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gb-1839-03-10-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 10. März 1839 Seit Deinem Brief vom 2., lieber Felix! habe ich täglich auf Beckchens Reiseentschluß gewartet, um Dir darüber zu schreiben. Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 2. März 1839 Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 14. März 1839 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 35/88. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 10. März 1839 Seit Deinem Brief vom 2., lieber Felix! habe ich täglich auf Beckchens Reiseentschluß gewartet, um Dir darüber zu schreiben. Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

10. März 1839 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 10 März 1839

Seit Deinem Brief vom 2. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-03-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 2. März 1839</name> , lieber Felix! habe ich täglich auf BeckchensDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Reiseentschluß gewartet, um Dir darüber zu schreiben. Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief ein willkommner sein möge. Sie gedenkt mit AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) und WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) Dinstag Abend nach PotsdamPotsdamDeutschland zu fahren, dort zu übernachten und Mittwoch Abend d. 14. bei EuchLeipzigDeutschland zu sein. Sie wird die ganze Reise in Einem Tage machen, was ich ihr sehr widerrathe, und die Abkürzung durch eine Nacht in Potsdam, bis wohin DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) sie begleitet für ihre Gesundheit angemessen finde. Dies ist indeß kein Grund, daß sie nicht ihrem eignen Köpfchen folgen sollte, und ich bitte daher, nicht unruhig zu sein, wenn sie vielleicht spät in L. ankämen. Für meinen geliebten CesselMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) füge ich hinzu, daß kein Diener mitkömmt, was ihre Wirthschaft erleichtern soll; Albertinens Bedienter begleitet sie, er soll aber im Wirthshause wohnen, so wie mein Cattrin,Cattrin – Lea Mendelssohn Bartholdys Wagen und Pferd. für den ich Dich ersuche, ein, wenn auch nicht prächtiges, doch trocknes logis zu besorgen. – RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) hat sich bereden lassen, einer musikal. soirée bei AlexanderMendelssohn, Alexander (1798-1871), dem letzten Konzertletzten Konzert – siehe zu Mary Shaws Konzert im Königlichen Opernhaus AMZ 41, Nr. 11, 13. März 1839, Sp. 217. der ShawShaw, Mary (1814-1876) und noch ein paar kleiner Gesellschaften beizuwohnen, welches ihr Gottlob! gut bekommen ist. Trotz allem, was man in gewißen Stimmungen gegen Zerstreuung mit einem Schein von Recht sage, ist der Mensch doch zur Geselligkeit geboren, und sie erheitert und belebt ohne daß man es erwartet und glaubt. Gottlob, diese unfaßbare Wirkung ist auch bei ihr nicht ausgeblieben und ich hoffe, die Reise soll sie noch mehr erfreuen und stärken, besonders wenn das gar toll veränderliche Wetter endlich einmal so heiter Sonne spendet, als wir seit gestern haben. Seid fröhlich und wohlgemuth, und genießt Eurer Jugend und Geschwisterliebe!

MrsShaw, Mary (1814-1876). und Mr. ShawShaw, Alfred (1811-1847) sind vorgestern mit Schnellpost nach Dresden gereist, und haben ihr armes TöchterchenShaw, Agatha Elizabeth (1836-1924) krank im Wirths|2|haus gelaßen; Mr. Shaw will es von hier abholen, sobald das Kind reisen darf. Wir bedauern die arme bonne, die nur Englisch spricht, und sich nicht einmal mit den Leuten im Hause verständigen kann; ’tis not very pleasent! sagt sie. StoschStosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860) hat versprochen, den Eltern täglich Berichte zu schicken. Die 3 hohen Treppen hindern mich, das Kind zu besuchen, die SchwesternHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) waren aber bei ihr und haben ihr Spielsachen gebracht. Wir haben gesucht, Deiner Empfehlung keine Schande zu machen, mein lieber Sohn! und sie schien auch sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalt, obwohl sie keine so glänzenden Geschäfte gemacht hat, als die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908). Anerkennung, Beifall und Lob hat sie aber genug gefunden, und quant au moralquant au moral – frz., was die Moral betrifft. hat sie, wie ihr Mann HenselnHensel, Wilhelm (1794-1861) gesagt ohngefähr 1000 rt übrig behalten, was mir ganz hinlänglich für einen Aufenthalt von 4 bis 5 Wochen scheint. Diese Sängerinnen sind nur ein gar verwöhntest, oder verwöhnteres Volk! Als ich sie zuletzt sprach, fand sie 20 Louisd’or die der KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) für ihr 2tes Koncert geschickt (im ersten war er nicht) zu wenig, ich versicherte sie aber, daß ich es viel fände und daß dies sein höchster KoncertPreis sei. Der KronprinzPreußen, Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von (seit 1861: Wilhelm I.) (1797-1888) hat sie 3 mal bei sich singen laßen und ihr einen Schmuck von Türkisen und Perlen geschenkt, so wie Lord RusselRussell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878) eine goldne Kopfspange. Wir hatten SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) und WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) im