gb-1839-04-29-02
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Berlin, 29. April 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Löcherbekommen; Gott, wenns ein
dérangementdes Sonnensystems gäbe, eine HimmelsRevolution, was würde
Vegetation wie doll, alle Knospen, Blätter, Blüten verschanzen sich in ihre Schlupfwinkel, und wer darf im Norden klagen, so lang der
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Wenn ich nicht irre, so intereßirst Du Dich für den genialen Spontini der Chirurgen) hatte sich
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seinenChirurgen machen laßen;
Discrétionbeobachtet würde. Dieff. hält sich durch Posaunen aber schadlos, dafür daß er bisher höchstens Orts hintangesetzt worden, und das werfe ich ihm freilich vor, indem er dadurch die heilige Pflicht des Arztes verletzt. – Die arme Prinzeß hat sehr gelitten, und ihr Gemahl hat sich als Muster eines besorgten, zärlichen Mannes gezeigt. Solche Tugenden aber sind in jenem Stande anzuerkennen, weil alles darauf berechnet ist, dort Kaltsinn und Unnatur zu erzeugen. Du kannst Dir vorstellen, welch weites Feld für
comméragedieser Fall darbietet, denn die Tendenz der meisten Menschen geht ja dahin,
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alles ist auf
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nichts auf Leibschmerzen berechnet.
Recht herzlich bitt ich Dich , guter Felix! genau, ja pedantisch auf Cécile zu wachen, daß sie meine 10 Gebote, und noch ein Dutzend mehr, getreu in ihrem Zustande befolgt. Daß sie alles zur Reise gepackt, damit bin ich gar nicht zufrieden, denn das Bücken und Abmühen ist schädlich. Es giebt Frauen, die friedlich wie
Mde. Moscheles
fausse couchezugezogen, während ich in meiner Schwangerschaft mit
Dichhabe ich nur mit Beobachtung unendlicher Vorsicht und vieler Entbehrung zur Welt befördert, und wenn
mir das Dank weiß, so soll sie jetztCécile
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als Alliirte zu Hülfe. Ists denn nicht auch aller Sorgfalt werth, wenn man einen Engel wieMde. Jeanrenaud
solls nicht. – Grüß mir die Braut, die ganze verehrte Familie,Cile
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Berlin 29 April 1839 Mein letzter Brief nach Leipzig muß Dich um einen Tag verfehlt haben, liebster Sohn! da ich ihn aber H. Schunk adressirt und nachzuschicken empfohlen hatte, so wird er Dir gewiß richtig zugekommen sein. Als Fortsetzung wegen Drouet muß ich gleich berichten, daß Graf Redern auf Fannys Schreiben sogleich und sehr höflich antwortete, und was noch beßer war, ihn ein paar Tage darauf im Opernhause spielen ließ und das beliebteste Ballet, der Quixote, dazu anordnete, was dann auch ein volles Haus gemacht. Er spielt wirklich noch so göttlich wie sonst, wurde mit Beifall empfangen und begleitet und in allen 3 Tageszeitungen ungeheuer gelobt. Die Moral der Sache kann ich nicht mittheilen, indem Drouet sich seit dem Sonntag wo er bei mir gespeist, nicht wieder blicken laßen. Wir hatten eine loge zu 8 Personen genommen und amusirten uns, selbst im Ballet; denn wir hatten die Kinder mit uns, überall im Hause waren fröhliche Kindergesichter zu schauen, und neben uns sprach ein allerliebstes 6jähriges Mädchen so lebhaftes Entzücken aus, daß wir ganz von ihr eingenommen waren. Als Sancho geprellt wurde, brach sie in Thränen aus, und wir konnten sie kaum zu der Ueberzeugung bringen, daß nur eine Puppe so umher geworfen werde. So reizbar sie für die Rührung erschien, so sehr erregte das Vergnügen sie auch, und durch sie und unsre Knaben unterhielten auch wir uns sehr gut in dem Tod lustigen, bunten, drollichten Ding, das für mich nur 3 hübsche Momente enthielt; wo nämlich Ritter und Knappe statt Einleitung