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gb-1839-09-20-02

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 20. September 1839 Nach Mutters letzten Brief wirst Du wohl für die armen Devrients keinen guten Ausgang mehr gehofft haben, und so war es leider. Am Dienstag Abend verschied das arme Kind, nach furchtbaren Qualen. Die kleine Marie Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Frankfurt a. M., 4. Juni 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 14. Oktober 1839 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/70. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 20. September 1839 Nach Mutters letzten Brief wirst Du wohl für die armen Devrients keinen guten Ausgang mehr gehofft haben, und so war es leider. Am Dienstag Abend verschied das arme Kind, nach furchtbaren Qualen. Die kleine Marie

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse,2 Poststempel [BERLIN / 21/9 / 12-1], [St.Post / 23 9 ? 8-10], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. September 1839 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Dr. Mendelssohn Bartholdy in Leipzig.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 20.sten September.

Nach MuttersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) letzten Brief <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1839-09-16-03" style="hidden" type="letter">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 16. September 1839</name> wirst Du wohl für die armen DevrientsDevrient, Familie von → Philipp Eduard D. keinen guten Ausgang mehr gehofft haben, und so war es leider. Am Dienstag Abend verschied das arme KindDevrient, Anna Eleonore (1828-1839), nach furchtbaren Qualen. Die kleine MarieDevrient, Marie Wilhelmine (1825-1874) hat sie mit der rührendsten Treue und Kraft Tag und Nacht gepflegt, zum Dank dafür waren die letzten klaren Gedanken, die letzte Liebe der SchwesterDevrient, Anna Eleonore (1828-1839) ihrDevrient, Marie Wilhelmine (1825-1874) ein Trost für ewige Zeiten. Heut früh wurde das Kind beerdigt.

Ich habe lange nichts von Dir gesehn, liebster Felix, d. h. keinen Brief an mich, ich weiß wohl, wie viel Du zu thun hast, und wie selten Du zum Schreiben kommst, Du brauchst Dich auch gar nicht deshalb zu entschuldigen, wenn Du mir einmal wieder schreibst, aber thu es doch, ein Brief von Dir ist mir immer eine gar zu große Freude. Ist es aber nicht ein Schicksal, daß ich nun zum zweiten mal gepackt habe, um zu Euch zu kommen, und zum zweiten male nichts draus geworden ist. Das Kleid und den BriefDas Kleid und den Brief – siehe Brief fmb-1839-09-12-03 (Brief Nr. 2420) Felix Mendelssohn Bartholdy an Robert Schumann in Leipzig, Leipzig, 12. September 1839, Z. 2-4 hat Herr SchumannSchumann, Robert Alexander (1810-1856) abgegeben, ihn selbst haben wir aber nicht zu Gesicht bekommen, da er nicht warten wollte, bis MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) aus dem Garten geholt wurde, eine Einladung hat er nicht angenommen, und reis’t bald wieder zurück.reis’t bald wieder zurück – Obwohl Schumann schon am 18. September 1839 wieder nach Leipzig zurückreiste, suchte er Lea Mendelssohn Bartholdy ein zweites Mal, diesmal mit Erfolg auf (siehe Schumann, Briefwechsel S. 155). Hingegen brachte MoseviusMosewius, Johann Theodor (1788-1858) aber die neuesten Grüße von Dir,die neuesten Grüße von Dir – Mosewius besuchte Mendelssohn im September 1839 in Leipzig. ich ging mit ihm ans Notenspinde, aber die Cantaten<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107755" style="hidden" type="music">Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (Actus tragicus) BWV 106</name> sind nicht da.die Cantaten sind nicht da – Offensichtlich hatte Johann Theodor Mosewius bezüglich der Abschrift dreier Kantaten nachgefragt, die Mendelssohn ihm dann auch am 6. November, am 4. Dezember 1839 und zu einem nicht ermittelbaren späteren Datum zuschickte; siehe Brief fmb-1839-11-06-02 (Brief Nr. 2492) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Theodor Mosewius in Breslau, Leipzig, 6. November 1839, sowie Brief fmb-1839-12-04-01 (Brief Nr. 2535) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Theodor Mosewius in Breslau, Leipzig, 4. Dezember 1839. Mendelssohn und Mosewius tauschten regelmäßig Partiturabschriften, hauptsächlich von Bach- und Händelwerken, aus. Bei den drei Kantaten handelte es sich um Johann Sebastian Bachs