gb-1839-01-06-01
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Berlin, 6. und 7. Januar 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN / 7 / 1 / 2-3], [? POST / 7 JAN / ?. 2-4].
Fanny Hensel
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
ergebenhatte, er sich am Ende
Gestern Abend trank das à peine
Ich muß Dich doch noch für Deinen Lichtschirm und Dein Bildchen für à la bonne heure.
Berlin, 6ten Janr. 1839 Lieber Felix, ich bin ein sehr schlechter Minister des Auswärtigen gewesen, und fürchte, Eure Kammer wird mir den Abschied geben, wie auch die Adresse – auf diesem Brief ausfallen möge: die Schulz tritt nächste Woche als Gräfin im Figaro auf. Für die hiesige Bühne wird sie von geringern Augen seyn, denn ich halte ihre Stimme noch nicht für geeignet, das Opernhaus zu füllen. Für Euren Saal wäre sie sehr gut gewesen, und so geschieht wieder, was so oft, sie stellt sich nicht auf den Platz den sie ausfüllen könnte. Es thut mir leid, um Euretwegen, um ihretwegen und um meinetwegen, daß ich Euch nicht habe dienen können. Euer groß Thier Thalberg ist auch neu hier, er war bei Mutter, die hat ihn aber für sich behalten, morgen werden wir mit ihm bei Alexander essen, ich höre aber leider, daß er nicht in Gesellschaft spielt, und von den paar Concerten, wird einer nur wenig lernen können. Diese Hexenmeister muß man eigentlich spielen sehn, ich werde, um so viel Nutzen als möglich davon zu haben, mir die Sachen die er spielt, vorher geben lassen, um sie zu kennen. Die Herren machen sichs wirklich unerhört leicht mit ihren Schwierigkeiten nicht einmal eine Probe brauchen sie, weil sie Alles ohne Begleitung spielen, und so ist Alles aufs meiste Geld in der kürzesten Zeit berechnet. Ich weiß wol, Du bist jetzt der mildeste der Milden, und ich bin überzeugt, daß Thalberg wunderschön spielt, aber dies Wesen kann ich doch nicht loben, dafür bin ich das Charivari. Ein großes Vergnügen haben wir vorgestern Abend gehabt, wo uns Seydelmann wieder einmal vorlas. Er hatte den Antonio im Tasso gewählt, weil er die Rolle nächstens spielt, und wie er sagte, nicht genug bei Stimme sey, um ein ganzes Stück zu lesen, da hatten wir Andere denn, mit ehrwürdiger Aufopferung uns bereit finden lassen, die übrigen Rollen abzuhaspeln, und lasen auch meist nur die Scenen, in denen Antonio erscheint. Mit welcher Feinheit, Liebenswürdigkeit, Ironie und Würde er diese Rolle nimmt, das kann man sich kaum vorstellen, selbst wenn man ihn kennt, es ist ein Meisterstück. Nachher las er noch auf Begehren die Craniche des Ibycus, und dann auf eigenen Abtrieb, den Kampf mit dem Drachen. Er war so erfreut über unser Entzücken, daß er sich erbeten hat, zu lesen, was und wann wir wollten, und wir werden gewiß nicht zögern, Gebrauch davon zu machen. Es waren 14 Personen hier, gerade so viel, das unser Wohnzimmer bequem faßt, und der Abend war überaus angenehm. Nun aber Frank! Wir hatten schon munkeln hören daß, nachdem sich ganz Europa ihm ergeben hatte, er sich am Ende Leipzig ergeben würde, und es ist mir für Dich überaus erfreulich, wenn die Frauen für einander passen, wird es eine unschätzbare Vermehrung Eures kleinen Kreises seyn. Grüß ihn mir recht herzlich, ich möchte diesen alten Freund wol immer wieder sehn. Schlage ihm doch von meinetwegen vor, wenn er Meubles hier kaufen will, das in Person zu thun, ich will mit ihm herumlaufen, und ihn erst in die schlechtesten Magazine führen, damit er um so länger hier bleibt, und ihn am Ende doch zufrieden stellen. Gerade als er mir in