gb-1839-05-08-01

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Fanny Hensel und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf<lb/>Berlin, 8. Mai 1839 Ich will Dich nicht länger ohne Nachricht lassen, lieber Felix. es ist Gottlob, Alles wohl, Rebecka hat sich brav gehalten, und diese überaus traurigen 8 Tage haben wenigstens ihrer Gesundheit nicht geschadet. So eben kommen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 17. April 1839<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/fmb-1839-04-17-02/gb-1839-05-08-01" target="_blank">Brief - fmb-1839-04-17-02</a> Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Frankfurt a. M., 18. Juni 1839<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/gb-1839-05-08-01/fmb-1839-06-18-02" target="_blank">Brief - fmb-1839-06-18-02</a> Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 35/152. Autograph Fanny Hensel und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 8. Mai 1839 Ich will Dich nicht länger ohne Nachricht lassen, lieber Felix. es ist Gottlob, Alles wohl, Rebecka hat sich brav gehalten, und diese überaus traurigen 8 Tage haben wenigstens ihrer Gesundheit nicht geschadet. So eben kommen

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN / 8/5 / 6-7], [? / 12/5], Siegel.

Fanny Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

8. Mai 1839 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Herrn Dr. Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf. Poste restante fr.
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin d 8ten Mai 39.

Ich will Dich nicht länger ohne Nachricht lassen, lieber Felix. es ist Gottlob, Alles wohl, RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) hat sich brav gehalten, und diese überaus traurigen 8 Tage haben wenigstens ihrer Gesundheit nicht geschadet. So eben kommen wir vonGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) Gans Beerdigung zurück. Studenten trugen ihn den langen Weg, eine unabsehbare Menschenmenge, die ganze UniversitätFriedrich-Wilhelms-UniversitätBerlinDeutschland, und Alles was ihn kannte, folgte zu Fuß. Er liegt auf dem Oranienburger KirchhofOranienburger KirchhofBerlinDeutschland nah bei HegelHegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) und FichteFichte, Johann Gottlieb (1762-1814). Seit SchleiermachersSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768-1834) Tode habe ich solche Sensation nicht gesehn. Es ist nicht zu sagen, wie viel jeder seiner Freunde verliert, wie überaus wichtig erGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) grade hier war, mit seiner seltenen Freimüthigkeit, mit seinem unermüdlichen Eifer, der überall durchzugreifen wußte, wo es nicht war und Noth that. Er war aber auch ein sehr glücklicher Mensch, wie wir in diesen Tage vielfach besprachen. Er hat fast nie ein Unglück, oder nur eine ernste Widerwärtigkeit erfahren. Alles, Anerkennung so wie |2| Opposition war für ihn ein Gegenstand der Freude, und er hat sein Leben so recht nach allen Seiten hin genossen. Unstreitig fingen seine Kräfte an, zurückzugehn, und so kann man ihn wol selig preisen, daß er dahingegangen, bevor diese Abnahme ihm selbst bemerklich und schmerzlich ward. Wenn man das Leben nicht nach Tagen und Jahren mißt, sondern nach dem, was seinen Werth ausmacht, so hat er ein langes Leben geführt.

Lebe wohl bester Felix, mögen diese bewegten Tagen Dich und CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) nicht allzusehr angreifen. Ich denke immer noch daran wie Du vor drei Jahren nach 8 Tagen noch nicht ausgeschlafen hattest. Hoffentlich hören wir bald von Euch. Aus FrankfurtFrankfurt a. M.Deutschland haben wir einen Brief erhalten. Lebt wohl, grüßt WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-).

Eure Fanny
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

Lieber Felix, es thut mir sehr leid, daß Du den Tod unseres lieben FreundesGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) wahrscheinlich erst durch mich erfahren hast. Du weißt, es ist sonst nicht meine Art, mit einer traurigen Nachricht mit der Thür ins Haus |3| zu fallen, aber mein armer Kopf ist so dumm, daß er die Geschichte mit dem Briefe von Mutter und Fanny <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1839-05-04-01" style="hidden" type="letter">Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Berlin, 4. Mai 1839</name> , Tags zuvor nicht recht begriffen hat. Mein armer DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859), den kenne ich nicht mehr. Er hat auch außer dem Hause Alles verloren. So still und zerknirscht und resignirt habe ich ihn nicht gesehenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858), ich glaube, die Sorge um ihn hält mich so zusammen, denn ich bin mit allem Gram wohl, vielleicht wohler als in der letzten Zeit. Am Sonntag Abend kamen HeysesHeyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H., SteffensSteffens, Familie von → Henrik S., HeidemannsHeydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H. etc. und wir alle saßen weinen und von dem wilden, guten, edlen, sprechen. Eben war ich bei seiner armen MutterGans, Zippora Koppel (1776-1839), und habe ihr seine letzte Lebensstunde ausführlich erzählt. Während er hinfiel, fuhr sie nach dem Hyacinthengarten. Soll man nun an Ahnungen glauben? Das Schicksal der Frau ist fürchterlich. Diesen Sohn zu verlieren, und ihren anderen zu behalten, der ein großer Taugenichts seyn soll. Unsere gute UniversitätFriedrich-Wilhelms-UniversitätBerlinDeutschland wird nun wohl mit Deutschland schnarchen.