Kantate »Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit« (Actus tragicus) BWV 106, eine weitere nicht identifizierbare Bach-Kantate sowie ein Anthem von Händel (vermutlich Georg Friedrich Händels »Coronation Anthem Nr. 1 Zadok the priest« HWV 258, in Mendelssohns Fassung Groß ist der Herr, die erstmals am 1. Januar 1836 aufgeführt worden war). Siehe Brief fmb-1839-12-04-01 (Brief Nr. 2535) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Theodor Mosewius in Breslau, Leipzig, 4. Dezember 1839. Er sagte, Du wolltest: Gottes Zeit |2| abgeschrieben haben, das beDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)findet sich aber 2mal da, gedruckt und geschrieben, soll ich es Dir schicken? Mosevius hat am Dienstag Deinen Hirsch<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6brxtdqk-ko3d-gglw-wwxy-bm8i3dbozy77"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name> auf der AcademieSing-AkademieBerlinDeutschland schreien hören und ist von der Musik gebührend entzückt. Dein Gesicht dabei sehe ich von hier, auch das auf der Braunschweiger BühneMusikfest (1839)BraunschweigDeutschland,das auf der Braunschweiger Bühne – Eine Anspielung auf Mendelssohns Ablehnung seiner öffentlichen Ehrung mit dem Lorbeerkranz zum Musikfest in Braunschweig. der Spaß muß gut gewesen seyn.

Gestern haben wir AlexandersMendelssohn, Alexander (1798-1871) GeburtstagAlexanders Geburtstag – am 19. September 1839. in CharlottenburgCharlottenburgDeutschland begangen. Sie hatten BriefePereira-Arnstein, Familie von → Henriette von P.-A. (-) aus HorchheimHorchheimDeutschland, die sich wunderten, von Euch keinen zu haben, solltest Du noch nicht geschrieben haben, so gebe ich Dir dies unter den Fuß. – Euer KarlchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) muß aber zu lieb seyn; FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) schreibt von dem verliebten Gesicht, das er nachmacht, das ist ja himmlisch. Felix, mach daß wir das Lamm zu sehen bekommen. Der nächste Sommer ist unser von Rechts wegen, noch sage ich nichts, aber nach Neujahr fange ich an zu quälen, so methodisch, wie Du einst VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) zur Reise nach EnglandReise nach England – Im April 1829 reiste Mendelssohn erstmals nach England und wurde in London enthusiastisch aufgenommen. Die Englandreise bildete den Startpunkt eines vom Vater geplanten umfassenden Reiseprogramms, das Mendelssohn in alle wichtigen Kunstzentren Europas führen sollte. gequält hast. An WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) wirst Du auch Deine Freude haben, wenn uns Gott einmal wieder zusammenführt; was der für ein großer prächtiger Junge geworden ist. Mir ist noch bei keinem Kinde das ruckweise Fortschreiten so deutlich erschienen, wie bei Walter, man glaubt ihn täglich wachsen zu sehen, und dabei entwickelt er sich so harmonisch, so naturgemäß, Gott erhalte ihn und die ganze kleine Generation, mach aber nun, daß ein schönes GeschlechtMendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897) in die Familie kommt. Walter behauptet, er wisse noch immer keine Braut als Tante CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), ich vertröste ihn dann auf eine ihrer Töchter. Nächstens wird er Dir einen Brief mit großen Buchstaben schreiben, die Correspondenz mit SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) nimmt ihm nur soviel Zeit weg. |3| Ich bin noch immer Strohwittwenoch immer Strohwittwe – Johann Peter Gustav Dirichlet war im Juli 1839 zu einer Reise nach Paris aufgebrochen. und werde mit kärglichen Reiseberichten abgespeist. Schreiben lernt DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) nun und nimmer, es ist Schade, aber es ist so. Ich hoffe er wird desto mehr erzählen und sehe mit bedeutender Ungeduld der Zeit entgegen. Wir sind übrigens weniger allein, als ich dachte, fast jeden Abend kommen einige gutmeinende Seelen, so daß wir gar nicht in unsrer Lectüre vorschreiten; ich lese nämlich <hi rend="latintype">St. Ronans</hi> Brunnen<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0112747" style="hidden" type="literature">St. Ronans Brunnen</name> vor, um nicht den ganzen Abend mit MamaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Conversation zu machen, od. vielmehr von ihr unterhalten zu werden, es ist wirklich kurios, welche Masse von Thorheit und Vortrefflichkeit diese Familie durcheinander braucht.