diesen Tagen durch Deine Briefe wieder recht nahe gerückt war, fiel mir seine famose Etüde in die Hände, mit der Unterschrift: Sanft und etwas abgeschmackt, aber nicht zu langsam. Wenn er sie bei sich verlegen will, so werde ich sie ihm schicken, er kann ja da er den Autor gut kennt, den Rest des Dutzends bei ihm bestellen, und statt Portraits, die Charakteristik vordrucken lassen, die ein andrer, eben so berühmter Autor, ich, von ihm gemacht hat. Beabsichtigt er noch, sein erstes Lied von einer Bäurin singen zu lassen, und ist seine Frau mit der Wahl dieser Amme einverstanden? daß Du Deinen es dur Psalm herausgibst, ist mir sehr lieb, ich liebe Vieles drin ganz außerordentlich, namentlich Anfang u. Schluß. Wo stehn die Recensionen von Goethe aus den Jahren 72 u. 73? Hast Du die Briefe an die Gräfin Stolberg aus der Urania 39 gelesen? das ist Kurioses genug. Im Ganzen finde ich bestätigt Goethes Nachlaß wieder recht die allgemeine Regel von den Nachlässen. Was ein kluger Mann dem Publicum entzieht, daran verliert das Publicum auch nicht viel, denn der kluge Mann hat seine Gründe. Indeß kann man sich gar manchmal über seine Herausgeber, u. seine Korrespondenten, u. seine Zoten, u. ihn selbst ärgern, u. braucht dann nur wieder eine Scene aus dem Tasso, u. einen Gesang aus Hermann u. Dorothea zu lesen, um ihm mit Herz u. Seele u. jeder bessern Empfindung, deren man fähig ist, anzugehören. Wohl uns, daß wir ihn gehabt haben. Ich glaube, er würde zufrieden gewesen seyn, wenn er Seydelmann den Antonio hätte lesen hören. - Seitdem haben wir bei Mutter gegessen, und uns einmal wieder über Alles herumgezankt. Ich denke ich höre Dich lachen, wenn wir so ernsthaft über Kaisers Bart streiten. Aber Cecile, meine Cecile, Du hast mir seid Ihr weg seyd, ein einziges kleines Briefchen geschrieben, ist das wol halb recht? Es haben Dich zwar alle Leute lieb, die Dich kennen, aber so lieb wie ich haben Dich doch nicht viele Leute. 7ten. Gestern Abend trank das große Thier bei Mutter Thee, Du weißt es ist niemals so langweilig bei uns, als wenn ein großer Mann da ist, diese Erfahrung bestätigte sich auch gestern. Unter den Aehnlichkeiten die er zu haben beschuldigt wurde, nenne ich Dir nur Lord Wellington, die schöne Vittoria, und Lida Bendemann. Suche Dir einen davon aus. Ich habe à peine seine Bekanntschaft gemacht. Vorher hatte ich mir vorgenommen, ihn zu bitten, mir Gelegenheit zu geben ihn im Zimmer zu hören, aber dann fand ich ihn so virtuosich, so vornehm und mit sich selbst zufrieden, daß ichs lieber unterließ und wie immer in solchen Fällen, meine Fischberedsamkeit laut werden ließ. In Rußland wird er Paul treffen, der uns gestern eröffnet, daß er in 8 Tagen nach dieser Bärenhöhle reisen müsse. Er läßt Albertine hier was ich auch in Rücksicht auf die Jahreszeit sehr vernünftig finde, und wird daher hoffentlich bald wiederkommen. Woringens sind in hohem Grade angegriffen, und das Leben in ihrem Hause scheint ihnen ganz unerträglich zu werden. Ferdinand ist, wie Du wissen wirst, noch dort, Franz beabsichtigt die Mädchen Ostern herzuholen, und Rebecka hat gestern den sehr vernünftigen Vorschlag gemacht, daß sie mit ihr nach dem Seebade reisen sollten, eine Cour, die Elisen längst verordnet worden. Wenn dieser Plan zur Ausführung kommt, so wird er für beide Theile sehr heilsam seyn. Ferdinand wird in etwa 8 T. hier durchkommen, und von ihm werden wir wol Manches nähere hören. Ich hoffe, sie bleiben für die Zukunft hier. Ich muß Dich doch noch für Deinen Lichtschirm und Dein