gravitätisch auf Pferd und Esel über die Bühne ritten, dann eine hübsche nationelle cachuca mit castagnetten und lebendiger Musik, endlich ein Aufzug von Landleuten, der genau so arrangirt war, wie Roberts Gruppe der madonna dell’Arco. Walter hat den Eindruck den der streitsüchtige Ritter auf ihn gemacht, aber büßen müßen; denn den andern Tag jagte und erschreckte er mit seiner Lanze Fannys Hüner so sehr, daß es ihm eine Strafpredigt von Onkel Hensel, und eine Entziehung des Abendbrods von seiner Mutter zuzog. Das sind nun die Folgen der sündhaften Theater und des menschlichen Nachahmungstriebs. Trotz der fortwährenden Rauhigkeit des Walters befindet sich Rebecka, Gott sei Dank! wohl, und weder Theater, noch Besuche empfangen und geben hat ihr geschadet. Die Sonne scheint sich indeß gar nicht so gut zu befinden, denn sie kömmt gar nicht an Tages- noch weniger an Nachtlicht; einem Augsburger Astronomen zufolge hätte sie Löcher bekommen; Gott, wenns ein dérangement des Sonnensystems gäbe, eine HimmelsRevolution, was würde Eisold sagen? – Einstweilen haben wir keine Vegetation wie doll, alle Knospen, Blätter, Blüten verschanzen sich in ihre Schlupfwinkel, und wer darf im Norden klagen, so lang der Vesuv in Schnee gehüllt ist? – Ueber die Newa können noch Frachtwagen fahren, und unser Paulchen ist dort gefeßelt! Albertine las uns gestern wieder einen allerliebsten Brief vor – das Osterfest hat er in all seiner Eigenthümlichkeit wunderhübsch beschrieben; eben so komisch eine Aufführung der Schöpfung, in der er 9 contrabäße und 6 Tenorchorsänger zählte. Krösus Stieglitz hat nach einem diner alle seine Gäste in Thalbergs Koncert frei gehalten, zu dem er viele logen genommen und sie Abends wieder bei sich versammelte. Es ist gut, daß Paul beim kleinen Werner fortdauernd wohnen, und deutsche Räumlichkeit und Küche genießen kann! Um auf besagte Hüner zu kommen, Fanny bringt mir eben einen frischen Eiertribut zum Frühstück, und erzählt als Würze eine neue schöne Geschichte der Novello, die sie Dir mittheilen will. Das ist ja ein infamer Racker, würde Amalie Beer zart sagen! Sie soll vorgestern übrigens ein ganz leeres Koncert gehabt haben, trotz der Manipulationen der Gebrüder Ganz. Und wer hat mit ihr gesungen? nobody else, denn die Demoiselle Löwe, welche sich voriges Jahr bei Dir als eine Milder ankündigen ließ, und die ich, wie Sittah Nathans Erzählung, hinter dem Vorhange hörte. Sempi felici pel mio Felice! Ich bin überzeugt, die Novello hat durch (durch, nicht für!) den Namen Löwe manchen hinters Licht wegen der beliebten Brüllerinn führen wollen, der die Vornamen nicht so gegenwärtig hat. Wenn ich nicht irre, so intereßirst Du Dich für den genialen Dieffenbach, lieber Felix! und da wirst Du gern erfahren, daß er an der Kronprinzeßin ein höchst gelungene Operation gemacht hat, und ganz trunken und stralend von Stolz und Wonne ist, an dem Feinde Rust einen vollständigen Triumph erlebt zu haben. Du weißt, der Tirann Rust (ein wahrhafter Spontini der Chirurgen) hatte sich so des Kronprinzen zu bemeistern gewußt, daß seine Gemalin sich vor einigen Jahren nur insgeheim der Homöopathie bediente!! – Rust wollte die Operation durch seinen Chirurgen machen laßen; Stosch hatte aber die Kühnheit zu erklären, dann könne er als Arzt nicht mehr bei ihr fungiren; die Gegenwart Rusts während der Operation hatte sich Dieff. aber verbeten, und der Kronprinz selbst mußte erstern aus dem Zimmer führen, weil er sich wenigstens das Verdienst der Leitung anmaßen wollte. – Stosch, der diese ganze Zeit über auf dem Schloße geschlafen, hat Dieff. frühmorgens aus dem Bett geholt, und ihn seine Instrumente mitnehmen laßen, ohne ihm zu sagen, wohin? damit Discrétion beobachtet würde. Dieff. hält sich