gb-1839-01-30-02
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Berlin, 30. Januar 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Der Brief bricht am Ende von S. 4 abrupt ab, was eventuell auf fehlende Seiten hinweist.
Lea Mendelssohn Bartholdy.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
„Der Nero muß ein recht grausamer Mann gewesen sein!”
Der Felix ist aber auch ein etwas grausamer Mann, seine arme Mama so langeeingetroffen sind. Der arme Kerl wird doch eine harte Reise haben, denn obgleich dieser Winter ein sanftes Lamm gegen den vorigen ist, so mag es in Rußland doch kalt genug sein, nebst Luxus von Schnee! Den schönen, bequemen Wagen hat er leider inRiga
Riga; bei seinem kurzen Aufenthalt in Tilsit hatte er sich der freundlichen Aufnahme
pas du tout, wie Du am besten weißt, sondern einer von der lieben
, eine Antwort auf meinen Dank für ihr übersandtes Bild, das ich am Neujahrstage erhielt. Unter andern schreibt sie:Pauline Garcia
j’ai ou des nouvelles de Mr. votre fils par Clara Wieck qui m’a écrit de Lipsic et qui m’a dit que l’on avait pouvent le bonheur d’entendre de magnifiques symphonies, magnifiquement executies, grâce à la manière dont l’orchestre est conduit. – Am Schluß des Briefs
je conquête envoyer à Mr. Felix une petite ballade que je viens de publier. – Ueber ihren Erfolg in
Parisfreut
ersteIntereße ihrer Schwester schuldig war, und drückt sich darüber mit der größten Rührung und Dankbarkeit gegen
aus. „a un bon public
Aussi,any chaque indiscrets.” Je mehr ich das Mädchen kennen lern, je mehr entzückt mich ihre merkwürdige Individualität; wenn sie gesund bleibt, ersetzt sie einst gewiß ihre Schwester.
on se peut arrache, on vendrait nous avoir partout, mais ne nous a pas qui veut, car ma bonne mère est là pour mettre leholàà la fatigue etJe suis faite comme ça; Genie, Originalität, großes Talent bezaubern mich; wenn ich ganz allein bin, denk ich oft an ihre Persönlichkeit, die, ohne die mindeste Schönheit, so hinreißend wirkt.
Je n’en dirais pas entent de Mr. Sigismond avec sa petite tournure élégante et peinée! C’est un jeune prince (quoique bâtard) bien élevé, qui a des doigit merveilleux; mais cela n’a pas l’âme artiste! il a trop! Ich habe
bonne faitpour celaau bont de son latinist, und „das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied“ im 3. und 4. Koncert schon wieder von vorne anfängt, außer daß er
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PortionDünkel und Eitelkeit, daß ich boshaft genug bin, ihm die kleine
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hör ich, sagt er, ich liebe den Felix sehr, aber über Musik kann ich nicht mit ihm sprechen. Kurz,
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A propos! wie schön
, und nach dem Ende sagte ich ihm, wieShakespear
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Shakespearmöcht ich ihn gar zu gern in diesen großen
Rollensehen, deren ich mich noch aus meiner frühern Jugend von
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DelavignesLudwig der
In wahrer Fieberhitze habe ich einen neuen Roman Deines Oliver Twist, die Geschichte eines im Arbeiterhause gebornen, nachher unter Diebe und Einbrecher gerathenen
Kindes, deßen schreckliches Schicksal mich Tag und Nacht (
for shame upon my old age!) beschäftigt und geängstigt hat. Die Scenen, wo der arme Knabe unter gute Menschen kömmt, sind bewundernswerth lieblich und wohlthuend, aber die Greuelscenen allzu gehäuft, weit ausgesponnen, schauderhaft. Ich habe leider aus diesem und ähnlichen Büchern von
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den Schluß gezogen, wie gräßlich und höchst verderbt die polizeilichen Einrichtungen, der Zustand der Armengesetze, endlich die Handhabung der Gebräuche beim Seewesen sein müßen. Nein, die Kontraste von Arm zu Reich sindMarryats
zugrell und zerstörend! Die veralteten Uebelstände, die sich von Jahrhunderten herschreiben, zu empörend! Und ich kann mir doch nicht denken, daß Schriftsteller dieser Höhe ihr eignes, angebetetes, leider! nur zu
, verläumden würden.
oldEnglandSeit 1/2crescendo kostet, so hätt ich diesen Ausfall der Einkünfte ungern gesehen.
