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gb-1839-10-15-01

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Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Venedig, 15. Oktober 1839 Tausend Heil und Glück und Segen und Freude und Gedeihen über Euch, und Eure Kinderchen! Wie lustig hört sich das an! Wir haben die vortreffliche Nachricht heut auf dem canalgrande erhalten, und 4 Tage zu Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Venedig; Leipzig, 9. Oktober 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Rom; Leipzig, 4. Januar 1840 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/96. Autograph Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Venedig, 15. Oktober 1839 Tausend Heil und Glück und Segen und Freude und Gedeihen über Euch, und Eure Kinderchen! Wie lustig hört sich das an! Wir haben die vortreffliche Nachricht heut auf dem canalgrande erhalten, und 4 Tage zu

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [VE? / FRANCO], [St.Post / ?4OCT / ?.8-10], Siegel.

Fanny Hensel.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. Oktober 1839 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) VenedigItalien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
a Monsieur Felix Mendelssohn Bartholdy Germania. Leipzig. fr. jusqu'à la frontière.
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Venedig, 15ten Oktober 1839. Lieber Felix und liebe Cecile!

Tausend Heil und Glück und Segen und Freude und Gedeihen über Euch, und Eure KinderchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)! Wie lustig hört sich das an! Wir haben die vortreffliche Nachricht <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-10-09-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Venedig; Leipzig, 9. Oktober 1839</name> die vortreffliche Nachricht – Die Nachricht von der Geburt von Mendelssohns Tochter Marie Mendelssohn Bartholdy am 2. Oktober 1839. heut auf dem canalgrandeCanal GrandeVenedigItalien erhalten, und 4 Tage zu spät, denn solange ist sie schon hier, und wir 3 Tage, aber sie sind hierVenedigItalien so verflucht anständig, daß sie Herren und Damenadressen besonders verwahren, mein Mann war alle Tage auf der Post, und hat die Briefe, die ankamen selbst abgeholt, damit ja keiner verspätet werden sollte, da haben sie ihm denn heut, zufällig auch den Brief gezeigt, und gefragt, ob er ihn vielleicht anginge? Nun Gott sey Dank, daß Alles so vortrefflich vorüber gegangen. Ich habe mich oft in Gedanken geängstigt. Nun nur bald wieder gute Nachrichten, nach FlorenzFlorenzItalien, poste restante,poste restante – ital., postlagernd. hier hoffe ich auch noch einmal über BerlinBerlinDeutschland etwas zu erfahren. Ich hätte Dir übrigens jedenfalls von hier aus geschrieben, da ich Dir versprochen habe, es zu thun, wo es mir besonders gefiele, und hier gefällt es mir so besonders, daß ich kein ander Wort dafür weiß, als ich bin behext von diesen Steinen und diesem Wasser, von den göttlichen Kunstwerken die hier gesäet sind, wie die Sterne am Himmel, noch gar nicht zu reden. Abends die piazettapiazetta – Die Piazzetta (kleines Plätzchen) ist die kleine Schwester der Piazza San Marco und befindet sich am Durchgang von der Piazza San Marco zur Lagune. auf und ab zu gehn, wo man sich hinwendet, andre, große, phantastische Bilder zu sehn, ich würde es, glaube ich, mein |2| Lebenlang nicht müde. Ich glaube, VenedigVenedigItalien hat in keiner Weise eine Folia nöthig, aber vielleicht hat es mich doppelt entzückt, weil mir eine Zeitlang nicht recht warm in Italien werden wollte. In MailandMailandItalien hatte SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) die Windpocken, er legte sich an dem Tage, und um die Stunde, wo Euer KindMendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897) geboren ist, das Wetter war fortwährend schlecht, die Leute an die wir empfohlen waren, abwesend, ein kluger Lohnbedienter patschte mit uns durch die schmutzigen Straßen, und trotz aller schönen Kunstwerke die man zu sehn bekommt, wollte