gb-1839-04-28-03
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Mailand, 28. April 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl. (d. 35/140) und 1 Bl. (d. 36/222, obere Hälfte): S. 1-5 Brieftext; S. 6 Adresse, 2 Poststempel [? / ITALIEN], [?], Siegel. – Die Adresse ist wegen Beschnitt nur unvollständig vorhanden.
Ferdinand Hiller.
Green Books
1 Bl. (untere Hälfte des Bl. in GB-Ob, M.D.M. d. 36/222): nur S. 5 bekannt.
Ferdinand Hiller.
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Schram
nApril 1839
Felix!
Schneller als am folgenden Festtag kann man wohl keinen Brief beantworten – den Deinen habe ich vorgestern zu meiner größten Freude erhalten und den heutigen, etwas trüben Sonntagmorgen will ich ganz mit Dir verplaudern. Auf irgend einem schlechten Sopha,Surrogat den aller absorbirendsten Gebrauch machen. Und nun nicht zur Sache! sondern zu den Sachen!, deren ich eine Liste, beinahe wie eine Pariser restaurateur Karte, vor mir habe. In meinem
erstePartitur nicht für die
letzte– diese aber, (die erstere erste nämlich) hoffe ich Dir während Deines Aufenthalts in
zukommen zu lassen. Dein Vertrauen in meiner Musik – nur was das für mich ist, brauche ich wohl nicht auszusprechen! – aber der freundliche Antrag desFrankfurt
Ecco! Was ich selbst über mein Werk, das ich eigentlich mit etwas jugendlichem Leichtsinn unternommen habe, denke, schreibe ich Dir ein andresmal – der Zeitungsartikel von dem Du mir schreibst, strich, obschon er aus Warschau kommt, wie ein heiterer Südwind über meine Stirne hin, die diesen Winter in journalistischer Hinsicht nordischen Orkanen oder besser gesagt einem langweiligen Dreckwetter ausgesetzt war. Was nun des ungebannten Freundes Ansicht über meine Frankfurter Zurückgezogenheit betrifft, so hat er sie wahrscheinlich aus meiner Biographie im
geschöpft. Letztere wurde mir vor wenig Tagen von einemDict. des mus. v. Fétis
zum ersten Lehrer bekommen und endlich inRink
. meineFrkft
activité artistique
aufgegeben. Dieser hypochondrische Entschluß erscheint dem Professor, nach meinen
succès brillantssehr
activité artistiquein’s rechte Licht zu setzen und einige Worte an
in denFétis
einrücken lassen. So ein Franzos ist ein einziger Kerl! in Zeit v. 7 Jahren hatGazette musicale
F.
sey das Werk was ihn am meisten beschäftige – Doch schon viel zu viel von diesem Gewäsche! – Du verlangstdictionnaire
détailsüber
– ich kann Dir so ziemlich alle geben die zu geben sind, denn daß ein so ausgezeichneter WunschNourrit
sountergehn konnte wird von einem gewissen Punkte an stets räthselhaft bleiben. Ich habe eine Anzahl Briefe von ihm die über die Hauptwerke und Wendepunkte seines Lebens in den letzten Jahren ziemlich ausführlich Rechenschaft geben. Der erste und stärkste Stoß den er erhielt war offenbar die Ankunft
Duprez’s
, die ihn auf dem höchsten Gipfel seines Ruhms überraschte – in den Kampf mit dem Nebenbuhler wollte er sich nicht einlassen – war es Stolz, war es Verzagtheit – und als nun nach wenig TagenParis
Parisvoll war vom Namen des letzt gekommenen, da läßt sich, bei der unendlichen Reizbarkeit seines Charakters, kaum ahnen welchen Schmerz
Nourritempfunden habe. Er ermannte sich doch und kam nach Italien mit der Hoffnung hier zu Lande
. Stelle einzunehmen und später mit neuen Lorbeern nachDups
zurückzukehren. Damals sah ich ihn inP .
sang und die tiefste Wirkung hervorbrachte) und machte mit ihm die Reise nachRossini
wo erNeapel
undDonizetti
fand, welche beide ihn für ihre Interessen zu gewinnen suchten – mit ersterem trat er in ein freundschaftliches Verhältnis und studierte mit ihm italiänischen Gesang und Aussprache während er eine OperBarbaja
für sich dichten und schreiben ließ, derenPoliuto
Sujeteinen seiner Lieblingsträume realisiren sollte – (denn derselbe
religiöserScheu im höchsten Grade
préoccupirtund sein Schel war, in seinen Leistungen eine
religiös-moralische Sendung zu offenbaren). Aus jener Zeit habe ich einen jugendlichen enthusiastischen Brief von ihm – er gefiel sich wie ein Schüler zu studiren um dann gleichsam eine neue Laufbahn zu beginnen – überdies hoffte er das Beste von seinem
débutin der für ihn geschriebenen
Censurwollte vom Märtirerthum auf der Scene unter keiner Form und Gestalt sprechen hören – beinahe alle andern
studirt hatte, konnten aus ähnlichen oder andern Gründen nicht gegeben werden – er wurde krank aus Aerger und Verdruß. Als er sich endlich wieder erholt hatte, trat er imN.
auf und hatte großen Beifall. Doch sollte er sich desselben nicht lange freuen.giuaremento
, seine Hauptstütze, reiste nachDonizetti
Paris– das Publikum wurde, wie es scheint, kälter – eine neue
. gefiel nicht –Mercad
sah für seine höhern künstlerischen Zwecke nichts vor sich was ihn reizte – er bekam Anträge aus andern italiänischen Städten, Anträge ausN.
und verfiel in ein unruhiges Schwanken in Betreff alles dessen was er thun oder lassen solle. Denke Dir dazu noch den Unterschied der geistreichen, aufregenden Gesellschaft in der er sich inParis
Parisfand, mit der
dramatischesPublikum (wenn ich so sagen darf) hervorbrachte, mit der die er auf die italiänischsten aller Italiäner machen konnte – er mußte wohl in seinem
Parisso lange gewesen. Ob nun seine Stimme, die mir die beste war, in der letzten Zeit wirklich abgenommen hatte, oder ob seine Umgebung sie ihm so erscheinen ließ, weiß ich nicht – genug er wurde äußerst nutzlos. Aus jener Zeit habe ich die letzten Briefe von ihm erhalten und seine Frau schrieb an meine
fiascodurchgemacht und darüber nach
geschrieben –Neapel
antwortete mir ziemlich kleinlaut, fürN.
meineZukunft sey es ohne Belang, aber er könne es nicht so leicht nehmen –
ersey nicht mehr jung,
erschiebe unsere beiderseitigen Hoffnungen hinaus (nämlich etwas miteinander zu arbeiten)
etc. Einen, wie er sagte, gar zu innischen Brief seiner Frau, wollte er nicht herschicken – doch erhält Mann diesen oder einen ähnlichen, in welchem
Mad. Nourrit(eine der ausgezeichnetsten Frauen die ich kenne)
letzten Briefe an mich, fanden sich die merkwürdigen Worte „N.
