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gb-1840-02-20-01

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Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 20. Februar 1840 Welch ein Plaisir hast Du mir gemacht, o Felix, mit Deinem Brief ! Ich habe seinen Inhalt voraus gewußt und doch nicht geglaubt, so sehr und so oft mich auch meine Frau mit meinem Unglauben Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bernhard Marx in Berlin; Leipzig, vor dem 20. Februar 1840 unbekannt Marx, Adolph Bernhard (1795-1866) Marx, Adolph Bernhard (1795-1866) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 37/58. Autograph Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 20. Februar 1840 Welch ein Plaisir hast Du mir gemacht, o Felix, mit Deinem Brief ! Ich habe seinen Inhalt voraus gewußt und doch nicht geglaubt, so sehr und so oft mich auch meine Frau mit meinem Unglauben

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 7-8A? / 20 / 2], [R ? / 20/ ? / No. ?], [St. Post / 22 FEB / IV.2-4], Siegel.

Adolph Bernhard Marx

Green Books

Albrecht-Hohmaier, Mendelssohns Paulus, S. 259 f.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. Februar 1840 Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)counter-resetMarx, Adolph Bernhard (1795–1866) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Herrn Musikdirektor, Dr. F. Mendelssohn Bartholdy Wohlgeboren in Leipzig. frei
Marx, Adolph Bernhard (1795–1866) Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)

Welch ein Plaisir hast Du mir gemacht, o Felix, mit Deinem Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1840-02-19-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bernhard Marx in Berlin; Leipzig, vor dem 20. Februar 1840</name>! Ich habe seinen Inhalt voraus gewußt und doch nicht geglaubt, so sehr und so oft mich auch meine FrauMarx, Marie Therese (1820-1912) mit meinem Unglauben an alles äußere Glück auslacht. O welche Weisheit liegt doch im Glücklichsein! und wieviel Ueberredung auf geliebten Lippen! Doch alles dies bei Seite. Heut gilt es Geschäft.

Hätte ich nur gleich gründlicher geschrieben <name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="gb-1840-02-07-02" style="hidden" type="letter">Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 7. Februar 1840</name>, so hätt’ ich Dir alle Bedenken gespart. Ich habe nämlich gar nicht den Wunsch gehabt, vor dem Sommer zur Aufführung zu gelangen;nur gleich gründlicher geschrieben … nicht den Wunsch gehabt, vor dem Sommer zur Aufführung zu gelangen – Marx hatte Mendelssohn im vorangegangenen Brief die Aufführung seines Oratoriums Mose op. 10 angetragen, jedoch keinen Termin genannt; siehe Brief gb-1840-02-07-02 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 7. Februar 1840. dies wäre ja schon der Kopiatur und des Einstudierens wegen unmöglich, da erstere erst begonnen hat. Vielmehr dachte und wünschte ich die Aufführung in die Zeit zwischen dem 15 August und 1. November oder 20. Oktober, – meiner Ferienzeit und der neuen Musikperiode nach der Sommerruhe, in der wir Städter blos Nachtigallen in den Käfigen und Baßtuben oder „Brummspäne“ (ein neues berliner Instrument, das wie ein engchämirder Bulle singt) in den Gärten hören. Den nähern Termin würdest Du zu bestimmen haben, wie ich denn überhaupt jeden Punkt meines Wunsches Deiner Prüfung unterwerfe.

