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gb-1839-09-15-01

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Ferdinand Möhring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 15. September 1839 im Begriff meiner Vorbereitungen zur Abreise nach Leipzig zu treffen, erhalte ich so eben den Antrag einer Stellung, welche ich nicht grade zu abschlagen wollte, ohne Ihren gütigen Rath darüber einzuholen. Es ist nämlich in Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Möhring in Berlin; Leipzig, 17. September 1839 Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/51. Autograph Ferdinand Möhring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 15. September 1839 im Begriff meiner Vorbereitungen zur Abreise nach Leipzig zu treffen, erhalte ich so eben den Antrag einer Stellung, welche ich nicht grade zu abschlagen wollte, ohne Ihren gütigen Rath darüber einzuholen. Es ist nämlich in

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.

Ferdinand Möhring.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. September 1839 Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)counter-resetMöhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887) Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887) Berlin d 15 Sept. 39. Sehr Hochgeschätzter Herr!

im Begriff meiner Vorbereitungen zur Abreise nach LeipzigLeipzigDeutschland zu treffen, erhalte ich so eben den Antrag einer Stellung, welche ich nicht grade zu abschlagen wollte, ohne Ihren gütigen Rath darüber einzuholen. Es ist nämlich in OldenburgOldenburgDeutschland eine der dortigen Organistenstellen vacant, zu deren Besetzung ein junger Mann verlangt wird, der außer dem Orgelspiel fähig ist Klavier-Unterricht zu ertheilen und mitunter auch vorkommende Orchestersachen und dgl. w. zu dirigiren. Das Gehalt beträgt 400 rh. in Gold und ist durch Nebenunterricht auf das doppelte zu ersehen, das ich glaube, daß mir solche Stellung für mich, passend ist und ich den Anforderungen der Stellung wohl zu genügen glaube, indem ich hier fast 2 Jahr in der kirche den Orgeldienst versehn’ habe und im Dirigiren durch die hiesigen Sing-Vereine einige Übung erlangt, so wollte ich Ew. Wohlgeb. ergebenst ersuchen, ob Sie mir über meine Fähigkeiten, insofern Sie mich kennen, einige Worte schriftlich geben könnten, um dieselben recht bald an das dortige Consistorium einzuliefern. Die hiesige Musik-AcademieKönigliches Musik-Institut zu Berlin (Königliches Institut für Kirchenmusik)BerlinDeutschland will ich vorläufig um keine Atteste ersuchen, weil ich die ganze Sache ohne eine Einmischung abmachen möchte, denn im Fall ich die Stellung nicht erlangen sollte, so weiche ich dem vielen Gerede darüber aus, wozu ein solchen Ereigniß nur zu viel Anlaß giebt. Aus diesem Grunde habe ich auch Niemanden als Ew. Wohlgeb. mein Gesuch vertraut. Auch würden mir unsre Dencker oder Meister mein Bestreben nach dieser Stellung, auszureden suchen, wenn auch einzig aus dem Grunde, noch einige Jahre und wohl noch darüber Eleve der AcademieKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland zu bleiben. Auf diese Weise komme ich aber niemals zu einem bestimmten Ziel und die Academie sorgt keineswegs für mich, wenn ich mich selbst nicht um mein Fortkommen bemühe. Das ewige Eleven-Seyn muß doch auch einmal aufhören und vorzüglich hier, wo nach meiner Meinung zwischen Meister und Eleve nicht der gehörige Unterschied statt findet. Ich verkenne gewiß nicht das Gute der Academie, namentlich die Gelegenheit Viel zu hören und zu dirigiren, allein es müßte doch von oben herab einer noch kräftiger |2| die Zügel führen, wenn aus dem Ganzen das werden soll, was Viele vielleicht schon glauben. Ich spreche dies wahrhaftig nicht aus Anmaßung und es kömmt mir diesen Augenblick fast