letzten Koncert mit uns, weil der allerliebste Richard LewyLevy (Lewy), Richard Eduard (1827-1883) darin spielte; die Jungen haben sich merkwürdig artig und still betragen. Richard, dieser hübsche, kluge, talentvolle Knabe, der ist etwas abgöttern, begleitete der Shaw ein Lied v. BenediktBenedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885) und spielte dann eine Arie aus D. Juan<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name>; es sah reizend aus, wie die majestätische Shaw den herrlichen Knaben an der Hand vorführte, der ihre Töne von den Lippen abzulauschen schien und sich ihnen mit größter Intelligenz anschmiegte. Es ist ein höchst begabtes Kind, deßen Geistesgegenwart und Schnelligkeit in Antworten, auf die er nicht vorbereitet sein kann, ganz merkwürdig sind. Glaube nicht, Du umgekehrter charlatan! daß er mich |3| durch sein große Verehrung für Dich besticht; (obwohl ich es auch sehr künstlerisch gereift finde daß er Dich so goutirt) er entzückt alle Leute, dieser liebliche Oberon; und wie wärs wieder möglich? – Sein VaterLevy (Lewy), Eduard Constantin (1796-1846) hat mir viel von den concert-monstre erzählt, in dem Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6f73xw0f-vbzq-krko-3nxl-danbpoki1cuy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> in WienWienÖsterreich gegeben werdenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) sollte. Seitdem ist er mit größtem Beifall aufgeführt,mit größtem Beifall aufgeführt – Die Aufführung des Paulus fand am 1. März 1839 im Vereinssaal der Gesellschaft der Musikfreunde des Österreichischen Kaiserstaates statt. Siehe AMZ 41, Nr. 13, 27. März 1839, Sp. 250 ff. aber nicht mit den ungeheuren Mitteln und in dem, 6000 Personen faßenden Lokal, das zur Industrie Ausstellung in diesem Jahr verwendet wird. Vorgestern las ich davon in der Zeitung. Gestern erhielt ich einen Brief der treuen Freundin JettePereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859), und heute bekam Rebecka Bericht darüber von Emilie von WertheimsteinMendelsohn, Magdalena Emilie die alle übereinstimmend in Lob und Freude sind. Von Solosängern soll nur der Baßist KrauseKrause, Julius (1810-1881), deßen Du Dich von hier wohl erinnerst, vortrefflich gewesen sein; es wird aber bald, und mit schönern Mitteln, wiederholt. „Obgleich (schreibt die PereiraPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)) die Exekution mehr einer Probe als einer ordentl. Aufführung glich, war dennoch der Eindruck so tief, innig, bewundernd, daß nur Eine Stimme des Lobes, der gefühltesten Anerkennung gewesen. Die Chöre „steiniget ihn, seid uns gnädig und das Duettino, so sind wir nun Botschafter“ sind wiederholt worden. Vorzüglich goutirt wurden noch, der Choral: Herr, dir hab ich mich: der Chor: wir preisen selig, der Erdkreis; schone doch Deiner selbst, und Paulus letzte Arie. Könnte ich Dir nur erzählen, wie viel erfreute und gerührte Gesichter ich gesehen, wie viel Lobes ich gehört, la madrela madre – frz., die Mutter. würde wieder piangernpiangern – weinen. und hat auch völlig Recht dazu. Unzähligemal habe ich an Dich gedacht, an Deine Freude, Deinen Stolz, und habe für Dich mitgenoßen. Sage Felix, in meinem Namen meinen herzlichen Dank für meinen Antheil an dem Genuß. Was von Musikkennern und Liebhabern hier ist, war zugegen und wird das nächstemal wieder gehn. etc. etc.“ – Ueber solchen Triumph in WienWienÖsterreich kannst Du Dich wirklich freuen, denn außer der Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name>, den Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name> und wenigen HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) ist in vielen Jahren nichts der Art öffentlich gegeben worden. Ich höre Dich brummen, tant pis pour eux!tant pis pour eux – frz., Pech für sie. nun dann überschlage meine Mitheilung und laß es nur meine CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) lesen, wir zwei sind so ein Paar frivole Menschen.

|4| Mit Ole BullBull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880) darf ich Deiner gestrengen Majestät also auch nicht kommen? Nun, ich habe einen verderbten Geschmack, und – wills auch wieder thun, mich zu freuen wenn ich ihn in der Welt wieder hören kann. Er ist gar so anregend und belebend! und versetzt die Tausende Leute in glückliche Stimmung: wie viele vermögen das? – Senator SievekingSieveking, Eduard Heinrich (1790-1868) besuchte mich neulich, und sagte mir, man sei in HamburgHamburgDeutschland höchlich verwundert, daß der Elkamp-Paulus<name key="PSN0110884" style="hidden" type="author">Elkamp, Heinrich (1812–1868)</name><name key="CRT0108675" style="hidden" type="music">Paulus</name>, 1. hier aufgeführt, 2. sich so glimpflicher und gar vergleichender Recensionen zu rühmen gehabt! Dieser Dein Landsmann freut sich, Dich vielleicht in FftFrankfurt a. M.Deutschland. kennen zu lernen, wohin er als Gesandter der Hanse, aber nicht Hänse, geht. – PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874), der nach MoskauMoskauRussland gereist ist, schreibt die amusantesten Briefe über PetersburgSt. PetersburgRussland; es ist der Erste, von dem ich so unpartheyische PrivatNachrichten über jene Stadt lese; AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) soll Euch die Briefe mitbringen.