Berlin 30 Januar 1839 „Der Nero muß ein recht grausamer Mann gewesen sein!” Der Felix ist aber auch ein etwas grausamer Mann, seine arme Mama so lange auf Nachrichten warten zu laßen, und dennoch vergelt ich edelmüthig nicht Gleiches mit Gleichem, sondern eile Dir zu sagen, daß heute Nachrichten von Pauls glücklicher Ankunft in Riga eingetroffen sind. Der arme Kerl wird doch eine harte Reise haben, denn obgleich dieser Winter ein sanftes Lamm gegen den vorigen ist, so mag es in Rußland doch kalt genug sein, nebst Luxus von Schnee! Den schönen, bequemen Wagen hat er leider in Tilsit bei Nerest laßen müßen, da er, seiner Höhe wegen, nicht geeignet war, auf einen Schlitten gesetzt zu werden, ohne Gefahr des Umstürzens, und so denke Dir den armen Paul in einer ruß. Kibilke, deren nähere Beschreibung David Dir machen wird. Man sagt mir, daß nur Einer darin sitzen kann, und das hätte die unangenehme Folge, ihn von Philipp zu trennen. Nach seinem Brief v. 24. war er indeß munter und wohl in Riga; bei seinem kurzen Aufenthalt in Tilsit hatte er sich der freundlichen Aufnahme Nerests sehr zu rühmen. Sobald wir wieder etwas erfahren, schickt es Dir Deine Getreue mit. – Gestern trat Marie triumphirend mit einem Brief ein und sagte; endlich Brief aus Leipzig! pas du tout, wie Du am besten weißt, sondern einer von der lieben Pauline Garcia, eine Antwort auf meinen Dank für ihr übersandtes Bild, das ich am Neujahrstage erhielt. Unter andern schreibt sie: j’ai ou des nouvelles de Mr. votre fils par Clara Wieck qui m’a écrit de Lipsic et qui m’a dit que l’on avait pouvent le bonheur d’entendre de magnifiques symphonies, magnifiquement executies, grâce à la manière dont l’orchestre est conduit. – Am Schluß des Briefs je conquête envoyer à Mr. Felix une petite ballade que je viens de publier. – Ueber ihren Erfolg in Paris freut sie sich wie begreiflich, und drückt sich mit der ihr eignen Natürlichkeit aus; sie weiß aber auch, daß sie das erste Intereße ihrer Schwester schuldig war, und drückt sich darüber mit der größten Rührung und Dankbarkeit gegen a bon public aus. „Aussi, on se peut arrache, on vendrait nous avoir partout, mais ne nous a pas qui veut, car ma bonne mère est là pour mettre le holà à la fatigue et any indiscrets. ” Je mehr ich das Mädchen kennen lern, je mehr entzückt mich ihre merkwürdige Individualität; wenn sie gesund bleibt, ersetzt sie einst gewiß ihre Schwester. Je suis faite comme ça; Genie, Originalität, großes Talent bezaubern mich; wenn ich ganz allein bin, denk ich oft an ihre Persönlichkeit, die, ohne die mindeste Schönheit, so hinreißend wirkt. Je n’en dirais pas entent de Mr. Sigismond avec sa petite tournure élégante et peinée! C’est un jeune prince (quoique bâtard) bien élevé, qui a des doigit merveilleux; mais cela n’a pas l’âme artiste! il a trop bonne fait pour cela! Ich habe ihn, pflichtmäßig, in seinen 2 ersten Koncerten und 1 Stunde lang bei Fanny gehört, aber ich bin jetzt ganz gefaßt was sein Spiel betrifft, um so mehr, da er nun schon au bont de son latin ist, und „das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied“ im 3. und 4. Koncert schon wieder von vorne anfängt, außer daß er morgen zum Abschied auch das Hummelsche Septett zum besten giebt. Er hat eine so gewaltige Portion Dünkel und Eitelkeit, daß ich boshaft genug bin, ihm die kleine defaite zu gönnen, die er gewißermaßen in dem vorgestrigen Armenkoncert erfahren. Mir selbst hatte er, das erstemal als ich ihn sprach, gesagt „es thut mir leid, ich verscheuche alle Virtuosen!“ Da ist Mde. Shaw, der Servet, der Vieuxtemps!“ (nota bene, die Letztern eilten nach Rußland ohne irgend eine Idee, hier aufzutreten. ) Nun ließ sich in dem gedrängt vollen Opernhause ein Violinist Remmers hören, deßen Namen und Talent niemand hier kannte, und der durch sein außerordentliches Spiel um so mehr als man nicht das Mindeste von ihm erwartete. Thalberg ist natürlich besonders da er für die Armen spielte, auch sehr beklatscht worden: den Remmers empfing natürlich Niemand, und er hat eine Art enthusiastischen Sturm erregt, obschon er à la Paganini und Bériot spielen soll. Er kömmt aus Petersb. und soll hier schon lange auf die Gelegenheit gewartet haben, sich hören zu laßen. Nun garantir ich ihm ein besuchtes Koncert, und bin die Erste die hineingeht. – Thalberg sagte unter anderm: was nervt mich in Berlin H. von Thalb. und als ob man sagte, Herr von Napoleon! Denn, ich bin der Held des Tages u. s. w. Von Dir hör ich, sagt er, ich liebe den Felix sehr, aber über Musik kann ich nicht mit ihm sprechen. Kurz, Danny Eskeles Ausspruch ist höchst charakteristisch und erschöpfend! – Uebrigens hat er in der vornehmen Welt, wie natürlich, den größten Erfolg, spielt den Prinzeßinnen Straußische Walzer vor, und