-1891)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f048cefd-51cb-01735-0fbe6-4ae896ce29dd" xml:lang="de">Kaselowsky – Der Maler August Theodor Kaselowsky war ein Schüler Wilhelm Hensels, der sich seit Juli 1839 in Rom aufhielt und dort engen Kontakt mit den Hensels pflegte; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 8.</note> brachte ihn hin, und wir baten ihn, beiläufig einmal nachzufragen, und zurück kommt der wunderschönste Brief, den ich sechsmal hinter einander gelesen, und mich sechshundertmal dabei todtgelacht habe, Du siehst aber ich lebe noch. Du begehst wahrlich einen Raub an meiner Gesundheit, wenn Du mir nicht öfter schreibst, denn Du glaubst gar nicht, wie gesund es mir ist, mich krank zu lachen. Deine vortrefflichen Fragen und Rathschläge will ich der Reihe nach beantworten. Was ich in <placeName xml:id="placeName_04183326-1f62-4403-9708-b069e6b661a5">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> treibe? Mich herum die ersten 2 Monate.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fb60f367-d220-e72de-59125-1dac6da4a95d" xml:lang="de">Mich herum die ersten 2 Monate – Fanny Hensel war mit ihrer Familie am 26. November 1839 in Rom eingetroffen; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 7.</note> Wir haben einen ordentlichen <hi rend="latintype">giro</hi><foreign xml:lang="it"><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7bcc57d0-2cc9-e3862-ebd6a-4aaea6745a27" xml:lang="it">giro – ital., Rundgang.</note></foreign> gemacht, und sind noch lange nicht fertig. Den 3ten Monat <persName xml:id="persName_8bcd6ef0-8484-43af-93f0-a547ddf67cb7">meinen Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> gepflegt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de4c464d-91ef-68eb4-a3095-f5278b3a322d" xml:lang="de">Den 3ten Monat meinen Mann gepflegt – Wilhelm Hensel war während des Romaufenthalts der Familie Hensel schwer erkrankt; siehe Brief gb-1840-03-07-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Rom, 7. März 1840.</note> und nicht weiter gekommen als <hi rend="latintype">monte Pincio</hi>, wo ich oft mit Thränen spazieren ging, weil ich spazieren gehn <hi n="1" rend="underline">sollte</hi> und mich doch so ängstigte und grämte. Dann kam Carneval, und da mein Mann eben wieder anfing etwas vertragen zu können, so haben wir ihn mit vielem Plaisir mitgemacht, und ich habe mich amüsirt, wie ichs nie gedacht hätte. <date cert="high" when="1840-03-03" xml:id="date_88423a37-1ec3-4160-946a-aff8d802e3bf">Gestern</date> Abend haben wir <hi rend="latintype">moccoli</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f0342edf-0a64-58f26-67ba3-3afe8c8a027e" xml:lang="de">moccoli – Lichterfest beim römischen Karneval.</note> gehabt, und nun ists aus, und wir werden wieder anfangen uns ein wenig herumzutreiben, denn leider geht die köstliche Zeit auf die Neige, und es muß noch viel, gar viel geschehn bis Ostern. Wohnen thun wir in der <hi rend="latintype">via del Tritone</hi>, die in <hi rend="latintype">piazza Barbarini</hi> ausläuft. Wenn wir um 2 Ecken gehn, sind wir auf der <hi rend="latintype">passeggiata</hi> auf <hi rend="latintype">monte Pincio</hi>, und die Nähe dieses sonnigen Spaziergangs mit erträglicher Aussicht war uns schon oft, besonders während <persName xml:id="persName_cc457a21-93e2-40ce-b465-27074e6bf7d4">Wilhelms<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> Genesungszeit, sehr angenehm. Broccoli als Salat habe ich noch immer nicht gegessen, obgleich Du es mir schon zweimal zur Pflicht gemacht, verzeih diese Nachlässigkeit, ich habe ihn aber eben auf <date cert="high" when="1840-03-05" xml:id="date_74b2ae1e-843b-41e6-bcea-cb8f7b346a03">morgen</date> bestellt. Gott, die <title xml:id="title_7bcf1334-4c6a-4341-9d3b-d96d03216ec7">Madame Tizian<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111083" style="hidden" type="art">La Bella</name></title>, im <placeName xml:id="placeName_6ff20485-f6e3-49bc-9248-83d8b2be5429">Palast <hi rend="latintype">Sciarra</hi><name key="NST0100375" style="hidden" subtype="" type="institution">Galleria Sciarra</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63e046e8-b0c8-bf10e-1ff58-7332e43240a9" xml:lang="de">die Madame Tizian, im Palast Sciarra – Tizians Gemälde La Bella befand sich seinerzeit in der Galleria Sciarra. Fanny Hensel hatte die Galleria Sciarra am 2. Dezember 1839 besucht; siehe Hensel, Tagebücher, S. 116. Felix Mendelssohn Bartholdy hatte das Gemälde explizit erwähnt; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 46.