gb-1839-04-06-02
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Wien, 4. und 6. April 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Aloys Fuchs.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ich kann die günstige Gelegenheit der Rückreise unseres Freundes Wiener – die Ihren Paulus erst am
1839
Felix! nur mit Ausnahme, bitte ich. Ihr gerechter Unwille soll sich allerdings auf
Jeneerstreken, die die hemmende Ursache waren, daß Ihr Meisterwerk so spät uns bekannt wurde. Allein
Schumannwird Ihnen
mündlicham besten bestättigen – wie oft
Sieder Gegenstand unseres Gespräches waren. Soll ich auch noch anführen, – was Ihnen schon 1000 mahl wird gesagt und geschrieben worden sein – und was nun in aller Welt erklingt, welches Vergnügen
mirdie Bekanntschaft Ihres Oratoriums gemacht hat? Dazu reichte wahrlich dieses Blatt nicht hin, und ich beziehe mich durchaus auf jene Zeilen, welche unser
genialerRobert in jener
Ihres Paulus geschrieben hat: jenes ist mir aus der Seele gesprochen – nur daß ich mich nicht so geistreich und treffend hätte ausdrücken können.hierortige Einführung
Ich hätte zwar jenem Aufsatze noch manches beizufügen, namentlich eine nähere Charakteristik jener Personen – welche Schumann unter der Clique begreift; allein ich halte es nicht räthlich – solchesAutographe zu sammeln – auch als solches veröffentlicht werden; denn wenn ich auch dermalen noch nicht so berühmt bin, so kann dieß in der Folge noch werden denn ich glaube immer „ich erfinde noch einst ein Kropf-Pulver“. Ich muss mir also jene Charakteristik einiger hiesiger General-Pächter des musikalischen Geschmaks auf unsere nächste Statt findende mündliche Conversation aufspaaren – wo Sie kennen lernen sollen, wer Sie in Wien liebt – und wer Sie fürchtet – daher haßt und verfolgt.
Freund Engagement, sondern gibt Unterricht als Gesanglehrer. Sie werden es nicht für Verläumdung halten, wenn ich Ihnen sage, daß er noch ganz der Alte – d: h: mit der Kunst es redlich meinende – etwas eigensinnige – aber liebenswürdige gutmüthige Polterer ist, der zwar hier (seiner Geradheit wegen,) manchmal anstößt, mit dem ich aber – weil ich Ihnen näher zu kommen glaube – sehr gut auskomme, ja in freundschaftlichen Verhältnissen stehe. – Ich schätze überhaupt solche Leute – die unter bitterer oft rauher Schaale, doch etwas Kern haben; und verabscheue alle Süßlinge von ganzem Herzen.
Unter seinem Wust von Büchern und Musikalien ist eben auch keine größere Ordnung bemerkbar, welches mir doppelt leid thut – weil dadurch derlei Schätze unzugänglich werden.Comissionen für Louis Berger in
auch gestorben, ohn daß ich dessen Notenschrift besitze: vielleicht bin ich mit denBerlin
todtenglücklicher als mit den
Lebenden?
Die Vermehrung meiner Sammlung ist in letzter Zeit sehr in’s Stocken gerathen: es will von keiner Seite etwas einlaufen: dagegen geht die Vermehrung meiner Auto facta desto geschwinder, und es scheint das Geschlecht der
Füchseauch unter den Menschen nicht aussterben zu sollen: denn es stehen bereits
3 StükNachfolger da, welche da fortsetzen sollen, was ihr
großer Vater!!! begonnen; nun können Sie Sich denken, wie zahlreich in 100 Jahren die von mir gegründete musikal.
Autographen-Sammlung sein wird; da wird dereinst ein Enkel sagen: „Siehst Du hier dieses
Quartettvon
Mendelssohnin der
Barth:handschriftlichen Partitur? Dieses bekam eins unser Großvater vom
Componistenselbst – und er durfte diesen Mann „Freund“ nennen“ Zu meiner Verwunderung sehe ich mich abermals auf der letzten Seite – und ich stehle Ihnen Augenblike, die Sie auf Besseres, als diese Zeilen hätten verwenden können. Daher Genug für dießmahl. Nehmen Sie neuerdings die Versicherung, daß Sie den wärmsten Verehrer – und aufrichtigsten Freund besitzen in
Soeben wollte ich dieses Schreiben an Schumann zur Weiterbeförderung übergeben, als ich erfuhr, daß er vor 2 Stunden abgereißt sey. Es bleibt mir daher nichts übrig, als Ihnen solches durch die Post zu senden, und nehme Ihre Nachsicht in Betref des verursachten Porto in Anspruch.