que Dieu veuille m’éclairer et ne délivrer bientôt de la terre d’exil où je me trouve“ – ob er bei diesen Worten
lediglichan
Neapelgedacht hatte, möchte ich jetzt nicht mehr entscheiden. Ich schrieb ihm eine Antwort in wiefern ich glaubte daß er einen Antrag für die
anzunehmen habe und hörte Abends im Theater auf das unvorbereiteteste, trotz allem was ich Dir bis hierher geschrieben, die Nachricht der fürchterlichenScala
Catastrophe–
gab mirPixis
Détailsund sagte unter anderm, er habe ihn bei seiner Ankunft in
(8 Tage vorher) so schrecklich verändert gefunden, so bleich und gelb und so wilden starren Blicks, daß er beinahe etwas Schreckliches vorausgesehen habe. Schon seit mehreren Wochen hatte man seine RasiermesserN.
etc. versteckt, so sehr fürchtete man von seiner zunehmenden Melancholie – Seine arme Frau findet eine Art v. Beruhigung in einer Leberkrankheit die
Positivesmitzutheilen wüßte – es ist freilich nichts weniger als erschöpfend – wollte ich nun noch anfangen das alles zu besprechen, ich würde kein Ende finden und den muß doch ein Brief haben. Klagen wir den Unglücklichen nicht an – es war ein hoher Mensch – und wenn solche Geschöpfe so enden können, dann fällt ein Theil ihres Vergehens der Jämmerlichkeit unseres irdischen Daseyns zu –. Ich wollte Dir noch so vieles sagen – und schon nähert sich der Augenblick des Postabgangs. Und mir ist es widrig angefangene Briefe auf meinem Schreibtisch zu behalten – Also nur noch in Kürze folgende Fragen
etc– Was ist das für eine Geschichte mit
Ruyblasvon der ich im
gelesen? es ist unmöglich daß Du zu diesem Stück eigene Musik geschrieben habest – also wie war das? – Von meinenjour. des débats
Largoaus dem
FinaleDeinen Beifall – der Rest ist nicht Fisch und nicht Fleisch –. Zu der Heirath Deiner
ist fortwährend inLiszt
ganz
alleingegeben, weil es in der Fastenzeit nicht anders zu machen war. Eine
einzigeRömerin kam, aber die ganze
fleur de la societé–. Kennst Du
Dem.Kemble ? Sie singt jetzt hier auf der
Scala
gentleman-like–. Hier ist jetzt einer der merkwürdigsten Menschen die ich je kennen gelernt – ein junger amerikanischer Arzt,
DrCastle , 23 Jahre alt – Phrenologe, aber Phrenologe wie
Musiker. Was er aus den 7 Tönen des Schädelknochenbaus für tiefe Wahrheiten zu entdecken weiß! es ist unbegreiflich – ein andres mal mehr von ihm.Beethoven
Dem. Reine) grüßen herzlich – erstere hat gestern an meinen Frkft. geschrieben und ihm, ich glaube Deinen halben Brief kopirt. sie war sehr froh und glücklich damit.
mußich schließen. Deiner lieben
Ferdinand Hiller.
Welche Deiner Ouvertüren wird gegeben?
Mailand, den 28n April 1839. Mein guter Felix! Schneller als am folgenden Festtag kann man wohl keinen Brief beantworten – den Deinen habe ich vorgestern zu meiner größten Freude erhalten und den heutigen, etwas trüben Sonntagmorgen will ich ganz mit Dir verplaudern. Auf irgend einem schlechten Sopha, das man gestiefelt und gespornt befestigen kann, ließe es sich freilich gemächlicher thun, aber da es sich nun einmal für den Augenblick nicht thun läßt will ich wenigstens vom Surrogat den aller absorbirendsten Gebrauch machen. Und nun nicht zur Sache! sondern zu den Sachen!, deren ich eine Liste, beinahe wie eine Pariser restaurateur Karte, vor mir habe. In meinem Propheten habe ich seit meinem letzten Briefe fortwährend gearbeitet und stehe nun auf dem Punkte mich an’s Instrumentiren machen zu können. Von dem früher Geschriebenen ist wenig in seiner ersten Form geblieben – auch halte ich schon im Voraus die erste Partitur nicht für die letzte – diese aber, (die erstere erste nämlich) hoffe ich Dir während Deines Aufenthalts in Frankfurt zukommen zu lassen. Dein Vertrauen in meiner Musik – nur was das für mich ist, brauche ich wohl nicht auszusprechen! – aber der freundliche Antrag des Leipziger Konzertdirektoriums ist mir eben so schmeichelhaft als erfreulich und ich nehme ihn mit innigster Erkenntlichkeit an. Wenn man eins der Frühlingskonzerte für die Aufführung meines Oratoriums bestimmen könnte, würde ich mir die Freude machen können derselben beizuwohnen und dann mündlich den verehrten Herrn Direktoren meinen Dank für ihre liebenswürdige Zuvorkommenheit zu erkennen zu geben. – Ecco! Was ich selbst über mein Werk, das ich eigentlich mit etwas jugendlichem Leichtsinn unternommen habe, denke, schreibe ich Dir ein andresmal – der Zeitungsartikel von dem Du mir schreibst, strich, obschon er aus Warschau kommt, wie ein heiterer Südwind über meine Stirne hin, die diesen Winter in journalistischer Hinsicht nordischen Orkanen oder besser gesagt einem langweiligen Dreckwetter ausgesetzt war. Was nun des ungebannten Freundes Ansicht über meine Frankfurter Zurückgezogenheit betrifft, so hat er sie wahrscheinlich aus meiner Biographie im Dict. des mus. v. Fétis geschöpft. Letztere wurde mir vor wenig Tagen von einem Mailänder Bekannten mitgetheilt und obschon sie im ganzen wohlwollend ist so taugt sie doch nichts, denn ich bin um 6 Jahre zu alt gemacht, habe Rink zum ersten Lehrer bekommen und endlich in Frkft. meine activité artistique aufgegeben. Dieser hypochondrische Entschluß erscheint dem Professor, nach meinen succès brillants sehr sehr sonderbar. Obschon ich mich sonst in alle diese Schmirezen nicht im entferntesten mische, habe ich doch für angemeßen gehalten mein Alter, Lehrer und activité artistique in’s rechte Licht zu setzen und einige Worte an Fétis in den Gazette musicale einrücken lassen. So ein Franzos ist ein einziger Kerl! in Zeit v. 7 Jahren hat F. nicht einen Augenblick gefunden, um mich zu fragen wie alt ich sey – es ist ein Glück, daß er mir sein halb Dutzend Jahre auf dem Papier schenken kann. Und Du mußt wissen daß er mir hundertmal erzählte sein dictionnaire sey das Werk was ihn am meisten beschäftige – Doch schon viel zu viel von diesem Gewäsche! – Du verlangst détails über Nourrit – ich kann Dir so ziemlich alle geben die zu geben sind, denn daß ein so ausgezeichneter Wunsch so untergehn konnte wird von einem gewissen Punkte an stets räthselhaft bleiben. Ich habe eine Anzahl Briefe von ihm die über die Hauptwerke und Wendepunkte seines Lebens in den letzten Jahren ziemlich ausführlich Rechenschaft geben. Der erste und stärkste Stoß den er erhielt war offenbar die Ankunft Duprez’s in Paris, die ihn auf dem höchsten Gipfel seines Ruhms überraschte – in den Kampf mit dem Nebenbuhler wollte er sich nicht einlassen – war es Stolz, war es Verzagtheit – und als nun nach wenig Tagen Paris voll war vom Namen des letzt gekommenen, da läßt sich, bei der unendlichen Reizbarkeit seines Charakters, kaum ahnen welchen Schmerz Nourrit empfunden habe. Er ermannte sich doch und kam nach