</note> liebe ich ja schon erschrecklich seit <placeName xml:id="placeName_2321ff59-6f49-40d8-b31e-9a03c809b6d9">Florenz<settlement key="STM0100174" style="hidden" type="locality">Florenz</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, wo sie in den <placeName xml:id="placeName_11278aca-6d6a-4021-987e-3eaf69af37f8">Uffizien<name key="NST0100247" style="hidden" subtype="" type="institution">Galleria degli Uffizi</name><settlement key="STM0100174" style="hidden" type="locality">Florenz</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, leider nicht in der Tribune, unter dem Namen <title xml:id="title_25c70c40-fd77-451f-a091-ac6c1e3d51ae">Flora<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0112345" style="hidden" type="art">Flora</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0879d19a-be75-30a45-08d31-4636545aca9a" xml:lang="de">Florenz, wo sie in den Uffizien, leider nicht in der Tribune, unter dem Namen Flora – Flora, Gemälde von Tizian in den Uffizien in Florenz. »Das Gemälde zeigt die Nutzung einer orange-bräunlichen Farbe, der der Name ›Tizian‹ gegeben, da der Künstler sie so häufig nutzte. Abgesehen von der Flora, nutzte er exakt diese Farbe auch für die Haare der Porträts seiner ersten Hofangehörigen« (Art. Tiziano Vecellio, in: <ref target="https://www.virtualuffizi.com/de/tiziano-vecellio-_1.html" xml:id="ref_416ec20b-4007-4399-a038-ab25d5d7eb62">Virtual Uffizi Gallery. The unofficial guide to the Uffici</ref>).</note> mit einem weißen Hemde und einer Handvoll Blumen hängt, und eben so viel von einer Göttin als von einem Racker hat. Ferner ist sie<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> zu schauen im <placeName xml:id="placeName_0c7a2a60-8e63-40d1-bd81-284b1aa20ea1">Palast <hi rend="latintype">Barbarini</hi><name key="NST0100281" style="hidden" subtype="" type="institution">Galleria Barberini</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, mit einer Haarperücke <hi rend="latintype">à la </hi><persName xml:id="persName_ee231ef7-1030-4b65-93c9-dc62aa72dc5d"><hi rend="latintype">Bellin</hi><name key="PSN0109793" style="hidden" type="person">Bellini, Giovanni (?-1516)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33178eea-eb08-2a7be-d5d59-ca9c68486798" xml:lang="de">à la Bellin – Vermutlich ist Tizians Lehrer Giovanni Bellini gemeint; siehe Citron, Letters, S. 288.</note> einem rothgesprengelten Kleide, (mein Mann sagt, das hat er mit seinem Blut gemalt) und einer dicken, herabhängenden Kette, (mein Mann sagt: daran hängt <persName xml:id="persName_8dac87cb-da6b-436c-9d34-3b14759da7fa">Tizian<name key="PSN0115347" style="hidden" type="person">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name></persName>) und gar keinem abgewelkten Gesicht, aber böse sieht die schöne Kröte aus, und hat ihm gewiß das Leben sauer und süß gemacht. Wo<del cert="low" rend="strikethrough">r</del>her sollte ich armes Thier wol alle Kardinäle kennen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_15aef5f0-dd9f-cac60-81c38-ce783f8d418e" xml:lang="de">Woher sollte ich armes Thier wol alle Kardinäle kennen? – Gegenfrage Fanny Hensels auf die Frage ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy, ob sie schon alle Kardinale kenne; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 44 f.