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gb-1839-08-10-02

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Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb>Berlin, 10. August 1839 Da wären wir wieder, lieber Felix, alle gesund braun und was mich betrifft, dick und fett, eine Seebadkurirte, wie sie seyn muß. Am Dienstag Mittag sind wir hier angekommen, zu meiner großen Freude fanden wir Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Frankfurt a. M., 4. Juni 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 14. Oktober 1839 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/12. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Berlin, 10. August 1839 Da wären wir wieder, lieber Felix, alle gesund braun und was mich betrifft, dick und fett, eine Seebadkurirte, wie sie seyn muß. Am Dienstag Mittag sind wir hier angekommen, zu meiner großen Freude fanden wir

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Rebecka Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

10. August 1839 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M.Deutschland deutsch
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 10ten August.

Da wären wir wieder, lieber Felix, alle gesund braun und was mich betrifft, dick und fett, eine Seebadkurirte, wie sie seyn muß. Am Dienstag Mittag sind wir hier angekommen, zu meiner großen Freude fanden wir PaulsMendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy noch in unsrer Wohnung etablirt, sie währte aber nicht lange, denn schon heut ziehen sie wieder in die StadtBerlinDeutschland, der weite Weg und das aufgewärmte Essen behagen PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) auf die Länge nicht. Ich bin ganz zu MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gezogen, spiele Mädchen und schlafe mit WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) bei ihr in der Stube, meine Wohnung wird in der nächsten Woche, statt von den liebenswürdigen Geschwistern, von Maurer, Töpfer Tapezirer etc. eingenommen, ich benutze die Entfernung der Meinigen, etwas Ordnung machen zu lassen. Ich bin herzlich froh, FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) wieder HenselnHensel, Wilhelm (1794-1861) richtig abgeliefert zu haben, eigentlich ist es gegen mein Prinzip, seinen Mann zu verlassen und seiner Schwester nachzulaufen, aber es war für mich doch gar zu angenehm, mit Fanny vor der großen Trennung eine Zeitlang noch enger als gewöhnlich zusammengelebt, und innigen Ersatz für ihren Entschluß muß sie auch darin finden, daß dem Sebastian das Bad so sehr gut bekommen ist. Nun macht ihr aber auch, daß ihr nach HausLeipzigDeutschland kommt, ich fürchte sonst, CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) bringt einen HünefelderHünfeldDeutschland oder FacherVachÖsterreichFacher – abgeleitet von Vach (auch: Fach), einem Ort bei Fürth. zur Welt. Der Junge wird auch zu erzählen haben, wo er alles vor seiner Geburt schon gewesen ist. Von CarlchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) sind alle entzückt, wann werde ich das liebe Kind erst sehen, das möchte ich gern von Euch erfahren.

|2| Gewissermaßen bin ich jetzt ein freier Mann, nach LeipzigLeipzigDeutschland zu reisen, gewissermaßen aber nicht, da Mutter von HenselsHensel, Wilhelm (1794-1861) Abreise an, bis zu WoringensWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) Ankunft auf meine lumpige Person im Hause beschränkt ist, könnte sie sich doch entschließen, mit mir ein Paar Wochen Euch zu besuchen, aber dazu scheint sie sich nicht zu bewegen, ich habe übrigens nicht den geringsten Einfluß auf sie. Vom Senator SouchaySouchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872), der den ersten Abend unserer Ankunft hier war, habe ich erfahren, Mad JeanrenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871) werde CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) selbst in Wochen pflegen, zu der Zeit käme ich also nicht gelegen, zu der Zeit käme ich also nicht gelegen, und kommen möchte ich doch gar zu gern, mich als gesunden Menschen zu präsentiren und mit Euch froh seyn, wie wird das nur zu machen seyn. Du bis ja immer so klug, lieber Felix, gieb mir Deinen Rath.

