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gb-1839-03-17-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 17. März 1839 Tausend Dank, geliebte Kinder! für Euren freundlichen Glückwunsch, der schon am Mittagstisch, (wo ich außer dear family, die Gratulanten Antonie und Gans eingeladen hatte,) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 14. März 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 18. März 1839 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 36/235. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 17. März 1839 Tausend Dank, geliebte Kinder! für Euren freundlichen Glückwunsch, der schon am Mittagstisch, (wo ich außer dear family, die Gratulanten Antonie und Gans eingeladen hatte,) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Lea Mendelssohn Bartholdy.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

17. März 1839 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 17 März

Tausend Dank, geliebte Kinder! für Euren freundlichen Glückwunsch,Glückwunsch – Lea Mendelssohn Bartholdys Geburtstag war der 15. März 1839, an dem sie 62 Jahre alt wurde. der schon am Mittagstisch, (wo ich außer dear familyMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy, die Gratulanten AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896) und GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) eingeladen hatte,) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht und Euch in unsern Kreis gewünscht habt. Dieser Brief enthält des Erfreulichen so viel, daß ich wirklich kein Angebinde wüßte, welches mir hätte erwünschter sein können. Daß meine glücklichste TochterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sich wieder hersehnt, daß sie gefällt, wie unendlich theuer sie mir ist, beglückt mich herzel. Möcht es doch würklich wieder zu versuchen, ob wir ein zweites mal so ohne Prügel und Zank neben einander auskommen können! – Du, bester Felix! schüttelst meine Anklage der Gleichgültigkeit gegen Deine Erfolge ab, und auch darin erkenn ich, zum Theil wenigstens die linde zarte Hand Deiner CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), die Dich weiser für Lob gemacht, und der Du gern das Vergnügen des Triumphs darbringen magst. In der That ist WienWienÖsterreich aber, in musikalischer wie in andrer Beziehung, die wichtigste Stadt Deutschlands, und wo HaydnHaydn, Franz Joseph (1732-1809)Haydn, Johann Michael (1737-1806), MozartMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791), BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827), SalieriSalieri, Antonio (1750-1825) gelebt und gewirkt, da bleibt stets ein Stamm guter Hörer und Kenner, wie denn eine so bevölkerte Stadt viele Partheyen in Geschmack und Kunstliebe goutirendgoutirend – Gefallen an etwas / jemand finden. und in sich aufnehmen kann. Dazu ist schon ein Anflug südlichen Enthusiasmus in dem fröhlichen Völkchen, sie haben ächte Gutmüthigkeit, freundliche Empfänglichkeit, Lust sich zu amusirenamusiren – amüsieren. und ohne krittliche Kritik das Schöne zu finden. Von mehreren Seiten höre ich, daß man sich zu einer 2ten größern Aufführung hineinwächst, und es wäre Dir gewiß angenehm und nützlich, Dich auf so vortheilhafte Weise einmal dort zu zeigen. Wie sehr die Auffaßung des Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4ppry3b4-mvkx-wmlg-wuxu-y2oha4iuqw1v"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> Dir die schönsten Wege dazu bahnen würde, und was unter Deiner Leitung mit den grandiosen Mitteln aller Art aus solcher Aufführung werden könnte, wirst Du am besten beurtheilen. Kennst |2| Du die LuzerLutzer, Jenny (1816-1877), welche als höchst vortrefflich gerühmt wird, sogar in der Oper, worin die WienerWienÖsterreich durch die italiän. Sänger von jeher so durchaus verwöhnt sind? – Hat SeyfriedSeyfried, Ignaz Xaver Ritter von (1776-1841) dirigirt? Prof. LevyLevy (Lewy), Eduard Constantin (1796-1846) sagt mir, er glaube es, seines hohen Alters wegen nicht. Daß man in Wien jeden zu charakterisiren weiß, sehe ich aus den Urtheilen über LißtLiszt, Franz (Ferenc) (1811-1886), im Vergleich mit ThalbergThalberg, Sigismund (1812-1871), der zwar l’enfant gâtél’enfant gâté – frz., das verwöhnte Kind. der eleganten Welt ist, und Briefe von Kaiserin an Kaiserin überbringt, aber der von Lißts Feuer und Genialität fast verdunkelt worden. Sogar die PereiraPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859) läßt ThThalberg, Sigismund (1812-1871). die Gerechtigkeit wiederfahren, zu behaupten, wenn er Geld genug erworben haben wird, dann berühre er das piano gewiß nicht mehr. – Deine ouvert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mqnyapjn-rdaq-asb3-zf0x-muov8b3uxz8j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100369" style="hidden">Ouvertüre c-Moll (zu Ruy Blas), [März 1839]; 8. März 1839; danach revidiert<idno type="MWV">P 15</idno><idno type="op">95</idno></name>. giebt mir die erste Lust, Ruy Blas<name key="PSN0112135" style="hidden" type="author">Hugo, Victor Marie (1802–1885)</name><name key="CRT0109401" style="hidden" type="literature">Ruy Blas</name> zu lesen, mein Felix! „ach wie kamst du nur dazu?“ Bitte, sag es mir! auf weßen Veranlaßung, denn Du bist ja ein Gegner und Verächter, sogar des Notre dame<name key="PSN0112135" style="hidden" type="author">Hugo, Victor Marie (1802–1885)</name><name key="CRT0109399" style="hidden" type="literature">Notre-Dame de Paris</name>, was mir noch das beste seinerHugo, Victor Marie (1802-1885) Werke scheint. Ich habe nicht deutlich verstanden, ob es im Theater zur Aufführung gekommen, oder nur für die Koncerte? sag mir auch Dein Urtheil über das Stück! und wer dirigirt in DavidsDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) Abwesenheit? – Daß Du fleißig, oder auch nur gern spielst, freut mich sehr; Gott hat Dir das Talent gegeben, und zwar ein so natürliches, aus der Seele quillendes, fast Improvisirtes, so daß ich oft höre, wenn von den allerkunstreichsten, ausgespitztesten Virtuosen die Rede ist, „Felix höre ich doch am liebsten! man mag ihn immer hören, weil er immer neu, fantastisch, erfrischend wirkt. Und wie HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859) sagt „Die Zeit ist drastisch,“ der Fleißige hat zu allem Muße, und komponiren, lesen und schreiben kann man auch nicht beständig. – Ach könnt ich Dir nur etwas Zeit mit der Fracht schicken! Leider habe ich davon auf meine alten Tage nun gar zu viel! „Abgestorbner Baum“ etc!