</note> Ich bin ja kurzsichtig und komme gar nicht in die <placeName xml:id="placeName_eba05b48-6021-446f-9daa-570d8b0ce22e">sixtinische Kapelle<name key="SGH0100582" style="hidden" subtype="" type="sight">Cappella Sistina (Sixtinische Kapelle)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> hinein, und auch in der <placeName xml:id="placeName_30c9be6e-6e00-401c-8ab8-60be653097eb">Peterskirche<name key="SGH0100229" style="hidden" subtype="" type="sight">San Pietro in Vaticano (Petersdom)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> dem Heiligthum der Kappen und Schweife gar nicht nah. Ich sehe die Herrn nur, wenn ihre Schweife ihnen aufgewickelt werden, und dann sehn sie nichts weniger als schön aus. <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Anvi</unclear>. Von päbstlichen Quinten habe ich schon Weihnachten eine deutliche Anschauung bekommen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d58c0a10-e870-6eddc-00da4-14c5ae8ecfd3" xml:lang="de">Von päbstlichen Quinten habe ich schon Weihnachten eine deutliche Anschauung bekommen – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte seine Schwester auf die Quinten resp. Quintparallelen hingewiesen; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 54 f.: »Paß auf, was die päpstlichen Sänger für horrende Quinten machen, wenn sie alle 4 Stimmen zugleich mit Coloraturen ausschmücken.«</note> das ist ja immer der <hi rend="latintype">refrain</hi>.<figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="quarter_page" type="notated_Music" xml:id="figure_40c0a903-d235-4609-bd4e-a571e1281956"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1840-03-04-02-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 37/77, fol. 1v.</head><figDesc style="display_none">Notennotat eines Refrains mit Quintparallelen.</figDesc></figure> Wenn das nicht Quintissime sind, dann weiß ichs nicht. Sonstige Kirchenmusik habe ich nur erst einmal in <hi rend="latintype">St. Maria maggiore</hi> gehört, wo die <hi rend="latintype">vera culla</hi> angedudelt wurde, ich habe aber genug. Die Nonnen auf <hi rend="latintype">trinità</hi> wollte ich aus Schwesterliebe gern hören, man kommt aber jetzt schwer hinein, und ich werde mich einmal hinter meine fromme Cousine stecken müssen. – <date cert="high" when="1840-03-02" xml:id="date_53cdcfd5-f09b-41e8-aa1c-5781e3c7ba35">Vorgestern</date> fand hier ein Fest welches, was das Local betrifft, wol einzig in seiner Art war, e<unclear reason="covering" resp="FMBC">nd</unclear>lich ein Ball auf dem <placeName xml:id="placeName_7de43610-2f2c-471e-a24a-3d0138d54b32">Kapitol<name key="SGH0100252" style="hidden" subtype="" type="sight">Kapitol</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, zum Besten der Cholerawaisen. Man fuhr hinauf durch das <placeName xml:id="placeName_07150dd8-fce8-4aee-9bb1-3d608313c18b">Forum<name key="SGH0100283" style="hidden" subtype="" type="sight">Forum Romanum</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, welches mit unzähligen Fackeln erleuchtet war, in deren Schein die alten Säulengeister ganz eigen schau<unclear reason="covering" resp="FMBC">rig</unclear> und phantastisch dastanden. Der Kapitolplatz selbst mit dem <placeName xml:id="placeName_2e99eb6e-ffd8-4c50-b6f9-8f16e2927070">Marc Aurel<name key="SGH0104714" style="hidden" subtype="" type="sight">Marc Aurel</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> und den <placeName xml:id="placeName_de94f4c1-fb90-4a7f-9e36-7bfdaffee793">Dioskuren<name key="SGH0104715" style="hidden" subtype="" type="sight">Dioskuren</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> sah auch prachtvoll aus in dem Fackellicht. Leider regnete es in Strömen, bei mondhellem Abend müßte der Anblick noch um<unclear reason="covering" resp="FMBC">so</unclear> prächtiger gewesen seyn. Ueberhaupt war der Karneval gar nicht vom Wetter begünstigt, die ersten Tage hatten wir bitterböse Tramontane,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0f6740b0-47c9-99486-9bbca-b0f21c4b926f" xml:lang="de">Tramontane – starke, kalte Winde.