mir Mailand keinen rechten Eindruck machen. Nachher auf unsrer 6tägigen Reise hierher, sahen wir zwar auch in BresciaBresciaItalien, PiacenzaPiacenzaItalien, am GardaseeGardaseeItalien und in VeronaVeronaItalien vieles Schöne, aber meist in einem so traurigen Zustande der Vernachlässigung, daß man keine rechte Freude daran haben konnte. PaduaPaduaItalien machte mir in der Hinsicht den übelsten Eindruck, es kann wol keine, ehemals blühende Stadt sich in einem traurigeren, elenderen Zustand von Schmutz und Apathie befinden. Da ich es in Venedig in dieser Hinsicht nicht besser erwartete, so kannst Du Dir mein Erstaunen, und mein Entzücken denken, als wir an einem feierlichen, klaren Morgen unsre Fahrt in einer offnen Gondel mit St. GiorgioSt. Giorgio MaggioreVenedigItalien begannen, wo man, wie Du Dich erinnern wirst, eine der herrlichsten Aussichten von Venedig hat, und dann gleich nach der AcademiaGalleria dell’AccademiaVenedigItalien kamen, wo man die ersten Bilder der Welt, in schönem, würdigen, wohlgehaltenen Local, gut gereinigt, und erhalten sieht, als kämen sie eben aus dem Atelier des Meisters. Ueberhaupt, bis auf ManfriniPalazzo Venier ManfrinVenedigItalien, den wir gestern nachholten, aßen wir am ersten Tage so ziemlich |3| die besten Zuckerspitzen des Baumkuchens ab; es war Sonntag, Abends bei schönstem Wetter der ganze Platz voll elegantem, der ganze Hafen voll gemeinem lustigen Volk, junger Mond über dem Wasser, und alles sah so mährchenhaft phantastisch und schön aus, daß ich wie im Traum vor Bewunderung war. Und doch waren, bis auf das Wetter, die Umstände fast so ungünstig, als in MailandMailandItalien, Niemand hier, bis auf Aurel RobertRobert, Aurèle (?-1871), den wir mit Vergnügen kennen gelernt haben, und einige deutsche Künstler, von denen ich nach oberflächlicher Bekanntschaft nur soviel sagen will, daß sie mir eben so unbedeutend als Maler, wie als Menschen vorkommen. (Beliebter Gegensatz.) Ein noch greulicherer Lohnbediente, als in Mailand, und eine viel schlechtere Wohnung, der Mücken, die uns Alle in Forellen verwandelt, und einer Koliken, die uns Nachts nicht schlafen ließen, gar nicht zu erwähnen. Jetzt sind wir acclimatisirt, und befinden uns vortrefflich. Da mir MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) schreibt, daß sie Dir meine früheren Briefe geschickt hat, so bist Du von unsern Schicksalen unterrichtet. Besonders viel habe ich Deiner in TyrolTirolÖsterreich gedacht. Die Reise über das Stilfser Joch,Stilfser Joch – Das Stilfser Joch (ital. Passo dello Stelvio) ist ein Gebirgspass in den Ortler-Alpen. wo man mit allen Gletschern Brüderschaft trinkt, und ihnen die Hände schütteln kann, würde Dich sehr interessiren. Fast noch schöner finde ich den Finstermünzpaß.Finstermünzpaß – Der Finstermünzpass ist ein als Schlucht ausgeformter Talpass beim Sperrfort Nauders bzw. Hochfinstermünz im Bezirk Landeck, Tirol. Lebewohl, lieber Felix, da ich den Brief noch heut fortzuschicken wünsche, so muß ich aufhören. Was sagt denn der Senior CarlMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) zu dem SchwesterchenMendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)? Küße den lieben Engel von mir. An CecilesMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) GeburtstagCeciles Geburtstag – Cécile Mendelssohn Bartholdy wurde am 10. Oktober 1817 in Lyon geboren. haben wir auf ihre Gesundheit in VeronaVeronaItalien auf der Arena gefrühstückt. Ist Mad. JeanrenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871) bei Euch? Ist Mad. Jeanrenaud beu Euch – Elisabeth Jeanrenaud hatte die vor- und nachgeburtliche Betreuung ihrer Tochter Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig übernommen. Empfiehl uns ihr, allen SchunksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.Schunck, Familie von → Julius S., DavidsDavid, Familie von → Ferdinand D., aufs Beste. Mein MannHensel, Wilhelm (1794-1861) wünscht mit mir volles Glück. Deine Fanny

            Venedig, 15ten Oktober 1839. Lieber Felix und liebe Cecile!