Wie allerliebst finde ich CarlchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897), der einen Diener macht, wenn man frägt ob er mich grüßen läßt! küße das schöne Balg tausendmal von mir! – Nun, mein schönster CesselMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), zu Deinen |3| Geschäften. Das Wichtigste für mich, Dein Kleid, (ist mir auf Färberehre versprochen!) sollMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) mit dem schönsten Violet aus der KüpeKüpe – Färbetrog. steigen; 14 Tage kann es aber dauern; brauchst Du es schnell, so schick ichs Dir mit Post, wenn nicht so erwart ich eine franke Gelegenheit. Ueber das falsche Spitzentuch hat die Kunstwäscherin aber das Todes Urtheil ausgesprochen. Die Unächtheit machts noch nicht, denn solchen petinet,petinet – Petinet ist ein Erzeugniß des Strumpfwirkerstuhls, bestehend aus einem leichten, feinen, aus Seide, Baumwolle oder Leinenzwirn gewirkten Stoff mit sehr großen Maschen, wodurch das Ganze ein spitzenartiges Aussehen erhält. wie mans hier nennt, wäscht sie oft, aber das Tuch ist so entsetzlich vergelbt, daß es, ohne es stark anzugreifen, nicht weiß werden könnte, und dazu ist der Grund, ohnehin schon sehr zerrißen, viel zu dünn. Die Kosten des Waschens würden 2 bis 3 rt. betragen, und das Aufnähen nebst Grund und Spitzentulle 5 bis 6. Zu Letzterm würde ich nicht rathen, da die Blumen bei Weitem nicht fein genug, und auch nur tambourirttambourirt – Das Tambourieren ist eine Stickerei mit Häkelnadel, bei der eine Art Luftmaschenkette auf das Gewebe aufgestickt wird, die im Ergebnis wie eine gestickte Linie aus Kettenstichen aussieht. sind: auf jeden Fall müßte zum Verpflanzen das Tuch erst gewaschen werden, und das Ganze betrüge 8 bis 10 rt. und würde doch ein horreurchenhorreurchen – Schrecken. werden. Ich schicke es also mit nächster portofreien Gelegenheit zurück. Vivat die Aechtheit! – Wäre Dein Kleid nicht kornblau, so würde Mama DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868) es Dir selbst gewaschen haben: zu der Farbe hat sie keinen Muth. Sonst macht sie Meisterstücke der Art und hat sich an schwarzem Atlas, grauen Pondichéry,Pondichéry – ein halbseidener Stoff. StorshawlsStorshawls – Store Shawls sind Schals aus transparentem bzw. halbtransparentem Stoff. etc. wunderbar bewährt. Hast Du also dergl. Kleider, die noch stark und ohne Flecke welche die Farbe ausgebeizt haben, und der Mühe verlohren, hin und hergeschickt und wieder zusammengesetzt zu werden, so besorgt die liebe gute Frau, oder mein Mädchen unter ihrer Anweisung, sie Dir sehr gern: seidne und crêpecrêpe – Mit Krepp bezeichnet man Stoffe, die eine wirre, krause und poröse Oberfläche haben, die entweder durch die Verwendung von Kreppgarnen oder durch Kreppbindung entstehen. der Kleider Sachen deßgleichen. Beehren Sie mein Haus mit Ihrer Kundschaft, gehrteste Frau Direktorin!

Die jetzige Modewuth, Porcellan zu malen, hat mich mit sehr schönen Dingen aus werther Hand bereichert, liebe Cécile! FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) haben mir einen höchst eleganten Waschtisch von Palysanderholz mit Spiegel geschenkt, der als verkleidetes Schränkchen meine Nische gar nicht verunziert, und dem man nicht anmerkt, daß er in seinem Schooße ein Geräth birgt, ohne welches Mde. de |4| Rambouillet in <hi rend="latintype">Sternes</hi> <hi rend="latintype">sentimental journey</hi><name key="PSN0115121" style="hidden" type="author">Sterne, Lawrence (1713–1768)</name><name key="CRT0110981" style="hidden" type="literature">A Sentimental Journey through France and Italy by Mr. Yorick</name> sich nicht behelfen konnte. Da in Paris ein honnêteshonnêtes – frz., ordentliches. Fuhrwerk pot de chambrepot de chambre – frz., Nachttopf. heißt, so sprach ich naïvementnaïvement – frz., naiv. das „große Wort gelaßen“ aus und erzählte, daß Rebeckas kunstfertige Hand es, etwas anzüglich, mit einem Kaktus und honny soithonny soit – bezieht sich auf den französischen Ausspruch »Honi soit qui mal y pense« (»Ein Schelm ist, wer Böses denkt«). geschmückt hat. Anständiger bemalt sind Krug, Waschschüßel, Trinkbüchse etc. die das Innere des Tisches zieren, und der Künstlerin um so mehr Ehre machen, als sie das Porcellanmalen erst seit einigen Monaten treibt. AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896) hat mir 2 dito gemalte BlumenTöpfchen mit einem Epheubogen, und AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) ein kleines cabaretcabaret – frz., Tablett. mit 6 Einsätzen, zu bonbons oder dragées gearbeitet. Von MarianneSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868) habe ich ein schönes Schreibzeug, von GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), die <hi rend="latintype">Shacespear</hi>schen Frauen mit Heines Erklärungen<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797–1856)</name><name key="CRT0112542" style="hidden" type="literature">Shakspeares Maedchen und Frauen. Mit Erlaeuterungen von Heinrich Heine</name>, von BettyPistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877) ein Glas mit den Namen meiner lieben Enkel, von T. BettyBeer, Rebecka (Betty) (1793-1850) einen schönen Rosenstock bekommen. FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hat mich Abends erfreut durch SeydelmannsSeydelmann, Carl (1793-1843) tragisches Vorlesen in einer sehr hübschen Gesellschaft. Wenn Du, liebster Felix! in einmal wieder hörtest, mußt Du Schillers Balladen<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759–1805)</name><name key="CRT0112543" style="hidden" type="literature">Balladen</name> und Gefühle nicht vergeßen; diesmal hatte er die Glocke<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110664" style="hidden" type="literature">Das