Weißt Du etwas von WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)? Wir sind sehr verwundert, ganz ohne Nachrichten von ihnen zu seyn, und wissen gar nicht, wann wir sie erwarten sollen. Dies mal kann Fritze MärkerMärcker, Friedrich Adolf (1804-1889) mich mit Recht auf baldiges vertrösten, der, denk ich bringt uns alle wieder zusammen, DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859), Mama, WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-), von denen ich selbst FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Stuben gern bewohnt sehen werde. So Gott will, versteht sich am Rande, bei allem der beste Trost ist, daß nur geschieht, was Er will. Heut Nachmittag gehe ich zu DevrientsDevrient, Familie von → Philipp Eduard D., Mutter wollte mich nicht früher hingehen lassen, weil sie die Ansteckung des hitzigen NervenfiebersAnsteckung des hitzigen Nervenfiebers – Anna Devrient litt laut de Ärzten an einem hitzigen Nervenfieber. fürchtet, nun war ich aber während der Krankheut alle Tage dort, da die arme ThereseDevrient, Marie Therese (1803-1882), zu meiner Verwunderung, in jedem Beweis von Theilnahme eine Art Beruhigung fand. Ich konnts nicht.Ich konnts nicht – Anspielung an Krankheit und Tod von Rebeckas Sohn Felix Lejeune Dirichlet am 17. November 1838. Auch Deinen Besuch habe ich erst später recht verstanden, ich bewundere |4| es aber sehr. Auch die andern Kinder hat sie während der ganzen Zeit nicht vergessen, und sich immer gefreut, wenn die Kleinen Abends vergnügt von uns kamen, und erzählten, wie schön sie mit WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) gespielt hätten.

Adieu, lieber Felix, liebe CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), lieber KarlMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897), laßt bald wieder von Euch hören. Was sagt denn Karl zu seinem neuen Bettchen? Pept oder Haken? oder spricht er schon gebildeter Adieu.
            Berlin den 20. sten September. Nach Mutters letzten Brief wirst Du wohl für die armen Devrients keinen guten Ausgang mehr gehofft haben, und so war es leider. Am Dienstag Abend verschied das arme Kind, nach furchtbaren Qualen. Die kleine Marie hat sie mit der rührendsten Treue und Kraft Tag und Nacht gepflegt, zum Dank dafür waren die letzten klaren Gedanken, die letzte Liebe der Schwester ihr ein Trost für ewige Zeiten. Heut früh wurde das Kind beerdigt.
Ich habe lange nichts von Dir gesehn, liebster Felix, d. h. keinen Brief an mich, ich weiß wohl, wie viel Du zu thun hast, und wie selten Du zum Schreiben kommst, Du brauchst Dich auch gar nicht deshalb zu entschuldigen, wenn Du mir einmal wieder schreibst, aber thu es doch, ein Brief von Dir ist mir immer eine gar zu große Freude. Ist es aber nicht ein Schicksal, daß ich nun zum zweiten mal gepackt habe, um zu Euch zu kommen, und zum zweiten male nichts draus geworden ist. Das Kleid und den Brief hat Herr Schumann abgegeben, ihn selbst haben wir aber nicht zu Gesicht bekommen, da er nicht warten wollte, bis Mutter aus dem Garten geholt wurde, eine Einladung hat er nicht angenommen, und reis’t bald wieder zurück. Hingegen brachte Mosevius aber die neuesten Grüße von Dir, ich ging mit ihm ans Notenspinde, aber die Cantaten sind nicht da. Er sagte, Du wolltest: Gottes Zeit abgeschrieben haben, das befindet sich aber 2mal da, gedruckt und geschrieben, soll ich es Dir schicken? Mosevius hat am Dienstag Deinen Hirsch auf der Academie schreien hören und ist von der Musik gebührend entzückt. Dein Gesicht dabei sehe ich von hier, auch das auf der Braunschweiger Bühne, der Spaß muß gut gewesen seyn.