so vor, als ob ich Unrecht thue dergl. zu sagen, allein ich habe zu Ew. Wohl. ein so unbegrenztes Vertrauen, daß ich eine Meinung von mir nicht glaube verheimlichen zu dürfen, wenn sie vermutlich eine Sache betrifft, die mit meinem Studium zusammenhängt. Seitdem der alte SchneiderSchneider, Georg Abraham (1770-1839) fort ist hat sich die Academie gar nicht um meine Instrumentalsachen bekümmert und nur Notiz von meinen Gesangcompositionen genommen; es ist auch kein Lehrer für Instrumentalmusik wieder angestellt als ob derselbe gar nicht nöthig wäre. Es ist auch möglich, daß der Academie die Wahl schwer geworden ist. Im Anfang des nächsten Monat soll ein Concert in der SingacademieSing-AkademieBerlinDeutschland für die abgegangenen Eleven statt finden und von allen diesen werden nur Gesangcompositionen aufgeführt. Ich soll darinn das <hi rend="latintype">D moll</hi> Concert von <hi rend="latintype">S. Bach</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name> spielen. Ich bin darüber sehr in Verlegenheit, denn wenn ich meiner eignen Eingebung folge, die mir hier eigentlich gar nicht genommen wird, so glaube ich in der Art des Vortrags Fehler zu begehen, die ich doch gern vermeiden möchte. Da Carl EckertEckert, Carl Anton Florian (1820-1879) auch zu den abgegangenen Eleven gerechnet wird, so hatte der Meister auch von ihm eine Arbeit erwartet, allein derselbe hat keine eingereicht, woran er gewiß nicht Unrecht gethan hat; denn die Arbeiten die zur Ausführung kommen, dürften der AcademieKönigliches Musik-Institut zu Berlin (Königliches Institut für Kirchenmusik)BerlinDeutschland nicht zu besonderem Ruhm gereichen.

Entschuldigen Ew. Wohl. die vielen Worte die am Ende nicht an Ihrer Stelle sind, aber ich fühle das wirklich so, und weshalb sollte ich mich scheuen auszusprechen was meine innere Überzeugung ist? am allerwenigsten gegen Sie, der Sie durch Ihre wohlwollende Gesinnungen mich für immer verpflichtet haben.

Um mein obiges Gesuch noch besser zu unterstützen werde ich wenn es sein muß selbst nach OldenburgOldenburgDeutschland reisen, indem ich zugleich Empfehlungen an den Hof vom hiesigen russischen Gesandten habe, dessen Kinder ich im Klavierspiel unterrichte. Sollte mir das Glück günstig sein, so werde ich, wenn es Ew. Wohl. noch immer recht ist, doch den Winter in LeipzigLeipzigDeutschland zubringen, indem mir das Consistorium in Oldenburg wohl vergönnen wird meine etwaige Stellung erst einige Zeit später anzutreten, wenn ich durch ein Attest von Ew. Wohlg.ein Attest von Ew. Wohlg. – siehe dazu das von Mendelssohn für Möhring ausgestellte Zeugnis in D-B, Mus. ms. autogr. S 2: »Daß mir Herr Ferdinand Möhring als ein höchst talentvoller Musiker und Componist bekannt ist, daß ich eine seiner Symphonieen mit sehr großem Vergnügen in den hiesigen Abonnement Concerten aufgeführt und andre seiner Arbeiten theils gehört theils durchgesehn habe, aus welchen allen die unverkennbarste Anlage, Kenntniß des reinen Satzes, des freien sowie gebundnen Styles, und ein ernstes, edles Streben hervorging – daß ich deshalb überzeugt bin er werde eine musikalische Stelle als Director oder Lehrer zur vollkommnen Zufriedenheit seiner Untergebnen sowie seiner Vorgesetzten und zu eigner Ehre ausfüllen bescheinige ich hiemit durch meine Namensunterschrift. Leipzig d. 17 ten Sept. 1839. Felix Mendelssohn Bartholdy.« Ebenda darunter: »Bei einer Bewerbung um eine Musik[…]stelle zu Oldenburg Zeugnis […] für mich ausgestellt. Ferd. Möhring. Wiesbaden 1879.« beweisen kann, daß ich meiner größern Ausbildung wegen den Winter über in LeipzigLeipzigDeutschland verweilen werde. Für mich wird es nun ein so stärkerer Trieb sein etwas recht Tüchtiges zu leisten um meiner spätren Bestimmung, so viel es in meinen Kräften steht, zu genügen.

