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gb-1839-02-26-03

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>London, 26. Februar 1839 Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. Hier steht Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Carl Klingemann in London; Leipzig, 1. Januar 1839 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 1. März 1839 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 35/72. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, 26. Februar 1839 Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. Hier steht

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Carl Klingemann.

Materialien James Robinson Planchés zum Operprojekt »The Brothers«.

Green Books

Klingemann, Briefwechsel, S. 237 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

26. Februar 1839 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) LondonGroßbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) London 26 Febr 1839. Liebster Felix

Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. Hier steht es endlich, wenn auch noch so blaß und einsilbig, Du weißt ihn schon warm und blühend herauszulesen. Gewartet und gewartet hab ich, weil ich nicht allein kommen wollte, sondern wieder mit Liedern, um Dir zu zeigen, daß es noch nicht ganz vorbei mit mir ist, aber ich muß mich doch der Weltordnung und dem täglichen Brot fügen, nach welchem im Januar und Februar Rechnungsabschlüsse gemacht und geschäftsmäßige Bilanzen vorgelegt werden müsse – und so haben die Lieder derweile geschlafen. Jetzt aber, wo alles Guthaben ausgerechnet ist, mags an ein Besserwerden gehen, die Sonne fängt an zu scheinen, der Rauch steigt gerade in die Höhe, und die Veilchen klimmen allgemach aus der Erde heraus, da soll das Allerschönste mitkommen!

Glaube mir immer recht fest daß ein Allerschönstes für mich nicht zu denken ist wenn Du nicht sichtbar oder unsichtbar mit dabei bist. Du weißt ja wie vereinzelt ich in der Welt stehe, und wie wohl es mir thut wenn Du Dich ab und an nach mir umkuckst. Und da Du mit mir vorlieb nehmen willst wie ich bin, verdrießlich und faul, nich wie ich seyn sollte, unsterbliche Werke aus den Ermeln schüttelnd, so habe Dank und sieh mich sehr getröstet.

Brauch ich noch zu sagen, wenn ich sehe wie Du Dich anklagst, daß ich mich sehr schäme und meinerseits mindestens 2/3 aller Schuld in Anspruch nehme?

Ich habe seit der Zeit allerlei Lebenszeichen von Dir vernommen, – Compositionen, MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)scher Brief, und nun das Gerücht Du kämest selber. Wie ists denn damit? BenedictBenedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885) erzählt mirs, dem es CoventryCoventry, Charles (1798-1856) erzählt dem es BennettBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) geschrieben. Das ist doch authorisch literisch genug. Nur hörte ich, wenn Du kommst, brichst Du Deine Gelübde – denke daß Du schwurst Du wollest nie wieder reisen ohne Deine Frau, – komme uns also nicht unter die Augen ohne Sie; und wärens nur 14 Tage die man so verbrächte, es wäre immer ein hübscher und lang ersehnter Anfang. Auf solche kühne Gedanken als: mein Haus anzubieten für solch ein illustres Paar – verfalle ich nicht mehr, man wird gesetzt und verzagt. Erscheinst Du aber allein, so weißt Du was Dir davon zu Gebote steht, – findest Du Dich aber zu weit vom Mittelpunct ab und willst Du anderswo wohnen, so bin ich der Tyrann nicht der Dich hindernd einfinge, sonder sehe ein, daß der IronmongerHeinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871) und noch viel mehr MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) größeren Anspruch haben.

FranksFranck, Georg Hermann (1802-1855) LeipzigerFranks Leipziger – Nach Aufenthalten in Berlin und Paris siedelte Hermann Franck 1839 nach Leipzig über, wo er die Redaktion der Leipziger Allgemeinen Zeitung übernahm. Lerchenleben und KandtirilirenLerchenleben und Kondtiriliren – Anspielung auf das traditionelle Gebäck der »Leipziger Lerchen«. Diese Erfindung geht auf das Verbot der Singvogeljagd im Stadtgebiet zurück, da es im 17. und 18. Jahrhundert Mode war, Singvögel zu essen. Als Surrogat haben die Bäcker ein Gebäck aus Mürbeteig erfunden und es die »Leipziger Lerche« genannt. hat mich aufs Erquicklichste überrascht – ich grüße ihn hier, und bis zum nahen Augenblick, wo ich ihm selber schreibe, viel tausendmal. Es giebt noch Sympathie in der Welt, denn ich hatte grade an ihn gedacht – außer unserer wohletablirten regelrechten Freundschaft stehen wir noch (oder wenigstens ich zu ihm) in Geheimen inneren Beziehungen – und nun taucht der den ich in Römischen Nächten schwelgend glaubte, im Leipziger Tage auf. Dabei ist doch eben sehr erfreulich, daß es so ist – daß so Einer die Gute deutsche Heimath und Thätigkeit von so weit her wieder aufsucht. Geh hin und thue desgleichen, sag ich mir – da Du es aus Schonung hinfurth verbreitest.

Am Sonntag Abend ging ich zu Moscheles, – weniger noch aus Sehnsucht nach ihm und seiner Frau, als nach Deiner Violoncello Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uf6gdx2a-m1wt-hykl-r3oh-25rw7wipwz9j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name>, die ich wenigstens sehen wollte, die vorläufige Bekanntschaft (ohne Cello) ist nun gemacht – was ich davon habe absehen können, gefällt mir ausnehmend – ein sanftes und helles Fortschreiten. Das Andante scheint am meisten einzuleuchten. Dann denke ich mir auch sehr schön wie das Cello und das Piano im letzten Satz auseinandergehalten sind und sich antworten, und wie das Cello immer anders mit seinen Themen wiederkommt. Moscheles wird die Sonate in seiner MorgensoiréeMoscheles morning soiréesLondonGroßbritannien am nächsten Donnerstag spielen, mit einem jungen HausmannHausmann, Georg (George) (1814-1861) aus HannoverHannoverDeutschland, der nicht überviel Ton aber viel Eifer hat. Von da ab werde ich schon mehr davon wissen – es ist mir grade hand- und mundgerecht zum Selberspielen. Wann schreibst Du denn die versprochenen Trios?Trios – In der ersten Jahreshälfte 1839 wurde lediglich das Trio Nr. 1 (Grand Trio) d-Moll, op. 49 (MWV Q 29). vollendet.

Dagegen finde ich an Deinem Andante und Presto agitato in <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c017ee45-7c05-4401-ab1a-a2cdd1c23d22">fis</del> h moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hfk8yrxu-ds03-c5vr-gfng-mabl0uiafheq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100480" style="hidden">Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, 22. Juni 1838<idno type="MWV">U 141</idno><idno type="op"></idno></name> auszusetzen, daß es zu dünn ist oder vielmehr bleibt, – ich denke mir es müßte reicher und dicker werden. Die gute selige unschuldige (das Presto meine ich, – das Andante ist mir durch und durch recht) |2| Rondoform, nach der so ein angenehmer Gedanke just eben so wiederkehren durfte, ja mußte, – ist die noch salonfähig und nicht schon todtgehetzt? Das ist blos eine bescheidene Frage. In unsern disparaten Zeiten kommt man dahin zu zweifeln, ob die Form je eine gute war. – Du, der Du mit einer neuen Form, den Liedern ohne Worte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xifiz83h-odnv-nhfy-tu70-nhgujofzle3g"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100968" style="hidden">Lieder ohne Worte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name>, allen Anbetern und Nochbarbaren die unschätzbarsten Wohlthaten erwiesen hast, solltest hierin gesetzgebender verfahren.

MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) grüßt aufs Beste, und läßt fragen, ob Du sein Concert Manuscript<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110041" style="hidden" type="music">8. Klavierkonzert D-Dur, op. 96 (Concerto pastorale)</name>,Concert Manuscript – In seinem Brief an Mendelssohn vom 29. Januar 1839 (Brief gb-1839-01-01-04) kündigte Moscheles das Manuskript seines Klavierkonzerts Nr. 8 D-Dur (Pastoral-Konzert), op. 96, an: »Es hat zwar noch nicht das Licht der musikalischen Welt er- blickt und es steht noch zu fragen ob es einst eine Rolle in der geistigen Gesellschaft ähnlicher Schöpfungen spielen wird, daher überlasse ich es einstweilen Deiner freundlichen Obhut – unter Deinen Händen kann es nicht untergehen.« was er vor 14. Tagen durch die Preußische Gesandtschaft an Dich abgeschickt, richtig erhalten habest?

Das erinnert mich an Wohlthat des 2. die Du der Welt durch Deine Kurz Concerte erwiesen. Das Moschelessche Haus hat allerlei Plage mit Krankheiten der Kinder gehabt, – erst Masern und dann eine Lungenkrankheit EmilysMoscheles, Emily Mary (1827-1889), Gouvernanten BrouillerienBrouillerien – Misshelligkeit, Zerwürfnis. dazwischen, so daß wenig mit ihnen anzufangen war. Die gute kleine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) hat sich das Alles gewaltig zu Herzen genommen und sehr dabei gelitten. Jetzt scheinen die Miseren Gottlob nachgelassen. MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) ist derweile fleißig nach wie vor, – es ist hübsch zu sehen wie er in keinerlei Weise zurückbleiben will. In seiner ersten Matinée hat er sehr vortrefflich gespielt. Rührend wie er sich nun auch mit LisztLiszt, Franz (Ferenc) (1811-1886) plagt, obgleich er ihn nicht mag. – Er zeigte mir Deinen letzten Brief, in dem Du beinah schon Vorboten Deines Kommens aussendest.

HierLondonGroßbritannien regnets jetzt QuartettAbende und überhaupt Classical Concerts die Hülle und Fülle. Jeden Abend mit bei MoriMori, Nicolas (1796-1839) – wenn ich dem begegne (und er führt jetzt eine hübsche Tochter am Arm) so glotzt er mich an: I say – when does Mendelssohn send his Manuscript-Quartetts? Neulich – es was Glatteis – rief er mich deshalb auf der Straße zurück – ich drehte kurz um und hätte mir beinah ein Glied zerbrochen – BenedictBenedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885) spielte eine Orgelfuge Piano, mit Dragoners letztem old Pedal – es war aber ohne Wirkung und machte Fiasco – der Contrabaß klang viel zu dünn und nüchtern. – Die alte Doppelsonate von Mozart für 2 Pianos<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0112523" style="hidden" type="music">Sonate für zwei Klaviere D-Dur, KV 448</name>, gefiel den Leuten sehr, – damit bin ich nun lange fertig wie mit dem Plumpudding, nachdem ichs noch eine ganze Weile für classisch und treflich gehalten, bin ich endlich hinter die lange Weile gekommen, – als ob man dafür noch Zeit hätte! – Das <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8d0393e9-b560-4029-9ee0-839066a72d16">Rasunofski<name key="PSN0119670" style="hidden" type="person">Rasumowski, Andrej Kirillowitsch Graf (seit 1815) Fürst (1752-1823)</name></persName></hi>sche Quartett in f<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108087" style="hidden" type="music">Streichquartett F-Dur, op. 59/1</name> kam auch – da gedachte ich der Zeit wie wir in Eurem Hause und bei RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) alle diese Sachen zuerst entdeckten und durchstritten – jetzt sitzen sie hier zu Hunderten gläubig herum und es ist ihnen just genial genug.