Also 1, räthst Du mir nicht auch zu LeipzigLeipzigDeutschland? Wo sonst? Die ElbmusikfesteElbmusikfesteAnhaltDeutschland gehören SchneiderSchneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853); der RheinNiederrheinische MusikfesteRheinlandDeutschland wäre mir (meiner Kasse) zu weit; BreslauBreslauDeutschland deßgleichen und eine dortige Aufnahme nicht entscheidend. Dagegen scheint mir L.LeipzigDeutschland in mus. Hinsicht eine Autorität und eine Herausgabe dort am leichtesten zu erlangen, – guten Erfolg vorausgesetzt. Dieser und jene sind mir aber jetzt zum Allerhöchsten wünschenswerth, weil ich ohnedem nicht zu meinem Elias<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112967" style="hidden" type="music">Elias</name> und Otto III<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112640" style="hidden" type="music">Otto III.</name> zu kommen weiß,ich ohnedem nicht zu meinem Elias und Otto III zu kommen weiß – Beide Werke wurden nicht vollendet. Unter der Kategorie geplanter Werke erfasste Hirschberg zwar Otto III, aber nicht Elias; siehe Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 1-72, hier S. 68 f. nach denen mir nun |2| das Herz brennt, – und weil ich lieber in PurgatorioPurgatorio – ital., Fegefeuer. Konzertmeister, als noch länger hier Professor oder Geheimrath sein möchte. Hier aber gar meinen Moses<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name> aufführen? Ich wollte, daß er in der ganzen Welt gefiele und hierBerlinDeutschland nie aufgeführt würde, – und hoffe wenigstens die Hälfte dieses Glücks zu erleben.

Nun weiter.

Allerdings wünsche ich 2, die Aufführung selbst zu leiten.Allerdings wünsche ich … die Aufführung selbst zu leiten – Die Uraufführung von Marx’ Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10 fand am 2. Dezember 1841 unter der Leitung von Johann Theodor Mosewius in Breslau statt; siehe Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 1-72, hier S. 33. Aber hierBerlinDeutschland ist viel zu überwinden. Ich sehe nämlich kaum die Möglichkeit, Reisekosten und sonstige Ausgaben aufzutreiben, und nur 14tägige Revenuen zu opfern, da der Staat mich zu hoch hält, mich wie eine Tänzerin mit p reinem Gelde zu honoriren. So viel ich schon gerechnet habe, wird es mir nicht möglich, länger als 2 Wochen wegzubleiben. Folglich kann ich nicht das ganze Studium leiten. Sodenn sehe ich nicht die Möglichkeit die Auslagen zur einer eignen Aufführung zu bestreiten und mag, wenn ich auch könnte, bei der Unsicherheit des Erfolges nicht dazu noch mehr Schulden machen. Gleichwohl ist es möglich, daß sich in 2 bis 4 Monaten für all’ das eine Abhülfe findet. Was nun thun? Ueberlege Dirs, sobald Du erst das Werk<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name> kennst, ob ichs wagen, oder ob man die KonzertdirektionGewandhausLeipzigDeutschlandGewandhausLeipzigDeutschland gewinnen soll, – meine Dir. vorausgesetzt. Die Entscheidung über diesen Punkt wünsche ich, wegen der angedeuteten Aussicht, möglichst weit verschoben.

Jedenfalls also würde ich Dich herzlich bitten, mir im Einstudieren vorzuarbeiten, – oder wie sich das bei euch macht. Und zwar auch, damit Du mir Deine Lerchen und Nachtigallen erst einfangest und kirre machst; denn ich bin öfter doppelchörig geworden, möchte also möglichst volles Personal. Auch deßwegen möchte ich Dich voran wissen, weil Dein Kredit und guter Wille mir den der Exekuti |3| renden gewinnen wird, ohne den mein sonderbares Werk<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name> nicht zur rechten Darstellung kommen kann. Hier liegt das wahre Bedenken, und es ist nach meiner Ueberzeugung nur von Dir zu haben.

