gb-1839-07-17-01
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Kreuznach , 17. Juli 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [CREUZNACH / 17/7 / 16 Jul.39], [D. I / 18 7], Siegel.
Franz Bernus du Fay.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Gestern kam ein Brief an meine Merck zu sein scheint, so öffnete ich denselben, und siehe da es waren einige Zeilen von Ihrer lieben
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von Ihnen und der Hoffnung einige Tage zusammen inMarie
Bingenzu verleben! Wir hatten sie schon ganz aufgegeben, und da ich wie bisher mein gehabtes
Logisverlassen mußte, ich auch wegen meiner sehr strengen Bade und EntziehungsKur mich demnach von zu Hause entfernen konnte, wodurch meine arme Frau recht langweilige Tage hatte, um so mehr da ich kein schönes Talent besitze die eigne üble Laune bei derartigen Zuständen zu vertreiben, und Andere zu erheitern, so rieth ich ihr auf das Stift
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zu sehn, und mit Ihrer lieben Frau einige Tage inHamburg
zuzubringen. Denn ich bin nicht eitel und unbescheiden genug zu wünschen daß IhreBingen
Bingenaufhalte um mir die Freude zu machen Sie, lieber Freund, dort zu sehn. Ich habe Sie so lieb gewonnen, daß, ich läugne es nicht, es mich ganz verstimmt daß
Marieweg ist, und ich daher auf meine Pläne verzichten muß, im Augenblick wo sie sich
realisirensollten! Überdies fürchte ich wäre doch nichts daraus geworden, da der Brief Ihrer Frau unbegreiflicher Weise 2
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Ebbene, ci vuol pazienza, dice il napoletano! Und doch will es mir nicht aus dem Sinn, – es ist so schön, so poetisch in
Bingen, man fühlt sich wieder jugendlich heiter, ja selbstvoll! Erinnern Sie sich unsrer Regenparthie, und unsrer poetischen Spiele! – Es mögen Philister und Pedanten sagen was sie wollen, es ist ein gar beglückendes Gefühl sich plagen zu können: du kannst dich doch noch manchmal so recht jugendlich des Lebens freuen! – Das erhält die Kraft, lieber Freund bei uns trocknen Geschäftsleuten, so rosten wir bald wie Eisen das immer im Regen liegt und die liebe Sonne gar nicht kennt! Dies wissen Sie gar nicht Sie Glücklicher, wie uns armen practischen Schluckern zuweilen zu Muthe ist. Ist es bei Ihnen Nebel und
Bernusist übergeschnappt, was hat das Alles mit unserem verfehlten Plan zu thun? Ei, gewaltig viel! so ein paar Tage wie damals in
Bingen, die gleichen die verschlammten Mienen aus, und wenn nocht etwas Gescheites in den armseeligen Adern steckt, da kömmt es dann zu Tage! Und ich soll mich nicht ärgern sie zu verfehlen! Ich will mich aber ärgern, und Sie sollen es büßen indem Sie diesen Wisch lesen müssen! Warum haben Sie auch nicht eher was von sich hören lassen
Mariehier behalten! Ich hätte Ihnen freilich auch schreiben können, aber was? Daß ich hungere, bade, kein Wasser trinken darf, unausstehlich bin? Das wäre
amusantgewesen, sei einer mal liebenswürdig mit leerem Magen, besonders wenn er in den
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unterwegs. Treffen wir uns da noch? Viel Schönes anItalien
Bernus du Fay.
Theodorshalle den 17 July 1839. Lieber Freund, Gestern kam ein Brief an meine Frau, und da sie vorigen Sonntag bereits abgereist ist, und mir die Hand die der Frau Merck zu sein scheint, so öffnete ich denselben, und siehe da es waren einige Zeilen von Ihrer lieben Frau, durch die sie uns ein Rendez vous in Bingen geben wollte! Wie oft sprach ich mit Marie von Ihnen und der Hoffnung einige Tage zusammen in Bingen zu verleben! Wir hatten sie schon ganz aufgegeben, und da ich wie bisher mein gehabtes Logis verlassen mußte, ich auch wegen meiner sehr strengen Bade und EntziehungsKur mich demnach von zu Hause entfernen konnte, wodurch meine arme Frau recht langweilige Tage hatte, um so mehr da ich kein schönes Talent besitze die eigne üble Laune bei derartigen Zuständen zu vertreiben, und Andere zu erheitern, so rieth ich ihr auf das Stift Neuburg zu Schleißheim zu gehen, wo sie sehr gerne ist, – und nun verfehlt sie dadurch zwei große Freuden, – die Frau Merck vor ihrer Abreise nach Hamburg zu sehn, und mit Ihrer lieben Frau einige Tage in Bingen zuzubringen. Denn ich bin nicht eitel und unbescheiden genug zu wünschen daß Ihre Frau sich in Bingen aufhalte um mir die Freude zu machen Sie, lieber Freund, dort