Italien mit der Hoffnung hier zu Lande Dups. Stelle einzunehmen und später mit neuen Lorbeern nach P. zurückzukehren. Damals sah ich ihn in Mailand (wo er bei Rossini sang und die tiefste Wirkung hervorbrachte) und machte mit ihm die Reise nach Venedig. Seine künstlerische Zukunft bewegte ihn fortwährend – er beobachtete das italiänische Theatertreiben und sah darin mehr oder weniger günstige Umstände für seine Projekte. Sein großer Ruf ließ ihn überall die beste Aufnahme finden und alle Theaterunternehmer etc. bemühten sich um ihn. So kam er nach Neapel wo er Donizetti und Barbaja fand, welche beide ihn für ihre Interessen zu gewinnen suchten – mit ersterem trat er in ein freundschaftliches Verhältnis und studierte mit ihm italiänischen Gesang und Aussprache während er eine Oper Poliuto für sich dichten und schreiben ließ, deren Sujet einen seiner Lieblingsträume realisiren sollte – (denn derselbe Mann der sich später das Leben nahm war von religiöser Scheu im höchsten Grade préoccupirt und sein Schel war, in seinen Leistungen eine religiös-moralische Sendung zu offenbaren) . Aus jener Zeit habe ich einen jugendlichen enthusiastischen Brief von ihm – er gefiel sich wie ein Schüler zu studiren um dann gleichsam eine neue Laufbahn zu beginnen – überdies hoffte er das Beste von seinem début in der für ihn geschriebenen Oper – auch Frau und Kinder ließ er zu sich kommen und schien über die Maaßen glücklich. Nun aber kamen neue Prüfungen. Die Censur wollte vom Märtirerthum auf der Scene unter keiner Form und Gestalt sprechen hören – beinahe alle andern Alben Opern die N. studirt hatte, konnten aus ähnlichen oder andern Gründen nicht gegeben werden – er wurde krank aus Aerger und Verdruß. Als er sich endlich wieder erholt hatte, trat er im giuaremento auf und hatte großen Beifall. Doch sollte er sich desselben nicht lange freuen. Donizetti, seine Hauptstütze, reiste nach Paris – das Publikum wurde, wie es scheint, kälter – eine neue Oper v. Mercad. gefiel nicht – N. sah für seine höhern künstlerischen Zwecke nichts vor sich was ihn reizte – er bekam Anträge aus andern italiänischen Städten, Anträge aus Paris und verfiel in ein unruhiges Schwanken in Betreff alles dessen was er thun oder lassen solle. Denke Dir dazu noch den Unterschied der geistreichen, aufregenden Gesellschaft in der er sich in Paris fand, mit der neapolitanischen Theaterwirthschaft – die Wirkung die er auf ein ganz sympathisches dramatisches Publikum (wenn ich so sagen darf) hervorbrachte, mit der die er auf die italiänischsten aller Italiäner machen konnte – er mußte wohl in seinem Tinnersten Traum die Hoffnung aufgeben in Italien die Stelle einzunehmen in deren Besitz er in Paris so lange gewesen. Ob nun seine Stimme, die mir die beste war, in der letzten Zeit wirklich abgenommen hatte, oder ob seine Umgebung sie ihm so erscheinen ließ, weiß ich nicht – genug er wurde äußerst nutzlos. Aus jener Zeit habe ich die letzten Briefe von ihm erhalten und seine Frau schrieb an meine Mutter Zeilen die uns später nur zu klar wurden. Ich hatte meinen fiasco durchgemacht und darüber nach Neapel geschrieben – N. antwortete mir ziemlich kleinlaut, für meine Zukunft sey es ohne Belang, aber er könne es nicht so leicht nehmen – er sey nicht mehr jung, er schiebe unsere beiderseitigen Hoffnungen hinaus (nämlich etwas miteinander zu arbeiten) etc. Einen, wie er sagte, gar zu innischen Brief seiner Frau, wollte er nicht herschicken – doch erhält Mann diesen oder einen ähnlichen, in welchem Mad. Nourrit (eine der ausgezeichnetsten Frauen die ich kenne) meiner Mutter beinahe Glück wünscht, da ich, wie sie sich ausdrückt, öfters Gelegenheit gehabt hätte mein Talent zu zeigen, aber nie meine Charakterfestigkeit bei ähnlichen Unannehmlichkeiten. Sie schrieb offenbar unter dem Einflusse der Herzhaftigkeit ihres Mannes – In N. letzten Briefe an mich, fanden sich die merkwürdigen Worte „que Dieu veuille m’éclairer et ne délivrer bientôt de la terre d’exil où je me trouve“ – ob er bei diesen Worten lediglich an Neapel gedacht hatte, möchte ich jetzt nicht mehr entscheiden. Ich schrieb ihm eine Antwort in wiefern ich glaubte daß er einen Antrag für die Scala anzunehmen habe und hörte Abends im Theater auf das unvorbereiteteste, trotz allem was ich Dir bis hierher geschrieben, die Nachricht der fürchterlichen Catastrophe – Pixis gab mir Détails und sagte unter anderm, er habe ihn bei seiner Ankunft in N. (8 Tage vorher) so schrecklich verändert gefunden, so bleich und gelb und so wilden starren Blicks, daß er beinahe etwas Schreckliches vorausgesehen habe. Schon seit mehreren Wochen hatte man seine Rasiermesser etc. versteckt, so sehr fürchtete man von seiner zunehmenden Melancholie – Seine arme Frau findet eine Art v. Beruhigung in einer Leberkrankheit die man entdeckt oder entdeckt zu haben vorgibt. Es ist sehr möglich – aber ob der Geist die Leber oder die Leber den Geist krank gemacht hat, wer vermag das zu ergründen? – Das wäre so das Wesentlichste, was ich Dir über diesen unvergeßlichen Vorfall Positives mitzutheilen wüßte – es ist freilich nichts weniger als erschöpfend – wollte ich nun noch anfangen das alles zu besprechen, ich würde kein Ende finden und den muß doch ein Brief haben. Klagen wir den Unglücklichen nicht an – es war ein hoher Mensch – und wenn solche Geschöpfe so enden können, dann fällt ein Theil ihres Vergehens der Jämmerlichkeit unseres irdischen Daseyns zu –. Ich wollte Dir noch so vieles sagen – und schon nähert sich der Augenblick des Postabgangs. Und mir ist es widrig angefangene Briefe auf meinem Schreibtisch zu behalten – Also nur noch in Kürze folgende Fragen etc – Was ist das für eine Geschichte mit Ruyblas von der ich im jour. des débats gelesen? es ist unmöglich daß Du zu diesem Stück eigene Musik geschrieben habest – also wie war das? – Von meinen Opernstücken wünsche ich nur dem Largo aus dem Finale Deinen Beifall – der Rest ist nicht Fisch und nicht Fleisch –. Zu der Heirath Deiner Schwägerin gratulire ich Dir und den Deinigen herzlich – und doppelt wenn sie nach Leipzig zieht – da rutscht Deine Schwiegermutter wohl schließlich auch nach –. Liszt ist fortwährend in Rom, hat ( dort zwei Konzerte ganz allein gegeben, weil es in der Fastenzeit nicht anders zu machen war. Eine einzige Römerin kam, aber die ganze fleur de la societé –. Kennst Du Dem. Kemble? Sie singt jetzt hier auf der Scala – ohne allen Beifall. Langweiligeres und Kälteres kann man sich nicht denken – ich bin beinahe überzeugt daß den Engländern alles musikalische Gefühl abgeht – vielleicht sind sie auch zu gut erzogen und schämen sich, denn Leidenschaft ist eigentlich wohl nicht gentleman-like –. Hier ist jetzt einer der merkwürdigsten Menschen die ich je kennen gelernt – ein junger amerikanischer Arzt, Dr Castle, 23 Jahre alt – Phrenologe, aber Phrenologe wie Beethoven Musiker. Was er aus den 7 Tönen des Schädelknochenbaus für tiefe Wahrheiten zu entdecken weiß! es ist unbegreiflich – ein andres mal mehr von ihm. Meine Mutter (so wie Dem. Reine) grüßen herzlich – erstere hat gestern an meinen Bruder nach Frkft. geschrieben und ihm, ich glaube Deinen halben Brief kopirt. sie war sehr froh und glücklich damit. Und nun muß ich schließen. Deiner lieben Frau meine herzlichsten Grüße. Empfehle mich auf’s Beste den geehrten Familien Schadow und – Du weißt schon – ich habe ein schändliches Namengedächtniß – Adieu – schreibe mir bald – Stets Dein treuer Ferdinand Hiller. Welche Deiner Ouvertüren wird gegeben?