Nun also bliebe nichts übrig, als Dir die Partitur schicken, damit Du ihre Blätter, Staubfäden pp untersuchtest. Aber meine FrauMarx, Marie Therese (1820-1912) betheuert, sie würde keine Nacht schlafen, wenn ich sie der Post übergäbe, eh’ ich eine Abschrift im Schrank’ hätte; und auch ich gestehe, daß mir bei dem Gedanken ihres möglichen Verlustes grauset, da ich nicht wüßte, ob ich die Kraft hätte, sie nochmals auszuführen. Entweder werde ich mich doch noch entschließen (denn ich sehe wohl, daß die Furcht im Grunde kindisch ist) oder, wenn ich kann, komme ich nach dem 15 März auf 2 bis 3 Tage hinüberkomme ich nach dem 15 März auf 2 bis 3 Tage hinüber – Marx kam im April 1840 nach Leipzig. In Mendelssohns »Fremdenliste« findet sich der Eintrag, dass Herr Marx aus Berlin ihn am 9. April 1840 in Leipzig besuchte; siehe »Fremdenliste« (GB-Ob, M.D.M. c. 49, fol. 26v); siehe auch Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 435. und trage sie Dir selber vor. Denn aus andern Gründen, kannst Du Dir denken, werd’ ich kein Auge schließen von dem Augenblicke, wo die Part. in Deine Hände kommt, bis zum Empfang der ersten Nachricht – oder noch länger. Ich habe wohl das Bewußtsein, für mich das Rechte – möglichst – gethan zu haben; ob aber für Dich, ist eine andre Frage. Und wie glücklich würde mich Deine Einstimmung machen, wie wichtig wäre sie mir auf meinem, wenn ich nicht irre, eignen Wege! Du fragst mich nach den Stellen, wo ich Deinen Rath brauche? Ganz genau kann ich sie nicht bezeichnen; ungefähr zwischen dem 1ten und 10000000 Takte wirds wohl sein.

Soviel also bis zur Uebersendung oder Ueberbringung der Partitur. Glück Dir und den DeinenMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897) Dein Marx Berlin 20.2.40.
Marx, Adolph Bernhard (1795–1866) Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)

Grüße DavidsDavid, Familie von → Ferdinand D..