durch Posaunen aber schadlos, dafür daß er bisher höchstens Orts hintangesetzt worden, und das werfe ich ihm freilich vor, indem er dadurch die heilige Pflicht des Arztes verletzt. – Die arme Prinzeß hat sehr gelitten, und ihr Gemahl hat sich als Muster eines besorgten, zärlichen Mannes gezeigt. Solche Tugenden aber sind in jenem Stande anzuerkennen, weil alles darauf berechnet ist, dort Kaltsinn und Unnatur zu erzeugen. Du kannst Dir vorstellen, welch weites Feld für commérage dieser Fall darbietet, denn die Tendenz der meisten Menschen geht ja dahin, die kleinsten détails im häuslichenLeben der Vornehmen abzuspähen. Bei diesem Anlaß ist mir das Wort der seligen Varnhagen eingefallen, die bei Gelegenheit der Einrichtungen der Paläste sagte, alles ist auf cour, nichts auf Leibschmerzen berechnet. Recht herzlich bitt ich Dich, guter Felix! genau, ja pedantisch auf Cécile zu wachen, daß sie meine 10 Gebote, und noch ein Dutzend mehr, getreu in ihrem Zustande befolgt. Daß sie alles zur Reise gepackt, damit bin ich gar nicht zufrieden, denn das Bücken und Abmühen ist schädlich. Es giebt Frauen, die friedlich wie Mde. Moscheles, mit ihrer Bürde durch die Welt reisen können, aber auch viele, die Uebermüdung schlechterdings nicht vertragen. Eine Reise von hier nach Hamburg, in unbequemem Wagen, hat mir die erste fausse couche zugezogen, während ich in meiner Schwangerschaft mit Fanny überaus wohl und beweglich war. Dich habe ich nur mit Beobachtung unendlicher Vorsicht und vieler Entbehrung zur Welt befördert, und wenn Cécile mir das Dank weiß, so soll sie jetzt für mich sehr gewißenhaft und gesetzt sein. Sie darf sich weder körperlich noch geistig anstrengen. Ich rufe die gute Mde. Jeanrenaud als Alliirte zu Hülfe. Ists denn nicht auch aller Sorgfalt werth, wenn man einen Engel wie Carlchen ins Leben bringen kann? – Was sagt denn Groß- und Urgroßmutter dazu? und wer beschreibt mir das ausführlich? Meine Cile solls nicht. – Grüß mir die Braut, die ganze verehrte Familie, Sr. v. Schlegel und Veits. – Morgen ist die Hochzeit der kugelrunden Klara v. Halle; gestern war Polterabend mit allen erdenklichen Verkleidungen und Singsang. Ich finde den Resttag dazwischen sehr vernünftig. – Uebermorgen giebt Wieprecht, der chef aller Militairmusik ein geistliches Kirchenkoncert, wozu Sachen v. S. Bach, Felix, Klein etc. angekündigt sind. Wann wirst Du denn wieder ein Weltkind? – Die Decker ist schon wieder in der Kirche gewesen, und ich hoffe sie zu meiner fête zu haben; ich mußte es verschieben, da Rosa etwas unwohl ist. Tausend Küße für Carletto; Hanne soll ihn brav in Acht nehmen und seine Mama pflegen, dann bin ich ihr auch gern dankbar, mit Kattun und gingham.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-04-29" xml:id="date_1d9e6926-ae1e-4a60-ab89-e0d023aead97">29. 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Er spielt wirklich noch so göttlich wie sonst, wurde mit Beifall empfangen und begleitet und in allen 3 Tageszeitungen ungeheuer gelobt. Die Moral der Sache kann ich nicht mittheilen, indem <hi rend="latintype">Drouet</hi> sich seit dem <date cert="high" when="1839-04-21" xml:id="date_abd0a6b1-5199-4bd4-8def-6553d416b665">Sonntag</date> wo er bei mir gespeist, nicht wieder blicken laßen. Wir hatten eine <hi rend="latintype">loge</hi> zu 8 Personen genommen und <hi rend="latintype">amusirten</hi> uns, selbst im Ballet; denn wir hatten die <persName xml:id="persName_9caa3341-1e21-4670-8419-5392ccdeae1d">Kinder<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name><name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> mit uns, überall im Hause waren fröhliche Kindergesichter zu schauen, und neben uns sprach ein allerliebstes 6jähriges Mädchen so lebhaftes