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gb-1839-11-01-02

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Louis Spohr an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Kassel, 1. November 1839 Ich muß um Verzeihung bitten, daß ich meinem Versprechen „Ihnen die neue Sinfonie zur Aufführung zu senden“ vor der Hand nach nicht nachkommen kann. In London wurde ich von der Philharmonischen Gesellschaft aufgefordert, für ihre Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Louis Spohr in Kassel; Frankfurt a. M., 16. August 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy an Louis Spohr in Kassel; Leipzig, 8. Januar 1841 Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/177. Autograph Louis Spohr an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Kassel, 1. November 1839 Ich muß um Verzeihung bitten, daß ich meinem Versprechen „Ihnen die neue Sinfonie zur Aufführung zu senden“ vor der Hand nach nicht nachkommen kann. In London wurde ich von der Philharmonischen Gesellschaft aufgefordert, für ihre

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [CASSEL / 1/11/1839], [St.Post / 4 NOV / I. 5-10], Siegel.

Louis Spohr.

Green Books

Spohr Briefe (Online-Edition): Link.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. November 1839 Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)counter-resetSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) KasselDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Sr. Wohlgeboren dem Herrn Musikdirector Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. franco
Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) Cassel den 1sten November 1839. Geehrtester Freund,

Ich muß um Verzeihung bitten, daß ich meinem Versprechen „Ihnen die neue Sinfonie<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110946" style="hidden" type="music">6. Sinfonie G-Dur, op. 116 (Historische Sinfonie)</name> zur Aufführung zu senden“„Ihnen die neue Sinfonie zur Aufführung zu senden“ – Spohrs 6. Sinfonie G-Dur, op. 116 (Historische Sinfonie), wurde erst im elften Abonnementkonzert des Gewandhauses am 7. Januar 1841 von Mendelssohn dirigiert (Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1048 f.). vor der Hand nach nicht nachkommen kann. In LondonLondonGroßbritannien wurde ich von der Philharmonischen GesellschaftPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien aufgefordert, für ihre nächsten Concerte eine Sinfonie zu schreiben. Wie die DirectorenPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien erfuhren, daß ich so eben eine beendigt habe, die noch nicht einmal probirt sey, so sprachen sie den Wunsch aus, diese zu aquirirendie neue Sinfonie … zu aquiriren – Die Historische Sinfonie kam erstmals im dritten Konzert der Philharmonic Society am 6. April 1839 zur Aufführung (Foster, Philharmonic Society, S. 160)., stellten aber die Bedingung, daß sie vor dem Schluß der nächsten Saison weder irgendwo öffenlich gegeben, noch publicirt werden dürfe. Ich ging diese Bedingung ein, hauptsächlich weil meine 5<hi rend="superscript">te</hi> <hi rend="latintype">Sinfonie</hi><name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110945" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 102</name> in diesem Herbst erst versandt wird und es daher mit der Veröffentlichung der neuen keine Eile hat. Ich habe aber nun Sie recht |2| sehr um Entschuldigung zu bitten, daß ich meinem Versprechen erst im nächsten Herbst nachkommen kann.

Da ich die Sinfonie nun auch hier nicht öffentlich geben darf, so habe ich sie meinen musikalischen Freunden in einer Probe zu hören gegeben. Zwischen dieser und der Vollendung der SinfonieSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) war ein Zeitraum von 6 Wochen und was noch mehr sagen will, die es lag die englische Reise mit ihren vielen Musikaufführungen dazwischen. Ich war daher, vielmehr als es sonst der Komponist seyn kann, ein unbefangener Zuhörer. Als solcher fand ich nun im Ganzen genommen den Efekt meinen Erwartungen entsprechend, doch fiel es mir auf, daß die Verschiedenheit im Styl zwischen den beyden ersten Sätzen (die Bach-Händelschen- und Mozartschen Perioden viel größer war, als zwischen den Folgenden. Doch erklärt sich dies wohl aus dem Umstand, daß unsere jetzige Musik noch immer auf die Mozartsche Periode basirt ist und daß nachSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) einem solchen Genie; welches |3| eine totale Revolution im Geschmack hervorgerufen hatte, nothwendig ein Stillstand eintreten mußte. – Es ist indessen doch noch ein, selbst dem Laien bemerkbarer Unterschied im Styl der letzten Sätze und ich glaube so wohlSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) das fantastische und in die Form übergreifende; so wie das pikante in der Instrumentierung der BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827)schen mittlern Periode, so eben so treuSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) wie das excentrische, lärmende und Kecke der allerneuesten Periode zu getroffen zu haben.