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Reine) grüßen herzlich</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Bl. (untere Hälfte des Bl. in GB-Ob, M.D.M. d. 36/222): nur S. 5 bekannt.</p><handDesc hands="1"><p>Ferdinand Hiller.</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-04-28" xml:id="date_d0f94ec3-0c07-461b-8e2d-4f395ebd9dc1">28. April 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112003" resp="author" xml:id="persName_acc6f06b-5336-4ac9-8ea3-5a3b5dbbe5f5">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112003" resp="writer">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_a43a67bb-d664-407a-8070-2bcafe59c2f1"> <settlement key="STM0100180">Mailand</settlement><country>Italien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_15604adf-368b-436a-8a81-095afb6cb5a1">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_efc280bc-97db-4ca8-837a-5f86e742f6e1"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body><div type="address" xml:id="div_47296077-612c-431a-b92d-b816c5b4ccee"><head><address><addrLine><hi rend="latintype">Felix Mendelss<supplied reason="paper_destruction" resp="ohn Bartholdy">ohn Bartholdy</supplied></hi></addrLine><addrLine><hi rend="latintype">Schram</hi><gap quantity="2" reason="paper_destruction" unit="characters"></gap></addrLine></address></head></div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_404c5c3b-6724-4675-9a03-a83bbab0bdbe"> <docAuthor key="PSN0112003" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_b9937e69-3a0a-4b0e-8a01-41d7e814edaf">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112003" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_54d778fd-b5fa-4631-aa17-244ef6e9fe6f">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <dateline rend="right">Mailand, den <date cert="high" when="1839-04-28" xml:id="date_caea6d74-e5c4-4115-8029-6208acf4f6e7">28<hi rend="superscript">n</hi> April 1839</date>.</dateline> <salute rend="left">Mein guter <hi rend="latintype">Felix</hi>!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Schneller als am folgenden Festtag kann man wohl keinen Brief beantworten – den Deinen habe ich vorgestern zu meiner größten Freude erhalten und den heutigen, etwas trüben Sonntagmorgen will ich ganz mit Dir verplaudern. Auf irgend einem schlechten Sopha,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3c29906f-05cc-4daf-ad6a-ad5938ec1bc8" xml:lang="de">schlechten Sopha – eine Reminiszenz an Mendelssohns Sommeraufenthalt 1836 in Frankfurt a. M., die Zeit, in der er seine spätere Frau kennenlernte. Hiller, mit dem Mendelssohn viel Zeit verbrachte, erinnerte sich: »Sprach Felix in diesen ersten Zeiten wenig mit Cécile, so sprach er um so mehr von ihr, wenn er von ihr entfernt. In meinem Zimmer nach Tische auf dem Sopha ausruhend, auf langen Spaziergängen […] schwärmte er von der Lieblichkeit, Anmuth und Schönheit der Auserkorenen« (Hiller, Erinnerungen, S. 52).</note> das man gestiefelt und gespornt befestigen kann, ließe es sich freilich gemächlicher thun, aber da es sich nun einmal für den Augenblick nicht thun läßt will ich wenigstens vom <hi rend="latintype">Surrogat</hi> den aller absorbirendsten Gebrauch machen. Und nun nicht zur Sache! sondern zu den Sachen!, deren ich eine Liste, beinahe wie eine Pariser <hi rend="latintype">restaurateur</hi> Karte, vor mir habe. In meinem <title xml:id="title_6f8368ff-51df-4f63-8380-3dc2c588f8de">Propheten<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name></title> habe ich seit meinem <title xml:id="title_5fdf4fad-1c2f-4e04-afb4-c65d17727adf">letzten Briefe <name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name> <name key="gb-1839-02-23-01" style="hidden" type="letter">Ferdinand Hiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Mailand, 23. Februar 1839</name> </title> fortwährend gearbeitet und stehe nun auf dem Punkte mich an’s Instrumentiren machen zu können. Von dem früher Geschriebenen ist wenig in seiner ersten Form geblieben – auch halte ich schon im Voraus die <hi n="1" rend="underline">erste</hi> Partitur nicht für die <hi n="1" rend="underline">letzte</hi> – diese aber, (die erstere erste nämlich) hoffe ich Dir während Deines Aufenthalts in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_ba5f99d6-0477-47db-8197-bb5fbc187878">Frankfurt<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> zukommen zu lassen. Dein Vertrauen in meiner Musik – nur was das für mich ist, brauche ich wohl nicht auszusprechen! – aber der freundliche Antrag<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0c4e2a9d-57a7-4c82-aae4-c29e3c761ea2" xml:lang="de">was das für mich ist … freundliche Antrag – Mendelssohn hatte mit Unterstützung der Konzertdirektion vorgeschlagen, Hillers Oratorium Die Zerstörung Jerusalems op. 24 in Leipzig uraufzuführen. Angesichts des Misserfolgs seiner für Italien komponierten Oper Romilda war er bereit, das Werk vorerst zurückzustellen, bis ein Erfolg in Italien eine günstigere Ausgangsbasis böte. Siehe Brief fmb-1839-04-15-02 (Brief Nr. 2323) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand, Leipzig, 15. April 1839, Z. 15-29.