empfängt Morgens glänzende cour von beau monde, Gesandtinnen, Damen aller Art, die ihn umsonst spielen hören. Die Hagn soll in ihrer Extase für St. Aubin auch nachgelaßen, und sich, für den Moment, ganz Th. zugewandt haben. – A propos! wie schön Seydelmann bei mir den Ernst v. Schwaben gelesen, glaub ich Dir geschrieben zu haben; gestern las er, in großer Gesellschaft bei Fanny, Richard 3. und das war wirklich horrible schön! Er ist ein furchtbarer Mensch im Shakespear, und nach dem Ende sagte ich ihm, wie Zelter von S. Bach, er ist grausam, aber göttlich!, was ihm und noch mehr seiner hübschen, artigen Frau zu gefallen schien. Ich betrachte es als einen Beweis für Rebeckas jetzt, Gott sei Dank! gestärkter Nerven, daß sie diese angreifende Vorlesung sehr gut ausgehalten, das Geschwirr und die Erzeugung der Gesellschaft nachher am Ende ertragen, und heut ganz munter ist. Die Scene der beiden Mörder der Clarence war allein ein Meisterstück, wenn S. so einen halben Akt gelesen, kömmt er ins Feuer und gestikulirt, daß es wahren Schauder erregt. Als er den letzten Aufzug anfangen wollte, sagte er vorher, ich werde das, mein Königreich für ein Pferd! nicht womit er meynte, nicht mit voller Kraft der Stimme, die im Zimmer wirklich wunderbar ist, was man ihr im Theater nicht zutraut. Bei einem solchen Verständniß des Shakespear möcht ich ihn gar zu gern in diesen großen Rollen sehen, deren ich mich noch aus meiner frühern Jugend von Fleck deutlichst erinnere, natürlich Mackbeth, Othello, Richard 3. u. s. w. Hat Seyd. aber endlich eine Rolle von Bedeutung errungen, wie in Hamlet, Taßo, in Delavignes Ludwig der I., so kann man darauf rechnen, daß sie nur 2mal gespielt wird. Seine Neider am Theater wißen es denn zu verhindern; der große Rellstock ist ihm auch nicht gewogen. In wahrer Fieberhitze habe ich einen neuen Roman Deines Pickwick Autors gelesen. Er heißt Oliver Twist, die Geschichte eines im Arbeiterhause gebornen, nachher unter Diebe und Einbrecher gerathenen Kindes, deßen schreckliches Schicksal mich Tag und Nacht (for shame upon my old age!) beschäftigt und geängstigt hat. Die Scenen, wo der arme Knabe unter gute Menschen kömmt, sind bewundernswerth lieblich und wohlthuend, aber die Greuelscenen allzu gehäuft, weit ausgesponnen, schauderhaft. Ich habe leider aus diesem und ähnlichen Büchern von Bulwer und Marryats den Schluß gezogen, wie gräßlich und höchst verderbt die polizeilichen Einrichtungen, der Zustand der Armengesetze, endlich die Handhabung der Gebräuche beim Seewesen sein müßen. Nein, die Kontraste von Arm zu Reich sind zu grell und zerstörend! Die veralteten Uebelstände, die sich von Jahrhunderten herschreiben, zu empörend! Und ich kann mir doch nicht denken, daß Schriftsteller dieser Höhe ihr eignes, angebetetes, leider! nur zu old England, verläumden würden. Seit 1/2 Jahr hatte sich kein Miether zu Deiner Wohnung, die Ostern leer wird, gefunden, und nun habe ich eine vortreffliche in der verwittweten Ministerin Bergstorff gewonnen. Diese Dame hat ungemeine Unglücksfälle erduldet, hat Mann und Sohn und Reichthum verloren und widmet sich jetzt der Pflege einer nervenschwachen Tochter, derentwillen der Garten ihr auch wichtig ist. Da meine gezwungen großen Ausgaben stets fortgehen, und das Haus crescendo kostet, so hätt ich diesen Ausfall der Einkünfte ungern gesehen.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1839-01-30-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1839-01-30-02" xml:id="title_597551b0-e1d3-4823-afc9-2ea3686be6d0">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 30. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-01-30" xml:id="date_65bbbdb0-0b14-414f-a4ca-14d3f42c3ead">30. 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Aufgrund der skrupellosen Beseitigung zahlreicher, ihm unliebsamer Personen, der forcierten Christenverfolgung sowie der Unterstellung der Brandstiftung Roms, galt Nero als besonders grausamer Herrscher. </note> Der Felix ist aber auch ein etwas grausamer Mann, seine arme Mama so lange <title xml:id="title_f1e53c93-0df1-4a02-a5cc-7772e5656021">auf Nachrichten warten zu laßen <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1838-12-27-02" style="hidden" type="letter">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, vor dem 28. 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Januar 1839, in welchem Paul Mendelssohn Bartholdy dem Bruder mitteilte, dass er am Donnerstag, dem 17. Januar 1839, oder aber Freitag zu einer Russlandreise aufbrechen wolle. Von der Reise kehrte er in der ersten Junihälfte zurück.