</note> und zuletzt Regenwetter. Selbst der Moccoliabend musste mit Regenschirmen begangen werdn, hat mich aber dennoch unendlich amüsirt. Das Wesen ist so toll, daß es wieder poetisch wird, die zahllosen beweglichen Lichter, das tolle lustige Geschrei, die so vielfach beleuchteten Maskenkleidungen, die beständigen Angriffe die man abzuwehren suchen muß, die Bemühungen, die ausgelöschten Lichter wieder anzustecken. Alles das verwirrt Einen so, daß man zuletzt nicht mehr weiß<unclear reason="covering" resp="FMBC">,</unclear> wo Einem der Kopf steht. Eine ganz besondre Virtuosität haben die Italiäner im Aussprechen des „<hi rend="latintype">senza moccolo</hi>„, welches von allen Seiten er<unclear reason="covering" resp="FMBC">tönt</unclear> sobald sich Jemand ohne Licht, oder mit ausgelöschtem Licht sehn läßt, Spo<unclear reason="covering" resp="FMBC">tt</unclear>,<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Verwunderung, Mitleid, tiefstes Bedauern, Frage, Triumph, Alles legen sie hinein, und es ist zum Todtlachen, wenn man so von allen Seiten angebrüllt wird. Dagegen ist das: <hi rend="latintype">sia ammazzato</hi>, welches <persName xml:id="persName_b9223aee-68ec-41fc-befa-1c820fe90c24">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> gehört hat,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9cdf33bf-ceaa-e27bb-16985-ca92f0a372b8" xml:lang="de">senza moccolo … sia ammazzato, welches Goethe gehört hat – Fanny Hensel beschreibt das Lichterfest am Ende des römischen Karnevals, bei dem jeder trachtet, sein eigenes Licht brennen zu lassen und das der anderen auszublasen, wobei »senza moccolo« gerufen wird. Sie verweist auf Johann Wolfgang von Goethes Beschreibung des Moccoli, dessen Bericht »Das römische Karneval« 1789 erschien und in den dritten Band der »Italienischen Reise« aufgenommen wurde; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 120, Anm. 2.</note> nicht mehr Mode.</p> <p><persName xml:id="persName_72e31b57-83bc-4355-8ae0-f2aaf6715c5f">Hillers<name key="PSN0112003" style="hidden" type="person">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> Entschluß, in <placeName xml:id="placeName_b93b2a1f-3bbd-4879-a21e-8990b7300c1f">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fleißig zu seyn,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_84196b01-cabb-8a7cf-6c014-2aca139fbbaa" xml:lang="de">Hillers Entschluß, in Leipzig fleißig zu seyn – Ferdinand Hiller war nach dem Tod seiner Mutter auf Mendelssohns Einladung hin nach Leipzig gekommen; siehe (Gb-Ob, M.D.M. c. 49, fol. 25v), um mit der Unterstützung des Freundes sein Oratorium Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24) zu vollenden; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840. Die Uraufführung des Oratoriums unter Hillers Leitung fand am 2. April 1840 im Leipziger Gewandhaus statt; siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1038.</note> macht ihm alle Ehre. Grüß ihn recht sehr von mir, und sage ihm, wie leid es uns war, ihn nicht in <placeName xml:id="placeName_9ec29398-343a-4342-a12f-e5672fc382e7">Mailand<settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> zu treffen. Wir haben überhaupt auf dieser Reise Pech mit Menschen gehabt. Eine ganze <hi rend="latintype">Saison</hi> in <placeName xml:id="placeName_35427150-20fa-4e73-9922-318f91f86d4c">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> zu seyn, und nicht eine einzige Person von großer Auszeichnung zu treffen, ist doch wirklich schade. Voriges Jahr war <persName xml:id="persName_9f9c53fa-f3b0-495d-9a4c-7d10652728f1">Lißzt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName> vier Monate hier,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7caa87f1-ff9d-d2899-a9099-4b3cee921a6b" xml:lang="de">Voriges Jahr war Lißzt vier Monate hier – Der Pianist und Komponist Franz Liszt kam mit Marie d’Agoult im Januar 1839 nach Rom, wo sie einige Monate blieben.