Gestern haben wir Alexanders Geburtstag in Charlottenburg begangen. Sie hatten Briefe aus Horchheim, die sich wunderten, von Euch keinen zu haben, solltest Du noch nicht geschrieben haben, so gebe ich Dir dies unter den Fuß. – Euer Karlchen muß aber zu lieb seyn; Fanny schreibt von dem verliebten Gesicht, das er nachmacht, das ist ja himmlisch. Felix, mach daß wir das Lamm zu sehen bekommen. Der nächste Sommer ist unser von Rechts wegen, noch sage ich nichts, aber nach Neujahr fange ich an zu quälen, so methodisch, wie Du einst Vater zur Reise nach England gequält hast. An Walter wirst Du auch Deine Freude haben, wenn uns Gott einmal wieder zusammenführt; was der für ein großer prächtiger Junge geworden ist. Mir ist noch bei keinem Kinde das ruckweise Fortschreiten so deutlich erschienen, wie bei Walter, man glaubt ihn täglich wachsen zu sehen, und dabei entwickelt er sich so harmonisch, so naturgemäß, Gott erhalte ihn und die ganze kleine Generation, mach aber nun, daß ein schönes Geschlecht in die Familie kommt. Walter behauptet, er wisse noch immer keine Braut als Tante Cécile, ich vertröste ihn dann auf eine ihrer Töchter. Nächstens wird er Dir einen Brief mit großen Buchstaben schreiben, die Correspondenz mit Sebastian nimmt ihm nur soviel Zeit weg. Ich bin noch immer Strohwittwe und werde mit kärglichen Reiseberichten abgespeist. Schreiben lernt Dirichlet nun und nimmer, es ist Schade, aber es ist so. Ich hoffe er wird desto mehr erzählen und sehe mit bedeutender Ungeduld der Zeit entgegen. Wir sind übrigens weniger allein, als ich dachte, fast jeden Abend kommen einige gutmeinende Seelen, so daß wir gar nicht in unsrer Lectüre vorschreiten; ich lese nämlich St. Ronans Brunnen vor, um nicht den ganzen Abend mit Mama Conversation zu machen, od. vielmehr von ihr unterhalten zu werden, es ist wirklich kurios, welche Masse von Thorheit und Vortrefflichkeit diese Familie durcheinander braucht.
Weißt Du etwas von Woringens? Wir sind sehr verwundert, ganz ohne Nachrichten von ihnen zu seyn, und wissen gar nicht, wann wir sie erwarten sollen. Dies mal kann Fritze Märker mich mit Recht auf baldiges vertrösten, der, denk ich bringt uns alle wieder zusammen, Dirichlet, Mama, Woringens, von denen ich selbst Fannys Stuben gern bewohnt sehen werde. So Gott will, versteht sich am Rande, bei allem der beste Trost ist, daß nur geschieht, was Er will. Heut Nachmittag gehe ich zu Devrients, Mutter wollte mich nicht früher hingehen lassen, weil sie die Ansteckung des hitzigen Nervenfiebers fürchtet, nun war ich aber während der Krankheut alle Tage dort, da die arme Therese, zu meiner Verwunderung, in jedem Beweis von Theilnahme eine Art Beruhigung fand. Ich konnts nicht. Auch Deinen Besuch habe ich erst später recht verstanden, ich bewundere es aber sehr. Auch die andern Kinder hat sie während der ganzen Zeit nicht vergessen, und sich immer gefreut, wenn die Kleinen Abends vergnügt von uns kamen, und erzählten, wie schön sie mit Walter gespielt hätten.
