gb-1839-05-28-01
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Berlin, 28. Mai 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 Doppelbl.: S. 1-5 Brieftext; S. 6 leer.
Lea Mendelssohn Bartholdy.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Durch Mde. Jeanrenaud erweckten neue Befürchtungen, und da eben gar nicht viel dazu gehört, meine Angst hervorzurufen, obwohl man es mir äußerlich gar nicht anmerkt, so lebte ich wirklich diese ganze Zeit in einer recht unangenehmen Spannung. – Ich finde es sehr hübsch, daß man außer der üblichen Bekränzung des Dirigenten, auch
détailsüber einen Dritten geben! –
seinesKindes erst wieder
gewöhnenmüßen! Und Emils Derbheit läßt die Idee der Schmeichelei wirklich nicht aufkommen. – Gott segne und erhalte den Engel! Gott segne Dich, meine
, die Du uns noch ein Exemplar schenken willst, wozu ich Dir alles Glück und Gedeihen aus Herzensgrunde wünsche!Cécile
collegia medica(oder
medicæ) in der Welt.
Wenn Dich diese Zeilen in et je lui en demande pardon, meine Natur hat, und ich stets durch Arznei in früherer Zeit krank geworden bin, sogar vor vielen Jahren als ich ein Arzt wollte durchaus zur Ader laßen, der andre nicht; ihren streitenden Todesurtheilen entging ich durch den Abscheu vor aller Medicin, und dies war ein Fingerzeig der Natur, dem ich in späterer Zeit leider nicht treu geblieben, und lange dafür litt, bis ich durch Erfindung der Miniatur Methode wieder auf den rechten Weg gekommen bin. – Freilich aber habe ich meinen einfältigen Kopf auch nicht so angestrengt, wie mein kluger erfinderischer Sohn, der im Wachen und im Traum alle Engelsgebilde, alle Teufeleien durch die Fantasie fliegen, schiffen, fahren, reiten, Kreuz und Queren, hin und her, himmlisch und verdrießlich, entzückend und verzwickt, deßen Geist mit den zartesten Fibern besaitet, der eben so beseligend die kühnen Schwingen ausbreiten kann, als von einem rauhen Cüßchen berührt, außer Stimmung und Laune gebracht werden kann. Und dafür hat die allgütige Liebe ihm ein herrliches Wesen beigesellt, aus deren Augen er himmlischen Trost schöpfen, an deren Holdseligkeit er wieder gesunden, erstarken kann. Gott erhalte das liebe Paar et tout ce qui s`en fuit!
Der Tod unsres lieben Freundes Savigny und deßen Anhänger haben sich wahrhaft blamirt daß sie sich vom Leichenzuge ausgeschloßen, es war eine Trauer und
en beausehr ähnlich sieht, und ganz dem
Daß die Betrübniß und der Schrecken über diese Katastrophe gar nicht Mde. Dirichlet geht nächstens auf einige Monate nach
Ende Juni nachDirichlet
Après la tragédie suit la comédie! Erstlich: demoiselle entbunden. Zweitens: Marx hat in énormer Gesellschaft beim banker
dasohne weitre Zuthat nicht schön ist, o Felix! so hast Du kein Gefühl für Glück und Kunst.
mußtdas lustig finden!
Erlaube, beste Cécile! daß ich mir das Vergnügen mache, Carlchen bei Ankunft seines
poetischen Geschenks vorzuziehen, und darum mußt Du mir bald sagen, ob Du ein sogenanntes Gitterbett, deßen
genreFelix Dir beschreiben
, die Arie aus derMarcello
„erbarme“ mit Begleitung v.Paßion
granted!
Hoffentlich hattet Ihr d. souterrains waren im Nu überschwemmt. toilette verdorben, und doch war dies Unwetter so partiell, daß man in der
Cécile de mon cœur, beschreibe mir Deinen und Deiner das hab ich der Natur zu danken, daß ich Lebhaftigkeit zu fühlen habe, und Einsicht genug, das Vortreffliche zu verstehen.
Berlin 28 Mai 1839 Durch Woringen erfuhr ich vorgestern, und in der Zeitung las ich heute das glückliche und glänzende Gelingen des Musikfestes, meine geliebten Kinder! Doppelt groß war meine Freude über diese erwünschten Nachrichten, da ich mich einigermaßen über Deine Gesundheit bei den großen Anstrengungen beunruhigt hatte, bester Felix! Die Briefe der Schlegel und der Mde. Jeanrenaud erweckten neue Befürchtungen, und da eben gar nicht viel dazu gehört, meine Angst hervorzurufen, obwohl man es mir äußerlich gar nicht anmerkt, so lebte ich wirklich diese ganze Zeit in einer recht unangenehmen Spannung. – Ich finde es sehr hübsch, daß man außer der üblichen Bekränzung des Dirigenten, auch seine heil. Cecilie bekränzt hat; und wenn ich Felixens ausweichende Faxen und halb brummige Gesichter dabei sehe, so schaue ich auch ein lieblich beschämtes, bescheiden erröthendes, ausdrucksvoll bewegtes schönes Antlitz, dem der Blumenkranz auch ohne all diese geistige Erregung herrlich steht – wie viel mehr in dem reizendsten Schmuck der Seele, die jeden Reiz erhöht und bewegt! Beschriebe mir doch ein unbefangener Beobachter diese liebenswürdige Scene! – Wenn das geschätzte Ehepaar dazu zu bescheiden ist, so möge es mir anderweitige détails über einen Dritten geben! – Emil Bendemann hat mich eigends besucht, um von Carlchen zu erzählen. Weiter kann man natürliche Selbstverläugnung nicht treiben! denn er versichert, wenn er Carlchen gesehen, habe er sich an den Anblick seines Kindes erst wieder gewöhnen müßen! Und Emils Derbheit läßt die Idee der Schmeichelei wirklich nicht aufkommen. – Gott segne und erhalte den Engel! Gott segne Dich, meine Cécile, die Du uns noch ein Exemplar schenken willst, wozu ich Dir alles Glück und Gedeihen aus Herzensgrunde wünsche! Sei mir ja recht vorsichtig und gesetzt, und laß Dich nicht durch allgemeine Vorschriften bewegen, irgend etwas zu unternehmen, was Dir nicht leicht wird oder bequem scheint. Auch die gewöhnlich heilsame Bewegung kann nachtheilig werden, sobald sie mit Beschwerde verknüpft ist, und niemand kann beßer über den Grad derselben bestimmen, als Du