</note> wie gern hätte ich den ungarischen Magneten gehört! Hast Du je etwas Lächerlicheres gehört als diese Säbelumgürtungsgeschichte? <persName xml:id="persName_17836a7d-039d-421d-aa34-e12487d14ead"><hi rend="latintype">Lablache</hi><name key="PSN0112634" style="hidden" type="person">Lablache, Luigi (Louis) (1794-1858)</name></persName> hätte sich auch wol können von mir in <placeName xml:id="placeName_506b01b7-3cff-4f1f-8502-76f3a37623fa">Italien<settlement key="STM0104792" style="hidden" type="country">Italien</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> hören lassen, ich fürchte sehr, er, oder ich werden Alle, ehe ich ihn kennen gelernt habe. Halt! was für ein Psalm von Dir ist denn jetzt aufgeführt?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d2ea5c77-30f8-9ddf9-2bc0b-7307f82d7727" xml:lang="de">was für ein Psalm von Dir ist denn jetzt aufgeführt? – Beim Neujahrskonzert am 1. Januar 1840 leitete Felix Mendelssohn Bartholdy im Rahmen des elften Abonnementkonzerts der Saison 1839/40 im Saal des Gewandhauses in Leipzig die Uraufführung seines 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« op. 51 (MWV A 17); siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1027.</note> <title xml:id="title_fe3136a1-443c-4adf-b4c4-7db277060cbe">Kommt, laßt uns anbeten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pyyhhx3i-y9zu-oqee-ykbv-jib3kz0n8fag"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100116" style="hidden">Der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, 6. April 1838; [1839]; 3. Juli 1841<idno type="MWV">A 16</idno><idno type="op">46</idno></name></title>, oder, <title xml:id="title_65beab02-e493-424f-a311-8267b5395726">als Israel aus Egypten zog<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_94zvgkaq-1mwp-eh7g-gscy-vqd34k01zqrb"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100117" style="hidden">Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« für gemischten Chor, Orchester und Orgel, [Ende Juli 1839] bis 9. August 1839; Revision 1840<idno type="MWV">A 17</idno><idno type="op">51</idno></name></title>? Nimm Dich nur in Acht, daß der europäische Congreß nicht meint, Du habest Ibrahim im Sinn gehabt, als der aus Egypten zog, um die Schlacht bei Nisib zu schlagen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63acf082-60dd-eb068-38642-18d9f99573bd" xml:lang="de">Ibrahim … der aus Egypten zog, um die Schlacht bei Nisib zu schlagen – Am 24. Juni 1839 hatte in Nizip eine Schlacht zwischen dem Osmanischen Reich und Ägypten stattgefunden; siehe Marcin Marcinkowski, Die Entwicklung des Osmanischen Reiches zwischen 1839 und 1908, Berlin 2007, S. 34.</note> Antworte mir aber ernstlich darauf, und auch auf das Piano, ob ich eins von <persName xml:id="persName_ca711a46-f685-428b-8389-1d73b63814d5">Felix Groß<name key="PSN0111564" style="hidden" type="person">Gross (Groß), Felix (1801-?)</name></persName> Bürger in <placeName xml:id="placeName_5fa7e8ab-709d-48dc-af34-32b58e5420b4">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName>, nehmen soll? Von <persName xml:id="persName_4171fdea-083a-4cc0-9f7d-3acad3d3da8a">Graff<name key="PSN0111505" style="hidden" type="person">Graf, Conrad (1782-1851)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_916ad093-a292-e0894-cba1f-94a196d83b11" xml:lang="de">Felix Groß … Graff – Felix Groß und Conrad Graf waren Klavierbauer in Wien.</note> möchte ich keins, sie sind zu leicht, und ich habe eben an einer Mme. Hensel hier ein warnendes Beispiel gesehn, wie man sich verwöhnen kann. Die Frau hat drei Monat lang einen alten leichten, ausgespielten Klapperkasten gehabt, und nun ein andres, gewöhnliches Wiener Instrument bekommen, ich habe sie <date cert="high" when="1840-03-03" xml:id="date_dfbef8ed-b8c0-48f7-a249-21e5dc3f62c5">gestern</date> gehört, und ich versichere Dich, sie kann gar nicht drauf fort, sollte sie gar in einiger Zeit nach <placeName xml:id="placeName_c9020b34-4215-43b1-9575-d92b7c4b057c">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kommen, so würdest Du sehn, daß sie nicht mehr spielen kann: Aller Anfang ist schwer.