Lied von der Glocke</name>, den Taucher<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759–1805)</name><name key="CRT0110671" style="hidden" type="literature">Der Taucher</name>, den Handschuh<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759–1805)</name><name key="CRT0112545" style="hidden" type="literature">Der Handschuh</name>, dann auch vieles von Anastasius GrünAuersperg, Anton Alexander von (Pseud.: Anastasius Grün) (1806-1876) und FreiligrathFreiligrath, Hermann Ferdinand (1810-1876) (einen commiscommis – Kontorist. aus BarmenBarmenDeutschland), zuletzt d. 4. Akt aus Egmont<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name> gewählt, und in dieser bunten Mannichfaltigkeit jeder einen ganz besondern Charakter und merkwürdige nuancen eingeprägt. Sogar seine Stimme klingt, da er sie im Zimmer nicht anzustrengen braucht, sehr schön. Ich habe mich gefreut, ihn durch eine medaille auf FleckFleck, Johann Friedrich Ferdinand (1757-1803) beschenken zu können, der obenein sein Landsmann ist. – Das furchtbar stürmische, kalte Wetter hat sich, nach starkem Schneefall plötzlich milder gestaltet, und RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) zeigt wieder neue Lust zur Reise,neue Lust zur Reise – Eine Besuchsreise nach Leipzig zu ihrem Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy. Falls AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) auch dazu geneigt ist. Wird bis Nachmittag noch etwas beschloßen, so meld ich’s. Daß AlexMendelssohn, Alexander (1798-1871). mit 2 Söhnen im Lauf der Woche nach L.LeipzigDeutschland kömmt, um BennyMendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874) zu treffen und ein paar Tage dort zu bleiben, weißt Du doch? Liebe Cécile, laß das KindMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) bei strengem Ostwind ja nicht ausgehen; Du weißt, welche Luftschnapperie ich stets bin, aber den kleinen Menschen ist solch Wetter gefährlich! sagt Doktor HanneHanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-) das nicht auch? Lebt wol Ihr Besten!

            Berlin 17 März Tausend Dank, geliebte Kinder! für Euren freundlichen Glückwunsch, der schon am Mittagstisch, (wo ich außer dear family, die Gratulanten Antonie und Gans eingeladen hatte, ) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht und Euch in unsern Kreis gewünscht habt. Dieser Brief enthält des Erfreulichen so viel, daß ich wirklich kein Angebinde wüßte, welches mir hätte erwünschter sein können. Daß meine glücklichste Tochter sich wieder hersehnt, daß sie gefällt, wie unendlich theuer sie mir ist, beglückt mich herzel. Möcht es doch würklich wieder zu versuchen, ob wir ein zweites mal so ohne Prügel und Zank neben einander auskommen können! – Du, bester Felix! schüttelst meine Anklage der Gleichgültigkeit gegen Deine Erfolge ab, und auch darin erkenn ich, zum Theil wenigstens die linde zarte Hand Deiner Cécile, die Dich weiser für Lob gemacht, und der Du gern das Vergnügen des Triumphs darbringen magst. In der That ist Wien aber, in musikalischer wie in andrer Beziehung, die wichtigste Stadt Deutschlands, und wo Haydn, Mozart, Beethoven, Salieri gelebt und gewirkt, da bleibt stets ein Stamm guter Hörer und Kenner, wie denn eine so bevölkerte Stadt viele Partheyen in Geschmack und Kunstliebe goutirend und in sich aufnehmen kann. Dazu ist schon ein Anflug südlichen Enthusiasmus in dem fröhlichen Völkchen, sie haben ächte Gutmüthigkeit, freundliche Empfänglichkeit, Lust sich zu amusiren und ohne krittliche Kritik das Schöne zu finden. Von mehreren Seiten höre ich, daß man sich zu einer 2ten größern Aufführung hineinwächst, und es wäre Dir gewiß angenehm und nützlich, Dich auf so vortheilhafte Weise einmal dort zu zeigen. Wie sehr die Auffaßung des Paulus Dir die schönsten Wege dazu bahnen würde, und was unter Deiner Leitung mit den grandiosen Mitteln aller Art aus solcher Aufführung werden könnte, wirst Du am besten beurtheilen. Kennst Du die Luzer, welche als höchst vortrefflich gerühmt wird, sogar in der Oper, worin die Wiener durch die italiän. Sänger von jeher so durchaus verwöhnt sind? – Hat Seyfried dirigirt? Prof. Levy sagt mir, er glaube es, seines hohen Alters wegen nicht. Daß man in Wien jeden zu charakterisiren weiß, sehe ich aus den Urtheilen über Lißt, im Vergleich mit Thalberg, der zwar l’enfant gâté der eleganten Welt ist, und Briefe von Kaiserin an Kaiserin überbringt, aber der von Lißts Feuer und Genialität fast verdunkelt worden. Sogar die Pereira läßt Th. die Gerechtigkeit wiederfahren, zu behaupten, wenn er Geld genug erworben haben wird, dann berühre er das piano gewiß nicht mehr. – Deine ouvert . giebt mir die erste Lust, Ruy Blas zu lesen, mein Felix! „ach wie kamst du nur dazu?“ Bitte, sag es mir! auf weßen Veranlaßung, denn Du bist ja ein Gegner und Verächter, sogar des Notre dame, was mir noch das beste seiner Werke scheint. Ich habe nicht deutlich verstanden, ob es im Theater zur Aufführung gekommen, oder nur für die Koncerte? sag mir auch Dein Urtheil über das Stück! und wer dirigirt in Davids Abwesenheit? – Daß Du fleißig, oder auch nur gern spielst, freut mich sehr; Gott hat Dir das Talent gegeben, und zwar ein so natürliches, aus der Seele quillendes, fast Improvisirtes, so daß ich oft höre, wenn von den allerkunstreichsten, ausgespitztesten Virtuosen die Rede ist, „Felix höre ich doch am liebsten! man mag ihn immer hören, weil er immer neu, fantastisch, erfrischend wirkt. Und wie Humboldt sagt „Die Zeit ist drastisch, “ der Fleißige hat zu allem Muße, und komponiren, lesen und schreiben kann man auch nicht beständig. – Ach könnt ich Dir nur etwas Zeit mit der Fracht schicken! Leider habe ich davon auf meine alten Tage nun gar zu viel! „Abgestorbner Baum“ etc!