            Welch ein Plaisir hast Du mir gemacht, o Felix, mit Deinem Brief ! Ich habe seinen Inhalt voraus gewußt und doch nicht geglaubt, so sehr und so oft mich auch meine Frau mit meinem Unglauben an alles äußere Glück auslacht. O welche Weisheit liegt doch im Glücklichsein! und wieviel Ueberredung auf geliebten Lippen! Doch alles dies bei Seite. Heut gilt es Geschäft.
Hätte ich nur gleich gründlicher geschrieben, so hätt’ ich Dir alle Bedenken gespart. Ich habe nämlich gar nicht den Wunsch gehabt, vor dem Sommer zur Aufführung zu gelangen; dies wäre ja schon der Kopiatur und des Einstudierens wegen unmöglich, da erstere erst begonnen hat. Vielmehr dachte und wünschte ich die Aufführung in die Zeit zwischen dem 15 August und 1. November oder 20. Oktober, – meiner Ferienzeit und der neuen Musikperiode nach der Sommerruhe, in der wir Städter blos Nachtigallen in den Käfigen und Baßtuben oder „Brummspäne“ (ein neues berliner Instrument, das wie ein engchämirder Bulle singt) in den Gärten hören. Den nähern Termin würdest Du zu bestimmen haben, wie ich denn überhaupt jeden Punkt meines Wunsches Deiner Prüfung unterwerfe.
Also 1, räthst Du mir nicht auch zu Leipzig? Wo sonst? Die Elbmusikfeste gehören Schneider; der Rhein wäre mir (meiner Kasse) zu weit; Breslau deßgleichen und eine dortige Aufnahme nicht entscheidend. Dagegen scheint mir L. in mus. Hinsicht eine Autorität und eine Herausgabe dort am leichtesten zu erlangen, – guten Erfolg vorausgesetzt. Dieser und jene sind mir aber jetzt zum Allerhöchsten wünschenswerth, weil ich ohnedem nicht zu meinem Elias und Otto III zu kommen weiß, nach denen mir nun das Herz brennt, – und weil ich lieber in Purgatorio Konzertmeister, als noch länger hier Professor oder Geheimrath sein möchte. Hier aber gar meinen Moses aufführen? Ich wollte, daß er in der ganzen Welt gefiele und hier nie aufgeführt würde, – und hoffe wenigstens die Hälfte dieses Glücks zu erleben.
Nun weiter.
Allerdings wünsche ich 2, die Aufführung selbst zu leiten. Aber hier ist viel zu überwinden. Ich sehe nämlich kaum die Möglichkeit, Reisekosten und sonstige Ausgaben aufzutreiben, und nur 14tägige Revenuen zu opfern, da der Staat mich zu hoch hält, mich wie eine Tänzerin mit p reinem Gelde zu honoriren. So viel ich schon gerechnet habe, wird es mir nicht möglich, länger als 2 Wochen wegzubleiben. Folglich kann ich nicht das ganze Studium leiten. Sodenn sehe ich nicht die Möglichkeit die Auslagen zur einer eignen Aufführung zu bestreiten und mag, wenn ich auch könnte, bei der Unsicherheit des Erfolges nicht dazu noch mehr Schulden machen. Gleichwohl ist es möglich, daß sich in 2 bis 4 Monaten für all’ das eine Abhülfe findet. Was nun thun? Ueberlege Dirs, sobald Du erst das Werk kennst, ob ichs wagen, oder ob man die Konzertdirektion gewinnen soll, – meine Dir. vorausgesetzt. Die Entscheidung über diesen Punkt wünsche ich, wegen der angedeuteten Aussicht, möglichst weit verschoben.
Jedenfalls also würde ich Dich herzlich bitten, mir im Einstudieren vorzuarbeiten, – oder wie sich das bei euch macht. Und zwar auch, damit Du mir Deine Lerchen und Nachtigallen erst einfangest und kirre machst; denn ich bin öfter doppelchörig geworden, möchte also möglichst volles Personal. Auch deßwegen möchte ich Dich voran wissen, weil Dein Kredit und guter Wille mir den der Exekuti renden gewinnen wird, ohne den mein sonderbares Werk nicht zur rechten Darstellung kommen kann. Hier liegt das wahre Bedenken, und es ist nach meiner Ueberzeugung nur von Dir zu haben.
Nun also bliebe nichts übrig, als Dir die Partitur schicken, damit Du ihre Blätter, Staubfäden pp untersuchtest. Aber meine Frau betheuert, sie würde keine Nacht schlafen, wenn ich sie der Post übergäbe, eh’ ich eine Abschrift im Schrank’ hätte; und auch ich gestehe, daß mir bei dem Gedanken ihres möglichen Verlustes grauset, da ich nicht wüßte, ob ich die Kraft hätte, sie nochmals auszuführen. Entweder werde ich mich doch noch entschließen (denn ich sehe wohl, daß die Furcht im Grunde kindisch ist) oder, wenn ich kann, komme ich nach dem 15 März auf 2 bis 3 Tage hinüber und trage sie Dir selber vor. Denn aus andern Gründen, kannst Du Dir denken, werd’ ich kein Auge schließen von dem Augenblicke, wo die Part. in Deine Hände kommt, bis zum Empfang der ersten Nachricht – oder noch länger. Ich habe wohl das Bewußtsein, für mich das Rechte – möglichst – gethan zu haben; ob aber für Dich, ist eine andre Frage. Und wie glücklich würde mich Deine Einstimmung machen, wie wichtig wäre sie mir auf meinem, wenn ich nicht irre, eignen Wege! Du fragst mich nach den Stellen, wo ich Deinen Rath brauche? Ganz genau kann ich sie nicht bezeichnen; ungefähr zwischen dem 1ten und 10000000 Takte wirds wohl sein.