Von DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) habe ich ziemlich oft und, für ihn, ausführliche Nachrichten, der läuft sich seine langen Beine ab, und sieht und spricht Millionen Menschen. Von seiner zarten Neigung zu SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) hat er auch schon erzählt; nun hat er noch mich zu erobern, dann liegen alle Mendelssohns ihm zu Füßen. Ich bin aber fest überzeugt, den Mann bekomme ich nie zu sehen, finde dies auch sehr pikant.

PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) ist, sehr ergötzlich über „den Fürst der seine Glut umsonst verfehlt, er behauptet nämlich, zwischen Herrn FürstFürst, Joseph (1794-1859) und MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) bestehe ein gutes Verhältniß und ist unerschöpflich, Mutter damit zu necken, die dann so roth wird, wie Mama DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868), wenn Herr MeierchenMeierchen, Herr hereintrat. Diese Liebenden sind jetzt vereint in AachenAachenDeutschland, und ich muß ihr noch schreiben, und habe zwar kein Musikfest, aber ein Fest der Handwerker im Kopfe, auch will FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) die letzte Seite verschönen adieu also, lieber Felix. Viele zärtliche Grüße an die |3| liebe CileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) und einen Kuß dem KindeMendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897), wie es seyn soll. Giebt er schon einen Kneifkuß?

Rebecka Lejeune Dirichlet
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Ich will wiederholen, lieber Felix, daß wir alle gesund und wohl wieder hier sind. RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) ganz besonders, die ist aufgegangen, wie ein Kuchen, und hat sich alle Kleider in HeringsdorfHeringsdorfDeutschland ändern müssen. Sonst aber bin ich eigentlich verdrießlich, und zwar, weil Du uns nur sechs Tage giebst, um Dich zwischen einer Reise, und der andern in LeipzigLeipzigDeutschland zu treffen, und weil es doch, bei einer Wanderung, wie die Unsrige, ein bischen schwer ist, das grade abzupassen. Ich dachte, noch vor dem ganz musiklosen Winter, der mir bevorsteht, mich etwas mit Musik zu stopfen bei Dir, Vorrath zu mir zu nehmen wie die Kamele Wasser, daran ist nun aber wieder einmal nicht zu denken, denn wenn wir Dich auch allenfalls treffen, so ist es in Hetze, und ich muß mich durch CarlchensMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) Musik entschädigen lassen, den Du doch wol nicht mit aufs FestMusikfest (1839)BraunschweigDeutschland nimmst, und mit dem ich mich zu unterhalten denke, während mein MannHensel, Wilhelm (1794-1861) seine neuen Kunststudien beim Zipfel DresdenDresdenDeutschland anfängt. Sein Bild für Sutherlands<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0112628" style="hidden" type="art">Hirtin im Lande Gosen</name> ist fertig, und es hängt nur noch an dieser und jener Vorbereitung so machen wir uns auf den Weg. Sollte es mir |4| nicht so gut werden, Euch zu treffen, so werde ich meinen Namen auf Eure Wände in LeipzigLeipzigDeutschland schreiben, (CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) würde mir sehr dankbar dafür seyn) wie MamaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) den ihrigen auf die Buchen in HeringsdorfHeringsdorfDeutschland, aus Sentimentalität. – Das Verhältniß der Badebevölkerung in HeringsdHeringsdorfDeutschland. war etwa folgendes: 90 Frauen, 100 Kinder, und 3 Männer, worunter wenigstens 4 fürstliche Bediente. Daß es in dieser ganzen weibernen Kolonie, von denen ein guter Theil täglich mehrere Male zusammenkam, keine kleinste Klatscherei gegeben hat, gereicht doch dem schönen Geschlecht zu hoher Ehre. Wir hatten vorher die Reise auf gemeinschaftliche Kosten gesehen, um etwas zu lernen (nebenbei auch, um die Bayadere<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name><name key="CRT0107672" style="hidden" type="music">Le Dieu et la Bayadère ou La Courtisane amoureuse AWV 19</name> zu sehn) haben aber nichts perfilirt,perfilirt – perfiliren oder ausfasern, indem man bei einem golddurchwirkten Stoff das Gold von der Seide trennt. denn Jede von uns war H. Liberius, und keine die Commerzienräthin.