</note> Der arme Kerl wird doch eine harte Reise haben, denn obgleich dieser Winter ein sanftes Lamm gegen den vorigen ist, so mag es in Rußland doch kalt genug sein, nebst Luxus von Schnee! Den schönen, bequemen Wagen hat er leider in <placeName xml:id="placeName_9db65700-2ded-4187-a457-c0f887865a15">Tilsit<settlement key="STM0104835" style="hidden" type="locality">Tilsit</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bei <persName xml:id="persName_629c68a1-0a67-4c42-a204-d99da36fe124">Nerest<name key="PSN0119767" style="hidden" type="person">Nerest, Herr</name></persName> laßen müßen, da er, seiner Höhe wegen, nicht geeignet war, auf einen Schlitten gesetzt zu werden, ohne Gefahr des Umstürzens, und so denke Dir den armen Paul in einer ruß. Kibilke,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_dc39e6bc-7690-4941-9355-596d8f41a933" xml:lang="de">Kibilka – Bezeichnung für ein russisches Zelt bzw. eine Jurte. Lea Mendelssohn Bartholdy meinte jedoch offensichtlich eine in Russland häufige, auch von der Post eingesetzte Einsitzer-Kutsche. </note> deren nähere Beschreibung <persName xml:id="persName_e62b8e19-2bb5-4277-80fc-28be492806bf">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> Dir machen wird. Man sagt mir, daß nur Einer darin sitzen kann, und das hätte die unangenehme Folge, ihn von <persName xml:id="persName_f6b1ac06-8955-423a-b4b7-7439f17f027d">Philipp<name key="PSN0114765" style="hidden" type="person">Schunck, Friedrich Philipp Daniel (1776-1843)</name></persName> zu trennen. Nach seinem Brief v. <date cert="high" when="1839-01-24" xml:id="date_519a1021-ac7f-404d-bd80-7e01b6d43b59">24.</date> war er indeß munter und wohl in <hi rend="latintype">Riga</hi>; bei seinem kurzen Aufenthalt in Tilsit hatte er sich der freundlichen Aufnahme <persName xml:id="persName_7e461550-4440-4b83-a884-875f73633768">Nerests<name key="PSN0119767" style="hidden" type="person">Nerest, Herr</name></persName> sehr zu rühmen. Sobald wir wieder etwas erfahren, schickt es Dir Deine Getreue mit. – Gestern trat <persName xml:id="persName_e8175b59-7882-4d00-ad71-58ce498da8a5">Marie<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> triumphirend mit einem Brief ein und sagte; endlich Brief aus Leipzig! <hi rend="latintype">pas du tout</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8debc78f-4107-4af1-8d40-f2d8690246df" xml:lang="fr ">pas du tout – frz., überhaupt nicht.</note> wie Du am besten weißt, sondern einer von der lieben <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3d7f0265-2b21-49bf-ba9c-25c33621b83b">Pauline Garcia<name key="PSN0111291" style="hidden" type="person">Garcia, Pauline Michelle Ferdinande (1821-1910)</name></persName></hi>, eine Antwort auf meinen Dank für ihr übersandtes Bild, das ich am Neujahrstage erhielt. Unter andern schreibt sie: <hi rend="latintype">j’ai ou des nouvelles de Mr. votre fils par Clara Wieck qui m’a écrit de Lipsic et qui m’a dit que l’on avait pouvent le bonheur d’entendre de magnifiques symphonies, magnifiquement executies, grâce à la manière dont l’orchestre est conduit</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_53f40a5b-f32c-4547-ade0-90dbdc2bdd0e" xml:lang="fr ">j’ai ou des nouvelles … conduit – frz., ich habe von Clara Wieck, die mir aus Leipzig schrieb, Nachrichten von Ihrem Herrn Sohn erhalten, und sie sagte mir, dass man dort das Glück habe, herrliche Symphonien zu hören, die dank der Art und Weise, wie das Orchester geführt wird, wunderbar ausgeführt werden.</note> – Am Schluß des Briefs <hi rend="latintype">je conquête envoyer à Mr. Felix une petite ballade que je viens de publier</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_82abad74-512b-4978-9728-3f8370a3ae8b" xml:lang="fr ">je conquête … de publier – frz., ich beabsichtige, Herrn Felix eine kleine Ballade zu schicken, die ich gerade veröffentlicht habe.</note> – Ueber ihren Erfolg in <hi rend="latintype">Paris</hi> freut <persName xml:id="persName_a8fb7875-0f0e-4a45-a48a-0f4ac024b549">sie<name key="PSN0111291" style="hidden" type="person">Garcia, Pauline Michelle Ferdinande (1821-1910)</name></persName> sich wie be<seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>greiflich, und drückt sich mit der ihr eignen Natürlichkeit aus; sie weiß aber auch, daß sie das <hi n="1" rend="underline">erste</hi> Intereße ihrer Schwester schuldig war, und drückt sich darüber mit der größten Rührung und Dankbarkeit gegen <hi rend="latintype"><choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_86ca79f9-5502-4d14-9c56-9b7eb0f1b1a8"><sic resp="writer">a</sic><corr resp="editor">un</corr></choice> bon public</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2f3d6b77-4d54-405b-bbf7-e98add3528df" xml:lang="fr ">a bon public – frz. un bon public, ein gutes Publikum. </note> aus. „<hi rend="latintype">Aussi, <hi n="1" rend="underline">on se peut arrache</hi>, on vendrait nous avoir partout, mais ne nous a pas qui veut, car ma bonne mère est là pour mettre le <hi n="1" rend="underline">holà</hi> à la fatigue et <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_16e02584-0362-49be-8678-3c9acb27d153"><sic resp="writer">any</sic><corr resp="editor">chaque</corr></choice> indiscrets</hi>.”