Tausend Grüße und Glückwünsche dem ehrwürdigen Papa FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855); wir sind endlich auch hinter LiphartsLiphart, Karl Eduard Baron von (1808-1891) matrimonio segretomatrimonio segreto – ital., heimliche Ehe. mit Gräfin non sò più dienon sò più di – ital., Ich weiß nicht mehr als. (BylandLiphart, Caroline Wilhelmine Catharine Gräfin von (1809-1891))Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) gekommen. Er hat mich besucht und um Erlaubniß gebeten, uns die Gemalin vorstellen zu dürfen. Granted! Verzeih englische Brocken, lieber Recensent! ich habe mich aber ganz in diese Romane geworfen, und lese, da keine neuen BulwersBulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873) und MarryatsMarryat, Sir Frederick (1792-1848) vorhanden, die ollen Miss PortersPorter, Jane (1776-1850) und andre blaubestrumpfte Wiesen Misses. 5 Theile Scottish chiefs<name key="PSN0119827" style="hidden" type="author">Porter, Jane (1776–1850)</name><name key="CRT0112539" style="hidden" type="literature">The Scottish Chiefs, A Romance</name> glitschen hinunter wie nischt. Was ist das Studium der Geschichte doch für ein edles, grandioses Fach, wenn man es mit lieblichem Duft des Romans versüßt? Nie hätte ich mich sonst in die Ritterlichkeit der WallaceWallace – William Wallace (1270-1305) war ein schottischer Freiheitskämpfer, der wegen Verrat am König hingerichtet wurde. und BruceBruce – Robert Bruce alias Robert I. (1274-1329) war von 1306 bis zu seinem Tod König von Schottland. versenkt, und das Jahr 1290 u. s. w., wäre mir quite unnoticed geblieben. Philipp den SchönenPhilipp den Schönen – Philipp IV., genannt der Schöne, (1268 – 29. 11. 1314) war von 1285 bis 1314 König von Frankreich und als Philipp I. König von Navarra. schluck ich gleich mit, und werde klug und belustigt zusammen. – Ich muß Dir noch einen Witz der WertheimsteinMendelsohn, Magdalena Emilie schreiben. Sie hat Susette HaberHaber, Susanne von (1811-1887) in Bäden-BädenBadenDeutschland (vid. Lord FlohLevin (gen. Lord Floh), Herr) gesprochen, und sagt, sie habe sich sehr verändert, sie spreche von nichts als von den Fehlern und MantillenMantillen – Die Mantilla oder Mantille war ein ab dem Mittelalter getragenes Schleiertuch der spanischen Frauen, das den Kopf und den Hals bis auf die Schultern verhüllte. Der Begriff der Mantille wird hier im übertragenen Sinne gebraucht von Verdeckung oder Verheimlichung. ihrer Mitmenschen. Sie hat nie sehr gelästert, liebe Cécile. Lebwohl, sie und Du und Er, der Hauptkerl CarlMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)! Den und die ich zärtlichst grüße und umhalse.

            Berlin 10 März 1839 Seit Deinem Brief vom 2., lieber Felix! habe ich täglich auf Beckchens Reiseentschluß gewartet, um Dir darüber zu schreiben. Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief ein willkommner sein möge. Sie gedenkt mit Albertine und Walter Dinstag Abend nach Potsdam zu fahren, dort zu übernachten und Mittwoch Abend d. 14. bei Euch zu sein. Sie wird die ganze Reise in Einem Tage machen, was ich ihr sehr widerrathe, und die Abkürzung durch eine Nacht in Potsdam, bis wohin Dirichlet sie begleitet für ihre Gesundheit angemessen finde. Dies ist indeß kein Grund, daß sie nicht ihrem eignen Köpfchen folgen sollte, und ich bitte daher, nicht unruhig zu sein, wenn sie vielleicht spät in L. ankämen. Für meinen geliebten Cessel füge ich hinzu, daß kein Diener mitkömmt, was ihre Wirthschaft erleichtern soll; Albertinens Bedienter begleitet sie, er soll aber im Wirthshause wohnen, so wie mein Cattrin, für den ich Dich ersuche, ein, wenn auch nicht prächtiges, doch trocknes logis zu besorgen. – Rebecka hat sich bereden lassen, einer musikal. soirée bei Alexander, dem letzten Konzert der Shaw und noch ein paar kleiner Gesellschaften beizuwohnen, welches ihr Gottlob! gut bekommen ist. Trotz allem, was man in gewißen Stimmungen gegen Zerstreuung mit einem Schein von Recht sage, ist der Mensch doch zur Geselligkeit geboren, und sie erheitert und belebt ohne daß man es erwartet und glaubt. Gottlob, diese unfaßbare Wirkung ist auch bei ihr nicht ausgeblieben und ich hoffe, die Reise soll sie noch mehr erfreuen und stärken, besonders wenn das gar toll veränderliche Wetter endlich einmal so heiter Sonne spendet, als wir seit gestern haben. Seid fröhlich und wohlgemuth, und genießt Eurer Jugend und Geschwisterliebe!
Mrs. und Mr. Shaw sind vorgestern mit Schnellpost nach Dresden gereist, und haben ihr armes Töchterchen krank im Wirthshaus gelaßen; Mr. Shaw will es von hier abholen, sobald das Kind reisen darf. Wir bedauern die arme bonne, die nur Englisch spricht, und sich nicht einmal mit den Leuten im Hause verständigen kann; ’tis not very pleasent! sagt sie. Stosch hat versprochen, den Eltern täglich Berichte zu schicken. Die 3 hohen Treppen hindern mich, das Kind zu besuchen, die Schwestern waren aber bei ihr und haben ihr Spielsachen gebracht. Wir haben gesucht, Deiner Empfehlung keine Schande zu machen, mein lieber Sohn! und sie schien auch sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalt, obwohl sie keine so glänzenden Geschäfte gemacht hat, als die Novello. Anerkennung, Beifall und Lob hat sie aber genug gefunden, und quant au moral hat sie, wie ihr Mann Henseln gesagt ohngefähr 1000 rt übrig behalten, was mir ganz hinlänglich für einen Aufenthalt von 4 bis 5 Wochen scheint. Diese Sängerinnen sind nur ein gar verwöhntest, oder