selbst. Deine Natur und Konstitution sind Gottlob! so gut, daß niemand darüber richtiger fühlen kann, und auf den Instinkt des Betheiligten halte ich darin hundertmal mehr, als auf die Aussprüche aller collegia medica (oder medicæ) in der Welt. Wenn Dich diese Zeilen in Frankfurt treffen, mein Herz! so sage Deiner lieben Mutter, (deren um Felix Gesundheit besorgter Brief mich schrecklich geängstigt hat) daß sie sich nicht schlechter als an mich hätte wenden können, um ihre ärztliche Mittel oder gar Aerzte vorzuschlagen. Was für Uebel Felix auch haben mag, so wird oder ist stets viel Nervöses dabei, und für solches giebts meiner Idee nach nur Eins; Stärkung durch See- oder Flußbäder, fleißiges Waschen mit kaltem Waßer. Alle Blutentziehungen, spanische Fliegen sind vom Uebel, dies sage ich in diesem Falle dreist, da er nun einmal, et je lui en demande pardon, meine Natur hat, und ich stets durch Arznei in früherer Zeit krank geworden bin, sogar vor vielen Jahren als ich Pyrmonter Brunnen, ein andermal in Paris Eselinnen Milch trinken mußte, völlig elend war, und nur bei der glücklichen Ueberzeugung der Unwißenheit des Aeskulaps mich jetzt, zu 62 Jahren, völlig wohl fühle, trotz mancher herben Seelenleiden. Meine Natur muß allen Medikamenten total entgegen sein, zu 10 Jahren bekam ich ein hitziges Fieber, meine gute Mutter hatte 2 Aerzte; zu ihrer Verzweiflung nahm ich um keinen Preis einen Tropfen Arznei, und am 21. Tage war ich aus aller Gefahr. Wahrscheinlich wär ich durch Mittel gestorben, denn ein Arzt wollte durchaus zur Ader laßen, der andre nicht; ihren streitenden Todesurtheilen entging ich durch den Abscheu vor aller Medicin, und dies war ein Fingerzeig der Natur, dem ich in späterer Zeit leider nicht treu geblieben, und lange dafür litt, bis ich durch Erfindung der Miniatur Methode wieder auf den rechten Weg gekommen bin. – Freilich aber habe ich meinen einfältigen Kopf auch nicht so angestrengt, wie mein kluger erfinderischer Sohn, der im Wachen und im Traum alle Engelsgebilde, alle Teufeleien durch die Fantasie fliegen, schiffen, fahren, reiten, Kreuz und Queren, hin und her, himmlisch und verdrießlich, entzückend und verzwickt, deßen Geist mit den zartesten Fibern besaitet, der eben so beseligend die kühnen Schwingen ausbreiten kann, als von einem rauhen Cüßchen berührt, außer Stimmung und Laune gebracht werden kann. Und dafür hat die allgütige Liebe ihm ein herrliches Wesen beigesellt, aus deren Augen er himmlischen Trost schöpfen, an deren Holdseligkeit er wieder gesunden, erstarken kann. Gott erhalte das liebe Paar et tout ce qui s`en fuit! Der Tod unsres lieben Freundes Gans hat eine höchst fühlbare Leere bei uns allen zurück gelaßen, besten Kinder! Wir empfinden sie täglich, stündlich, jeden Moment, ja es kömmt fast kein andres Gespräch bei uns auf; um so mehr als ein jeder, den wir sehen, nach eigner Art den unersetzlichen Verlust mit empfindet. Auch seine Fehler gehörten zu dem, was sein Andenken unvergänglich macht; sie waren ein Theil seiner ganz originellen Eigenthümlichkeit; durch die liebenswürdige Art wie er sich schelten und tadeln ließ, bekundete er seine Gutmüthigkeit, und daß man frei über ihn lachen, dreist ihn schelten durfte, war auch ein Vergnügen und eine Intimität mehr im Umgange – Savigny und deßen Anhänger haben sich wahrhaft blamirt daß sie sich vom Leichenzuge ausgeschloßen, es war eine Trauer und Theilnahmen, wie man sie hier nur für Schleiermacher ähnlich gesehen. Besonders dadurch ausgezeichnet, daß viele Frauen auf den Straßen und auf dem Kirchhofe dem Zuge beiwohnten, indem die Sitte sie vom unmittelbaren Gefolge entfernte. Ich war eine Stunde früher auf dem Gottesacker, der im Frühlingsschmuck der Blüten prangte, und habe mir die frisch gegrabene Ruhestätte, in Hegels Nähe, angesehen; in einem gegenüberliegenden Hause sahen wir den Trauerzug. Der neue Polizeipräsident, ehemals sein Zuhörer, hatte, Ausnahmsweise, Musik dazu erlaubt; es klang höchst feierlich. Wir alle hatten denselben Gedanken; wenn Er, der für Anerkennung und Freundlichkeit so überaus empfänglich war, doch ahnden könnte, welche Sensation sein Hintritt gemacht, wie die Leere allgemein empfunden, wie viele der edelsten Frauen ihm Blumen gebracht und Thränen gezollt! – Marheinckes Leichenrede ist, auf vieler Wunsch gedruckt worden, die 1. Auflage war gleich vergriffen; ich schicke sie Euch mit nächster Gelegenheit. Eine seiner in Hamburg etablirten Schwestern ist, der Mutter zur Erleichterung, hier; eine sehr artige, angenehme Frau, die ihm en beau sehr ähnlich sieht, und ganz dem Bilde gleicht, das Hensel vor 10 Jahren von Gans gemacht, und das man jetzt wünscht, auf der Ausstellung zu sehen, besonders da es ihn an seinen wahren Platz, auf dem Katheder, darstellt, was falsche Bescheidenheit damals ihn und seine Freunde hinderte, es der Oeffentlichkeit hinzugeben. Die Schwester hat uns besucht und Sonntag Abend bei mir zugebracht. Auch das ist charakteristisch, daß Alle sich gegenseitig so viel Komisches, amusantes, Spaßhaftes von ihm zu erzählen hatten, daß sein unvergeßliches Andenken, trotz alles Schmerzlichen, dennoch erheiternd wirkte. – Bei Betty wo ich neulich die Müllers hörte, sprach ich lange mit Geh. Rath Schulz, um von Gansens Gehalt möglichst etwas für Woringen zu erobern, (leider umsonst!) der hat mir aber recht klar gemacht, wie viel die Universität, nicht allein im juristischen Fache, an ihm verlor, ja wie unersetzlich er sei; die große Belebung, der freie Geist, die vielseitige Bildung die