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gb-1839-10-16-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet und Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 16. und 17. Oktober 1839 Ich will Dir gleich eben für Deinen lieben Brief danken, lieber Felix, und mich schelten, daß ich mich wieder vom Schreiben habe hinreißen lassen, die traurige Seite meines Lebens hervorzusuchen, während ich ja wohl weiß Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 14. Oktober 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Hamburg; Leipzig, 22. Dezember 1839 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/98 und M.D.M. d. 36/99. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet und Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 16. und 17. Oktober 1839 Ich will Dir gleich eben für Deinen lieben Brief danken, lieber Felix, und mich schelten, daß ich mich wieder vom Schreiben habe hinreißen lassen, die traurige Seite meines Lebens hervorzusuchen, während ich ja wohl weiß

1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-5 Brieftext; S. 6 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN / 18/10 / 5-6], [St.Post / 9 OCT / ? 2-4], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet, Paul Mendelssohn Bartholdy.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

16. und 17. Oktober 1839 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Dr. Mendelssohn Bartholdy in Leipzig fr.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Berlin d. 16ten October.

Ich will Dir gleich eben für Deinen lieben Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-10-14-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 14. Oktober 1839</name> danken, lieber Felix, und mich schelten, daß ich mich wieder vom Schreiben habe hinreißen lassen, die traurige Seite meines Lebensdie traurige Seite meines Lebens – bezieht sich auf den Tod ihres Sohnes Felix Lejeune Dirichlet am 17. November 1838. hervorzusuchen, während ich ja wohl weiß und glaube mirs, nie einen Augenblick vergessen habe, was mir alles Liebes geblieben, und wie vielen Grund zur Heiterkeit und Freude ich habe. Es geht mir aber immer so beim Schreiben; ich habe es nicht einmal über mich gewinnen können, der lieben CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) an ihrem Geburtstage zu schreiben, die Erinnerungen, wie ich ihn voriges Jahr feierte, verdrängten gleich jedes freudige Gefühl, so wie ich die Feder in die Hand nahm. Und doch, lieber Felix, glaube mir, ich brauch diese Stimmung nicht zu bekämpfen. Ich bin mirs deutlich bewußt, daß ich immer Gott f auch für diesen Gram gedankt habe, wie für jede seiner Gaben, und mehr kann kein Mensch verlangen. Übrigens bin ich ganz heiter, lache und mache die Andern zu Zeiten lachen, aber ich glaube wohl, wer mich lieset, muß mich für den ersten Kopfhänger halten. Freilich es giebt wohl auch Stunden, wo ich Alles herbeibeschwören möchte, was mir lieb ist, um nur zu sehen, daß sie auch noch da sind, die weinte |2| ich sonst bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) aus, und auch Du mußt als braver Bruder Deinen Theil davon tragen, und thust es auch redlich. Wegen meiner Gesundheit mach Dir keine Sorgen, das Seebaddas Seebad – Rebecka Lejeune Dirichlet unternahm im Sommer 1839 eine Kurreise nach Heringsdorf. hat Wunder an mir gethan. Trotz alle dem, vielmehr um so mehr, wünsche ich gar zu sehr, mich an Eurer glücklichen Häuslichkeit wieder eine Zeit lang erfreuen zu können, und habe auch den Plan keines wegs aufgegeben, nur jetzt, wo DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) eben zurückgekehrtDirichlet eben zurückgekehrt – Peter Lejeune Dirichlet war von einer Paris-Reise zurückgekehrt, zu der er Ende Juli aufgebrochen ist. ist, kann ich mich nicht recht entschließen gleich wieder fortzugehn. Ich denke, zum Frühjahr kommt ihr wieder und laßt die Kleinen im Garten herumspielen. Eine große Reise mit einer kleinen Familie hat viele Schwierigkeiten, in LeipzigLeipzigDeutschland 2 Treppen hoch zu wohnen, ist auch nicht sehr angenehm, da bleibt Euch gar nichts andres übrig, als zu uns zu kommen. Wenn dann Cecile wieder entwöhnt,Cecile wieder entwöhnt – Gemeint ist die Kindbett- und Stillzeit Cécile Mendelssohn Bartholdys nach er Geburt ihrer Tochter Marie Mendelssohn Bartholdy am 2. Oktober 1839. schmier ich sie mit Oel ein, und Du stehst wieder dabei, und sagst ich wäre eine alte Wickelfrau.

Mein Kopf ist, wie eine Windmühle in der Lüneburger Heide. Seit zwei Stunden übt Klara WieckWieck, Clara Josephine (1819-1896) auf meinem Klavier, das macht mir die größte Freude, da ich seit Fannys AbreiseDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)seit Fannys Abreise – Fanny Hensel befand sich mit ihrer Familie auf einer Italienreise. nichts gehört habe, als meine eigne lumpige Person Deine <hi rend="latintype">Cello</hi>sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n0peqfvl-wfk5-ianf-cdwq-wt5hx8xrgjyc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name> buchstabiren, da ist es denn eine wahre Wohlthat, das Klavier ordentlich zwicken zu hören, aber der verdammte ChopinChopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849). Wie kann man den ganzen Tag mêmemême – frz., gleich. mit Katzenpfötchen essen. Etwas scheint |3| sie von ihrem cher pèrecher père – frz., lieber Vater. geerbt zu haben, (Eben spielt sie aber prächtig, ThalbergThalberg, Sigismund (1812-1871)) sie zankt sich mit allen Menschen. KalixCalix jun., August (1797-1871) hat sie eben zur Thüre hinausgeschmissen, aber das schadet nichts, mir macht sehr großes Vergnügen, sie oft zu hören. Sie hat an meinem Flügel Wohlgefallen, und will ihn im Concert spielen, zu welchen sie sich mit Carl MüllerMüller, Carl Friedrich (II) (1796-1846) verbunden hat. Dir und Cecile will sie bestens empfohlen seyn.

WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-) werden in einigen Tagen ankommen, ich freue mich sehr auf sie. Eben will ich ihnen zu nächsten Ostern eine Wohnung in der Mauerstraße miethen. Ich hoffe, mit den MädchenWoringen, Rosa Clementina von (1810-1875)Woringen, Maria Francisca Berendina von (1815-1888) viel zu musiciren und übe mich schon sehr fleißig. Von meinen malerischen Bestrebungen hoffe ich bis Weihnachten eine Probe zu Euch schicken zu können, ich fürchte mich nur vor der Cecile Künstlerauge. Was sagst Du aber zu dem Wetter. Solches ist kein ordinaires Gespräch, sondern eine Freude, für die man Gott nicht genug danken kann. Für Ceciles GenesungCeciles Genesung – Die Erholung von ihrer Schwangerschaft und Entbindung. ist es auch unschätzbar. Nehmt sie aber nur schrecklich in Acht, und um so mehr, je wohler sie ist, und je schöner das Wetter. Die 6 Wochen sind wahrhaftig kein Vorurtheil.

Morgen wird bei PaulsMendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy der Sommernachtstraum gelesen, ich Hermia, in Arnold MendelssohnMendelssohn, Arnold Maximilian Albrecht (1817-1854) verliebt, der lieset, wie der beste schlechte Schauspieler, mit einer guten Stimme, ein Mittelding zwischen VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) nobler und Onkel JosephsMendelssohn, Joseph (1770-1848) gemeiner Stimme, und an beide erinnernd. Vorher spielen AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) |4| und ich die Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ttz08ufy-1hnd-0qhr-zd8u-plpzef6frf8o"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name>, DoublürenKonzert.DoublürenKonzert – vierhändig. MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) pflegt bei solchen Gelegenheiten zu sagen, alt Eisekchen wird tänzerig. A propos Familie, ich gratulire zum WarschauerWarschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884) Schlafrock.Warschauer – Robert Wilhelm Adolph Warschauer war mit Marie Josephine Mendelssohn verheiratet. Ich habe den schönen Mann gestern zum Erstenmale einen Augenblick zwischen Hund und Wolf gesehen, kann also von seinem äußerlichen extérieur nichts sagen, seine Sprache ist koenigsbergschKönigsbergDeutschland. – Am Sonnabend waren wir noch einmal in PotsdamPotsdamDeutschland um den dicken Liebling JacobyJacobi, Carl Gustav Jacob (eigtl. Jacques Simon) (1804-1851)den dicken Liebling Jacoby – er Mathematiker Carl Gustav Jacobi war ein Arbeitskollege und enger Freund Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlets. unsern Abschiedsbesuch zu machen, der nun wieder nach KönigsbergKönigsbergDeutschland zurück ist. Jammerschade, daß der nicht hier ist. DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) ist in seiner Nähe ein ganz andrer Mensch, milder gegen die übrige unexacte Welt, wenn sie von dieser mathematischen Sonne beschienen ist. Schade, daß ich keinen seiner Witze schreiben kann, aber er muß sie Dir nur selbst vortragen, mit der langsamsten trockensten Manier, dann kommt man aber nicht aus dem Lachen, und dabei ist er dann einer der gelehrtesten, vielseitig gebildeten Männer. Mutter ist ganz betrübt über seine Abreise, und tröstet sich damit, daß sie heut Mittag Herrn OlivierOlivier, Heinrich von (1783-1848) zu essen giebt. Bei der Fahrt nach Potsdam wollte ich eigentlich nur bemerken, daß wir am 12ten October im Freien gegessen haben ohne Mäntel, und daß die Eisenbahn uns den Sommer die vortrefflichsten Dienste geleistet hat, da JacobyJacobi, Carl Gustav Jacob (eigtl. Jacques Simon) (1804-1851) à toute sauceà toute sauce – frz., in jeder Sauce. verspeist werden mußte. Adieu, mein lieber Felix, Du siehst ich befinde mich sehr wohl, und so heiter wie nie.

[Rebecka Lejeune Dirichlet]
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)

Ich helfe heute Professor OlivierOlivier, Heinrich von (1783-1848) verspeisen, und komme gerade zu rechter Zeit mich hier grüssend anzuhängen, und hoffend, dass wir uns bald wiedersehen werden! – Dein Paul

Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) [17. Oktober 1839]

|5| DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) bittet Dich, im Fall ein Paket mit Büchern aus BrüsselBrüssel (Bruxelles)Belgien unter Deiner Adresse nach LeipzigLeipzigDeutschland käme, es nicht zurück sondern ihm zu schicken, und ihn für das Porto zu belasten. Er hat de la part dede la part de – frz., von. Mad. KiénéKiéné, Marie Catherine (1765-1855) Dir eine Brieftasche zu übergeben, die MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) mitbringen wird. Für Kindtaufkuchen werde bestens sorgen.