verwöhnteres Volk! Als ich sie zuletzt sprach, fand sie 20 Louisd’or die der König für ihr 2tes Koncert geschickt (im ersten war er nicht) zu wenig, ich versicherte sie aber, daß ich es viel fände und daß dies sein höchster KoncertPreis sei. Der Kronprinz hat sie 3 mal bei sich singen laßen und ihr einen Schmuck von Türkisen und Perlen geschenkt, so wie Lord Russel eine goldne Kopfspange. Wir hatten Sebastian und Walter im letzten Koncert mit uns, weil der allerliebste Richard Lewy darin spielte; die Jungen haben sich merkwürdig artig und still betragen. Richard, dieser hübsche, kluge, talentvolle Knabe, der ist etwas abgöttern, begleitete der Shaw ein Lied v. Benedikt und spielte dann eine Arie aus D. Juan; es sah reizend aus, wie die majestätische Shaw den herrlichen Knaben an der Hand vorführte, der ihre Töne von den Lippen abzulauschen schien und sich ihnen mit größter Intelligenz anschmiegte. Es ist ein höchst begabtes Kind, deßen Geistesgegenwart und Schnelligkeit in Antworten, auf die er nicht vorbereitet sein kann, ganz merkwürdig sind. Glaube nicht, Du umgekehrter charlatan! daß er mich durch sein große Verehrung für Dich besticht; (obwohl ich es auch sehr künstlerisch gereift finde daß er Dich so goutirt) er entzückt alle Leute, dieser liebliche Oberon; und wie wärs wieder möglich? – Sein Vater hat mir viel von den concert-monstre erzählt, in dem Paulus in Wien gegeben werden sollte. Seitdem ist er mit größtem Beifall aufgeführt, aber nicht mit den ungeheuren Mitteln und in dem, 6000 Personen faßenden Lokal, das zur Industrie Ausstellung in diesem Jahr verwendet wird. Vorgestern las ich davon in der Zeitung. Gestern erhielt ich einen Brief der treuen Freundin Jette, und heute bekam Rebecka Bericht darüber von Emilie von Wertheimstein die alle übereinstimmend in Lob und Freude sind. Von Solosängern soll nur der Baßist Krause, deßen Du Dich von hier wohl erinnerst, vortrefflich gewesen sein; es wird aber bald, und mit schönern Mitteln, wiederholt. „Obgleich (schreibt die Pereira) die Exekution mehr einer Probe als einer ordentl. Aufführung glich, war dennoch der Eindruck so tief, innig, bewundernd, daß nur Eine Stimme des Lobes, der gefühltesten Anerkennung gewesen. Die Chöre „steiniget ihn, seid uns gnädig und das Duettino, so sind wir nun Botschafter“ sind wiederholt worden. Vorzüglich goutirt wurden noch, der Choral: Herr, dir hab ich mich: der Chor: wir preisen selig, der Erdkreis; schone doch Deiner selbst, und Paulus letzte Arie. Könnte ich Dir nur erzählen, wie viel erfreute und gerührte Gesichter ich gesehen, wie viel Lobes ich gehört, la madre würde wieder piangern und hat auch völlig Recht dazu. Unzähligemal habe ich an Dich gedacht, an Deine Freude, Deinen Stolz, und habe für Dich mitgenoßen. Sage Felix, in meinem Namen meinen herzlichen Dank für meinen Antheil an dem Genuß. Was von Musikkennern und Liebhabern hier ist, war zugegen und wird das nächstemal wieder gehn. etc. etc. “ – Ueber solchen Triumph in Wien kannst Du Dich wirklich freuen, denn außer der Schöpfung, den Jahreszeiten und wenigen Händel ist in vielen Jahren nichts der Art öffentlich gegeben worden. Ich höre Dich brummen, tant pis pour eux! nun dann überschlage meine Mitheilung und laß es nur meine Cécile lesen, wir zwei sind so ein Paar frivole Menschen.
 Mit Ole Bull darf ich Deiner gestrengen Majestät also auch nicht kommen? Nun, ich habe einen verderbten Geschmack, und – wills auch wieder thun, mich zu freuen wenn ich ihn in der Welt wieder hören kann. Er ist gar so anregend und belebend! und versetzt die Tausende Leute in glückliche Stimmung: wie viele vermögen das? – Senator Sieveking besuchte mich neulich, und sagte mir, man sei in Hamburg höchlich verwundert, daß der Elkamp-Paulus, 1. hier aufgeführt, 2. sich so glimpflicher und gar vergleichender Recensionen zu rühmen gehabt! Dieser Dein Landsmann freut sich, Dich vielleicht in Fft. kennen zu lernen, wohin er als Gesandter der Hanse, aber nicht Hänse, geht. – Paul, der nach Moskau gereist ist, schreibt die amusantesten Briefe über Petersburg; es ist der Erste, von dem ich so unpartheyische PrivatNachrichten über jene Stadt lese; Albertine soll Euch die Briefe mitbringen.
Tausend Grüße und Glückwünsche dem ehrwürdigen Papa Frank; wir sind endlich auch hinter Lipharts matrimonio segreto mit Gräfin non sò più die (Byland) gekommen. Er hat mich besucht und um Erlaubniß gebeten, uns die Gemalin vorstellen zu dürfen. Granted! Verzeih englische Brocken, lieber Recensent! ich habe mich aber ganz in diese Romane geworfen, und lese, da keine neuen Bulwers und Marryats vorhanden, die ollen Miss Porters und andre blaubestrumpfte Wiesen Misses. 5 Theile Scottish chiefs glitschen hinunter wie nischt. Was ist das Studium der Geschichte doch für ein edles, grandioses Fach, wenn man es mit lieblichem Duft des Romans versüßt? Nie hätte ich mich sonst in die Ritterlichkeit der Wallace und Bruce versenkt, und das Jahr 1290 u. s. w., wäre mir quite unnoticed geblieben. Philipp den Schönen schluck ich gleich mit, und werde klug und belustigt zusammen. – Ich muß Dir noch einen Witz der Wertheimstein schreiben. Sie hat Susette Haber in Bäden-Bäden (vid. Lord Floh) gesprochen, und sagt, sie habe sich sehr verändert, sie spreche von nichts als von den Fehlern und Mantillen ihrer Mitmenschen. Sie hat nie sehr gelästert, liebe Cécile. Lebwohl, sie und Du und Er, der Hauptkerl Carl! Den und die ich zärtlichst grüße und umhalse.          