|3| Ich bitte Ew. Wohlg. ganz ergebenst mir recht offen zu sagen, was Sie zu der ganzen Sache meinen, und ich werde es gewiß so aufnehmen als wenn es von meinem redlichsten Freunde käme, und in dieser Überzeugung allein habe ich es gewagt an Ew. Wohl. obige Bitte zu thun. Sollten Sie aber das Geringste gegen diese Stellung einzuwenden haben, so schonen Sie mich gar nicht; im Gegentheil ich werde um so dankbarer sein müssen, wenn Sie mich von einem Schritte abrathen, der von meiner Seite vielleicht ein wenig zu voreilig war. Ich bin so frei Ihnen zu sagen, daß ich recht bald ein wenig Ihre Zeit in Anspruch nehmen muß, denn es wäre mir lieb die Sache so bald als möglich beendet zu wissen.

Noch bemerke ich, daß ich außer kleineren Sachen diesen Sommer ein Concert für Klavier<name key="PSN0113375" style="hidden" type="author">Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)</name><name key="CRT0112708" style="hidden" type="music">Konzert für Klavier und Orchester (1839)</name>, den 103 Psalm<name key="PSN0113375" style="hidden" type="author">Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)</name><name key="CRT0112709" style="hidden" type="music">Der 103. Psalm (»Lobe den Herrn, meine Seele«)</name> und eine Symphonie <hi rend="latintype">E moll</hi><name key="PSN0113375" style="hidden" type="author">Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)</name><name key="CRT0112710" style="hidden" type="music">Sinfonie e-Moll</name> bis zum Finale beendigt habe. Meine schönste Aussicht für diesen Winter ist nur die Ihnen diese Arbeiten vorlegen zu dürfenIhnen diese Arbeiten vorlegen zu dürfen – Ferdinand Möhring hoffte wohl auf die Aufführung seiner Werke. Bereits am 29. November 1838 hatte Mendelssohn in seinem achten Abonnementkonzert Möhrings Sinfonie B-Dur zur Aufführung gebracht. Mendelssohn schätzte Möhring sehr; siehe oben sein sehr gutes Zeugnis für Ferdinand Möhring. und dies entschuldigt mich schon für die vielen Unannehmlichkeiten, die in dem hiesigen Musikleben gar nicht zu vermeiden sind. Ich bitte nochmals die Lage dieses Briefs zu übersehen, aber ich mußte mich ganz aussprechen und mit dem Wunsche, daß Sie nun darinn meine ganze Ergebenheit erkennen möchten unterzeichne ich mit der größten Hochachtung

Ihr ganz ergebener Ferd. Möhring

Friedrich Str. 158.

            Berlin d 15 Sept. 39. Sehr Hochgeschätzter Herr!
