gb-1839-06-03-01
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London, 31. Mai und 3. Juni 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 5 Poststempel, [LONDON / 4 / JUN / 1839], [PAID / 4 JU 4 / 1839], [D.1 / ?/6], [Engeland / over Rotterdam], [F P / ?tey St], Siegel.
Ferdinand David.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn Bartholdy.
Frankfurth.
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.
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Schon längst hätte ich Dir für Deinen lieben freundlichen, nur etwas zu kurzen
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Saisonund weißt daß wenn man auch zum Briefschreiben immer noch Zeit finde man doch so zerarbeitet ist daß die Lust dazu nicht so leicht da ist. Zuvörderst wisse, was Du vielleicht schon weißt, daß ich einen
most happybin daß dieser gefährliche
actusglücklich überstanden ist. Wie sehr ich mich nun auf das Nachhausekommen freue und wie sehr ich, trotz alles andern Gelingens, das Strohwittwerthum zu allen 10000 Kukuken wünsche brauche ich
Diram wenigsten zu sagen. Da ich ein vortheilhaftes
Engagementzum Vorgeigen und Solospielen
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eintreffen. Seit ich Dir nicht geschrieben habe ist es mir hier immer besser und besser ergangen. Ich habe zum 2Leipzig
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gespielt und trotz aller Italiäner, wie die Leute behaupten, mit derMori’s Conzerte
à la mode. Das Conzert welches ich mit
zusammen gab ist sehr gut in jeder Hinsicht ausgefallen; unter anderm spielten wir die beiden letzten Sätze aus derMoscheles
mit grossem Beyfall! In der überkünftigen Woche gehe ich zura dur Son. v. Beeth:
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Symphoniencomponiren nicht ganz, die Leute sind hier doch schon so weit daß sie die
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Symphonien, die Opern, Quartetten,
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Herr Rosenhain, der jetzt hier ist trägt mir auf Dich und Deine
London den 31sten May 1839. Lieber Freund, Schon längst hätte ich Dir für Deinen lieben freundlichen, nur etwas zu kurzen Brief danken sollen, aber Du kennst ja London und die Saison und weißt daß wenn man auch zum Briefschreiben immer noch Zeit finde man doch so zerarbeitet ist daß die Lust dazu nicht so leicht da ist. Zuvörderst wisse, was Du vielleicht schon weißt, daß ich einen Jungen habe, daß meine Frau sich ganz wohl befindet, das Kleine auch und das ich most happy bin daß dieser gefährliche actus glücklich überstanden ist. Wie sehr ich mich nun auf das Nachhausekommen freue und wie sehr ich, trotz alles andern Gelingens, das Strohwittwerthum zu allen 10000 Kukuken wünsche brauche ich Dir am wenigsten zu sagen. Da ich ein vortheilhaftes Engagement zum Vorgeigen und Solospielen in beym Lübecker Musikfest am 26, 27 und 28 Juny angenommen habe so werde ich vor dem 1sten July nicht in Leipzig eintreffen. Seit ich Dir nicht geschrieben habe ist es mir hier immer besser und besser ergangen. Ich habe zum 2ten Male im Philharmonic mit vielem Glücke gespielt, bin in Birmingham und Manchester gewesen; habe in Mori’s Conzerte gespielt und trotz aller Italiäner, wie die Leute behaupten, mit der russ. Var. den Vogel abgeschossen; wöchentlich habe ich in 2-3 Conzerten gespielt, in der nächsten spiele ich in 6 (an einem Tage in zweyen) kurz bin à la mode. Das Conzert welches ich mit Moscheles zusammen gab ist sehr gut in jeder Hinsicht ausgefallen; unter anderm spielten wir die beiden letzten Sätze aus der a dur Son. v. Beeth: mit grossem Beyfall! In der überkünftigen Woche gehe ich zur commemoration nach Oxford woselbst ich an zwey Tagen Soli spiele und das ist dann für diesmal der Schluß denn 4 Tage nach meiner Zurückkunft, am 19ten Juny gehts per Dampf nach Hamburg. Ich bin mit meinem Aufenthalte hier über alle Maassen zufrieden, ausserdem daß ich viel Ehre und Ruhm geerndtet habe, muß ich mich als zweifacher Familienvater auch über die sehr bedeutende pecuniaire