<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_dd173b7d-2e21-4a19-9eee-f2db82388bac" xml:lang="de ">Aller Anfang ist schwer – Die Silben des Satzes sind mit metrischen Zeichen unterlegt. Die Silben von Aller Anfang sind mit kleinen Halbkreisen unterlegt und so als kurze Silben gekennzeichnet, die Worte ist und schwer sind durch Unterstriche als lange Silben gekennzeichnet.</note> Ach und komponiren! Ich habe es erst eben nach Berlin geklagt, daß mir gar nichts mehr einfällt, nichts Gutes und nichts Schlechtes.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1d3e1e94-2654-53e93-25aa3-f0e8a4128bb4" xml:lang="de">Ach und komponiren! Ich habe … geklagt, daß mir gar nichts mehr einfällt, nichts Gutes und nichts Schlechtes. … Abraham wird alt! – Fanny Hensel hatte knapp zwei Jahre zuvor Folgendes an Felix Mendelssohn Bartholdy geschrieben: »komponiert habe ich diesen Winter rein gar nichts, musiziert freilich desto mehr, aber wie einem zu Mut ist, der ein Lied machen will, weiß ich gar nicht mehr. Ob das wohl noch wieder kommt, oder ob Abraham alt war?« (Brief gb-1838-03-25-02 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, vor dem 26. März 1838. Teildruck: Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 2, S. 56 f.) Sie nimmt Bezug auf das Alte Testament, 1. Buch Mose, Kap. 25, Verse 7/8; siehe Peter Schleuning, Fanny Hensel geb. Mendelssohn. Musikerin der Romantik (Europäische Komponistinnen, Bd. 6), Köln u. a. 2007, S. 187. Es lässt sich nicht konkret ausmachen, welchen Brief nach Berlin Fanny Hensel meint. Möglicherweise ist der Geburtstagsbrief an ihre Mutter vom 25. Februar 1840 gemeint, dem das Lied »Sage mir, was mein Herz begehrt, mein Herz ist bei dir, halt es wert« vorangestellt ist. Der Brief ist unvollständig in Hensel, die Familie Mendelssohn, Bd. 2, S. 128-131, abgedruckt. Den Briefanfang hat Klein der ersten Seite des Briefes entnommen, die im Versteigerungskatalog von Sotheby’s in London vom 29. November 1985 abgebildet ist, und dem Abdruck Hensels vorangestellt, dennoch fehlt Brieftext; siehe Klein, Briefe aus Rom, S. 57-59, hier S. 59, und S. 120, Anm. 1.</note> <foreign xml:lang="it">Dio mio</foreign>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c83467ed-6919-c95ca-6152c-2e70ee48787f" xml:lang="it">Dio mio – ital., mein Gott.</note> Abraham wird alt! Nun gehe ich aus Deiner Stube hinaus, und zu <persName xml:id="persName_e5952f95-fdfe-43e9-a1c9-d253c85be20a">Cecilen<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>. Guten Tag, lieber Schatz! Wenn ich noch Platz hätte, würde ich Dich schelten, daß Du so viel pumpst, schreiben sollst Du, öfter, oft, daß mir Deine Briefe lieb und erfreulich und interessant sind, kannst Du schon glauben. Die schönsten<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Kindergeschichten von <persName xml:id="persName_6b80a817-51b6-4dbe-ac81-d9206ead1006">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>, z. B. muß ich über Berlin erfahren. Tante Hund<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ea34742-086f-10cdf-523dc-8f251c51c365" xml:lang="de">Tante Hund – Vermutlich ist Juliane Louise Schunck gemeint. Felix Mendelssohn Bartholdy hatte darüber berichtet, dass sein Sohn Carl die Tante Tante Hund nennt; siehe Brief fmb-1840-01-11-01 (Brief Nr. 2539) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 11. Januar 1840. </note> hat mich sehr ergötzt. Ich gratulire zum Pianino. Wenn ich Dich einmal wieder besuche, wollen wir stille Musik zusammen machen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_884268bf-2422-4ec7e-1a0d6-91e1ee23f23f" xml:lang="de">Ich gratulire zum Pianino … wollen wir stille Musik zusammen machen – Breitkopf &amp; Härtel hatten Cécile und Felix Mendelssohn Bartholdy Ende 1839 ein Pianino geschenkt; siehe Brief fmb-1839-12-30-01 (Brief Nr. 2566) Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 30. Dezember 1839. Das Pianino war so im blauen Zimmer der Wohnung der Mendelssohns platziert, dass Cécile Mendelssohn Bartholdy dort musizieren konnte, ohne dass Felix Mendelssohn Bartholdy es in seinem Zimmer hören konnte; siehe Brief fmb-1840-01-04-02 (Brief Nr. 2587) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom, Leipzig, 4. Januar 1840, Z. 30-33: »(bei der Gelegenheit bekam Cécile ein Pianino von Breitkopf &amp; H. geschenkt – der Inbegriff ihrer Wünsche – auf dem sie im blauen Zimmer incognito spielt und selig ist, weil kein Mensch in der Nebenstube was davon ahnet)«.