im Begriff meiner Vorbereitungen zur Abreise nach Leipzig zu treffen, erhalte ich so eben den Antrag einer Stellung, welche ich nicht grade zu abschlagen wollte, ohne Ihren gütigen Rath darüber einzuholen. Es ist nämlich in Oldenburg eine der dortigen Organistenstellen vacant, zu deren Besetzung ein junger Mann verlangt wird, der außer dem Orgelspiel fähig ist Klavier-Unterricht zu ertheilen und mitunter auch vorkommende Orchestersachen und dgl. w. zu dirigiren. Das Gehalt beträgt 400 rh. in Gold und ist durch Nebenunterricht auf das doppelte zu ersehen, das ich glaube, daß mir solche Stellung für mich, passend ist und ich den Anforderungen der Stellung wohl zu genügen glaube, indem ich hier fast 2 Jahr in der kirche den Orgeldienst versehn’ habe und im Dirigiren durch die hiesigen Sing-Vereine einige Übung erlangt, so wollte ich Ew. Wohlgeb. ergebenst ersuchen, ob Sie mir über meine Fähigkeiten, insofern Sie mich kennen, einige Worte schriftlich geben könnten, um dieselben recht bald an das dortige Consistorium einzuliefern. Die hiesige Musik-Academie will ich vorläufig um keine Atteste ersuchen, weil ich die ganze Sache ohne eine Einmischung abmachen möchte, denn im Fall ich die Stellung nicht erlangen sollte, so weiche ich dem vielen Gerede darüber aus, wozu ein solchen Ereigniß nur zu viel Anlaß giebt. Aus diesem Grunde habe ich auch Niemanden als Ew. Wohlgeb. mein Gesuch vertraut. Auch würden mir unsre Dencker oder Meister mein Bestreben nach dieser Stellung, auszureden suchen, wenn auch einzig aus dem Grunde, noch einige Jahre und wohl noch darüber Eleve der Academie zu bleiben. Auf diese Weise komme ich aber niemals zu einem bestimmten Ziel und die Academie sorgt keineswegs für mich, wenn ich mich selbst nicht um mein Fortkommen bemühe. Das ewige Eleven-Seyn muß doch auch einmal aufhören und vorzüglich hier, wo nach meiner Meinung zwischen Meister und Eleve nicht der gehörige Unterschied statt findet. Ich verkenne gewiß nicht das Gute der Academie, namentlich die Gelegenheit Viel zu hören und zu dirigiren, allein es müßte doch von oben herab einer noch kräftiger die Zügel führen, wenn aus dem Ganzen das werden soll, was Viele vielleicht schon glauben. Ich spreche dies wahrhaftig nicht aus Anmaßung und es kömmt mir diesen Augenblick fast so vor, als ob ich Unrecht thue dergl. zu sagen, allein ich habe zu Ew. Wohl. ein so unbegrenztes Vertrauen, daß ich eine Meinung von mir nicht glaube verheimlichen zu dürfen, wenn sie vermutlich eine Sache betrifft, die mit meinem Studium zusammenhängt. Seitdem der alte Schneider fort ist hat sich die Academie gar nicht um meine Instrumentalsachen bekümmert und nur Notiz von meinen Gesangcompositionen genommen; es ist auch kein Lehrer für Instrumentalmusik wieder angestellt als ob derselbe gar nicht nöthig wäre. Es ist auch möglich, daß der Academie die Wahl schwer geworden ist. Im Anfang des nächsten Monat soll ein Concert in der Singacademie für die abgegangenen Eleven statt finden und von allen diesen werden nur Gesangcompositionen aufgeführt. Ich soll darinn das D moll Concert von S. Bach spielen. Ich bin darüber sehr in Verlegenheit, denn wenn ich meiner eignen Eingebung folge, die mir hier eigentlich gar nicht genommen wird, so glaube ich in der Art des Vortrags Fehler zu begehen, die ich doch gern vermeiden möchte. Da Carl Eckert auch zu den abgegangenen Eleven gerechnet wird, so hatte der Meister auch von ihm eine Arbeit erwartet, allein derselbe hat keine eingereicht, woran er gewiß nicht Unrecht gethan hat; denn die Arbeiten die zur Ausführung kommen, dürften der Academie nicht zu besonderem Ruhm gereichen.
Entschuldigen Ew. Wohl. die vielen Worte die am Ende nicht an Ihrer Stelle sind, aber ich fühle das wirklich so, und weshalb sollte ich mich scheuen auszusprechen was meine innere Überzeugung ist? am allerwenigsten gegen Sie, der Sie durch Ihre wohlwollende Gesinnungen mich für immer verpflichtet haben.
Um mein obiges Gesuch noch besser zu unterstützen werde ich wenn es sein muß selbst nach Oldenburg reisen, indem ich zugleich Empfehlungen an den Hof vom hiesigen russischen Gesandten habe, dessen Kinder ich im Klavierspiel unterrichte. Sollte mir das Glück günstig sein, so werde ich, wenn es Ew. Wohl. noch immer recht ist, doch den Winter in Leipzig zubringen, indem mir das Consistorium in Oldenburg wohl vergönnen wird meine etwaige Stellung erst einige Zeit später anzutreten, wenn ich durch ein Attest von Ew. Wohlg. beweisen kann, daß ich meiner größern Ausbildung wegen den Winter über in Leipzig verweilen werde. Für mich wird es nun ein so stärkerer Trieb sein etwas recht Tüchtiges zu leisten um meiner spätren Bestimmung, so viel es in meinen Kräften steht, zu genügen.