Adieu, lieber Felix, liebe Cecile, lieber Karl, laßt bald wieder von Euch hören. Was sagt denn Karl zu seinem neuen Bettchen? Pept oder Haken? oder spricht er schon gebildeter Adieu.          
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Die kleine Marie</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse,2 Poststempel [BERLIN / 21/9 / 12-1], [St.Post / 23 9 ? 8-10], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-09-20" xml:id="date_083ab57f-ab83-44a8-be5f-0b8603976ee7">20. September 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_118f3b50-6420-4b1b-bd12-f03717f849bb">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_75423d1e-43b0-4b2c-8424-11407b90276c"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_64999f93-f119-4a69-b7a8-c53f3c9caac7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_3347b6dd-91f0-4e1a-8cb6-048aa7560eb9"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_44f54b2f-0050-41a4-bc34-b02e7f69ed0c"> <head> <address> <addrLine>Herrn <hi rend="latintype">Dr. Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Leipzig</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_e137d718-6823-4090-8681-8b7fdfe873b4"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_2e917870-b7f0-406b-af7c-5e3ad0a55c97">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_603f7794-b7aa-4f87-a32f-ee7ec67786d3">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1839-09-20" xml:id="date_25417c42-a76c-48d0-9298-9a594aa06f01">20.sten September</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Nach <persName xml:id="persName_eb0ac96a-4a9a-43b4-9d11-a0d9e9081802">Mutters<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> <title xml:id="title_88cf929c-3a55-4bbb-9d54-d6a24f45b82f">letzten Brief <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1839-09-16-03" style="hidden" type="letter">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 16. September 1839</name> </title> wirst Du wohl für die armen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bc2bc415-a395-4c61-8b81-148727022fda">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName></hi> keinen guten Ausgang mehr gehofft haben, und so war es leider. Am Dienstag Abend verschied das arme <persName xml:id="persName_fb76b962-93c9-4b84-bf8c-29d93b68441b">Kind<name key="PSN0110627" style="hidden" type="person">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name></persName>, nach furchtbaren Qualen. Die kleine <persName xml:id="persName_4bd27496-9efe-4f31-807a-bb8022e676e1">Marie<name key="PSN0110635" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name></persName> hat sie mit der rührendsten Treue und Kraft Tag und Nacht gepflegt, zum Dank dafür waren die letzten klaren Gedanken, die letzte Liebe der <persName xml:id="persName_2977c005-7035-455c-b4df-ca1d359b7312">Schwester<name key="PSN0110627" style="hidden" type="person">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name></persName> <persName xml:id="persName_d0ebb99f-4cf2-4902-be62-20f2ba9fb31e">ihr<name key="PSN0110635" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name></persName> ein Trost für ewige Zeiten. Heut früh wurde das Kind beerdigt.</p> <p>Ich habe lange nichts von Dir gesehn, liebster Felix, d. h. keinen Brief an mich, ich weiß wohl, wie viel Du zu thun hast, und wie selten Du zum Schreiben kommst, Du brauchst Dich auch gar nicht deshalb zu entschuldigen, wenn Du mir einmal wieder schreibst, aber thu es doch, ein Brief von Dir ist mir immer eine gar zu große Freude. Ist es aber nicht ein Schicksal, daß ich nun zum zweiten mal gepackt habe, um zu Euch zu kommen, und zum zweiten male nichts draus geworden ist. Das Kleid und den Brief<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8b4c06dc-5cef-49ae-8d2c-cee9091c269a" xml:lang="de">Das Kleid und den Brief – siehe Brief fmb-1839-09-12-03 (Brief Nr. 2420) Felix Mendelssohn Bartholdy an Robert Schumann in Leipzig, Leipzig, 12. September 1839, Z. 2-4</note> hat Herr <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_23ac766c-7403-4337-8fbb-189f00531244">Schumann<name key="PSN0114758" style="hidden" type="person">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName></hi> abgegeben, ihn selbst haben wir aber nicht zu Gesicht bekommen, da er nicht warten wollte, bis <persName xml:id="persName_8d86c8c0-da89-4c65-bd83-f4ae18a23812">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> aus dem Garten geholt wurde, eine Einladung hat er nicht angenommen, und reis’t bald wieder zurück.