Adieu, lieben Kinder, lebt wohl, kommt glücklich nach Leipzig, zurück, ich hoffe, auf baldiges Wiedersehen. Eure Fanny
            Berlin den 10ten August. Da wären wir wieder, lieber Felix, alle gesund braun und was mich betrifft, dick und fett, eine Seebadkurirte, wie sie seyn muß. Am Dienstag Mittag sind wir hier angekommen, zu meiner großen Freude fanden wir Pauls noch in unsrer Wohnung etablirt, sie währte aber nicht lange, denn schon heut ziehen sie wieder in die Stadt, der weite Weg und das aufgewärmte Essen behagen Paul auf die Länge nicht. Ich bin ganz zu Mutter gezogen, spiele Mädchen und schlafe mit Walter bei ihr in der Stube, meine Wohnung wird in der nächsten Woche, statt von den liebenswürdigen Geschwistern, von Maurer, Töpfer Tapezirer etc. eingenommen, ich benutze die Entfernung der Meinigen, etwas Ordnung machen zu lassen. Ich bin herzlich froh, Fanny und Sebastian wieder Henseln richtig abgeliefert zu haben, eigentlich ist es gegen mein Prinzip, seinen Mann zu verlassen und seiner Schwester nachzulaufen, aber es war für mich doch gar zu angenehm, mit Fanny vor der großen Trennung eine Zeitlang noch enger als gewöhnlich zusammengelebt, und innigen Ersatz für ihren Entschluß muß sie auch darin finden, daß dem Sebastian das Bad so sehr gut bekommen ist. Nun macht ihr aber auch, daß ihr nach Haus kommt, ich fürchte sonst, Cecile bringt einen Hünefelder oder Facher zur Welt. Der Junge wird auch zu erzählen haben, wo er alles vor seiner Geburt schon gewesen ist. Von Carlchen sind alle entzückt, wann werde ich das liebe Kind erst sehen, das möchte ich gern von Euch erfahren.
 Gewissermaßen bin ich jetzt ein freier Mann, nach Leipzig zu reisen, gewissermaßen aber nicht, da Mutter von Hensels Abreise an, bis zu Woringens Ankunft auf meine lumpige Person im Hause beschränkt ist, könnte sie sich doch entschließen, mit mir ein Paar Wochen Euch zu besuchen, aber dazu scheint sie sich nicht zu bewegen, ich habe übrigens nicht den geringsten Einfluß auf sie. Vom Senator Souchay, der den ersten Abend unserer Ankunft hier war, habe ich erfahren, Mad Jeanrenaud werde Cecile selbst in Wochen pflegen, zu der Zeit käme ich also nicht gelegen, zu der Zeit käme ich also nicht gelegen, und kommen möchte ich doch gar zu gern, mich als gesunden Menschen zu präsentiren und mit Euch froh seyn, wie wird das nur zu machen seyn. Du bis ja immer so klug, lieber Felix, gieb mir Deinen Rath.
Von Dirichlet habe ich ziemlich oft und, für ihn, ausführliche Nachrichten, der läuft sich seine langen Beine ab, und sieht und spricht Millionen Menschen. Von seiner zarten Neigung zu Schlemmer hat er auch schon erzählt; nun hat er noch mich zu erobern, dann liegen alle Mendelssohns ihm zu Füßen. Ich bin aber fest überzeugt, den Mann bekomme ich nie zu sehen, finde dies auch sehr pikant.
