gb-1839-12-30-01
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Berlin, 30. Dezember 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Böse Beispiele verderben gute Sitten – verzeih, Cécile habe ich unserm Kunsttischler zur
Politurübergeben und es soll meine
Dienerin(
Servante) schmücken. Eigentlich habe ich mich wegen Eures Stillschweigens über
etwas von der lächerlichen Seite aufzufaßen. – Von Euch bösen Leute, habe ich noch keineRoma superba
détailsüber Euren Bescheerungsabend erfahren; desto dankbarer bin ich Frau
pointewar eigentlich nur ein
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prétenderten– Marionetto ward nämlich vorgeworfen, alle Sachen womit er das Herz der Schönen zu bestechen verspräche, seien gestohlen und gehörten der prima donna
M.B.
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theatre de ses triomphes, gegeben. 3 mal hörte ich ihn im Zimmer Quartette spielen und wenn er in seinen Hexensprüngen Erstaunen und Bewunderung erweckt, so intereßirt er mich weit mehr wenn er von
vom Blattspielt, wie ich dies 2mal von ihm gehört. Seinetwegen hatte ich
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! Seinetwillen wünsche ich nicht, daß er durch Schicksale so verdüstert und zauberhaft auf die Menschen einst wirken möge, wiePaganini
Paganini, deßen Bild und Spiel man nie, vergißt, der aber stets wie ein schreckbares Geisterphantom der Freimaurerey vorschwebt. In der Ueberzeugung, die Technik könne fast nicht weiter getrieben werden, fragte ich ihn,
mais qu’est ce que vous ferez dans dix ans d’ici – je m’ocumperas uniquement de composition.
.Cécile
Dein Schnupfen, den ich auch in vollem Maße genossen oder genießt, hat mich verhindert sie noch gehörig Walter war und ist noch, überselig wegen Weihnachten, das dankbarste Gemüthchen das man sich denken kann. Er ist jetzt dabei begriffen,
sind, dazu muß man auch seinePrume
etc. und er spricht von nichts, als von den Sonaten, die er mit Dir gespielt hat. Wenn die wahr sind, so möchte ich sie wohl gehört haben, ich hätte mich gewiß nicht entsetzt, od. doch, denn nach dem
c durQuartett von Beethoven
mirzu Ehren nach Tisch noch spielte, nachdem er drei andere vorher schon geehrt hatte, konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen.
vorgespielt.Ruy Blas
Da wäre wieder ein Jahr zu Ende, das nächste wird uns hoffentlich zusammenführen, ich sehne mich gar zu sehr nach Euch und den lieben Kinderchen. Gott erhalte Euch alle gesund. Neuste Neuigkeit Ceciles größter kleiner Anbeter,
, ein hübsches junges reiches, (nu na,Humblot
à ce qu’on dit, ich habe jetzt zuerst von Ihrer Existenz gehört. Wieder eine Sorge los. Ich habe mich so viel schon geärgert, daß alle die reichen jungen Leute nicht heirathen.