Die Anlage<name key="PSN0113896" style="hidden" type="author">Planché, James Robinson (1796–1880)</name><name key="CRT0110329" style="hidden" type="dramatic_work">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais) (Libretto)</name> ist mir von ChapellChappell, William (1809-1888) zur Besorgung an Dich zugesandt – von Deinem PoetenPlanché, James Robinson (1796-1880) wahrscheinlich wenigstens hat das Original ein PPlanché, James Robinson (1796-1880). Wie ist es denn mit dieser geheimen Oper<name key="PSN0113896" style="hidden" type="author">Planché, James Robinson (1796–1880)</name><name key="CRT0110329" style="hidden" type="dramatic_work">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais) (Libretto)</name>?geheimen Oper – William Chappell hatte Felix Mendelssohn Bartholdy vorgeschlagen, eine Oper auf ein Libretto von James Robinson Planché zu komponieren. Felix Mendelssohn Bartholdy war mit Planché seit seinem zweiten England-Aufenthalt 1832 persönlich bekannt. Chappell bot Felix Mendelssohn Bartholdy dann in seinem Brief gb-1837-10-05-01 vom 5. Oktober 1837 300 Pfund Sterling für die Komposition der Oper an (vgl. fmb-1837-11-17-01, Brief Nr. 1768, Z. 70). In der Folgezeit wurde das Opernlibretto, das die Belagerung von Calais durch Edward III. thematisierte, zwischen Chappell, Planché und Felix Mendelssohn Bartholdy unter dem Arbeitstitel »The brothers« diskutiert. Gelegentlich wurden auch die Bezeichnungen »Edward III and the Siege of Calais« bzw. »Eduard III. und die Belagerung von Calais verwendet«. Letztlich lehnte Felix Mendelssohn Bartholdy den Text ab und zog sich um die Jahreswende 1839/40 von dem Projekt zurück. Siehe dazu Planché, Recollections and Reflections, Bd. 1, S. 279 ff., Todd, On Mendelssohn’s Operatic Destiny, S. 117 f., und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 406. Ab und an weht eine Sage davon – par boufféespar bouffées – frz., in Schüben. wie die neueren Pariser sagen – halb hörbar an mir vorbei, – ein Anderer fragt wohl wie sie fortschreiten – nicht die Tage sondern die Oper – ChapellChappell, William (1809-1888) ist der Geheimnißvollste von Allen – nun verrathe Du mir so viel Du darfst. Ich will Dir dagegen wieder verrathen, daß ich in komischer Weise auch wieder einmal OpernArbeit vorgenommen gehabt – BenedictBenedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885), den Du mir empfohlen und dem Du zuerst den Glauben an ähnliche Fähigkeiten bei mir eingegeben haben mußt, hat diesen Glauben auf eine rührende Weise festgehalten, – er hatte einen Stoff, den er den modernen Blaubart nannte, vom Besprechen sind wir ins Bearbeiten, und von da ins Umarbeiten so hineingekommen, daß endlich wirklich eine Art Oper<name key="PSN0109851" style="hidden" type="author">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804–1885)</name><name key="CRT0108139" style="hidden" type="music">The Brides of Venice (Die Bräute von Venedig)</name> fertig geworden ist. Ein großer Theil der Musik ist schon componirt und sehr an- und versprechend. Das Ding ist gleich ins Englische vertirt – ”we keeps a Poet“ – wie ByronByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) von Mrs Warren vernommen haben wollte, – dh wir hatten ihn, – dann wurden Ideen, Wendungen, Situationen und Alles gegeben und danach arbeitete der die einzelnen Musikstücke aus. Ein glorioses Fabrikverfahren, nicht ohne mancherlei Spaß. Benedict hat mir je länger je beßer gefallen, auch wieder mal ein deutscher Künstler trotz seiner ausländischen Tendenzen und fremden Bestrebungen, wir sehen uns viel, es ist in ihm was Bewegliches, Nervenschwingendes was mir sehr wohl thut. – Er läßt Dich schönstens grüßen, – wir reden oft von Dir.

|3| Sehr freue ich mich auf DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873), der mir nicht umsonst als der LeipzigLeipzigDeutschland in und auswendig Kennende verkündet seyn soll. Hoffentlich bringt er viel Neues, Eignes und Deines, und hoffentlich werde ich ihn viel sehen und treffen. Seine SchwesterDulcken, Marie Louise (1811-1850) spielt im ersten Philh. Concerte.

Sein Schwager DulkenDulcken, Theobald Augustus (1800-1882), sehe ich aus den Zeitungen, hat abermals fallirt, – indeßen muß David von den Seiten vollkommen unterrichtet und gefaßt seyn. Er wird auch wohl auf die Verhältniße der Frau wenig Einfluß mehr haben, da alle Welt die Umstände kennt.

Kommt denn David allein? oder mit seiner FrauDavid, Sophie Wilhelmine (1807-1893)?

Vom PhilharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien versprechen wir uns wenig, – es sinkt und sinkt und man sieht die Revolution nicht ab die es retten könnte. Allerlei sollte versucht seyn um ihm aufzuhelfen; darauf haben wir Zuschauer allerlei Antworten für Euch entworfen, – einmal daß Du schreiben möchtest, es gäbe nur SpohrsSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) unsterbliche Werke, – und Spohr, es gäbe nur MendelssohnsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) unsterbliche Werke. – oder ihr Beide müßtet wirklich die schönsten neuen eigenen Werke einsenden – durch welches Letzteren sie offenbar in die größte Verlegenheit kommen würden.

LaporteLaporte (Delaporte), Pierre François (1799-1841) steht in Unterhandlungen wegen Ankauf des OpernhausesRoyal Opera House Covent GardenLondonGroßbritannien, – kommts zu Stande, so läßt er den Concertsaal erweitern, und giebt nächste Season Opposition PhilharmonicsPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, classisch und profan, traurig und lustig, so vollendet sie nur je die Welt gesehen hat. Dann Dein altes PhilhPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, – dann wird das neue auch fashionable und ich gehe auch hin.

Ich wollte schon dies Jahr nicht mehr ins alte gehen, aus lauter Melancholie – aus lauter Pietät bin ich aber doch noch wieder hingegangen. Nächsten Montag ist das erste – wieder einmal verschiedene Empfindungen an demselben Platze – Schade nur daß es nicht ganz mehr derselbe Platz ist.

Allerlei unsichtbare Fäden leiten mich dann hinüber nach meinen eigenen Erlebnißen und Bedrängnissen, von denen Du wißen müßtest und ich zu bekennen hätte. Du frägst ja ohnehin ausdrücklich danach. Allerdings und o! und Himmel! habe ich in den letzten Monaten allerlei – innerlichst – erlebt –; ists vorüber – zu Historie geworden, ich weiß es noch nicht – so sey die Beichte denn noch aufgeschoben. – Wie mirs geht – willst Du wißen – ich wüßt’s kaum zu sagen. Sehr resignirt. Am letzten 2 Dec. wurde ich 40. Jahr alt! – Und zu keiner Zeit war ich so ungewiß über meine äußere Lage als grade in der vergangenen – noch bin ich nicht im Klaren wie sich meine Einbuße stellen wird – was ich aus der Art von Schiffbruch rette, in der meine vorige Stelle untergegangen ist. Ich wünsche sehnlichst daß sichs bald entscheide. Es ist einstweilen in HannoverHannoverDeutschland so angenommen worden daß ich hier bleibe, – auch das ist indeßen ungewiß, – der Natur der Stellung nach. So muß man in den Tag hinein leben. Nur Gesundheit – sagst Du, – mir aus der Seele. Das ist aber eben das Unglück vom Altwerden, daß es die Andern mit werden, – daß man so viel mehr vom Jammer zu hören kriegt als in den SpringsinsfeldJahren. Mir fehlt in mir fort was, ich weiß nur nicht recht was, – es mag sich später ausweisen. Das ist aber nichts – wenn ich aus dem elterlichen Hause in LimmerLimmerDeutschland einen Brief kriege, erbreche ich ihn immer mit Angst – da leidet meine jüngste SchwesterKlingemann, Marie Luise Wilhelmine (1810-1839) – gar nicht so jung mehr und sonst ein rüstiges Mädchen, an einer unheilbaren Halsschwindsucht oder dergleichen, und der Arzt sagt sie kann den Frühling nicht überleben. Da hast Du mein Klagelied zu Deiner Klage. –

BeneckeBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865), mein ältester Freund, sehe ich fleißig – die Jugend wächst heran, und neulich wie ich Benecke nicht zu Hause fand, lud mich das älteste MädchenBenecke, Helene Louisa Wilhelmina (Ellen) (1828-1890), die kurz nach meiner ersten Begegnung mit dem jungen Paar geboren wurde, ein, den Thee mit Ihnen zu trinken. Leider ist die trefliche Frau nicht in erwünschter Gesundheit, – sie hat sich nie ganz von ihrer fausse couchefausse couche – frz., Fehlgeburt. erholt.

|4| Es muß ein Couvert genommen werden – entschuldige nur mein Schmieren, – man kann am Ende doch nur am Posttage schreiben, und da kommt immer tausenderlei dazwischen und die Zeit wird unerwartet kurz. –

Was die arme kleine BeneckeBenecke, Helene Louisa Wilhelmina (Ellen) (1828-1890) mager wird, nimmt es zu, es wird immer stärker. Sie wohnen jetzt sehr schön auf Denmark Hill – nicht weit von dem Punct wo Du GoldsmithGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) besucht haben mußt. Eine große EinweihungsFête wurde gegeben – viel Leute, Musik, Champagner – Alles sehr glänzend.

ChappellChappell, William (1809-1888) habe ich noch nicht gesehen, ich höre er ist in LeipzigLeipzigDeutschland bei dir gewesen, ganz auf Londonisch von Dir tractirt worden and speaks very brightly of it.

HorsleysHorsley, Familie von → William H. waren sehr erfreut über Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-01-17-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Elizabeth Horsley in Kensington; Leipzig, 17. Januar 1839</name> und Deine Auskunft wegen HauptmannHauptmann, Carl Moritz (1792-1868).Hauptmann – Der Violinist, Komponist und Musiktheoretiker Moritz Hauptmann, ein Schüler von Louis Spohr, war einer der renommiertesten Kompositionslehrer seiner Zeit. Mendelssohn empfahl ihn 1842 für den Posten des Leipziger Thomaskantors und berief ihn 1843 als Lehrer für Musiktheorie und Komposition an das neu gegründete Königliche Konservatorium der Musik in Leipzig. es ist nun entschieden daß CharlesHorsley, Charles Edward (1822-1876) zu ihm gehen soll wenn Hauptmann will, oft sind ihm von Benedict die Anträge desfalls gemacht worden. Mrs HorsleyHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875) ist leidend – an einem schlimmen Knie – die Andern sind wohl, FannyHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849) verliert leider ihre Blüthe, obgleich geistig feiner und bewegter wie je. Schade um das trefliche Kind, SophyHorsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894) ist zur Busenfreundin der Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) und zu seinerMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Schülerin avancirt, spielt sehr schön und wird von mir sehr verehrt. JohnHorsley, John Callcott (1817-1903) hat ein kleines Bild auf der Ausstellung; the rival performers<name key="PSN0112106" style="hidden" type="author">Horsley, John Callcott (1817–1903)</name><name key="CRT0112525" style="hidden" type="art">The Rival Performers</name>, – ein blonder Jüngling der Flöte bläßt, wird von dem Mädchen angerührt und vom Blasen abgehalten weil sie auf einen singenden Vogel hören will – es ist sehr treu und ausgefallen, gefällt allgemein und wird voran genannt.