Dirichlet vor dem Potsdamer Thor.

N.S. Spricht Herr Olivier nicht ein Bischen wie Cousin WolfWolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856)? Vergiß ja nicht, Dir von PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) eine neue Geschichte erzählen zu lassen, die schließt, und was hat er nun davon, es ist eine seiner gelungensten Leistungen. – Unser Sommernachtstraum<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110856" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)</name> ist gestern glücklich ins Leben getreten worden, Albert Heidem.Heydemann, Albert Gustav (1808-1877) las einen braven Zettel, AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) und ich zankten uns mit vielem väterlichen Anstande über unsre Höhe, das Übrige war den Umständen nach, lustig und amüsant. Ich rathe jedem, der an Schlaflosigkeit leidet, sich von Hr. FürstFürst, Joseph (1794-1859) was vorlesen zu lassen. Lieber Felix, Du glaubst nicht, wie unglücklich mich seine Briefe an Dich machen. Jedesmal setzt er mir klar auseinander, wie unmöglich es sey, daß er Antwort erhalte, und wie er doch Antwort erhalten müßte, aber Du könntest gar nicht schreiben, und so dreht sich das immer herum.

Adieu, lieber Junge, grüß FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) und KindMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897). [Rebecka Lejeune Dirichlet]
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)

MargareteMendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890) scheint mir sehr pikirt, daß Hr. WarschauerWarschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884) nicht gemanschtgemanscht – gemischt. hat.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