schreib mir einmal im neuen Jahre.Cecile
Berlin 30 December 1839 Böse Beispiele verderben gute Sitten – verzeih, mein liebster Felix! wenn ich so grob bin, dies Spruchwort auf Dein langes Stillschweigen und auf meine Unart, Dir noch nicht gedankt zu haben, anzuwenden. Dein Lampenschirm ist so schön und sinnreich ausgeführt und erfunden, „die Plätze aller meiner stillen Freuden“ oder Gedanken, so freundlich berührt, das Rundbild macht bei Licht so sehr seine Wirkung, daß ich unendlich erfreut darüber bin. Da es aber, statt am 24. Abends erst am 26. Morgens ankam, so möge mir das mit zur Entschuldigung dienen. Das artige Kästchen der lieben Cécile habe ich unserm Kunsttischler zur Politur übergeben und es soll meine Dienerin (Servante) schmücken. Eigentlich habe ich mich wegen Eures Stillschweigens über meine Sendung Prosa beunruhigt, meine Kinder! obschon Paul versicherte, Ihr wärt wohl. Der großen Freundlichkeit der Fürstin Schönburg, die im Augenblick ihrer Ankunft zu mir schickte, mit der Nachricht, sie habe Euch gesehen, verdank ichs, die Feiertage vergnügt verlebt zu haben, denn ich konnte mir nicht erklären, weßhalb ich nicht eine Sylbe von Euch gelesen. – Viel fleißiger zeigt sich Fanny, von der wir eben den 3ten Brief aus Rom erhalten haben; er ist ungemein komisch oder Fanny’sisch, und wenn Du mir sagst, o überbeschäftigter Felix! daß Du Dir rechte Muße nehmen willst, sie zu lesen, so schick ich sie Dir durch Eckert. Es ist höchst grotesk, wenn die so kunstsinnige Frau einmal ihren Spaß daran hat, in der heil. Roma superba etwas von der lächerlichen Seite aufzufaßen. – Von Euch bösen Leute, habe ich noch keine détails über Euren Bescheerungsabend erfahren; desto dankbarer bin ich Frau Julie Schunk, daß sie mir ein so liebenswürdiges Briefchen darüber geschrieben. Rebecka, Paul und Woringens habe ichs zu danken, daß sie dem Fest wieder eine angenehmere Bedeutung gebeben, als das bloße Geschenke empfangen und geben: denn nachdem in Rebeckas grauem Zimmer der Thee getrunken und im Saal die 4 beladenen Tische gemustert waren, stimmte der musikal. Theil der Anwesenden Haydns Kindersimphonie an. Dann folgte ein Puppenspiel, erfunden und ausgeführt von Elise, Rosa Franz und Paul. Die Puppen, das kleine Theater, das Stück und die Sing- und Sprechrollen, alles hatten sie verfertigt, und die pointe war eigentlich nur ein cadre zum sinnreichen Anbringen der Geschenke. Dem verachteten prétenderten prima donna – Marionetto ward nämlich vorgeworfen, alle Sachen womit er das Herz der Schönen zu bestechen verspräche, seien gestohlen und gehörten der Stadträthin M. B., den Woringens, Pauls, Dirichlets u. s. w. und so wurde denn die bunte Waare mit vielem Spaß und Lachen in Empfang genommen. Die Mädchen haben uns treffliche Arbeiten gemacht; ausgezeichnet sind aber 2 Kalender, die Angelika für Rebecka und für mich gemacht. – Prume deßen Spiel uns entzückt und deßen Munterkeit uns höchlich amusirt, bekam von Paul ein Violinchen von Chokolade und auch Noten von Zucker das berühmte Thema das auch auf der Pastetenterrine steht, mit bon voyage, Mr. Prume. Ich habe ihm eine schöne Taße mit der Opersauße theatre de ses triomphes, gegeben. 3 mal hörte ich ihn im Zimmer Quartette spielen und wenn er in seinen Hexensprüngen Erstaunen und Bewunderung erweckt, so intereßirt er mich weit mehr wenn er von Beeth. begeistert ist oder wenn er meines lieben Felix Quartette vom Blatt spielt, wie ich dies 2mal von ihm gehört. Seinetwegen hatte ich gestern meinen unerschütterlichen Sonntag Abend aufgegeben, da Paul eine allerliebste soirée mit ihm, bei sich veranstaltet und meinen habitués dazu eingeladen hatte. Es war sehr amusant; Beckchen fand seine Augen denen der Bajaderen ähnlich und stimmte mir mir überein, daß er in der unerschöpflichen MusikTollheit – (Nachtisch spielte er noch 1/2 Beethoven vortrefflich) – und machte dann 100 Poßen am Klavier, ) Aehnlichkeit von Bouché habe. Ich finde, er ist ein ins Lustige und Jugendliche übersetzter Paganini! Seinetwillen wünsche ich nicht, daß er durch Schicksale so verdüstert und zauberhaft auf