kühne Beredsamkeit – all die in Deutschland so seltenen Vorzüge verstatteten selbst keine Hoffnung eines würdigen Nachfolgers! – Müllers haben Dein neues Quartett, sogar noch ohne Titel, kommen laßen, und wollen es einüben; bei ihrem öffentlichen und Privatspielen gelang das fleißige Studiren natürlich nicht. – Sie hoffen und wünschen Dich den Paulus in Braunsch. aufführen zu sehen; willst Du aber diesen vortrefflichen Mann schon in die Welt selbst introduciren, so denk ich mir, Du werdest Wien mit Recht den Vorzug geben. Daß die Betrübniß und der Schrecken über diese Katastrophe gar nicht Rebeckas Gesundheit gefährdet haben, ist gewiß beruhigend für ihren Gesammt Zustand, obschon es an heftigen Scenen des Weinens und der Aufregung, nach ihrer Art, nicht gefehlt. Hoffentlich soll das Seebad sie ganz stärken. Die excellente Fanny, ganz Güte und Hingebung, will sie begleiten, obschon dieser Ausflug vor der großen italiän. Reise gar nicht in ihre Pläne paßt. Mde. Dirichlet geht nächstens auf einige Monate nach Achen, Dirichlet Ende Juni nach Paris, Hensel nach London. Elektra bleibt allein dann in Mycene!! Après la tragédie suit la comédie! Erstlich: Marx ist glücklich von einer demoiselle entbunden. Zweitens: Marx hat in énormer Gesellschaft beim banker Michel Wolf Iphigenie in Aulis aufgeführt, und Jettchen die jüngste (von daher der Zobel, vom seligen Vater Minschen genannt) sang Kleitemnestra. Wenn das ohne weitre Zuthat nicht schön ist, o Felix! so hast Du kein Gefühl für Glück und Kunst. Michel Wolf ging unter den Höfen freudetrunken umher, und sagte: Riekchen hat viel mehr Mittel und Talent, aber Jettchen ersetzt es durch Dreistigkeit. – Du mußt das lustig finden! Erlaube, beste Cécile! daß ich mir das Vergnügen mache, Carlchen bei Ankunft seines Schwesterleins oder Brüderchens eine größere Lagerstätte zu bereiten, da er seine Wiege dem Ankömmling wird abtreten müßen. Ein vernünftiges Anrathen ist wohl der Ueberraschung solches poetischen Geschenks vorzuziehen, und darum mußt Du mir bald sagen, ob Du ein sogenanntes Gitterbett, deßen Berliner genre Felix Dir beschreiben muß, oder eine niedrige Bettstelle, aus der Kinder ohne Gefahr aus- und einsteigen können, vorziehst? ferner, ob er auf Federn oder auf PferdehaarMatratzen schlafen soll? soll er in letzterm Fall wenigstens ein Deckbett oder Kopfkißen von Federn haben? eine wollene Decke? eine gestopfte Decke von Kattun? Kurz, gieb mir genaue Anweisung, wie Du es am liebsten haben möchtest, und was Euren Gewohnheiten zusagt. Halte mit Hanne, der Großem in ihrem Fach einen weisen Rath. – Wills Gott, so dürfen wir Paul endlich erwarten; er hat schon einige mal aus Riga geschrieben. Wieder gut, daß man die Zukunft nicht weiß: wer auf den 19. Januar, als er fortreiste, gesagt hätte; daß er länger als 4 Monate wegbleiben würde! Nun ist auch das überstanden, und so verstreicht das Leben mit Leiden, Entbehren, Sorge, aber nur Gott sei Dank, auch mit Freuden und bewußtem Genuß. Devrient ist sehr erfrischt, belebt, erfreut aus Paris zurück; in der Zeitung sind gar hübsche Bruchstücke aus seinen Briefen erschienen; hoffentlich erfolgt bald die ganze Reihe derselben. Die Zeit nimmt, wie die Eisenbahnen, einen stets raschern, tollern Umschwung, und wer, besonders aus Frankreich kommt, muß lieber gestern schon drucken laßen; alles erkaltet, veraltet. – Der brave, redliche Devrient hat beim Theater sogleich einen unangenehmen Vorfall erduldet; durch eine anonyme Aufforderung in den Zeitungen, daß auch er den Goetheschen Faust spielen möge. Das hat Gruas oder seiner Freunde hyperzarte Theater-Empfindlichkeit gereizt, und es ist ein Schwall von widrigen Hin- und Heranzeigen erschienen, auf welche auch er sich genöthigt gesehen zu erwidern. Er kam mit so vollem warmen Herzen und Hoffnung, so manches zu beßern und zu vervollkommnen; die Philister haben aber für nichts Sinn in ihrer lächerlichen Eitelkeit und bei dem Mißbrauch, daß jede Rolle erb- und eigenthümlich sei. – Adele Dorn und Marie Lichtenstein veranstalten ein Koncert für Arme, worin sie mit Betty Rudorf die 2 Tripelkoncerte v. Seb. Bach spielen werden, und 1 Psalm v. Marcello, die Arie aus der Paßion „erbarme“ mit Begleitung v. Ries etc. vorkommen soll. Die Damen wünschen daß Fanny ihnen den Bach einstudiren möge, und waren aber mit ihrer Suplik hinr. granted! Hoffentlich hattet Ihr d. 2. Pfingsttag schöneres Wetter, als wir, wo um Mittag ein furchtbarer Wolkenbruch mit Donner und Hagel wüthete. Alle meine souterrains waren im Nu überschwemmt. Albertine auf dem Weg zu uns, mußte in einer Weinstube 2 Stunden warten; die Rinnsteigbrücken waren weggeschwemmt, und viele tausend Spatzierfahrende sahen ihre toilette verdorben, und doch war dies Unwetter so partiell, daß man in der Oranienburger Straße keine Ahndung davon hatte. – Der Garten blüht in Maienblumen- und Fliederpracht, aber wir konnten es bis gestern durchaus nicht genießen, wo es erst linder warm und heiter ist. Cécile de mon cœur, beschreibe mir Deinen und Deiner Julie Hochzeitstaat und grüße mir Großmutter, Mutter und die schöne Braut aufs theilnehmendste. Deine gute Mutter beschämt mich aufs Aeußerste durch die gütige Aufnahme meines Briefs. Ja, wenn man sich doch enthalten könnte, Dich zu bewundern wenn man Dich sieht, Dich im Kern des Herzens zu tragen, wenn man Dich kennt! Ist dabei ein Schatten von Verdienst? nur das hab ich der Natur zu danken, daß ich Lebhaftigkeit zu fühlen habe, und Einsicht genug, das Vortreffliche zu verstehen. Gott schütze Euch!
