gb-1839-11-11-01

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Gesellschaft der Musikfreunde in Wien an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb/>Wien, 11. November 1839 Der Inhalt Ihres verehrlichen Schreibens vom 10 October d J war für die Gesellschaft der Musikfreunde in mehrfacher Beziehung betrübend. Zunächst deßhalb, weil das hiesige kunstsinnige Publikum dadurch für dießmal der Aussicht beraubt wurde, einen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Raphael Georg Kiesewetter in Wien; Leipzig, 10. Oktober 1839<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/fmb-1839-10-10-02/gb-1839-11-11-01" target="_blank">Brief - fmb-1839-10-10-02</a> unbekannt Wien, Gesellschaft der Musikfreunde Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850) Jenger, Johann Baptist (1793-1856) Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/144. Autograph Gesellschaft der Musikfreunde in Wien an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Wien, 11. November 1839 Der Inhalt Ihres verehrlichen Schreibens vom 10 October d J war für die Gesellschaft der Musikfreunde in mehrfacher Beziehung betrübend. Zunächst deßhalb, weil das hiesige kunstsinnige Publikum dadurch für dießmal der Aussicht beraubt wurde, einen

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Raphael Georg Kiesewetter.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. November 1839 Wien, Gesellschaft der Musikfreunde Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850) Jenger, Johann Baptist (1793-1856)Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850) WienÖsterreich Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Wien, Gesellschaft der Musikfreunde Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850) Wohlgeborner Herr Doctor!

Der Inhalt Ihres verehrlichen Schreibens vom 10 October d J <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-10-10-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Raphael Georg Kiesewetter in Wien; Leipzig, 10. Oktober 1839</name> war für die Gesellschaft der MusikfreundeGesellschaft der MusikfreundeWienÖsterreich in mehrfacher Beziehung betrübend. Zunächst deßhalb, weil das hiesigeWienÖsterreich kunstsinnige Publikum dadurch für dießmal[→]für dießmal – Gemeint ist das Musikfest vom 7.- 10. November 1839 in Wien, in dessen Rahmen Mendelssohns Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) mit etwa 1 000 Mitwirkenden unter fremder Leitung aufgeführt wurde. der Aussicht beraubt wurde, einen so ausgezeichneten Tonsetzer in seiner Mitte zu sehen, und Ihnen selbst seine freudige Anerkennung ausdrücken zu können; – und weil, wenn auch hier an tüchtigen Dirigenten kein Mangel ist, doch erst die eigene Hand des Meisters jeder Kunstleistung das Siegel der Vollkommenheit aufdrükt.

Noch mehr und vor Allem war es aber dem leitenden Ausschusse schmerzlich zu bemerken, wie in der ganzen Verhandlung über Ihre Theilnahme an dem hiesigen Musikfeste ein gänzliches Mißverstehen der beiderseitigen Verhältniße und Absichten[→]Mißverstehen der beiderseitigen Verhältniße und Absichten – Das Projekt zerschlug sich nicht nur wegen der Indiskretionen der Gesellschaft der Musikfreunde während der nicht abgeschlossenen Vertragsverhandlungen. Mendelssohn hatte aufgrund der Geburt seines zweiten Kindes, der Tochter Marie Pauline Helene, und wegen Terminkollisionen mit seinen Leipziger Verpflichtungen ohnehin wenig Lust auf die Wiener Reise. Die nicht erzielte Einigung über das von ihm geforderte Honorar von 100 Louisd’or war vermutlich seitens Mendelssohn nur vorgeschoben: Die Gesellschaft bot Mendelssohn nur »Einhundert Stück k: k: Dukaten« und kostenfreie Unterkunft. Siehe Brief fmb-1839-09-14-04 (Brief Nr. 2426) Felix Mendelssohn Bartholdy an Raphael Georg Kiesewetter in Wien, Leipzig, 14. September 1839, Z. 32, und Brief gb-1839-10-01-03 Raphael Georg Kiesewetter