die Menschen einst wirken möge, wie Paganini, deßen Bild und Spiel man nie, vergißt, der aber stets wie ein schreckbares Geisterphantom der Freimaurerey vorschwebt. In der Ueberzeugung, die Technik könne fast nicht weiter getrieben werden, fragte ich ihn, mais qu’est ce que vous ferez dans dix ans d’ici – je m’ocumperas uniquement de composition. Lebwohl, mein Schatz! ich überlaße die Thürflügel dieses Papieraltars meiner Frau Tochter, und bitte Dir die Deinigen so wie Carl – nicht mehr Gebieter, schreibt Julie, zu grüßen. – Dank für die gütige Bewilligung Deinen Wagen durch die Vermittlung des PostGeh. Raths zu befördern. Ich habe ihm deßhalb geschrieben. Ich umarme meine Cécile. Lea Mendelssohn Bartholdy Ich schreibe meinen Dank für Brief und Lieder auf die Flügelthüren des Altarblattes. Dein Schnupfen, den ich auch in vollem Maße genossen oder genießt, hat mich verhindert sie noch gehörig zu kennen zu lernen, Rosa muß sie aber singen. Wir haben uns diesen Weihnachten alle ausgezeichnet und gemalt; mein Tisch für Mutter ist zu meinem großen Stolz sehr gelungen. Walter war und ist noch, überselig wegen Weihnachten, das dankbarste Gemüthchen das man sich denken kann. Er ist jetzt dabei begriffen, Sebastian in einem langen Briefe alle seine Herrlichkeiten zu beschreiben. Gott erhalte mir das gute Thierchen gesund, mits Übrige hat ihn die Natur ausgestattet, sagt Hr. Schlesinger. Was hier die Damen doll nach Prume sind, dazu muß man auch seine Berliner kennen. Erkläre mir aber den Zusammenhang davon daß Albertine voriges Jahr sehr unentzückt von ihm war, und sagte er hätte lauter Narrenspossen und gar keine Musik gemacht etc. und er spricht von nichts, als von den Sonaten, die er mit Dir gespielt hat. Wenn die wahr sind, so möchte ich sie wohl gehört haben, ich hätte mich gewiß nicht entsetzt, od. doch, denn nach dem c dur Quartett von Beethoven, das er mir zu Ehren nach Tisch noch spielte, nachdem er drei andere vorher schon geehrt hatte, konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen. Deine Quartette spielt er hinreißend vom Blatte, ich glaube gar nicht, daß er sie so schön spielen wird, wenn er sie erst kennt. Einen sehr komischen Kontrast bildet er mit dem jungen Eckert, dem Berliner aller Berliner. Ich frage ihn, wie gehts bei Felixens? I, janz schenn, janz flott. Aber er macht Dir sehr schön nach, wie Du Ehrenbezeugungen empfängst und hat mir einige Themas aus Ruy Blas vorgespielt. Da wäre wieder ein Jahr zu Ende, das nächste wird uns hoffentlich zusammenführen, ich sehne mich gar zu sehr nach Euch und den lieben Kinderchen. Gott erhalte Euch alle gesund. Neuste Neuigkeit Ceciles größter kleiner Anbeter, Gustav Magnus, ist ein Bräutigam, mit Fräulein Humblot, ein hübsches junges reiches, (nu na, Gustav wird nicht reich heirathen) Mädchen, à ce qu’on dit, ich habe jetzt zuerst von Ihrer Existenz gehört. Wieder eine Sorge los. Ich habe mich so viel schon geärgert, daß alle die reichen jungen Leute nicht heirathen. Adieu, ihr Lieben, liebe Cecile schreib mir einmal im neuen Jahre. Rebecka Lejeune Dirichlet
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Der großen Freundlichkeit der Fürstin <persName xml:id="persName_3adab865-1ccd-4370-b0b8-8e1ee6eeac1a">Schönburg<name key="PSN0114670" style="hidden" type="person">Schönburg-Waldenburg, Thekla Fürstin von (1795-1861)</name></persName>, die im Augenblick ihrer Ankunft zu mir schickte, mit der Nachricht, sie habe Euch gesehen, verdank ichs, die Feiertage vergnügt verlebt zu haben, denn ich konnte mir nicht erklären, weßhalb ich nicht eine Sylbe von Euch gelesen. – Viel fleißiger zeigt sich <persName xml:id="persName_8719bf2b-e505-404c-a505-15477b7eed49">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, von der wir eben den 3ten Brief aus <placeName xml:id="placeName_0e6f6765-73e2-42a6-b5b6-4ff23c03e229">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> erhalten haben; er ist ungemein komisch oder Fanny’sisch, und wenn Du mir sagst, o überbeschäftigter Felix! daß Du Dir rechte Muße nehmen willst, sie zu lesen, so schick ich sie Dir durch <persName xml:id="persName_b0de45eb-21f9-4f39-908d-b33e03199ac5">Eckert<name key="PSN0110825" style="hidden" type="person">Eckert, Carl Anton Florian (1820-1879)</name></persName>. Es ist höchst grotesk, wenn die so kunstsinnige Frau einmal ihren Spaß daran hat, in der heil. <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3303d7c0-0eae-4184-8ab3-2f441b1fa21b">Roma superba<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_3e647aaf-eb27-4b6b-9c04-3ef101ce9918" xml:lang="la ">Roma superba – lat., stolzes Rom.