Entzücken aus, daß wir ganz von ihr eingenommen waren. Als Sancho geprellt wurde, brach sie in Thränen aus, und wir konnten sie kaum zu der Ueberzeugung bringen, daß nur eine Puppe so umher geworfen werde. So reizbar sie für die Rührung erschien, so sehr erregte das Vergnügen sie auch, und durch sie und unsre Knaben unterhielten auch wir uns sehr gut in dem Tod lustigen, bunten, drollichten Ding, das für mich nur 3 hübsche Momente enthielt; wo nämlich Ritter und Knappe statt Einleitung gravitätisch auf Pferd und Esel über die Bühne ritten, dann eine hübsche nationelle <hi rend="latintype">cachuca</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a50a2a01-0d5d-41d8-84df-e504566412f0" xml:lang="span ">cachuca – Cachucha ist ein spanischer Solotanz im 3/4 bis 3/8 Takt, der ähnlich wie der Bolero zu einem andalusischen Nationallied mit Kastagnettenbegleitung getanzt wird.</note> mit <hi rend="latintype">castagnetten</hi> und lebendiger Musik, endlich ein Aufzug von Landleuten, der genau so arrangirt war, wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6171a699-4d2b-4393-8ddc-c49f63a6505b">Roberts<name key="PSN0114234" style="hidden" type="person">Robert, Louis Léopold (1794-1835)</name></persName></hi> Gruppe der <title xml:id="title_22a9c6fb-c8e3-454b-b912-d21969dbac05"><hi rend="latintype">madonna dell’Arco</hi><name key="PSN0114234" style="hidden" type="author">Robert, Louis Léopold (1794-1835)</name><name key="CRT0110533" style="hidden" type="art">La fête de la Madone de l’arc, près de Naples</name></title>. <persName xml:id="persName_d4514e5c-4cdc-42bc-b77f-daa28b22cf7a">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> hat den Eindruck den der streitsüchtige Ritter auf ihn gemacht, aber büßen müßen; denn den andern Tag jagte und erschreckte er mit seiner Lanze<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_7849abac-df95-4f49-ae00-020bf796e5a7">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName></hi> Hüner so sehr, daß es ihm eine Strafpredigt von <persName xml:id="persName_72f57ab0-7fc1-4436-9f04-792a009dd16b">Onkel Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, und eine Entziehung des Abendbrods von seiner <persName xml:id="persName_1e5cc84e-29f5-421c-b12e-dad2dc21d4aa">Mutter<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> zuzog. Das sind nun die Folgen der sündhaften Theater und des menschlichen Nachahmungstriebs. Trotz der fortwährenden Rauhigkeit des Walters befindet sich Rebecka, Gott sei Dank! wohl, und weder Theater, noch Besuche empfangen und geben hat ihr geschadet. Die <hi n="1" rend="underline">Sonne</hi> scheint sich indeß gar nicht so gut zu befinden, denn sie kömmt gar nicht an Tages- noch weniger an Nachtlicht; einem Augsburger Astronomen zufolge hätte sie <hi n="1" rend="underline">Löcher</hi> bekommen; Gott, wenns ein <hi rend="latintype">dérangement</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1d248f55-9159-40ea-8bdb-64b0aeb390ef" xml:lang="fr ">dérangement – frz., Störung.</note> des Sonnensystems gäbe, eine HimmelsRevolution, was würde <persName xml:id="persName_11b40f92-ebfd-4849-8b65-eedebd69d87c">Eisold<name key="PSN0119860" style="hidden" type="person">Eisold, Herr</name></persName> sagen? – Einstweilen haben wir keine <hi n="1" rend="underline">Vegetation wie doll</hi>, alle Knospen, Blätter, Blüten verschanzen sich in ihre Schlupfwinkel, und wer darf im Norden klagen, so lang der <placeName xml:id="placeName_e9ded911-04bf-4751-80be-b3609966d72b">Vesuv<settlement key="STM0105490" style="hidden" type="landscape_form">Vesuv</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> in Schnee gehüllt ist? – Ueber die Newa können noch Frachtwagen fahren, und unser <persName