</note> Das ist doch noch ein schönes Geschenk! Ich bin hier aber auch sehr hübsch beschenkt worden. Von <persName xml:id="persName_b1c933e5-2430-4309-85a8-b1a40caf33bf">Elsasser<name key="PSN0118975" style="hidden" type="person">Elsasser, Friedrich August (1810-1845)</name></persName> habe ich eine sehr schöne Oelskizze und eine prächtige Federzeichnung bekommen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9109d30d-170d-c51d0-21379-03702aee7518" xml:lang="de">Von Elsasser habe ich eine sehr schöne Oelskizze und eine prächtige Federzeichnung bekommen – Der Maler Friedrich August Elsasser hielt sich seit 1832 in Italien auf. Ob es sich bei der erwähnten Oelskizze um dieselbe Skizze handelt, die Fanny Hensel ihrer Mutter gegenüber erwähnte, bleibt offen. Letzterer schrieb sie, »daß Elsasser mir eine sehr schöne Skizze geschenkt hat, die man wol ein kleines Bildchen nennen kann? Die habe ich mir erspielt, die ist mein Honorar« Fanny Hensel an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Rom, 13. Februar 1840 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,146. Druck: Klein, Briefe aus Rom, S. 53-57, Zitat S. 56). Über die Federzeichnung berichtete Fanny Hensel ihrer Schwester Rebecka Lejeune Dirichlet: »Von Elsasser habe ich wieder eine wunderschöne Federzeichnung geschenkt bekommen« Fanny Hensel an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Rom, 1. März 1840 (D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,18,147. Druck: Klein, Briefe aus Rom, S. 59-62, das Zitat S. 60).</note> <persName xml:id="persName_4f2464bf-fb0f-4f82-b7d4-cadf4cc4f9da">Catel<name key="PSN0110319" style="hidden" type="person">Catel, Franz Ludwig (1778-1856)</name></persName> malt mir auch etwas.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5af3aff8-b718-c5453-89596-a7885cc2174e" xml:lang="de">Catel malt mir auch etwas – Die Hensels hatten den Maler Franz Ludwig Catel im November und Dezember 1839 mehrfach in Rom getroffen; siehe Hensel, Tagebücher, S. 115 f. und S. 118-120.</note> Außerdem haben wir uns selbst mit mehreren Sachen beschenkt, an denen Ihr auch wol Vergnügen haben werdet, wenn Ihr sie einmal seht. Hoffentlich aber finden wir Euch in <placeName xml:id="placeName_67b3f7bb-5b2f-406f-96c2-aa9e4eaeeab7">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und Gott gebe, daß wir Alle da gesund zusammentreffen mögen, am Vergnügen soll es dann nicht fehlen.</p><closer rend="left">Mit diesem frommen Wunsch will ich schließen, und Dich bitten, uns allen <persName xml:id="persName_d9b4a3bd-1279-4cbb-be92-7f81242a8f9a">Schunks<name key="PSN0114759" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name><name key="PSN0114760" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Julius S.</name></persName> zu empfehlen, auch sonstigen Leipziger Freunden. Und bitte, bitte! schreibt bald wieder, Ihr glaubt gar nicht, was es uns für Vergnügen macht. <persName xml:id="persName_9a326946-b68c-450c-8c1a-e484d0d77886">Mein Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_34797168-05b0-4a46-9621-6c5ea5c5dd06">Männchen<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> grüßen bestens. <seg type="signed">Eure Fanny</seg>.</closer> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_c38c0131-ebb1-49d6-b78e-3a4225b75f72">Kaselowsky<name key="PSN0112320" style="hidden" type="person">Kaselowsky, August Theodor (1810-1891)</name></persName> bittet, ihn Dir lieber Felix angelegentlichst zu empfehlen.</p> </div> </body> </text></TEI>