HenselsHensel, Wilhelm (1794-1861) beide Bilder, Christus<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109166" style="hidden" type="art">Christus in der Wüste (Ölgemälde 1837/38)</name> und Miriam<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109197" style="hidden" type="art">Miriam (Ölgemälde 1836)</name>, sind in derselben Ausstellung, sprechen aber nicht allgemein an; – es liegt nicht in ihrer Natur. Im May also werden wir ihn und Deine SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hierLondonGroßbritannien haben, – ich fürchte mich etwas, – sie ist zwar gewarnt, kann aber dennoch disappointirt werden, – dergleichen weht Einem von allen Seiten an. Ich kann auch auf die Länge und cordiality mit einem solchen Streben nach Resultaten und Erfolgen, wie die Beiden es sich vorsetzen, nicht sympathisiren – es nimmt Einem die Ruhe.

Von Dir habe ich immer noch Bände von <hi rend="latintype">Scotts</hi> Leben<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0112089" style="hidden" type="literature">Memoirs of the Life of Sir Walter Scott</name> hier, und einen Klavierauszug des Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ctodilem-cnnf-n3vs-ya4x-srlgdmmmgexn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>, es ist wohl an der Zeit daß ich dies mit erster Gelegenheit übersende. Ferner habe ich noch diverse Forderungen an Dich, einzelne kleine Auslagen, und Deinen Beitrag zur RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)schen Büste,Beitrag zur Rosenschen Büste – Der Orientalist Friedrich August Rosen war ein enger Freund Mendelssohns und Klingemanns, die auch beide anwesend waren, als er am 12. September 1837 überraschend an einer kurzen, heftigen Krankheit verstarb. (Klingemann heiratete später seine Schwester Sophie.) Eine Büste Rosens von Sir Richard Westmacott befand sich 1837 zunächst auf dem Londoner Kensal Green Cemetary, seit 1839 dann im British Museum. Sie wurde von Edmond Spring Rice in einer Lithographie von Richard James Lane, laut Rice »our best English artist in that line« (Brief gb-1838-11-13-04 Edmond Henry Francis Louis Spring Rice an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, London, 13. November 1838) vertrieben und Mendelssohn zur Subskription angeboten (Abbildung der Büste u. a. in Klingemann, Briefwechsel, S. 27). – ich habe Dir doch geschrieben daß ich Dich ohne Weiteres als Unterzeichnenden mit unterzeichnet? sage mir von wem ichs fordern soll, etwa von MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) – mit dem stehst Du ja noch wohl in Abrechnung.

Das Pfingstfest21. Niederrheinisches Musikfest (1839)DüsseldorfDeutschland in DüsseldorfDüsseldorfDeutschland und Du wieder dort, – das regt allerlei Altes und Sehnsüchtiges auf – wollte ich könnte dort seyn! Schmerzlich zwar ist die Liebe, – ich erinnere mich in diesem Augenblick aufs lebhafteste des WoringschenWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-) Hauses, und des guten unvergeßlichen AltenWoringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838). Auch eine von den erfreulichen Gestalten, denen mans in einem Fort danken muß daß sie gelebt haben, Andern zur Freude, zum Muster und zum dankbarsten freudigsten Gedächtniß. Schreibe mir von den Töchtern.

Vor ein paar Tagen wurde ich an das Fest von 183618. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland erinnert durch das Buch<name key="PSN0112583" style="hidden" type="author">Kühne, Ferdinand Gustav (1806–1888)</name><name key="CRT0112526" style="hidden" type="science">Weibliche und männliche Charaktere</name> von KühneKühne, Ferdinand Gustav (1806-1888) – Das Buch mißfiel mir, aber Manches wurde doch aufgefrischt. – HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885), fällt mir dabei ein, hat ja Malheur mit einer OperMalheur mit einer Oper – Hiller berichtete Mendelssohn am 12. Januar 1839 aus Mailand (Brief gb-1839-01-12-01), seine Opera seria Romilda sei bei der Uraufführung am 8. Januar 1839 an der Scala durchgefallen. Trotz aller Bitterkeit, mit der er verdeutlichte, dass sein Werk ebenso Opfer einer Intrige wie seiner eigenen Fehleinschätzung der italienischen Theaterpraxis geworden war, resümierte er: »Nun hast Du einen schönen Stoff mir eine Predigt zu halten – mich nach Deutschland zurückkehren zu lassen etc doch bin ich weit von diesem Leben entfernt – Ich habe bei dieser Geschichte enorm vieles gelernt und bin überzeugter als je daß Italien die einzige praktische Schule für Opernkomponisten ist aus mehr Gründen als ich heute auseinander zu setzen Lust habe.« gehabt.

ShawShaw, Mary (1814-1876), hoffe ich, entläßt Du nicht ungewarnt – die BriefNiederträchtigkeitBriefNiederträchtigkeit – Gemeint ist der Brief fmb-1838-10-21-01 (Brief Nr. 2106) Felix Mendelssohn Bartholdy an George Hogarth in London, Leipzig, 21. Oktober 1838. Dieser wurde durch Alfred Shaw, den Ehemann der Sängerin, überbracht. Mendelssohn hatte das Schreiben auf dessen Wunsch hin nicht versiegelt, damit er das Urteil über seine Frau lesen könne. Dass Shaw daraufhin eigenmächtig Mendelssohns Worte an die Presse weitergab, verärgerte den Komponisten sehr; siehe Brief Nr. 2188, Z. 99. Aus diesem Schreiben geht auch hervor, dass dem hier zitierten Briefteil eine erste Seite vorausging, in der Mendelssohn laut eigener Aussage »nichts schrieb als das ausdrückliche Verbot meinen Brief zu publiciren«. Laut Hogarths Brief an Mendelssohn vom 9. November 1838 (Brief gb-1838-11-09-01) enthielt das Schreiben außerdem ein wohl später angefügtes »postscript […] from Mr Shaw, in which he mentioned that he had communicated the substance of what you said to me, to a gentleman here, for insertion in another newspaper.« Wer dieser »gentleman« ist, bleibt unklar. Moscheles schrieb am 13. November 1838 an Mendelssohn: »Nach verschiedenem Forschen erfuhr ich daß ihn Klingemann mitgetheilt haben soll. Warum er uns nichts davon gesagt hat versteh ich nicht, obschon wir ihn nur jeden Sonnabend sehen« (Brief gb-1838-11-13-03). Zur Reaktion Hogarths siehe auch dessen Brief an Mendelssohn vom 9. November 1838 (Brief gb-1838-11-09-01). Hogarth war zwar enttäuscht, Mendelssohns Worte nicht selbst an die Presse geben zu können, wobei er im Unterschied zu Alfred Shaw dessen Wunsch nach Anonymität respektiert hätte, bat zugleich aber darum, nicht mit Alfred Shaw über die peinliche Angelegenheit zu sprechen. verdient strenge Ahndung. Es nahm sich verdrießlich aus.