xml:id="persName_8bf4df8a-e3fa-4939-8bd7-4221a166d345">Paulchen<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ist dort gefeßelt! <persName xml:id="persName_49637356-6634-4b13-a762-70086b0b9a83">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> las uns gestern wieder einen allerliebsten Brief vor – das Osterfest hat er in all seiner Eigenthümlichkeit wunderhübsch beschrieben; eben so komisch eine Aufführung der Schöpfung, in der er 9 contrabäße und 6 Tenorchorsänger zählte. Krösus <persName xml:id="persName_b3f0d05c-fb0a-4780-a53e-5af9509ed248">Stieglitz<name key="PSN0119795" style="hidden" type="person">Stieglitz, Ludwig (seit 1826) Baron von (1779-1843)</name></persName> hat nach einem <hi rend="latintype">diner</hi> alle seine Gäste in <persName xml:id="persName_d379d267-5007-4a92-8873-5d10f3ac5108">Thalbergs<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> Koncert frei gehalten, zu dem er viele <hi rend="latintype">logen</hi> genommen und sie Abends wieder bei sich versammelte. Es ist gut, daß <persName xml:id="persName_69fe2404-762e-4da0-8bcd-b46cf39276d2">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> beim kleinen <persName xml:id="persName_5c35ee7e-0f1a-4971-a712-7572be836411">Werner<name key="PSN0115713" style="hidden" type="person">Werner, Carl Friedrich</name></persName> fortdauernd wohnen, und deutsche Räumlichkeit und Küche genießen kann! Um auf besagte Hüner zu kommen, <persName xml:id="persName_e2598411-aa26-4522-a260-9af4f6ff6f56">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> bringt mir eben einen frischen Eiertribut zum Frühstück, und erzählt als Würze eine neue schöne Geschichte der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d2c658ee-2cf1-4c68-a1b4-b3bf178fdd02">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi>, die sie Dir mittheilen will. Das ist ja ein <hi n="1" rend="underline">infamer Racker</hi>, würde <persName xml:id="persName_ad7786c0-04fc-4513-b2ac-22354b5cd1be">Amalie Beer<name key="PSN0109764" style="hidden" type="person">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName> zart sagen! Sie soll <date cert="high" when="1839-04-27" xml:id="date_510342cf-19a2-4e86-8ec9-88dae0441069">vorgestern</date> übrigens ein ganz leeres Koncert gehabt haben, trotz der Manipulationen der <persName xml:id="persName_f6ddde48-6aa2-4330-aae9-edb1454ef1ff">Gebrüder Ganz<name key="PSN0111284" style="hidden" type="person">Ganz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)</name><name key="PSN0111285" style="hidden" type="person">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868)</name></persName>. Und wer hat mit ihr gesungen? <hi rend="latintype">nobody else</hi>, denn <hi n="1" rend="underline">die</hi> <hi rend="latintype">Demoiselle</hi> <persName xml:id="persName_065ec540-e15d-430c-9695-593a93b3ebec">Löwe<name key="PSN0112915" style="hidden" type="person">Loewe, Sophie (Sofia) Johanna Christine (1812-1866)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f594c50e-8f3d-44ac-9e6d-d6469b7e32fd" xml:lang="de">Demoiselle Löwe – Gemeint ist wohl die bekannte Berliner Sopranistin Sophie Johanna Christine Loewe und nicht die junge Sopranistin Auguste Loewe, die Mendelssohn während seines Berlin-Aufenthalts vorgesungen hatte. Ein entsprechender Auftritt ist allerdings nicht nachzuweisen.</note> welche sich voriges Jahr bei Dir als eine Milder<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> ankündigen ließ, und die ich, wie Sittah <title xml:id="title_30176567-619d-449d-831a-ca87f305c8c9">Nathans Erzählung<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name></title>, hinter dem Vorhange hörte.