zu sehn. Ich habe Sie so lieb gewonnen, daß, ich läugne es nicht, es mich ganz verstimmt daß Marie weg ist, und ich daher auf meine Pläne verzichten muß, im Augenblick wo sie sich realisiren sollten! Überdies fürchte ich wäre doch nichts daraus geworden, da der Brief Ihrer Frau unbegreiflicher Weise 21/2 Tage unter Wegs blieb! – Ebbene, ci vuol pazienza, dice il napoletano! Und doch will es mir nicht aus dem Sinn, – es ist so schön, so poetisch in Bingen, man fühlt sich wieder jugendlich heiter, ja selbstvoll! Erinnern Sie sich unsrer Regenparthie, und unsrer poetischen Spiele! – Es mögen Philister und Pedanten sagen was sie wollen, es ist ein gar beglückendes Gefühl sich plagen zu können: du kannst dich doch noch manchmal so recht jugendlich des Lebens freuen! – Das erhält die Kraft, lieber Freund bei uns trocknen Geschäftsleuten, so rosten wir bald wie Eisen das immer im Regen liegt und die liebe Sonne gar nicht kennt! Dies wissen Sie gar nicht Sie Glücklicher, wie uns armen practischen Schluckern zuweilen zu Muthe ist. Ist es bei Ihnen Nebel und -Wetter, da setzen Sie Sich ans Klavier und an Ihren Pult, es entströmen Ihrer Seele reiche Harmonien, und da haben Sie gleichfach Mittag, – warm, sonnig, wohlthuend! Hat unser eines vielleicht auch ein armes Gottesäderchen gehabt, das ihm drum auch kein lauter Gold, doch vielleicht mit viel Schlacke dann und wann ein Gold oder Silberkörnchen zu Tage gefördert hätte, so geht es ihm wie der Mexican mining Company, es mangelt das Holz zum Bau, und paff steht die Miene voll Wasser! Da kann keines sich nachher die Seele auspumpen und bekömmt doch nichts als Zahlen, Webstühle, und sonstige derartige Schlacken heraus! Sie werden sagen: ich glaube der Bernus ist übergeschnappt, was hat das Alles mit unserem verfehlten Plan zu thun? Ei, gewaltig viel! so ein paar Tage wie damals in Bingen, die gleichen die verschlammten Mienen aus, und wenn nocht etwas Gescheites in den armseeligen Adern steckt, da kömmt es dann zu Tage! Und ich soll mich nicht ärgern sie zu verfehlen! Ich will mich aber ärgern, und Sie sollen es büßen indem Sie diesen Wisch lesen müssen! Warum haben Sie auch nicht eher was von sich hören lassen? Wir hätten Marie hier behalten! Ich hätte Ihnen freilich auch schreiben können, aber was? Daß ich hungere, bade, kein Wasser trinken darf, unausstehlich bin? Das wäre amusant gewesen, sei einer mal liebenswürdig mit leerem Magen, besonders wenn er in den ein erhebliches geleistet hat. – Doch bei Gott ich muß abbrechen. Denn durch diesen Brief durchzuarbeiten wäre Strafe genug für eine Todsünde! Also zum Schluß wie gewöhnlich: ich bin wohl, meine Frau ist wohl, mein Kind ist wohl, Ihr seid doch auch Alle wohl? – Doch ich hätte noch viel zu fragen, das aber mündlich. Denn ich muß Sie noch sehen vor Ihrer Abreise und den Brief an meine Mutter bekommen Sie nur aus meiner Hand. Heut in 8 Tage, also den 21. ds gehe ich nach Heidelberg, den 29 bin ich in Ffurt, den 1 Sept nach Italien unterwegs. Treffen wir uns da noch? Viel Schönes an Frau und Kind. Von Herzen Ihr aufrichtig ergebener Bernus du Fay.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-07-17" xml:id="date_540073e5-b2b5-4fce-ba2f-aa7e72b194c3">17. 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Erinnern Sie sich unsrer Regenparthie, und unsrer poetischen Spiele!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9fd2fcc3-059a-4cbf-af19-9a20777b8042" xml:lang="de">Erinnern Sie sich unsrer Regenparthie, und unsrer poetischen Spiele! – Die Mendelssohn Bartholdys weilten vom 4. Juli bis zum 2. August 1837 in Bingen am Rhein. Am 11. Juli 1837 unternahmen sie gemeinsam mit dem jungen Ehepaar Franz und Marie Bernus du Fay von dort aus eine »Wasserfahrt bis zu der Insel vor Rüdesheim« (Ward Jones, Tagebuch der Hochzeitsreise, S. 90). Das Ehepaar Bernus besuchte die Mendelssohn Bartholdys noch einmal vom 14. bis zum 17. Juli in Bingen. </note> – Es mögen Philister und Pedanten sagen was sie wollen, es ist ein gar beglückendes Gefühl sich plagen zu können: du kannst dich doch noch manchmal so recht jugendlich des Lebens freuen! – Das erhält die Kraft, lieber Freund bei uns trocknen Geschäftsleuten, so rosten wir bald wie Eisen das immer im Regen liegt und die liebe Sonne gar nicht kennt! Dies wissen Sie gar nicht Sie Glücklicher, wie uns armen practischen Schluckern zuweilen