 Ich bitte Ew. Wohlg. ganz ergebenst mir recht offen zu sagen, was Sie zu der ganzen Sache meinen, und ich werde es gewiß so aufnehmen als wenn es von meinem redlichsten Freunde käme, und in dieser Überzeugung allein habe ich es gewagt an Ew. Wohl. obige Bitte zu thun. Sollten Sie aber das Geringste gegen diese Stellung einzuwenden haben, so schonen Sie mich gar nicht; im Gegentheil ich werde um so dankbarer sein müssen, wenn Sie mich von einem Schritte abrathen, der von meiner Seite vielleicht ein wenig zu voreilig war. Ich bin so frei Ihnen zu sagen, daß ich recht bald ein wenig Ihre Zeit in Anspruch nehmen muß, denn es wäre mir lieb die Sache so bald als möglich beendet zu wissen.
Noch bemerke ich, daß ich außer kleineren Sachen diesen Sommer ein Concert für Klavier, den 103 Psalm und eine Symphonie E moll bis zum Finale beendigt habe. Meine schönste Aussicht für diesen Winter ist nur die Ihnen diese Arbeiten vorlegen zu dürfen und dies entschuldigt mich schon für die vielen Unannehmlichkeiten, die in dem hiesigen Musikleben gar nicht zu vermeiden sind. Ich bitte nochmals die Lage dieses Briefs zu übersehen, aber ich mußte mich ganz aussprechen und mit dem Wunsche, daß Sie nun darinn meine ganze Ergebenheit erkennen möchten unterzeichne ich mit der größten Hochachtung
Ihr
ganz ergebener
Ferd. Möhring
Friedrich Str. 158.          
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Auch würden mir unsre Dencker oder Meister mein Bestreben nach dieser Stellung, auszureden suchen, wenn auch einzig aus dem Grunde, noch einige Jahre und wohl noch darüber Eleve der <placeName xml:id="placeName_cb9cccaa-2aa6-4557-bef9-2afcc80d3a20">Academie<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="Sektion Musik" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu bleiben. Auf diese Weise komme ich aber niemals zu einem bestimmten Ziel und die Academie sorgt keineswegs für mich, wenn ich mich selbst nicht um mein Fortkommen bemühe. Das ewige Eleven-Seyn muß doch auch einmal aufhören und vorzüglich hier, wo nach meiner Meinung zwischen <hi n="1" rend="underline">Meister</hi> und Eleve nicht der gehörige Unterschied statt findet. Ich verkenne gewiß nicht das Gute der Academie, namentlich die Gelegenheit Viel zu hören und zu dirigiren, allein es müßte doch von oben herab einer noch kräftiger<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> die Zügel führen, wenn aus dem Ganzen das werden soll, was Viele vielleicht schon glauben. Ich spreche dies wahrhaftig nicht aus Anmaßung und es kömmt mir diesen Augenblick fast so vor, als ob ich Unrecht thue dergl. zu sagen, allein ich habe zu Ew. Wohl. ein so unbegrenztes Vertrauen, daß ich eine Meinung von mir nicht glaube verheimlichen zu dürfen, wenn sie vermutlich eine Sache betrifft, die mit meinem Studium zusammenhängt. Seitdem der <persName xml:id="persName_bc1e1244-7a6b-4c51-96e1-82566eb21344">alte Schneider<name key="PSN0114644" style="hidden" type="person">Schneider, Georg Abraham (1770-1839)</name></persName> fort ist hat sich die Academie gar nicht um meine Instrumentalsachen bekümmert und nur Notiz von meinen Gesangcompositionen genommen; es ist auch kein Lehrer für Instrumentalmusik wieder angestellt als ob derselbe gar nicht nöthig wäre. Es ist auch möglich, daß der Academie die Wahl schwer geworden ist. Im Anfang des nächsten Monat soll ein Concert in der <placeName xml:id="placeName_f8adbba3-ab4b-477c-a39c-ace38de15cb9">Singacademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für die abgegangenen