gb-1839-02-12-05
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Berlin, 12. Februar 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, Siegel.
Friedrich Hieronymus Truhn.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy
Leipzig
Eilt!Berlind
Februar1839
Ihr freundlichen, lieben
T. F.auf meiner Schulter eingebrannt stehen, so markiren sie doch in umgekehrter Folge meinen Namen und geben so wenigstens einen Scheingrund mehr, jene Galeerensklaven-Wahrheitsliebe für mich zu emancipiren. Neben jener Stimme nämlich, die in
Wär’ es Lüge?– Würd’ es Sie nicht freuen wenn durch Ihre Hände und Rath und That noch was Rechts von Musiker aus mir würde? Ich glaube es fast. Sie können unglaublich viel für mich thun, direct und indirect. Doch davon, hoff’ ich, mündlich, da ich mich scheue das Ganze meiner Lage, das selbst vielleicht
Sieirre machen und abschrecken könnte, dem Papier anzuvertrauen.
daß aber bis jetzt kein Brief zwischen mir und dieser Verlagshandlung gewechselt worden, und daß ihm daher eine Concurrenz unbenommen bliebe. Ich hab’ ihm gesagt, daß Sie Ihre Hülfe bei dem Conzert zusagten, und daß Sie den Anfang der Messe für die beste Zeit hielten. Mit einem Worte, ich habe ihn
en faitgesetzt, und erwarte seine Antwort. So eben habe ich eine drei Druckbogen starke Abhandlung über
F. H. Truhn.
Bulls Vieuxtemps.
Berlin d 12 Februar 1839. Hochverehrtester Herr Musikdirector! Ihr freundlichen, lieben Zeilen vom 7 Febr. – also dem Tage, wo ich zum drittenmale dem tiefsten Ausdruck Ihres seltenen Genius – dem Paulus – mich hingab, mit Ohr und Herz, – erhielt ich rechter Zeit am 8. d. Es fiel mir recht schwer auf’s Herz, als ich Ihren Brief in Händen haltend, noch voll von den tiefsinnigen Klängen Ihres Oratoriums, darüber dachte, ob’s nicht himmelschreiend Unrecht von mir, einen solchen Geist mit solchen Lappalien, wie meinen Angelegenheit, zu stören in seiner Schöpferlust; ob’s nicht grenzenlos-lächerlicher Egoismus, der mich treibt Ihnen auch nur für den Theil einer Minute mit fremden Interessen hemmend in den weg zu treten? – Die Rahel sagt: „nur die Galeerensklaven sind aufrichtig gegen einander!“ Ich will diesen letzten Vorzug der Unglücklichen theilen, und wenn auch nicht die furchtbarern Buchstaben T. F. auf meiner Schulter eingebrannt stehen, so markiren sie doch in umgekehrter Folge meinen Namen und geben so wenigstens einen Scheingrund mehr, jene Galeerensklaven-Wahrheitsliebe für mich zu emancipiren. Neben jener Stimme nämlich, die inliegende Akklamationen über die Größe Ihrer Tonleistungen ausspricht, höre ich akkordiren ganz deutlich eine andere, die mir fortwährend das „anch’io sono pittore“ zuflüstert. Wär’ es Lüge? – Würd’ es Sie nicht freuen wenn durch Ihre Hände und Rath und That noch was Rechts von Musiker aus mir würde? Ich glaube es fast. Sie können unglaublich viel für mich thun, direct und indirect. Doch davon, hoff’ ich, mündlich, da ich mich scheue das Ganze meiner Lage, das selbst vielleicht Sie irre machen und abschrecken könnte, dem Papier anzuvertrauen. Lessing sagt „wer einen Brief schreibt, hat ihn an die ganze Welt geschrieben“, – das ist’s eben. Ihrem Wunsche zufolge habe ich nun auch an Hofmeister geschrieben. Da man nicht wissen kann, was er für stille Absichten hegt, hab’ ich ihm offen gesagt, daß Br. und Härtel einiges Interesse auf Ihre gefällige Anfrage gezeigt, daß aber bis jetzt kein Brief zwischen mir und dieser Verlagshandlung gewechselt worden, und daß ihm daher eine Concurrenz unbenommen bliebe. Ich hab’ ihm gesagt, daß Sie Ihre Hülfe bei dem Conzert zusagten, und daß Sie den Anfang der Messe für die beste Zeit hielten. Mit einem Worte, ich habe ihn en fait gesetzt, und erwarte seine Antwort. So eben habe ich eine drei Druckbogen starke Abhandlung über Hoffmann’s Stellung als Componist und seinen ganzen musikal. Nachlaß an Th. Mundt für das nächste