</note> des <placeName xml:id="placeName_c2b3e606-ed09-433c-862a-bbd0299b6750">Leipziger<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <placeName xml:id="placeName_f9e6ec8b-7565-4e58-be36-a9e9e6878740">Konzertdirektoriums<name key="NST0100328" style="hidden" subtype="Konzertdirektion" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist mir eben so schmeichelhaft als erfreulich und ich nehme ihn mit innigster Erkenntlichkeit an. Wenn man eins der <placeName xml:id="placeName_df0c7a37-7079-44ad-a133-d65cfc0a3d2d">Frühlingskonzerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für die Aufführung meines <title xml:id="title_a1cf46e5-668d-4561-93b3-e53918d04448">Oratoriums<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name></title> bestimmen könnte, würde ich mir die Freude machen können derselben beizuwohnen und dann mündlich den verehrten Herrn Direktoren meinen Dank für ihre liebenswürdige Zuvorkommenheit <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> zu erkennen <add place="above">zu<name key="PSN0112003" resp="writers_hand" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name></add> geben. – <hi rend="latintype">Ecco</hi>! Was ich selbst über mein Werk, das ich eigentlich mit etwas jugendlichem Leichtsinn unternommen habe, denke, schreibe ich Dir ein andresmal – der Zeitungsartikel von dem Du mir schreibst, strich, obschon er aus Warschau kommt, wie ein heiterer Südwind über meine Stirne hin, die diesen Winter in journalistischer Hinsicht nordischen Orkanen oder besser gesagt einem langweiligen Dreckwetter ausgesetzt war. Was nun des ungebannten Freundes Ansicht über meine Frankfurter Zurückgezogenheit betrifft, so hat er sie wahrscheinlich aus meiner Biographie im <hi rend="latintype"><title xml:id="title_9c1cb423-2c8a-475e-8242-59aa084ad158">Dict. des mus. v. Fétis<name key="PSN0111039" style="hidden" type="author">Fétis, François-Joseph (1784–1871)</name><name key="CRT0108703" style="hidden" type="science">Dictionnaire biographique des musiciens et bibliographie général de la musique</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_77088c80-39ae-4e25-a007-a5a514682521" xml:lang="fr ">meiner Biographie im Dict. des mus. v. Fétis – siehe Bd. 5 von François-Joseph Fétis’ Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique, Brüssel 1839, S. 162 f.</note> geschöpft. Letztere wurde mir vor wenig Tagen von einem <placeName xml:id="placeName_3ee54f53-b9d9-46f5-aef6-59c759c6487f">Mailänder<settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> Bekannten mitgetheilt und obschon sie im ganzen wohlwollend ist so taugt sie doch nichts, denn ich bin um 6 Jahre zu alt gemacht, habe <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_699490cd-60aa-4007-a193-4f356141789d">Rink<name key="PSN0114215" style="hidden" type="person">Rinck, Johann Christian Heinrich (1770-1846)</name></persName></hi> zum ersten Lehrer bekommen und endlich in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_d6da4c7b-6022-4b53-8454-c3c188a95075">Frkft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. meine <hi rend="latintype">activité artistique</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a90e7f20-3c03-4241-b26c-732066e21591" xml:lang="fr ">activité artistique – frz., künstlerische Tätigkeit.</note> <hi n="1" rend="underline">aufgegeben</hi>. Dieser hypochondrische Entschluß erscheint dem Professor, nach meinen <hi rend="latintype">succès brillants</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a3db09b7-2983-4591-b243-ac4ff9681790" xml:lang="fr ">succès brillants – frz., glänzende Erfolge.</note> sehr<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> sehr sonderbar. Obschon ich mich sonst in alle diese <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Schmirezen</unclear> nicht im entferntesten mische, habe ich doch für angemeßen gehalten mein Alter, Lehrer und <hi rend="latintype">activité artistique</hi> in’s rechte Licht zu setzen und einige Worte an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_985eb6c5-b01f-4b68-89dc-f793d5bdd87e">Fétis<name key="PSN0111039" style="hidden" type="person">Fétis, François-Joseph (1784-1871)</name></persName></hi> in den <hi rend="latintype"><title xml:id="title_299a22dd-15d5-4bde-8fc7-501db1a97ac0">Gazette musicale<name key="PSN0111039" style="hidden" type="author">Fétis, François-Joseph (1784–1871)</name><name key="CRT0112574" style="hidden" type="periodical">Revue et gazette musicale de Paris (bis 1835: Revue musicale)</name></title></hi> einrücken lassen. So ein Franzos ist ein einziger Kerl! in Zeit v. 7 Jahren hat <persName xml:id="persName_6e7e0a1d-aa17-4def-b28a-b4e32779ac8b"><hi rend="latintype">F.</hi><name key="PSN0111039" style="hidden" type="person">Fétis, François-Joseph (1784-1871)</name></persName> nicht einen Augenblick gefunden, um mich zu fragen wie alt ich sey – es ist ein Glück, daß er mir sein halb Dutzend Jahre auf dem Papier schenken kann. Und Du mußt wissen daß er mir hundertmal erzählte sein <hi rend="latintype"><title xml:id="title_cd8730ca-c5de-43a1-a0cc-8981de6713b8">dictionnaire<name key="PSN0111039" style="hidden" type="author">Fétis, François-Joseph (1784–1871)</name><name key="CRT0108703" style="hidden" type="science">Dictionnaire biographique des musiciens et bibliographie général de la musique</name></title></hi> sey das Werk was ihn am meisten beschäftige – Doch schon viel zu viel von diesem Gewäsche! – Du verlangst <hi rend="latintype">détails</hi> über <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_33253823-cbe6-4235-a171-7db7816993e8">Nourrit<name key="PSN0113618" style="hidden" type="person">Nourrit, Adolphe (1802-1839)</name></persName></hi> – ich kann Dir so ziemlich alle geben die zu geben sind, denn daß ein so ausgezeichneter Wunsch <hi n="1" rend="underline">so</hi> untergehn konnte wird von einem gewissen Punkte an stets räthselhaft bleiben. Ich habe eine Anzahl Briefe von ihm die über die Hauptwerke und Wendepunkte seines Lebens in den letzten Jahren ziemlich ausführlich Rechenschaft geben. Der erste und stärkste Stoß den er erhielt war offenbar die Ankunft <persName xml:id="persName_5aa9f7a1-a956-48dd-91c7-255ef799d181"><hi rend="latintype">Duprez’s</hi><name key="PSN0110790" style="hidden" type="person">Duprez, Gilbert-Louis (1806-1896)</name></persName> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_08a8e4b9-df3d-4b9d-bb8b-2ba32059b2dd">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi>, die ihn auf dem höchsten Gipfel seines Ruhms überraschte – in den Kampf mit dem Nebenbuhler wollte er sich nicht einlassen – war es Stolz, war es Verzagtheit – und als nun nach wenig Tagen <hi rend="latintype">Paris</hi> voll war vom Namen des letzt gekommenen, da läßt sich, bei der unendlichen Reizbarkeit seines Charakters, kaum ahnen welchen Schmerz <hi rend="latintype">Nourrit</hi> empfunden habe. Er ermannte sich doch und kam nach Italien mit der Hoffnung hier zu Lande <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8186c0f2-5ef1-4957-8a5e-00f4dc19dbe7">Dups<name key="PSN0110790" style="hidden" type="person">Duprez, Gilbert-Louis (1806-1896)</name></persName></hi>. Stelle einzunehmen und später mit neuen Lorbeern nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_fa9f68eb-3525-427b-90ad-153c701963ca">P<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName>.