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d33ba3e5-911f-4ccb-a28f-5ed683368230" xml:lang="de">reis’t bald wieder zurück – Obwohl Schumann schon am 18. September 1839 wieder nach Leipzig zurückreiste, suchte er Lea Mendelssohn Bartholdy ein zweites Mal, diesmal mit Erfolg auf (siehe Schumann, Briefwechsel S. 155).</note> Hingegen brachte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3f3a44d0-ddff-4d69-a633-53efdea3eeae">Mosevius<name key="PSN0113450" style="hidden" type="person">Mosewius, Johann Theodor (1788-1858)</name></persName></hi> aber die neuesten Grüße von Dir,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c1ec3f86-1a2a-45ce-ab36-7d3d73b81d17" xml:lang="de">die neuesten Grüße von Dir – Mosewius besuchte Mendelssohn im September 1839 in Leipzig.</note> ich ging mit ihm ans Notenspinde, aber die <title xml:id="title_cbd36880-ddbf-4df4-b7b0-6e7f3e2f77b2">Cantaten<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107755" style="hidden" type="music">Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (Actus tragicus) BWV 106</name></title> sind nicht da.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_562d968c-75f1-4a55-83d3-2c801bb56b31" xml:lang="de">die Cantaten sind nicht da – Offensichtlich hatte Johann Theodor Mosewius bezüglich der Abschrift dreier Kantaten nachgefragt, die Mendelssohn ihm dann auch am 6. November, am 4. Dezember 1839 und zu einem nicht ermittelbaren späteren Datum zuschickte; siehe Brief fmb-1839-11-06-02 (Brief Nr. 2492) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Theodor Mosewius in Breslau, Leipzig, 6. November 1839, sowie Brief fmb-1839-12-04-01 (Brief Nr. 2535) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Theodor Mosewius in Breslau, Leipzig, 4. Dezember 1839. Mendelssohn und Mosewius tauschten regelmäßig Partiturabschriften, hauptsächlich von Bach- und Händelwerken, aus. Bei den drei Kantaten handelte es sich um Johann Sebastian Bachs Kantate »Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit« (Actus tragicus) BWV 106, eine weitere nicht identifizierbare Bach-Kantate sowie ein Anthem von Händel (vermutlich Georg Friedrich Händels »Coronation Anthem Nr. 1 Zadok the priest« HWV 258, in Mendelssohns Fassung Groß ist der Herr, die erstmals am 1. Januar 1836 aufgeführt worden war). Siehe Brief fmb-1839-12-04-01 (Brief Nr. 2535) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Theodor Mosewius in Breslau, Leipzig, 4. Dezember 1839.</note> Er sagte, Du wolltest: Gottes Zeit<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> abgeschrieben haben, das <add place="above">be<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add>findet sich aber 2mal da, gedruckt und geschrieben, soll ich es Dir schicken? Mosevius hat am <date cert="high" when="1839-09-17" xml:id="date_be2a360f-6998-4a84-baf6-efbda77a7e60">Dienstag</date> Deinen <title xml:id="title_50514f98-5291-4193-bb6f-839302345455">Hirsch<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6brxtdqk-ko3d-gglw-wwxy-bm8i3dbozy77"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title> auf der <placeName xml:id="placeName_36444c7d-a295-4f0e-935f-0d4e36f7357a">Academie<name key="NST0103549" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte (Winterkonzerte)" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> schreien hören und ist von der Musik gebührend entzückt. Dein Gesicht dabei sehe ich von hier, auch das auf der <placeName xml:id="placeName_5f5b7acc-afb4-43b4-9150-c7304525fc82">Braunschweiger Bühne<name key="NST0100564" style="hidden" subtype="" type="institution">Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2700c238-9361-4ebf-9148-3c0ba9e1238c" xml:lang="de">das auf der Braunschweiger Bühne – Eine Anspielung auf Mendelssohns Ablehnung seiner öffentlichen Ehrung mit dem Lorbeerkranz zum Musikfest in Braunschweig.