an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Wien, 1. Oktober 1839. eingetreten ist, welches, vielleicht von Uibelwollenden Übelwollenden noch vermehrt, sogar zu höchst bedauerlichen Erörterungen in den öffentlichen Blättern geführt hat, die Ihr Zartgefühl verletzen mußten. So unangenehm es ist, eine solche Sache nochmal zu berühren, so ist doch die Gesellschaft sich selbst schuldig, den Anschein einer Indiscretion zu beseitigen und abzulehnen. Die Geschäfte der GesellschaftGesellschaft der MusikfreundeWienÖsterreich werden durch einen aus 13 Mitgliedern bestehenden Ausschuß geleitet, |2| von welchem Alles berathen, und der jedesmalige Beschluß schriftlich durch einen hiezu bestellten Beamten ausgefertiget wird. Bei dieser bisher immer als zweckmäßig erprobten, und bei Geldangelegenheiten vorzüglich nöthigen Einrichtung, ist es aber unmöglich zu verhindern, daß Neugierige oder Uibelwollende Übelwollende manchmal sich in die Kenntniß der verhandelten Geschäfte eindrängen, ohne daß deßhalb eine Indiscretion der einzelnen Mitglieder, oder wohl gar des ganzen Körpers vorausgesetzt werden dürfte. Aus diesem Grunde war die mündliche Verständigung für den vorliegenden Fall /: wenn dieser nicht bloß merkantisch behandelt werden wollte :/ das einzige sichere Mittel ins Reine zu kommen, ohne von der Genehmigung der mündlichen Uibereinkunft Üibereinkunft ein Bekanntwerden der Verhandlungen besorgen zu müssen. Herr CastelliCastelli, Ignaz Vinzenz Franz (1781-1862), welcher in diesem Sinne beauftragt war, sich mit Euer Wohlgeboren in jeder Beziehung zu verständigen, hat bei seiner Ankunft in WienWienÖsterreich versichert, daß er sich bemüht habe eine Äußerung von Ihnen über die Bedingungen der Hieherkunft zu erlangen, daß Sie aber diese Erörterung, wie er glaubte absichtlich vermieden, und ihn zu der Meinung veranlaßt hätten, daß Sie gar keine Bedingungen setzen, sondern Ihr Erscheinen rein als eine Ehrensache betrachten wollen. Auch dieß vorausgesetzt, würde doch die Gesellschaft immer dafür gesorgt haben, Ihnen die nöthigen Reisekosten /: worunter jene des Aufenthaltes natürlicher-Weise innbegriffen sind :/ auf eine oder die andere Weise zu vergüten. Dieß durften Sie wohl überhaupt voraussetzen |3| und konnten nach den späteren Mittheilungen der Gesellschaft nicht mehr daran zweifeln. Leider hat aber die Correspondenz sich bald in eine Verhandlung um bestimmte Geldsummen verwandelt, und dasjenige, was unter vier Augen binnen weniger Minuten hätte in Ordnung gebracht und sodann vom Ausschusse genehmigt werden können, wurde, eben auch wegen Ihrer Unbekanntschaft mit den hiesigen Verhältnissen, der Gegenstand von Berathungen, Protocollen und schriftlichen Expeditionen.

Da nun hier unter den Künstlern und Dilettanten so manche Widersacher der Gesellschaft bestehen, die nur auf die Gelegenheit warten ihr zu schaden, oder doch Unannehmlichkeiten zu bereiten, so war es gar nicht zu wundern, daß Etwas von dem Gegenstande der Verhandlungen ruchbar, und von den Korrespondenten auswärtiger Blätter als eine willkommene Notiz ausgedeuet wurde. –

Der leitende Ausschuß muß Sie jedoch feierlichst versichern, daß die Gesellschaft dieser Verlautbarung, so wie den in verschiedenen Blättern ausgesprochenen höchst gemeinen und böswilligen Ansichten, gänzlich fremd ist, und daß dieselbe die Zusage Ihres Hieherkommens mit Sehnsucht erwartete, weil dieses das einzige Mittel gewesen wäre, alle boshaften Bemerkungen zu widerlegen, und die Neider Ihres Ruhmes zu beschämen. Um so mehr war es zu bedauern, daß die Nachricht Ihres Ausbleibens noch zu einer scheinbaren Bestätigung der Ihnen zur Last gelegten Umstände dienen konnte. –

Wie aber auch diese Sache sich gewendet hat, so dürfen Sie überzeugt sein, daß die GesellschaftGesellschaft der MusikfreundeWienÖsterreich ihre achtungsvollen Gesinnungen gegen Sie nie geändert hat, und Ihren ehrenhaften Character in vollem Maße anerkennt.