</hi> zurückzukehren. Damals sah ich ihn in <placeName xml:id="placeName_82a5f007-d9ed-4c44-8150-256ad6ed660a">Mailand<settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> (wo er bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ab04a53d-5f82-4e21-b1c4-66f7074ee5ac">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName></hi> sang und die tiefste Wirkung hervorbrachte) und machte mit ihm die Reise nach <placeName xml:id="placeName_7ec70684-ec18-4dee-b9e5-c16aef5b76f0">Venedig<settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>. Seine künstlerische Zukunft bewegte ihn fortwährend – er beobachtete das italiänische Theatertreiben und sah darin mehr oder weniger günstige Umstände für seine Projekte. Sein großer Ruf ließ ihn überall die beste Aufnahme finden und alle Theaterunternehmer etc. bemühten sich um ihn. So kam er nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_97010e77-f4c1-41fa-b0af-10605f5af46b">Neapel<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> wo er <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c500b4a1-e46e-459d-824a-9027fbfbb310">Donizetti<name key="PSN0110705" style="hidden" type="person">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ea3808e0-a147-4e82-a27b-a828a0aef00f">Barbaja<name key="PSN0116115" style="hidden" type="person">Barbaja, Domenico (?-1841)</name></persName></hi> fand, welche beide ihn für ihre Interessen zu gewinnen suchten – mit ersterem trat er in ein freundschaftliches Verhältnis und studierte mit ihm italiänischen Gesang und Aussprache während er eine Oper <hi rend="latintype"><title xml:id="title_e1c772c7-7105-410b-9778-074e1e6038b0">Poliuto<name key="PSN0110705" style="hidden" type="author">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797–1848)</name><name key="CRT0112575" style="hidden" type="music">Poliuto</name></title></hi> für sich dichten und schreiben ließ, deren <hi rend="latintype">Sujet</hi> einen seiner Lieblingsträume realisiren sollte – (denn derselbe<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Mann der sich später das Leben nahm war von <hi rend="latintype">religiöser</hi> Scheu im höchsten Grade <hi rend="latintype">préoccupirt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c7290841-d576-4a54-8629-a8a4934cc13c" xml:lang="de">préoccupirt – sehr beschäftigt; von frz., préoccuper.</note> und sein Schel<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3b064925-bbbd-413c-8fa1-0c34aa675b33" xml:lang="de">Schel – Mangel, Nachteil, Gebrechen.</note> war, in seinen Leistungen eine <hi rend="latintype">religiös</hi>-moralische Sendung zu offenbaren). Aus jener Zeit habe ich einen jugendlichen enthusiastischen Brief von ihm – er gefiel sich wie ein Schüler zu studiren um dann gleichsam eine neue Laufbahn zu beginnen – überdies hoffte er das Beste von seinem <hi rend="latintype">début</hi> in der für ihn geschriebenen <title xml:id="title_08d866f4-449e-476f-b0b7-7ceb9305a7e2">Oper<name key="PSN0110705" style="hidden" type="author">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797–1848)</name><name key="CRT0112575" style="hidden" type="music">Poliuto</name></title> – auch Frau und Kinder ließ er zu sich kommen und schien über die Maaßen glücklich. Nun aber kamen neue Prüfungen. Die <hi rend="latintype">Censur</hi> wollte vom Märtirerthum auf der Scene unter keiner Form und Gestalt sprechen hören – beinahe alle andern <unclear reason="deletion" resp="FMBC">Alben</unclear> <add place="above">Opern<name key="PSN0112003" resp="writers_hand" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name></add> die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4c1ccff4-87ee-4186-8422-74a1fdf41b1b">N.<name key="PSN0113618" style="hidden" type="person">Nourrit, Adolphe (1802-1839)</name></persName></hi> studirt hatte, konnten aus ähnlichen oder andern Gründen nicht gegeben werden – er wurde krank aus Aerger und Verdruß. Als er sich endlich wieder erholt hatte, trat er im <hi rend="latintype"><title xml:id="title_162a9230-ca14-4fe1-a0be-e8272e20a763">giuaremento<name key="PSN0113273" style="hidden" type="author">Mercadante, Giuseppe Saverio Raffaele (1795–1870)</name><name key="CRT0109959" style="hidden" type="music">Il giuramento</name></title></hi> auf und hatte großen Beifall. Doch sollte er sich desselben nicht lange freuen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_42c78690-6d4c-4eb8-80a8-4beeebabf2a4">Donizetti<name key="PSN0110705" style="hidden" type="person">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name></persName></hi>, seine Hauptstütze, reiste nach <hi rend="latintype">Paris</hi> – das Publikum wurde, wie es scheint, kälter – eine neue <title xml:id="title_4f820fe6-359e-4974-857b-a57928dc5903">Oper<name key="PSN0113273" style="hidden" type="author">Mercadante, Giuseppe Saverio Raffaele (1795–1870)</name><name key="CRT0112578" style="hidden" type="music">Elena da Feltre</name></title> v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_dc7f6043-9f71-47eb-903d-3d770512777f">Mercad<name key="PSN0113273" style="hidden" type="person">Mercadante, Giuseppe Saverio Raffaele (1795-1870)</name></persName></hi>. gefiel nicht – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7f18618e-1bec-4aac-957d-c7cd4cef61d2">N.<name key="PSN0113618" style="hidden" type="person">Nourrit, Adolphe (1802-1839)</name></persName></hi> sah für seine höhern künstlerischen Zwecke nichts vor sich was ihn reizte – er bekam Anträge aus andern italiänischen Städten, Anträge aus <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5abc48e4-15c0-44a8-911b-1c8c455c5f0d">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi> und verfiel in ein unruhiges Schwanken in Betreff alles dessen was er thun oder lassen solle. Denke Dir dazu noch den Unterschied der geistreichen, aufregenden Gesellschaft in der er sich in <hi rend="latintype">Paris</hi> fand, mit der <placeName xml:id="placeName_839b997e-5b64-4bff-a1f1-5765eddb592b">neapolitanischen<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> Theaterwirthschaft – die Wirkung die er auf ein ganz sympathisches <hi n="1" rend="underline">dramatisches</hi> Publikum (wenn ich so sagen darf) hervorbrachte, mit der die er auf die italiänischsten aller Italiäner machen konnte – er mußte wohl in seinem <unclear reason="deletion" resp="FMBC">T</unclear>innersten Traum die Hoffnung aufgeben in Italien die Stelle einzunehmen in deren Besitz er in <hi rend="latintype">Paris</hi> so lange gewesen. Ob nun seine Stimme, die mir die beste war, in der letzten Zeit wirklich abgenommen hatte, oder ob seine Umgebung sie ihm so erscheinen ließ, weiß ich nicht – genug er wurde äußerst