Paul ist, sehr ergötzlich über „den Fürst der seine Glut umsonst verfehlt, er behauptet nämlich, zwischen Herrn Fürst und Mutter bestehe ein gutes Verhältniß und ist unerschöpflich, Mutter damit zu necken, die dann so roth wird, wie Mama Dirichlet, wenn Herr Meierchen hereintrat. Diese Liebenden sind jetzt vereint in Aachen, und ich muß ihr noch schreiben, und habe zwar kein Musikfest, aber ein Fest der Handwerker im Kopfe, auch will Fanny die letzte Seite verschönen adieu also, lieber Felix. Viele zärtliche Grüße an die liebe Cile und einen Kuß dem Kinde, wie es seyn soll. Giebt er schon einen Kneifkuß?
Rebecka Lejeune Dirichlet
Ich will wiederholen, lieber Felix, daß wir alle gesund und wohl wieder hier sind. Rebecka ganz besonders, die ist aufgegangen, wie ein Kuchen, und hat sich alle Kleider in Heringsdorf ändern müssen. Sonst aber bin ich eigentlich verdrießlich, und zwar, weil Du uns nur sechs Tage giebst, um Dich zwischen einer Reise, und der andern in Leipzig zu treffen, und weil es doch, bei einer Wanderung, wie die Unsrige, ein bischen schwer ist, das grade abzupassen. Ich dachte, noch vor dem ganz musiklosen Winter, der mir bevorsteht, mich etwas mit Musik zu stopfen bei Dir, Vorrath zu mir zu nehmen wie die Kamele Wasser, daran ist nun aber wieder einmal nicht zu denken, denn wenn wir Dich auch allenfalls treffen, so ist es in Hetze, und ich muß mich durch Carlchens Musik entschädigen lassen, den Du doch wol nicht mit aufs Fest nimmst, und mit dem ich mich zu unterhalten denke, während mein Mann seine neuen Kunststudien beim Zipfel Dresden anfängt. Sein Bild für Sutherlands ist fertig, und es hängt nur noch an dieser und jener Vorbereitung so machen wir uns auf den Weg. Sollte es mir nicht so gut werden, Euch zu treffen, so werde ich meinen Namen auf Eure Wände in Leipzig schreiben, (Cecile würde mir sehr dankbar dafür seyn) wie Mama den ihrigen auf die Buchen in Heringsdorf, aus Sentimentalität. – Das Verhältniß der Badebevölkerung in Heringsd. war etwa folgendes: 90 Frauen, 100 Kinder, und 3 Männer, worunter wenigstens 4 fürstliche Bediente. Daß es in dieser ganzen weibernen Kolonie, von denen ein guter Theil täglich mehrere Male zusammenkam, keine kleinste Klatscherei gegeben hat, gereicht doch dem schönen Geschlecht zu hoher Ehre. Wir hatten vorher die Reise auf gemeinschaftliche Kosten gesehen, um etwas zu lernen (nebenbei auch, um die Bayadere zu sehn) haben aber nichts perfilirt, denn Jede von uns war H. Liberius, und keine die Commerzienräthin.