In England haben wir Ihrer oft in Liebe gedacht, da wir allenthalben auf Verehrer und Freunde von Ihnen stießen. Ich habe diesmal die Engländer recht lieb gewonnen, und eine ganz andere Meynung von ihrem Musiksinn bekommen. Vieleicht lag dieß daran, daß uns ein günstiges Geschick sowohl in LondonLondonGroßbritannien wie in Norwich3. Norfolk and Norwich Triennial Musical Festival (1839)NorwichGroßbritannienNorwichGroßbritannien in ihre vertrauten Familienzirkelin ihre vertrauten Familienzirkel – Louis Spohr wohnte während des Norwicher Musikfests bei der Familie des Bürgermeisters John Marshall. Edward Taylor hatte Spohr zu diesem Musikfest eingeladen, woraus eine lebenslange Freundschaft Spohrs und Taylors erwuchs. einführte und uns da einheimisch werden ließ. Wir haben höchst liebenswürdige Menschen kennen lernen, die wir nie vergessen werden.

Der Tod der liebenswürdigen und talentvollen Mad: VoigtVoigt, Henriette (1808-1839)Der Tod der liebenswürdigen und talentvollen Mad: Voigt – Die Pianistin Henriette Voigt starb am 15. Oktober 1839 an den Folgen einer Lungentuberkulose. hat uns schmerzlich berührt! Wie sehr sind ihr MannVoigt, Carl Friedrich Eduard (1805-1881) und die Kinder zu beklagen!

Mit der Bitte, uns Ihre Fr. GemahlinMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) angelegentlichst zu empfehlen, von Herzen der Ihrige Louis Spohr.
Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)

|2| NS. Von London habe ich ein neues Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110913" style="hidden" type="music">Der Fall Babylons WoO 63</name> mitgebracht und versprochen, es für das nächste Norwicher Musikfest4. Norfolk and Norwich Triennial Musical Festival (1840)NorwichGroßbritannien zu componiren. Sollten Sie diesen Winter eine Ihrer Sinfonien geben oder eine neue Ouverture, so würden sie uns durch deren Mittheilung für unsre Winterconcerte äußerst erfreuen.Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)