<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e45bd42f-ed8d-4d50-81b9-1e23becddc35" xml:lang="fr ">Aussi … indiscrets – frz., Außerdem, man kann sich um uns reißen, uns überall verkaufen, aber es bekommt nicht, wer uns will, denn meine gute Mutter ist da, um der Ermüdung und jeder Indiskretion ein Ende zu bereiten.</note> Je mehr ich das Mädchen kennen lern, je mehr entzückt mich ihre merkwürdige Individualität; wenn sie gesund bleibt, ersetzt sie einst gewiß ihre Schwester. <hi rend="latintype">Je suis faite comme ça</hi>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e5dfa21b-7665-41a9-bcd7-c16f56f3d143" xml:lang="fr ">Je suis faite comme ça – frz., So bin ich gemacht.</note> Genie, Originalität, großes Talent bezaubern mich; wenn ich ganz allein bin, denk ich oft an ihre Persönlichkeit, die, ohne die mindeste Schönheit, so hinreißend wirkt. <hi rend="latintype">Je n’en dirais pas entent de Mr. Sigismond avec sa petite tournure élégante et peinée! C’est un jeune prince (quoique bâtard) bien élevé, qui a des doigit merveilleux; mais cela n’a pas l’âme artiste! il a trop <hi n="1" rend="underline">bonne fait</hi> pour cela</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a16273c7-978a-4d82-b274-d026186aaa3c" xml:lang="fr ">Je n’en dirais … pour cela! – frz., Ich würde nicht viel von Herrn Sigismund mit seiner eleganten und gequälten Art sagen. Er ist ein wohl erzogener junger Prinz (obwohl er ein Bastard ist), der wunderbare Finger hat, aber er ist kein Künstler. Er hat es zu gut gemacht!</note> Ich habe <persName xml:id="persName_4d03a252-0696-49b6-a8f4-2a732f5c70ee">ihn<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName>, pflichtmäßig, in seinen 2 ersten <placeName xml:id="placeName_2f30d8dd-de26-4152-bc93-68212743f721">Koncerten<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und<placeName xml:id="placeName_e610dfd1-b253-4b40-b744-29b8b0d16fe9"> 1 Stunde lang <name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>bei <persName xml:id="persName_1d1c15ef-04e2-4646-aea1-5b9efb608a62">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> gehört, aber ich bin jetzt ganz gefaßt was sein Spiel betrifft, um so mehr, da er nun schon <hi rend="latintype">au bont de son latin</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_13ce6119-a6c4-4d4d-9bd9-712d07704caa" xml:lang="fr ">au bont de son latin – frz., mit seinem Latein am Ende.</note> ist, und „das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2ecbea5d-7282-46e5-b88c-29f11314a109" xml:lang="de">„das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied“ – Das seit dem frühen 19. Jahrhundert belegte Scherzlied »Das neue Lied, das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied« (auch Pfannenschmied, Nagelschmied), ein Vierzeiler überwiegend auf die Melodie von »O Tannenbaum« gesungen, wurde bis in die 1930er Jahre primär mündlich tradiert.</note> im 3. und 4. Koncert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e71a427b-eba7-426a-bffe-6a679d1cb79e" xml:lang="de">im 3. und 4. Koncert – Sigismund Thalberg gab Januar 1839 vier Konzerte zu seinen Gunsten im Königlichen Schauspielhaus, von denen nur das erste zahlreich besucht war. Siehe AMZ 41, Nr. 8, 20. Februar 1839, Sp. 141. </note> schon wieder von vorne anfängt, außer daß er <date cert="high" when="1839-01-31" xml:id="date_fcfa64b1-8d4f-4be2-9ded-be2088d19950">morgen</date> zum Abschied auch das<title xml:id="title_8e4edce5-9f54-429b-ab6a-279e11b11b87"> Hummelsche <hi rend="latintype">Septett</hi><name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778–1837)</name><name key="CRT0109427" style="hidden" type="music">Septett d-Moll, op. 74</name></title> zum besten giebt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bde567ec-ca4c-42cd-8445-7e1c5a086e89" xml:lang="de">das Hummelsche Septett zum besten giebt – siehe AMZ 41, Nr. 8, 20. Februar 1839, Sp. 141 ff.</note> Er hat eine so gewaltige <hi rend="latintype">Portion</hi> Dünkel und Eitelkeit, daß ich boshaft genug bin, ihm die kleine <hi rend="latintype">defaite</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_084e9620-6171-45b2-9f1a-1dce1148f340" xml:lang="fr ">defaite – frz., Niederlage.</note> zu gönnen, die er gewißermaßen in dem <date cert="high" when="1839-01-28" xml:id="date_6461eb4a-357b-4084-90aa-7c3dedc154e2">vorgestrigen</date> Armenkoncert erfahren. Mir selbst hatte <persName xml:id="persName_deae2852-d634-4707-ab7b-9c80fb3f609e">er<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName>, das erstemal als ich ihn sprach, gesagt „es thut mir leid, ich verscheuche alle Virtuosen!