Du hast uns um einen guten, langen Brief gebeten, da hast Du einen kurzen betrübten. Wie Gott will. Schreibe Du, wo möglich, Gutes, wir werden uns dessen freuen. DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) ist eben zurückgekommen, er grüßt herzlich. Schreib ihm doch einmal einen guten Brief. Adieu ihr Lieben. Grüßt Woringens. Eure treuste Seele

Rebecka.
            Berlin d 8ten Mai 39. Ich will Dich nicht länger ohne Nachricht lassen, lieber Felix. es ist Gottlob, Alles wohl, Rebecka hat sich brav gehalten, und diese überaus traurigen 8 Tage haben wenigstens ihrer Gesundheit nicht geschadet. So eben kommen wir von Gans Beerdigung zurück. Studenten trugen ihn den langen Weg, eine unabsehbare Menschenmenge, die ganze Universität, und Alles was ihn kannte, folgte zu Fuß. Er liegt auf dem Oranienburger Kirchhof nah bei Hegel und Fichte. Seit Schleiermachers Tode habe ich solche Sensation nicht gesehn. Es ist nicht zu sagen, wie viel jeder seiner Freunde verliert, wie überaus wichtig er grade hier war, mit seiner seltenen Freimüthigkeit, mit seinem unermüdlichen Eifer, der überall durchzugreifen wußte, wo es nicht war und Noth that. Er war aber auch ein sehr glücklicher Mensch, wie wir in diesen Tage vielfach besprachen. Er hat fast nie ein Unglück, oder nur eine ernste Widerwärtigkeit erfahren. Alles, Anerkennung so wie Opposition war für ihn ein Gegenstand der Freude, und er hat sein Leben so recht nach allen Seiten hin genossen. Unstreitig fingen seine Kräfte an, zurückzugehn, und so kann man ihn wol selig preisen, daß er dahingegangen, bevor diese Abnahme ihm selbst bemerklich und schmerzlich ward. Wenn man das Leben nicht nach Tagen und Jahren mißt, sondern nach dem, was seinen Werth ausmacht, so hat er ein langes Leben geführt.
Lebe wohl bester Felix, mögen diese bewegten Tagen Dich und Cecile nicht allzusehr angreifen. Ich denke immer noch daran wie Du vor drei Jahren nach 8 Tagen noch nicht ausgeschlafen hattest. Hoffentlich hören wir bald von Euch. Aus Frankfurt haben wir einen Brief erhalten. Lebt wohl, grüßt Woringens.
Eure Fanny
Lieber Felix, es thut mir sehr leid, daß Du den Tod unseres lieben Freundes wahrscheinlich erst durch mich erfahren hast. Du weißt, es ist sonst nicht meine Art, mit einer traurigen Nachricht mit der Thür ins Haus zu fallen, aber mein armer Kopf ist so dumm, daß er die Geschichte mit dem Briefe von Mutter und Fanny, Tags zuvor nicht recht begriffen hat. Mein armer Dirichlet, den kenne ich nicht mehr. Er hat auch außer dem Hause Alles verloren. So still und zerknirscht und resignirt habe ich ihn nicht gesehen, ich glaube, die Sorge um ihn hält mich so zusammen, denn ich bin mit allem Gram wohl, vielleicht wohler als in der letzten Zeit. Am Sonntag Abend kamen Heyses, Steffens, Heidemanns etc. und wir alle saßen weinen und von dem wilden, guten, edlen, sprechen. Eben war ich bei seiner armen Mutter, und habe ihr seine letzte Lebensstunde ausführlich erzählt. Während er hinfiel, fuhr sie nach dem Hyacinthengarten. Soll man nun an Ahnungen glauben? Das Schicksal der Frau ist fürchterlich. Diesen Sohn zu verlieren, und ihren anderen zu behalten, der ein großer Taugenichts seyn soll. Unsere gute Universität wird nun wohl mit Deutschland schnarchen.
Du hast uns um einen guten, langen Brief gebeten, da hast Du einen kurzen betrübten. Wie Gott will. Schreibe Du, wo möglich, Gutes, wir werden uns dessen freuen. Dirichlet ist eben zurückgekommen, er grüßt herzlich. Schreib ihm doch einmal einen guten Brief. Adieu ihr Lieben. Grüßt Woringens. Eure treuste Seele