|4| Dieß darzuthun war die Gesellschaft auch bemühet, indem sie der am 7. und 10. d. Mts in einer LocalitätSpanische HofreitschuleWienÖsterreich, die in der Welt Ihres Gleichen schwerlich findet, unter Mitwirkung von 704 Sängern und 323 Instrumentalisten abgehaltenen ProductionenGesellschaft der MusikfreundeWienÖsterreich Ihres herrlichen „Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bmylruso-xpxr-izb5-xgop-1taclzirgl80"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"/> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>“ die größte Sorgfalt widmete, um selbe der Würde des Werkes, und dem Rufe Ihres Namens angemessen zu Stande zu bringen. Ein glänzender Erfolg hat diese Bemühungen belohnt; und während die Soloparte recht gelungen ausgeführt wurden, machten besonders die Chöre durch die große Anzahl tactfester, mit frischen Stimmen begabter Sänger, durch genaueste Präcision und Beobachtung des Ausdruckes, eine Wirkung, von der Sie sich ohne eigenes Anhören nicht leicht eine Vorstellung machen können. Das große Publikum bezeigte auch, ungeachtet des in diesem Werke vorherrschenden ernsten Charakters, lebhaften Antheil an demselben, der sich gewiß im Falle Ihrer persönlichen Anwesenheit zum Enthusiasmus gesteigert haben würde. Der kaiserliche Hof beehrte beide Vorstellungen mit seiner Gegenwart. Der pecuniäre Ertrag war von der Art, daß die sehr bedeutenden Kosten vollständig gedekt wurden, ohne jedoch einen erheblichen Uiberfluß Überfluß zu gewähren. Der Hauptzwek des Unternehmens durch die großartige Aufführung eines neuen Meisterwerkes, den edleren Sinn für die erste Tonkunst zu beleben und zu stärken, ist daher gewiß erreicht worden, und die Gesellschaft kann nur noch, als Organ des allgemeinen Wunsches, Sie dringend auffordern, die Kunstwelt recht bald wieder mit einem großen Werk Ihres Geistes zu bereichern, welchem so viele Tausende Ihrer Verehrer mit Verlangen entgegensehen. Genehmigen Sie schlüßlich Herr Doctor, den Ausdruk unserer ausgezeichneten Hochachtung und Ergebung.

Der leitende Ausschuß der Gesellschaft der Musikfreunde des österr: Kaiserstaates. Kiesewetter Präs. Stellvertr. JengerJenger, Johann Baptist (1793-1856) provis: Sekret und Kanzley-Director
            Wohlgeborner Herr Doctor!
Der Inhalt Ihres verehrlichen Schreibens vom 10 October d J war für die Gesellschaft der Musikfreunde in mehrfacher Beziehung betrübend. Zunächst deßhalb, weil das hiesige kunstsinnige Publikum dadurch für dießmal der Aussicht beraubt wurde, einen so ausgezeichneten Tonsetzer in seiner Mitte zu sehen, und Ihnen selbst seine freudige Anerkennung ausdrücken zu können; – und weil, wenn auch hier an tüchtigen Dirigenten kein Mangel ist, doch erst die eigene Hand des Meisters jeder Kunstleistung das Siegel der Vollkommenheit aufdrükt.