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Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_be1d746b-1ff7-451f-9511-d7489cf91cd6">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1839-03-02-01" type="precursor" xml:id="title_ecd73a39-e3d7-42b3-8ac9-0e3a7782c840">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 2. März 1839</title> <title key="fmb-1839-03-14-02" type="successor" xml:id="title_0c216f05-796d-4ace-a0bd-42c2d4644267">Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 14. März 1839</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_d749ebd6-795a-4bce-b5ad-55cb5434393a"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_d4d48fe3-5a96-4abc-a7a7-7331fe6be7e6"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 35/88.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1839-03-10-01" type="letter" xml:id="title_7cf54684-12bf-4d9a-ab47-166ad181c784">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 10. März 1839</title> <incipit>Seit Deinem Brief vom 2., lieber Felix! habe ich täglich auf Beckchens Reiseentschluß gewartet, um Dir darüber zu schreiben. Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-03-10" xml:id="date_779fa836-71a8-4d78-8c29-1911405deecc">10. März 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_3407ccce-a30b-465d-aae3-a55609b5b8ce">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_a33294f1-08ee-42ad-90df-39feade2c95b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_7d1eb8ca-a6e4-46af-8d7d-8810e675802d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_65c2bd39-b6cd-462a-a024-43f1bd9c2732"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_7f42233d-cb08-4925-ba46-24d8a2c58362"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_ecf31d3a-b3d3-493a-a229-a570f1847952">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_0a6b61a5-7706-4069-b384-b10c36a662e8">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1839-03-10" xml:id="date_4d4490c3-3fb1-45f0-b9b3-85a4fb84f5dc">10 März 1839</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Seit Deinem <title xml:id="title_752fee28-d821-4409-88d2-84f81768e207">Brief vom 2. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-03-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 2. März 1839</name> </title>, <seg type="salute">lieber Felix</seg>! habe ich täglich auf <persName xml:id="persName_6dcc1110-c525-4b9a-bddf-06b10efe7b6e">Beckchens<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Reiseentschluß gewartet, um Dir darüber zu schreiben. Dieser ist nun gestern ausgebrütet, und ich eile, dies zuerst zu melden, auf daß mein Brief ein willkommner sein möge. Sie gedenkt mit <persName xml:id="persName_bf5a6acb-ab3d-412f-9008-c91a6369756a">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c01b668d-b7cd-4052-9f32-1d0208adbe59">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> <date cert="high" when="1839-03-12" xml:id="date_a5df4cc3-a285-4fc9-be67-eefda6002e24">Dinstag Abend</date> nach <placeName xml:id="placeName_e1031f72-5f16-4936-b6dc-99c2cffaf544">Potsdam<settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu fahren, dort zu übernachten und <date cert="high" when="1839-03-14" xml:id="date_3657a026-9d79-4a2a-a524-d3de83b51823">Mittwoch Abend d. <date cert="high" when="1839-03-14" xml:id="date_84a303d3-9ab8-4e53-b624-0427234ce0fa">14.</date></date> bei <placeName xml:id="placeName_a5743f90-c764-44aa-98e8-31736ad31d4b">Euch<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu sein. Sie wird die ganze Reise in Einem Tage machen, was ich ihr sehr widerrathe, und die Abkürzung durch eine Nacht in Potsdam, bis wohin <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bdd95771-89ee-4f14-8e78-5c3715e109b2">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> sie begleitet für ihre Gesundheit <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> angemessen finde. Dies ist indeß kein Grund, daß sie nicht <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> ihrem eignen Köpfchen folgen sollte, und ich bitte daher, nicht unruhig zu sein, wenn sie vielleicht spät in L. ankämen. Für meinen geliebten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_05f9eeba-1687-475d-9ab0-56a78e3ea96c">Cessel<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> füge ich hinzu, daß kein Diener mitkömmt, was ihre Wirthschaft erleichtern soll; Albertinens Bedienter begleitet sie, er soll aber im Wirthshause wohnen, so wie mein <hi rend="latintype">Cattrin</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8f91eb1b-e9fe-4995-846a-a29fb3f72976" xml:lang="de">Cattrin – Lea Mendelssohn Bartholdys Wagen und Pferd. </note> für den ich Dich ersuche, ein, wenn auch nicht prächtiges, doch trocknes <hi rend="latintype">logis</hi> zu besorgen. – <persName xml:id="persName_2d88662b-7ae2-4cc9-bdfe-3991484aceab">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hat sich bereden lassen, einer musikal. <hi rend="latintype">soirée</hi> bei <persName xml:id="persName_201d197e-27f2-4054-b400-f870815c6540">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName>, dem letzten Konzert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e234fee3-6ca6-45a8-b9f6-ba0c95a9e133" xml:lang="de">letzten Konzert – siehe zu Mary Shaws Konzert im Königlichen Opernhaus AMZ 41, Nr. 11, 13. März 1839, Sp. 217.</note> der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bc7b3c5f-8ec5-45ac-a876-44ebb11fd735">Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden" type="person">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName></hi> und noch ein paar kleiner Gesellschaften beizuwohnen, welches ihr Gottlob! gut bekommen ist. Trotz allem, was man in gewißen Stimmungen gegen Zerstreuung mit einem Schein von Recht sage, ist der Mensch doch zur Geselligkeit geboren, und sie erheitert und belebt ohne daß man es erwartet und glaubt. Gottlob, diese unfaßbare Wirkung ist auch bei ihr nicht ausgeblieben und ich hoffe, die Reise soll sie noch mehr erfreuen und stärken, besonders wenn das gar toll veränderliche Wetter endlich einmal so heiter Sonne spendet, als wir seit gestern haben. Seid fröhlich und wohlgemuth, und genießt Eurer Jugend und Geschwisterliebe!