Warum das Verdrießliche zum Schluß – grüße statt deßen Deine FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) so scheint die Sonne wieder und bleibe mir gut und gieb mir bald ein Lebenszeichen. Immer Dein CKl.
            London 26 Febr 1839. Liebster Felix
Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. Hier steht es endlich, wenn auch noch so blaß und einsilbig, Du weißt ihn schon warm und blühend herauszulesen. Gewartet und gewartet hab ich, weil ich nicht allein kommen wollte, sondern wieder mit Liedern, um Dir zu zeigen, daß es noch nicht ganz vorbei mit mir ist, aber ich muß mich doch der Weltordnung und dem täglichen Brot fügen, nach welchem im Januar und Februar Rechnungsabschlüsse gemacht und geschäftsmäßige Bilanzen vorgelegt werden müsse – und so haben die Lieder derweile geschlafen. Jetzt aber, wo alles Guthaben ausgerechnet ist, mags an ein Besserwerden gehen, die Sonne fängt an zu scheinen, der Rauch steigt gerade in die Höhe, und die Veilchen klimmen allgemach aus der Erde heraus, da soll das Allerschönste mitkommen!
Glaube mir immer recht fest daß ein Allerschönstes für mich nicht zu denken ist wenn Du nicht sichtbar oder unsichtbar mit dabei bist. Du weißt ja wie vereinzelt ich in der Welt stehe, und wie wohl es mir thut wenn Du Dich ab und an nach mir umkuckst. Und da Du mit mir vorlieb nehmen willst wie ich bin, verdrießlich und faul, nich wie ich seyn sollte, unsterbliche Werke aus den Ermeln schüttelnd, so habe Dank und sieh mich sehr getröstet.
Brauch ich noch zu sagen, wenn ich sehe wie Du Dich anklagst, daß ich mich sehr schäme und meinerseits mindestens 2/3 aller Schuld in Anspruch nehme?
Ich habe seit der Zeit allerlei Lebenszeichen von Dir vernommen, – Compositionen, Moschelesscher Brief, und nun das Gerücht Du kämest selber. Wie ists denn damit? Benedict erzählt mirs, dem es Coventry erzählt dem es Bennett geschrieben. Das ist doch authorisch literisch genug. Nur hörte ich, wenn Du kommst, brichst Du Deine Gelübde – denke daß Du schwurst Du wollest nie wieder reisen ohne Deine Frau, – komme uns also nicht unter die Augen ohne Sie; und wärens nur 14 Tage die man so verbrächte, es wäre immer ein hübscher und lang ersehnter Anfang. Auf solche kühne Gedanken als: mein Haus anzubieten für solch ein illustres Paar – verfalle ich nicht mehr, man wird gesetzt und verzagt. Erscheinst Du aber allein, so weißt Du was Dir davon zu Gebote steht, – findest Du Dich aber zu weit vom Mittelpunct ab und willst Du anderswo wohnen, so bin ich der Tyrann nicht der Dich hindernd einfinge, sonder sehe ein, daß der Ironmonger und noch viel mehr Moscheles größeren Anspruch haben.
Franks Leipziger Lerchenleben und Kandtiriliren hat mich aufs Erquicklichste überrascht – ich grüße ihn hier, und bis zum nahen Augenblick, wo ich ihm selber schreibe, viel tausendmal. Es giebt noch Sympathie in der Welt, denn ich hatte grade an ihn gedacht – außer unserer wohletablirten regelrechten Freundschaft stehen wir noch (oder wenigstens ich zu ihm) in Geheimen inneren Beziehungen – und nun taucht der den ich in Römischen Nächten schwelgend glaubte, im Leipziger Tage auf. Dabei ist doch eben sehr erfreulich, daß es so ist – daß so Einer die Gute deutsche Heimath und Thätigkeit von so weit her wieder aufsucht. Geh hin und thue desgleichen, sag ich mir – da Du es aus Schonung hinfurth verbreitest.
Am Sonntag Abend ging ich zu Moscheles, – weniger noch aus Sehnsucht nach ihm und seiner Frau, als nach Deiner Violoncello Sonate, die ich wenigstens sehen wollte, die vorläufige Bekanntschaft (ohne Cello) ist nun gemacht – was ich davon habe absehen können, gefällt mir ausnehmend – ein sanftes und helles Fortschreiten. Das Andante scheint am meisten einzuleuchten. Dann denke ich mir auch sehr schön wie das Cello und das Piano im letzten Satz auseinandergehalten sind und sich antworten, und wie das Cello immer anders mit seinen Themen wiederkommt. Moscheles wird die Sonate in seiner Morgensoirée am nächsten Donnerstag spielen, mit einem jungen Hausmann aus Hannover, der nicht überviel Ton aber viel Eifer hat. Von da ab werde ich schon mehr davon wissen – es ist mir grade hand- und mundgerecht zum Selberspielen. Wann schreibst Du denn die versprochenen Trios?
Dagegen finde ich an Deinem Andante und Presto agitato in fis h moll auszusetzen, daß es zu dünn ist oder vielmehr bleibt, – ich denke mir es müßte reicher und dicker werden. Die gute selige unschuldige (das Presto meine ich, – das Andante ist mir durch und durch recht) Rondoform, nach der so ein angenehmer Gedanke just eben so wiederkehren durfte, ja mußte, – ist die noch salonfähig und nicht schon todtgehetzt? Das ist blos eine bescheidene Frage. In unsern disparaten Zeiten kommt man dahin zu zweifeln, ob die Form je eine gute war. – Du, der Du mit einer neuen Form, den Liedern ohne Worte, allen Anbetern und Nochbarbaren die unschätzbarsten Wohlthaten erwiesen hast, solltest hierin gesetzgebender verfahren.
Moscheles grüßt aufs Beste, und läßt fragen, ob Du sein Concert Manuscript, was er vor 14. Tagen durch die Preußische Gesandtschaft an Dich abgeschickt, richtig erhalten habest?
Das erinnert mich an Wohlthat des 2. die Du der Welt durch Deine Kurz Concerte erwiesen. Das Moschelessche Haus hat allerlei Plage mit Krankheiten der Kinder gehabt, – erst Masern und dann eine Lungenkrankheit Emilys, Gouvernanten Brouillerien dazwischen, so daß wenig mit ihnen anzufangen war. Die gute kleine Frau hat sich das Alles gewaltig zu Herzen genommen und sehr dabei gelitten. Jetzt scheinen die Miseren Gottlob nachgelassen. Moscheles ist derweile fleißig nach wie vor, – es ist hübsch zu sehen wie er in keinerlei Weise zurückbleiben will. In seiner ersten Matinée hat er sehr vortrefflich gespielt. Rührend wie er sich nun auch mit Liszt plagt, obgleich er ihn nicht mag. – Er zeigte mir Deinen letzten Brief, in dem Du beinah schon Vorboten Deines Kommens aussendest.
Hier regnets jetzt QuartettAbende und überhaupt Classical Concerts die Hülle und Fülle. Jeden Abend mit bei Mori – wenn ich dem begegne (und er führt jetzt eine hübsche Tochter am Arm) so glotzt er mich an: I say – when does Mendelssohn send his Manuscript-Quartetts? Neulich – es was Glatteis – rief er mich deshalb auf der Straße zurück – ich drehte kurz um und hätte mir beinah ein Glied zerbrochen – Benedict spielte eine Orgelfuge Piano, mit Dragoners letztem old Pedal – es war aber ohne Wirkung und machte Fiasco – der Contrabaß klang viel zu dünn und nüchtern. – Die alte Doppelsonate von Mozart für 2 Pianos, gefiel den Leuten sehr, – damit bin ich nun lange fertig wie mit dem Plumpudding, nachdem ichs noch eine ganze Weile für classisch und treflich gehalten, bin ich endlich hinter die lange Weile gekommen, – als ob man dafür noch Zeit hätte! – Das RasunofskiRasumowski, Andrej Kirillowitsch Graf (seit 1815) Fürst (1752-1823) sche Quartett in f kam auch – da gedachte ich der Zeit wie wir in Eurem Hause und bei Ritz alle diese Sachen zuerst entdeckten und durchstritten – jetzt sitzen sie hier zu Hunderten gläubig herum und es ist ihnen just genial genug.
Die Anlage ist mir von Chapell zur Besorgung an Dich zugesandt – von Deinem Poeten wahrscheinlich wenigstens hat das Original ein P. Wie ist es denn mit dieser geheimen Oper? Ab und an weht eine Sage davon – par bouffées wie die neueren Pariser sagen – halb hörbar an mir vorbei, – ein Anderer fragt wohl wie sie fortschreiten – nicht die Tage sondern die Oper – Chapell ist der Geheimnißvollste von Allen – nun verrathe Du mir so viel Du darfst. Ich will Dir dagegen wieder verrathen, daß ich in komischer Weise auch wieder einmal OpernArbeit vorgenommen gehabt – Benedict, den Du mir empfohlen und dem Du zuerst den Glauben an ähnliche Fähigkeiten bei mir eingegeben haben mußt, hat diesen Glauben auf eine rührende Weise festgehalten, – er hatte einen Stoff, den er den modernen Blaubart nannte, vom Besprechen sind wir ins Bearbeiten, und von da ins Umarbeiten so hineingekommen, daß endlich wirklich eine Art Oper fertig geworden ist. Ein großer Theil der Musik ist schon componirt und sehr an- und versprechend. Das Ding ist gleich ins Englische vertirt – ”we keeps a Poet“ – wie Byron von Mrs Warren vernommen haben wollte, – dh wir hatten ihn, – dann wurden Ideen, Wendungen, Situationen und Alles gegeben und danach arbeitete der die einzelnen Musikstücke aus. Ein glorioses Fabrikverfahren, nicht ohne mancherlei Spaß. Benedict hat mir je länger je beßer gefallen, auch wieder mal ein deutscher Künstler trotz seiner ausländischen Tendenzen und fremden Bestrebungen, wir sehen uns viel, es ist in ihm was Bewegliches, Nervenschwingendes was mir sehr wohl thut. – Er läßt Dich schönstens grüßen, – wir reden oft von Dir.
 Sehr freue ich mich auf David, der mir nicht umsonst als der Leipzig in und auswendig Kennende verkündet seyn soll. Hoffentlich bringt er viel Neues, Eignes und Deines, und hoffentlich werde ich ihn viel sehen und treffen. Seine Schwester spielt im ersten Philh. Concerte.
Sein Schwager Dulken, sehe ich aus den Zeitungen, hat abermals fallirt, – indeßen muß David von den Seiten vollkommen unterrichtet und gefaßt seyn. Er wird auch wohl auf die Verhältniße der Frau wenig Einfluß mehr haben, da alle Welt die Umstände kennt.
Kommt denn David allein? oder mit seiner Frau?
Vom Philharmonic versprechen wir uns wenig, – es sinkt und sinkt und man sieht die Revolution nicht ab die es retten könnte. Allerlei sollte versucht seyn um ihm aufzuhelfen; darauf haben wir Zuschauer allerlei Antworten für Euch entworfen, – einmal daß Du schreiben möchtest, es gäbe nur Spohrs unsterbliche Werke, – und Spohr, es gäbe nur Mendelssohns unsterbliche Werke. – oder ihr Beide müßtet wirklich die schönsten neuen eigenen Werke einsenden – durch welches Letzteren sie offenbar in die größte Verlegenheit kommen würden.
Laporte steht in Unterhandlungen wegen Ankauf des Opernhauses, – kommts zu Stande, so läßt er den Concertsaal erweitern, und giebt nächste Season Opposition Philharmonics, classisch und profan, traurig und lustig, so vollendet sie nur je die Welt gesehen hat. Dann Dein altes Philh, – dann wird das neue auch fashionable und ich gehe auch hin.
Ich wollte schon dies Jahr nicht mehr ins alte gehen, aus lauter Melancholie – aus lauter Pietät bin ich aber doch noch wieder hingegangen. Nächsten Montag ist das erste – wieder einmal verschiedene Empfindungen an demselben Platze – Schade nur daß es nicht ganz mehr derselbe Platz ist.
Allerlei unsichtbare Fäden leiten mich dann hinüber nach meinen eigenen Erlebnißen und Bedrängnissen, von denen Du wißen müßtest und ich zu bekennen hätte. Du frägst ja ohnehin ausdrücklich danach. Allerdings und o! und Himmel! habe ich in den letzten Monaten allerlei – innerlichst – erlebt –; ists vorüber – zu Historie geworden, ich weiß es noch nicht – so sey die Beichte denn noch aufgeschoben. – Wie mirs geht – willst Du wißen – ich wüßt’s kaum zu sagen. Sehr resignirt. Am letzten 2 Dec. wurde ich 40. Jahr alt! – Und zu keiner Zeit war ich so ungewiß über meine äußere Lage als grade in der vergangenen – noch bin ich nicht im Klaren wie sich meine Einbuße stellen wird – was ich aus der Art von Schiffbruch rette, in der meine vorige Stelle untergegangen ist. Ich wünsche sehnlichst daß sichs bald entscheide. Es ist einstweilen in Hannover so angenommen worden daß ich hier bleibe, – auch das ist indeßen ungewiß, – der Natur der Stellung nach. So muß man in den Tag hinein leben. Nur Gesundheit – sagst Du, – mir aus der Seele. Das ist aber eben das Unglück vom Altwerden, daß es die Andern mit werden, – daß man so viel mehr vom Jammer zu hören kriegt als in den SpringsinsfeldJahren. Mir fehlt in mir fort was, ich weiß nur nicht recht was, – es mag sich später ausweisen. Das ist aber nichts – wenn ich aus dem elterlichen Hause in Limmer einen Brief kriege, erbreche ich ihn immer mit Angst – da leidet meine jüngste Schwester – gar nicht so jung mehr und sonst ein rüstiges Mädchen, an einer unheilbaren Halsschwindsucht oder dergleichen, und der Arzt sagt sie kann den Frühling nicht überleben. Da hast Du mein Klagelied zu Deiner Klage. –