“ Da ist <persName xml:id="persName_bef14e57-4673-4619-8a9e-48c8c366b30a"><hi rend="latintype">Mde. Shaw</hi><name key="PSN0114893" style="hidden" type="person">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName>, der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2761a5bc-eb79-4b58-8cd9-0e48f9e444ff">Servet<name key="PSN0119768" style="hidden" type="person">Servet, Michel (1509-1553)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d28ca2a7-5405-4059-80a5-843cda6e8cb9" xml:lang="de">Servet – Michel Servet (geb. 29. September 1509, gest. 27. Oktober 1553) war ein spanischer Arzt, humanistischer Gelehrter und antitrinitarischer Theologe, der auf Betreiben Calvins als Ketzer verbrannt wurde.</note> der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_53b8832a-dead-4c8c-ba2c-2b71cea1f815">Vieuxtemps<name key="PSN0115516" style="hidden" type="person">Vieuxtemps, Henry François Joseph (1820-1881)</name><name key="PSN0119145" style="hidden" type="person">Vieuxtemps, Jean-François</name></persName></hi>!“ (<hi rend="latintype">nota bene</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_156fb847-678b-4168-aa7c-a56d05029fab" xml:lang="la ">nota bene – lat., merke wohl.</note> die Letztern eilten nach Ruß<unclear reason="covering" resp="FMBC">land</unclear> ohne irgend eine Idee, hier aufzutreten.) Nun ließ sich in dem gedrängt vollen <placeName xml:id="placeName_8fae13f8-07df-41ac-97ab-9ea985c91b80">Opernhause<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ein Violinist <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_c1d9bd14-0c82-445f-a5fe-98d202e57754">Remmers<name key="PSN0114138" style="hidden" type="person">Remmers, Johann (1805-1847)</name></persName></hi> hören,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_36933854-2841-4f58-a2c1-d034a2694bbd" xml:lang="de">Nun ließ sich … ein Violinist Remmers hören – siehe AMZ 41, Nr. 8, 20. Februar 1839, Sp. 142 ff.</note> deßen Namen und Talent niemand hier kannte, und der durch sein außeror|3|dentliches Spiel um so mehr <gap quantity="1" reason="paper_destruction" unit="words"></gap> als man nicht das Mindeste von ihm erwartete. <persName xml:id="persName_770cb05e-a4fb-4acf-8174-80ec3441211a">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> ist natürlich besonders da er für die Armen spielte, auch sehr beklatscht worden: den Remmers empfing <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_78b5de54-f459-47a9-bcfb-b1ca5a4fb857">natürlich</del> Niemand, und er hat eine Art enthusiastischen <hi n="1" rend="underline">Sturm</hi> erregt, obschon er <hi rend="latintype">à la <persName xml:id="persName_9ad5df86-f751-4265-a74b-5647737ac13d">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName></hi> <hi n="1" rend="underline">und</hi> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cc82e9c3-ad4b-4d6b-9ee0-960b60822e07">Bériot<name key="PSN0109877" style="hidden" type="person">Bériot, Charles-Auguste de (1802-1870)</name></persName></hi> spielen soll. Er kömmt aus <placeName xml:id="placeName_cb3ec5e5-cec5-4d2c-9a3a-fc585004f4e0">Petersb<settlement key="STM0100372" style="hidden" type="locality">St. Petersburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName>. und soll hier schon lange auf die Gelegenheit gewartet haben, sich hören zu laßen. Nun garantir ich ihm ein besuchtes Koncert, und bin die Erste die hineingeht. – Thalberg sagte unter anderm: was nervt mich in <placeName xml:id="placeName_21b41c3e-751e-4a0c-8c63-d9411b4cd730">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <persName xml:id="persName_49bdc8c7-bf17-4575-b0f4-7dc3d5980f2f">H. <hi n="1" rend="underline">von</hi> Thalb.<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> und als ob man sagte, Herr von <persName xml:id="persName_de4dd31b-1a5d-49f6-b287-690cd23246cd">Napoleon<name key="PSN0111152" style="hidden" type="person">Frankreich, Napoléon I. Bonaparte von (1769-1821)</name></persName>! Denn, ich bin der Held des Tages u.s.w. Von Dir <hi n="1" rend="underline">hör ich</hi>, sagt er, ich liebe den Felix sehr, aber über Musik kann ich nicht mit ihm sprechen. Kurz, <persName xml:id="persName_3c9293fa-2b86-497f-b501-baf20b8cfe4d">Danny Eskeles<name key="PSN0110950" style="hidden" type="person">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)</name></persName> Ausspruch ist höchst charakteristisch und erschöpfend! – Uebrigens hat er in der vornehmen Welt, wie natürlich, den größten Erfolg, spielt den Prinzeßinnen Straußische Walzer vor, und empfängt Morgens glänzende <hi rend="latintype">cour</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b9d81188-3751-4978-ba61-a8d79487e904" xml:lang="fr ">cour – frz., Hof.