Erndte freuen die ich gemacht habe die mein Leipziger Gehalt um das 3fache übersteigt; freilich gehen Reise- und sonstige Kosten ab; aber es bleibt davon ein hübsches aufmunterndes Sümmchen zurück. Jedenfalls werde ich nun zur nächsten Saison wieder hieher kommen, wie schön wäre es wenn Du mitkämest, ich rechne so gewiß darauf daß ich hier allen Leuten mit ziemlicher Bestimmtheit erzähle daß Du mit einem ganzen Sack voll neuer Compositionen kommen würdest. Verlaß nur ums Himmels willen die armen Klavierspieler über dem vielen Symphonien componiren nicht ganz, die Leute sind hier doch schon so weit daß sie die Döhlerschen Fantasien nicht mehr goutiren wollen und die armen Pianisten werfen sehnsüchtige Blicke auf Dich ob Du Ihnen nicht bald wieder etwas zukommen lassen wirst. Dein 2tes Concert spielt Potter in seinem Conzerte; meine Schwester spielte Dein h moll capriccio ausgezeichnet gut in ihrem Conzerte; von Deinen Ouverturen habe ich noch keine hier gehört, zweifle auch sehr daß sie sie gut spielen. Ein brillantes Duett habe ich mit Benedikt über Themas aus Oberon gemacht, es ist nicht übel gerathen und wird sich vielleicht im nächsten Winter von uns in Leipzig spielen lassen; hier hat es fondraganten Effekt gemacht. A propos ein neues Grad von success in Paris ist: un sucès des plus pyramidaux! Den aber keiner von den dortigen Helden als Batta Haumann Artot Panofka u. a. hier in dieser Saison gut finden wollen; sie gehen spurlos vorüber und scheitern alle bey schöner Exekution (die man übrigens dem Letztern nicht nachsagen kann) an frivolen scheußlichen sogar langweiligen Compositionen. Zu meiner grossen Wonne kömmt das Flageolet und Pizzicato hier ganz aus der Mode, der Dümmste weiß jetzt endlich daß es Charlatanerie ist und freut sich daß ers merkt; da werden dann allerdings einige Leute ihre HauptEffekt einbüssen. Sonderbar daß sie in Deutschland immer zuletzt zu hinter so was kommen, während sie gute Compositionen zuerst goutiren, wie könnte sonst z. B. Ole Bull, der hier wie ich höre gar nichts gemacht hat dort so gefallen? Ich erlaube Dir nur diese Frage nicht zu beantworten. – (den 3ten Juny. ) Daß ich Dich nun wohl vor dem Herbst nicht wieder sehen werde ist mir sehr sehr leid, jedoch hoffe ich immer daß Du etwas früher als gewöhnlich in die Winterquartiere einreisest; es arbeitet sich dann doch zu Hause immer am besten, das merke ich jetzt, denn mit dem besten Willen und den schönsten Plänen komme ich nicht dazu etwas zu komponiren, und zum nächsten Winter muß vieles geschrieben werden. Meine russischen Variationen dresche ich hier auf eine unverantwortliche Weise in allen Gesellschaften und allen Conzerten, nur mitunter spiele ich die Mozartschen, und das Adagio und Rondo aus meinem e moll Conzerte. Ich habe die beyden letzten Stücke hier sehr vortheilhaft verkauft, auch die russischen sind nachgedrukt. Bey alle dem freue ich mich von ganzem Herzen auf unser Abonnement-Conzert, auf Dich, auf unsre Sonntag-Morgen Musiken sogar auf meine Quartette, denen ich aber im nächsten Winter durch Klavier und Gesang mehr Abwechslung und ein grösseres Publikum zu schaffen gedenke. Am hübschesten wäre es wenn wir beyde das zusammen unternähmen, Du sorgst übernähmest das Klavier und die Leitung des den Gesanges, und ich die Instrumental Partien, da könnten sehr interessante Abende heraus kommen; überlege Dir einmal ob das mit Deinen Grundsätzen vom Nicht-Conzert-geben sich vereinigen läßt. – Von Schleinitz habe ich einen Brief gehabt. – Die Garcia hat sehr hier gefallen aber kein allgemein will man sie nur als eine in der Entwickelung Begriffene betrachten. Die Dorus Gras gefällt ausserordentlich, auch ich habe nie eine grössere Vollendung in der Exekution der halsbrechendsten Cadenzen gehört; darin soll sie sehr in die Malibran erinnern. Liszt und Thalberg werden erwartet. Die Taglioni debutierte am S vorigen Sonnabend. Döhler hat in diesem Jahre keinen besondern Success. – Bei Moscheles bin ich sehr häufig und gern, Klingemann sehe ich auch oft; bey Horsley´s war ich zu