Tausend Heil und Glück und Segen und Freude und Gedeihen über Euch, und Eure Kinderchen! Wie lustig hört sich das an! Wir haben die vortreffliche Nachricht heut auf dem canalgrande erhalten, und 4 Tage zu spät, denn solange ist sie schon hier, und wir 3 Tage, aber sie sind hier so verflucht anständig, daß sie Herren und Damenadressen besonders verwahren, mein Mann war alle Tage auf der Post, und hat die Briefe, die ankamen selbst abgeholt, damit ja keiner verspätet werden sollte, da haben sie ihm denn heut, zufällig auch den Brief gezeigt, und gefragt, ob er ihn vielleicht anginge? Nun Gott sey Dank, daß Alles so vortrefflich vorüber gegangen. Ich habe mich oft in Gedanken geängstigt. Nun nur bald wieder gute Nachrichten, nach Florenz, poste restante, hier hoffe ich auch noch einmal über Berlin etwas zu erfahren. Ich hätte Dir übrigens jedenfalls von hier aus geschrieben, da ich Dir versprochen habe, es zu thun, wo es mir besonders gefiele, und hier gefällt es mir so besonders, daß ich kein ander Wort dafür weiß, als ich bin behext von diesen Steinen und diesem Wasser, von den göttlichen Kunstwerken die hier gesäet sind, wie die Sterne am Himmel, noch gar nicht zu reden. Abends die piazetta auf und ab zu gehn, wo man sich hinwendet, andre, große, phantastische Bilder zu sehn, ich würde es, glaube ich, mein Lebenlang nicht müde. Ich glaube, Venedig hat in keiner Weise eine Folia nöthig, aber vielleicht hat es mich doppelt entzückt, weil mir eine Zeitlang nicht recht warm in Italien werden wollte. In Mailand hatte Sebastian die Windpocken, er legte sich an dem Tage, und um die Stunde, wo Euer Kind geboren ist, das Wetter war fortwährend schlecht, die Leute an die wir empfohlen waren, abwesend, ein kluger Lohnbedienter patschte mit uns durch die schmutzigen Straßen, und trotz aller schönen Kunstwerke die man zu sehn bekommt, wollte mir Mailand keinen rechten Eindruck machen. Nachher auf unsrer 6tägigen Reise hierher, sahen wir zwar auch in Brescia, Piacenza, am Gardasee und in Verona vieles Schöne, aber meist in einem so traurigen Zustande der Vernachlässigung, daß man keine rechte Freude daran haben konnte. Padua machte mir in der Hinsicht den übelsten Eindruck, es kann wol keine, ehemals blühende Stadt sich in einem traurigeren, elenderen Zustand von Schmutz und Apathie befinden. Da ich es in Venedig in dieser Hinsicht nicht besser erwartete, so kannst Du Dir mein Erstaunen, und mein Entzücken denken, als wir an einem feierlichen, klaren Morgen unsre Fahrt in einer offnen Gondel mit St. Giorgio begannen, wo man, wie Du Dich erinnern wirst, eine der herrlichsten Aussichten von Venedig hat, und dann gleich nach der Academia kamen, wo man die ersten Bilder der Welt, in schönem, würdigen, wohlgehaltenen Local, gut gereinigt, und erhalten sieht, als kämen sie eben aus dem Atelier des Meisters. Ueberhaupt, bis auf Manfrini, den wir gestern nachholten, aßen wir am ersten Tage so ziemlich die besten Zuckerspitzen des Baumkuchens ab; es war Sonntag, Abends bei schönstem Wetter der ganze Platz voll elegantem, der ganze Hafen voll gemeinem lustigen Volk, junger Mond über dem Wasser, und alles sah so mährchenhaft phantastisch und schön aus, daß ich wie im Traum vor Bewunderung war. Und doch waren, bis auf das Wetter, die Umstände fast so ungünstig, als in Mailand, Niemand hier, bis auf Aurel Robert, den wir mit Vergnügen kennen gelernt haben, und einige deutsche Künstler, von denen ich nach oberflächlicher Bekanntschaft nur soviel sagen will, daß sie mir eben so unbedeutend als Maler, wie als Menschen vorkommen. (Beliebter Gegensatz. ) Ein noch greulicherer Lohnbediente, als in Mailand, und eine viel schlechtere Wohnung, der Mücken, die uns Alle in Forellen verwandelt, und einer Koliken, die uns