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_df853c56-97d8-4c30-9f57-ecc0ffb52318" xml:lang="de">wie Sittah Nathans Erzählung, hinter dem Vorhange hörte – Anspielung auf Gotthold Ephraim Lessings Drama Nathan der Weise (III,7); allerdings hörte Sittah die Ringparabel nicht mit an, da ihr Bruder Saladin ihr untersagt hatte das Gespräch vom Nebenzimmer aus zu verfolgen.</note> <hi rend="latintype">Sempi felici <hi n="1" rend="underline">pel</hi> mio Felice</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1f1b0246-02ef-4f33-8021-f5a4e20ad15e" xml:lang="it ">Sempi felici pel mio Felice – ital., Glückliche Zeiten für meinen Felix.</note> </p> <p>Ich bin überzeugt, die Novello hat durch <add place="above">(<hi n="1" rend="underline">durch</hi>, nicht <hi n="1" rend="underline">für</hi>!)<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> den Namen Löwe manchen hinters Licht wegen der beliebten Brüllerinn führen wollen, der die Vornamen nicht so gegenwärtig hat.</p> <p>Wenn ich nicht irre, so intereßirst Du Dich für den genialen <persName xml:id="persName_b11c49e6-52fb-4781-a9a5-afaa743b57d5">Dieffenbach<name key="PSN0110650" style="hidden" type="person">Dieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847)</name></persName>, lieber Felix! und da wirst Du gern erfahren, daß er an der <persName xml:id="persName_83814f0e-7d59-4001-9ee5-f734b8fd69f6">Kronprinzeßin<name key="PSN0113981" style="hidden" type="person">Preußen, Elisabeth Ludovike von (1801-1873)</name></persName> ein höchst gelungene Operation gemacht hat, und ganz trunken und stralend von Stolz und Wonne ist, an dem Feinde <persName xml:id="persName_374cf7f5-115f-474f-9229-f65746850492">Rust<name key="PSN0114376" style="hidden" type="person">Rust, Wilhelm Karl (1787-1855)</name></persName> einen vollständigen Triumph erlebt zu haben. Du weißt, der <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_3e90bfda-d5a3-4bec-b601-40a374ae7857"> <sic resp="writer">Tirann</sic> <corr resp="editor">Tyrann</corr> </choice> Rust (ein wahrhafter <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_651bc7d1-f452-47f1-b3c7-381a22952414">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi> der Chirurgen) hatte sich <hi n="1" rend="underline">so</hi> des <persName xml:id="persName_f6b8561a-408b-436a-b7e5-3ff31068d04e">Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> zu bemeistern gewußt, daß seine <persName xml:id="persName_3c09e38f-7181-4a62-b5e3-0c3124b40161">Gemalin<name key="PSN0113981" style="hidden" type="person">Preußen, Elisabeth Ludovike von (1801-1873)</name></persName> sich vor einigen Jahren nur insgeheim der Homöopathie bediente!! – Rust wollte die Operation durch <hi n="1" rend="underline">seinen</hi> Chirurgen machen laßen; <persName xml:id="persName_020005fa-141f-4d26-bcf1-338760317fd6">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> hatte aber die Kühnheit zu erklären, dann könne er als Arzt nicht mehr bei ihr fungiren; die Gegenwart Rusts während der Operation hatte sich <persName xml:id="persName_201a58e9-129b-439d-bf23-10f3e9250303">Dieff<name key="PSN0110650" style="hidden" type="person">Dieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847)</name></persName>. aber verbeten, und der Kronprinz selbst mußte erstern aus dem Zimmer führen, weil er sich wenigstens das Verdienst der Leitung anmaßen wollte. – Stosch, der diese ganze Zeit über auf dem Schloße geschlafen, hat Dieff. frühmorgens aus dem Bett geholt, und ihn seine Instrumente mitnehmen laßen, ohne ihm zu sagen, wohin? damit <hi rend="latintype">Discrétion</hi> beobachtet würde. Dieff. hält sich durch Posaunen aber schadlos, dafür daß er bisher höchstens Orts hintangesetzt worden, und das werfe ich ihm freilich vor, indem er dadurch die heilige Pflicht des Arztes verletzt. – Die arme Prinzeß hat sehr gelitten, und ihr Gemahl hat sich als Muster eines besorgten, zärlichen Mannes gezeigt. Solche Tugenden aber sind in jenem Stande anzuerkennen, weil alles darauf berechnet ist, dort Kaltsinn und Unnatur zu erzeugen. Du kannst Dir vorstellen, welch weites Feld für <hi rend="latintype">commérage</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bd96264b-b94d-4aed-a168-6e2c2d18958d" xml:lang="fr ">commérage – frz., Gerede.