Noch mehr und vor Allem war es aber dem leitenden Ausschusse schmerzlich zu bemerken, wie in der ganzen Verhandlung über Ihre Theilnahme an dem hiesigen Musikfeste ein gänzliches Mißverstehen der beiderseitigen Verhältniße und Absichten eingetreten ist, welches, vielleicht von Uibelwollenden noch vermehrt, sogar zu höchst bedauerlichen Erörterungen in den öffentlichen Blättern geführt hat, die Ihr Zartgefühl verletzen mußten. So unangenehm es ist, eine solche Sache nochmal zu berühren, so ist doch die Gesellschaft sich selbst schuldig, den Anschein einer Indiscretion zu beseitigen und abzulehnen. Die Geschäfte der Gesellschaft werden durch einen aus 13 Mitgliedern bestehenden Ausschuß geleitet, von welchem Alles berathen, und der jedesmalige Beschluß schriftlich durch einen hiezu bestellten Beamten ausgefertiget wird. Bei dieser bisher immer als zweckmäßig erprobten, und bei Geldangelegenheiten vorzüglich nöthigen Einrichtung, ist es aber unmöglich zu verhindern, daß Neugierige oder Uibelwollende manchmal sich in die Kenntniß der verhandelten Geschäfte eindrängen, ohne daß deßhalb eine Indiscretion der einzelnen Mitglieder, oder wohl gar des ganzen Körpers vorausgesetzt werden dürfte. Aus diesem Grunde war die mündliche Verständigung für den vorliegenden Fall /: wenn dieser nicht bloß merkantisch behandelt werden wollte :/ das einzige sichere Mittel ins Reine zu kommen, ohne von der Genehmigung der mündlichen Uibereinkunft ein Bekanntwerden der Verhandlungen besorgen zu müssen. Herr Castelli, welcher in diesem Sinne beauftragt war, sich mit Euer Wohlgeboren in jeder Beziehung zu verständigen, hat bei seiner Ankunft in Wien versichert, daß er sich bemüht habe eine Äußerung von Ihnen über die Bedingungen der Hieherkunft zu erlangen, daß Sie aber diese Erörterung, wie er glaubte absichtlich vermieden, und ihn zu der Meinung veranlaßt hätten, daß Sie gar keine Bedingungen setzen, sondern Ihr Erscheinen rein als eine Ehrensache betrachten wollen. Auch dieß vorausgesetzt, würde doch die Gesellschaft immer dafür gesorgt haben, Ihnen die nöthigen Reisekosten /: worunter jene des Aufenthaltes natürlicher-Weise innbegriffen sind :/ auf eine oder die andere Weise zu vergüten. Dieß durften Sie wohl überhaupt voraussetzen und konnten nach den späteren Mittheilungen der Gesellschaft nicht mehr daran zweifeln. Leider hat aber die Correspondenz sich bald in eine Verhandlung um bestimmte Geldsummen verwandelt, und dasjenige, was unter vier Augen binnen weniger Minuten hätte in Ordnung gebracht und sodann vom Ausschusse genehmigt werden können, wurde, eben auch wegen Ihrer Unbekanntschaft mit den hiesigen Verhältnissen, der Gegenstand von Berathungen, Protocollen und schriftlichen Expeditionen.
Da nun hier unter den Künstlern und Dilettanten so manche Widersacher der Gesellschaft bestehen, die nur auf die Gelegenheit warten ihr zu schaden, oder doch Unannehmlichkeiten zu bereiten, so war es gar nicht zu wundern, daß Etwas von dem Gegenstande der Verhandlungen ruchbar, und von den Korrespondenten auswärtiger Blätter als eine willkommene Notiz ausgedeuet wurde. –
Der leitende Ausschuß muß Sie jedoch feierlichst versichern, daß die Gesellschaft dieser Verlautbarung, so wie den in verschiedenen Blättern ausgesprochenen höchst gemeinen und böswilligen Ansichten, gänzlich fremd ist, und daß dieselbe die Zusage Ihres Hieherkommens mit Sehnsucht erwartete, weil dieses das einzige Mittel gewesen wäre, alle boshaften Bemerkungen zu widerlegen, und die Neider Ihres Ruhmes zu beschämen. Um so mehr war es zu bedauern, daß die Nachricht Ihres Ausbleibens noch zu einer scheinbaren Bestätigung der Ihnen zur Last gelegten Umstände dienen konnte. –
Wie aber auch diese Sache sich gewendet hat, so dürfen Sie überzeugt sein, daß die Gesellschaft ihre achtungsvollen Gesinnungen gegen Sie nie geändert hat, und Ihren ehrenhaften Character in vollem Maße anerkennt.