Wie allerliebst finde ich Carlchen, der einen Diener macht, wenn man frägt ob er mich grüßen läßt! küße das schöne Balg tausendmal von mir! – Nun, mein schönster Cessel, zu Deinen Geschäften. Das Wichtigste für mich, Dein Kleid, (ist mir auf Färberehre versprochen!) soll mit dem schönsten Violet aus der Küpe steigen; 14 Tage kann es aber dauern; brauchst Du es schnell, so schick ichs Dir mit Post, wenn nicht so erwart ich eine franke Gelegenheit. Ueber das falsche Spitzentuch hat die Kunstwäscherin aber das Todes Urtheil ausgesprochen. Die Unächtheit machts noch nicht, denn solchen petinet, wie mans hier nennt, wäscht sie oft, aber das Tuch ist so entsetzlich vergelbt, daß es, ohne es stark anzugreifen, nicht weiß werden könnte, und dazu ist der Grund, ohnehin schon sehr zerrißen, viel zu dünn. Die Kosten des Waschens würden 2 bis 3 rt. betragen, und das Aufnähen nebst Grund und Spitzentulle 5 bis 6. Zu Letzterm würde ich nicht rathen, da die Blumen bei Weitem nicht fein genug, und auch nur tambourirt sind: auf jeden Fall müßte zum Verpflanzen das Tuch erst gewaschen werden, und das Ganze betrüge 8 bis 10 rt. und würde doch ein horreurchen werden. Ich schicke es also mit nächster portofreien Gelegenheit zurück. Vivat die Aechtheit! – Wäre Dein Kleid nicht kornblau, so würde Mama Dirichlet es Dir selbst gewaschen haben: zu der Farbe hat sie keinen Muth. Sonst macht sie Meisterstücke der Art und hat sich an schwarzem Atlas, grauen Pondichéry, Storshawls etc. wunderbar bewährt. Hast Du also dergl. Kleider, die noch stark und ohne Flecke welche die Farbe ausgebeizt haben, und der Mühe verlohren, hin und hergeschickt und wieder zusammengesetzt zu werden, so besorgt die liebe gute Frau, oder mein Mädchen unter ihrer Anweisung, sie Dir sehr gern: seidne und crêpe der Kleider Sachen deßgleichen. Beehren Sie mein Haus mit Ihrer Kundschaft, gehrteste Frau Direktorin!
Die jetzige Modewuth, Porcellan zu malen, hat mich mit sehr schönen Dingen aus werther Hand bereichert, liebe Cécile! Fanny und Rebecka haben mir einen höchst eleganten Waschtisch von Palysanderholz mit Spiegel geschenkt, der als verkleidetes Schränkchen meine Nische gar nicht verunziert, und dem man nicht anmerkt, daß er in seinem Schooße ein Geräth birgt, ohne welches Mde. de Rambouillet in Sternes sentimental journey sich nicht behelfen konnte. Da in Paris ein honnêtes Fuhrwerk pot de chambre heißt, so sprach ich naïvement das „große Wort gelaßen“ aus und erzählte, daß Rebeckas kunstfertige Hand es, etwas anzüglich, mit einem Kaktus und honny soit geschmückt hat. Anständiger bemalt sind Krug, Waschschüßel, Trinkbüchse etc. die das Innere des Tisches zieren, und der Künstlerin um so mehr Ehre machen, als sie das Porcellanmalen erst seit einigen Monaten treibt. Antonie hat mir 2 dito gemalte BlumenTöpfchen mit einem Epheubogen, und Albertine ein kleines cabaret mit 6 Einsätzen, zu bonbons oder dragées gearbeitet. Von Marianne habe ich ein schönes Schreibzeug, von Gans, die Shacespearschen Frauen mit Heines Erklärungen, von Betty ein Glas mit den Namen meiner lieben Enkel, von T. Betty einen schönen Rosenstock bekommen. Fanny hat mich Abends erfreut durch Seydelmanns tragisches Vorlesen in einer sehr hübschen Gesellschaft. Wenn Du, liebster Felix! in einmal wieder hörtest, mußt Du Schillers Balladen und Gefühle nicht vergeßen; diesmal hatte er die Glocke, den Taucher, den Handschuh, dann auch vieles von Anastasius Grün und Freiligrath (einen commis aus Barmen), zuletzt d. 4. Akt aus Egmont gewählt, und in dieser bunten Mannichfaltigkeit jeder einen ganz besondern Charakter und merkwürdige nuancen eingeprägt. Sogar seine Stimme klingt, da er sie im Zimmer nicht anzustrengen braucht, sehr schön. Ich habe mich gefreut, ihn durch eine medaille auf Fleck beschenken zu können, der obenein sein Landsmann ist. – Das furchtbar stürmische, kalte Wetter hat sich, nach starkem Schneefall plötzlich milder gestaltet, und Rebecka zeigt wieder neue Lust zur Reise, Falls Albertine auch dazu geneigt ist. Wird bis Nachmittag noch etwas beschloßen, so meld ich’s. Daß Alex. mit 2 Söhnen im Lauf der Woche nach L. kömmt, um Benny zu treffen und ein paar Tage dort zu bleiben, weißt Du doch? Liebe Cécile, laß das Kind bei strengem Ostwind ja nicht ausgehen; Du weißt, welche Luftschnapperie ich stets bin, aber den kleinen Menschen ist solch Wetter gefährlich! sagt Doktor Hanne das nicht auch? Lebt wol Ihr Besten!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1839-03-17-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1839-03-17-01" xml:id="title_c3676d0d-423e-4424-aace-82d5763dfcc1">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 17. März 1839</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_27ac53ae-d5ec-4127-aa7d-39959256707b">Tausend Dank, geliebte Kinder! für Euren freundlichen Glückwunsch, der schon am Mittagstisch, (wo ich außer dear family, die Gratulanten Antonie und Gans eingeladen hatte,) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_93855074-f897-43e6-932c-122c7644e4d0">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1839-03-14-02" type="precursor" xml:id="title_c2ee585b-4f95-4dd5-b5b6-6790691553e1">Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 14. März 1839</title> <title key="fmb-1839-03-18-01" type="successor" xml:id="title_4cbe2217-d251-4c2b-88a2-fbbd8c03e38f">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 18. März 1839</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_7e3381c3-0afe-4985-99b2-66c480ef5fc6"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_55554a8f-024b-463d-b73c-d9341a3981e8"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 36/235.