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-05-28" xml:id="date_62a213f5-2914-4e56-8a30-7ce236aacafc">28. 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Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> erweckten neue Befürchtungen, und da eben gar nicht viel dazu gehört, meine Angst hervorzurufen, obwohl man es mir äußerlich gar nicht anmerkt, so lebte ich wirklich diese ganze Zeit in einer recht unangenehmen Spannung. – Ich finde es sehr hübsch, daß man außer der üblichen Bekränzung des Dirigenten, auch <persName xml:id="persName_3770a25a-2a6d-431f-ba9e-3d4a20f49f4e">seine heil. Cecilie<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> bekränzt hat; und wenn ich Felixens ausweichende Faxen und halb brummige Gesichter dabei sehe, so schaue ich auch ein lieblich beschämtes, bescheiden erröthendes, ausdrucksvoll bewegtes schönes Antlitz, dem der Blumenkranz auch ohne all diese geistige Erregung herrlich steht – wie viel mehr in dem reizendsten Schmuck der Seele, die jeden Reiz erhöht und bewegt! Beschriebe mir doch ein unbefangener Beobachter diese liebenswürdige Scene! – Wenn das geschätzte Ehepaar dazu zu bescheiden ist, so möge es mir anderweitige <hi rend="latintype">détails</hi> über einen Dritten geben! – <persName xml:id="persName_bed58296-4924-4590-a82c-21fa8c22e26b">Emil Bendemann<name key="PSN0109807" style="hidden" type="person">Bendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882)</name></persName> hat mich eigends besucht, um von <persName xml:id="persName_a4c84c71-8300-4295-91ef-ee4d03603a2d">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> zu erzählen. Weiter kann man natürliche Selbstverläugnung nicht treiben! denn er versichert, wenn er Carlchen gesehen, habe er sich an den Anblick <hi n="1" rend="underline">seines</hi> Kindes erst wieder <hi n="1" rend="underline">gewöhnen</hi> müßen! Und Emils Derbheit läßt die Idee der Schmeichelei wirklich nicht aufkommen. – Gott segne und erhalte den Engel! Gott segne Dich, meine <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_07372fde-30be-429a-80b9-97dd468bac41">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, die Du uns noch ein Exemplar schenken willst, wozu ich Dir alles Glück und Gedeihen aus Herzensgrunde wünsche!<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Sei mir ja recht vorsichtig und gesetzt, und laß Dich nicht durch allgemeine Vorschriften bewegen, irgend etwas zu unternehmen, was Dir nicht leicht wird oder bequem scheint. Auch die gewöhnlich heilsame Bewegung kann nachtheilig werden, sobald sie mit Beschwerde verknüpft ist, und niemand kann beßer über den Grad derselben bestimmen, als Du selbst. Deine Natur und Konstitution sind Gottlob! so gut, daß niemand darüber richtiger fühlen kann, und auf den Instinkt des Betheiligten halte ich darin hundertmal mehr, als auf die Aussprüche aller <hi rend="latintype">collegia medica</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_662180eb-e9c7-42cc-9174-36c3f0391465" xml:lang="la ">collegia medica – lat., medizinische Schulen.</note> (oder <hi rend="latintype">medicæ</hi>) in der Welt. </p> <p>Wenn Dich diese Zeilen in <placeName xml:id="placeName_5d6ad7c5-fa9c-4b22-8429-d888d746dff1">Frankfurt<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> treffen, mein Herz! so sage Deiner lieben Mutter, (deren um Felix Gesundheit besorgter Brief mich schrecklich geängstigt hat) daß sie sich nicht schlechter als an mich hätte wenden können, um ihre ärztliche Mittel oder gar Aerzte vorzuschlagen. Was für Uebel Felix auch haben mag, so wird oder ist stets viel Nervöses dabei, und für solches giebts meiner Idee nach nur Eins; Stärkung durch See- oder Flußbäder, fleißiges Waschen mit kaltem Waßer. Alle Blutentziehungen, spanische Fliegen sind vom Uebel, dies sage ich in diesem Falle dreist, da er nun einmal, <hi rend="latintype">et je lui en demande pardon</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7edf3e30-2e15-4d9f-ac60-cfe67ee9bc54" xml:lang="fr ">et je lui en demande pardon – frz., und ich bitte ihn um Verzeihung.</note> meine Natur hat, und ich stets durch Arznei in früherer Zeit krank <hi n="1" rend="underline">geworden</hi> bin, sogar vor vielen Jahren als ich <placeName xml:id="placeName_70bfdb95-3d5d-4dc3-8b1c-53b3ffced7bc">Pyrmonter<settlement key="STM0104941" style="hidden" type="locality">Pyrmont</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Brunnen, ein andermal in <placeName xml:id="placeName_ffea5019-45c9-4cfa-8321-338888e7ac75">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> Eselinnen Milch trinken mußte, völlig elend war, und nur bei der glücklichen Ueberzeugung der Unwißenheit des Aeskulaps<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8736297b-d553-4c60-bead-bace03f952d5" xml:lang="de">Aeskulaps – Äskulap bzw. Asklepios ist in der griechischen und römischen Mythologie der Gott der Heilkunst.</note> mich jetzt, zu 62 Jahren, völlig wohl fühle, trotz mancher herben Seelenleiden. Meine Natur muß allen Medikamenten total entgegen sein, zu 10 Jahren bekam ich ein hitziges Fieber, meine gute Mutter hatte 2 Aerzte; zu ihrer Verzweiflung nahm ich um keinen Preis einen Tropfen Arznei, und am 21. Tage war ich aus aller Gefahr.