</note> etwas von der lächerlichen Seite aufzufaßen. – Von Euch bösen Leute, habe ich noch keine <hi rend="latintype">détails</hi> über Euren Bescheerungsabend erfahren; desto dankbarer bin ich Frau <persName xml:id="persName_1f2433b2-ddc0-4123-b6f9-5c958fbf7db3">Julie Schunk<name key="PSN0114771" style="hidden" type="person">Schunck, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName>, daß sie mir ein so liebenswürdiges Briefchen darüber geschrieben. <persName xml:id="persName_9fa8d679-7c80-4e60-a2dd-fd1c64a5c40b">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_55e9cd11-47a2-4266-afa2-aba1b9d13de3">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_55b0fef5-6f69-4671-ae5c-eba7d4bee0a7">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName> habe ichs zu danken, daß sie dem Fest wieder eine angenehmere Bedeutung gebeben, als das bloße Geschenke empfangen und geben: denn nachdem in <persName xml:id="persName_caa66a59-9359-421f-9dd6-ccc9b2aec8f4">Rebeckas<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> grauem Zimmer der Thee getrunken und im Saal die 4 beladenen Tische gemustert waren, stimmte der musikal. Theil der Anwesenden<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <title xml:id="title_d3822f0a-8ed8-4afb-ac44-2ab4df201d39">Haydns Kindersimphonie<name key="PSN0109494" style="hidden" type="author">Angerer, Edmund (eigtl. Johann Nepomuk) (1740–1794)</name><name key="CRT0107640" style="hidden" type="music">Kindersinfonie (Berchtoldsgaden Musick)</name></title> an. Dann folgte ein Puppenspiel, erfunden und ausgeführt von <persName xml:id="persName_d1b661cf-3495-4f25-8f47-76161a8bb6a0">Elise<name key="PSN0115878" style="hidden" type="person">Woringen, Elise Johanna Maria von (?-1840)</name></persName>, <persName xml:id="persName_41fabf62-073a-431c-b253-2e6f9937895c">Rosa<name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> <persName xml:id="persName_e49adcaa-81c2-4a48-876f-23aedcb53993">Franz<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f7bca7f4-3be2-450b-8689-78205bf8988a">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>. Die Puppen, das kleine Theater, das Stück und die Sing- und Sprechrollen, alles hatten sie verfertigt, und die <hi rend="latintype">pointe</hi> war eigentlich nur ein <hi rend="latintype">cadre</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d4222717-b5db-49dc-af03-e11ee461ad16" xml:lang="fr ">cadre – frz., Rahmen.</note> zum sinnreichen Anbringen der Geschenke. Dem verachteten <hi rend="latintype">prétenderten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6f4830e4-4cc2-4611-b015-ee710df96539" xml:lang="de">prétenderten – behaupteten.</note> prima donna</hi> – Marionetto ward nämlich vorgeworfen, alle Sachen womit er das Herz der Schönen zu bestechen verspräche, seien gestohlen und gehörten der <persName xml:id="persName_742e9951-ecf5-44f8-91b1-db2eb9ba2f56">Stadträthin <hi rend="latintype">M.B.</hi><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, den <persName xml:id="persName_05b6744e-5484-4c47-948e-e0ddf1cbf388">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>, <persName xml:id="persName_7310cebb-a8de-4c31-a198-9e37738afdae">Pauls<name key="PSN0113243" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_54ce1b53-a854-4413-b55a-f02e874722f4">Dirichlets<name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName></hi> <hi rend="latintype">u.s.w.