gb-1839-01-07-02
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Jena, 7. Januar 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.
Gustav Adolph Keferstein
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenJan 39
Ich darf wohl hoffen, daß der Gegenstand dieser Zeilen die Andringlichkeit derselben bey Ihnen – und gerade bey Ihnen – am besten entschuldigen werde.
Nachtstück zusammengestellt, welches den
Notennach und diesen Combinationen zufolge, einen tief erschütternden –
herzzerreißendenEindruck erzeugen
könnte– einen Herzensschrey ohne Auflösung, wie sie die höhere Aesthetik verlangt. Ich habe dieses Werk des geistreich kunstvollen Mannes noch nicht gehört – und
Hörenund
Sehenist zu mal bey unser Einem ein ganz verschieden Ding indem man, wenn man nicht seit Jahren im Orchester gesessen, man wohl schwerlich richten könne, wie sich das auf dem Papier gar tüchtig und klar sich zeigende in der Offenbarung durch den realen Ton gestaltet.
ob der auf dem Papier so klar und geistreich gezeichnete Gedankenfluß des Autors bey einer so vollkommenen Tonverköperung wie sie sich bey Ihnen in Leipzig voraussehen läßt, auch wohl seine Wirkung gethan welcher, wenn auch keiner der großen Schaaren ansprechend, doch jedenfalls einer in ästhetischer Hinsicht höchst beachtungswerth seyn möchte.
Daß ich Sie mit dieser Frage nun im reinsten Interesse für die Kunstsache behellige, brauche ich Ihnen gewiß nicht erst zu versichern. Wenn nicht die deutsche Kunst ganz und gar ein Virtuosenwesen,
zu sichselbst) |3| also man muß solchen Werken, deren Verfasser
nicht bloße Virtuosen u. Eintagsfliegensind, mit Ernst nachzudrängen suchen, ohne sonderlich danach zu fragen, wer zuerst in dieser Zeit das zweyhändig 4händige Spiel am weitesten getrieben. Ihre
Musikgedichtein guter Stunde empfangen. Nicht immer gelingt solch ein
Lied, und ich wollte Ihr Verleger gäbe mir diese Lieder alle zur Erfrischung des Gemüthes für solche Stunden, da sich mein Gemüth ganz in der Musik versenken darf.Göthesches
Jena d. 7ten Jan 39. Hochverehrter Herr und Meister! Ich darf wohl hoffen, daß der Gegenstand dieser Zeilen die Andringlichkeit derselben bey Ihnen – und gerade bey Ihnen – am besten entschuldigen werde. Lobe hat mich nun um Beurtheilung seines in Leipzig aufgeführten Instrumentalswerkes ersucht und mir zu diesem Behufe die Partitur zugesandt. Aus dieser fand ich mir freylich ein sehr geistreiches Nachtstück zusammengestellt, welches den Noten nach und diesen Combinationen zufolge, einen tief erschütternden – warmen, weichen obwohl herzzerreißenden Eindruck erzeugen könnte – einen Herzensschrey ohne Auflösung, wie sie die höhere Aesthetik verlangt. Ich habe dieses Werk des geistreich kunstvollen Mannes noch nicht gehört – und Hören und Sehen ist zu mal bey unser Einem ein ganz verschieden Ding indem man, wenn man nicht seit Jahren im Orchester gesessen, man wohl schwerlich richten könne, wie sich das auf dem Papier gar tüchtig und klar sich zeigende in der Offenbarung durch den realen Ton gestaltet. So wollen Sie mir gütigst, als tiefkundiger Meister, dessen große Tongemälde mich aufs lebhafteste beschäftigen (einen hierhergehörigen Aufsatz hat Fink noch nicht losgelassen) offen sagen, ob der auf dem Papier so klar und geistreich gezeichnete Gedankenfluß des Autors bey einer so vollkommenen Tonverköperung wie sie sich bey Ihnen in Leipzig voraussehen läßt, auch wohl seine Wirkung gethan welcher, wenn auch keiner der großen Schaaren ansprechend, doch jedenfalls einer in ästhetischer Hinsicht höchst beachtungswerth seyn möchte. Daß ich Sie mit dieser Frage nun im reinsten Interesse für die Kunstsache behellige, brauche ich Ihnen gewiß nicht erst zu versichern. Wenn nicht die deutsche Kunst ganz und gar ein Virtuosenwesen, Suppe werden soll, so muß man wohl solchen Werken, wie Ihren sogenannten Ouvertüren – die eigentlich keine sind, weil sie Anfang, Mitte und Ende im Lied tragen, ganz besondre Aufmerksamkeit widmen (Ihre Meeresstille etc. – ist eins der erfreulichsten Tongemälde) und gewiß keine Ouvertüre, außer zu sich selbst) also man muß solchen Werken, deren Verfasser nicht bloße Virtuosen u. Eintagsfliegen sind, mit Ernst nachzudrängen suchen, ohne sonderlich danach zu fragen, wer zuerst in dieser Zeit das zweyhändig 4händige Spiel am weitesten getrieben. Ihre Clavierlieder hab ich in Weimar von Montag z. Th. recht schön gehört. Das sind denn würkliche Musikgedichte in guter Stunde empfangen. Nicht immer gelingt solch ein Göthesches Lied, und ich wollte Ihr Verleger gäbe mir diese Lieder alle zur Erfrischung des Gemüthes für solche Stunden, da sich mein Gemüth ganz in der Musik versenken darf. In aufrichtiger, unbestochner Verehrung Ihr ergebenster Dr. Keferstein (K. Stein)
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation>7. Januar 1839</creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112336" resp="author" xml:id="persName_a7944cbc-534b-4811-9fc7-d8e66446f984">Keferstein, Gustav Adolph (Pseud.: Dr. K. 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Andante: Der Liebenden letzte Zusammenkunft und Tod, 2. Allegro: Der Eltern Verzweiflung und Reue) am 13. Dezember 1838 im Rahmen des zehnten Abonnementkonzerts im Saal des Gewandhauses. Siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 1002. </note> ersucht und mir zu diesem Behufe die Partitur zugesandt. Aus dieser fand ich mir freylich ein sehr geistreiches <hi n="1" rend="underline">Nacht</hi>stück zusammengestellt, welches den <hi n="1" rend="underline">Noten</hi> nach und diesen Combinationen zufolge, einen tief erschütternden – <gap quantity="2" reason="deletion" unit="characters"></gap> warmen, weichen <unclear reason="covering" resp="FMBC">ob</unclear>wohl <hi n="1" rend="underline">herzzerreißenden</hi> Eindruck erzeugen <hi n="1" rend="underline">könnte</hi> – einen Herzensschrey ohne Auflösung, wie sie die höhere Aesthetik verlangt. 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