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Wahrscheinlich wär ich durch Mittel gestorben, denn <hi n="1" rend="underline">ein</hi> Arzt wollte durchaus zur Ader laßen, der andre nicht; ihren streitenden Todesurtheilen entging ich durch den Abscheu vor aller Medicin, und dies war ein Fingerzeig der Natur, dem ich in späterer Zeit leider nicht treu geblieben, und lange dafür litt, bis ich durch Erfindung der Miniatur Methode<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2ab25133-0d65-4b4a-8164-f7aad9bfc7e5" xml:lang="de">Miniatur Methode – Homöopathie.</note> wieder auf den rechten Weg gekommen bin. – Freilich aber habe ich meinen einfältigen Kopf auch nicht so angestrengt, wie mein kluger erfinderischer Sohn, der im Wachen und im Traum alle Engelsgebilde, alle Teufeleien durch die Fantasie fliegen, schiffen, fahren, reiten, Kreuz und Queren, hin und her, himmlisch und verdrießlich, entzückend und verzwickt, deßen Geist mit den zartesten Fibern besaitet, der eben so beseligend die kühnen Schwingen ausbreiten kann, als von einem rauhen Cüßchen berührt, außer Stimmung und Laune gebracht werden kann. Und dafür hat die allgütige Liebe ihm ein herrliches Wesen beigesellt, aus deren Augen er himmlischen Trost schöpfen, an deren Holdseligkeit er wieder gesunden, erstarken kann. Gott erhalte das liebe Paar <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">et tout ce qui s`en fuit</hi></hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_07113434-c96a-4231-946d-1d36d94fe1c9" xml:lang="fr ">et tout ce qui s’en fuit – frz., und alles, was daraus hervorgeht.</note></p> <p>Der Tod unsres lieben Freundes <persName xml:id="persName_9f548d83-b10e-4686-8ea8-490f09a07587">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> hat eine höchst fühlbare Leere bei uns allen zurück gelaßen, besten Kinder! Wir empfinden sie täglich, stündlich, jeden Moment, ja es kömmt fast kein andres Gespräch bei uns auf; um so mehr als ein jeder, den wir sehen, nach eigner Art den unersetzlichen Verlust mit empfindet. Auch seine Fehler gehörten zu dem, was sein Andenken unvergänglich macht; sie waren ein Theil seiner ganz originellen Eigenthümlichkeit; durch die liebenswürdige Art wie er sich schelten und tadeln ließ, bekundete er seine Gutmüthigkeit, und daß man frei über ihn lachen, dreist ihn schelten durfte, war auch ein Vergnügen und eine Intimität mehr im Umgange – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e609ce09-5a38-450d-a47c-ba42efb14aef">Savigny<name key="PSN0114482" style="hidden" type="person">Savigny, Friedrich Carl von (1779-1861)</name></persName></hi> und deßen Anhänger haben sich wahrhaft blamirt daß sie sich vom Leichenzuge ausgeschloßen, es war eine Trauer und<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Theilnahmen, wie man sie hier nur für Schleiermacher ähnlich gesehen. Besonders dadurch ausgezeichnet, daß viele Frauen auf den Straßen und auf dem Kirchhofe dem Zuge beiwohnten, indem die Sitte sie vom unmittelbaren Gefolge entfernte. Ich war eine Stunde früher auf dem <placeName xml:id="placeName_5bac741d-ee2f-4fb2-afac-7d024c0c46b4">Gottesacker<name key="SGH0105592" style="hidden" subtype="" type="sight">Dorotheenstädtischer Friedhof</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, der im Frühlingsschmuck der Blüten prangte, und habe mir die frisch gegrabene Ruhestätte, in <persName xml:id="persName_b3c905d7-0859-4ce1-8956-351b75e3d348">Hegels<name key="PSN0111804" style="hidden" type="person">Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)</name></persName> Nähe, angesehen; in einem gegenüberliegenden Hause sahen wir den Trauerzug. Der neue <persName xml:id="persName_12319493-370f-4a28-8df5-ebfc0aad91a8">Polizeipräsident<name key="PSN0114029" style="hidden" type="person">Puttkamer, Eugen von (1800-1874)</name></persName>, ehemals sein Zuhörer, hatte, Ausnahmsweise, Musik dazu erlaubt; es klang höchst feierlich. Wir alle hatten denselben Gedanken; wenn Er, der für Anerkennung und Freundlichkeit so überaus empfänglich war, doch ahnden könnte, welche Sensation sein Hintritt gemacht, wie die Leere allgemein empfunden, wie viele der edelsten Frauen ihm Blumen gebracht und Thränen gezollt! – Marheinckes Leichenrede ist, auf vieler Wunsch gedruckt worden, die 1. Auflage war gleich vergriffen; ich schicke sie Euch mit nächster Gelegenheit. Eine seiner in Hamburg etablirten Schwestern ist, der <persName xml:id="persName_b4ba1160-5f5e-491c-8481-ba86bf55f4a9">Mutter<name key="PSN0119867" style="hidden" type="person">Gans, Zippora Koppel (1776-1839)</name></persName> zur Erleichterung, hier; eine sehr artige, angenehme Frau, die ihm <hi rend="latintype">en beau</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2a6d3d3e-c104-44bf-a131-c2e9255bc462" xml:lang="fr ">en beau – frz., im Schönen.</note> sehr ähnlich sieht, und ganz dem <title xml:id="title_69c1aedc-a203-4bdf-9927-cab25abdd506">Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109201" style="hidden" type="art">Professor Gans auf dem Katheder (Ölgemälde 1829)</name></title> gleicht, das <persName xml:id="persName_163ada57-6463-4f16-a0ce-a0349abacb3c">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> vor 10 Jahren von Gans gemacht, und das man jetzt wünscht, auf der Ausstellung zu sehen, besonders da es ihn an seinen wahren Platz, auf dem Katheder, darstellt, was falsche Bescheidenheit damals ihn und seine Freunde hinderte, es der Oeffentlichkeit hinzugeben. Die Schwester hat uns besucht und <date cert="high" when="1839-05-26" xml:id="date_ffe8225d-930e-41ab-a509-4d90a016174e">Sonntag</date> Abend bei mir zugebracht. Auch das ist charakteristisch, daß Alle sich gegenseitig so viel Komisches, amusantes, Spaßhaftes von ihm zu erzählen