Soviel also bis zur Uebersendung oder Ueberbringung der Partitur. Glück Dir und den Deinen
Dein Marx
Berlin 20. 2. 40.
Grüße Davids.          
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Die <placeName xml:id="placeName_395f4423-cbe4-42e7-9c40-bec10497c75f">Elbmusikfeste<name key="NST0103326" style="hidden" subtype="" type="institution">Elbmusikfeste</name><settlement key="STM0103325" style="hidden" type="area">Anhalt</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gehören <persName xml:id="persName_e5002d84-8d51-421d-bc0f-63ec9e1234d6">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName>; der <placeName xml:id="placeName_ebf62adb-08fb-4dda-92e3-65352eba9802">Rhein<name key="NST0100337" style="hidden" subtype="" type="institution">Niederrheinische Musikfeste</name><settlement key="STM0100336" style="hidden" type="locality">Rheinland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wäre mir (meiner Kasse) zu weit; <placeName xml:id="placeName_fde64e00-0f46-4727-8597-7a22d031bb0b">Breslau<settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> deßgleichen und eine dortige Aufnahme nicht entscheidend. Dagegen scheint mir <placeName xml:id="placeName_6f60cf22-162e-400c-a0d8-9f2fb64dd366">L.<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in mus. Hinsicht eine Autorität und eine Herausgabe dort am leichtesten zu erlangen, – guten Erfolg vorausgesetzt. Dieser und jene sind mir aber jetzt zum Allerhöchsten wünschenswerth, weil ich ohnedem nicht zu meinem <title xml:id="title_987f7325-04bc-429c-adb8-86b1a339ace6">Elias<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112967" style="hidden" type="music">Elias</name></title> und <title xml:id="title_f49f0159-bafc-48a8-b7b0-79da47481912">Otto III<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112640" style="hidden" type="music">Otto III.</name></title> zu kommen weiß,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3155e119-486e-4ab4-99a1-14c5a75001cd" xml:lang="de">ich ohnedem nicht zu meinem Elias und Otto III zu kommen weiß – Beide Werke wurden nicht vollendet. Unter der Kategorie geplanter Werke erfasste Hirschberg zwar Otto III, aber nicht Elias; siehe Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 1-72, hier S. 68 f.</note> nach denen mir nun<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> das Herz brennt, – und weil ich lieber in <foreign xml:lang="it">Purgatorio</foreign><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_79c583ee-dad5-4e88-bb9d-37d3353aa9ca" xml:lang="it ">Purgatorio – ital., Fegefeuer.</note> Konzertmeister, als noch länger hier Professor oder Geheimrath sein möchte. Hier aber gar meinen <title xml:id="title_09b7149a-92c6-4353-9fdb-8b91e0a4c810">Moses<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name></title> aufführen? Ich wollte, daß er in der ganzen Welt gefiele und <placeName xml:id="placeName_e3a1dc97-30ae-46b5-aa91-0aa0411c065b">hier<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nie aufgeführt würde, – und hoffe wenigstens die Hälfte dieses Glücks zu erleben.</p> <p>Nun weiter.</p> <p>Allerdings wünsche ich 2, die Aufführung selbst zu leiten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c985934c-c493-414f-9d5a-b06e8266ec9c" xml:lang="de">Allerdings wünsche ich … die Aufführung selbst zu leiten – Die Uraufführung von Marx’ Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10 fand am 2. Dezember 1841 unter der Leitung von Johann Theodor Mosewius in Breslau statt; siehe Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 1-72, hier S. 33.</note> Aber <placeName xml:id="placeName_e8e41e88-3db3-4b73-b20f-1d4112b881a4">hier<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist viel zu überwinden. Ich sehe nämlich kaum die Möglichkeit, Reisekosten und sonstige Ausgaben aufzutreiben, und nur 14tägige Revenuen zu opfern, da der Staat mich zu hoch hält, mich wie eine Tänzerin mit <del cert="low" rend="strikethrough">p</del> reinem Gelde zu honoriren. So viel ich schon gerechnet habe, wird es mir nicht möglich, länger als 2 Wochen wegzubleiben. Folglich kann ich nicht das ganze Studium leiten. Sodenn sehe ich nicht die Möglichkeit die Auslagen zu<del cert="high" rend="strikethrough">r</del> einer eignen Aufführung zu bestreiten und mag, wenn