Nachts nicht schlafen ließen, gar nicht zu erwähnen. Jetzt sind wir acclimatisirt, und befinden uns vortrefflich. Da mir Mutter schreibt, daß sie Dir meine früheren Briefe geschickt hat, so bist Du von unsern Schicksalen unterrichtet. Besonders viel habe ich Deiner in Tyrol gedacht. Die Reise über das Stilfser Joch, wo man mit allen Gletschern Brüderschaft trinkt, und ihnen die Hände schütteln kann, würde Dich sehr interessiren. Fast noch schöner finde ich den Finstermünzpaß. Lebewohl, lieber Felix, da ich den Brief noch heut fortzuschicken wünsche, so muß ich aufhören. Was sagt denn der Senior Carl zu dem Schwesterchen? Küße den lieben Engel von mir. An Ceciles Geburtstag haben wir auf ihre Gesundheit in Verona auf der Arena gefrühstückt. Ist Mad. Jeanrenaud bei Euch? Empfiehl uns ihr, allen Schunks, Davids, aufs Beste. Mein Mann wünscht mit mir volles Glück. Deine Fanny          
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Nun Gott sey Dank, daß Alles so vortrefflich vorüber gegangen. Ich habe mich oft in Gedanken geängstigt. Nun nur bald wieder gute Nachrichten, nach <placeName xml:id="placeName_0ad3a04c-75e9-43e5-8b45-6b62d6161fc8">Florenz<settlement key="STM0100174" style="hidden" type="locality">Florenz</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, <hi rend="latintype">poste restante</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bac57e25-7546-4e07-9490-9aa495202049" xml:lang="it ">poste restante – ital., postlagernd.</note> hier hoffe ich auch noch einmal über <placeName xml:id="placeName_d79a588f-b0c3-45bd-a435-f2683ec7ab2f">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> etwas zu erfahren. Ich hätte Dir übrigens jedenfalls von hier aus geschrieben, da ich Dir versprochen habe, es zu thun, wo es mir besonders gefiele, und hier gefällt es mir so besonders, daß ich kein ander Wort dafür weiß, als ich bin behext von diesen Steinen und diesem Wasser, von den göttlichen Kunstwerken die hier gesäet sind, wie die Sterne am Himmel, noch gar nicht zu reden. Abends die <hi rend="latintype">piazetta</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ae688d83-961d-48f8-b36c-f7becbe14287" xml:lang="it ">piazetta – Die Piazzetta (kleines Plätzchen) ist die kleine Schwester der Piazza San Marco und befindet sich am Durchgang von der Piazza San Marco zur Lagune.</note> auf und ab zu gehn, wo man sich hinwendet, andre, große, phantastische Bilder zu sehn, ich würde es, glaube ich, mein<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Lebenlang nicht müde. Ich glaube, <placeName xml:id="placeName_6bba24c1-68e8-4f82-8b76-0297dc2ab43d">Venedig<settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> hat in keiner Weise eine Folia nöthig, aber vielleicht hat es mich doppelt entzückt, weil mir eine Zeitlang nicht recht warm in Italien werden wollte. In <placeName xml:id="placeName_0e1dcfaa-ea81-4893-b1cf-11b2b4ee351b">Mailand<settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> hatte <persName xml:id="persName_c4fbe87a-b878-4d97-bd28-0a7f0f53397b">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> die Windpocken, er legte sich <date cert="high" when="1839-10-02" xml:id="date_9e6683fa-0d84-450d-bd03-69f79e3c93aa">an dem Tage</date>, und um die Stunde, wo Euer <persName xml:id="persName_ea6866a8-e923-4375-b1bb-5e07d2ece69c">Kind<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> geboren ist, das Wetter war fortwährend schlecht, die Leute an die wir empfohlen waren, abwesend, ein kluger Lohnbedienter patschte mit uns durch die schmutzigen Straßen, und trotz aller schönen Kunstwerke die man zu sehn bekommt, wollte mir Mailand keinen rechten Eindruck machen. Nachher auf unsrer 6tägigen Reise hierher, sahen wir zwar auch