</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b21d74fb-03d6-44f0-aafd-090bc508138f">Mrs<name key="PSN0114893" style="hidden" type="person">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName></hi>. und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_42c732b7-06bd-4ce0-b42d-6edc463107a6">Mr. Shaw<name key="PSN0114892" style="hidden" type="person">Shaw, Alfred (1811-1847)</name></persName></hi> sind vorgestern mit Schnellpost nach Dresden gereist, und haben ihr armes <persName xml:id="persName_51d2dd01-867e-4622-aed6-50694258b06a">Töchterchen<name key="PSN0114891" style="hidden" type="person">Shaw, Agatha Elizabeth (1836-1924)</name></persName> krank im Wirths<seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>haus gelaßen; <hi rend="latintype">Mr. Shaw</hi> will es von hier abholen, sobald das Kind reisen darf. Wir bedauern die arme <hi rend="latintype">bonne</hi>, die nur Englisch spricht, und sich nicht einmal mit den Leuten im Hause verständigen kann; <hi rend="latintype">’tis not very pleasent</hi>! sagt sie. <persName xml:id="persName_798e6ff8-f818-4ebf-9f60-6019abaff8ad">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> hat versprochen, den Eltern täglich Berichte zu schicken. Die 3 hohen Treppen hindern mich, das Kind zu besuchen, die <persName xml:id="persName_b2d50f81-6b09-446a-9ef0-a86cbb8b11df">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> waren aber bei ihr und haben ihr Spielsachen gebracht. Wir haben gesucht, Deiner Empfehlung keine Schande zu machen, mein lieber Sohn! und sie schien auch sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalt, obwohl sie keine so glänzenden Geschäfte gemacht hat, als die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1f6c1e0c-c850-459c-8dde-5a8b8c7cefe4">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi>. Anerkennung, Beifall und Lob hat sie aber genug gefunden, und <hi rend="latintype">quant au moral</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e9dd5fae-4823-4a73-a222-23d757024c6d" xml:lang="fr ">quant au moral – frz., was die Moral betrifft.</note> hat sie, wie ihr Mann <persName xml:id="persName_745c77a1-2d28-464b-8e7f-9444ea5887fa">Henseln<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> gesagt ohngefähr 1000 rt übrig behalten, was mir ganz hinlänglich für einen Aufenthalt von 4 bis 5 Wochen scheint. Diese Sängerinnen sind nur ein gar verwöhntest, oder verwöhnteres Volk! Als ich sie zuletzt sprach, fand sie 20 <hi rend="latintype">Louisd’or</hi> die der <persName xml:id="persName_41163691-dc56-4961-b85e-57a610e7f454">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> für ihr 2tes Koncert geschickt (im ersten war er nicht) <hi n="1" rend="underline">zu wenig</hi>, ich versicherte sie aber, daß ich es viel fände und daß dies sein höchster KoncertPreis sei. Der <persName xml:id="persName_ba098ad3-a00c-4db5-9326-6139eff87883">Kronprinz<name key="PSN0113994" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von (seit 1861: Wilhelm I.) (1797-1888)</name></persName> hat sie 3 mal bei sich singen laßen und ihr einen Schmuck von Türkisen und Perlen geschenkt, so wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a484a96d-ea88-449e-a58a-8604c78c3702">Lord Russel<name key="PSN0118037" style="hidden" type="person">Russell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878)</name></persName></hi> eine goldne Kopfspange. Wir hatten <persName xml:id="persName_32445214-9709-41fb-b2de-1ec350efc3d6">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> und <persName xml:id="persName_877b9c6f-e010-438f-8961-6f7ece71c5e6">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> im letzten Koncert mit uns, weil der allerliebste <persName xml:id="persName_61f715a6-b56e-4f49-bd2e-6a8f32bfdcad">Richard Lewy<name key="PSN0112816" style="hidden" type="person">Levy (Lewy), Richard Eduard (1827-1883)</name></persName> darin spielte; die Jungen haben sich merkwürdig artig und still betragen. Richard, dieser hübsche, kluge, talentvolle Knabe, der ist etwas <hi n="1" rend="underline">abgöttern</hi>, begleitete der <hi rend="latintype">Shaw</hi> ein Lied v. <persName xml:id="persName_67b91a89-62fe-434d-9549-7339e0a3a249">Benedikt<name key="PSN0109851" style="hidden" type="person">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName> und spielte dann eine Arie aus <title xml:id="title_436b8761-a706-4e3e-843d-7030c120c7a8">D. Juan<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title>; es sah reizend aus, wie die majestätische <hi rend="latintype">Shaw</hi> den herrlichen Knaben an der Hand vorführte, der ihre Töne von den Lippen abzulauschen schien und sich ihnen mit größter Intelligenz anschmiegte. Es ist ein höchst begabtes Kind, deßen Geistesgegenwart und Schnelligkeit in Antworten, auf die er nicht vorbereitet sein <hi n="1" rend="underline">kann</hi>, ganz merkwürdig sind. Glaube nicht, Du umgekehrter <hi rend="latintype">charlatan</hi>! daß er mich<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> durch sein große Verehrung für Dich besticht; (obwohl ich es auch sehr künstlerisch gereift finde <hi n="1" rend="underline">daß</hi> er Dich so <hi rend="latintype">goutirt</hi>) er entzückt alle Leute, dieser liebliche Oberon; und wie wärs wieder möglich? – Sein <persName xml:id="persName_65dcd8e9-d905-48c9-8769-7aa2cdbfeff3">Vater<name key="PSN0112812" style="hidden" type="person">Levy (Lewy), Eduard Constantin (1796-1846)</name></persName> hat mir viel von den <hi rend="latintype">concert-monstre</hi> erzählt, in dem <title xml:id="title_487c0d6a-e1c6-4dd3-a0e6-2ec52db15856">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6f73xw0f-vbzq-krko-3nxl-danbpoki1cuy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> in <placeName xml:id="placeName_a01d0ee2-63bc-496a-8bf5-fc0cc1435098">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> gegeben <add place="above">werden<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> sollte. Seitdem ist er mit größtem Beifall aufgeführt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_218a5ff4-fd2e-4b85-94ad-0a704c21b33b" xml:lang="de">mit größtem Beifall aufgeführt – Die Aufführung des Paulus fand am 1. März 1839 im Vereinssaal der Gesellschaft der Musikfreunde des Österreichischen Kaiserstaates statt. Siehe AMZ 41, Nr. 13, 27. März 1839, Sp. 250 ff.