[Rebecka Lejeune Dirichlet]
            Berlin d. 16ten October. Ich will Dir gleich eben für Deinen lieben Brief danken, lieber Felix, und mich schelten, daß ich mich wieder vom Schreiben habe hinreißen lassen, die traurige Seite meines Lebens hervorzusuchen, während ich ja wohl weiß und glaube mirs, nie einen Augenblick vergessen habe, was mir alles Liebes geblieben, und wie vielen Grund zur Heiterkeit und Freude ich habe. Es geht mir aber immer so beim Schreiben; ich habe es nicht einmal über mich gewinnen können, der lieben Cecile an ihrem Geburtstage zu schreiben, die Erinnerungen, wie ich ihn voriges Jahr feierte, verdrängten gleich jedes freudige Gefühl, so wie ich die Feder in die Hand nahm. Und doch, lieber Felix, glaube mir, ich brauch diese Stimmung nicht zu bekämpfen. Ich bin mirs deutlich bewußt, daß ich immer Gott f auch für diesen Gram gedankt habe, wie für jede seiner Gaben, und mehr kann kein Mensch verlangen. Übrigens bin ich ganz heiter, lache und mache die Andern zu Zeiten lachen, aber ich glaube wohl, wer mich lieset, muß mich für den ersten Kopfhänger halten. Freilich es giebt wohl auch Stunden, wo ich Alles herbeibeschwören möchte, was mir lieb ist, um nur zu sehen, daß sie auch noch da sind, die weinte ich sonst bei Fanny aus, und auch Du mußt als braver Bruder Deinen Theil davon tragen, und thust es auch redlich. Wegen meiner Gesundheit mach Dir keine Sorgen, das Seebad hat Wunder an mir gethan. Trotz alle dem, vielmehr um so mehr, wünsche ich gar zu sehr, mich an Eurer glücklichen Häuslichkeit wieder eine Zeit lang erfreuen zu können, und habe auch den Plan keines wegs aufgegeben, nur jetzt, wo Dirichlet eben zurückgekehrt ist, kann ich mich nicht recht entschließen gleich wieder fortzugehn. Ich denke, zum Frühjahr kommt ihr wieder und laßt die Kleinen im Garten herumspielen. Eine große Reise mit einer kleinen Familie hat viele Schwierigkeiten, in Leipzig 2 Treppen hoch zu wohnen, ist auch nicht sehr angenehm, da bleibt Euch gar nichts andres übrig, als zu uns zu kommen. Wenn dann Cecile wieder entwöhnt, schmier ich sie mit Oel ein, und Du stehst wieder dabei, und sagst ich wäre eine alte Wickelfrau.
Mein Kopf ist, wie eine Windmühle in der Lüneburger Heide. Seit zwei Stunden übt Klara Wieck auf meinem Klavier, das macht mir die größte Freude, da ich seit Fannys Abreise nichts gehört habe, als meine eigne lumpige Person Deine Cellosonate buchstabiren, da ist es denn eine wahre Wohlthat, das Klavier ordentlich zwicken zu hören, aber der verdammte Chopin. Wie kann man den ganzen Tag même mit Katzenpfötchen essen. Etwas scheint sie von ihrem cher père geerbt zu haben, (Eben spielt sie aber prächtig, Thalberg) sie zankt sich mit allen Menschen. Kalix hat sie eben zur Thüre hinausgeschmissen, aber das schadet nichts, mir macht sehr großes Vergnügen, sie oft zu hören. Sie hat an meinem Flügel Wohlgefallen, und will ihn im Concert spielen, zu welchen sie sich mit Carl Müller verbunden hat. Dir und Cecile will sie bestens empfohlen seyn.
Woringens werden in einigen Tagen ankommen, ich freue mich sehr auf sie. Eben will ich ihnen zu nächsten Ostern eine Wohnung in der Mauerstraße miethen. Ich hoffe, mit den Mädchen viel zu musiciren und übe mich schon sehr fleißig. Von meinen malerischen Bestrebungen hoffe ich bis Weihnachten eine Probe zu Euch schicken zu können, ich fürchte mich nur vor der Cecile Künstlerauge. Was sagst Du aber zu dem Wetter. Solches ist kein ordinaires Gespräch, sondern eine Freude, für die man Gott nicht genug danken kann. Für Ceciles Genesung ist es auch unschätzbar. Nehmt sie aber nur schrecklich in Acht, und um so mehr, je wohler sie ist, und je schöner das Wetter. Die 6 Wochen sind wahrhaftig kein Vorurtheil.
Morgen wird bei Pauls der Sommernachtstraum gelesen, ich Hermia, in Arnold Mendelssohn verliebt, der lieset, wie der beste schlechte Schauspieler, mit einer guten Stimme, ein Mittelding zwischen Vaters nobler und Onkel Josephs gemeiner Stimme, und an beide erinnernd. Vorher spielen Albertine und ich die Ouvertüre, DoublürenKonzert. Mutter pflegt bei solchen Gelegenheiten zu sagen, alt Eisekchen wird tänzerig. A propos Familie, ich gratulire zum Warschauer Schlafrock. Ich habe den schönen Mann gestern zum Erstenmale einen Augenblick zwischen Hund und Wolf gesehen, kann also von seinem äußerlichen extérieur nichts sagen, seine Sprache ist koenigsbergsch. – Am Sonnabend waren wir noch einmal in Potsdam um den dicken Liebling Jacoby unsern Abschiedsbesuch zu machen, der nun wieder nach Königsberg zurück ist. Jammerschade, daß der nicht hier ist. Dirichlet ist in seiner Nähe ein ganz andrer Mensch, milder gegen die übrige unexacte Welt, wenn sie von dieser mathematischen Sonne beschienen ist. Schade, daß ich keinen seiner Witze schreiben kann, aber er muß sie Dir nur selbst vortragen, mit der langsamsten trockensten Manier, dann kommt man aber nicht aus dem Lachen, und dabei ist er dann einer der gelehrtesten, vielseitig gebildeten Männer. Mutter ist ganz betrübt über seine Abreise, und tröstet sich damit, daß sie heut Mittag Herrn Olivier zu essen giebt. Bei der Fahrt nach Potsdam wollte ich eigentlich nur bemerken, daß wir am 12ten October im Freien gegessen haben ohne Mäntel, und daß die Eisenbahn uns den Sommer die vortrefflichsten Dienste geleistet hat, da Jacoby à toute sauce verspeist werden mußte. Adieu, mein lieber Felix, Du siehst ich befinde mich sehr wohl, und so heiter wie nie.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Ich helfe heute Professor Olivier verspeisen, und komme gerade zu rechter Zeit mich hier grüssend anzuhängen, und hoffend, dass wir uns bald wiedersehen werden! – Dein Paul
17. Oktober 1839 Dirichlet bittet Dich, im Fall ein Paket mit Büchern aus Brüssel unter Deiner Adresse nach Leipzig käme, es nicht zurück sondern ihm zu schicken, und ihn für das Porto zu belasten. Er hat de la part de Mad. Kiéné Dir eine Brieftasche zu übergeben, die Mutter mitbringen wird. Für Kindtaufkuchen werde bestens sorgen.