Adieu, lieben Kinder, lebt wohl, kommt glücklich nach Leipzig, zurück, ich hoffe, auf baldiges Wiedersehen. Eure Fanny          
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Am <date cert="high" when="1839-08-06" xml:id="date_ec14badd-663b-4123-bb6f-c981358d7d15">Dienstag</date> Mittag sind wir hier angekommen, zu meiner großen Freude fanden wir <persName xml:id="persName_1c5b4353-1be9-448f-a507-6fd219d9addc">Pauls<name key="PSN0113243" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy</name></persName> noch in unsrer Wohnung etablirt, sie währte aber nicht lange, denn schon heut ziehen sie wieder in die <placeName xml:id="placeName_7052bcff-e9c0-4747-83d1-67d61223ac3f">Stadt<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, der weite Weg und das aufgewärmte Essen behagen <persName xml:id="persName_c750b537-7f68-4b47-adec-586523f0df68">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> auf die Länge nicht. Ich bin ganz zu <persName xml:id="persName_4c93010b-7f2c-4b92-bbdf-b12ab95c03ed">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> gezogen, spiele Mädchen und schlafe mit <persName xml:id="persName_4c9cd508-aab5-4202-9b43-c782366941c1">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> bei ihr in der Stube, meine Wohnung wird in der nächsten Woche, statt von den liebenswürdigen Geschwistern, von Maurer, Töpfer Tapezirer <hi rend="latintype">etc</hi>. eingenommen, ich benutze die Entfernung der Meinigen, etwas Ordnung machen zu lassen. Ich bin herzlich froh, <persName xml:id="persName_ae65c0b0-9b7e-4bbc-86cc-2a4525e1d62c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e37201ca-72fa-44a7-9448-3b8e2bb018c6">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> wieder <persName xml:id="persName_b50ed1df-03c3-410a-9364-22aaf835a4f8">Henseln<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> richtig abgeliefert zu haben, eigentlich ist es gegen mein Prinzip, seinen Mann zu verlassen und seiner Schwester nachzulaufen, aber es war für mich doch gar zu angenehm, mit Fanny vor der großen Trennung eine Zeitlang noch enger als gewöhnlich zusammengelebt, und innigen Ersatz für ihren Entschluß muß sie auch darin finden, daß dem Sebastian das Bad so sehr gut bekommen ist. Nun macht ihr aber auch, daß ihr nach <placeName xml:id="placeName_bbc27b2c-001c-4b6b-a06d-7c2a7b71eb95">Haus<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kommt, ich fürchte sonst, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e6e65c78-60a3-492a-aadf-0287845eb86b">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> bringt einen <placeName xml:id="placeName_9f1cf102-38e6-484f-84c6-681776d9e5c3">Hünefelder<settlement key="STM0105008" style="hidden" type="locality">Hünfeld</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> oder <placeName xml:id="placeName_f71f6c36-4a94-4ba0-b5eb-2d513c45ef37">Facher<settlement key="STM0105009" style="hidden" type="locality">Vach</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6e42cbac-1133-4f15-b262-ffaf9a4644d9" xml:lang="de ">Facher – abgeleitet von Vach (auch: Fach), einem Ort bei Fürth.</note> zur Welt. Der Junge wird auch zu erzählen haben, wo er alles vor seiner Geburt schon gewesen ist. Von <persName xml:id="persName_3668a8d5-5448-4dc4-86f5-6c53c3f869ed">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> sind alle entzückt, wann werde ich das liebe Kind erst sehen, das möchte ich gern von Euch erfahren.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Gewissermaßen bin ich jetzt ein freier Mann, nach <placeName xml:id="placeName_38a9bd67-078c-4152-9a21-01783ac08eff">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu reisen, gewissermaßen aber nicht, da Mutter von <persName xml:id="persName_bd7fda44-062e-451b-8e1b-92cc003d67a4">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> Abreise an, bis zu <persName xml:id="persName_cd8b70c4-57ed-4068-9f90-278e0b420b85">Woringens<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> Ankunft auf meine lumpige Person im Hause beschränkt ist, könnte sie sich doch entschließen, mit mir ein Paar Wochen Euch zu besuchen, aber dazu scheint sie sich nicht zu bewegen, ich habe übrigens nicht den geringsten Einfluß auf sie. Vom Senator <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a24e0a02-30d7-48be-9c29-b00723dafeaa">Souchay<name key="PSN0114995" style="hidden" type="person">Souchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872)</name></persName></hi>, der den ersten Abend unserer Ankunft hier war, habe ich erfahren, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1608e4b3-7edd-4d07-bd21-d0dd9a188413">Mad Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> werde <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d22f6b45-5677-4f45-9667-bf86910d413e">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> selbst in Wochen pflegen, zu der Zeit käme ich also nicht gelegen, zu der Zeit käme ich also nicht gelegen, und kommen möchte ich doch gar zu gern, mich als gesunden Menschen zu präsentiren und mit Euch froh seyn, wie wird das nur zu machen seyn. Du bis ja immer so klug, lieber Felix, gieb mir Deinen Rath.</p> <p>Von <persName xml:id="persName_76f5457b-de11-438d-b13f-be20a9b791ef">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> habe ich ziemlich oft und, für ihn, ausführliche Nachrichten, der läuft sich seine langen Beine ab, und sieht und spricht Millionen Menschen. Von seiner zarten Neigung zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_21aad062-ecd1-413b-a7d0-37e405a84f49">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden" type="person">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName></hi> hat er auch schon erzählt; nun hat er noch mich zu erobern, dann liegen alle Mendelssohns ihm zu Füßen. Ich bin aber fest überzeugt, den Mann bekomme ich nie zu sehen, finde dies auch sehr pikant.</p> <p><persName xml:id="persName_97541528-d570-4fea-a6ff-3bf915b3bccf">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ist, sehr ergötzlich über „den Fürst der seine Glut umsonst verfehlt, er behauptet nämlich, zwischen Herrn <persName xml:id="persName_c4de6a44-fec3-416e-a4b2-3e818bbd863f">Fürst<name key="PSN0111259" style="hidden" type="person">Fürst, Joseph (1794-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_33bda1dd-f048-4323-81d6-24886ed76a06">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> bestehe ein gutes Verhältniß und ist unerschöpflich, Mutter damit zu necken, die dann so roth wird, wie Mama <persName xml:id="persName_9cc1e4ae-5073-4c88-952d-07a1b2b713fe">Dirichlet<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName>, wenn <persName xml:id="persName_8efe7e2b-5222-40cd-9220-1186289cb47f">Herr Meierchen<name key="PSN0119952" style="hidden" type="person">Meierchen, Herr</name></persName> hereintrat. Diese Liebenden sind jetzt vereint in <placeName xml:id="placeName_d003776b-81a9-4c0e-8882-2533859cde3c">Aachen<settlement key="STM0100106" style="hidden" type="locality">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und ich muß ihr noch schreiben, und habe zwar kein Musikfest, aber ein Fest der Handwerker im Kopfe, auch will <persName xml:id="persName_794232e3-cacc-4f68-8be1-e257196f5dd5">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> die letzte Seite verschönen <seg type="closer"><hi rend="latintype">adieu</hi> also, lieber Felix. Viele zärtliche Grüße an die<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> liebe <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ce036820-eba7-4ed8-bbce-23386fbd0c1e">Cile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> und einen Kuß dem <persName xml:id="persName_9d28eab5-b30f-45b7-b2ad-e1de09114f62">Kinde<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName>, wie es seyn soll. Giebt er schon einen Kneifkuß?</seg></p> <signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_3d0cc73e-bad1-471c-8ba2-8490a3303f8c"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_1f23c3cf-8350-4810-aaf7-8fd293ea6430">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6f3dd090-5888-47be-b668-ee3c89e279bb">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich will wiederholen, <seg type="salute">lieber Felix</seg>, daß wir alle gesund und wohl wieder hier sind. <persName xml:id="persName_b01bbca0-b8ba-48f3-975e-7480ad10bfa4">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ganz besonders, die ist aufgegangen, wie ein Kuchen, und hat sich alle Kleider in <placeName