 Dieß darzuthun war die Gesellschaft auch bemühet, indem sie der am 7. und 10. d. Mts in einer Localität, die in der Welt Ihres Gleichen schwerlich findet, unter Mitwirkung von 704 Sängern und 323 Instrumentalisten abgehaltenen Productionen Ihres herrlichen „Paulus “ die größte Sorgfalt widmete, um selbe der Würde des Werkes, und dem Rufe Ihres Namens angemessen zu Stande zu bringen. Ein glänzender Erfolg hat diese Bemühungen belohnt; und während die Soloparte recht gelungen ausgeführt wurden, machten besonders die Chöre durch die große Anzahl tactfester, mit frischen Stimmen begabter Sänger, durch genaueste Präcision und Beobachtung des Ausdruckes, eine Wirkung, von der Sie sich ohne eigenes Anhören nicht leicht eine Vorstellung machen können. Das große Publikum bezeigte auch, ungeachtet des in diesem Werke vorherrschenden ernsten Charakters, lebhaften Antheil an demselben, der sich gewiß im Falle Ihrer persönlichen Anwesenheit zum Enthusiasmus gesteigert haben würde. Der kaiserliche Hof beehrte beide Vorstellungen mit seiner Gegenwart. Der pecuniäre Ertrag war von der Art, daß die sehr bedeutenden Kosten vollständig gedekt wurden, ohne jedoch einen erheblichen Uiberfluß zu gewähren. Der Hauptzwek des Unternehmens durch die großartige Aufführung eines neuen Meisterwerkes, den edleren Sinn für die erste Tonkunst zu beleben und zu stärken, ist daher gewiß erreicht worden, und die Gesellschaft kann nur noch, als Organ des allgemeinen Wunsches, Sie dringend auffordern, die Kunstwelt recht bald wieder mit einem großen Werk Ihres Geistes zu bereichern, welchem so viele Tausende Ihrer Verehrer mit Verlangen entgegensehen. Genehmigen Sie schlüßlich Herr Doctor, den Ausdruk unserer ausgezeichneten Hochachtung und Ergebung.
Der leitende Ausschuß der Gesellschaft der
Musikfreunde des österr: Kaiserstaates.
Kiesewetter
Präs. Stellvertr.
Jenger
provis: Sekret
und Kanzley-Director          
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November 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <note type="asynchronous_authors" xml:id="note_35016216-c074-484a-a7a9-1d0208412c27"><measure type="number_of_authors">3</measure></note> <persName key="PSN0111364" resp="author" xml:id="persName_1c1abce7-c382-41d9-b5c1-1df61d071e18">Wien, Gesellschaft der Musikfreunde</persName> <persName key="PSN0112375" resp="author" xml:id="persName_abf2b2a2-3639-49cf-b687-e2fd9ebcf09e">Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850)</persName> <persName key="PSN0119935" resp="author" xml:id="persName_12926897-3bb3-4f86-ac17-8bd7a5a77bd5">Jenger, Johann Baptist (1793-1856)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112375" resp="writer">Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_f58f2e11-5f49-49c2-b480-ab55895b88e0"> <settlement key="STM0100145">Wien</settlement><country>Österreich</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_fc090626-7588-4814-9961-88e1aa94d3e9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2af090fe-6dbb-4021-aa9f-70cba95b7fed"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_4d749bbe-f352-4209-875d-d1e838caf654"> <docAuthor key="PSN0111364" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_594e08e3-bc17-4db3-96eb-93e2239b602d">Wien, Gesellschaft der Musikfreunde</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112375" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_794a04be-7113-4065-b6df-5473954487d7">Kiesewetter, Raphael Georg (seit 1843) Edler von Wiesenbrunn (1773-1850)</docAuthor> <salute rend="left">Wohlgeborner Herr Doctor!