ich auch könnte, bei der Unsicherheit des Erfolges nicht dazu noch mehr Schulden machen. Gleichwohl ist es möglich, daß sich in 2 bis 4 Monaten für all’ das eine Abhülfe findet. Was nun thun? Ueberlege Dirs, sobald Du erst das <title xml:id="title_5f91a9a0-94b5-4d42-86ce-920652dfa77d">Werk<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name></title> kennst, ob ichs wagen, oder ob man die <placeName xml:id="placeName_f735fa03-b26e-46cd-bcf8-9255ec325063">Konzertdirektion<name key="NST0100328" style="hidden" subtype="Konzertdirektion" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country><name key="NST0100328" style="hidden" subtype="Konzertdirektion" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gewinnen soll, – meine Dir. vorausgesetzt. Die Entscheidung über diesen Punkt wünsche ich, wegen der angedeuteten Aussicht, möglichst weit verschoben.</p> <p>Jedenfalls also würde ich Dich herzlich bitten, mir im Einstudieren vorzuarbeiten, – oder wie sich das bei euch macht. Und zwar auch, damit Du mir Deine Lerchen und Nachtigallen erst einfangest und kirre machst; denn ich bin öfter doppelchörig geworden, möchte also möglichst volles Personal. Auch deßwegen möchte ich Dich voran wissen, weil Dein Kredit und guter Wille mir den der Exekuti<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> renden gewinnen wird, ohne den mein sonderbares <title xml:id="title_816b1b35-fe0b-4ba9-83b2-1d14f031a09c">Werk<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name></title> nicht zur rechten Darstellung kommen kann. Hier liegt das wahre Bedenken, und es ist nach meiner Ueberzeugung nur von Dir zu haben.</p> <p>Nun also bliebe nichts übrig, als Dir die Partitur schicken, damit Du ihre Blätter, Staubfäden pp untersuchtest. Aber <persName xml:id="persName_cb6e80ca-9a9e-4c31-aa7a-10b8ed548258">meine Frau<name key="PSN0119840" style="hidden" type="person">Marx, Marie Therese (1820-1912)</name></persName> betheuert, sie würde keine Nacht schlafen, wenn ich sie der Post übergäbe, eh’ ich eine Abschrift im Schrank’ hätte; und auch ich gestehe, daß mir bei dem Gedanken ihres möglichen Verlustes grauset, da ich nicht wüßte, ob ich die Kraft hätte, sie nochmals auszuführen. Entweder werde ich mich doch noch entschließen (denn ich sehe wohl, daß die Furcht im Grunde kindisch ist) oder, wenn ich kann, komme ich nach dem <date cert="high" notBefore="1840-03-15">15 März</date> auf 2 bis 3 Tage hinüber<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b89bd76f-6ac5-4f29-8a60-aecf19963f4c" xml:lang="de">komme ich nach dem 15 März auf 2 bis 3 Tage hinüber – Marx kam im April 1840 nach Leipzig. In Mendelssohns »Fremdenliste« findet sich der Eintrag, dass Herr Marx aus Berlin ihn am 9. April 1840 in Leipzig besuchte; siehe »Fremdenliste« (GB-Ob, M.D.M. c. 49, fol. 26v); siehe auch Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 435.</note> und trage sie Dir selber vor. Denn aus andern Gründen, kannst Du Dir denken, werd’ <hi n="1" rend="underline">ich</hi> kein Auge schließen von dem Augenblicke, wo die Part. in Deine Hände kommt, bis zum Empfang der ersten Nachricht – oder noch länger. Ich habe wohl das Bewußtsein, für mich das Rechte – möglichst – gethan zu haben; ob aber für Dich, ist eine andre Frage. Und wie glücklich würde mich Deine Einstimmung machen, wie wichtig wäre sie mir auf meinem, wenn ich nicht irre, eignen Wege! Du fragst mich nach den Stellen, wo ich Deinen Rath brauche? Ganz genau kann ich sie nicht bezeichnen; ungefähr zwischen dem 1ten und 10000000 Takte wirds wohl sein.</p> <closer rend="left">Soviel also bis zur Uebersendung oder Ueberbringung der Partitur.</closer> <signed rend="right">Glück Dir und den <persName xml:id="persName_2309cff0-535f-4b51-907b-4b9a7d5880a6">Deinen<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name><name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name><name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName></signed> <signed rend="right">Dein Marx</signed> <dateline rend="left">Berlin <date cert="high" when="1840-02-20">20.2.40</date>.</dateline> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0113108" resp="author" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113108" resp="writer" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Grüße <persName xml:id="persName_4e48fcf9-640c-4998-bc54-8441b9eaeb5c">Davids<name key="PSN0110558" style="hidden" type="person">David, Familie von → Ferdinand D.</name></persName>.</p> </div> </body> </text></TEI>