xml:id="placeName_b821646c-a089-4abb-9630-c6376c953b6a">Heringsdorf<settlement key="STM0104559" style="hidden" type="locality">Heringsdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ändern müssen. Sonst aber bin ich eigentlich verdrießlich, und zwar, weil Du uns nur sechs Tage giebst, um Dich zwischen einer Reise, und der andern in <placeName xml:id="placeName_ae5ec758-7800-4728-96ee-92f00cdd11dd">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu treffen, und weil es doch, bei einer Wanderung, wie die Unsrige, ein bischen schwer ist, das grade abzupassen. Ich dachte, noch vor dem ganz musiklosen Winter, der mir bevorsteht, mich etwas mit Musik zu stopfen bei Dir, Vorrath zu mir zu nehmen wie die Kamele Wasser, daran ist nun aber wieder einmal nicht zu denken, denn wenn wir Dich auch allenfalls treffen, so ist es in Hetze, und ich muß mich durch <persName xml:id="persName_d5ff9dda-8915-4556-94b6-3145dc9fac95">Carlchens<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> Musik entschädigen lassen, den Du doch wol nicht mit aufs <placeName xml:id="placeName_c6ac10f4-9cbf-44dd-8243-e1738d933c9a">Fest<name key="NST0100564" style="hidden" subtype="" type="institution">Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nimmst, und mit dem ich mich zu unterhalten denke, während mein <persName xml:id="persName_e66c9bb7-203c-4e22-9def-79906cacbf91">Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> seine neuen Kunststudien beim Zipfel <placeName xml:id="placeName_d3be8322-b2e7-417b-b57a-d52fddeb5c80">Dresden<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="area">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> anfängt. Sein <title xml:id="title_3adbac6b-1855-413d-859b-da4c78700eb4">Bild für Sutherlands<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0112628" style="hidden" type="art">Hirtin im Lande Gosen</name></title> ist fertig, und es hängt nur noch an dieser und jener Vorbereitung so machen wir uns auf den Weg. Sollte es mir<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> nicht so gut werden, Euch zu treffen, so werde ich meinen Namen auf Eure Wände in <placeName xml:id="placeName_da4f221e-8729-433f-b78d-51bc028ac434">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> schreiben, (<persName xml:id="persName_ebddcf4c-2213-4bb1-94e1-2d7ba61b2219">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> würde mir sehr dankbar dafür seyn) wie <persName xml:id="persName_596fdbd3-0696-4556-b8fc-18e268393740">Mama<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> den ihrigen auf die Buchen in <placeName xml:id="placeName_d2f4c49c-823a-4325-8931-f55103a97c19">Heringsdorf<settlement key="STM0104559" style="hidden" type="locality">Heringsdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, aus Sentimentalität. – Das Verhältniß der Badebevölkerung in <placeName xml:id="placeName_871d7a03-6e93-4fff-a15c-8d1047bdc169">Heringsd<settlement key="STM0104559" style="hidden" type="locality">Heringsdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. war etwa folgendes: 90 Frauen, 100 Kinder, und 3 Männer, worunter wenigstens 4 fürstliche Bediente. Daß es in dieser ganzen weibernen Kolonie, von denen ein guter Theil täglich mehrere Male zusammenkam, keine kleinste Klatscherei gegeben hat, gereicht doch dem schönen Geschlecht zu hoher Ehre. Wir hatten vorher die Reise auf gemeinschaftliche Kosten gesehen, um etwas zu lernen (nebenbei auch, um die <title xml:id="title_0e2c1713-b78c-43d3-8fb2-f06e2083d7b9">Bayadere<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name><name key="CRT0107672" style="hidden" type="music">Le Dieu et la Bayadère ou La Courtisane amoureuse AWV 19</name></title> zu sehn) haben aber nichts perfilirt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2e94e2f4-3a09-404d-8b4a-c65391dd02bc" xml:lang="de">perfilirt – perfiliren oder ausfasern, indem man bei einem golddurchwirkten Stoff das Gold von der Seide trennt.</note> denn Jede von uns war H. Liberius, und keine die Commerzienräthin.</p> <closer rend="left">Adieu, lieben Kinder, lebt wohl, kommt glücklich nach Leipzig, zurück, ich hoffe, auf baldiges Wiedersehen. </closer> <signed rend="right">Eure Fanny</signed> </div> </body> </text></TEI>