Benecke, mein ältester Freund, sehe ich fleißig – die Jugend wächst heran, und neulich wie ich Benecke nicht zu Hause fand, lud mich das älteste Mädchen, die kurz nach meiner ersten Begegnung mit dem jungen Paar geboren wurde, ein, den Thee mit Ihnen zu trinken. Leider ist die trefliche Frau nicht in erwünschter Gesundheit, – sie hat sich nie ganz von ihrer fausse couche erholt.
 Es muß ein Couvert genommen werden – entschuldige nur mein Schmieren, – man kann am Ende doch nur am Posttage schreiben, und da kommt immer tausenderlei dazwischen und die Zeit wird unerwartet kurz. –
Was die arme kleine Benecke mager wird, nimmt es zu, es wird immer stärker. Sie wohnen jetzt sehr schön auf Denmark Hill – nicht weit von dem Punct wo Du Goldsmith besucht haben mußt. Eine große EinweihungsFête wurde gegeben – viel Leute, Musik, Champagner – Alles sehr glänzend.
Chappell habe ich noch nicht gesehen, ich höre er ist in Leipzig bei dir gewesen, ganz auf Londonisch von Dir tractirt worden and speaks very brightly of it.
Horsleys waren sehr erfreut über Deinen Brief und Deine Auskunft wegen Hauptmann. es ist nun entschieden daß Charles zu ihm gehen soll wenn Hauptmann will, oft sind ihm von Benedict die Anträge desfalls gemacht worden. Mrs Horsley ist leidend – an einem schlimmen Knie – die Andern sind wohl, Fanny verliert leider ihre Blüthe, obgleich geistig feiner und bewegter wie je. Schade um das trefliche Kind, Sophy ist zur Busenfreundin der Madam Moscheles und zu seiner Schülerin avancirt, spielt sehr schön und wird von mir sehr verehrt. John hat ein kleines Bild auf der Ausstellung; the rival performers, – ein blonder Jüngling der Flöte bläßt, wird von dem Mädchen angerührt und vom Blasen abgehalten weil sie auf einen singenden Vogel hören will – es ist sehr treu und ausgefallen, gefällt allgemein und wird voran genannt.
Hensels beide Bilder, Christus und Miriam, sind in derselben Ausstellung, sprechen aber nicht allgemein an; – es liegt nicht in ihrer Natur. Im May also werden wir ihn und Deine Schwester hier haben, – ich fürchte mich etwas, – sie ist zwar gewarnt, kann aber dennoch disappointirt werden, – dergleichen weht Einem von allen Seiten an. Ich kann auch auf die Länge und cordiality mit einem solchen Streben nach Resultaten und Erfolgen, wie die Beiden es sich vorsetzen, nicht sympathisiren – es nimmt Einem die Ruhe.
Von Dir habe ich immer noch Bände von Scotts Leben hier, und einen Klavierauszug des Paulus, es ist wohl an der Zeit daß ich dies mit erster Gelegenheit übersende. Ferner habe ich noch diverse Forderungen an Dich, einzelne kleine Auslagen, und Deinen Beitrag zur Rosenschen Büste, – ich habe Dir doch geschrieben daß ich Dich ohne Weiteres als Unterzeichnenden mit unterzeichnet? sage mir von wem ichs fordern soll, etwa von Moscheles – mit dem stehst Du ja noch wohl in Abrechnung.
Das Pfingstfest in Düsseldorf und Du wieder dort, – das regt allerlei Altes und Sehnsüchtiges auf – wollte ich könnte dort seyn! Schmerzlich zwar ist die Liebe, – ich erinnere mich in diesem Augenblick aufs lebhafteste des Woringschen Hauses, und des guten unvergeßlichen Alten. Auch eine von den erfreulichen Gestalten, denen mans in einem Fort danken muß daß sie gelebt haben, Andern zur Freude, zum Muster und zum dankbarsten freudigsten Gedächtniß. Schreibe mir von den Töchtern.
Vor ein paar Tagen wurde ich an das Fest von 1836 erinnert durch das Buch von Kühne – Das Buch mißfiel mir, aber Manches wurde doch aufgefrischt. – Hiller, fällt mir dabei ein, hat ja Malheur mit einer Oper gehabt.
Shaw, hoffe ich, entläßt Du nicht ungewarnt – die BriefNiederträchtigkeit verdient strenge Ahndung. Es nahm sich verdrießlich aus.
Warum das Verdrießliche zum Schluß – grüße statt deßen Deine Frau so scheint die Sonne wieder und bleibe mir gut und gieb mir bald ein Lebenszeichen. Immer Dein CKl.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1839-02-26-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1839-02-26-03" xml:id="title_bf9d5006-5653-490d-9e3b-3389061802ef">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>London, 26. Februar 1839</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_fbf440da-567c-427a-93aa-0d1bc45caf1e">Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. 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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_1d1c2120-e8e1-4982-9ceb-a52ccd184aba"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_854e47ff-7397-4e6b-9e47-435f94a23c9f"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 35/72.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1839-02-26-03" type="letter" xml:id="title_27fd1043-d299-46a5-9d63-c839dca2fd55">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, 26. Februar 1839</title> <incipit>Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. Hier steht</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Klingemann.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="textTemplate">Materialien James Robinson Planchés zum Operprojekt »The Brothers«.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 237 (Teildruck). </bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-02-26" xml:id="date_dd24e0da-7dbd-4c7f-bd47-a0601a1f0bb1">26. Februar 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_94efed75-57ce-4319-b12f-78c1546da719">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_d7b2b7f7-cccb-4590-83d2-804997e11fbd"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_16b070bd-cd37-4593-8583-ba75489db333">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_53f98a5e-599e-4855-9f80-62e1f2a0d735"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_f7a5af1d-06da-45d5-b558-3e7e86abc62e"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_34b0210d-f40c-4d53-ab4b-80dcd6c9c678">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_2ec581a3-391e-4947-9f8f-d35ea383b0c8">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <dateline rend="right">London <date cert="high" when="1839-02-26" xml:id="date_03e05652-62ff-415b-a3cd-b6f323a24709">26 <hi rend="latintype">Febr</hi> 1839</date>.</dateline> <salute rend="left">Liebster Felix</salute> <p style="paragraph_without_indent">Du hast Dich auf die edelste Weise an mir, meinem Stillschweigen, meiner Faulheit und meiner eiligen Kürze gerächt, und ich trage den Dank dafür nun schon seit Anfang dieses Jahres in mir herum. Hier steht es endlich, wenn auch noch so blaß und einsilbig, Du weißt ihn schon warm und blühend herauszulesen. Gewartet und gewartet hab ich, weil ich nicht allein kommen wollte, sondern wieder mit Liedern, um Dir zu zeigen, daß es noch nicht ganz vorbei mit mir ist, aber ich muß mich doch der Weltordnung und dem täglichen Brot fügen, nach welchem im <hi rend="latintype">Januar</hi> und <hi rend="latintype">Februar</hi> Rechnungsabschlüsse gemacht und geschäftsmäßige Bilanzen vorgelegt werden müsse – und so haben die Lieder derweile geschlafen. Jetzt aber, wo alles Guthaben ausgerechnet ist, mags an ein Besserwerden gehen, die Sonne fängt an zu scheinen, der Rauch steigt gerade in die Höhe, und die Veilchen klimmen allgemach aus der Erde heraus, da soll das Allerschönste mitkommen!</p> <p>Glaube mir immer recht fest daß ein Allerschönstes für mich nicht zu denken ist wenn Du nicht sichtbar oder unsichtbar mit dabei bist. Du weißt ja wie vereinzelt ich in der Welt stehe, und wie wohl es mir thut wenn Du Dich ab und an nach mir umkuckst. Und da Du mit mir vorlieb nehmen willst wie ich bin, verdrießlich und faul, nich wie ich seyn sollte, unsterbliche Werke aus den Ermeln schüttelnd, so habe Dank und sieh mich sehr getröstet.</p> <p>Brauch ich noch zu sagen, wenn ich sehe wie Du Dich anklagst, daß ich mich sehr schäme und meinerseits mindestens 2/3 aller Schuld in Anspruch nehme?</p> <p>Ich habe seit der Zeit allerlei Lebenszeichen von Dir vernommen, – Compositionen, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5b72f9c8-8bd6-408e-a372-a197169e8ced">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi>scher Brief, und nun das Gerücht Du kämest selber. Wie ists denn damit? <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_440590aa-c70d-4350-9386-2f29722e143b">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden" type="person">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName></hi> erzählt mirs, dem es <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9fbc3d35-f9ce-42af-997b-63bc22861f7f">Coventry<name key="PSN0110481" style="hidden" type="person">Coventry, Charles (1798-1856)</name></persName></hi> erzählt dem es <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_146a6cbf-aa50-416c-b6e2-b95a712ed874">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden" type="person">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName></hi> geschrieben. Das ist doch authorisch literisch genug. Nur hörte ich, wenn Du kommst, brichst Du Deine Gelübde – denke daß Du schwurst Du wollest nie wieder reisen ohne Deine Frau, – komme uns also nicht unter die Augen ohne Sie; und wärens nur 14 Tage die man so verbrächte, es wäre immer ein hübscher und lang ersehnter Anfang. Auf solche kühne Gedanken als: mein Haus anzubieten für solch ein illustres Paar – verfalle ich nicht mehr, man wird gesetzt und verzagt. Erscheinst Du aber allein, so weißt Du was Dir davon zu Gebote steht, – findest Du Dich aber zu weit vom Mittelpunct ab und willst Du anderswo wohnen, so bin ich der <hi rend="latintype">Tyrann</hi> nicht der Dich hindernd einfinge, sonder sehe ein, daß der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9627af01-1b14-4018-9841-6be07ea85a98">Ironmonger<name key="PSN0111829" style="hidden" type="person">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName></hi> und noch viel mehr <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6efe9ef2-d01f-4b0e-802a-7dbceb11407a">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> größeren Anspruch haben.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ffe04709-d01f-499e-aeda-43bafc6d4e5b">Franks<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName></hi> Leipziger<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e5360cd-d743-46ea-9898-2c2d5d0b3519" xml:lang="de">Franks Leipziger – Nach Aufenthalten in Berlin und Paris siedelte Hermann Franck 1839 nach Leipzig über, wo er die Redaktion der Leipziger Allgemeinen Zeitung übernahm. </note> Lerchenleben und Kandtiriliren<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0aaa40c5-2d4e-417b-9dc8-598fb9cbfcf9" xml:lang="de">Lerchenleben und Kondtiriliren – Anspielung auf das traditionelle Gebäck der »Leipziger Lerchen«. Diese Erfindung geht auf das Verbot der Singvogeljagd im Stadtgebiet zurück, da es im 17. und 18. Jahrhundert Mode war, Singvögel zu essen. Als Surrogat haben die Bäcker ein Gebäck aus Mürbeteig erfunden und es die »Leipziger Lerche« genannt.</note> hat mich aufs Erquicklichste überrascht – ich grüße ihn hier, und bis zum nahen Augenblick, wo ich ihm selber schreibe, viel tausendmal. Es giebt noch Sympathie in der Welt, denn ich hatte grade an ihn gedacht – außer unserer wohletablirten regelrechten Freundschaft stehen wir noch (oder wenigstens ich zu ihm) in Geheimen inneren Beziehungen – und nun taucht der den ich in Römischen Nächten schwelgend glaubte, im Leipziger Tage auf. Dabei ist doch eben sehr erfreulich, daß es so ist – daß so Einer die Gute deutsche Heimath und Thätigkeit von so weit her wieder aufsucht. Geh hin und thue desgleichen, sag ich mir – da Du es aus Schonung hinfurth verbreitest.