            Cassel den 1sten November 1839. Geehrtester Freund,
Ich muß um Verzeihung bitten, daß ich meinem Versprechen „Ihnen die neue Sinfonie zur Aufführung zu senden“ vor der Hand nach nicht nachkommen kann. In London wurde ich von der Philharmonischen Gesellschaft aufgefordert, für ihre nächsten Concerte eine Sinfonie zu schreiben. Wie die Directoren erfuhren, daß ich so eben eine beendigt habe, die noch nicht einmal probirt sey, so sprachen sie den Wunsch aus, diese zu aquiriren, stellten aber die Bedingung, daß sie vor dem Schluß der nächsten Saison weder irgendwo öffenlich gegeben, noch publicirt werden dürfe. Ich ging diese Bedingung ein, hauptsächlich weil meine 5te Sinfonie in diesem Herbst erst versandt wird und es daher mit der Veröffentlichung der neuen keine Eile hat. Ich habe aber nun Sie recht  sehr um Entschuldigung zu bitten, daß ich meinem Versprechen erst im nächsten Herbst nachkommen kann.
Da ich die Sinfonie nun auch hier nicht öffentlich geben darf, so habe ich sie meinen musikalischen Freunden in einer Probe zu hören gegeben. Zwischen dieser und der Vollendung der Sinfonie war ein Zeitraum von 6 Wochen und was noch mehr sagen will, die es lag die englische Reise mit ihren vielen Musikaufführungen dazwischen. Ich war daher, vielmehr als es sonst der Komponist seyn kann, ein unbefangener Zuhörer. Als solcher fand ich nun im Ganzen genommen den Efekt meinen Erwartungen entsprechend, doch fiel es mir auf, daß die Verschiedenheit im Styl zwischen den beyden ersten Sätzen (die Bach-Händelschen- und Mozartschen Perioden viel größer war, als zwischen den Folgenden. Doch erklärt sich dies wohl aus dem Umstand, daß unsere jetzige Musik noch immer auf die Mozartsche Periode basirt ist und daß nach einem solchen Genie; welches  eine totale Revolution im Geschmack hervorgerufen hatte, nothwendig ein Stillstand eintreten mußte. – Es ist indessen doch noch ein, selbst dem Laien bemerkbarer Unterschied im Styl der letzten Sätze und ich glaube so wohl das fantastische und in die Form übergreifende; so wie das pikante in der Instrumentierung der Beethovenschen mittlern Periode, so eben so treu wie das excentrische, lärmende und Kecke der allerneuesten Periode zu getroffen zu haben.
In England haben wir Ihrer oft in Liebe gedacht, da wir allenthalben auf Verehrer und Freunde von Ihnen stießen. Ich habe diesmal die Engländer recht lieb gewonnen, und eine ganz andere Meynung von ihrem Musiksinn bekommen. Vieleicht lag dieß daran, daß uns ein günstiges Geschick sowohl in London wie in Norwich in ihre vertrauten Familienzirkel einführte und uns da einheimisch werden ließ. Wir haben höchst liebenswürdige Menschen kennen lernen, die wir nie vergessen werden.
Der Tod der liebenswürdigen und talentvollen Mad: Voigt hat uns schmerzlich berührt! Wie sehr sind ihr Mann und die Kinder zu beklagen!
Mit der Bitte, uns Ihre Fr. Gemahlin angelegentlichst zu empfehlen, von Herzen der Ihrige Louis Spohr.
 NS. Von London habe ich ein neues Oratorium mitgebracht und versprochen, es für das nächste Norwicher Musikfest zu componiren. Sollten Sie diesen Winter eine Ihrer Sinfonien geben oder eine neue Ouverture, so würden sie uns durch deren Mittheilung für unsre Winterconcerte äußerst erfreuen.          
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Ich ging diese Bedingung ein, hauptsächlich weil meine <title xml:id="title_0c28af7d-75e2-4ad9-b403-2f543b991f05">5<hi rend="superscript">te</hi> <hi rend="latintype">Sinfonie</hi><name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110945" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 102</name></title> in diesem Herbst erst versandt wird und es daher mit der Veröffentlichung der neuen keine Eile hat. Ich habe aber nun Sie recht<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> sehr um Entschuldigung zu bitten, daß ich meinem Versprechen erst im nächsten Herbst nachkommen kann.</p> <p>Da ich die Sinfonie nun auch hier nicht öffentlich geben darf, so habe ich sie meinen musikalischen Freunden in einer Probe zu hören gegeben. Zwischen dieser und der Vollendung <add place="above">der Sinfonie<name key="PSN0115032" resp="writers_hand" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></add> war ein Zeitraum von 6 Wochen und was noch mehr sagen will, <unclear reason="deletion" resp="FMBC">die</unclear> es lag die englische Reise mit ihren vielen Musikaufführungen dazwischen. Ich war daher, vielmehr als es sonst der Komponist seyn kann, ein u<unclear reason="covering" resp="FMBC">n</unclear>befangener Zuhörer. Als solcher fand ich nun im Ganzen genommen den Efekt meinen Erwartungen entsprechend, doch fiel es mir auf, daß die Verschiedenh<unclear reason="covering" resp="FMBC">eit</unclear> im Styl zwischen den beyden ersten Sätz<unclear reason="covering" resp="FMBC">en</unclear> (die Bach-Händelschen- und Mozartschen Peri<unclear reason="covering" resp="FMBC">oden</unclear> <hi n="1" rend="underline">viel größer</hi> war, als zwischen den Folg<unclear reason="covering" resp="FMBC">en</unclear>den. Doch erklärt sich dies wohl aus d<unclear reason="covering" resp="FMBC">em</unclear> Umstand, daß unsere jetzige Musik n<unclear