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Der Inhalt Ihres verehrlichen <title xml:id="title_b3721368-5ce8-4912-997e-24874fe60d43">Schreibens vom 10 October d J <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-10-10-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Raphael Georg Kiesewetter in Wien; Leipzig, 10. Oktober 1839</name> </title> war für die <placeName xml:id="placeName_fc7aad2e-92cb-49f2-826f-ebd069f3a060">Gesellschaft der Musikfreunde<name key="NST0100547" style="hidden" subtype="" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> in mehrfacher Beziehung betrübend. Zunächst deßhalb, weil das <placeName xml:id="placeName_1cceb2e5-7a67-4810-83e6-fd862cb036f3">hiesige<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> kunstsinnige Publikum dadurch für dießmal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_91c9c567-cdfc-40de-ae53-14327babb468" xml:lang="de">für dießmal – Gemeint ist das Musikfest vom 7.- 10. November 1839 in Wien, in dessen Rahmen Mendelssohns Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) mit etwa 1 000 Mitwirkenden unter fremder Leitung aufgeführt wurde.</note> der Aussicht beraubt wurde, einen so ausgezeichneten Tonsetzer in seiner Mitte zu sehen, und Ihnen selbst seine freudige Anerkennung ausdrücken zu können; – und weil, wenn auch hier an tüchtigen Dirigenten kein Mangel ist, doch erst die eigene Hand des Meisters jeder Kunstleistung das Siegel der Vollkommenheit aufdrükt.</p> <p>Noch mehr und vor Allem war es aber dem leitenden Ausschusse schmerzlich zu bemerken, wie in der ganzen Verhandlung über Ihre Theilnahme an dem hiesigen Musikfeste ein gänzliches Mißverstehen der beiderseitigen Verhältniße und Absichten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e868439-dc19-42d0-957e-d858cc4a8f42" xml:lang="de">Mißverstehen der beiderseitigen Verhältniße und Absichten – Das Projekt zerschlug sich nicht nur wegen der Indiskretionen der Gesellschaft der Musikfreunde während der nicht abgeschlossenen Vertragsverhandlungen. Mendelssohn hatte aufgrund der Geburt seines zweiten Kindes, der Tochter Marie Pauline Helene, und wegen Terminkollisionen mit seinen Leipziger Verpflichtungen ohnehin wenig Lust auf die Wiener Reise. Die nicht erzielte Einigung über das von ihm geforderte Honorar von 100 Louisd’or war vermutlich seitens Mendelssohn nur vorgeschoben: Die Gesellschaft bot Mendelssohn nur »Einhundert Stück k: k: Dukaten« und kostenfreie Unterkunft. Siehe Brief fmb-1839-09-14-04 (Brief Nr. 2426) Felix Mendelssohn Bartholdy an Raphael Georg Kiesewetter in Wien, Leipzig, 14. September 1839, Z. 32, und Brief gb-1839-10-01-03 Raphael Georg Kiesewetter an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Wien, 1. Oktober 1839.</note> eingetreten ist, welches, vielleicht von <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_6f0081f9-ba6b-4558-995b-79d32ab8b934"> <sic resp="writer">Uibelwollenden</sic> <corr resp="editor">Übelwollenden</corr> </choice> noch vermehrt, sogar zu höchst bedauerlichen Erörterungen in den öffentlichen Blättern geführt hat, die Ihr Zartgefühl verletzen mußten. So unangenehm es ist, eine solche Sache nochmal zu berühren, so ist doch die Gesellschaft sich selbst schuldig, den Anschein einer <hi rend="latintype">Indiscretion</hi> zu beseitigen und abzulehnen. Die Geschäfte der <placeName xml:id="placeName_5336ed20-1d35-44e8-bbab-d685f3df7135">Gesellschaft<name key="NST0100567" style="hidden" subtype="Ausschuss" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> werden durch einen aus 13 Mitgliedern bestehenden Ausschuß geleitet,<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> von welchem Alles berathen, und der jedesmalige Beschluß schriftlich durch einen hiezu bestellten Beamten