Heft des „Freihafen“ abgeliefert, das Ende März erscheint. Vielleicht lesen Sie es. Bei dem Conzert in Leipzig denke ich einen Auszug davon als Einleitung zu lesen, und in drei Abth. Kirchen- Opern- und Cammermusik zu geben. Billigen Sie das? Ist es billig in Leipzig Stimmen schreiben zu lassen, oder besser hier. Ich wage kaum um Antwort zu bitten, und mich ferner Ihrem unschätzbaren Wohlwollen zu empfehlen. F. H. Truhn. Nb – Bulls Conzert war sehr besucht, er hat Furore gemacht. Er ist capricciös, pikant, und so für’s erste Mal fesselnd; ich möchte nicht so spielen, nur halb mit meinem Vieuxtemps.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-02-12" xml:id="date_e3d48a88-da5e-4d95-afb6-e398d234047d">12. 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F.</hi> auf meiner Schulter eingebrannt stehen, so markiren sie doch in umgekehrter Folge meinen Namen und geben so wenigstens einen Scheingrund mehr, jene Galeerensklaven-Wahrheitsliebe für mich zu emancipiren. Neben jener Stimme nämlich, die in<unclear reason="covering" resp="FMBC">liegende</unclear> Akklamationen über die Größe Ihrer Tonleistungen ausspricht, höre ich akkordiren ganz deutlich eine andere, die mir fortwährend das „anch’io sono pittore“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a7f67515-6467-4d0e-8d3b-b0a1bc0416b8" xml:lang="it ">Anch’io sono pittore – ital., Ich bin auch Maler. Diese Worte soll Correggio beim Anblick von Raffaels »Vision der heiligen Cäcilie« ausgerufen haben.</note> zuflüstert. <hi n="1" rend="underline">Wär’ es Lüge?</hi> – Würd’ es Sie nicht freuen wenn durch Ihre Hände und Rath und That noch was Rechts von Musiker aus mir würde? Ich glaube es fast. Sie können unglaublich viel für mich thun, direct und indirect. 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Denn ich bin mir nicht bewußt, an Jemanden jemals eine Zeile geschrieben zu haben, welche nicht die ganze Welt lesen könnte.« Siehe Briefe aus der Brautzeit 1770-1776, Wolfgang Albrecht, Gotthold Ephraim Lessing, Eva König, Weimar 2000, S. 220 f.</note> – das ist’s eben.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Ihrem Wunsche zufolge habe ich nun auch an <persName xml:id="persName_63f1ce20-f1a0-47a1-b2e6-120f7e0a102d">Hofmeister<name key="PSN0112046" style="hidden" type="person">Hofmeister, Johann Friedrich Carl (1782-1864)</name></persName> geschrieben. Da man nicht wissen kann, was er für stille Absichten hegt, hab’ ich ihm offen gesagt, daß <persName xml:id="persName_a5542315-dda1-47e7-ba29-645e7f02d011">Br. und Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden" type="person">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> einiges Interesse auf Ihre gefällige Anfrage gezeigt, <hi n="1" rend="underline">daß aber bis jetzt kein Brief zwischen mir und dieser Verlagshandlung gewechselt worden</hi>, und daß ihm daher eine Concurrenz unbenommen bliebe. Ich hab’ ihm gesagt, daß Sie Ihre Hülfe bei dem Conzert zusagten, und daß Sie den Anfang der Messe für die beste Zeit hielten. Mit einem Worte, ich habe ihn <hi rend="latintype">en fait</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9846da99-051d-4707-835e-2f96461018c5" xml:lang="fr ">en fait – frz., im Grunde genommen.</note> gesetzt, und erwarte seine Antwort. 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Bei dem Conzert in <placeName xml:id="placeName_ff2fd952-8319-4cb5-9669-8812ab6d4227">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> denke ich einen Auszug davon als Einleitung zu lesen, und in drei Abth. Kirchen- Opern- und Cammermusik zu geben. Billigen Sie das? Ist es billig in Leipzig Stimmen schreiben zu lassen, oder besser hier. Ich wage kaum um Antwort zu bitten, und mich ferner Ihrem unschätzbaren Wohlwollen zu empfehlen.</p> <signed rend="right"><hi n="1" rend="underline">F. H. 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