</note> der Spaß muß gut gewesen seyn.</p> <p><date cert="high" when="1839-09-19" xml:id="date_a88953ce-04fa-407f-b9ff-4d441cffb616">Gestern</date> haben wir <persName xml:id="persName_5b82360a-28f6-4a9e-ba53-eab459d5e36e">Alexanders<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> Geburtstag<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_997db7d3-97f7-4bf5-8e96-4c406de910c0" xml:lang="de">Alexanders Geburtstag – am 19. September 1839.</note> in <placeName xml:id="placeName_343d1afe-959e-4e7e-8e32-58a8b1ff5b17">Charlottenburg<settlement key="STM0103266" style="hidden" type="locality">Charlottenburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> begangen. Sie hatten <persName xml:id="persName_1ccc7cea-3d97-4aa3-a96a-7cb9966c82ba">Briefe<name key="PSN0113799" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Familie von → Henriette von P.-A. (-)</name></persName> aus <placeName xml:id="placeName_fd0f6df0-8c26-41fa-8472-7fa3812c5673">Horchheim<settlement key="STM0100149" style="hidden" type="locality">Horchheim</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die sich wunderten, von Euch keinen zu haben, solltest Du noch nicht geschrieben haben, so gebe ich Dir dies unter den Fuß. – Euer <persName xml:id="persName_c361577c-9c87-4479-98c6-173017da44d8">Karlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> muß aber zu lieb seyn; <persName xml:id="persName_753d47d6-cdc0-4292-9609-85c455116809">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> schreibt von dem verliebten Gesicht, das er nachmacht, das ist ja himmlisch. Felix, mach daß wir das Lamm zu sehen bekommen. Der nächste Sommer ist unser von Rechts wegen, noch sage ich nichts, aber nach Neujahr fange ich an zu quälen, so methodisch, wie Du einst <persName xml:id="persName_415f6180-2bce-4091-9412-7e3507fbaeaf">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> zur Reise nach England<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8f8ee6cb-7997-4f09-91b6-296d485707d2" xml:lang="de">Reise nach England – Im April 1829 reiste Mendelssohn erstmals nach England und wurde in London enthusiastisch aufgenommen. Die Englandreise bildete den Startpunkt eines vom Vater geplanten umfassenden Reiseprogramms, das Mendelssohn in alle wichtigen Kunstzentren Europas führen sollte.</note> gequält hast. An <persName xml:id="persName_cdbcb246-5bfb-4582-8148-27a0682b37c8">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> wirst Du auch Deine Freude haben, wenn uns Gott einmal wieder zusammenführt; was der für ein großer prächtiger Junge geworden ist. Mir ist noch bei keinem Kinde das ruckweise Fortschreiten so deutlich erschienen, wie bei Walter, man glaubt ihn täglich wachsen zu sehen, und dabei entwickelt er sich so harmonisch, so naturgemäß, Gott erhalte ihn und die ganze kleine Generation, mach aber nun, daß ein <persName xml:id="persName_dd49b61a-84cf-4b40-8718-ca6b44e418b7">schönes Geschlecht<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> in die Familie kommt. Walter behauptet, er wisse noch immer keine Braut als Tante <persName xml:id="persName_e0476bc7-3c97-4009-bc42-a0ca9582396b">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, ich vertröste ihn dann auf eine ihrer Töchter. Nächstens wird er Dir einen Brief mit großen Buchstaben schreiben, die Correspondenz mit <persName xml:id="persName_68e26ef4-ac5e-40ab-8d17-94b2f2b24bf9">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> nimmt ihm nur soviel Zeit weg.