ausgefertiget wird. Bei dieser bisher immer als zweckmäßig erprobten, und bei Geldangelegenheiten vorzüglich nöthigen Einrichtung, ist es aber unmöglich zu verhindern, daß Neugierige oder <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_d2e0d316-876b-43a7-bcd0-e10d5857d189"> <sic resp="writer">Uibelwollende</sic> <corr resp="editor">Übelwollende</corr> </choice> manchmal sich in die Kenntniß der verhandelten Geschäfte eindrängen, ohne daß deßhalb eine Indiscretion der einzelnen Mitglieder, oder wohl gar des ganzen Körpers vorausgesetzt werden dürfte. Aus diesem Grunde war die <hi n="1" rend="underline">mündliche</hi> Verständigung für den vorliegenden Fall /: wenn dieser nicht bloß merkantisch behandelt werden wollte :/ das einzige sichere Mittel ins Reine zu kommen, ohne von der Genehmigung der mündlichen <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_4df795e7-7bf3-46a0-b659-ebf2527439c7"> <sic resp="writer">Uibereinkunft</sic> <corr resp="editor">Üibereinkunft</corr> </choice> ein Bekanntwerden der Verhandlungen besorgen zu müssen. Herr <persName xml:id="persName_7fb36386-0a75-4c86-9b0e-b2ffb093d782">Castelli<name key="PSN0110312" style="hidden" type="person">Castelli, Ignaz Vinzenz Franz (1781-1862)</name></persName>, welcher in diesem Sinne beauftragt war, sich mit Euer Wohlgeboren in jeder Beziehung zu verständigen, hat bei seiner Ankunft in <placeName xml:id="placeName_6989c378-b2ea-4b82-838e-1e2b4e0619a7">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> versichert, daß er sich bemüht habe eine Äußerung von Ihnen über die Bedingungen der Hieherkunft zu erlangen, daß Sie aber diese Erörterung, wie er glaubte absichtlich vermieden, und ihn zu der Meinung veranlaßt hätten, daß Sie gar keine Bedingungen setzen, sondern Ihr Erscheinen rein als eine Ehrensache betrachten wollen. Auch dieß vorausgesetzt, würde doch die Gesellschaft immer dafür gesorgt haben, Ihnen die nöthigen Reisekosten /: worunter jene des Aufenthaltes natürlicher-Weise innbegriffen sind :/ auf eine oder die andere Weise zu vergüten. Dieß durften Sie wohl überhaupt voraussetzen<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> und konnten nach den späteren Mittheilungen der Gesellschaft nicht mehr daran zweifeln. Leider hat aber die Correspondenz sich bald in eine Verhandlung um bestimmte Geldsummen verwandelt, und dasjenige, was unter vier Augen binnen weniger Minuten hätte in Ordnung gebracht und sodann vom Ausschusse genehmigt werden können, wurde, eben auch wegen Ihrer Unbekanntschaft mit den hiesigen Verhältnissen, der Gegenstand von Berathungen, Protocollen und schriftlichen Expeditionen.</p> <p>Da nun hier unter den Künstlern und Dilettanten so manche Widersacher der Gesellschaft bestehen, die nur auf die Gelegenheit warten ihr zu schaden, oder doch Unannehmlichkeiten zu bereiten, so war es gar nicht zu wundern, daß Etwas von dem Gegenstande der Verhandlungen ruchbar, und von den Korrespondenten auswärtiger Blätter als eine willkommene Notiz ausgedeuet wurde. –</p> <p>Der leitende Ausschuß muß Sie jedoch feierlichst versichern, daß die Gesellschaft dieser Verlautbarung, so wie den in verschiedenen Blättern ausgesprochenen höchst gemeinen und böswilligen Ansichten, gänzlich fremd ist, und daß dieselbe die Zusage Ihres Hieherkommens mit Sehnsucht erwartete, weil dieses das einzige Mittel gewesen wäre, alle boshaften Bemerkungen zu widerlegen, und die Neider Ihres Ruhmes zu beschämen. Um so mehr war es zu bedauern, daß die Nachricht Ihres Ausbleibens noch zu einer scheinbaren Bestätigung der Ihnen zur Last gelegten Umstände dienen konnte. –</p> <p>Wie aber auch diese Sache sich gewendet hat, so dürfen Sie überzeugt sein, daß die <placeName xml:id="placeName_7ddfb496-8ada-4314-b521-6ea06ec25b37">Gesellschaft<name key="NST0100547" style="hidden" subtype="" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> ihre achtungsvollen Gesinnungen gegen Sie nie geändert hat, und Ihren ehrenhaften Character in vollem Maße anerkennt.