</p> <p>Am <date cert="high" when="1839-02-24" xml:id="date_c4003c48-bc22-4930-a006-d289e0353b10">Sonntag Abend</date> ging ich zu <hi rend="latintype">Moscheles</hi>, – weniger noch aus Sehnsucht nach ihm und seiner Frau, als nach Deiner <title xml:id="title_328c468c-6ff7-4c35-ae55-53c4480eaf25">Violoncello Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uf6gdx2a-m1wt-hykl-r3oh-25rw7wipwz9j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title>, die ich wenigstens sehen wollte, die vorläufige Bekanntschaft (ohne Cello) ist nun gemacht – was ich davon habe absehen können, gefällt mir ausnehmend – ein sanftes und helles Fortschreiten. Das Andante scheint am meisten einzuleuchten. Dann denke ich mir auch sehr schön wie das Cello und das Piano im letzten Satz auseinandergehalten sind und sich antworten, und wie das Cello immer anders mit seinen Themen wiederkommt. <hi rend="latintype">Moscheles</hi> wird die Sonate in seiner <placeName xml:id="placeName_22e21527-88ae-4428-a841-7423b39a7368">Morgen<hi rend="latintype">soirée</hi><name key="NST0104861" style="hidden" subtype="" type="institution">Moscheles morning soirées</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> am <date cert="high" when="1839-02-28" xml:id="date_0703a462-9457-4884-a96e-23e709ff5b42">nächsten Donnerstag</date> spielen, mit einem jungen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_027245d6-4eae-4fcd-a8e6-b427096c4081">Hausmann<name key="PSN0111780" style="hidden" type="person">Hausmann, Georg (George) (1814-1861)</name></persName></hi> aus <placeName xml:id="placeName_fd9f3e75-6568-495f-a3fe-0d72d873cc56">Hannover<settlement key="STM0100118" style="hidden" type="locality">Hannover</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, der nicht überviel Ton aber viel Eifer hat. Von da ab werde ich schon mehr davon wissen – es ist mir grade hand- und mundgerecht zum Selberspielen. Wann schreibst Du denn die versprochenen <hi rend="latintype">Trios</hi>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ff86672-3f46-4f0c-89f2-a827b4523277" xml:lang="de">Trios – In der ersten Jahreshälfte 1839 wurde lediglich das Trio Nr. 1 (Grand Trio) d-Moll, op. 49 (MWV Q 29). vollendet.</note></p> <p>Dagegen finde ich an Deinem <title xml:id="title_00391da7-6d2f-416e-a0e2-91a23cb3bd48">Andante und Presto agitato in <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c017ee45-7c05-4401-ab1a-a2cdd1c23d22">fis</del> h moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hfk8yrxu-ds03-c5vr-gfng-mabl0uiafheq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100480" style="hidden">Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, 22. Juni 1838<idno type="MWV">U 141</idno><idno type="op"></idno></name></title> auszusetzen, daß es zu dünn ist oder vielmehr bleibt, – ich denke mir es müßte reicher und dicker werden. Die gute selige unschuldige (das Presto meine ich, – das Andante ist mir durch und durch recht)<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Rondoform, nach der so ein angenehmer Gedanke just eben so wiederkehren durfte, ja mußte, – ist die noch salonfähig und nicht schon todtgehetzt? Das ist blos eine bescheidene Frage. In unsern disparaten Zeiten kommt man dahin zu zweifeln, ob die Form je eine gute war. – Du, der Du mit einer neuen Form, den <title xml:id="title_fb30465c-1b86-4a1c-be8f-3223039e841e">Liedern ohne Worte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xifiz83h-odnv-nhfy-tu70-nhgujofzle3g"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100968" style="hidden">Lieder ohne Worte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title>, allen Anbetern und Nochbarbaren die unschätzbarsten Wohlthaten erwiesen hast, solltest hierin gesetzgebender verfahren.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_792876bc-4883-4d8f-8e81-c7c0244dfc72">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> grüßt aufs Beste, und läßt fragen, ob Du sein <title xml:id="title_ecfc480f-7a0c-4586-9995-5173a6e2a900">Concert Manuscript<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110041" style="hidden" type="music">8. Klavierkonzert D-Dur, op. 96 (Concerto pastorale)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2b26abb9-aa80-47f2-a800-38e1d134fd22" xml:lang="de">Concert Manuscript – In seinem Brief an Mendelssohn vom 29. Januar 1839 (Brief gb-1839-01-01-04) kündigte Moscheles das Manuskript seines Klavierkonzerts Nr. 8 D-Dur (Pastoral-Konzert), op. 96, an: »Es hat zwar noch nicht das Licht der musikalischen Welt er- blickt und es steht noch zu fragen ob es einst eine Rolle in der geistigen Gesellschaft ähnlicher Schöpfungen spielen wird, daher überlasse ich es einstweilen Deiner freundlichen Obhut – unter Deinen Händen kann es nicht untergehen.«</note> was er vor 14. Tagen durch die Preußische Gesandtschaft an Dich abgeschickt, richtig erhalten habest?</p> <p>Das erinnert mich an Wohlthat des 2. die Du der Welt durch Deine Kurz Concerte erwiesen. Das <hi rend="latintype">Moscheles</hi>sche Haus hat allerlei Plage mit Krankheiten der Kinder gehabt, – erst Masern und dann eine Lungenkrankheit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f67a9f80-484d-4194-8dbc-06b40459dc84">Emilys<name key="PSN0113439" style="hidden" type="person">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name></persName></hi>, Gouvernanten Brouillerien<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4d8d27d5-7a8b-48d9-a49f-c498a3daad99" xml:lang="de">Brouillerien – Misshelligkeit, Zerwürfnis.</note> dazwischen, so daß wenig mit ihnen anzufangen war. Die gute kleine <persName xml:id="persName_8635ba0f-fd01-4cca-af6a-381e89ffdb84">Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> hat sich das Alles gewaltig zu Herzen genommen und sehr dabei gelitten. Jetzt scheinen die Miseren Gottlob nachgelassen. <persName xml:id="persName_d81eef1e-d753-4f76-9d9a-f9f80721c0ee">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> ist derweile fleißig nach wie vor, – es ist hübsch zu sehen wie er in keinerlei Weise zurückbleiben will. In seiner ersten <hi rend="latintype">Matinée</hi> hat er sehr vortrefflich gespielt. Rührend wie er sich nun auch mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3d3a6d1a-7daa-411f-91a6-3f37a02b26d2">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName></hi> plagt, obgleich er ihn nicht mag. – Er zeigte mir Deinen letzten Brief, in dem Du beinah schon Vorboten Deines Kommens aussendest.</p> <p><placeName xml:id="placeName_3f369f94-7b87-4699-a7c2-b692d0a14d84">Hier<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> regnets jetzt QuartettAbende und überhaupt <hi rend="latintype">Classical Concerts</hi> die Hülle und Fülle. Jeden Abend mit bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ee547f9c-5d6a-4f4d-851c-a280db5234cd">Mori<name key="PSN0113424" style="hidden" type="person">Mori, Nicolas (1796-1839)</name></persName></hi> – wenn ich dem begegne (und er führt jetzt eine hübsche Tochter am Arm) so glotzt er mich an: <hi rend="latintype">I say – when does Mendelssohn send his Manuscript-Quartetts</hi>? Neulich – es was Glatteis – rief er mich deshalb auf der Straße zurück – ich drehte kurz um und hätte mir beinah ein Glied zerbrochen – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3e276e38-6452-4154-8319-26ba791190f7">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden" type="person">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName></hi> spielte eine Orgelfuge Piano, mit <hi rend="latintype">Dragone<unclear reason="covering" resp="FMBC">rs</unclear></hi> letztem <hi rend="latintype">old</hi> Pedal – es war aber ohne Wirkung und machte <hi rend="latintype">Fiasco</hi> – der Contrabaß klang viel zu dünn und nüchtern. – Die alte <title xml:id="title_de40eca5-a7b2-41a4-9572-4d8ffc24825a">Doppelsonate von Mozart für 2 Pianos<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0112523" style="hidden" type="music">Sonate für zwei Klaviere D-Dur, KV 448</name></title>, gefiel den Leuten sehr, – damit bin ich nun lange fertig wie mit dem <hi rend="latintype">Plumpudding</hi>, nachdem ichs noch eine ganze Weile für classisch und treflich gehalten, bin ich endlich hinter die lange Weile gekommen, – als ob man dafür noch Zeit hätte! – Das <title xml:id="title_ba9a0fb2-eed7-47b6-8985-a0504a461d87"><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8d0393e9-b560-4029-9ee0-839066a72d16">Rasunofski<name key="PSN0119670" style="hidden" type="person">Rasumowski, Andrej Kirillowitsch Graf (seit 1815) Fürst (1752-1823)</name></persName></hi>sche Quartett in f<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108087" style="hidden" type="music">Streichquartett F-Dur, op. 59/1</name></title> kam auch – da gedachte ich der Zeit wie wir in Eurem Hause und bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b8b0bcce-88c8-4ff3-a02c-d8ed3e627189">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName></hi> alle diese Sachen zuerst entdeckten und durchstritten – jetzt sitzen sie hier zu Hunderten gläubig herum und es ist ihnen just genial genug.</p> <p>Die <title xml:id="title_70534014-6594-4e5c-8946-b41c3d13c0e6">Anlage<name key="PSN0113896" style="hidden" type="author">Planché, James Robinson (1796–1880)</name><name key="CRT0110329" style="hidden" type="dramatic_work">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais) (Libretto)</name></title> ist mir von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_804a18dc-c907-43cd-bde1-f50ccb9e6d5f">Chapell<name key="PSN0110351" style="hidden" type="person">Chappell, William (1809-1888)</name></persName></hi> zur Besorgung an Dich zugesandt – von Deinem <persName xml:id="persName_551794ca-573d-4d60-bf8f-31d80a08d4d2">Poeten<name key="PSN0113896" style="hidden" type="person">Planché, James Robinson (1796-1880)</name></persName> wahrscheinlich wenigstens hat das Original ein <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_65a53f52-a4d7-4f6f-910e-de39c22b3fa8">P<name key="PSN0113896" style="hidden" type="person">Planché, James Robinson (1796-1880)</name></persName></hi>. Wie ist es denn mit dieser geheimen <title xml:id="title_1bdd1636-1cc5-4e8c-bfbe-1742655ed304">Oper<name key="PSN0113896" style="hidden" type="author">Planché, James Robinson (1796–1880)</name><name key="CRT0110329" style="hidden" type="dramatic_work">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais) (Libretto)</name></title>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_46031c84-3c71-4d43-9390-3fb3396c6462" xml:lang="de">geheimen Oper – William Chappell hatte Felix Mendelssohn Bartholdy vorgeschlagen, eine Oper auf ein Libretto von James Robinson Planché zu komponieren. Felix Mendelssohn Bartholdy war mit Planché seit seinem zweiten England-Aufenthalt 1832 persönlich bekannt. Chappell bot Felix Mendelssohn Bartholdy dann in seinem Brief gb-1837-10-05-01 vom 5. Oktober 1837 300 Pfund Sterling für die Komposition der Oper an (vgl. fmb-1837-11-17-01, Brief Nr. 1768, Z. 70). In der Folgezeit wurde das Opernlibretto, das die Belagerung von Calais durch Edward III. thematisierte, zwischen Chappell, Planché und Felix Mendelssohn Bartholdy unter dem Arbeitstitel »The brothers« diskutiert. Gelegentlich wurden auch die Bezeichnungen »Edward III and the Siege of Calais« bzw. »Eduard III. und die Belagerung von Calais verwendet«. Letztlich lehnte Felix Mendelssohn Bartholdy den Text ab und zog sich um die Jahreswende 1839/40 von dem Projekt zurück. Siehe dazu Planché, Recollections and Reflections, Bd. 1, S. 279 ff., Todd, On Mendelssohn’s Operatic Destiny, S. 117 f., und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 406.</note> Ab und an weht eine Sage davon – <hi rend="latintype">par bouffées</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1447e6ee-91fb-4c26-a8dd-f857b4e6ddf0" xml:lang="fr ">par bouffées – frz., in Schüben.