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1839-03-17-01" type="letter" xml:id="title_45099196-4247-49eb-9792-82ad44820838">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 17. März 1839</title> <incipit>Tausend Dank, geliebte Kinder! für Euren freundlichen Glückwunsch, der schon am Mittagstisch, (wo ich außer dear family, die Gratulanten Antonie und Gans eingeladen hatte,) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-03-17" xml:id="date_8bbae3c9-2d6f-4d10-8009-311a9bde1801">17. März 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_6fe2cd21-45ba-40a7-9550-95584fd2805a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_2e88ffa3-b52e-4ba9-ab52-57a20bee8a01"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_003f9ca1-8812-45d9-bb9b-3ea5541e6fe9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_518877a8-ae2e-48d6-ab30-b591246eaa39"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_097f3a4b-5ab5-4d7e-9133-2e8308cc9460"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_962efcfb-14d2-4733-b328-e272afaad164">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6b76bf2a-e771-478a-9189-3f341c9cf400">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1839-03-17" xml:id="date_5b88bd88-dc30-4e80-b6dd-30a831e9a0bf">17 März</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Tausend Dank, geliebte Kinder!</seg> für Euren freundlichen Glückwunsch,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fae37884-a8c7-487e-bc31-bea2b6b597c4" xml:lang="de">Glückwunsch – Lea Mendelssohn Bartholdys Geburtstag war der 15. März 1839, an dem sie 62 Jahre alt wurde.</note> der schon am Mittagstisch, (wo ich außer <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c08932f1-09b5-42cd-93f5-055e7cc55adb">dear family<name key="PSN0113241" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName></hi>, die Gratulanten <persName xml:id="persName_3e07c254-6341-4b6e-9a1e-719014388bbb">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> und <persName xml:id="persName_dacd0013-8813-4d09-9d55-925c7bd9e7cb">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> eingeladen hatte,) eintraf, und mir das angenehmste Zeichen war, daß Ihr meiner gedacht und Euch in unsern Kreis gewünscht habt. Dieser Brief enthält des Erfreulichen so viel, daß ich wirklich kein Angebinde wüßte, welches mir hätte erwünschter sein können. Daß meine glücklichste <persName xml:id="persName_c433f1c7-a42c-4bb5-a744-d9610cdb2559">Tochter<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sich wieder hersehnt, daß sie gefällt, wie unendlich theuer sie mir ist, beglückt mich herzel. Möcht es doch würklich wieder zu versuchen, ob wir ein zweites mal so ohne Prügel und Zank neben einander auskommen können! – Du, bester Felix! schüttelst meine Anklage der Gleichgültigkeit gegen Deine Erfolge ab, und auch darin erkenn ich, zum Theil wenigstens die linde zarte Hand Deiner <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2d4a91c0-22b5-402b-99e4-2043717761b3">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, die Dich weiser für Lob gemacht, und der Du gern das Vergnügen des Triumphs darbringen magst. In der That ist <placeName xml:id="placeName_9cdb23a6-baaf-4ee9-b4e3-dd3eb8ded340">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> aber, in musikalischer wie in andrer Beziehung, die wichtigste Stadt Deutschlands, und wo <persName xml:id="persName_2bfaa878-799d-417c-b64d-78be88eb8743">Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="person">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="PSN0111790" style="hidden" type="person">Haydn, Johann Michael (1737-1806)</name></persName>, <persName xml:id="persName_72c1ccf2-4103-4e6d-9e10-255876ae563d">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName>, <persName xml:id="persName_680493dc-02b0-4230-ae2b-4b55711f4671">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2f8e4a7e-1ec3-4d75-849d-2a5039509dec">Salieri<name key="PSN0114431" style="hidden" type="person">Salieri, Antonio (1750-1825)</name></persName></hi> gelebt und gewirkt, da bleibt stets ein Stamm guter Hörer und Kenner, wie denn eine <hi n="1" rend="underline">so</hi> bevölkerte Stadt viele Partheyen in Geschmack und Kunstliebe <hi rend="latintype">goutirend</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_870472d6-3533-4b95-9dbb-cfd755224cb7" xml:lang="de">goutirend – Gefallen an etwas / jemand finden.</note> und in sich aufnehmen kann. Dazu ist schon ein Anflug südlichen Enthusiasmus in dem fröhlichen Völkchen, sie haben ächte Gutmüthigkeit, freundliche Empfänglichkeit, Lust sich zu <hi rend="latintype">amusiren</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e920fb02-20fb-4583-be70-43085cac7549" xml:lang="de">amusiren – amüsieren.</note> und ohne krittliche Kritik das Schöne zu finden. Von mehreren Seiten höre ich, daß man sich zu einer 2ten größern Aufführung hineinwächst, und es wäre Dir gewiß angenehm und nützlich, Dich auf so vortheilhafte Weise einmal dort zu zeigen. Wie sehr die Auffaßung des <title xml:id="title_0716d672-dbec-4c20-ac9e-b093e66eecd2">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4ppry3b4-mvkx-wmlg-wuxu-y2oha4iuqw1v"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> Dir die schönsten Wege dazu bahnen würde, und was unter Deiner Leitung mit den grandiosen Mitteln aller Art aus solcher Aufführung werden könnte, wirst Du am besten beurtheilen. Kennst<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Du die <persName xml:id="persName_dcd6aab3-49da-4ac8-83fb-7ce1e95e4852">Luzer<name key="PSN0112999" style="hidden" type="person">Lutzer, Jenny (1816-1877)</name></persName>, welche als höchst vortrefflich gerühmt wird, sogar in der Oper, worin die <placeName xml:id="placeName_bb8431ef-deae-4e9c-9c07-775c8e0d0905">Wiener<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> durch die