Dirichlet vor dem Potsdamer Thor.
N. S. Spricht Herr Olivier nicht ein Bischen wie Cousin Wolf? Vergiß ja nicht, Dir von Paul eine neue Geschichte erzählen zu lassen, die schließt, und was hat er nun davon, es ist eine seiner gelungensten Leistungen. – Unser Sommernachtstraum ist gestern glücklich ins Leben getreten worden, Albert Heidem. las einen braven Zettel, Albertine und ich zankten uns mit vielem väterlichen Anstande über unsre Höhe, das Übrige war den Umständen nach, lustig und amüsant. Ich rathe jedem, der an Schlaflosigkeit leidet, sich von Hr. Fürst was vorlesen zu lassen. Lieber Felix, Du glaubst nicht, wie unglücklich mich seine Briefe an Dich machen. Jedesmal setzt er mir klar auseinander, wie unmöglich es sey, daß er Antwort erhalte, und wie er doch Antwort erhalten müßte, aber Du könntest gar nicht schreiben, und so dreht sich das immer herum.
Adieu, lieber Junge, grüß Frau und Kind. Rebecka Lejeune Dirichlet
Margarete scheint mir sehr pikirt, daß Hr. Warschauer nicht gemanscht hat.
Rebecka Lejeune Dirichlet          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1839-10-16-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1839-10-16-01" xml:id="title_83398047-1bc8-459f-8af9-d48d65cd468c">Rebecka Lejeune Dirichlet und Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 16. und 17. 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Dezember 1839</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <author key="PSN0113263">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113263" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_9aa78633-bff6-43b6-b3cb-c5ce3cbe8b18"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_1f63349c-3f81-4469-bec7-4f7f9da515b5"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 36/98 und M.D.M. d. 36/99.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1839-10-16-01" type="letter" xml:id="title_22828036-2412-49c7-b3b9-ffc307dfca76">Rebecka Lejeune Dirichlet und Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 16. und 17. Oktober 1839</title> <incipit>Ich will Dir gleich eben für Deinen lieben Brief danken, lieber Felix, und mich schelten, daß ich mich wieder vom Schreiben habe hinreißen lassen, die traurige Seite meines Lebens hervorzusuchen, während ich ja wohl weiß</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-5 Brieftext; S. 6 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN / 18/10 / 5-6], [St.Post / 9 OCT / ? 2-4], Siegel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet, Paul Mendelssohn Bartholdy.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-10-16" xml:id="date_438a12b2-15a3-4630-b432-fd1624bb150b">16.</date> und <date cert="high" when="1839-10-17" xml:id="date_c62a9e61-1f00-4d4a-96db-ad8f36f9eba4">17. Oktober 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_2c8a848b-98b0-4ff0-9465-f2d1ab2c07cc">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113263" resp="author" xml:id="persName_aff220ff-206b-4e11-bd0e-aa9878eaf317">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0113263" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_61d41082-10f0-468c-b3a1-d3fd51e1823b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_477af72f-faf3-4572-8057-cc003f99ffa0">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_c84a46e6-6ae1-49d5-a238-6c85b39c6a14"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_644f125a-63ae-44d0-b842-62f04e8fef76"> <head> <address> <addrLine>Herrn <hi rend="latintype">Dr. Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">in</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Leipzig</hi></addrLine> <addrLine>fr.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_03ac5348-a3ff-468c-996b-cce01a92410b"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_5df434ce-f254-4c1b-bbcf-f4cbbc6bd3eb">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_8ac29813-7d73-436e-8c8e-bd3ec8771e03">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin d. <date cert="high" when="1839-10-16" xml:id="date_737928d9-5f6e-410f-863b-60886c230259">16ten October</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich will Dir gleich eben für <title xml:id="title_a5008766-d694-4237-a236-f850d8d92aee">Deinen lieben Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-10-14-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 14. Oktober 1839</name> </title> danken, <seg type="salute">lieber Felix,</seg> und mich schelten, daß ich mich wieder vom Schreiben habe hinreißen lassen, die traurige Seite meines Lebens<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d736ae63-7225-4b31-8680-5e67ed9cddc6" xml:lang="de">die traurige Seite meines Lebens – bezieht sich auf den Tod ihres Sohnes Felix Lejeune Dirichlet am 17. November 1838.</note> hervorzusuchen, während ich ja wohl weiß und glaube mirs, nie einen Augenblick vergessen habe, was mir alles Liebes geblieben, und wie vielen Grund zur Heiterkeit und Freude ich habe. Es geht mir aber immer so beim Schreiben; ich habe es nicht einmal über mich gewinnen können, der lieben <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f57a2051-cb24-4b2a-8904-b2c59876a551">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> an ihrem <date cert="high" when="1817-10-10" xml:id="date_44add72b-1f90-4954-afe0-38a28086a512">Geburtstage</date> zu schreiben, die Erinnerungen, wie ich ihn voriges Jahr feierte, verdrängten gleich jedes freudige Gefühl, so wie ich die Feder in die Hand nahm. Und doch, lieber Felix, glaube mir, ich brauch diese Stimmung nicht zu bekämpfen. Ich bin mirs deutlich bewußt, daß ich immer Gott <unclear reason="deletion" resp="FMBC">f</unclear> auch für diesen Gram gedankt habe, wie für jede seiner Gaben, und mehr kann kein Mensch verlangen. Übrigens bin ich ganz heiter, lache und mache die Andern zu Zeiten lachen, aber ich glaube wohl, wer mich lieset, muß mich für den ersten Kopfhänger halten. Freilich es giebt wohl auch Stunden, wo ich Alles herbeibeschwören möchte, was mir lieb ist, um nur zu sehen, daß sie auch noch da sind, die weinte<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> ich sonst bei <persName xml:id="persName_e249e6a7-3bf7-4057-ab39-040643abd0fb">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> aus, und auch Du mußt als braver Bruder Deinen Theil davon tragen, und thust es auch redlich. Wegen meiner Gesundheit mach Dir keine Sorgen, das Seebad<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_54d8ff42-2bf8-4696-a25c-48d4f68899ae" xml:lang="de">das Seebad – Rebecka Lejeune Dirichlet unternahm im Sommer 1839 eine Kurreise nach Heringsdorf.