</hi> und so wurde denn die bunte Waare mit vielem Spaß und Lachen in Empfang genommen. Die <persName xml:id="persName_2bd7eef8-9aa4-43d1-8588-faca15404726"><persName xml:id="persName_9fcf5cfa-f14a-4e13-9adf-2db0694be7e9">Mädchen<name key="PSN0115875" style="hidden" type="person">Woringen, Angelika von (1813-1895)</name></persName><name key="PSN0115878" style="hidden" type="person">Woringen, Elise Johanna Maria von (?-1840)</name><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> haben uns treffliche Arbeiten gemacht; ausgezeichnet sind aber 2 Kalender, die <persName xml:id="persName_529485fe-b43e-4cc6-a0af-cf71baed62a1">Angelika<name key="PSN0115875" style="hidden" type="person">Woringen, Angelika von (1813-1895)</name></persName> für Rebecka und für mich gemacht. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c8a3ca22-3f39-4286-8c4a-84c307f8c4ef">Prume<name key="PSN0114020" style="hidden" type="person">Prume, François Hubert (1816-1849)</name></persName></hi> deßen Spiel uns entzückt und deßen Munterkeit uns höchlich <hi rend="latintype">amusirt</hi>, bekam von <persName xml:id="persName_613a1178-9f45-45c0-97dd-f64260e10e56">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ein Violinchen von Chokolade und auch Noten von Zucker das berühmte Thema das auch auf der Pastetenterrine steht, mit <hi rend="latintype">bon voyage</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_af0762c6-d237-483a-8254-b0184ef2c085" xml:lang="fr ">bon voyage – frz., gute Reise.</note> <hi rend="latintype">Mr. Prume</hi>. Ich habe ihm eine schöne Taße mit der Opersauße <hi rend="latintype">theatre de ses triomphes</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_811a4a67-a960-4421-bb18-cad29c4cee47" xml:lang="fr ">theatre de ses triomphes – frz., Theater seiner Triumphe.</note> gegeben. 3 mal hörte ich ihn im Zimmer Quartette spielen und wenn er in seinen Hexensprüngen Erstaunen und Bewunderung erweckt, so intereßirt er mich weit mehr wenn er von <persName xml:id="persName_e4fcf831-63b6-412d-a7dd-123ebdcaae64">Beeth<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>. begeistert ist oder wenn er meines lieben <title xml:id="title_e4149f3c-2719-474f-88a5-909ea3c22cb7">Felix Quartette<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_1cf793ee-fd16-40fb-a340-9c9fbcd74c98"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100970" style="hidden">Quartette für zwei Violinen, Viola und Violoncello<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> <hi n="1" rend="underline">vom Blatt</hi> spielt, wie ich dies 2mal von ihm gehört. Seinetwegen hatte ich <date cert="high" when="1839-12-29" xml:id="date_c0bc10c6-fb31-445e-a191-d445529fa271">gestern</date> meinen unerschütterlichen Sonntag Abend aufgegeben, da <persName xml:id="persName_e91988f8-1b92-40de-a90d-dcce1c7bebf7">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> eine allerliebste <hi rend="latintype">soirée</hi> mit ihm, bei sich veranstaltet und meinen <hi rend="latintype">habitués</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_29f2d3a6-1520-47d0-8138-73a71729ef3a" xml:lang="fr ">habitués – frz., Stammgäste.</note> dazu eingeladen hatte. Es war sehr <hi rend="latintype">amusant</hi>; <persName xml:id="persName_3f3fc206-0e4b-42ab-ae6c-92858c4673aa">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> fand seine Augen denen der Bajaderen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_80b50e19-6238-46d6-a5fb-38e3b7e7d7ab" xml:lang="de">Bajaderen – indische, exotische Tänzerinnen.</note> ähnlich und stimmte mir mir überein, daß er in der unerschöpflichen MusikTollheit – (Nachtisch spielte er noch <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> <persName xml:id="persName_9a8eaa57-2270-4208-88d5-32c10b8d77cc">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> <hi n="1" rend="underline">vortrefflich</hi>) – und machte dann 100 Poßen am Klavier,) Aehnlichkeit von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6e2e38ec-422e-4141-a5a3-5f0a4069236b">Bouché<name key="PSN0110054" style="hidden" type="person">Boucher, Alexandre Jean (1778-1861)</name></persName></hi> habe. Ich finde, er ist ein ins Lustige und Jugendliche übersetzter <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b5215706-0552-480e-b7f5-c8244950e4f6">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName></hi>! Seinetwillen wünsche ich nicht, daß er durch Schicksale so verdüstert und zauberhaft auf die Menschen einst wirken möge, wie <hi rend="latintype">Paganini</hi>, deßen Bild und Spiel man nie, vergißt, der aber stets wie ein schreckbares Geisterphantom der Freimaurerey vorschwebt. In der Ueberzeugung, die Technik könne fast nicht weiter getrieben werden, fragte ich ihn, <hi rend="latintype">mais qu’est ce que vous ferez dans dix ans d’ici – je m’ocumperas uniquement de composition</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_97cd4312-7153-4df0-84d3-1d778b7a8f66" xml:lang="fr ">mais qu’est ce que vous ferez dans dix ans d’ici – je m’ocumperas uniquement de composition – frz., aber was werden Sie in zehn jahren machen – ich werde nur noch komponieren.</note> <seg type="closer">Lebwohl, mein Schatz! ich überlaße die Thürflügel dieses Papieraltars meiner Frau <persName xml:id="persName_0826830a-f908-448d-a039-3f2fd0955847">Tochter<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, und bitte Dir die Deinigen so wie <persName xml:id="persName_2fcb8e79-c2a3-4956-964d-adb698872dd4">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> – nicht mehr Gebieter, schreibt <persName xml:id="persName_9759965c-ecb7-41f2-b03f-93989596659f">Julie<name key="PSN0114771" style="hidden" type="person">Schunck, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName>, zu grüßen. – Dank für die gütige Bewilligung Deinen Wagen durch die Vermittlung des <persName xml:id="persName_1a705331-2db8-4595-9312-74a4644b15b7">PostGeh. Raths<name key="PSN0114645" style="hidden" type="person">Schneider, Johann August Wilhelm (1785-1859)</name></persName> zu befördern. Ich habe ihm deßhalb geschrieben. Ich umarme meine <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1c83b1a7-88af-4366-aa1a-6aff3062d30f">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_5c600a47-1f1a-4645-bffd-b472639f54b8"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e62620d2-b4a1-486a-a135-a7d31777fc68">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_01a42691-4402-4862-9d9c-23ddcabeb84f">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Ich schreibe meinen Dank für Brief und Lieder auf die Flügelthüren des Altarblattes. <hi n="1" rend="underline">Dein</hi> Schnupfen, den ich auch in vollem Maße genossen oder genießt, hat mich verhindert sie noch gehörig <unclear reason="deletion" resp="FMBC">zu</unclear> kennen zu lernen, <persName xml:id="persName_2f10407e-5b73-4fd0-b615-e8901f01e033">Rosa<name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> muß sie aber singen. Wir haben uns diesen Weihnachten alle ausgezeichnet und gemalt; mein Tisch für <persName xml:id="persName_84fde444-55a2-417a-ba72-9f56117a0e12">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> ist zu meinem großen Stolz sehr gelungen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d3d0435b-7604-43d9-bfe8-8be07fcd1b9c">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName></hi> war und ist noch, überselig wegen Weihnachten, das dankbarste Gemüthchen das man sich denken kann. Er ist jetzt dabei begriffen, <persName xml:id="persName_3b5cab60-ad65-4fc8-b3c2-acb8dbe9b6e8">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> in einem langen Briefe alle seine Herrlichkeiten zu beschreiben. Gott erhalte mir das gute Thierchen gesund, mits Übrige hat ihn die Natur ausgestattet, sagt Hr. <persName xml:id="persName_386df6f5-b209-479a-919a-5c65de6a0cf8">Schlesinger<name key="PSN0114580" style="hidden" type="person">Schlesinger, Heinrich August (1810-1879)</name></persName>. Was hier die Damen doll nach <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_043bdc79-40bc-4441-9c2d-27ec6b3c6e58">Prume<name key="PSN0114020" style="hidden" type="person">Prume, François Hubert (1816-1849)</name></persName></hi> sind, dazu muß man auch seine <placeName xml:id="placeName_9fe3689d-9a89-48c3-bd0a-0dd8e063af0f">Berliner<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kennen. Erkläre