italiän. Sänger von jeher so durchaus verwöhnt sind? – Hat <persName xml:id="persName_7a3c27fb-132d-47b8-9fea-9451bfdc4dee">Seyfried<name key="PSN0114886" style="hidden" type="person">Seyfried, Ignaz Xaver Ritter von (1776-1841)</name></persName> dirigirt? Prof. <persName xml:id="persName_c58010d3-63be-4380-8ef4-76b863298d54">Levy<name key="PSN0112812" style="hidden" type="person">Levy (Lewy), Eduard Constantin (1796-1846)</name></persName> sagt mir, er glaube es, seines hohen Alters wegen nicht. Daß man in Wien jeden zu charakterisiren weiß, sehe ich aus den Urtheilen über <persName xml:id="persName_7f541a2c-dc54-4f49-8fb2-eb73dd728a96">Lißt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName>, im Vergleich mit <persName xml:id="persName_ef463eb9-caff-4856-b866-b8920722ff70">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName>, der zwar <hi rend="latintype">l’enfant gâté</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_980d3111-bee4-46dd-9565-86b260156da3" xml:lang="fr ">l’enfant gâté – frz., das verwöhnte Kind.</note> der eleganten Welt ist, und Briefe von Kaiserin an Kaiserin überbringt, aber der von Lißts Feuer und Genialität fast verdunkelt worden. Sogar die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_45ef4354-eb7c-48eb-aac7-811bbbb7edb3">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName></hi> läßt <persName xml:id="persName_e240534f-76a9-41a5-9ab9-86f662d58bb0">Th<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName>. die <hi n="1" rend="underline">Gerechtigkeit wiederfahren</hi>, zu behaupten, wenn er Geld genug erworben haben wird, dann berühre er das piano gewiß nicht mehr. – Deine <hi rend="latintype"><title xml:id="title_a3a5b579-33e1-47fe-9016-2f849d80172e">ouvert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mqnyapjn-rdaq-asb3-zf0x-muov8b3uxz8j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100369" style="hidden">Ouvertüre c-Moll (zu Ruy Blas), [März 1839]; 8. März 1839; danach revidiert<idno type="MWV">P 15</idno><idno type="op">95</idno></name></title></hi>. giebt mir die erste Lust, <hi rend="latintype"><title xml:id="title_88a18151-63b0-4867-a91b-14c413d9ee97">Ruy Blas<name key="PSN0112135" style="hidden" type="author">Hugo, Victor Marie (1802–1885)</name><name key="CRT0109401" style="hidden" type="literature">Ruy Blas</name></title></hi> zu lesen, mein Felix! „ach wie kamst du nur dazu?“ Bitte, sag es mir! auf weßen Veranlaßung, denn Du bist ja ein Gegner und Verächter, sogar des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_dffa875d-be2d-4e29-aee1-04790a0225e3">Notre dame<name key="PSN0112135" style="hidden" type="author">Hugo, Victor Marie (1802–1885)</name><name key="CRT0109399" style="hidden" type="literature">Notre-Dame de Paris</name></title></hi>, was mir noch das beste <persName xml:id="persName_d3e21cc7-9306-484a-bb89-dd5f3d8285b9">seiner<name key="PSN0112135" style="hidden" type="person">Hugo, Victor Marie (1802-1885)</name></persName> Werke scheint. Ich habe nicht deutlich verstanden, ob es im Theater zur Aufführung gekommen, oder nur für die Koncerte? sag mir auch Dein Urtheil über das Stück! und wer dirigirt in <persName xml:id="persName_4b9111dc-e11c-4e6c-9773-8dddb43c4fa7">Davids<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> Abwesenheit? – Daß Du fleißig, oder auch nur <hi n="1" rend="underline">gern</hi> spielst, freut mich sehr; Gott hat Dir das Talent gegeben, und zwar ein so natürliches, aus der Seele quillendes, fast Improvisirtes, so daß ich oft höre, wenn von den allerkunstreichsten, ausgespitztesten Virtuosen die Rede ist, „Felix höre ich doch am liebsten! man mag ihn immer hören, weil er immer neu, fantastisch, erfrischend wirkt. Und wie <persName xml:id="persName_9dac8c29-5bc4-42ee-85f9-d96739d22a27">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> sagt „Die Zeit ist drastisch,“ der Fleißige hat zu allem Muße, und komponiren, lesen und schreiben kann man auch nicht beständig. – Ach könnt ich Dir nur etwas Zeit mit der Fracht schicken! Leider habe ich davon auf meine alten Tage nun gar zu viel! „Abgestorbner Baum“ etc!</p> <p>Wie allerliebst finde ich <persName xml:id="persName_8140b07d-4b81-40b9-a909-dabffe6cc946">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>, der einen Diener macht, wenn man frägt ob er mich grüßen läßt! küße das schöne Balg tausendmal von mir! – Nun, mein schönster <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b2622aaa-7a5e-4ea8-83ee-b385d9512b03">Cessel<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, zu Deinen<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Geschäften. Das Wichtigste <hi n="1" rend="underline">für mich</hi>, Dein Kleid, (ist mir auf Färberehre versprochen!) <add place="above">soll<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> mit dem schönsten Violet aus der Küpe<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d5cb6b7b-4ac6-4316-a31a-d49daaa047dc" xml:lang="de">Küpe – Färbetrog.</note> steigen; 14 Tage kann es aber dauern; brauchst Du es schnell, so schick ichs Dir mit Post, wenn nicht so erwart ich eine franke Gelegenheit. Ueber das falsche Spitzentuch hat die Kunstwäscherin aber das Todes Urtheil ausgesprochen. Die Unächtheit machts noch nicht, denn solchen <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">petinet</hi></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_727c6b04-b01d-485c-bf67-b2cf2259d98b" xml:lang="fr ">petinet – Petinet ist ein Erzeugniß des Strumpfwirkerstuhls, bestehend aus einem leichten, feinen, aus Seide, Baumwolle oder Leinenzwirn gewirkten Stoff mit sehr großen Maschen, wodurch das Ganze ein spitzenartiges Aussehen erhält.