Vale et Save Salve
totus tuusAFuchs
Wien am 4. April 1839. Schätzbarster Freund! Ich kann die günstige Gelegenheit der Rückreise unseres Freundes Rob. Schumann nicht unbenützt lassen, um Ihnen ein Lebenszeichen zu geben: Sie haben zwar ganz recht – daß Sie die Wiener – die Ihren Paulus erst am 1. März 1839 zu Gehör brachten – ignoriren und vergessen; – allein bester Felix! nur mit Ausnahme, bitte ich. Ihr gerechter Unwille soll sich allerdings auf Jene erstreken, die die hemmende Ursache waren, daß Ihr Meisterwerk so spät uns bekannt wurde. Allein Schumann wird Ihnen mündlich am besten bestättigen – wie oft Sie der Gegenstand unseres Gespräches waren. Soll ich auch noch anführen, – was Ihnen schon 1000 mahl wird gesagt und geschrieben worden sein – und was nun in aller Welt erklingt, welches Vergnügen mir die Bekanntschaft Ihres Oratoriums gemacht hat? Dazu reichte wahrlich dieses Blatt nicht hin, und ich beziehe mich durchaus auf jene Zeilen, welche unser genialer Robert in jener Zeitschrift über die hierortige Einführung Ihres Paulus geschrieben hat: jenes ist mir aus der Seele gesprochen – nur daß ich mich nicht so geistreich und treffend hätte ausdrücken können. Ich hätte zwar jenem Aufsatze noch manches beizufügen, namentlich eine nähere Charakteristik jener Personen – welche Schumann unter der Clique begreift; allein ich halte es nicht räthlich – solches dem Papier anzuvertrauen, weil ich fürchte, mein Brief könnte – bei der jetzt grassirenden Wuth Autographe zu sammeln – auch als solches veröffentlicht werden; denn wenn ich auch dermalen noch nicht so berühmt bin, so kann dieß in der Folge noch werden denn ich glaube immer „ich erfinde noch einst ein Kropf-Pulver“. Ich muss mir also jene Charakteristik einiger hiesiger General-Pächter des musikalischen Geschmaks auf unsere nächste Statt findende mündliche Conversation aufspaaren – wo Sie kennen lernen sollen, wer Sie in Wien liebt – und wer Sie fürchtet – daher haßt und verfolgt. Freund Hauser lebt nun – wie Sie wissen werden – mit Familie stabil in Berlin, zwar ohne Theater Engagement, sondern gibt Unterricht als Gesanglehrer. Sie werden es nicht für Verläumdung halten, wenn ich Ihnen sage, daß er noch ganz der Alte – d: h: mit der Kunst es redlich meinende – etwas eigensinnige – aber liebenswürdige gutmüthige Polterer ist, der zwar hier (seiner Geradheit wegen, ) manchmal anstößt, mit dem ich aber – weil ich Ihnen näher zu kommen glaube – sehr gut auskomme, ja in freundschaftlichen Verhältnissen stehe. – Ich schätze überhaupt solche Leute – die unter bitterer oft rauher Schaale, doch etwas Kern haben; und verabscheue alle Süßlinge von ganzem Herzen. Unter seinem Wust von Büchern und Musikalien ist eben auch keine größere Ordnung bemerkbar, welches mir doppelt leid thut – weil dadurch derlei Schätze unzugänglich werden. Haben Sie Verehrtester! denn gar keine Comissionen für Wien zu bestellen? Dies verschaffte mir doch wenigstens wieder das unaussprechliche Vergnügen, einige Zeilen von Ihnen zu lesen: Nun ist inzwischen Louis Berger in Berlin auch gestorben, ohn daß ich dessen Notenschrift besitze: vielleicht bin ich mit den todten glücklicher als mit den Lebenden? Die Vermehrung meiner Sammlung ist in letzter Zeit sehr in’s Stocken gerathen: es will von keiner Seite etwas einlaufen: dagegen geht die Vermehrung meiner Auto facta desto geschwinder, und es scheint das Geschlecht der Füchse auch unter den Menschen nicht aussterben zu sollen: denn es stehen bereits 3 Stük Nachfolger da, welche da fortsetzen sollen, was ihr großer Vater!!! begonnen; nun können