</note> hat Wunder an mir gethan. Trotz alle dem, vielmehr um so mehr, wünsche ich gar zu sehr, mich an Eurer glücklichen Häuslichkeit wieder eine Zeit lang erfreuen zu können, und habe auch den Plan keines wegs aufgegeben, nur jetzt, wo <persName xml:id="persName_87bd16dc-8c1a-4743-bfc0-6d0f545c337e">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> eben zurückgekehrt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_be8cfc2b-cf7a-44c2-b27f-630a903c8365" xml:lang="de">Dirichlet eben zurückgekehrt – Peter Lejeune Dirichlet war von einer Paris-Reise zurückgekehrt, zu der er Ende Juli aufgebrochen ist.</note> ist, kann ich mich nicht recht entschließen gleich wieder fortzugehn. Ich denke, zum Frühjahr kommt ihr wieder und laßt die Kleinen im Garten herumspielen. Eine große Reise mit einer kleinen Familie hat viele Schwierigkeiten, in <placeName xml:id="placeName_5b1e3307-c9f0-42ca-b7f7-4cace5f07c5f">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> 2 Treppen hoch zu wohnen, ist auch nicht sehr angenehm, da bleibt Euch gar nichts andres übrig, als zu uns zu kommen. Wenn dann <hi rend="latintype">Cecile</hi> wieder entwöhnt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_10765e4b-8419-4c78-a7dd-0c8a0890faa4" xml:lang="de">Cecile wieder entwöhnt – Gemeint ist die Kindbett- und Stillzeit Cécile Mendelssohn Bartholdys nach er Geburt ihrer Tochter Marie Mendelssohn Bartholdy am 2. Oktober 1839.</note> schmier ich sie mit Oel ein, und Du stehst wieder dabei, und sagst ich wäre eine alte Wickelfrau.</p> <p>Mein Kopf ist, wie eine Windmühle in der Lüneburger Heide. Seit zwei Stunden übt <persName xml:id="persName_0270406b-b73f-450e-b46c-5c7db4b8a0a0">Klara Wieck<name key="PSN0115759" style="hidden" type="person">Wieck, Clara Josephine (1819-1896)</name></persName> auf meinem Klavier, das macht mir die größte Freude, da ich seit Fannys <add place="above">Abreise<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_475e6b32-9663-4ccc-b050-c087eb2828ff" xml:lang="de">seit Fannys Abreise – Fanny Hensel befand sich mit ihrer Familie auf einer Italienreise.</note> nichts gehört habe, als meine eigne lumpige Person Deine <title xml:id="title_c9f08017-2426-417e-9661-191f655d8865"><hi rend="latintype">Cello</hi>sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n0peqfvl-wfk5-ianf-cdwq-wt5hx8xrgjyc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title> buchstabiren, da ist es denn eine wahre Wohlthat, das Klavier ordentlich zwicken zu hören, aber der verdammte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c7910722-b119-4ad5-a068-fa98661a7927">Chopin<name key="PSN0110374" style="hidden" type="person">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName></hi>. Wie kann man den ganzen Tag <hi rend="latintype">même</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a572470e-21d1-462d-a95a-34088b14e547" xml:lang="fr ">même – frz., gleich.</note> mit Katzenpfötchen essen. Etwas scheint<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> sie von ihrem <hi rend="latintype">cher père</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c9c4ba4b-ba83-41b7-90ec-ae4c73b2a85e" xml:lang="fr ">cher père – frz., lieber Vater.</note> geerbt zu haben, (Eben spielt sie aber prächtig, <persName xml:id="persName_45701108-734a-480e-809c-b28ff4a374e3">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName>) sie zankt sich mit allen Menschen. <persName xml:id="persName_5bc8bd2a-35fc-44c9-918a-78564aaa9871">Kalix<name key="PSN0110245" style="hidden" type="person">Calix jun., August (1797-1871)</name></persName> hat sie eben zur Thüre hinausgeschmissen, aber das schadet nichts, mir macht sehr großes Vergnügen, sie oft zu hören. Sie hat an meinem Flügel Wohlgefallen, und will ihn im Concert spielen, zu welchen sie sich mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ef0f6a8d-cf26-4ea7-ac85-c5683b302b6f">Carl Müller<name key="PSN0113489" style="hidden" type="person">Müller, Carl Friedrich (II) (1796-1846)</name></persName></hi> verbunden hat. Dir und <hi rend="latintype">Cecile</hi> will sie bestens empfohlen seyn.</p> <p><persName xml:id="persName_4a94400d-eeb5-4c8d-b015-95067fcc41ab">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName> werden in einigen Tagen ankommen, ich freue mich sehr auf sie. Eben will ich ihnen zu nächsten Ostern eine Wohnung in der Mauerstraße miethen. Ich hoffe, mit den <persName xml:id="persName_d4ec6d5e-b0da-4157-a81c-480945abc361">Mädchen<name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name><name key="PSN0115881" style="hidden" type="person">Woringen, Maria Francisca Berendina von (1815-1888)</name></persName> viel zu musiciren und übe mich schon sehr fleißig. Von meinen malerischen Bestrebungen hoffe ich bis Weihnachten eine Probe zu Euch schicken zu können, ich fürchte mich nur vor der <hi rend="latintype">Cecile</hi> Künstlerauge. Was sagst Du aber zu dem Wetter. Solches ist kein ordinaires Gespräch, sondern eine Freude, für die man Gott nicht genug danken kann. Für <hi rend="latintype">Ceciles</hi> Genesung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1c991d0-acaf-4b27-83ee-c7ec468e9b55" xml:lang="de">Ceciles Genesung – Die Erholung von ihrer Schwangerschaft und Entbindung. </note> ist es auch unschätzbar. Nehmt sie aber nur schrecklich in Acht, und um so mehr, je wohler sie ist, und je schöner das Wetter. Die 6 Wochen sind wahrhaftig kein Vorurtheil.