</note> wie mans hier nennt, wäscht sie oft, aber das Tuch ist so entsetzlich vergelbt, daß es, ohne es stark anzugreifen, nicht weiß werden könnte, und dazu ist der Grund, ohnehin schon sehr zerrißen, viel zu dünn. Die Kosten des Waschens würden 2 bis 3 rt. betragen, und das Aufnähen nebst Grund und Spitzentulle 5 bis 6. Zu Letzterm würde ich nicht rathen, da die Blumen bei Weitem nicht fein genug, und auch nur <hi rend="latintype">tambourirt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d674d490-9f55-4cf7-92d3-da66e3f99c31" xml:lang="de">tambourirt – Das Tambourieren ist eine Stickerei mit Häkelnadel, bei der eine Art Luftmaschenkette auf das Gewebe aufgestickt wird, die im Ergebnis wie eine gestickte Linie aus Kettenstichen aussieht.</note> sind: auf jeden Fall müßte zum <hi n="1" rend="underline">Verpflanzen</hi> das Tuch erst gewaschen werden, und das Ganze betrüge 8 bis 10 rt. und würde doch ein <hi rend="latintype">horreur</hi>chen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bfd78742-6965-44a4-8f7b-92f02076623b" xml:lang="fr ">horreurchen – Schrecken.</note> werden. Ich schicke es also mit nächster portofreien Gelegenheit zurück. Vivat die Aechtheit! – Wäre Dein Kleid nicht kornblau, so würde Mama <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f66736ce-cb27-4c99-8f23-f7cace3e1ac4">Dirichlet<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName></hi> es Dir selbst gewaschen haben: zu <hi n="1" rend="underline">der</hi> Farbe hat sie keinen Muth. Sonst macht sie Meisterstücke der Art und hat sich an schwarzem Atlas, grauen <hi rend="latintype">Pondichéry</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4ee3dd02-8f47-4607-98da-3e90e765161d" xml:lang="fr ">Pondichéry – ein halbseidener Stoff.</note> <hi rend="latintype">Storshawls</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_30778216-19d2-41fd-9568-674ffbcf1b29" xml:lang="en">Storshawls – Store Shawls sind Schals aus transparentem bzw. halbtransparentem Stoff.</note> etc. wunderbar bewährt. Hast Du also dergl. Kleider, die noch stark und ohne Flecke welche die <hi n="1" rend="underline">Farbe</hi> ausgebeizt haben, und der Mühe verlohren, hin und hergeschickt und wieder zusammengesetzt zu werden, so besorgt die liebe gute Frau, oder mein Mädchen unter ihrer Anweisung, sie Dir sehr gern: seidne und <hi rend="latintype">crêpe</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5799b122-b96d-4690-bc1b-9d2f31483e25" xml:lang="fr ">crêpe – Mit Krepp bezeichnet man Stoffe, die eine wirre, krause und poröse Oberfläche haben, die entweder durch die Verwendung von Kreppgarnen oder durch Kreppbindung entstehen.</note> der Kleider Sachen deßgleichen. Beehren Sie mein Haus mit Ihrer Kundschaft, gehrteste Frau Direktorin!</p> <p>Die jetzige Modewuth, <hi rend="latintype">Porcellan</hi> zu malen, hat mich mit sehr schönen Dingen aus werther Hand bereichert, liebe <hi rend="latintype">Cécile</hi>! <persName xml:id="persName_1d0a0532-f58c-4c37-9edc-c2cba805a749">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_3fab7aa3-eeb1-4c5f-81a5-3aec9f7f3280">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> haben mir einen höchst eleganten Waschtisch von Palysanderholz mit Spiegel geschenkt, der als verkleidetes Schränkchen meine Nische gar nicht verunziert, und dem man nicht anmerkt, daß er in seinem <gap quantity="2" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> Schooße ein Geräth birgt, ohne welches <hi rend="latintype">Mde</hi>. <hi rend="latintype">de</hi><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype">Rambouillet</hi> in <title xml:id="title_a24b3526-c4de-4378-872e-75f78f7c73cf"><hi rend="latintype">Sternes</hi> <hi rend="latintype">sentimental journey</hi><name key="PSN0115121" style="hidden" type="author">Sterne, Lawrence (1713–1768)</name><name key="CRT0110981" style="hidden" type="literature">A Sentimental Journey through France and Italy by Mr. Yorick</name></title> sich nicht behelfen konnte. Da in Paris ein <hi rend="latintype">honnêtes</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9616abaa-5c52-4989-9d58-113e0e71fb75" xml:lang="fr ">honnêtes – frz., ordentliches.</note> Fuhrwerk <hi rend="latintype">pot de cha<unclear reason="seal_tear-off" resp="FMBC">mbre</unclear></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6f81a9b7-2232-48af-84d4-7116c70c10bc" xml:lang="fr ">pot de chambre – frz., Nachttopf.</note> heißt, so sprach ich <hi rend="latintype">naïvement</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d1f8d265-dd49-4fd9-b871-a91fd8485bf6" xml:lang="fr ">naïvement – frz., naiv.</note> das „große Wort gelaßen“ aus und erzählte, daß Rebeckas kunstfertige Hand es, etwas anzüglich, mit einem <hi n="1" rend="underline">Kaktus</hi> und <hi rend="latintype">honny soit</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_57b883f6-14d5-40cd-949f-bfdeaa965634" xml:lang="fr ">honny soit – bezieht sich auf den französischen Ausspruch »Honi soit qui mal y pense« (»Ein Schelm ist, wer Böses denkt«).</note> geschmückt hat. Anständiger bemalt sind Krug, Waschschüßel, Trinkbüchse etc. die das Innere des Tisches zieren, und der Künstlerin um so mehr Ehre machen, als sie das Porcellanmalen erst seit einigen Monaten treibt. <persName xml:id="persName_343731a7-64b2-40eb-8b00-a9bc5c84b86f">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> hat mir 2 <hi rend="latintype">dito</hi> gemalte BlumenTöpfchen mit einem Epheubogen, und <persName xml:id="persName_6edd1824-d5d2-4040-903d-ca81e7fd1460">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> ein kleines <hi rend="latintype">cabaret</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5dc21afd-a1f6-4752-90b2-1b36af62c5eb" xml:lang="fr ">cabaret – frz., Tablett.