hatten, daß sein unvergeßliches Andenken, trotz alles Schmerzlichen, dennoch erheiternd wirkte. – Bei <persName xml:id="persName_bccd63b0-f963-4857-afe2-157ce982f470">Betty<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> wo ich neulich die <placeName xml:id="placeName_dfd831e8-960c-43f6-956b-75248c3f2451">Müllers<name key="NST0104560" style="hidden" subtype="" type="institution">Müller-Quartett</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hörte, sprach ich lange mit Geh. Rath <persName xml:id="persName_d9cd5299-249d-4956-83ef-610a4890ed57">Schulz<name key="PSN0118213" style="hidden" type="person">Schulze, Johannes Karl Hartwig (1786-1869)</name></persName>, um von Gansens Gehalt möglichst etwas für <persName xml:id="persName_dea9730d-2c5b-4714-94ec-49a6fa42a4ee">Woringen<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> zu erobern, (leider umsonst!) der hat mir aber recht klar gemacht, wie viel die <placeName xml:id="placeName_55e57a8c-bffd-4bf6-924e-6da2fc108818">Universität<name key="NST0100421" style="hidden" subtype="" type="institution">Friedrich-Wilhelms-Universität</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, nicht allein im juristischen Fache, an ihm verlor, ja wie unersetzlich er sei; die große Belebung, der freie Geist, die vielseitige Bildung<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_cdb4f1fe-4993-4f3c-a26b-b64da5b4029c" xml:lang="de">Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 35/248.</note> die kühne Beredsamkeit – all die in Deutschland so seltenen Vorzüge verstatteten selbst keine Hoffnung eines würdigen Nachfolgers! – <placeName xml:id="placeName_74e62a18-7a39-469e-a579-931b5b62f6b8">Müllers<name key="NST0104560" style="hidden" subtype="" type="institution">Müller-Quartett</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> haben Dein neues <title xml:id="title_a37e73a0-eb2e-454d-9256-a83769b7b6fa">Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lkuzjhx4-ikfg-inmi-pi9l-exteqiny8cku"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100635" style="hidden">Drei Streichquartette, 1839/1840; enthält MWV R 30, R 26 und R 28<idno type="MWV">SD 19</idno><idno type="op">44</idno></name></title>, sogar noch ohne Titel, kommen laßen, und wollen es einüben; bei ihrem öffentlichen und Privatspielen gelang das fleißige Studiren natürlich nicht. – Sie hoffen und wünschen Dich den <title xml:id="title_b930880f-ab33-4d08-9461-2877387c2423">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_obpbyh8s-vvph-wicj-lkyg-kipvbfcgwyz9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> in <placeName xml:id="placeName_79ebf626-cda7-4301-898f-7b350b2dd61a">Braunsch<settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. aufführen zu sehen; willst Du aber diesen vortrefflichen Mann schon in die Welt selbst introduciren, so denk ich mir, Du werdest <placeName xml:id="placeName_70ff4f7d-e838-4ac5-8008-ad8e7223bb09">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> mit Recht den Vorzug geben.</p> <p>Daß die Betrübniß und der Schrecken über diese Katastrophe gar nicht <persName xml:id="persName_2bf4974a-8213-4188-a869-fde749273bdb">Rebeckas<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Gesundheit gefährdet haben, ist gewiß beruhigend für ihren Gesammt Zustand, obschon es an heftigen Scenen des Weinens und der Aufregung, nach ihrer Art, nicht gefehlt. Hoffentlich soll das Seebad sie ganz stärken. Die excellente <persName xml:id="persName_40d44f3d-dc48-4d2a-b15f-c5627085ea8c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, ganz Güte und Hingebung, will sie begleiten, obschon dieser Ausflug vor der großen italiän. Reise gar nicht in ihre Pläne paßt. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5a1a30c4-9777-4c07-9278-a6aac6d34319">Mde. Dirichlet<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName></hi> geht nächstens auf einige Monate nach <placeName xml:id="placeName_e4c65b4c-ed34-401a-999b-9f3112a5d7e4">Achen<settlement key="STM0100106" style="hidden" type="locality">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b7a1a065-3d4a-4de8-b271-b3b916895da6">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> Ende Juni nach <placeName xml:id="placeName_abca170e-1d78-4618-8ba8-d68a03aaf1d9">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName>, <persName xml:id="persName_1fef5503-9712-47c1-af80-d16cbeee0608">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_448eb047-f2f4-4840-a999-f76b4f1eafcd">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. <persName xml:id="persName_977b4cd4-a16e-406a-ae61-dbc35a4eb3f1">Elektra<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> bleibt allein dann in <placeName xml:id="placeName_673fb411-9af9-41e6-8538-32dbcc34ab0e">Mycene<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>!!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad5c0e0b-ccc2-41c1-a675-ff0c11fccccc" xml:lang="de">Elektra bleibt allein dann in Mycene – Elektra ist in der griechischen Mythologie die Tochter des Königs von Mykene, Agamemnon. </note></p> <p><hi rend="latintype">Après la tragédie suit la comédie</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5f3d14c9-9d2d-4104-8878-cab1fc7ead98" xml:lang="fr ">Après la tragédie suit la comédie – frz., Nach der Tragödie folgt die Komödie.