verschiedenen Malen. – Bennett läßt Dir sagen daß er binnem Kurzen Dir ausführlichen Bericht in Betreff des Oratorii senden wird. Deine Zweifel sind alle gegründet und wir haben uns einmal wieder sehr über Dein Nagel-auf-den-Kopf-Treffen gefreut. Deiner lieben Frau mache meine allerschönste Empfehlung und erfreue mich wieder einmal durch einen Brief; am 19ten Juny reise ich von hier ab. Lebe wohl lieber Freund, vergiß nicht die Sonate mit Geige, die Symphonien, die Opern, Quartetten, Trios, Quintetten und vor allen Dingen nicht Deinen Ferdinand David. Herr Rosenhain, der jetzt hier ist trägt mir auf Dich und Deine Frau bestens zu grüssen.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-06-03" xml:id="date_ed82a083-2bb7-496c-938a-6924cc914990">31. Mai</date> und <date cert="high" when="1839-06-03" xml:id="date_ae7976a2-717e-45d9-9da5-23430bd45f5f">3. 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Seit ich Dir nicht geschrieben habe ist es mir hier immer besser und besser ergangen. Ich habe zum 2<hi rend="superscript">ten</hi> Male im <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3f02ca07-7637-4928-af00-1b69863daa07">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> mit vielem Glücke gespielt, bin in <placeName xml:id="placeName_f95dd0f6-21f3-4bdb-8570-1d2508055b36"><hi rend="latintype">Birmingham</hi><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="locality">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_7e466e4b-9add-4c2d-bd28-5f8a2cd7432c">Manchester<settlement key="STM0100186" style="hidden" type="locality">Manchester</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> gewesen; habe in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eecd55fb-427a-464b-b4e7-85f1649ae450">Mori’s<name key="PSN0113424" style="hidden" type="person">Mori, Nicolas (1796-1839)</name></persName> Conzerte</hi> gespielt und trotz aller Italiäner, wie die Leute behaupten, mit der <title xml:id="title_5292a082-312c-4ed7-8ed1-ab854b2f3ce5">russ. Var.<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</name><name key="CRT0108516" style="hidden" type="music">Introduction et variations sur un thème russe (Der rote Sarafan) E-Dur, op. 6</name></title> den Vogel abgeschossen; wöchentlich habe ich in 2-3 Conzerten gespielt, in der nächsten spiele ich in 6 (an einem Tage in zweyen) kurz bin <hi rend="latintype">à la mode</hi>. Das Conzert welches ich mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e5754f9a-7469-41d0-b73a-eb22dda02e1e">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> zusammen gab ist sehr gut in jeder Hinsicht ausgefallen; unter anderm spielten wir die beiden letzten Sätze aus der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_d063c884-7698-4410-8167-b18d9e7d1227">a dur Son. v. Beeth:<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108078" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 47 (»Kreutzer«)</name></title></hi> mit grossem Beyfall! In der überkünftigen Woche gehe ich zur <hi rend="latintype">commemoration</hi> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_a01daba2-a967-4190-b108-f5f2dd26b426">Oxford<settlement key="STM0104745" style="hidden" type="locality">Oxford</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> woselbst ich an zwey Tagen <hi rend="latintype">Soli</hi> spiele und das ist dann für diesmal der Schluß denn 4 Tage nach meiner Zurückkunft, am <date cert="high" when="1839-06-19" xml:id="date_5e1d2459-3f1c-4e3f-99fd-3a22bb2b5e66">19<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Juny</hi></date> gehts per Dampf nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_2df8e042-2b94-440f-a478-d8cd79f4deb3">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. Ich bin<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> mit meinem Aufenthalte hier über alle Maassen zufrieden, ausserdem daß ich viel Ehre und Ruhm geerndtet habe, muß ich mich als zweifacher Familienvater auch über die sehr bedeutende <hi rend="latintype">pecuniaire</hi> Erndte freuen die ich gemacht habe die mein <placeName xml:id="placeName_e834f6b2-4641-4b15-9ceb-cdc1d1f00f4f">Leipziger<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Gehalt um das 3fache übersteigt; freilich gehen Reise- und sonstige Kosten ab; aber es bleibt davon ein hübsches aufmunterndes Sümmchen zurück. Jedenfalls werde ich nun zur nächsten <hi rend="latintype">Saison</hi> wieder hieher kommen, wie schön wäre es wenn Du mitkämest, ich rechne so gewiß darauf daß ich hier allen Leuten mit ziemlicher Bestimmtheit erzähle daß Du mit einem ganzen Sack voll neuer Compositionen kommen würdest. Verlaß nur ums Himmels willen die armen Klavierspieler über dem vielen <hi rend="latintype">Symphonien</hi> componiren nicht ganz, die Leute sind hier doch schon so weit daß sie die <title xml:id="title_caabe016-8f23-4c42-bc2d-55d4e13eaa4b"><hi rend="latintype">Döhler</hi>schen <hi rend="latintype">Fantasien</hi><name key="PSN0110686" style="hidden" type="author">Döhler, Theodor (seit 1846) von (1814–1856)</name><name key="CRT0112608" style="hidden" type="music">Fantasien</name></title> nicht mehr <hi rend="latintype">goutiren</hi> wollen und die armen Pianisten werfen sehnsüchtige Blicke auf Dich ob Du Ihnen nicht bald wieder etwas zukommen lassen wirst. Dein <title xml:id="title_708a239c-2acc-4b88-b13f-c7f5e272ffe3">2<hi rend="superscript">tes</hi> <hi rend="latintype">Concert</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_defu8erk-jy07-qpl0-snlz-lr0wrymqfgdm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100353" style="hidden">Konzert Nr. 2 d-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Mai 1837] bis 5. August 1837<idno type="MWV">O 11</idno><idno type="op">40</idno></name></title> spielt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6d7c5ebe-0e24-49a9-a528-b8f101cbbbd2">Potter<name key="PSN0113968" style="hidden" type="person">Potter, Philip Cipriani Hambly (1792-1871)</name></persName></hi> in seinem <hi rend="latintype">Conzerte</hi>; meine <persName xml:id="persName_793d797f-b046-4f05-9348-559f09db88a2">Schwester<name key="PSN0110768" style="hidden" type="person">Dulcken, Marie Louise (1811-1850)</name></persName> spielte Dein <title xml:id="title_2b7a8c17-45dd-4b98-a6b4-e1c0e7d55066"><hi rend="latintype">h moll capriccio</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bb4rv43t-r4sd-pj8g-cqoj-wxilxplum9pc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100350" style="hidden">Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, [Anfang Mai 1832] bis 18. Mai 1832<idno type="MWV">O 8</idno><idno type="op">22</idno></name></title> ausgezeichnet gut in ihrem <hi rend="latintype">Conzerte</hi>; von Deinen <hi rend="latintype"><title xml:id="title_e9bdcf08-5fc1-4319-b2fd-456beb52dfbe">Ouverturen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_irpcyyao-u6iy-xbqg-j0pa-yb4pbb78w3zy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100969" style="hidden">Ouvertüren<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title></hi> habe ich noch keine hier gehört, zweifle auch sehr daß sie sie gut spielen. Ein brillantes <hi rend="latintype"><title xml:id="title_2de4c661-c831-4261-b010-bb292500b836">Duett<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</name><name key="CRT0112609" style="hidden" type="music">Grand Duo concertant pour Piano et Violon sur des Motif d’Oberon (Gemeinschaftskomposition mit → Julius Benedict)</name></title></hi> habe ich mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_977cd20d-80d7-43ed-b04e-6a8d03eb7de6">Benedikt<name key="PSN0109852" style="hidden" type="person">Benedict, Julius (1839-1851)</name></persName></hi> über <hi rend="latintype">Themas</hi> aus <hi rend="latintype"><title xml:id="title_9125f63b-1d6c-48b4-926e-3635275a0a9b">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title></hi> gemacht, es ist nicht übel gerathen und wird sich vielleicht im nächsten Winter von uns <placeName xml:id="placeName_bb72f5e5-3fd0-48e3-b60d-febd18257341">in <hi rend="latintype">Leipzig</hi> spielen<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> lassen; hier hat es <hi rend="latintype">fondraganten</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5c1c3ccd-dfbe-4f1f-b931-fc27d1e5cf01" xml:lang="de">fondraganten – von frz. fondre; hinwegschmelzend, dahinschwindend.