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gb-1839-04-11-02

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Albert Bratfisch an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Altenburg, 11. April 1839 Zürnen Sie nicht über meine Dreistigkeit, daß ich es wage, Sie, Gefeiertester der musikalischen Welt, mit einigen Zeilen zu belästigen. Es fehlen mir zwar die Worte, um mich ganz so auszudrücken, wie ich es eigentlich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt Felix Mendelssohn Bartholdy an Albert Bratfisch in Altenburg; Leipzig, vor dem 22. Januar 1840 Bratfisch, Friedrich Albert Ehregott (1823-1874)Bratfisch, Friedrich Albert Ehregott (1823-1874) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 35/118. Autograph Albert Bratfisch an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Altenburg, 11. April 1839 Zürnen Sie nicht über meine Dreistigkeit, daß ich es wage, Sie, Gefeiertester der musikalischen Welt, mit einigen Zeilen zu belästigen. Es fehlen mir zwar die Worte, um mich ganz so auszudrücken, wie ich es eigentlich

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.

Albert Bratfisch.

Preußisches Cassenbillet über 1 Thaler.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. April 1839 Bratfisch, Friedrich Albert Ehregott (1823-1874)counter-resetBratfisch, Friedrich Albert Ehregott (1823–1874) AltenburgDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Bratfisch, Friedrich Albert Ehregott (1823–1874) Bratfisch, Friedrich Albert Ehregott (1823–1874) Hochzuverehrendester Herr Doctor!

Zürnen Sie nicht über meine Dreistigkeit, daß ich es wage, Sie, Gefeiertester der musikalischen Welt, mit einigen Zeilen zu belästigen. Es fehlen mir zwar die Worte, um mich ganz so auszudrücken, wie ich es eigentlich wünsche; doch ist es die Sprache des Herzens. Beseelt von den innigsten Gefühlen der Dankbarkeit und Liebe, bin ich auch zu sehr schon von Ihrer Seelengüte überzeugt, als daß ich fürchten solle, mir Ihr Mißtrauen zuzuziehen, wenn ich Ihnen hierdurch meinen tiefgerührtesten Dank abstatte. Ich hätte Ihnen diesen gleich mündlich abstatten sollen, allein ich war zu gerührt von der liebevollen Aufnahme, welcher ich mich bei Ew. Wohlgebrn. zu erfreuen hatte. Das Einthälerige Preuß. Cassenbillet, welches Sie mir aus unverdienter Güte zu meiner desto schnelleren Rückreise leihten, stelle ich Ihnen beifolgend mit, mit der gehorsamsten Dankbarkeit zurück. Ich fand gerade noch so viel in meiner kleinen Reisekarte, und wurde dadurch in den Stand gesetzt Ihrem gütigsten Befehle, meinem VaterBratfisch, Adolph von diesem Thaler nichts zu sagen, nachkommen zu können. Wegen der Clavierstunden bei dem Herrn Hoforganist ReichardtReichardt, Carl August (1802-1859) habe ich Erkundigungen eingezogen, wobei ich aber zu meinem größten Leidwesen als Resultat erhielt, daß ich von meinem Vater nicht verlangen |2| für eine einzige Stunde 8 rh. zu bezahlen. Obgleich dieses Honorar für einen Künstler, wie der Hoforganist sein soll, nicht zu hochgestellt, so ist in AltenburgAltenburgDeutschland doch die Stunde zu 8 rh. so auffällig theuer, daß mein guter Vater nicht in den Stand gesetzt ist, diese Stunden zu bezahlen. Wenn mir Ew. Wohlgeboren erlauben, so will ich nun noch meine Rückreise hersetzen. Wir reisten erst 7 1/4 Uhr von LeipzigLeipzigDeutschland ab und trafen ohne Besonderes in Altenburg gegen 5 Uhr Nachmittags ein. Die Meinigen empfiengen mich mit wahrer herzlicher Freude; sie waren sehr um meine Gesundheit besorgt gewesen, da ich weder Mantel, noch sonst ein warmes Kleidungsstück mit mir genommen hatte. Für eine besondere Gnade Gottes sahen wir die Herablassung Ihrerseits, sowohl gegen meinen BruderBratfisch, Bruder von → Friedrich Albert Ehregott B., wie auch gegen mich, einem armen Menschen an.