zu Muthe ist. Ist es bei Ihnen Nebel und <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap>-Wetter, da setzen Sie Sich ans Klavier und an Ihren Pult,<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> es entströmen Ihrer Seele reiche Harmonien, und da haben Sie gleichfach Mittag, – warm, sonnig, wohlthuend! Hat unser eines vielleicht auch ein armes Gottesäderchen gehabt, das ihm drum auch kein lauter Gold, doch vielleicht mit viel Schlacke dann und wann ein Gold oder Silberkörnchen zu Tage gefördert hätte, so geht es ihm wie der Mexican mining Company, es mangelt das Holz zum Bau, und paff steht die Miene voll Wasser! Da kann keines sich nachher die Seele auspumpen und bekömmt doch nichts als Zahlen, Webstühle, <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> und sonstige derartige Schlacken heraus! Sie werden sagen: ich glaube der <hi rend="latintype">Bernus</hi> ist übergeschnappt, was hat das Alles mit unserem verfehlten Plan zu thun? Ei, gewaltig viel! so ein paar Tage wie damals in <hi rend="latintype">Bingen</hi>, die gleichen die verschlammten Mienen aus, und wenn nocht etwas Gescheites in den armseeligen Adern steckt, da kömmt es dann zu Tage! Und ich soll mich nicht ärgern sie zu verfehlen! Ich will mich aber ärgern, und Sie sollen es büßen indem Sie diesen Wisch lesen müssen! Warum haben Sie auch nicht eher was von sich hören lassen<unclear reason="paper_destruction" resp="FMBC">? Wir</unclear> hätten <hi rend="latintype">Marie</hi> hier behalten! Ich hätte Ihnen freilich auch schreiben können, aber was? Daß ich hungere, bade, kein Wasser trinken darf, unausstehlich bin? Das wäre <hi rend="latintype">amusant</hi> gewesen, sei einer mal liebenswürdig mit leerem Magen, besonders wenn er in den <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> ein erhebliches geleistet hat. – Doch bei Gott ich muß abbrechen. Denn<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> durch diesen Brief durchzuarbeiten wäre Strafe genug für eine Todsünde! Also zum Schluß wie gewöhnlich: ich bin wohl, meine <persName xml:id="persName_8455886e-8098-48cd-81a4-4c5382fcd41f">Frau<name key="PSN0109907" style="hidden" type="person">Bernus du Fay, Marie Cornelie Magdalena (seit 1863) Freifrau von (1819-1887)</name></persName> ist wohl, mein <persName xml:id="persName_b6d4d029-1fb4-472f-9352-e79f442c1711">Kind<name key="PSN0109905" style="hidden" type="person">Bernus du Fay, Friedrich Alexander (seit 1863) Freiherr von (1838-1908)</name></persName> ist wohl, Ihr seid doch auch Alle wohl? – Doch ich hätte noch viel zu fragen, das aber mündlich. Denn ich muß Sie noch sehen vor Ihrer Abreise und den Brief an meine <persName xml:id="persName_d11e5a52-d8c2-41b2-8236-cc9226ddea1c">Mutter<name key="PSN0109901" style="hidden" type="person">Bernus, Jeanne Sara Marie (1784-1843)</name></persName> bekommen Sie nur aus meiner Hand. Heut in 8 Tage, also den <date cert="high" when="1839-07-21" xml:id="date_98d43190-324c-4028-9e6a-e35b6995ea56">21.</date> ds<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_eed3069a-0bb9-458c-9a72-2983d7ed4405" xml:lang="de">ds – dieses.</note> gehe ich nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_d15cfed0-ff62-4fd8-906e-9a2c4fbc106a">Heidelberg<settlement key="STM0100150" style="hidden" type="locality">Heidelberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, den <date cert="high" when="1839-07-29" xml:id="date_1811c276-5257-44a2-a0f7-ba0ff6579f93">29</date> bin ich in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_91c09ee1-ece4-42a9-90a4-71c89d5492ee">Ffurt<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, den <date cert="high" when="1839-09-01" xml:id="date_b73256cb-02ff-40e5-bdb8-81dd1e87f020">1 <hi rend="latintype">Sept</hi></date> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_6f98b1a1-7bef-4e4f-bf9e-709565b0957e">Italien<settlement key="STM0104792" style="hidden" type="area">Italien</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> unterwegs. Treffen wir uns da noch? Viel Schönes an <persName xml:id="persName_bbc864c5-60a0-4026-aaea-fea020d495fa">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6c48a992-a930-4c6e-8dd9-fc619ecf4ada">Kind<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>. Von Herzen Ihr aufrichtig ergebener <hi rend="latintype">Bernus du Fay</hi>.</p> </div> </body> </text></TEI>