</note> Effekt gemacht. <hi rend="latintype">A propos</hi> ein neues Grad von <hi rend="latintype">success</hi> in <placeName xml:id="placeName_3808b493-c07d-461e-b790-d2ceefc30ee5">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> ist: <hi rend="latintype">un sucès des plus pyramidaux</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b6150fcb-2f32-4472-8d6f-15d455a7f1e7" xml:lang="fr ">un sucès des plus pyramidaux – frz., ein pyramidaler Erfolg.</note> Den aber keiner von den dortigen Helden als <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3037d349-f30e-401c-9237-5f28a9cfa220">Batta<name key="PSN0119873" style="hidden" type="person">Batta, Petrus Alexander (1816-1902)</name></persName> <persName xml:id="persName_a062458e-4d33-4052-9f4e-b876ec88ff74">Haumann<name key="PSN0111766" style="hidden" type="person">Haumann, Théodore (1808-1878)</name></persName> <persName xml:id="persName_7d053735-6384-43da-badf-de007bcc2bc3">Artot<name key="PSN0119874" style="hidden" type="person">Artôt, Alexandre Joseph (1815-1845)</name></persName> <persName xml:id="persName_12dfa3ca-bc07-4200-86d2-13a32f3f0290">Panofka<name key="PSN0113737" style="hidden" type="person">Panofka, Heinrich (1807-1887)</name></persName></hi> u.a. hier in dieser <hi rend="latintype">Saison</hi> gut finden wollen; sie gehen spurlos vorüber und scheitern alle bey schöner Exekution (die man übrigens dem Letztern nicht nachsagen kann) an frivolen scheußlichen<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> sogar langweiligen Compositionen. Zu meiner grossen Wonne kömmt das <hi rend="latintype">Flageolet</hi> und <hi rend="latintype">Pizzicato</hi> hier ganz aus der Mode, der Dümmste weiß jetzt endlich daß es <hi rend="latintype">Charlatanerie</hi> ist und freut sich daß ers merkt; da werden dann allerdings einige Leute ihre HauptEffekt einbüssen. Sonderbar daß sie in <placeName xml:id="placeName_6ebc926e-b8ce-43ca-b656-58ce50fdd39b">Deutschland<settlement key="STM0104839" style="hidden" type="area">Deutschland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> immer zuletzt zu hinter so was kommen, während sie gute Compositionen zuerst goutiren, wie könnte <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_462fb5b2-0c62-46a5-a642-1f0ea7a1156a">sonst</del> z. B. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e5d402da-06b4-4bed-a68d-9d7bfc805abc">Ole Bull<name key="PSN0110182" style="hidden" type="person">Bull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880)</name></persName></hi>, der hier wie ich höre gar nichts gemacht hat dort so gefallen? Ich erlaube Dir nur diese Frage nicht zu beantworten. –</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f6f149a2-25d2-47ae-87b9-54e45ee881dd"> <docAuthor key="PSN0110564" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_bc727ece-9c2d-4324-a716-0e02065d8b30">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110564" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_ca86e87b-2128-4213-ac17-1fc155850e51">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline">(den <date cert="high" when="1839-06-03" xml:id="date_1f609e58-5da1-4095-a06a-963a4ce2215f">3<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Juny</hi></date>.)