</note> wie die neueren Pariser sagen – halb hörbar an mir vorbei, – ein Anderer fragt wohl wie sie fortschreiten – nicht die Tage sondern die Oper – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0afca62c-fe0f-439a-931f-727d93e8d642">Chapell<name key="PSN0110351" style="hidden" type="person">Chappell, William (1809-1888)</name></persName></hi> ist der Geheimnißvollste von Allen – nun verrathe Du mir so viel Du darfst. Ich will Dir dagegen wieder verrathen, daß ich in komischer Weise auch wieder einmal OpernArbeit vorgenommen gehabt – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fd8472cb-f6d8-4da9-801a-817e5146081f">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden" type="person">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName></hi>, den Du mir empfohlen und dem Du zuerst den Glauben an ähnliche Fähigkeiten bei mir eingegeben haben mußt, hat diesen Glauben auf eine rührende Weise festgehalten, – er hatte einen Stoff, den er den modernen Blaubart nannte, vom Besprechen sind wir ins Bearbeiten, und von da ins Umarbeiten so hineingekommen, daß endlich wirklich eine Art <title xml:id="title_396f18e5-8e61-48d5-b4eb-bc6718d7b686">Oper<name key="PSN0109851" style="hidden" type="author">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804–1885)</name><name key="CRT0108139" style="hidden" type="music">The Brides of Venice (Die Bräute von Venedig)</name></title> fertig geworden ist. Ein großer Theil der Musik ist schon componirt und sehr an- und versprechend. Das Ding ist gleich ins Englische vertirt – ”<hi rend="latintype">we keeps a Poet</hi>“ – wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b32c2230-5e26-4dae-bbfa-dcd6ac1765c4">Byron<name key="PSN0110239" style="hidden" type="person">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name></persName></hi> von <hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">rs</hi> Warren</hi> vernommen haben wollte, – dh wir hatten ihn, – dann wurden Ideen, Wendungen, Situationen und Alles gegeben und danach arbeitete der die einzelnen Musikstücke aus. Ein glorioses Fabrikverfahren, nicht ohne mancherlei Spaß. <hi rend="latintype">Benedict</hi> hat mir je länger je beßer gefallen, auch wieder mal ein deutscher Künstler trotz seiner ausländischen Tendenzen und fremden Bestrebungen, wir sehen uns viel, es ist in ihm was Bewegliches, Nervenschwingendes was mir sehr wohl thut. – Er läßt Dich schönstens grüßen, – wir reden oft von Dir.</p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Sehr freue ich mich auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_076a222d-8be6-4f3e-8dbc-33cce7468b40">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName></hi>, der mir nicht umsonst als der <placeName xml:id="placeName_83805677-f885-4c25-89a7-008d136274f1">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in und auswendig Kennende verkündet seyn soll. Hoffentlich bringt er viel Neues, Eignes und Deines, und hoffentlich werde ich ihn viel sehen und treffen. Seine <persName xml:id="persName_8d367910-76b1-4d70-b555-79e69e4d808e">Schwester<name key="PSN0110768" style="hidden" type="person">Dulcken, Marie Louise (1811-1850)</name></persName> spielt im ersten <hi rend="latintype">Philh</hi>. Concerte.</p> <p>Sein Schwager <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6b7ee78e-7bf8-4168-818a-46479c1b0f85">Dulken<name key="PSN0110769" style="hidden" type="person">Dulcken, Theobald Augustus (1800-1882)</name></persName></hi>, sehe ich aus den Zeitungen, hat abermals fallirt, – indeßen muß <hi rend="latintype">David</hi> von den Seiten vollkommen unterrichtet und gefaßt seyn. Er wird auch wohl auf die Verhältniße der Frau wenig Einfluß mehr haben, da alle Welt die Umstände kennt. </p> <p>Kommt denn <hi rend="latintype">David</hi> allein? oder mit seiner <persName xml:id="persName_96c8cbeb-d036-4d7a-8b5e-d7c017462f01">Frau<name key="PSN0110574" style="hidden" type="person">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName>? </p> <p>Vom <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_825f7dad-0697-458e-9515-41ea9fd7e551">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> versprechen wir uns wenig, – es sinkt und sinkt und man sieht die Revolution nicht ab die es retten könnte. Allerlei sollte versucht seyn um ihm aufzuhelfen; darauf haben wir Zuschauer allerlei Antworten für Euch entworfen, – einmal daß Du schreiben möchtest, es gäbe nur <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ac8671e6-7e6b-41b2-8665-54e4e4386717">Spohrs<name key="PSN0115032" style="hidden" type="person">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName></hi> unsterbliche Werke, – und <hi rend="latintype">Spohr</hi>, es gäbe nur <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2520c551-7247-498a-b3f4-d1a9a950f667">Mendelssohns<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName></hi> unsterbliche Werke. – oder ihr Beide müßtet wirklich die schönsten neuen eigenen Werke einsenden – durch welches Letzteren sie offenbar in die größte Verlegenheit kommen würden.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c805237d-b855-4fa9-bdaf-8d5e7fa653ba">Laporte<name key="PSN0117350" style="hidden" type="person">Laporte (Delaporte), Pierre François (1799-1841)</name></persName></hi> steht in Unterhandlungen wegen Ankauf des <placeName xml:id="placeName_f36e0aa6-b9bc-47d8-999f-eb6db8c6b831">Opernhauses<name key="NST0100286" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Opera House Covent Garden</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, – kommts zu Stande, so läßt er den Concertsaal erweitern, und giebt nächste <hi rend="latintype">Season</hi> <hi rend="latintype">Opposition <placeName xml:id="placeName_67541528-c94d-4da5-8355-29aede6f196e">Philharmonics<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, classisch und profan, traurig und lustig, so vollendet sie nur je die Welt gesehen hat. Dann Dein altes <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_315c19ba-08f9-4ddd-8a74-5d16a1e74fc0">Philh<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, – dann wird das neue auch <hi rend="latintype">fashionable</hi> und ich gehe auch hin.</p> <p>Ich wollte schon dies Jahr nicht mehr ins alte gehen, aus lauter <hi rend="latintype">Melancholie</hi> – aus lauter Pietät bin ich aber doch noch wieder hingegangen. Nächsten Montag ist das erste – wieder einmal verschiedene Empfindungen an demselben Platze – Schade nur daß es nicht ganz mehr derselbe Platz ist.</p> <p>Allerlei unsichtbare Fäden leiten mich dann hinüber nach meinen eigenen Erlebnißen und Bedrängnissen, von denen Du wißen müßtest und ich zu bekennen hätte. Du frägst ja ohnehin ausdrücklich danach. Allerdings und o! und Himmel! habe ich in den letzten Monaten allerlei – innerlichst – erlebt –; ists vorüber – zu Historie geworden, ich weiß es noch nicht – so sey die Beichte denn noch aufgeschoben. – Wie mirs geht – willst Du wißen – ich wüßt’s kaum zu sagen. Sehr resignirt. Am <date cert="high" when="1838-12-02" xml:id="date_980e4bb8-397f-43f5-87b5-b77cad2b37a2">letzten 2 <hi rend="latintype">Dec</hi>.</date> wurde ich 40. Jahr alt! – Und zu keiner Zeit war ich so ungewiß über meine äußere Lage als grade in der vergangenen – <hi n="1" rend="underline">noch</hi> bin ich nicht im Klaren wie sich meine Einbuße stellen wird – was ich aus der Art von Schiffbruch rette, in der meine vorige Stelle untergegangen ist. Ich wünsche sehnlichst daß sichs bald entscheide. Es ist einstweilen in <placeName xml:id="placeName_377cf216-d376-4735-9791-329d49500d7d">Hannover<settlement key="STM0100118" style="hidden" type="locality">Hannover</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> so angenommen worden daß ich hier bleibe, – auch das ist indeßen ungewiß, – der Natur der Stellung nach. So muß man in den Tag hinein leben. Nur Gesundheit – sagst Du, – mir aus der Seele. Das ist aber eben das Unglück vom Altwerden, daß es die Andern mit werden, – daß man so viel mehr vom Jammer zu hören kriegt als in den SpringsinsfeldJahren. Mir fehlt in mir fort was, ich weiß nur nicht recht was, – es mag sich später ausweisen. Das ist aber nichts – wenn ich aus dem elterlichen Hause in <placeName xml:id="placeName_376479cf-78c1-4d9d-8e27-f6e4806a7a5a">Limmer<settlement key="STM0100146" style="hidden" type="locality">Limmer</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> einen Brief kriege, erbreche ich ihn immer mit Angst – da leidet meine <persName xml:id="persName_b52d4881-264f-4474-8a6a-eda85103ad38">jüngste Schwester<name key="PSN0112439" style="hidden" type="person">Klingemann, Marie Luise Wilhelmine (1810-1839)</name></persName> – gar nicht so jung mehr und sonst ein rüstiges Mädchen, an einer unheilbaren Halsschwindsucht oder dergleichen, und der Arzt sagt sie kann den Frühling nicht überleben. Da hast Du mein Klagelied zu Deiner Klage. – </p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_521fc314-68da-42a0-86e0-864ec1147641">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden" type="person">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName></hi>, mein ältester Freund, sehe ich fleißig – die Jugend wächst heran, und neulich wie ich <hi rend="latintype">Benecke</hi> nicht zu Hause fand, lud mich das <persName xml:id="persName_7e2e4402-1664-475e-9a1e-83ceba0d7bb8">älteste Mädchen<name key="PSN0109826" style="hidden" type="person">Benecke, Helene Louisa Wilhelmina (Ellen) (1828-1890)</name></persName>, die kurz nach meiner ersten Begegnung mit dem jungen Paar geboren wurde, ein, den Thee mit Ihnen zu trinken. Leider ist die trefliche Frau nicht in erwünschter Gesundheit, – sie hat sich nie ganz von ihrer <hi rend="latintype">fausse couche</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_590a3f36-1b79-410b-9ac3-ced2dc67f69d" xml:lang="fr ">fausse couche – frz., Fehlgeburt.</note> erholt. </p> <p><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Es muß ein Couvert genommen werden – entschuldige nur mein Schmieren, – man kann am Ende doch nur am Posttage schreiben, und da kommt immer tausenderlei dazwischen und die Zeit wird unerwartet kurz. – </p> <p>Was die arme kleine <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_808cef91-8ede-4152-b636-00e0d6950989">Benecke<name key="PSN0109826" style="hidden" type="person">Benecke, Helene Louisa Wilhelmina (Ellen) (1828-1890)</name></persName></hi> mager wird, nimmt es zu, es wird immer stärker. Sie wohnen jetzt sehr schön auf <hi rend="latintype">Denmark Hill</hi> – nicht weit von dem Punct wo Du <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f13549c6-8f5e-4d28-81a1-3e832fbd2edf">Goldsmith<name key="PSN0111441" style="hidden" type="person">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName></hi> besucht haben mußt. Eine große Einweihungs<hi rend="latintype">Fête</hi> wurde gegeben – viel Leute, Musik, <hi rend="latintype">Champagner</hi> – Alles sehr glänzend.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1014513e-0893-4462-b9d4-f3595a60a48c">Chappell<name key="PSN0110351" style="hidden" type="person">Chappell, William (1809-1888)</name></persName></hi> habe ich noch nicht gesehen, ich höre er ist in <placeName xml:id="placeName_b3f36570-1d78-4e0e-881c-84ec5396b486">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bei dir gewesen, ganz auf Londonisch von Dir tractirt worden <hi rend="latintype">and speaks very brightly of it</hi>.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9ead1201-7502-4022-84c8-3ce068d4896b">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName></hi> waren sehr erfreut über <title xml:id="title_01792fec-be78-49b8-b4a6-51fd48b1365d">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1839-01-17-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Elizabeth Horsley in Kensington; Leipzig, 17. Januar 1839</name> </title>und Deine Auskunft wegen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8d709f6a-f334-4884-b4f0-0365ce497a6b">Hauptmann<name key="PSN0111769" style="hidden" type="person">Hauptmann, Carl Moritz (1792-1868)</name></persName></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a41aeb7-da64-43d6-a3a2-0232bc4c8734" xml:lang="de">Hauptmann – Der Violinist, Komponist und Musiktheoretiker Moritz Hauptmann, ein Schüler von Louis Spohr, war einer der renommiertesten Kompositionslehrer seiner Zeit. Mendelssohn empfahl ihn 1842 für den Posten des Leipziger Thomaskantors und berief ihn 1843 als Lehrer für Musiktheorie und Komposition an das neu gegründete Königliche Konservatorium der Musik in Leipzig.