</p> <p>Morgen wird bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_71f617c7-ab9f-4116-a20f-5a72f286a351">Pauls<name key="PSN0113243" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy</name></persName></hi> der Sommernachtstraum gelesen, ich Hermia, in <persName xml:id="persName_c389a98c-807e-42b9-917b-67f5c4cf5a3f">Arnold Mendelssohn<name key="PSN0113216" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Arnold Maximilian Albrecht (1817-1854)</name></persName> verliebt, der lieset, wie der beste schlechte Schauspieler, mit einer guten Stimme, ein Mittelding zwischen <persName xml:id="persName_039b04ab-cf73-442f-8d59-585b042e1564">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> nobler und <persName xml:id="persName_9dca6346-f349-41e6-b617-bdad673fc108">Onkel Josephs<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> gemeiner Stimme, und an beide erinnernd. Vorher spielen <persName xml:id="persName_15bbb19f-8d64-44f9-95a1-8625670f5a85">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> und ich die <title xml:id="title_7787c7b3-3e31-43b0-bd85-0016623cbecf">Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ttz08ufy-1hnd-0qhr-zd8u-plpzef6frf8o"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title>, DoublürenKonzert.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_08574b09-ccc5-4aac-a8e0-ab526730a3d3" xml:lang="de">DoublürenKonzert – vierhändig.</note> <persName xml:id="persName_04c5e4a6-f856-4c93-91f3-cbe9516a36f6">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> pflegt bei solchen Gelegenheiten zu sagen, alt Eisekchen wird tänzerig. <hi rend="latintype">A propos</hi> Familie, ich gratulire zum <persName xml:id="persName_6e483beb-2225-4793-a21a-e60dddfae513">Warschauer<name key="PSN0115632" style="hidden" type="person">Warschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884)</name></persName> Schlafrock.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_993a3457-8635-4133-828f-7881a224defe" xml:lang="de">Warschauer – Robert Wilhelm Adolph Warschauer war mit Marie Josephine Mendelssohn verheiratet.</note> Ich habe den schönen Mann gestern zum Erstenmale einen Augenblick zwischen Hund und Wolf gesehen, kann also von seinem äußerlichen <hi rend="latintype">extérieur</hi> nichts sagen, seine Sprache ist <placeName xml:id="placeName_b4c8a966-aca2-4efd-8292-ddab5239ee3d">koenigsbergsch<settlement key="STM0100370" style="hidden" type="locality">Königsberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. – Am <date cert="high" when="1839-10-13" xml:id="date_e61d3f27-0209-4471-944f-80349b45ea78">Sonnabend</date> waren wir noch einmal in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_73d062d0-f2a2-47b4-b726-f57cdfb635ca">Potsdam<settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> um den dicken Liebling <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4f2e0e37-17ba-4ac3-9600-c446e17fbcb3">Jacoby<name key="PSN0112188" style="hidden" type="person">Jacobi, Carl Gustav Jacob (eigtl. Jacques Simon) (1804-1851)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3bb6d721-1991-43a2-b746-466d95edb8aa" xml:lang="de">den dicken Liebling Jacoby – er Mathematiker Carl Gustav Jacobi war ein Arbeitskollege und enger Freund Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlets.</note> unsern Abschiedsbesuch zu machen, der nun wieder nach <placeName xml:id="placeName_823b1e88-6556-4bac-a588-84b575cb2ba3">Königsberg<settlement key="STM0100370" style="hidden" type="locality">Königsberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück ist. Jammerschade, daß der nicht hier ist. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aee2a756-cadf-4a75-b3ca-5e6c3f86c391">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> ist in seiner Nähe ein ganz andrer Mensch, milder gegen die übrige <hi rend="latintype">unexacte</hi> Welt, wenn sie von dieser mathematischen Sonne beschienen ist. Schade, daß ich keinen seiner Witze schreiben kann, aber er muß sie Dir nur selbst vortragen, mit der langsamsten trockensten Manier, dann kommt man aber nicht aus dem Lachen, und dabei ist er dann einer der gelehrtesten, vielseitig gebildeten Männer. Mutter ist ganz betrübt über seine Abreise, und tröstet sich damit, daß sie heut Mittag Herrn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ccf43d5e-0f29-42fc-af23-c2286c111be2">Olivier<name key="PSN0120061" style="hidden" type="person">Olivier, Heinrich von (1783-1848)</name></persName></hi> zu essen giebt. Bei der Fahrt nach <hi rend="latintype">Potsdam</hi> wollte ich eigentlich nur bemerken, daß wir am <date cert="high" when="1839-10-12" xml:id="date_20c8be14-d019-4e47-b6d8-0e0c384d5c44">12ten October</date> im Freien gegessen haben ohne Mäntel, und daß die Eisenbahn uns den Sommer die vortrefflichsten Dienste gelei<unclear reason="covering" resp="FMBC">stet</unclear> hat, da <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_101963c8-a634-43fd-ad77-3341f4e07785">Jacoby<name key="PSN0112188" style="hidden" type="person">Jacobi, Carl Gustav Jacob (eigtl. Jacques Simon) (1804-1851)</name></persName> à toute sauce</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_59b0523a-0b12-4b54-9b16-e39f40c336ea" xml:lang="fr ">à toute sauce – frz., in jeder Sauce.</note> verspeist werden mußte.<seg type="closer"> Adieu, mein lieber Felix</seg>, Du siehst ich befinde mich sehr wohl, und so heiter wie nie.