</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Dieß darzuthun war die Gesellschaft auch bemühet, indem sie der am <date cert="high" when="1839-11-07" xml:id="date_9fa8d723-4b5d-4540-9970-b894d0eeb87c">7.</date> und <date cert="high" when="1839-11-10" xml:id="date_27dd3b44-7509-4516-a978-6aa75d353784">10. d. Mts</date> in einer <placeName xml:id="placeName_1a8a2d93-fdf8-432f-9765-fcd4272a247b">Localität<name key="NST0103832" style="hidden" subtype="" type="institution">Spanische Hofreitschule</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName>, die in der Welt Ihres Gleichen schwerlich findet, unter Mitwirkung von 704 Sängern und 323 Instrumentalisten abgehaltenen <placeName xml:id="placeName_26b58dda-cfb4-4356-948b-591a8aaa6290">Productionen<name key="NST0100565" style="hidden" subtype="Musikfest 1839" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> Ihres herrlichen „<title xml:id="title_d5827f9c-0bae-417a-b372-491031e523ef">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bmylruso-xpxr-izb5-xgop-1taclzirgl80"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>“ die größte Sorgfalt widmete, um selbe der Würde des Werkes, und dem Rufe Ihres Namens angemessen zu Stande zu bringen. Ein glänzender Erfolg hat diese Bemühungen belohnt; und während die Soloparte recht gelungen ausgeführt wurden, machten besonders die Chöre durch die große Anzahl tactfester, mit frischen Stimmen begabter Sänger, durch genaueste Präcision und Beobachtung des Ausdruckes, eine Wirkung, von der Sie sich ohne eigenes Anhören nicht leicht eine Vorstellung machen können. Das große Publikum bezeigte auch, ungeachtet des in diesem Werke vorherrschenden ernsten Charakters, lebhaften Antheil an demselben, der sich gewiß im Falle Ihrer persönlichen Anwesenheit zum Enthusiasmus gesteigert haben würde. Der kaiserliche Hof beehrte beide Vorstellungen mit seiner Gegenwart. Der pecuniäre Ertrag war von der Art, daß die sehr bedeutenden Kosten vollständig gedekt wurden, ohne jedoch einen erheblichen <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_9b824739-61fd-4a3f-86e4-e8412150f9ce"> <sic resp="writer">Uiberfluß</sic> <corr resp="editor">Überfluß</corr> </choice> zu gewähren. Der Hauptzwek des Unternehmens durch die großartige Aufführung eines neuen Meisterwerkes, den edleren Sinn für die erste Tonkunst zu beleben und zu stärken, ist daher gewiß erreicht worden, und die Gesellschaft kann nur noch, als Organ des allgemeinen Wunsches, Sie dringend auffordern, die Kunstwelt recht bald wieder mit einem großen Werk Ihres Geistes zu bereichern, welchem so viele Tausende Ihrer Verehrer mit Verlangen entgegensehen. Genehmigen Sie schlüßlich Herr Doctor, den Ausdruk unserer ausgezeichneten Hochachtung und Ergebung.</p> <signed rend="right">Der leitende Ausschuß der Gesellschaft der </signed> <signed rend="right">Musikfreunde des österr: Kaiserstaates. </signed> <signed rend="right">Kiesewetter</signed> <signed rend="right">Präs. Stellvertr. </signed> <signed rend="right"><persName xml:id="persName_da1646eb-72e9-4b8b-8028-b6c769dcfb1c">Jenger<name key="PSN0119935" style="hidden" type="person">Jenger, Johann Baptist (1793-1856)</name></persName></signed> <signed rend="right">provis: Sekret </signed> <signed rend="right">und Kanzley-Director </signed> </div> </body> </text></TEI>