Sie Sich denken, wie zahlreich in 100 Jahren die von mir gegründete musikal. Autographen-Sammlung sein wird; da wird dereinst ein Enkel sagen: „Siehst Du hier dieses Quartett von Mendelssohn Barth: in der handschriftlichen Partitur? Dieses bekam eins unser Großvater vom Componisten selbst – und er durfte diesen Mann „Freund“ nennen“ Zu meiner Verwunderung sehe ich mich abermals auf der letzten Seite – und ich stehle Ihnen Augenblike, die Sie auf Besseres, als diese Zeilen hätten verwenden können. Daher Genug für dießmahl. Nehmen Sie neuerdings die Versicherung, daß Sie den wärmsten Verehrer – und aufrichtigsten Freund besitzen in Ihrem ergebensten Aloys Fuchs Soeben wollte ich dieses Schreiben an Schumann zur Weiterbeförderung übergeben, als ich erfuhr, daß er vor 2 Stunden abgereißt sey. Es bleibt mir daher nichts übrig, als Ihnen solches durch die Post zu senden, und nehme Ihre Nachsicht in Betref des verursachten Porto in Anspruch. Vale et Save totus tuus AFuchs
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-04-04" xml:id="date_4e8544d4-f643-41b6-af17-da354c0b93d9">4.</date> und <date cert="high" when="1839-04-06" xml:id="date_3af62a4f-57a8-4dfb-b75c-ef12709b8639">6. 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Dieses bekam eins unser Großvater vom <hi rend="latintype">Componisten</hi> selbst – und er durfte diesen Mann „Freund“ nennen“ Zu meiner Verwunderung sehe ich mich abermals auf der letzten Seite – und ich stehle Ihnen Augenblike, die Sie auf Besseres, als diese Zeilen hätten verwenden können. Daher Genug für dießmahl. Nehmen Sie neuerdings die Versicherung, daß Sie den wärmsten Verehrer – und aufrichtigsten Freund besitzen in </p> <signed rend="center">Ihrem</signed> <signed rend="right">ergebensten</signed> <signed rend="right">Aloys Fuchs</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_dafac214-29dd-4b9b-88f2-d947cc8d081b"> <docAuthor key="PSN0111251" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_2d5c6023-60fe-4bc9-85c0-4af50c37f884">Fuchs, Aloys Anton (1799–1853)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111251" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_fded483b-ef5e-461f-831a-4d9426d4b501">Fuchs, Aloys Anton (1799–1853)</docAuthor> <head rend="left">Nachschrift vom <date cert="high" when="1839-04-06" xml:id="date_a3a12e40-df11-4b4f-9414-ff60a0bcc585">6. April</date></head> <p style="paragraph_without_indent">Soeben wollte ich dieses Schreiben an <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_29ed7d87-66b3-4cbb-9072-0a4bfef0c8f9">Schumann<name key="PSN0114758" style="hidden" type="person">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName></hi> zur Weiterbeförderung übergeben, als ich erfuhr, daß er vor 2 Stunden abgereißt sey. Es bleibt mir daher nichts übrig, als Ihnen solches durch die Post zu senden, und nehme Ihre Nachsicht in Betref des verursachten Porto in Anspruch. </p> <closer rend="center"><hi rend="latintype">Vale et <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_b410b5c8-7238-449e-80f0-e5ba1afaeaed"> <sic resp="writer">Save</sic> <corr resp="editor">Salve</corr> </choice></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7fbc1d47-3f9a-4b00-bbf9-49e66fb7d99c" xml:lang="la ">Vale et Save – lat. Vale et Salve, Lebe wohl und sei gegrüßt.</note></closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">totus tuus</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cffaec1b-a33f-4829-88c9-b94b16615152" xml:lang="la ">totus tuus – lat., voll und ganz Dein. </note> AFuchs</signed> </div> </body> </text></TEI>