in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_715c3a18-b256-459f-87c4-4aa252d4662c">Brescia<settlement key="STM0105105" style="hidden" type="locality">Brescia</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi>, <placeName xml:id="placeName_f3deeffc-0c78-4075-8e49-f4c4509683f3"><hi rend="latintype">Piacenza</hi><settlement key="STM0104279" style="hidden" type="locality">Piacenza</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, am <placeName xml:id="placeName_40d62db5-6031-43cf-83d5-12c55c90dec3">Gardasee<settlement key="STM0105107" style="hidden" type="area">Gardasee</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> und in <placeName xml:id="placeName_7b0f4783-c718-4399-a90d-b4da91e32934">Verona<settlement key="STM0104570" style="hidden" type="locality">Verona</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> vieles Schöne, aber meist in einem so traurigen Zustande der Vernachlässigung, daß man keine rechte Freude daran haben konnte. <placeName xml:id="placeName_545aa624-42f5-4f63-840c-ecdcc3054566">Padua<settlement key="STM0104975" style="hidden" type="locality">Padua</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> machte mir in der Hinsicht den übelsten Eindruck, es kann wol keine, ehemals blühende Stadt sich in einem traurigeren, elenderen Zustand von Schmutz und Apathie befinden. Da ich es in Venedig in dieser Hinsicht nicht besser erwartete, so kannst Du Dir mein Erstaunen, und mein Entzücken denken, als wir an einem feierlichen, klaren Morgen unsre Fahrt in einer offnen Gondel mit <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_be2a3e04-ea35-4740-a542-0fa9add5bfd9">St. Giorgio<name key="SGH0105108" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Giorgio Maggiore</name><settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> begannen, wo man, wie Du Dich erinnern wirst, eine der herrlichsten Aussichten von Venedig hat, und dann gleich nach der <placeName xml:id="placeName_b59bd375-3b40-4bde-837c-e62d8c63302e">Academia<name key="NST0100245" style="hidden" subtype="" type="institution">Galleria dell’Accademia</name><settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> kamen, wo man die ersten Bilder der Welt, in schönem, würdigen, wohlgehaltenen Local, gut gereinigt, und erhalten sieht, als kämen sie eben aus dem Atelier des Meisters. Ueberhaupt, bis auf <placeName xml:id="placeName_76b17c05-ea80-4ae5-98c0-07dfd7fe4722">Manfrini<name key="SGH0105109" style="hidden" subtype="" type="sight">Palazzo Venier Manfrin</name><settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, den wir gestern nachholten, aßen wir am ersten Tage so ziemlich<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> die besten Zuckerspitzen de<unclear reason="seal_tear-off" resp="FMBC">s Ba</unclear>umkuchens ab; es war <date cert="high" when="1839-10-06" xml:id="date_aeb5a6db-f09b-41fa-90eb-ff2723865124">Sonntag</date>, Abends bei schönstem Wetter der ganze Platz voll elegantem, der ganze Hafen voll gemeinem lustigen Volk, junger Mond über dem Wasser, und alles sah so mährchenhaft phantastisch und schön aus, daß ich wie im Traum vor Bewunderung war. Und doch waren, bis auf das Wetter, die Umstände fast so ungünstig, als in <placeName xml:id="placeName_72f5c186-61dd-46de-92ca-c9da1e27c160">Mailand<settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, Niemand hier, bis auf <persName xml:id="persName_b665bf94-edd3-463b-b20b-5eea3bfedcf0">Aurel Robert<name key="PSN0118978" style="hidden" type="person">Robert, Aurèle (?