nutzlos. Aus jener Zeit habe ich die letzten Briefe von ihm erhalten und seine Frau schrieb an meine <persName xml:id="persName_0fd054f2-31e1-4a47-8731-361523fa3840">Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden" type="person">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> Zeilen die uns später nur zu klar wurden. Ich hatte meinen <hi rend="latintype">fiasco</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2597f261-6f22-4cdb-94d5-1441f2e67885" xml:lang="de">meinen fiasco – Hiller berichtete Mendelssohn am 12. Januar 1839 aus Mailand (Brief gb-1839-01-12-01), seine Opera seria Romilda sei bei der Uraufführung am 8. Januar 1839 an der Scala durchgefallen. Trotz aller Bitterkeit, mit der er verdeutlichte, dass sein Werk ebenso Opfer einer Intrige wie seiner eigenen Fehleinschätzung der italienischen Theaterpraxis geworden war, resümierte er: »Nun hast Du einen schönen Stoff mir eine Predigt zu halten – mich nach Deutschland zurückkehren zu lassen etc doch bin ich weit von diesem Leben entfernt – Ich habe bei dieser Geschichte enorm vieles gelernt und bin überzeugter als je daß Italien die einzige praktische Schule für Opernkomponisten ist aus mehr Gründen als ich heute auseinander zu setzen Lust habe.«</note> durchgemacht und darüber nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_148aacd1-56ba-4568-ba27-3b275d2cf581">Neapel<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> geschrieben – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f57f3f65-0906-442a-b54c-545897bbe6e9">N.<name key="PSN0113618" style="hidden" type="person">Nourrit, Adolphe (1802-1839)</name></persName></hi> antwortete mir ziemlich kleinlaut, für <hi n="1" rend="underline">meine</hi> Zukunft sey es ohne Belang, aber er könne es nicht so leicht nehmen – <hi n="1" rend="underline">er</hi> sey nicht mehr jung, <hi n="1" rend="underline">er</hi> schiebe unsere beiderseitigen Hoffnungen hinaus (nämlich etwas miteinander zu arbeiten) <hi rend="latintype">etc</hi>. Einen, wie er sagte, gar zu innischen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8c30236a-8f93-426f-9b3b-827ba264fb9c" xml:lang="de">innischen – innigen.</note> Brief seiner Frau, wollte er nicht herschicken – doch erhält Mann diesen oder einen ähnlichen, in welchem <hi rend="latintype">Mad. Nourrit</hi> (eine der ausgezeichnetsten Frauen die ich kenne)<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> meiner Mutter beinahe Glück wünscht, da ich, wie sie sich ausdrückt, öfters Gelegenheit gehabt hätte mein Talent zu zeigen, aber nie meine Charakterfestigkeit bei ähnlichen Unannehmlichkeiten. Sie schrieb offenbar unter dem Einflusse der Herzhaftigkeit ihres Mannes – In <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4c0df7a8-8007-4c1d-bf06-46551bfc3a50">N.<name key="PSN0113618" style="hidden" type="person">Nourrit, Adolphe (1802-1839)</name></persName></hi> letzten Briefe an mich, fanden sich die merkwürdigen Worte „<hi rend="latintype">que Dieu veuille m’éclairer et ne délivrer bientôt de la terre d’exil où je me trouve</hi>“<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d6b2909e-1896-4a88-a5af-f96e480b8071" xml:lang="fr ">que Dieu veuille m’éclairer et ne délivrer bientôt de la terre d’exil où je me trouve – frz., dass Gott mich erleuchten und mich bald aus dem Land des Exils, in dem ich mich befinde, erlösen wolle.</note> – ob er bei diesen Worten <hi n="1" rend="underline">lediglich</hi> an <hi rend="latintype">Neapel</hi> gedacht hatte, möchte ich jetzt nicht mehr entscheiden. Ich schrieb ihm eine Antwort in wiefern ich glaubte daß er einen Antrag für die <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_fdef22d9-045e-4499-90b5-defa28548779">Scala<name key="NST0100751" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro alla Scala</name><settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> anzunehmen habe und hörte Abends im Theater auf das unvorbereiteteste, trotz allem was ich Dir bis hierher geschrieben, die Nachricht der fürchterlichen <hi rend="latintype">Catastrophe</hi> – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_01e32d91-8be1-4d0f-9f96-1cb3abea3f59">Pixis<name key="PSN0113894" style="hidden" type="person">Pixis, Johann Peter (1788-1874)</name></persName></hi> gab mir <hi rend="latintype">Détails</hi> und sagte unter anderm, er habe ihn bei seiner Ankunft in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_d770a7de-cadb-4b33-8af2-3e7b687e3182">N.<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> (8 Tage vorher) so schrecklich verändert gefunden, so bleich und gelb und so wilden starren Blicks, daß er beinahe etwas Schreckliches vorausgesehen habe. Schon seit mehreren Wochen hatte man seine Rasiermesser <hi rend="latintype">etc</hi>. versteckt, so sehr fürchtete man von seiner zunehmenden Melancholie – Seine arme Frau findet eine Art v. Beruhigung in einer Leberkrankheit die <gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap> man entdeckt oder entdeckt zu haben vorgibt. Es ist sehr möglich – aber ob der Geist die Leber oder die Leber den Geist krank gemacht hat, wer vermag das zu ergründen? – Das wäre so das Wesentlichste, was ich Dir über diesen unvergeßlichen Vorfall <hi rend="latintype">Positives</hi> mitzutheilen wüßte – es ist freilich nichts weniger als erschöpfend – wollte ich nun noch anfangen das alles zu besprechen, ich würde kein Ende finden und den muß doch ein Brief haben. Klagen wir den Unglücklichen nicht an – es war ein hoher Mensch – und wenn solche Geschöpfe so enden können, dann fällt ein Theil ihres Vergehens der Jämmerlichkeit unseres irdischen Daseyns zu –. Ich wollte Dir noch so vieles sagen – und schon nähert sich der Augenblick des Postabgangs. Und mir ist es widrig angefangene Briefe auf meinem Schreibtisch zu behalten – Also nur noch in Kürze folgende Fragen <hi rend="latintype">etc</hi> – Was ist das für eine Geschichte mit <hi rend="latintype">Ruyblas</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_253a127b-5f0a-46ef-80c7-b3df89068b7c" xml:lang="de">Ruyblas – Karl Ferdinand Dräxler (Dräxler-Manfred) hatte Victor Hugos Theaterstück Ruy Blas ins Deutsche übersetzt, wozu Mendelssohn im Februar / März 1839 eine Ouvertüre (MWV M 11) und eine Romanze (»Chor der Wäscherinnen« MWV J 6) komponierte. Über die seltsamen Umstände der Entstehung der Ouvertüre berichtete Mendelssohn der Mutter am 18. März 1839 (Brief fmb-1839-03-18-01, Brief Nr. 2285). Siehe dazu Wolfgang Dinglinger, »Ruy Blas«. Felix Mendelssohn Bartholdys »Ouvertüre zum Theaterpensionsfonds«, in: Mendelssohn Studien 16 (2009), S. 285-305.