</note> es ist nun entschieden daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_03cd7d7d-cc98-4b9f-81a1-0afc7cd6f850">Charles<name key="PSN0112102" style="hidden" type="person">Horsley, Charles Edward (1822-1876)</name></persName></hi> zu ihm gehen soll wenn <hi rend="latintype">Hauptmann</hi> will, oft sind ihm von <hi rend="latintype">Benedict</hi> die Anträge desfalls gemacht worden. <hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">rs</hi> <persName xml:id="persName_665fc48d-d2dd-4c55-b177-2abdc0ea4450">Horsley<name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName></hi> ist leidend – an einem schlimmen Knie – die Andern sind wohl, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ba200df6-d1ba-4c64-a875-9d0ef88038dc">Fanny<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName></hi> verliert leider ihre Blüthe, obgleich geistig feiner und bewegter wie je. Schade um das trefliche Kind, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e8d05f63-f1ce-4f93-80b0-d5ef449f4457">Sophy<name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName></hi> ist zur Busenfreundin der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0519d8cb-84dd-4507-a979-87ae16460440">Madam Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName></hi> und zu <persName xml:id="persName_044e97fd-55e3-4e20-8c6d-0cb07b7dcba8">seiner<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> Schülerin avancirt, spielt sehr schön und wird von mir sehr verehrt. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0bb2f85e-5bf3-446b-8ae4-b0551ae42caa">John<name key="PSN0112106" style="hidden" type="person">Horsley, John Callcott (1817-1903)</name></persName></hi> hat ein kleines Bild auf der Ausstellung; <hi rend="latintype"><title xml:id="title_83092145-3f10-4c9c-b464-3944995e1391">the rival performers<name key="PSN0112106" style="hidden" type="author">Horsley, John Callcott (1817–1903)</name><name key="CRT0112525" style="hidden" type="art">The Rival Performers</name></title></hi>, – ein blonder Jüngling der Flöte bläßt, wird von dem Mädchen angerührt und vom Blasen abgehalten weil sie auf einen singenden Vogel hören will – es ist sehr treu und ausgef<unclear reason="covering" resp="FMBC">allen,</unclear> gefällt allgemein und wird voran genannt.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_31722967-e18e-48eb-8829-a5a41855c003">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName></hi> beide Bilder, <title xml:id="title_c4447899-6b8f-4945-8a40-407c5b9dcc6d">Christus<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109166" style="hidden" type="art">Christus in der Wüste (Ölgemälde 1837/38)</name></title> und <title xml:id="title_0dc84095-28ca-4508-aeb2-f5d50be9ac9a">Miriam<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109197" style="hidden" type="art">Miriam (Ölgemälde 1836)</name></title>, sind in derselben Ausstellung, sprechen aber nicht allgemein an; – es liegt nicht in ihrer Natur. Im <hi rend="latintype">May</hi> also werden wir ihn und Deine <persName xml:id="persName_db93fe6d-5152-4413-b74b-eab830527237">Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_25e6e474-11fc-461d-bcd8-55e309f92dfb">hier<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> haben, – ich fürchte mich etwas, – sie ist zwar gewarnt, kann aber dennoch <hi rend="latintype">disappointi<unclear reason="covering" resp="FMBC">rt</unclear></hi> werden, – dergleichen weht Einem von allen Seiten an. Ich kann auch auf die Länge und <hi rend="latintype">cordiality</hi> mit einem solchen Streben nach Resultaten und Erfolgen, wie die Beiden es sich vorsetzen, nicht sympathisiren – es nimmt Einem die Ruhe.</p> <p>Von Dir habe ich immer noch Bände von <title xml:id="title_72667e0b-1dba-4764-95f2-dc6f39d0a85c"><hi rend="latintype">Scotts</hi> Leben<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0112089" style="hidden" type="literature">Memoirs of the Life of Sir Walter Scott</name></title> hier, und einen Klavierauszug des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_2338f92c-9690-4994-8d5a-d06c2c744ff9">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ctodilem-cnnf-n3vs-ya4x-srlgdmmmgexn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi>, es ist wohl an der Zeit daß ich dies mit erster Gelegenheit übersende. Ferner habe ich noch diverse Forderungen an Dich, einzelne kleine Auslagen, und Deinen Beitrag zur <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_06bfc503-cd90-464f-af97-0a21a37fe540">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi>schen Büste,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_41c5c291-77d5-4884-9605-27f51f7fb355" xml:lang="de">Beitrag zur Rosenschen Büste – Der Orientalist Friedrich August Rosen war ein enger Freund Mendelssohns und Klingemanns, die auch beide anwesend waren, als er am 12. September 1837 überraschend an einer kurzen, heftigen Krankheit verstarb. (Klingemann heiratete später seine Schwester Sophie.) Eine Büste Rosens von Sir Richard Westmacott befand sich 1837 zunächst auf dem Londoner Kensal Green Cemetary, seit 1839 dann im British Museum. Sie wurde von Edmond Spring Rice in einer Lithographie von Richard James Lane, laut Rice »our best English artist in that line« (Brief gb-1838-11-13-04 Edmond Henry Francis Louis Spring Rice an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, London, 13. November 1838) vertrieben und Mendelssohn zur Subskription angeboten (Abbildung der Büste u. a. in Klingemann, Briefwechsel, S. 27).</note> – ich habe Dir doch geschrieben daß ich Dich ohne Weiteres als Unterzeichnenden mit unterzeichnet? sage mir von wem ichs fordern soll, etwa von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e6a3a5f7-c2fa-4d6c-98db-0114eae49270">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> – mit dem stehst Du ja noch wohl in Abrechnung.</p> <p>Das <placeName xml:id="placeName_d7e99d0c-1bde-4c77-ad12-008e74b06eb8">Pfingstfest<name key="NST0100734" style="hidden" subtype="" type="institution">21. Niederrheinisches Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_9146cfe4-95b7-40d2-8746-82054ed993df">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="area">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> und Du wieder dort, – das regt allerlei Altes und Sehnsüchtiges auf – wollte ich könnte dort seyn! Schmerzlich zwar ist die Liebe, – ich erinnere mich in diesem Augenblick aufs lebhafteste des <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_09d2bc25-9982-4c45-9167-f8fd74721ed5">Woringschen<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName></hi> Hauses, und des guten unvergeßlichen <persName xml:id="persName_730491e6-470f-4e1f-bb59-4f734424f377">Alten<name key="PSN0115880" style="hidden" type="person">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name></persName>. Auch eine von den erfreulichen Gestalten, denen mans in einem Fort danken muß daß sie gelebt haben, Andern zur Freude, zum Muster und zum dankbarsten freudigsten Gedächtniß. Schreibe mir von den Töchtern.</p> <p>Vor ein paar Tagen wurde ich an das <placeName xml:id="placeName_59e47183-4f07-4f8a-93f9-d10c3397487f">Fest von 1836<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> erinnert durch das <title xml:id="title_32ac8456-79f4-423b-a0aa-6e3e94a8706a">Buch<name key="PSN0112583" style="hidden" type="author">Kühne, Ferdinand Gustav (1806–1888)</name><name key="CRT0112526" style="hidden" type="science">Weibliche und männliche Charaktere</name></title> von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_43a31c7f-77ed-4281-b046-9351b8ebf8bc">Kühne<name key="PSN0112583" style="hidden" type="person">Kühne, Ferdinand Gustav (1806-1888)</name></persName></hi> – Das Buch mißfiel mir, aber Manches wurde doch aufgefrischt. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e66ee689-c518-46c1-bf6a-e7d78af743ee">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden" type="person">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName></hi>, fällt mir dabei ein, hat ja Malheur mit einer Oper<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d7106080-4c87-4027-bb42-c99869c4060a" xml:lang="de">Malheur mit einer Oper – Hiller berichtete Mendelssohn am 12. Januar 1839 aus Mailand (Brief gb-1839-01-12-01), seine Opera seria Romilda sei bei der Uraufführung am 8. Januar 1839 an der Scala durchgefallen. Trotz aller Bitterkeit, mit der er verdeutlichte, dass sein Werk ebenso Opfer einer Intrige wie seiner eigenen Fehleinschätzung der italienischen Theaterpraxis geworden war, resümierte er: »Nun hast Du einen schönen Stoff mir eine Predigt zu halten – mich nach Deutschland zurückkehren zu lassen etc doch bin ich weit von diesem Leben entfernt – Ich habe bei dieser Geschichte enorm vieles gelernt und bin überzeugter als je daß Italien die einzige praktische Schule für Opernkomponisten ist aus mehr Gründen als ich heute auseinander zu setzen Lust habe.«</note> gehabt.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_edc3c45b-c02f-439c-af30-de51c2a8d436">Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden" type="person">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName></hi>, hoffe ich, entläßt Du nicht ungewarnt – die BriefNiederträchtigkeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abe795f6-571d-46d9-9489-8012d580c36c" xml:lang="de">BriefNiederträchtigkeit – Gemeint ist der Brief fmb-1838-10-21-01 (Brief Nr. 2106) Felix Mendelssohn Bartholdy an George Hogarth in London, Leipzig, 21. Oktober 1838. Dieser wurde durch Alfred Shaw, den Ehemann der Sängerin, überbracht. Mendelssohn hatte das Schreiben auf dessen Wunsch hin nicht versiegelt, damit er das Urteil über seine Frau lesen könne. Dass Shaw daraufhin eigenmächtig Mendelssohns Worte an die Presse weitergab, verärgerte den Komponisten sehr; siehe Brief Nr. 2188, Z. 99. Aus diesem Schreiben geht auch hervor, dass dem hier zitierten Briefteil eine erste Seite vorausging, in der Mendelssohn laut eigener Aussage »nichts schrieb als das ausdrückliche Verbot meinen Brief zu publiciren«. Laut Hogarths Brief an Mendelssohn vom 9. November 1838 (Brief gb-1838-11-09-01) enthielt das Schreiben außerdem ein wohl später angefügtes »postscript […] from Mr Shaw, in which he mentioned that he had communicated the substance of what you said to me, to a gentleman here, for insertion in another newspaper.« Wer dieser »gentleman« ist, bleibt unklar. Moscheles schrieb am 13. November 1838 an Mendelssohn: »Nach verschiedenem Forschen erfuhr ich daß ihn Klingemann mitgetheilt haben soll. Warum er uns nichts davon gesagt hat versteh ich nicht, obschon wir ihn nur jeden Sonnabend sehen« (Brief gb-1838-11-13-03). Zur Reaktion Hogarths siehe auch dessen Brief an Mendelssohn vom 9. November 1838 (Brief gb-1838-11-09-01). Hogarth war zwar enttäuscht, Mendelssohns Worte nicht selbst an die Presse geben zu können, wobei er im Unterschied zu Alfred Shaw dessen Wunsch nach Anonymität respektiert hätte, bat zugleich aber darum, nicht mit Alfred Shaw über die peinliche Angelegenheit zu sprechen.</note> verdient strenge Ahndung. Es nahm sich verdrießlich aus.</p> <closer rend="left">Warum das Verdrießliche zum Schluß – grüße statt deßen Deine <persName xml:id="persName_7d4af153-9c4a-4041-8dce-25f293831989">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> so scheint die Sonne wieder und bleibe mir gut und gieb mir bald ein Lebenszeichen.</closer> <signed rend="right">Immer Dein CKl.</signed> </div> </body> </text></TEI>