-1871)</name></persName>, den wir mit Vergnügen kennen gelernt haben, und einige deutsche Künstler, von denen ich nach oberflächlicher Bekanntschaft nur soviel sagen will, daß sie mir eben so unbedeutend als Maler, wie als Menschen vorkommen. (Beliebter Gegensatz.) Ein noch greulicherer Lohnbediente, als in Mailand, und eine viel schlechtere Wohnung, der Mücken, die uns Alle in Forellen verwandelt, und einer Koliken, die uns Nachts nicht schlafen ließen, gar nicht zu erwähnen. Jetzt sind wir <hi rend="latintype">acclimatisirt</hi>, und befinden uns vortrefflich. Da mir <persName xml:id="persName_86fa398b-7b61-4962-97e0-91bd06305b37">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> schreibt, daß sie Dir meine früheren Briefe geschickt hat, so bist Du von unsern Schicksalen unterrichtet. Besonders viel habe ich Deiner in <placeName xml:id="placeName_b1ed3ad7-8074-4941-ad84-7a700b64d73c">Tyrol<settlement key="STM0104827" style="hidden" type="region">Tirol</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> gedacht. Die Reise über das Stilfser Joch,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_935cd7f2-ba34-453d-abc8-fd3edcb11015" xml:lang="de">Stilfser Joch – Das Stilfser Joch (ital. Passo dello Stelvio) ist ein Gebirgspass in den Ortler-Alpen.</note> wo man mit allen Gletschern Brüderschaft trinkt, und ihnen die Hände schütteln kann, würde Dich sehr interessiren. Fast noch schöner finde ich den Finstermünzpaß.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5109b1e3-5980-45f0-9b24-dfa754d5aa19" xml:lang="de">Finstermünzpaß – Der Finstermünzpass ist ein als Schlucht ausgeformter Talpass beim Sperrfort Nauders bzw. Hochfinstermünz im Bezirk Landeck, Tirol. </note> <seg type="closer">Lebewohl, lieber Felix</seg>, da ich den Brief noch <date cert="high" when="1839-10-15" xml:id="date_d109b11e-b1c7-47ed-a27e-490e797ce631">heut</date> fortzuschicken wünsche, so muß ich aufhören. Was sagt denn der Senior <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ff54c520-8dcd-49e4-8364-841a05372418">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName></hi> zu dem <persName xml:id="persName_b9cb7092-45f5-44f8-9610-dc6899329e13">Schwesterchen<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName>? Küße den lieben Engel von mir. An <persName xml:id="persName_d062599d-b517-4694-8ac5-0451163e254a">Ceciles<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> Geburtstag<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5c0b00b-246d-45f8-b6f9-298caf39272d" xml:lang="de">Ceciles Geburtstag – Cécile Mendelssohn Bartholdy wurde am 10. Oktober 1817 in Lyon geboren.</note> haben wir auf ihre Gesundheit in <placeName xml:id="placeName_a2bf6754-4957-4607-8046-2ae4640cbb0b">Verona<settlement key="STM0104570" style="hidden" type="locality">Verona</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> auf der Arena gefrühstückt. Ist <persName xml:id="persName_e402cd03-5107-4b8a-89ee-ecdf37d83b5b">Mad. Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> bei Euch?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5a2c485a-9a2a-41bc-858c-3202a90e8af4" xml:lang="de"> Ist Mad. Jeanrenaud beu Euch – Elisabeth Jeanrenaud hatte die vor- und nachgeburtliche Betreuung ihrer Tochter Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig übernommen. </note> Empfiehl uns ihr, allen <persName xml:id="persName_3b7cbf7c-7d68-438c-9d83-1009998b77fe">Schunks<name key="PSN0114759" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name><name key="PSN0114760" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Julius S.</name></persName>, <persName xml:id="persName_2e70ba78-4386-401a-a061-497a72bbbfe0">Davids<name key="PSN0110558" style="hidden" type="person">David, Familie von → Ferdinand D.</name></persName>, aufs Beste. Mein <persName xml:id="persName_7a0d3ae0-61b2-4abb-96a1-59e39a86fc06">Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> wünscht mit mir volles Glück. <seg type="signed">Deine Fanny</seg></p> </div> </body> </text></TEI>