reason="covering" resp="FMBC">och</unclear> immer auf die Mozartsche Periode basirt ist und daß <add place="above">nach<name key="PSN0115032" resp="writers_hand" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></add> einem solchen Genie; welc<unclear reason="covering" resp="FMBC">hes</unclear><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> eine totale Revolution im Geschmack hervorgerufen hatte, nothwendig ein Stillstand eintreten mußte. – Es ist indessen doch noch ein, selbst dem Laien bemerkbarer Unterschied im Styl der letzten Sätze und ich glaube <add place="above">so wohl<name key="PSN0115032" resp="writers_hand" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></add> das fantastische und in die Form übergreifende; so wie das pikante in der Instrumentierung der <persName xml:id="persName_9458993f-47d2-4c40-b4f1-ff87017a6b1a">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>schen mittlern Periode, <unclear reason="deletion" resp="FMBC">so</unclear> <add place="above">eben so treu<name key="PSN0115032" resp="writers_hand" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></add> wie das excentrische, lärmende und Kecke der allerneuesten Periode <unclear reason="deletion" resp="FMBC">zu</unclear> getroffen zu haben.</p> <p>In England haben wir Ihrer oft in L<unclear reason="covering" resp="FMBC">iebe</unclear> gedacht, da wir allenthalben auf Vereh<unclear reason="covering" resp="FMBC">rer</unclear> und Freunde von Ihnen stießen. Ich habe diesmal die Engländer recht lieb gewonnen, und eine ganz andere Meynung von ihrem Musiksinn bekommen. Vieleicht lag dieß daran, daß uns ein günstiges Geschick sowohl in <placeName xml:id="placeName_d23d6c55-0314-49a2-bf2e-c429bad0c5a5">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> wie in <placeName xml:id="placeName_211447e6-2b97-446d-8d34-b7c1a40c48f9"><placeName xml:id="placeName_a757db89-0193-43ba-b65b-4c959c34e445">Norwich<name key="NST0104928" style="hidden" subtype="" type="institution">3. Norfolk and Norwich Triennial Musical Festival (1839)</name><settlement key="STM0100443" style="hidden" type="locality">Norwich</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName><settlement key="STM0100443" style="hidden" type="locality">Norwich</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> in ihre vertrauten Familienzirkel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d228411-d5a3-4849-9c4e-862833a1eb07" xml:lang="de">in ihre vertrauten Familienzirkel – Louis Spohr wohnte während des Norwicher Musikfests bei der Familie des Bürgermeisters John Marshall. Edward Taylor hatte Spohr zu diesem Musikfest eingeladen, woraus eine lebenslange Freundschaft Spohrs und Taylors erwuchs. </note> einführte und uns da einheimisch werden ließ. Wir haben höchst liebenswürdige Menschen kennen lernen, die wir nie vergessen werden.</p> <p>Der Tod der liebenswürdigen und talentvollen <persName xml:id="persName_07413c48-1c3c-4feb-931a-943e5858e3dc">Mad: Voigt<name key="PSN0115544" style="hidden" type="person">Voigt, Henriette (1808-1839)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_37ed8614-5d1e-4391-aba8-55fcba482f76" xml:lang="de">Der Tod der liebenswürdigen und talentvollen Mad: Voigt – Die Pianistin Henriette Voigt starb am 15. Oktober 1839 an den Folgen einer Lungentuberkulose.</note> hat uns schmerzlich berührt! Wie sehr sind ihr <persName xml:id="persName_9e0d7424-2c48-4e48-9a22-4f86d491c232">Mann<name key="PSN0115541" style="hidden" type="person">Voigt, Carl Friedrich Eduard (1805-1881)</name></persName> und die Kinder zu beklagen!</p> <closer rend="left">Mit der Bitte, uns Ihre Fr. <persName xml:id="persName_18666ce1-74fb-4c63-a236-79e961679252">Gemahlin<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> angelegentlichst zu empfehlen, von Herzen der Ihrige</closer> <signed rend="right">Louis Spohr.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_94ed91e1-1764-4cd5-935a-ae945cb09f51"> <docAuthor key="PSN0115032" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_65393611-171e-4ddd-8664-7ae0ece453dd">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0115032" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_55067b2b-3066-4b7c-a0d8-9cabdac5bbdc">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> NS. <add place="margin">Von London habe ich ein neues <title xml:id="title_f0339a6f-fd50-4f81-bf84-69f94f6d68bc">Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110913" style="hidden" type="music">Der Fall Babylons WoO 63</name></title> mitgebracht und versprochen, es für <placeName xml:id="placeName_79b7107e-f8a6-463a-ba29-3647b1429788">das nächste Norwicher Musikfest<name key="NST0105130" style="hidden" subtype="" type="institution">4. Norfolk and Norwich Triennial Musical Festival (1840)</name><settlement key="STM0100443" style="hidden" type="locality">Norwich</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zu componiren. Sollten Sie diesen Winter eine Ihrer Sinfonien geben oder eine neue Ouverture, so würden sie uns durch deren Mittheilung für unsre Winterconcerte äußerst erfreuen.<name key="PSN0115032" resp="writers_hand" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>