In Betreff der drei Puncte, welche Sie mir zur Bedingung nannten, wollte ich mich der Musik widmen, habe ich Ihnen, verehrtester Herr Doctor, folgendes anzuzeigen.

Daß ich erstens einen solch unbesonnenen Streich,einen solch unbesonnenen Streich – Albert Bratfisch war in seinem 16ten Lebensjahr heimlich ohne Wissen seiner Eltern gemeinsam mit seinem Bruder, ohne Gepäck und Sachen, nach Leipzig zu Felix Mendelssohn Bartholdy gewandert, um ihn zu bitten, dass er Albert Bratfisch bei seinem Ziel, Musiker zu werden, unterstützten möchte. wie der Ihnen bekannte, nie wiederholen werde, daran glaube ich, wenn wir das hohe Glück, welches den Gegenstand meiner höchsten Wünsche umfaßt, in Ew. Wohlgeboren hohe Bekanntschaft näher treten zu können, zu Theil werden sollte, Ihnen bessere Beweise durch die That zu geben.

Zweitens: Die Verzeihung und Erlaubniß meines lieben Vaters, mich der Musik widmen zu können, welche dieser nach Ihrer erhalte|3|nen Erlaubniß Ihnen selbst zuschicken <name key="PSN0110085" style="hidden" type="author">Bratfisch, Adolph</name> <name key="gb-1839-04-11-01" style="hidden" type="letter">Adolph Bratfisch an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Altenburg, 11. April 1839</name> wird, habe ich augenblicklich nach meiner Rückkehr ins Vaterhaus, vorzüglich da Sie, Herr Doctor, einen so liebevollen, mir heiligen Brief an meinem Vater <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-04-09-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bratfisch in Altenburg; Leipzig, 9. April 1839</name> mitgaben. Und daß verspreche ich Ihnen heilig und theuer, daß immer mein Bestreben dahin gerichtet sein wird Ihnen, sowie meinen Eltern durch musterhaften Fleiß und gute Aufführung die große Güte einigermaßen zu vergüten.die große Güte einigermaßen zu vergüten – Albert Bratfisch wurde am 2. April 1843 Schüler der ersten Generation des neugegründeten Konservatoriums der Musik. Siehe Emil Kneschke, Zur Geschichte des Theaters und der Musik in Leipzig, Leipzig 1864, S. 33. Ich bitte noch tausendmal um Verzeihung theils wegen der Dreistigkeit, theils wegen des schlechten Styls und der Schrift und verbleibe in der Hoffnung vielleicht bald durch Fleiß und Ausdauer einer bestimmten Beschäftigung entgegenzugehen,