</note> Erstlich: <persName xml:id="persName_21cf6c9a-5bfa-46e3-9f85-0483926021e5">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> ist glücklich von einer <hi rend="latintype">demoiselle</hi> entbunden. Zweitens: Marx hat in <hi rend="latintype">énormer</hi> Gesellschaft beim <hi rend="latintype">banker</hi> <persName xml:id="persName_07cc400e-3bb4-4f58-b0bf-67ce3a0b625a">Michel Wolf<name key="PSN0115851" style="hidden" type="person">Wolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856)</name></persName> <title xml:id="title_35e77d26-e633-42aa-9182-d9a905a42ab6">Iphigenie in Aulis<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title> aufgeführt, und <persName xml:id="persName_07abce75-452a-42e3-bb0a-d3925d392219">Jettchen<name key="PSN0119122" style="hidden" type="person">Wolff, Henriette Marianne (1812-1883)</name></persName> die jüngste (von daher der Zobel, vom seligen Vater Minschen genannt) sang Kleitemnestra.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_50be7ad6-dd82-4067-aac2-f607338789a1" xml:lang="de">Kleitemnestra – Klytaimnestra ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Sie war die Tochter des Spartanerkönigs Tyndareos und der Leda, Gemahlin des mykenischen Königs Agamemnon und Schwester der schönen Helena. </note> Wenn <hi n="1" rend="underline">das</hi> ohne weitre Zuthat nicht schön ist, o Felix! so hast Du kein Gefühl für Glück und Kunst. <persName xml:id="persName_7d380ddb-a2c8-4a3d-953c-f384e7fbfec7">Michel Wolf <name key="PSN0115851" style="hidden" type="person">Wolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856)</name></persName>ging unter den Höfen freudetrunken umher, und sagte: <persName xml:id="persName_a18c6eb3-6fdd-403a-ae82-0a8c445ed4d5">Riekchen<name key="PSN0119885" style="hidden" type="person">Dieringshofen, Friderike Auguste von (1806-?)</name></persName> hat viel mehr Mittel und Talent, aber <persName xml:id="persName_d17a4b3d-6e9c-446f-935b-468c009624e8">Jettchen<name key="PSN0119122" style="hidden" type="person">Wolff, Henriette Marianne (1812-1883)</name></persName> ersetzt es durch Dreistigkeit. – Du <hi n="1" rend="underline">mußt</hi> das lustig finden!</p> <p>Erlaube, beste <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_69dd3858-da06-416c-815c-1dfe55a03197">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>! daß ich mir das Vergnügen mache, Carlchen bei Ankunft seines <persName xml:id="persName_1e373e24-c957-47e7-ab8c-7aeac3d472d5">Schwesterleins<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> oder Brüderchens eine größere Lagerstätte zu bereiten, da er seine Wiege dem Ankömmling wird abtreten müßen. Ein vernünftiges Anrathen ist wohl der Ueberraschung solches <hi n="1" rend="underline">poet</hi>ischen Geschenks vorzuziehen, und darum mußt Du mir bald sagen, ob Du ein sogenanntes Gitterbett, deßen <placeName xml:id="placeName_a3726627-f8db-46ba-ab3e-20ce613ce04c">Berliner<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <hi rend="latintype">genre</hi> Felix Dir beschreiben<seg type="pagebreak"> |6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> muß, oder eine niedrige Bettstelle, aus der Kinder ohne Gefahr aus- und einsteigen können, vorziehst? ferner, ob er auf Federn oder auf PferdehaarMatratzen schlafen soll? soll er in letzterm Fall wenigstens ein Deckbett oder Kopfkißen von Federn haben? eine wollene Decke? eine gestopfte Decke von Kattun? Kurz, gieb mir genaue Anweisung, wie Du es am liebsten haben möchtest, und was Euren Gewohnheiten zusagt. Halte mit <persName xml:id="persName_a8380aa1-cf8d-45b9-9cf3-ebe9585eddb2">Hanne<name key="PSN0111695" style="hidden" type="person">Hanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-)</name></persName>, der Großem in ihrem Fach einen weisen Rath. – Wills Gott, so dürfen wir <persName xml:id="persName_9f52b172-6874-46e6-9482-154ed019e927">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> endlich erwarten; er hat schon einige mal aus <placeName xml:id="placeName_55cfa571-08a9-45cc-bf5c-ebaa2c3c1f0b">Riga<settlement key="STM0100652" style="hidden" type="locality">Riga</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> geschrieben. Wieder gut, daß man die Zukunft nicht weiß: wer auf den <date cert="high" when="1839-01-19" xml:id="date_2811f120-b083-4225-852a-d0637a00bf97">19. Januar</date>, als er fortreiste, gesagt hätte; daß er länger als 4 Monate wegbleiben würde! Nun ist auch das überstanden, und so verstreicht das Leben mit Leiden, Entbehren, Sorge, aber nur Gott sei Dank, auch mit Freuden und bewußtem Genuß.</p> <p><persName xml:id="persName_3bb43322-6c4b-4b73-8d55-2bd28f32b6ab">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> ist sehr erfrischt, belebt, erfreut aus <placeName xml:id="placeName_9c8fe950-3090-4b3d-999e-abb7c9cd3888">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> zurück; in der Zeitung sind gar hübsche Bruchstücke aus seinen Briefen erschienen; hoffentlich <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> <add place="above">erfolgt<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> bald die ganze Reihe derselben. Die Zeit nimmt, wie die Eisenbahnen, einen stets raschern, tollern Umschwung, und wer, besonders aus Frankreich kommt, muß lieber gestern schon drucken laßen; alles erkaltet, veraltet. – Der brave, redliche Devrient hat beim Theater sogleich einen unangenehmen Vorfall erduldet; durch eine anonyme Aufforderung in den Zeitungen, daß auch er den <title xml:id="title_460d03f0-702f-4e28-b0cb-7bec1a0a2d28">Goetheschen Faust<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title> spielen möge. Das hat <persName xml:id="persName_2f1c9334-eefe-467b-8652-7a4331c92ead">Gruas<name