</note> aber nicht mit den ungeheuren Mitteln und in dem, 6000 Personen faßenden Lokal, das zur Industrie Ausstellung in diesem Jahr verwendet wird. Vorgestern las ich davon in der Zeitung. Gestern erhielt ich einen Brief der treuen Freundin <persName xml:id="persName_52eb8c88-1bd9-4ccd-b53a-d4ae4f7409a8">Jette<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName>, und heute bekam Rebecka Bericht darüber von <persName xml:id="persName_da252e0d-60ef-41eb-9c2c-7d76c87380f9">Emilie von Wertheimstein<name key="PSN0113206" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Magdalena Emilie</name></persName> die alle übereinstimmend in Lob und Freude sind. Von Solosängern soll nur der Baßist <persName xml:id="persName_272a630e-6eef-460a-b209-9da2599dffb9">Krause<name key="PSN0112525" style="hidden" type="person">Krause, Julius (1810-1881)</name></persName>, deßen Du Dich von hier wohl erinnerst, vortrefflich gewesen sein; es wird aber bald, und mit schönern Mitteln, wiederholt. „Obgleich (schreibt die <persName xml:id="persName_e876f048-c32d-4b77-a6e7-92d0dc1951ae">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName>) die Exekution mehr einer Probe als einer ordentl. Aufführung glich, war dennoch der Eindruck so tief, innig, bewundernd, daß nur Eine Stimme des Lobes, der gefühltesten Anerkennung gewesen. Die Chöre „steiniget ihn, seid uns gnädig und das <hi rend="latintype">Duettino</hi>, so sind wir nun Botschafter“ sind wiederholt worden. Vorzüglich <hi rend="latintype">goutirt</hi> wurden noch, der Choral: Herr, dir hab ich mich: der Chor: wir preisen selig, der Erdkreis; schone doch Deiner selbst, und Paulus letzte Arie. Könnte ich Dir nur erzählen, wie viel erfreute und gerührte Gesichter ich gesehen, wie viel Lobes ich gehört, <hi rend="latintype">la madre</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bdd8f2a0-033c-451f-927b-6695fc7ab73c" xml:lang="fr ">la madre – frz., die Mutter.</note> würde wieder <hi rend="latintype">piangern</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_03fcf36a-f534-4b69-a2d2-48fdac1ede1c" xml:lang="de">piangern – weinen.</note> und hat auch völlig Recht dazu. Unzähligemal habe ich an Dich gedacht, an Deine Freude, Deinen Stolz, und habe für Dich mitgenoßen. Sage Felix, in meinem Namen meinen herzlichen Dank für <hi n="1" rend="underline">meinen</hi> Antheil an dem Genuß. Was von Musikkennern und Liebhabern hier ist, war zugegen und wird das nächstemal wieder gehn. etc. etc.“ – Ueber solchen Triumph in <hi n="1" rend="underline"><placeName xml:id="placeName_341ae225-0d81-4e60-9081-9ce202188c7a">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName></hi> kannst Du Dich wirklich freuen, denn außer der <title xml:id="title_381b559b-87f7-46a7-bb76-af0a116c012a">Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name></title>, den <title xml:id="title_4531b532-de32-43ef-9660-d05b9ac61a1a">Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name></title> und wenigen <persName xml:id="persName_2c39f401-79ff-47dd-9f41-0f3e2a302ddb">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> ist in vielen Jahren nichts der Art öffentlich gegeben worden. Ich höre Dich brummen, <hi rend="latintype">tant pis pour eux</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4e8bf65e-4598-403f-804a-f8e306e86378" xml:lang="fr ">tant pis pour eux – frz., Pech für sie.</note> nun dann überschlage meine Mitheilung und laß es nur meine <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3b9ea4f9-604c-43af-b5ef-69a2f7d98f42">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> lesen, wir zwei sind so ein Paar frivole Menschen.</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Mit <persName xml:id="persName_429ce650-6d13-480c-9444-f2d080e53539">Ole Bull<name key="PSN0110182" style="hidden" type="person">Bull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880)</name></persName> darf ich Deiner gestrengen Majestät also auch nicht kommen? Nun, ich habe einen verderbten Geschmack, und – wills auch wieder thun, mich zu freuen wenn ich ihn in der Welt wieder hören kann. Er ist gar so anregend und belebend! und versetzt die Tausende Leute in glückliche Stimmung: wie viele vermögen das? – Senator <persName xml:id="persName_52db47bb-7c31-4a79-ac51-eeafe70f7143">Sieveking<name key="PSN0118280" style="hidden" type="person">Sieveking, Eduard Heinrich (1790-1868)</name></persName> besuchte mich neulich, und sagte mir, man sei in <placeName xml:id="placeName_7c25af11-b26d-4ae8-94d9-f9989643ae28">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> höchlich verwundert, daß der <title xml:id="title_22d942ce-b6f7-438b-8f14-388acb041418">Elkamp-Paulus<name key="PSN0110884" style="hidden" type="author">Elkamp, Heinrich (1812–1868)</name><name key="CRT0108675" style="hidden" type="music">Paulus</name></title>, 1. hier aufgeführt, 2. sich so glimpflicher und gar vergleichender Recensionen zu rühmen gehabt! Dieser Dein Landsmann freut sich, Dich vielleicht in <placeName xml:id="placeName_23253601-8d26-41a9-800f-ff43f91a6297">Fft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. kennen zu lernen, wohin er als Gesandter der Hanse, aber nicht Hänse, geht. – <persName xml:id="persName_345213d1-45c4-4f20-b4f2-8dce95c79b6b">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, der nach <placeName xml:id="placeName_81539ec2-4f52-4c40-8d76-9118cb12afa3">Moskau<settlement key="STM0102803" style="hidden" type="locality">Moskau</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> gereist ist, schreibt die amusantesten Briefe über <placeName xml:id="placeName_dcf7267a-19f8-423d-8b7d-15590fa94456">Petersburg<settlement key="STM0100372" style="hidden" type="locality">St. Petersburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName>; es ist der Erste, von dem ich so unpartheyische PrivatNachrichten über jene Stadt lese; <persName xml:id="persName_8c371ba3-4c8b-424f-984a-f40a20ab1795">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> soll Euch die Briefe mitbringen.