</seg> Daß ich Dich nun wohl vor dem Herbst nicht wieder sehen werde ist mir sehr sehr leid, jedoch hoffe ich immer daß Du etwas früher als gewöhnlich in die Winterquartiere einreisest; es arbeitet sich dann doch zu Hause immer am besten, das merke ich jetzt, denn mit dem besten Willen und den schönsten Plänen komme ich nicht dazu etwas zu komponiren, und zum nächsten Winter muß vieles geschrieben werden. Meine <title xml:id="title_ffd3ef08-5f63-4323-a99b-097c0fefc4b4">russischen Variationen<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</name><name key="CRT0108516" style="hidden" type="music">Introduction et variations sur un thème russe (Der rote Sarafan) E-Dur, op. 6</name></title> dresche ich hier auf eine unverantwortliche Weise in allen Gesellschaften und allen Conzerten, nur mitunter spiele ich die <title xml:id="title_21b61511-b173-4ff6-9950-14db22d02043">Mozartschen<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</name><name key="CRT0108514" style="hidden" type="music">Introduction et variations sur un thème de Mozart (»Wenn die Lieb’ aus deinen blauen Augen«) für Violine und Orchester A-Dur, op. 11</name></title>, und das <hi rend="latintype">Adagio</hi> und <hi rend="latintype">Rondo</hi> aus meinem <hi rend="latintype"><title xml:id="title_cf0c4e25-3cca-453f-a1d5-ad6ea1b25734">e moll Conzerte<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</name><name key="CRT0108526" style="hidden" type="music">1. Violinkonzert e-Moll, op. 10</name></title></hi>. Ich habe die beyden letzten Stücke hier sehr vortheilhaft verkauft, auch die russischen sind nachgedrukt. Bey alle dem freue ich mich von ganzem Herzen auf unser <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_da889ebb-0266-4e89-a442-9532f9321d49">Abonnement-Conzert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, auf Dich, auf unsre <placeName xml:id="placeName_76312ce3-2a27-4ddb-b988-8ee1baaff237">Sonntag-Morgen Musiken<name key="NST0104949" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntag-Morgen Musiken</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sogar auf meine <placeName xml:id="placeName_2eef4bd7-4c09-4bca-a47a-b4b8cc1592a3">Quartette<name key="NST0102792" style="hidden" subtype="Quartett" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, denen ich aber im nächsten Winter durch Klavier und Gesang mehr Abwechslung und ein grösseres Publikum zu schaffen gedenke. Am hübschesten wäre es wenn wir beyde das zusammen unternähmen, Du <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_2c977e82-d3a3-4b8c-97b8-9c1d45c342f5">sorgst</del> übernähmest das Klavier und die <add place="above">Leitung des<name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810–1873)</name></add> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_8e788623-c389-49e4-b680-d6290dafe866">den</del> Gesang<add place="inline">es<name key="PSN0110564" resp="writers_hand" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></add>, und ich die Instrumental Partien, da könnten sehr interessante Abende heraus kommen; überlege Dir einmal ob das mit Deinen Grundsätzen vom Nicht-Conzert-geben sich vereinigen läßt. – Von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ea71c880-b97a-463d-8c5d-b4ff07103f16">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden" type="person">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName></hi> habe ich <hi n="1" rend="underline">einen</hi> Brief gehabt. – Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8b70a341-f2e2-4558-ad7e-f1629ae06f25">Garcia<name key="PSN0111291" style="hidden" type="person">Garcia, Pauline Michelle Ferdinande (1821-1910)</name></persName></hi> hat sehr hier gefallen aber <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a5d36873-e8b1-424a-9a30-5ba73d987cfa">kein</del> allgemein will man sie nur als eine in der Entwickelung Begriffene betrachten. Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_793ff70f-0ba9-41bb-b0ac-34217716d82c">Dorus Gras<name key="PSN0110718" style="hidden" type="person">Dorus-Gras, Julie-Aimée-Josephe (1805-1896)</name></persName></hi> gefällt ausserordentlich, auch ich habe nie eine grössere Vollendung in der Exekution der halsbrechendsten Cadenzen gehört; darin soll sie sehr in die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_64b4433b-0ef8-46e3-b457-1df168ee6256">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden" type="person">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName></hi> erinnern. <persName xml:id="persName_1841318f-1f60-42fa-aec3-2c0bf62678fd">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName> und <persName xml:id="persName_ac3335d1-eeb9-41cc-9337-19689aa7d5e6">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> werden erwartet. Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c2ca1c23-0255-451b-821b-b2566a1e202a">Taglioni<name key="PSN0115238" style="hidden" type="person">Taglioni, Marianne (Marie) Sophie (1804-1884)</name></persName></hi><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> debutierte am <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_5568742a-b744-4298-b58d-96a2a5b9f9a2">S</del> vorigen <date cert="high" when="1839-06-01" xml:id="date_78e0c6f4-6da2-4eca-a9f1-d5716f30483a">Sonnabend</date>. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_338223d8-dc02-4d93-acd6-f10690d159e1">Döhler<name key="PSN0110686" style="hidden" type="person">Döhler, Theodor (seit 1846) von (1814-1856)</name></persName></hi> hat in diesem Jahre keinen besondern <hi rend="latintype">Success</hi>. – Bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c098ec71-a2f6-483c-9e2e-a26f853c0fdb">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> bin ich sehr häufig und gern, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_31cbc240-fe68-48e1-8bd9-aa5b1cd81641">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName></hi> sehe ich auch oft; bey <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_93772d51-c3c3-4008-9807-123708ad4be8">Horsley<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName></hi>´s war ich zu verschiedenen Malen. –</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c3557a3a-fcfe-4df9-a946-7a1730207f3a">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden" type="person">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName></hi> <gap quantity="3" reason="deletion" unit="characters"></gap> läßt Dir sagen daß er binnem Kurzen Dir ausführlichen Bericht<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2818963b-bcbb-43f2-a484-d998bb68a239" xml:lang="de">Bennett … ausführlichen Bericht – Bennett antwortete am 2. Juli 1839 detailliert auf Mendelssohns Fragen (Brief gb-1839-07-02-01). </note> in Betreff des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_06fb7559-e79b-4868-89fa-4b9a423b3ac0">Oratorii<name key="PSN0113896" style="hidden" type="author">Planché, James Robinson (1796–1880)</name><name key="CRT0110329" style="hidden" type="dramatic_work">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais) (Libretto)</name></title></hi> senden wird. Deine Zweifel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92e23a50-3e83-4c98-8420-995ce4129ffe" xml:lang="de">Deine Zweifel – Zu Mendelssohns Zweifeln bezüglich der Arnold-Edition der Händel-Oratorien siehe Brief fmb-1839-04-03-01 (Brief Nr. 2311) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Sterndale Bennett in London, Leipzig, 3. April 1839. </note> sind alle gegründet und wir haben uns einmal wieder sehr über Dein Nagel-auf-den-Kopf-Treffen gefreut. Deiner lieben <persName xml:id="persName_02a13499-5ca7-4633-af14-34f847aad144">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> mache meine allerschönste Empfehlung und erfreue mich wieder einmal durch einen Brief; am <date cert="high" when="1839-05-19" xml:id="date_620505bc-31c5-4e65-b187-9dec26d90eee">19<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Juny</hi></date> reise ich von hier ab. <seg type="closer">Lebe wohl lieber Freund, vergiß nicht die <hi rend="latintype">Sonate</hi> mit Geige, die <hi rend="latintype">Symphonien</hi>, die Opern, Quartetten, <hi rend="latintype">Trios</hi>, <hi rend="latintype">Quintetten</hi> und vor allen Dingen nicht Deinen Ferdinand David.</seg></p> <p>Herr <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_65c97713-7c6f-4568-8d10-b39bdacde7a5">Rosenhain<name key="PSN0114290" style="hidden" type="person">Rosenhain, Jacob (1813-1894)</name></persName></hi>, der jetzt hier ist trägt mir auf Dich und Deine <persName xml:id="persName_cb84bb88-75c9-4462-ad3f-9b7e2a7376bb">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> bestens zu grüssen.</p> </div> </body> </text></TEI>