</note> von <hi rend="latintype">beau monde</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_50adeca0-c055-44fb-9eeb-4aa11558d88b" xml:lang="fr ">beau monde – frz., schöne Welt.</note> Gesandtinnen, Damen aller Art, die ihn <hi n="1" rend="underline">umsonst</hi> spielen hören. Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_932e2d2f-a7b4-471c-a5f0-08c60d19542a">Hagn<name key="PSN0111663" style="hidden" type="person">Hagn, Caroline Charlotte Anna von (1809-1891)</name></persName></hi> soll in ihrer Extase für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_679c413b-9ec7-4951-bfb7-304a035f6abb">St. Aubin<name key="PSN0112181" style="hidden" type="person">Iven, Laura (-)</name></persName></hi> auch nachgelaßen, und sich, für den Moment, ganz <persName xml:id="persName_5ab7c82a-1f61-4ab9-824b-99fd68cfc4e7">Th<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName>. zugewandt haben. – <hi rend="latintype">A propos</hi>! wie schön <persName xml:id="persName_40d8efda-c2ff-4c3d-ab53-865fdd6a6f73">Seydelmann<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName> bei mir den <title xml:id="title_2bd60f28-5490-4b83-a00d-3d37f684397c">Ernst v. Schwaben<name key="PSN0115418" style="hidden" type="author">Uhland, Johann Ludwig (1787–1862)</name><name key="CRT0112500" style="hidden" type="dramatic_work">Ernst, Herzog von Schwaben</name></title> gelesen, glaub ich Dir geschrieben zu haben; <date cert="high" when="1839-01-29" xml:id="date_74e1c2ca-9462-4d34-a799-bc6c8d12c9e8">gestern</date> las er, in großer Gesellschaft bei <persName xml:id="persName_49b5df09-32ae-419a-87e3-d7f4a8502016">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, <title xml:id="title_10732338-bd4e-4960-ba59-0861a0a9d456">Richard 3.<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110869" style="hidden" type="dramatic_work">Richard III. (King Richard III)</name></title> und das war wirklich horrible schön! Er ist ein furchtbarer Mensch im <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_89ea1c04-fcb4-420b-8d94-3245988ea204">Shakespear<name key="PSN0114889" style="hidden" type="person">Shakespeare, William (1564-1616)</name></persName></hi>, und nach dem Ende sagte ich ihm, wie <persName xml:id="persName_b4cc19c2-9ae6-4305-9393-ea3d71a4481d">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> von <persName xml:id="persName_0f3610b1-ab03-469a-962b-47cf0518dead">S. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, er ist grausam, aber göttlich!, was ihm und noch mehr seiner hübschen, artigen Frau zu gefallen schien. Ich betrachte es als einen Beweis für <persName xml:id="persName_b490e7ef-ae0c-424c-a1dd-c4a80ed9c2af">Rebeckas<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> jetzt, Gott sei Dank! gestärkter Nerven, daß sie diese angreifende Vorlesung sehr gut ausgehalten, das Geschwirr und die Erzeugung der Gesellschaft <add place="above">nachher<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> <gap quantity="3" reason="deletion" unit="characters"></gap> am Ende ertragen, und heut ganz munter ist. Die Scene der beiden Mörder der <hi rend="latintype">Clarence</hi> war allein ein Meisterstück, wenn <persName xml:id="persName_e4a206ef-7cb8-497d-a334-32f3026eb19e">S.<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName> so einen halben Akt gelesen, kömmt er ins Feuer und gestikulirt, daß es wahren Schauder erregt. Als er den letzten Aufzug anfangen wollte, sagte er vorher, ich werde das, mein<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Königreich für ein Pferd! <hi n="1" rend="underline">nicht</hi> <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> womit er meynte, nicht mit voller Kraft der Stimme, die im Zimmer wirklich wunderbar ist, was man ihr im Theater nicht zutraut. <unclear reason="covering" resp="FMBC">Bei einem</unclear> solchen Verständniß des <hi rend="latintype">Shakespear</hi> möcht ich ihn gar zu gern in diesen großen <hi rend="latintype">Rollen</hi> sehen, deren ich mich noch aus meiner frühern Jugend von <persName xml:id="persName_6a89b527-f432-4dc8-897d-a59571812213">Fleck<name key="PSN0119769" style="hidden" type="person">Fleck, Johann Friedrich Ferdinand (1757-1803)</name></persName> deutlichst erinnere, natürlich <title xml:id="title_75518cfa-8e41-459e-a56c-43825997cc35">Mackbeth<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110866" style="hidden" type="dramatic_work">Macbeth (The Tragedy of Macbeth)</name></title>, <title xml:id="title_04884827-a8ec-46a5-82b4-7158b53b2126">Othello<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110868" style="hidden" type="dramatic_work">Othello (The Tragœdy of Othello, the Moor of Venice)</name></title>, <title xml:id="title_f49c65f5-d328-4875-bc6e-88524d1c290e">Richard 3.