</p> <signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">[Rebecka Lejeune Dirichlet]</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d7c4c029-fdf6-4b19-8854-baf67f2dde0d"> <docAuthor key="PSN0113263" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d141efa3-642c-4f39-9cde-e924be8c73a1">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113263" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_644f51f3-614c-44f0-a533-42a72870b5ec">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich helfe heute Professor <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f4396bec-4058-4391-bfc8-b7cc19f72f96">Olivier<name key="PSN0120061" style="hidden" type="person">Olivier, Heinrich von (1783-1848)</name></persName></hi> verspeisen, und komme gerade zu rechter Zeit mich hier grüssend anzuhängen, und hoffend, dass wir uns bald wiedersehen werden! – <seg type="signed">Dein Paul</seg></p> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_fdb7c63b-404f-4a2d-8cad-07ae1939266c"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_af78c89d-d8bb-4af6-a767-08d1aba7157f">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b07e03dc-41df-4b94-b126-c01f7e3a8616">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">[<date cert="high" when="1839-10-17" xml:id="date_bdab3dc2-1c59-475c-b160-cc598c7e7b82">17. Oktober 1839</date>]</add></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> <persName xml:id="persName_dac9d892-fe13-4c76-96c1-695de392d66f">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> bittet Dich, im Fall ein Paket mit Büchern aus <placeName xml:id="placeName_592f84dd-3c18-4918-885d-a56ada618b8f">Brüssel<settlement key="STM0100602" style="hidden" type="locality">Brüssel (Bruxelles)</settlement><country style="hidden">Belgien</country></placeName> unter Deiner Adresse nach <placeName xml:id="placeName_b38a5244-ece1-467f-9584-5198319d9299">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> käme, es nicht zurück sondern ihm zu schicken, und ihn für das Porto zu belasten. Er hat <hi rend="latintype">de la part de<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_150135ff-075d-43aa-8956-0dab0b42ff8c" xml:lang="fr ">de la part de – frz., von.</note> <persName xml:id="persName_4d9ba83a-c8fc-48cc-881e-5dc324849be0">Mad. Kiéné<name key="PSN0112372" style="hidden" type="person">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName></hi> Dir eine Brieftasche zu übergeben, die <persName xml:id="persName_ff34cca5-10f5-4b95-be01-644a7439fdbe">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> mitbringen wird. Für Kindtaufkuchen werde bestens sorgen.</p> <p>Dirichlet vor dem Potsdamer Thor.</p> <p>N.S. Spricht Herr <hi rend="latintype">Olivier</hi> nicht ein Bischen wie <persName xml:id="persName_7ad05a14-f6a3-42f4-a34d-0f9efb9a7b90">Cousin Wolf<name key="PSN0115851" style="hidden" type="person">Wolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856)</name></persName>? Vergiß ja nicht, Dir von <persName xml:id="persName_28b378b6-0fa0-40bb-9122-15e82b48d7a2">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> eine neue Geschichte erzählen zu lassen, die schließt, und was hat er nun davon, es ist eine seiner gelungensten Leistungen. – Unser <title xml:id="title_fa2f91e0-7b07-449d-909e-561efeaf519a">Sommernachtstraum<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110856" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)</name></title> ist <date cert="high" when="1839-10-16" xml:id="date_10564440-0460-4cd4-bcbd-a1ad2b026774">gestern</date> glücklich ins Leben getreten worden, <persName xml:id="persName_e475612b-b581-402e-bbc9-e5a9ed0dd693">Albert Heidem.<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> las einen braven Zettel, <persName xml:id="persName_622374b0-e462-47af-8930-432bef912eca">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> und ich zankten uns mit vielem väterlichen Anstande über unsre Höhe, das Übrige war den Umständen nach, lustig und amüsant. Ich rathe jedem, der an Schlaflosigkeit leidet, sich von Hr. <persName xml:id="persName_3ce5d1b3-4970-42d3-9720-423823af2c5e">Fürst<name key="PSN0111259" style="hidden" type="person">Fürst, Joseph (1794-1859)</name></persName> was vorlesen zu lassen. Lieber Felix, Du glaubst nicht, wie unglücklich mich seine Briefe an Dich machen. Jedesmal setzt er mir klar auseinander, wie unmöglich es sey, daß er Antwort erhalte, und wie er doch Antwort erhalten müßte, aber Du könntest gar nicht schreiben, und so dreht sich das immer herum.</p> <closer rend="left">Adieu, lieber Junge, grüß <persName xml:id="persName_182c3d95-f517-45fb-ab46-2c7a2ac4a441">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_8a0ef32e-6c3b-4e8f-be95-1f6210fee442">Kind<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name><name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName>.</closer> <signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">[Rebecka Lejeune Dirichlet]</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_18f34c0c-2e30-4420-823b-9026ccb2b0a7"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d64b3380-e739-4fa4-9774-3b21e47ce368">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_77a54b46-cbd7-4470-adc9-076689e285f2">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><add place="margin"><persName xml:id="persName_79723455-dfc4-428f-a89f-f6600ade37e2">Margarete<name key="PSN0113229" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890)</name></persName> scheint mir sehr pikirt, daß Hr. <persName xml:id="persName_6502a9a4-bee7-4b1d-8642-d8dca87963f0">Warschauer<name key="PSN0115632" style="hidden" type="person">Warschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884)</name></persName> nicht gemanscht<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_99e4610e-00e2-4885-9899-90d25fa3ee7b" xml:lang="de">gemanscht – gemischt.</note> hat.<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add></p> <signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">[Rebecka Lejeune Dirichlet]</add></signed> </div> </body> </text></TEI>