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Ich bin noch immer Strohwittwe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d25a6bf6-167e-4a97-af42-f52fcfdd56be" xml:lang="de">noch immer Strohwittwe – Johann Peter Gustav Dirichlet war im Juli 1839 zu einer Reise nach Paris aufgebrochen. </note> und werde mit kärglichen Reiseberichten abgespeist. Schreiben lernt <persName xml:id="persName_9daa1cc0-41e2-4242-b4a2-b24520f4b158">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> nun und nimmer, es ist Schade, aber es ist so. Ich hoffe er wird desto mehr erzählen und sehe mit bedeutender Ungeduld der Zeit entgegen. Wir sind übrigens weniger allein, als ich dachte, fast jeden Abend kommen einige gutmeinende Seelen, so daß wir gar nicht in unsrer Lectüre vorschreiten; ich lese nämlich <title xml:id="title_22848da7-fae8-4ce9-b444-f0f16b401d3b"><hi rend="latintype">St. Ronans</hi> Brunnen<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0112747" style="hidden" type="literature">St. Ronans Brunnen</name></title> vor, um nicht den ganzen Abend mit <persName xml:id="persName_d224c4f2-366c-4e11-afdc-40e9e074c1d2">Mama<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Conversation zu machen, od. vielmehr von ihr unterhalten zu werden, es ist wirklich kurios, welche Masse von Thorheit und Vortrefflichkeit diese Familie durcheinander braucht. </p> <p>Weißt Du etwas von <persName xml:id="persName_c378b531-5c31-4776-a65a-90656a1d9853">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>? Wir sind sehr verwundert, ganz ohne Nachrichten von ihnen zu seyn, und wissen gar nicht, wann wir sie erwarten sollen. Dies mal kann <persName xml:id="persName_e9f51348-03a6-45b9-b8cc-dd40f2a6366e">Fritze Märker<name key="PSN0113062" style="hidden" type="person">Märcker, Friedrich Adolf (1804-1889)</name></persName> mich mit Recht auf ba<unclear reason="paper_destruction" resp="FMBC">ldiges</unclear> vertrösten, der, denk ich bringt uns alle wieder zusammen, <persName xml:id="persName_e342ed25-2b00-41fc-809a-0c7eb06a6e6a">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName>, Mama, <persName xml:id="persName_f0684cbc-d815-4a6d-b43e-e03eefbdce46">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>, von denen ich selbst <persName xml:id="persName_99f217d0-6958-43d0-a41d-c200f02d50b1">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Stuben gern bewohnt sehen werde. So Gott will, versteht sich am Rande, bei allem der beste Trost ist, daß nur geschieht, was Er will. <date cert="high" when="1839-09-20" xml:id="date_55f20b3f-a036-42ef-a1bb-02146063f4f0">Heut</date> Nachmittag gehe ich zu <persName xml:id="persName_6fdab544-6ee3-46bd-84b4-fac12a1c62ed">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName>, Mutter wollte mich nicht früher hingehen lassen, weil sie die Ansteckung des hitzigen Nervenfiebers<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4097b5f1-09f9-477f-aef8-356ae3bceb57" xml:lang="de">Ansteckung des hitzigen Nervenfiebers – Anna Devrient litt laut de Ärzten an einem hitzigen Nervenfieber.</note> fürchtet, nun war ich aber während der Krankheut alle Tage dort, da die arme <persName xml:id="persName_50affe26-2157-422d-a543-4feeb2348e15">Therese<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName>, zu meiner Verwunderung, in jedem Beweis von Theilnahme eine Art Beruhigung fand. Ich konnts nicht.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_10dfce3a-0b42-446e-aeb9-327a59f41849" xml:lang="de">Ich konnts nicht – Anspielung an Krankheit und Tod von Rebeckas Sohn Felix Lejeune Dirichlet am 17. November 1838. </note> Auch Deinen Besuch habe ich erst später recht verstanden, ich bewundere<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> es aber sehr. Auch die andern Kinder hat sie während der ganzen Zeit nicht vergessen, und sich immer gefreut, wenn die Kleinen Abends vergnügt von uns kamen, und erzählten, wie schön sie mit <persName xml:id="persName_f46cab18-6404-4934-a948-31980b941c72">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> gespielt hätten. </p> <closer rend="left">Adieu, lieber Felix, liebe <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8c953159-3550-4539-8497-6501ff4c02b6">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, lieber <persName xml:id="persName_293e087f-dbe4-44be-a615-5a75d92463f2">Karl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>, laßt bald wieder von Euch hören. Was sagt denn Karl zu seinem neuen Bettchen? Pept oder Haken? oder spricht er schon gebildeter Adieu.</closer> </div> </body> </text></TEI>