mit der vollkommensten Hochachtung, der stolz ist, sich wenigstens Ihren Verehrer schreiben zu dürfen Ew. Wohlgeboren ganz gehorsamster und dienstbereitwilliger Albert Bratfisch. Altenburg den 11ten April 1839.
            Hochzuverehrendester Herr Doctor!
Zürnen Sie nicht über meine Dreistigkeit, daß ich es wage, Sie, Gefeiertester der musikalischen Welt, mit einigen Zeilen zu belästigen. Es fehlen mir zwar die Worte, um mich ganz so auszudrücken, wie ich es eigentlich wünsche; doch ist es die Sprache des Herzens. Beseelt von den innigsten Gefühlen der Dankbarkeit und Liebe, bin ich auch zu sehr schon von Ihrer Seelengüte überzeugt, als daß ich fürchten solle, mir Ihr Mißtrauen zuzuziehen, wenn ich Ihnen hierdurch meinen tiefgerührtesten Dank abstatte. Ich hätte Ihnen diesen gleich mündlich abstatten sollen, allein ich war zu gerührt von der liebevollen Aufnahme, welcher ich mich bei Ew. Wohlgebrn. zu erfreuen hatte. Das Einthälerige Preuß. Cassenbillet, welches Sie mir aus unverdienter Güte zu meiner desto schnelleren Rückreise leihten, stelle ich Ihnen beifolgend mit, mit der gehorsamsten Dankbarkeit zurück. Ich fand gerade noch so viel in meiner kleinen Reisekarte, und wurde dadurch in den Stand gesetzt Ihrem gütigsten Befehle, meinem Vater von diesem Thaler nichts zu sagen, nachkommen zu können. Wegen der Clavierstunden bei dem Herrn Hoforganist Reichardt habe ich Erkundigungen eingezogen, wobei ich aber zu meinem größten Leidwesen als Resultat erhielt, daß ich von meinem Vater nicht verlangen für eine einzige Stunde 8 rh. zu bezahlen. Obgleich dieses Honorar für einen Künstler, wie der Hoforganist sein soll, nicht zu hochgestellt, so ist in Altenburg doch die Stunde zu 8 rh. so auffällig theuer, daß mein guter Vater nicht in den Stand gesetzt ist, diese Stunden zu bezahlen. Wenn mir Ew. Wohlgeboren erlauben, so will ich nun noch meine Rückreise hersetzen. Wir reisten erst 7 1/4 Uhr von Leipzig ab und trafen ohne Besonderes in Altenburg gegen 5 Uhr Nachmittags ein. Die Meinigen empfiengen mich mit wahrer herzlicher Freude; sie waren sehr um meine Gesundheit besorgt gewesen, da ich weder Mantel, noch sonst ein warmes Kleidungsstück mit mir genommen hatte. Für eine besondere Gnade Gottes sahen wir die Herablassung Ihrerseits, sowohl gegen meinen Bruder, wie auch gegen mich, einem armen Menschen an.
In Betreff der drei Puncte, welche Sie mir zur Bedingung nannten, wollte ich mich der Musik widmen, habe ich Ihnen, verehrtester Herr Doctor, folgendes anzuzeigen.
Daß ich erstens einen solch unbesonnenen Streich, wie der Ihnen bekannte, nie wiederholen werde, daran glaube ich, wenn wir das hohe Glück, welches den Gegenstand meiner höchsten Wünsche umfaßt, in Ew. Wohlgeboren hohe Bekanntschaft näher treten zu können, zu Theil werden sollte, Ihnen bessere Beweise durch die That zu geben.
Zweitens: Die Verzeihung und Erlaubniß meines lieben Vaters, mich der Musik widmen zu können, welche dieser nach Ihrer erhaltenen Erlaubniß Ihnen selbst zuschicken wird, habe ich augenblicklich nach meiner Rückkehr ins Vaterhaus, vorzüglich da Sie, Herr Doctor, einen so liebevollen, mir heiligen Brief an meinem Vater mitgaben. Und daß verspreche ich Ihnen heilig und theuer, daß immer mein Bestreben dahin gerichtet sein wird Ihnen, sowie meinen Eltern durch musterhaften Fleiß und gute Aufführung die große Güte einigermaßen zu vergüten. Ich bitte noch tausendmal um Verzeihung theils wegen der Dreistigkeit, theils wegen des schlechten Styls und der Schrift und verbleibe in der Hoffnung vielleicht bald durch Fleiß und Ausdauer einer bestimmten Beschäftigung entgegenzugehen,
mit der vollkommensten Hochachtung, der stolz ist, sich wenigstens Ihren Verehrer schreiben zu dürfen Ew. Wohlgeboren
ganz gehorsamster und dienstbereitwilliger
Albert Bratfisch.
Altenburg den 11ten April 1839.          
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