</note> mit 6 Einsätzen, zu <hi rend="latintype">bonbons</hi> oder <hi rend="latintype">dragées</hi> gearbeitet. Von <persName xml:id="persName_d3fe012e-426b-43d8-889b-8cde7a32d44c">Marianne<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> habe ich ein schönes Schreibzeug, von <persName xml:id="persName_036fcc7e-bbbc-4820-a9c9-d842f9b82b57">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, die <title xml:id="title_517316b6-fd00-4d66-b6f8-42e7d1995659"><hi rend="latintype">Shacespear</hi>schen Frauen mit Heines Erklärungen<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797–1856)</name><name key="CRT0112542" style="hidden" type="literature">Shakspeares Maedchen und Frauen. Mit Erlaeuterungen von Heinrich Heine</name></title>, von <persName xml:id="persName_1fa506a9-64ba-497a-90c0-658bda37f100">Betty<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName> ein Glas mit den Namen meiner lieben Enkel, von T. <persName xml:id="persName_164672f5-449f-4d0f-a5bd-368752c05a36">Betty<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> einen schönen Rosenstock bekommen. <persName xml:id="persName_f21090b6-7ef2-468b-98e6-9e7e7f2922e4">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat mich Abends erfreut durch <persName xml:id="persName_b007d2ce-e0c0-47a1-93b2-6af13f8959b8">Seydelmanns<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName> tragisches Vorlesen in einer sehr hübschen Gesellschaft. Wenn Du, liebster Felix! in einmal wieder hörtest, mußt Du <title xml:id="title_e64b59b0-39a4-4266-ae78-d3bf331ef478">Schillers Balladen<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759–1805)</name><name key="CRT0112543" style="hidden" type="literature">Balladen</name></title> und Gefühle nicht vergeßen; diesmal hatte er <title xml:id="title_79e57fd8-dbcf-4088-b1d3-632a812a483b">die Glocke<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110664" style="hidden" type="literature">Das Lied von der Glocke</name></title>, den <title xml:id="title_dd2f36ca-028b-412c-9310-76857032fd2e">Taucher<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759–1805)</name><name key="CRT0110671" style="hidden" type="literature">Der Taucher</name></title>, den <title xml:id="title_d228a216-ecea-4b06-a5a4-767ec4daa107">Handschuh<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759–1805)</name><name key="CRT0112545" style="hidden" type="literature">Der Handschuh</name></title>, dann auch vieles von <persName xml:id="persName_6afded4e-4302-4af9-af66-3c82bfe3374c">Anastasius Grün<name key="PSN0119831" style="hidden" type="person">Auersperg, Anton Alexander von (Pseud.: Anastasius Grün) (1806-1876)</name></persName> und <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_e7265378-0f8e-439e-b49c-8d9aee9c5494">Freiligrath<name key="PSN0111179" style="hidden" type="person">Freiligrath, Hermann Ferdinand (1810-1876)</name></persName></hi> (einen <hi rend="latintype">commis</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_58a1cb7e-b14f-4f38-b964-0b029457e028" xml:lang="de">commis – Kontorist.</note> aus <placeName xml:id="placeName_0299880a-b516-4238-9902-1ddba1c3b76f">Barmen<settlement key="STM0100190" style="hidden" type="locality">Barmen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>), zuletzt d. 4. Akt aus <title xml:id="title_2a42692c-304e-459a-8f83-87d545683db9">Egmont<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name></title> gewählt, und in dieser bunten Mannichfaltigkeit jeder einen ganz besondern Charakter und merkwürdige <hi rend="latintype">nuancen</hi> eingeprägt. Sogar seine Stimme klingt, da er sie im Zimmer nicht anzustrengen braucht, sehr schön. Ich habe mich gefreut, ihn durch eine <hi rend="latintype">medaille</hi> auf <persName xml:id="persName_40d1b2a5-43aa-467a-9cfd-66be2941e4dd">Fleck<name key="PSN0119769" style="hidden" type="person">Fleck, Johann Friedrich Ferdinand (1757-1803)</name></persName> beschenken zu können, der obenein sein Landsmann ist. – Das furchtbar stürmische, kalte Wetter hat sich, nach starkem Schneefall plötzlich milder gestaltet, und <persName xml:id="persName_9f5417ee-c9f2-4d2a-a3d5-dd2b6fcb7e40">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> zeigt wieder neue Lust zur Reise,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_665c1f90-334f-49fc-98f3-c5cfac279a53" xml:lang="de">neue Lust zur Reise – Eine Besuchsreise nach Leipzig zu ihrem Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy.</note> Falls <persName xml:id="persName_b3b718b7-4316-4c79-ba39-54b1c82e2944">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> auch dazu geneigt ist. Wird bis Nachmittag noch etwas beschloßen, so meld ich’s. Daß <persName xml:id="persName_a1074274-be51-4877-aa6a-6ab5c8e6c784">Alex<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName>. mit 2 Söhnen im Lauf der Woche nach <placeName xml:id="placeName_bf8983fb-5eaa-4a86-b3a6-793cd8243824">L.<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kömmt, um <persName xml:id="persName_f697cf39-c20a-43c3-94f9-ab31a3e66310">Benny<name key="PSN0113222" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name></persName> zu treffen und ein paar Tage dort zu bleiben, weißt Du doch? <seg type="salute">Liebe <hi rend="latintype">Cécile</hi></seg>, laß das <persName xml:id="persName_c63df17b-c82a-4fa4-95a7-3820274ea90d">Kind<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> bei strengem Ostwind ja nicht ausgehen; Du weißt, welche <hi n="1" rend="underline">Luftschnapperie</hi> ich stets bin, aber den kleinen Menschen ist solch Wetter gefährlich! sagt <persName xml:id="persName_b86ccd0a-3b6a-4588-9490-6a7f2dd4c424">Doktor Hanne<name key="PSN0111695" style="hidden" type="person">Hanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-)</name></persName> das nicht auch? <seg type="signed">Lebt wol Ihr Besten!</seg></p> </div> </body> </text></TEI>