Eleven statt finden und von allen diesen werden nur Gesangcompositionen aufgeführt. Ich soll darinn das <title xml:id="title_67192b12-733a-473e-8a6b-c74faf35ceff"><hi rend="latintype">D moll</hi> Concert von <hi rend="latintype">S. Bach</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name></title> spielen. Ich bin darüber sehr in Verlegenheit, denn wenn ich meiner eignen Einge<unclear reason="covering" resp="FMBC">bung</unclear> folge, die mir hier eigentlich gar nicht genommen wird, so glaube ich in der Art des Vortrags Fehler zu begehen, die ich doch gern vermeiden möchte. Da <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a1cf708f-1071-44ae-868a-8516c3abd900">Carl Eckert<name key="PSN0110825" style="hidden" type="person">Eckert, Carl Anton Florian (1820-1879)</name></persName></hi> auch zu den abgegangenen Eleven gerechnet wird, so hatte der Meister auch von ihm eine Arbeit erwartet, allein derselbe hat keine eingereicht, woran er gewiß nicht Unrecht gethan hat; denn die Arbeiten die zur Ausführung kommen, dürften der <placeName xml:id="placeName_26417f7b-a178-4037-8acf-b4082d7f7be8">Academie<name key="NST0103409" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Musik-Institut zu Berlin (Königliches Institut für Kirchenmusik)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nicht zu besonderem Ruhm gereichen.</p> <p>Entschuldigen Ew. Wohl. die vielen Worte die am Ende nicht an Ihrer Stelle sind, aber ich fühle das wirklich so, und weshalb sollte ich mich scheuen auszusprechen was meine innere Überzeugung ist? am allerwenigsten gegen Sie, der Sie durch Ihre wohlwollende Gesinnungen mich für immer verpflichtet haben.</p> <p>Um mein obiges Gesuch noch besser zu unterstützen werde ich wenn es sein muß selbst nach <placeName xml:id="placeName_a245e362-97eb-4a3b-b4e0-baa56d114dd6">Oldenburg<settlement key="STM0100648" style="hidden" type="locality">Oldenburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> reisen, indem ich zugleich Empfehlungen <unclear reason="covering" resp="FMBC">an</unclear> den Hof vom hiesigen russischen Gesandten habe, dessen Kinder ich im Klavierspiel unterrichte. Sollte mir das Glück günstig sein, so werde ich, wenn es Ew. Wohl. noch immer recht ist, doch den Winter in <placeName xml:id="placeName_b1d49d5e-3ef8-4f3f-9ff6-4af3dfef5528">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zubringen, indem mir das Consistorium in Oldenburg wohl vergönnen wird meine etwaige Stellung erst einige Zeit später anzutreten, wenn ich durch ein Attest von Ew. Wohlg.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a2b80ad2-3d12-44ca-9e1a-2a59584728d9" xml:lang="de">ein Attest von Ew. Wohlg. – siehe dazu das von Mendelssohn für Möhring ausgestellte Zeugnis in D-B, Mus. ms. autogr. S 2: »Daß mir Herr Ferdinand Möhring als ein höchst talentvoller Musiker und Componist bekannt ist, daß ich eine seiner Symphonieen mit sehr großem Vergnügen in den hiesigen Abonnement Concerten aufgeführt und andre seiner Arbeiten theils gehört theils durchgesehn habe, aus welchen allen die unverkennbarste Anlage, Kenntniß des reinen Satzes, des freien sowie gebundnen Styles, und ein ernstes, edles Streben hervorging – daß ich deshalb überzeugt bin er werde eine musikalische Stelle als Director oder Lehrer zur vollkommnen Zufriedenheit seiner Untergebnen sowie seiner Vorgesetzten und zu eigner Ehre ausfüllen bescheinige ich hiemit durch meine Namensunterschrift. Leipzig d. 17 ten Sept. 1839. Felix Mendelssohn Bartholdy.