</p> <p>Tausend Grüße und Glückwünsche dem ehrwürdigen Papa <persName xml:id="persName_f33c57dd-7789-4f7f-8f00-58ae9fe6ca69">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>; wir sind endlich auch hinter <persName xml:id="persName_a89a3b05-1d9a-49dc-aa11-0c1a87c2dda4">Lipharts<name key="PSN0112882" style="hidden" type="person">Liphart, Karl Eduard Baron von (1808-1891)</name></persName> <hi rend="latintype">matrimonio segreto</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ef9dfaaf-26a0-4a03-b2be-8f1b49a4429e" xml:lang="it ">matrimonio segreto – ital., heimliche Ehe.</note> mit Gräfin <hi rend="latintype">non sò più die</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_48b55637-3786-461a-8135-6f10abdf4a08" xml:lang="it ">non sò più di – ital., Ich weiß nicht mehr als.</note> <add place="above">(<persName xml:id="persName_e33b4b48-6cf1-4ee3-a083-01f654c29e2b">Byland<name key="PSN0112880" style="hidden" type="person">Liphart, Caroline Wilhelmine Catharine Gräfin von (1809-1891)</name></persName>)<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> gekommen. Er hat mich besucht und um Erlaubniß gebeten, uns die Gemalin vorstellen zu dürfen. <hi rend="latintype">Granted</hi>! Verzeih englische Brocken, lieber Recensent! ich habe mich aber ganz in diese Romane geworfen, und lese, da keine neuen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1c611832-3bcb-41db-81fe-4e177845f82e">Bulwers<name key="PSN0110189" style="hidden" type="person">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f67869d1-8670-450e-9655-955dcd6d3c10">Marryats<name key="PSN0113088" style="hidden" type="person">Marryat, Sir Frederick (1792-1848)</name></persName></hi> vorhanden, die ollen <hi rend="latintype">Miss <persName xml:id="persName_48945a6d-6ebb-443f-bbf2-48141c88f474">Porters<name key="PSN0119827" style="hidden" type="person">Porter, Jane (1776-1850)</name></persName></hi> und andre blaubestrumpfte Wiesen <hi rend="latintype">Misses</hi>. 5 Theile <hi rend="latintype"><title xml:id="title_94dde65b-1b77-484f-96ca-32d30877fd0a">Scottish chiefs<name key="PSN0119827" style="hidden" type="author">Porter, Jane (1776–1850)</name><name key="CRT0112539" style="hidden" type="literature">The Scottish Chiefs, A Romance</name></title></hi> glitschen hinunter wie nischt. Was ist das Studium der Geschichte doch für ein edles, grandioses Fach, wenn man es mit lieblichem Duft des Romans versüßt? Nie hätte ich mich sonst in die Ritterlichkeit der <hi rend="latintype">Wallace</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_78bd7cb5-2032-429e-bea1-a65f9fb3ca84" xml:lang="de">Wallace – William Wallace (1270-1305) war ein schottischer Freiheitskämpfer, der wegen Verrat am König hingerichtet wurde.</note> und <hi rend="latintype">Bruce</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d779003d-b01e-44a3-b1d6-28ad8bca3f84" xml:lang="de">Bruce – Robert Bruce alias Robert I. (1274-1329) war von 1306 bis zu seinem Tod König von Schottland.</note> versenkt, und das Jahr 1290 u. s. w., wäre mir <hi rend="latintype">quite unnoticed</hi> geblieben. Philipp den Schönen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6d1e68e1-c329-4982-afad-77c3e0a4feeb" xml:lang="de">Philipp den Schönen – Philipp IV., genannt der Schöne, (1268 – 29. 11. 1314) war von 1285 bis 1314 König von Frankreich und als Philipp I. König von Navarra.</note> schluck ich gleich mit, und werde klug und belustigt zusammen. – Ich muß Dir noch einen Witz der <persName xml:id="persName_c2746a6f-ec58-47e9-b0cd-7a6bf0a17e23">Wertheimstein<name key="PSN0113206" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Magdalena Emilie</name></persName> schreiben. Sie hat <persName xml:id="persName_7bf42cb8-f502-4174-bad0-63dfc5f1d714">Susette Haber<name key="PSN0111650" style="hidden" type="person">Haber, Susanne von (1811-1887)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_a26ff8b7-b1e8-4133-a1a3-e3db34cb8cd1">Bäden-Bäden<settlement key="STM0100449" style="hidden" type="locality">Baden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (<hi rend="latintype">vid. <persName xml:id="persName_5c9c266b-eebb-49b5-a02f-cf591a617521">Lord Floh<name key="PSN0120220" style="hidden" type="person">Levin (gen. Lord Floh), Herr</name></persName></hi>) gesprochen, und sagt, sie habe sich sehr verändert, sie spreche von nichts als von <hi n="1" rend="underline">den Fehlern und Mantillen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3a2e8df1-bc14-4557-801b-0103c3ac62ea" xml:lang="de">Mantillen – Die Mantilla oder Mantille war ein ab dem Mittelalter getragenes Schleiertuch der spanischen Frauen, das den Kopf und den Hals bis auf die Schultern verhüllte. Der Begriff der Mantille wird hier im übertragenen Sinne gebraucht von Verdeckung oder Verheimlichung. </note> ihrer Mitmenschen</hi>. Sie hat nie sehr <hi n="1" rend="underline">gelästert</hi>, liebe <hi rend="latintype">Cécile</hi>. <seg type="closer">Lebwohl, sie und Du und Er, der Hauptkerl <persName xml:id="persName_bde1f42f-1e69-42b1-be4f-952955184049">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>! Den und die ich zärtlichst grüße und umhalse.</seg></p> </div> </body> </text></TEI>