Rebecka.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1839-05-08-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1839-05-08-01" xml:id="title_0dde7fb6-30cf-4ff1-bf5b-1af3ed7d532d">Fanny Hensel und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf<lb></lb>Berlin, 8. Mai 1839</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_c4ce9289-2f22-437e-9cc9-40c674e7d06e">Ich will Dich nicht länger ohne Nachricht lassen, lieber Felix. es ist Gottlob, Alles wohl, Rebecka hat sich brav gehalten, und diese überaus traurigen 8 Tage haben wenigstens ihrer Gesundheit nicht geschadet. 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Lebt wohl, grüßt <persName xml:id="persName_57a51e4d-cdfe-4f67-80a8-dd9441cf78f8">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>.</seg></p> <signed rend="right">Eure Fanny</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f7f03cab-1438-4805-9dc6-5bcb7ada16af"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_adfaa6bd-e379-4880-b831-37744a1e1771">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_92ea87e5-1841-4910-bbf7-39c89edd4071">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Felix</seg>, es thut mir sehr leid, daß Du den Tod unseres lieben <persName xml:id="persName_921c21d8-9bd0-437e-9def-8707023f1b72">Freundes<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> wahrscheinlich erst durch mich erfahren hast. Du weißt, es ist sonst nicht meine Art, mit einer traurigen Nachricht mit der Thür ins Haus<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> zu fallen, aber mein armer Kopf ist so dumm, daß er die Geschichte mit dem <title xml:id="title_5b35e2d9-111b-48df-bd4d-cee8ec13bc72">Briefe von Mutter und Fanny <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1839-05-04-01" style="hidden" type="letter">Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Berlin, 4. Mai 1839</name> </title>, Tags zuvor nicht recht begriffen hat. Mein armer <persName xml:id="persName_ee4afd6a-06af-4bb2-93ca-775e4001f877">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName>, den kenne ich nicht mehr. Er hat auch außer dem Hause Alles verloren. So still und zerknirscht und resignirt habe ich ihn nicht <add place="above">gesehen<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add>, ich glaube, die Sorge um ihn hält mich so zusammen, denn ich bin mit allem Gram wohl, vielleicht wohler als in der letzten Zeit. Am <date cert="high" when="1839-05-05" xml:id="date_e470ac5a-6d9c-4f48-9bd4-3b3de20f9736">Sonntag</date> Abend kamen <persName xml:id="persName_69da4679-b17b-4ce3-89e8-5439a8eeab93">Heyses<name key="PSN0111968" style="hidden" type="person">Heyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.</name></persName>, <persName xml:id="persName_ff16c67f-2be7-43db-b5d9-a709a7d43e3d">Steffens<name key="PSN0115075" style="hidden" type="person">Steffens, Familie von → Henrik S.</name></persName>, <persName xml:id="persName_06928693-52ea-47a3-8ae3-d3036151ffc2">Heidemanns<name key="PSN0111958" style="hidden" type="person">Heydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H.</name></persName> etc. und wir alle saßen weinen und von dem wilden, guten, edlen, sprechen. Eben war ich bei seiner armen <persName xml:id="persName_199e0b2f-05bf-4079-b26e-ea2fb3f4be86">Mutter<name key="PSN0119867" style="hidden" type="person">Gans, Zippora Koppel (1776-1839)</name></persName>, und habe ihr seine letzte Lebensstunde ausführlich erzählt. Während er hinfiel, fuhr sie nach dem Hyacinthengarten. Soll man nun an Ahnungen glauben<unclear reason="covering" resp="FMBC">?</unclear> Das Schicksal der Frau ist fürchterlich. Diesen Sohn zu verlieren, und ihren anderen zu behalten, der ein großer Taugenichts seyn soll. Unsere gute <placeName xml:id="placeName_4a2cc514-2427-47a8-ad2b-f35266ac1747">Universität<name key="NST0100421" style="hidden" subtype="" type="institution">Friedrich-Wilhelms-Universität</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wird nun wohl mit Deutschland schnarchen.</p> <p>Du hast uns um einen guten, langen Brief gebeten, da hast Du einen kurzen betrübten. Wie Gott will. Schreibe Du, wo möglich, Gutes, wir werden uns dessen freuen. <persName xml:id="persName_e4243d7d-1215-4bd3-81c4-9709692fc1ba">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> ist eben zurückgekommen, er grüßt herzlich. Schreib ihm doch einmal einen guten Brief. <seg type="closer">Adieu ihr Lieben. Grüßt Woringens.</seg> <seg type="signed">Eure treuste Seele</seg></p> <signed rend="center">Rebecka.</signed> </div> </body> </text></TEI>