</note> von der ich im <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7004c424-f1c5-4310-bcfc-0821c47b9b67">jour. des débats<name key="PSN0109911" style="hidden" type="author">Bertin de Vaux, Louis François (1766–1841)</name><name key="CRT0112579" style="hidden" type="periodical">Journal des Débats politiques et littéraires</name></title></hi> gelesen? es ist unmöglich daß Du zu diesem Stück eigene Musik geschrieben habest – also wie war das? – Von meinen <title xml:id="title_e37d8b10-1d9c-4ead-a7d9-07e1a0060436">Opernstücken<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name></title> wünsche ich nur dem <hi rend="latintype">Largo</hi> aus dem <hi rend="latintype">Finale</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a4f26e2e-630c-4670-869e-9ea93916f306" xml:lang="de">dem Largo aus dem Finale – Ferdinand Hiller, Romilda: Largo nel Finale I für Sopran, Tenor und Bass mit Chor »Ah! nomare io non potrei«.</note> Deinen Beifall – der Rest ist nicht Fisch und nicht Fleisch –. Zu der Heirath Deiner <persName xml:id="persName_08e7b78d-be7a-4cdf-86cc-542d9bdb46a9">Schwägerin<name key="PSN0112232" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e8adebc8-170f-4b11-a533-dbfa9563b24b" xml:lang="de">der Heirath Deiner Schwägerin – Cécile Mendelssohn Bartholdys Schwester Julie Sophie Jeanrenaud heiratete am 4. Juni 1839 in Leipzig Julius Schunck.</note> gratulire ich Dir und<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> den Deinigen herzlich – und doppelt wenn sie nach <placeName xml:id="placeName_40da28f4-4db0-4944-8be7-3a3360acdd57">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zieht – da rutscht Deine <persName xml:id="persName_cf39d1bd-38aa-4ad9-90e3-b34db8451b34">Schwiegermutter<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> wohl schließlich auch nach –. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_96a3c25e-69ac-409c-9f48-fdb028da6971">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName></hi> ist fortwährend in <placeName xml:id="placeName_33bf4089-61d8-47a6-a6d7-a70c8477897e">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, hat ( dort zwei Konzerte <hi n="1" rend="underline">ganz</hi> <hi n="1" rend="underline">allein</hi> gegeben, weil es in der Fastenzeit nicht anders zu machen war. Eine <hi n="1" rend="underline">einzige</hi> Römerin kam, aber die ganze <hi rend="latintype">fleur de la societé</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_25da6258-3013-41c2-9ffc-908ae880c7bb" xml:lang="fr ">fleur de la societé – frz., Blüte der Gesellschaft.</note> –. Kennst Du <hi rend="latintype">Dem. <persName xml:id="persName_3333cd66-bb55-4100-b400-d6e1236a6ffb">Kemble<name key="PSN0112351" style="hidden" type="person">Kemble, Frances Anne (Fanny) → Butler</name><name key="PSN0112349" style="hidden" type="person">Kemble, Adelaide (?-1879)</name></persName></hi>? Sie singt jetzt hier auf der <placeName xml:id="placeName_0af42603-e14c-48ce-98cb-4f51311775a2"><hi rend="latintype">Scala</hi><name key="NST0100751" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro alla Scala</name><settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> – ohne allen Beifall. Langweiligeres und Kälteres kann man sich nicht denken – ich bin beinahe überzeugt daß den Engländern alles musikalische Gefühl abgeht – vielleicht sind sie auch zu gut erzogen und schämen sich, denn Leidenschaft ist eigentlich wohl nicht <hi rend="latintype">gentleman-like</hi> –. Hier ist jetzt einer der merkwürdigsten Menschen die ich je kennen gelernt – ein junger amerikanischer Arzt, <hi rend="latintype">Dr <persName xml:id="persName_7e76dc30-eaea-4748-909a-9cd0613c33ef">Castle<name key="PSN0119859" style="hidden" type="person">Castle, Michael</name></persName></hi>, 23 Jahre alt – Phrenologe, aber Phrenologe wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_733363ff-7281-4ece-aea3-4840d405e833">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName></hi> Musiker. Was er aus den 7 Tönen des Schädelknochenbaus für tiefe Wahrheiten zu entdecken weiß! es ist unbegreiflich – ein andres mal mehr von ihm.</p> <p><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_1b64b7d5-b82a-42df-85b8-3430d575c38a" xml:lang="de">Beginn des Fragments der unteren Hälfte des zweiten Blattes in Privatbesitz:</note>Meine <persName xml:id="persName_fc78c7e1-0185-4cce-8714-3aba17f2600b">Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden" type="person">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> (so wie <hi rend="latintype">Dem. Reine</hi>) grüßen herzlich – erstere hat gestern an meinen <persName xml:id="persName_a4b1bfd3-7585-4b20-9a66-dfcc322fcaf7">Bruder<name key="PSN0112004" style="hidden" type="person">Hiller, Friedrich Moritz (1806-1853)</name></persName> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_aabe3ea4-6ed2-43bb-8a6b-64aca55a41de">Frkft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. geschrieben und ihm, ich glaube Deinen halben Brief kopirt. sie war sehr froh und glücklich damit. </p> <closer rend="left">Und nun <hi n="1" rend="underline">muß</hi> ich schließen. Deiner lieben <persName xml:id="persName_7a9c2648-c5f1-421e-8c78-8780dcf3db91">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> meine herzlichsten Grüße. Empfehle mich auf’s Beste den geehrten <persName xml:id="persName_9a7c5eea-d143-4ffb-ad17-9964f4fe9b85">Familien Schadow<name key="PSN0114490" style="hidden" type="person">Schadow, Familie von → Friedrich Wilhelm S.</name><name key="PSN0114491" style="hidden" type="person">Schadow, Familie von → Johann Gottfried S.</name></persName> und – Du weißt schon – ich habe ein schändliches Namengedächtniß –</closer> <closer rend="right">Adieu – schreibe mir bald –</closer> <signed rend="right">Stets Dein treuer</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Ferdinand Hiller</hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_afac2eef-cc24-4456-9319-aeab4a98ae2d"> <docAuthor key="PSN0112003" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_fd2fc314-813a-4082-a44a-8627ee363aab">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112003" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_4b39e186-a2ed-470e-a74f-a04e5032eda6">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Welche Deiner <hi rend="latintype"><title xml:id="title_79eaf336-a2a0-4708-b10d-5d2c31a34365">Ouvertüren<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pnhemacb-lzuv-5c8n-8lmh-x5btquzfpzsm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100369" style="hidden">Ouvertüre c-Moll (zu Ruy Blas), [März 1839]; 8. März 1839; danach revidiert<idno type="MWV">P 15</idno><idno type="op">95</idno></name></title></hi> wird gegeben?</p> </div> </body> </text></TEI>