</note> dieser Fall darbietet, denn die Tendenz der meisten Menschen geht ja dahin,<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> die kleinsten <hi rend="latintype">détails</hi> im häuslichenLeben der Vornehmen abzuspähen. Bei diesem Anlaß ist mir das Wort der seligen <persName xml:id="persName_b1af6092-2356-470d-b2c3-81820bf784ae">Varnhagen<name key="PSN0115452" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name></persName> eingefallen, die bei Gelegenheit der Einrichtungen der Paläste sagte, <hi n="1" rend="underline">alles ist auf</hi> <hi rend="latintype">cour</hi>, <hi rend="latintype">nichts auf Leibschmerzen berechnet</hi>.</p> <p>Recht herzlich bitt ich Dich , guter Felix! genau, ja <hi n="1" rend="underline">pedantisch</hi> auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_27eabad5-9810-4516-abc4-24326f215433">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> zu wachen, daß sie meine 10 Gebote,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ea9826be-cfde-43bd-80ed-e610a85a72ad" xml:lang="de">meine 10 Gebote – Zu den absonderlichen Geboten Lea Mendelssohn Bartholdys für die Schwiegertochter Cécile siehe Brief gb-1839-04-23-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 23. April 1839.</note> und noch ein Dutzend mehr, getreu in ihrem Zustande befolgt. Daß sie alles zur Reise gepackt, damit bin ich gar nicht zufrieden, denn das Bücken und Abmühen ist schädlich. Es giebt Frauen, die friedlich wie <persName xml:id="persName_daa0c024-1858-4079-92e5-382e6be75269"><hi rend="latintype">Mde</hi>. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, mit ihrer Bürde durch die Welt reisen können, aber auch viele, die Uebermüdung schlechterdings nicht vertragen. Eine Reise von <placeName xml:id="placeName_6cd2f181-2c3e-4c44-99c7-7c3b432d726e">hier<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nach <placeName xml:id="placeName_45bfdc6b-4c89-4f29-b4d4-30281366ae12">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, in unbequemem Wagen, hat mir die erste <hi rend="latintype">fausse couche</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d616a283-9662-4b6e-9ed1-29959b34d52f" xml:lang="fr ">fausse couche – frz., Fehlgeburt.</note> zugezogen, während ich in meiner Schwangerschaft mit <persName xml:id="persName_5c5e9d5f-28b3-4872-8887-11eb5cd88e6c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> überaus wohl und beweglich war. <hi n="1" rend="underline">Dich</hi> habe ich nur mit Beobachtung unendlicher Vorsicht und vieler Entbehrung zur Welt befördert, und wenn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6c9d71ec-0c1a-4d6d-9a44-15b525db6342">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> mir das Dank weiß, so soll sie jetzt <add place="above">für mich<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> sehr gewißenhaft und <hi n="1" rend="underline">gesetzt</hi> sein. Sie darf sich weder körperlich noch geistig anstrengen. Ich rufe die gute <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1fe41b46-1da2-4128-93b7-8151a68f47a6">Mde. Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> als Alliirte zu Hülfe. Ists denn nicht auch aller Sorgfalt werth, wenn man einen Engel wie <persName xml:id="persName_62e319ab-14c7-4732-b665-3299f8eb4bf2">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> ins Leben bringen kann? – Was sagt denn <persName xml:id="persName_c4c2310c-e474-4d25-ad5f-267153d249ac">Groß<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName>- und <persName xml:id="persName_17494c12-7caa-4855-a086-251157a99b7e">Urgroßmutter<name key="PSN0114987" style="hidden" type="person">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> dazu? und wer beschreibt mir das ausführlich? Meine <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_479fa21a-6ca7-43c9-b675-6a64e5057b87">Cile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> solls nicht. – Grüß mir die Braut, die ganze verehrte Familie, <persName xml:id="persName_9ad9dbbb-d135-4824-9906-649770760086">Sr. v. Schlegel<name key="PSN0114561" style="hidden" type="person">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_444a179e-067a-4638-a278-5f01b2958e85">Veits<name key="PSN0115462" style="hidden" type="person">Veit, Familie von → Philipp V.</name></persName>. – Morgen ist die Hochzeit der kugelrunden <persName xml:id="persName_0dcd2da6-e6de-4b27-b025-6f889286dcfb">Klara v. Halle<name key="PSN0117168" style="hidden" type="person">Halle, Clara von (1819-1878)</name></persName>; <date cert="high" when="1839-04-28" xml:id="date_54e34be4-6eb7-49e7-9873-960724cd9d8f">gestern</date> war Polterabend mit allen erdenklichen Verkleidungen und Singsang. Ich finde den Resttag dazwischen sehr vernünftig. – <date cert="high" when="1839-05-01" xml:id="date_93368c1f-6c90-44b3-9a79-2f252943740e">Uebermorgen</date> giebt <persName xml:id="persName_96f47c1b-f8a8-4645-876f-d5417826160c">Wieprecht<name key="PSN0115768" style="hidden" type="person">Wieprecht, Jacob Wilhelm Friedrich (1802-1872)</name></persName>, der <hi rend="latintype">chef</hi> aller <hi rend="latintype">Militair</hi>musik ein geistliches Kirchenkoncert, wozu Sachen v. <persName xml:id="persName_4135cf7d-88c2-4b69-9174-1d44f06088e5">S. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ce6a2d62-5faf-4470-91c7-35daff489bd0">Felix<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName>, <persName xml:id="persName_23dd7eb7-e053-4b5f-a282-e6c7d24d2295">Klein<name key="PSN0112411" style="hidden" type="person">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name></persName> <hi rend="latintype">etc</hi>. angekündigt sind. Wann wirst Du denn wieder ein Weltkind? – Die <persName xml:id="persName_8e885445-0249-41d1-99ec-570311d08a07">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> ist schon wieder in der Kirche gewesen, und ich hoffe sie zu meiner <hi rend="latintype">fête</hi> zu haben; ich mußte es verschieben, da <persName xml:id="persName_3e7d8bf4-cd33-4911-aa0a-32e222eee4f6">Rosa<name key="PSN0110520" style="hidden" type="person">Curschmann, Rosa Eleonore (1818-1842)</name></persName> etwas unwohl ist. <seg type="closer">Tausend Küße für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c18ec691-28c2-46f1-ac10-5126f8eb482b">Carletto<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName></hi>; <persName xml:id="persName_1284dabc-db60-4576-80cc-031b426bacdc">Hanne<name key="PSN0111695" style="hidden" type="person">Hanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-)</name></persName> soll ihn brav in Acht nehmen und seine Mama pflegen, dann bin ich ihr auch gern dankbar, mit Kattun<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2667dd07-c09b-4f9d-8022-ecc3848b3094" xml:lang="de">Kattun – Katun ist ein glattes und relativ dichtes Baumwollgewebe in Leinwandbindung.</note> und <hi rend="latintype">gingham</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8aa7fc6f-cbac-4280-83b8-e8b74ab0edbe" xml:lang="en">gingham – Gingham ist ein Gewebe mit Karomuster.</note></seg></p> </div> </body> </text></TEI>