« Ebenda darunter: »Bei einer Bewerbung um eine Musik[…]stelle zu Oldenburg Zeugnis […] für mich ausgestellt. Ferd. Möhring. Wiesbaden 1879.«</note> beweisen kann, daß ich meiner größern Ausbildung wegen den Winter über in <placeName xml:id="placeName_877dd158-7662-41e4-843e-40fc58e573f1">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> verweilen werde. Für mich wird es nun ein so stärkerer Trieb sein etwas recht Tüchtiges zu leisten um meiner spätren Bestimmung, so viel es in meinen Kräften steht, zu genügen.</p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Ich bitte Ew. Wohlg. ganz ergebenst mir recht offen zu sagen, was Sie zu der ganzen Sache meinen, und ich werde es gewiß so aufnehmen als wenn es von meinem redlichsten Freunde käme, und in dieser Überzeugung allein habe ich es gewagt an Ew. Wohl. obige Bitte zu thun. Sollten Sie aber das Geringste gegen diese Stellung einzuwenden haben, so schonen Sie mich gar nicht; im Gegentheil ich werde um so dankbarer sein müssen, wenn Sie mich von einem Schritte abrathen, der von meiner Seite vielleicht ein wenig zu voreilig war. Ich bin so frei Ihnen zu sagen, daß ich recht bald ein wenig Ihre Zeit in Anspruch nehmen muß, denn es wäre mir lieb die Sache so bald als möglich beendet zu wissen.</p> <p>Noch bemerke ich, daß ich außer kleineren Sachen diesen Sommer ein <title xml:id="title_c41759e0-fdf7-4e46-a165-adc1ea660fd6">Concert für Klavier<name key="PSN0113375" style="hidden" type="author">Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)</name><name key="CRT0112708" style="hidden" type="music">Konzert für Klavier und Orchester (1839)</name></title>, den <title xml:id="title_4c0e2c9e-b7bc-4743-a07a-6ee3374aea4f">103 Psalm<name key="PSN0113375" style="hidden" type="author">Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)</name><name key="CRT0112709" style="hidden" type="music">Der 103. Psalm (»Lobe den Herrn, meine Seele«)</name></title> und eine <title xml:id="title_140e644b-1c30-473c-812f-8e8c9acec399">Symphonie <hi rend="latintype">E moll</hi><name key="PSN0113375" style="hidden" type="author">Möhring, Wilhelm Friedrich Ferdinand (1815-1887)</name><name key="CRT0112710" style="hidden" type="music">Sinfonie e-Moll</name></title> bis zum Finale beendigt habe. Meine schönste Aussicht für diesen Winter ist nur die Ihnen diese Arbeiten vorlegen zu dürfen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f44763b2-1e4a-4645-8ffc-e39528930487" xml:lang="de">Ihnen diese Arbeiten vorlegen zu dürfen – Ferdinand Möhring hoffte wohl auf die Aufführung seiner Werke. Bereits am 29. November 1838 hatte Mendelssohn in seinem achten Abonnementkonzert Möhrings Sinfonie B-Dur zur Aufführung gebracht. Mendelssohn schätzte Möhring sehr; siehe oben sein sehr gutes Zeugnis für Ferdinand Möhring.</note> und dies entschuldigt mich schon für die vielen Unannehmlichkeiten, die in dem hiesigen Musikleben gar nicht zu vermeiden sind. Ich bitte nochmals die Lage dieses Briefs zu übersehen, aber ich mußte mich ganz aussprechen und mit dem Wunsche, daß Sie nun darinn meine ganze Ergebenheit erkennen möchten unterzeichne ich mit der größten Hochachtung</p> <signed rend="right">Ihr</signed> <signed rend="right">ganz ergebener</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Ferd. Möhring</hi></signed> </div> <div type="sender_address" xml:id="div_2f0cc165-6abe-4272-98c3-a9018ad48a6e"> <p style="paragraph_right"> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Friedrich Str.</hi> 158.</addrLine> </address> </p> </div> </body> </text></TEI>