<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110869" style="hidden" type="dramatic_work">Richard III. (King Richard III)</name></title> u.s.w. <hi n="1" rend="underline">Hat</hi> <persName xml:id="persName_84b63201-5f8a-45e8-aea3-c10fe804f735">Seyd<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName>. aber endlich eine <hi rend="latintype">Rolle</hi> von Bedeutung errungen, wie in <title xml:id="title_2ee24684-a882-4a38-bb88-5227732248ee">Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name></title>, <title xml:id="title_83f4bd3b-25ab-4bee-ae83-472c2f82d386">Taßo<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name></title>, in <title xml:id="title_b82cfedc-e53a-4467-8969-9eb8735be3c8"><hi rend="latintype">Delavignes</hi> Ludwig der <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_155c08b8-9ffc-4939-91a7-5a7b58bd1687"><sic resp="writer">I</sic><corr resp="editor">X</corr></choice>I.<name key="PSN0110594" style="hidden" type="author">Delavigne, Jean-François Casimir (1793–1843)</name><name key="CRT0108534" style="hidden" type="literature">Louis XI</name></title>, so kann man darauf rechnen, daß sie nur 2mal gespielt wird. Seine Neider am <placeName xml:id="placeName_c9c16212-670f-49d1-9a73-0c27efea1780">Theater<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wißen es denn zu verhindern; der große <persName xml:id="persName_a8a99385-e21e-436a-ba3d-7b6dc07c51ce">Rellstock<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> ist ihm auch nicht gewogen.</p> <p>In wahrer Fieberhitze habe ich einen neuen Roman Deines <hi rend="latintype"><title xml:id="title_43cd1bbc-849d-4c5c-8b52-38d8b26b75e0">Pickwick<name key="PSN0110643" style="hidden" type="author">Dickens, Charles John Huffam (1812–1870)</name><name key="CRT0108556" style="hidden" type="literature">The Posthumous Papers of the Pickwick Club</name></title></hi> <persName xml:id="persName_89a7fc71-0979-4787-8346-390c8db0403e">Autors<name key="PSN0110643" style="hidden" type="person">Dickens, Charles John Huffam (1812-1870)</name></persName> gelesen. Er heißt <hi rend="latintype"><title xml:id="title_8c011c7b-61a9-47a4-ad34-107250ed6d09">Oliver Twist<name key="PSN0110643" style="hidden" type="author">Dickens, Charles John Huffam (1812–1870)</name><name key="CRT0108555" style="hidden" type="literature">Oliver Twist</name></title></hi>, die Geschichte eines im Arbeiterhause gebornen, nachher unter Diebe und Einbrecher gerathenen <hi n="1" rend="underline">Kindes</hi>, deßen schreckliches Schicksal mich Tag und Nacht (<hi rend="latintype">for shame upon my old age</hi>!) beschäftigt und geängstigt hat. Die Scenen, wo der arme Knabe unter gute Menschen kömmt, sind bewundernswerth lieblich und wohlthuend, aber die Greuelscenen allzu gehäuft, weit ausgesponnen, schauderhaft. Ich habe leider aus diesem und ähnlichen Büchern von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ab912678-7149-4ddb-9b42-55b8ec5b7667">Bulwer<name key="PSN0110189" style="hidden" type="person">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_05209ac2-1b10-422b-87da-9c3c2905b315">Marryats<name key="PSN0113088" style="hidden" type="person">Marryat, Sir Frederick (1792-1848)</name></persName></hi> den Schluß gezogen, wie gräßlich und höchst verderbt die polizeilichen Einrichtungen, der Zustand der Armengesetze, endlich die Handhabung der Gebräuche beim Seewesen sein müßen. Nein, die Kontraste von Arm zu Reich sind <hi n="1" rend="underline">zu</hi> grell und zerstörend! Die veralteten Uebelstände, die sich von Jahrhunderten herschreiben, zu empörend! Und ich kann mir doch nicht denken, daß Schriftsteller dieser Höhe ihr eignes, angebetetes, leider! nur zu <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">old</hi> England</hi>, verläumden würden.</p> <p>Seit <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Jahr hatte sich kein Miether zu Deiner Wohnung, die Ostern leer wird, gefunden, und nun habe ich eine vortreffliche in der verwittweten <persName xml:id="persName_f36f8fcd-c432-4a4b-95f6-696d06dbb859">Ministerin Bergstorff<name key="PSN0119771" style="hidden" type="person">Bergstorff, Ministerin</name></persName> gewonnen. Diese Dame hat ungemeine Unglücksfälle erduldet, hat Mann und Sohn und Reichthum verloren und widmet sich jetzt der Pflege einer nervenschwachen Tochter, derentwillen der Garten ihr auch wichtig ist. Da meine gezwungen großen Ausgaben stets fortgehen, und das Haus <hi rend="latintype">crescendo</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_49b3f66d-c45d-483b-8318-3c1bc4c82400" xml:lang="it ">crescendo – ital., anwachsend.</note> kostet, so hätt ich diesen Ausfall der Einkünfte ungern gesehen.</p> </div> </body> </text></TEI>