mir aber den Zusammenhang davon daß <persName xml:id="persName_485ea1dd-e3b4-410e-b266-bb0516707315">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> voriges Jahr sehr unentzückt von ihm war, und sagte er hätte lauter Narrenspossen und gar keine Musik gemacht <hi rend="latintype">etc</hi>. und er spricht von nichts, als von den Sonaten, die er mit Dir gespielt hat. Wenn die wahr sind, so möchte ich sie wohl gehört haben, ich hätte mich gewiß nicht entsetzt, od. doch, denn nach dem<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> <title xml:id="title_03392d3b-275d-43b7-8ac2-605894c501ea"><hi rend="latintype">c dur</hi> Quartett von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108089" style="hidden" type="music">Streichquartett C-Dur, op. 59/3</name></title>, das er <hi n="1" rend="underline">mir</hi> zu Ehren nach Tisch noch spielte, nachdem er drei andere vorher schon geehrt hatte, konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen. <title xml:id="title_438ae58e-0dad-4695-ba62-d87b2b682a2a">Deine Quartette<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_c58c3a3c-7a2a-4781-a113-199de23c9c95"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100970" style="hidden">Quartette für zwei Violinen, Viola und Violoncello<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> spielt er hinreißend vom Blatte, ich glaube gar nicht, daß er sie so schön spielen wird, wenn er sie erst kennt. Einen sehr komischen Kontrast bildet er mit dem jungen <persName xml:id="persName_231695bf-56ff-424b-a963-bded794ab4aa">Eckert<name key="PSN0110825" style="hidden" type="person">Eckert, Carl Anton Florian (1820-1879)</name></persName>, dem Berliner aller Berliner. Ich frage ihn, wie gehts bei <persName xml:id="persName_725dbd87-c8c3-4989-9747-1ce045c226f2">Felixens<name key="PSN0113242" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName>? I, janz schenn, janz flott. Aber er macht Dir sehr schön nach, wie Du Ehrenbezeugungen empfängst und hat mir einige Themas aus <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4f4f286f-30e7-4c34-b096-6cb46f06e497">Ruy Blas<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0pqa2f2v-k5yb-r0ps-v3yz-kulpkslzaqbe"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100369" style="hidden">Ouvertüre c-Moll (zu Ruy Blas), [März 1839]; 8. März 1839; danach revidiert<idno type="MWV">P 15</idno><idno type="op">95</idno></name></title></hi> vorgespielt.</p> <p>Da wäre wieder ein Jahr zu Ende, das nächste wird uns hoffentlich zusammenführen, ich sehne mich gar zu sehr nach Euch und den lieben Kinderchen. Gott erhalte Euch alle gesund. <hi n="1" rend="underline">Neuste</hi> Neuigkeit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_58b45d0b-446e-4df2-bce8-a1afc1f1259f">Ceciles<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> größter kleiner Anbeter, <persName xml:id="persName_82063fbf-0fbe-435f-90fb-22ec7a443df3">Gustav Magnus<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName>, ist ein Bräutigam, mit Fräulein <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_83c1000d-eb25-4113-999a-73d861c32f6a">Humblot<name key="PSN0113035" style="hidden" type="person">Magnus, Bertha (1820-1910)</name></persName></hi>, ein hübsches junges reiches, (nu na, <persName xml:id="persName_65bfae04-bdaa-431c-bb72-ca277dbb88ae">Gustav<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> wird nicht reich heirathen) Mädchen, <hi rend="latintype">à ce qu’on dit</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_dfcfece3-6bee-48de-a438-55676840bd66" xml:lang="fr ">à ce qu’on dit – frz., so sagen sie.</note> ich habe jetzt zuerst von Ihrer Existenz gehört. Wieder eine Sorge los. Ich habe mich so viel schon geärgert, daß alle die reichen jungen Leute nicht heirathen. <seg type="closer">Adieu, ihr Lieben, liebe <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3a9b56f5-d358-428e-89a7-8fa34f71902a">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> schreib mir einmal im neuen Jahre.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> </body> </text></TEI>