key="PSN0111586" style="hidden" type="person">Grua, Franz Wilhelm (1799-1867)</name></persName> oder seiner Freunde hyperzarte Theater-Empfindlichkeit gereizt, und es ist ein Schwall von widrigen Hin- und Heranzeigen erschienen, auf welche auch er sich genöthigt gesehen zu erwidern. Er kam mit so vollem warmen Herzen und Hoffnung, so manches zu beßern und zu vervollkommnen; die Philister haben aber für nichts Sinn in ihrer lächerlichen Eitelkeit und bei dem Mißbrauch, daß jede Rolle erb- und eigenthümlich sei. – <persName xml:id="persName_c6658121-4655-4b5e-8f83-fe6ba2bf7c2a">Adele Dorn<name key="PSN0116555" style="hidden" type="person">Dorn, Adele</name></persName> und <persName xml:id="persName_68779429-baaa-4d47-91d7-9894ae4302ec">Marie Lichtenstein<name key="PSN0119886" style="hidden" type="person">Lichtenstein, Marie</name></persName> veranstalten ein Koncert für Arme, worin sie mit <persName xml:id="persName_e369cf4a-0a56-42eb-bc75-2538ea8d4678">Betty Rudorf<name key="PSN0119887" style="hidden" type="person">Rudorff, Betty (1808-1887)</name></persName> die 2 <title xml:id="title_8b8878c5-ce6c-48bd-ac2d-4283a0a19402">Tripelkoncerte<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0112607" style="hidden" type="music">Tripelkonzerte</name></title> v. <persName xml:id="persName_6a9fb33b-6f7a-4bb4-bf3f-c19d8933a9cb">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> spielen <add place="above">werden<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>, und 1 Psalm v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_390bc460-5aad-480c-8d44-e4fe84586e9e">Marcello<name key="PSN0113061" style="hidden" type="person">Marcello, Benedetto (1686-1739)</name></persName></hi>, die Arie aus der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_8ee77d89-efc0-4afe-a282-3a7b5f94e1cf">Paßion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title></hi> „erbarme“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_367bd5f5-b327-46f2-8f4b-1468ee1e8770" xml:lang="de">erbarme – Johann Sebastian Bach, Matthäus-Passion BWV 244, Nr. 39: Aria »Erbarme dich«.</note> mit Begleitung v. <persName xml:id="persName_d26142bb-38e8-4e63-8d0f-a962e5043f22">Ries<name key="PSN0114192" style="hidden" type="person">Ries, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886)</name></persName> etc. vorkommen soll. Die Damen wünschen<seg type="pagebreak"> |7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> daß <persName xml:id="persName_b2e9b75f-dc7f-4c56-8992-6f0acdf4abfb">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ihnen den Bach einstudiren möge, und waren aber mit ihrer Suplik hinr. <hi rend="latintype">granted</hi>!</p> <p>Hoffentlich hattet Ihr d. <date cert="high" when="1839-05-20" xml:id="date_633a1e79-51e9-4444-b64e-3f9bf524da76">2. Pfingsttag</date> schöneres Wetter, als wir, wo um Mittag ein furchtbarer Wolkenbruch mit Donner und Hagel wüthete. Alle meine <hi rend="latintype">souterrains</hi> waren im Nu überschwemmt. <persName xml:id="persName_a291c353-35d0-48e2-b5cb-9f34e89f9627">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> auf dem Weg zu uns, mußte in einer Weinstube 2 Stunden warten; die Rinnsteigbrücken waren weggeschwemmt, und viele tausend Spatzierfahrende sahen ihre <hi rend="latintype">toilette</hi> verdorben, und doch war dies Unwetter so partiell, daß man in der <placeName xml:id="placeName_818cfb09-200a-4ff7-81ec-e26f8731fd9b">Oranienburger Straße<name key="NST0104945" style="hidden" subtype="" type="institution">Oranienburger Straße</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> keine Ahndung davon hatte. – Der Garten blüht in Maienblumen- und Fliederpracht, aber wir konnten es bis gestern durchaus nicht genießen, wo es <add place="above">erst<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> linder warm und heiter ist.</p> <p><hi rend="latintype">Cécile de mon cœur</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_38c56f3d-45c6-418e-8e26-67f837ac7cfc" xml:lang="fr ">Cécile de mon cœur – frz., Cécile meines Herzens.</note> beschreibe mir Deinen und Deiner <persName xml:id="persName_8ce9c6ed-1e10-4ee2-8141-9ec1421595f9">Julie<name key="PSN0114771" style="hidden" type="person">Schunck, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> Hochzeitstaat und grüße mir <persName xml:id="persName_4afb8737-6265-40fb-93a9-6390cea06480">Großmutter<name key="PSN0114987" style="hidden" type="person">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName>, <persName xml:id="persName_0812bfe3-2be6-42c8-ab28-694760d8070f">Mutter<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> und die schöne <persName xml:id="persName_92ef4bfe-d210-42c8-8f44-62191aeade24">Braut<name key="PSN0114771" style="hidden" type="person">Schunck, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> aufs theilnehmendste. Deine gute <persName xml:id="persName_95d02a49-e9fb-48f6-bcfd-a89acc6aedb1">Mutter<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> beschämt mich aufs Aeußerste durch die gütige Aufnahme meines Briefs. Ja, wenn man sich doch enthalten könnte, Dich zu bewundern wenn man Dich sieht, Dich im Kern des Herzens zu tragen, wenn man Dich kennt! Ist dabei ein Schatten von Verdienst? nur <hi n="1" rend="underline">das</hi> hab ich der Natur zu danken, daß ich Lebhaftigkeit zu fühlen habe, und Einsicht genug, das Vortreffliche zu verstehen. </p> <closer rend="left">Gott schütze Euch!</closer> </div> </body> </text></TEI>