Bildchen für Rebecka loben, die beide allerliebst gerathen sind. Mache doch einmal einen runden Lichtschirm, auf die Lampe zu setzen, die sehn so hübsch aus. Mir könntest Du auch einmal wieder ein Bildchen malen, und bei Cecile habe ich auch noch ein Pimpernüßchen zu Gute. Heut glaube ich, soll das Bildchen für Mutter kommen. Adieu, lieben Leutchen. Felix eine ungerechtere Beschuldigung ist nie vor ein Tribunal gebracht worden, als die, daß ich kurze Episteln für lange schriebe, 3 lange und eine kurze für eine, à la bonne heure. Thalberg hat etwas von dem Dreyschock erzählt, das ist wirklich fabelhaft, daß er die 12te Etüde v Chopin im Baß mit Oktaven spielt. Ich sägt: wenn der Mann Geschmack hätte, spielte er uns Alle todt, und dabei sieht er aus wie Honig mit Zucker gekocht, und ein klein Tröpfchen Rum. Die Prünellenfrau hat hier das Gerücht verbreitet Carlchen hätte 3 Zähnchen, wenn das wahr ist, wie kannst Du Rabenmutter denn nichts davon schreiben? Nun lebt aber im Ernste wohl. Ich bin heut sehr schreibselig, wie ihr seht. Weißt Du, daß Henselt in Rußland zu 3 Ducaten Stunden giebt? Adieu, mein Mann grüßt Euch bestens. Wenn Du einmal eine Landschaft auf Ausstellung gäbest, würde das so gewiß Deine Frau nicht auszischen, aus doppelten Gründen. Eure Fanny
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-01-06" xml:id="date_13f9336f-88f7-46a9-a2a1-137c882d5f67">6.</date> und <date cert="high" when="1839-01-07" xml:id="date_099a9dac-604a-449b-9386-e6a14b1bd6fb">7. 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Vielleicht überdies auch eine Anspielung auf »Charivari. Erzählungen und Novellen« von Ludwig von Alvensleben, 1835.</note> Ein großes Vergnügen haben wir vorgestern Abend gehabt, wo uns <persName xml:id="persName_33c75fcd-8afe-48eb-8c37-e970a90d2de9">Seydelmann<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName> wieder einmal vorlas. Er hatte den Antonio im <title xml:id="title_4bfd7268-8239-4fae-8a2f-4fc41823cea8">Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name></title> gewählt, weil er die Rolle nächstens spielt, und wie er sagte, nicht genug bei Stimme sey, um ein ganzes Stück zu lesen, da hatten wir Andere denn, mit ehrwürdiger Aufopferung uns bereit finden lassen, die übrigen Rollen abzuhaspeln, und lasen auch meist nur die Scenen, in denen Antonio erscheint. Mit welcher Feinheit, Liebenswürdigkeit, Ironie und Würde er diese Rolle nimmt, das kann man sich kaum vorstellen, selbst wenn man ihn kennt, es ist ein Meisterstück. Nachher las er noch auf Begehren die <title xml:id="title_4411ea83-dfdc-4075-ac85-7365af715975">Craniche des Ibycus<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0112199" style="hidden" type="literature">Die Kraniche des Ibykus</name></title>, und dann auf eigenen Abtrieb, den Kampf mit dem Drachen. Er war so erfreut über unser Entzücken, daß er sich erbeten hat, zu lesen, was und wann wir wollten, und wir werden gewiß nicht zögern, Gebrauch davon zu machen. Es waren 14 Personen hier, gerade so viel, das unser Wohnzimmer bequem faßt, und der Abend war überaus angenehm.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Nun aber <persName xml:id="persName_2e8e2849-55cf-4cf5-8508-0d225a32f048">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>! Wir hatten schon munkeln hören daß, nachdem sich ganz Europa ihm <hi n="1" rend="underline">ergeben</hi> hatte, er sich am Ende <placeName xml:id="placeName_879f0a38-84a8-41f7-ac7b-95b862a4d47d">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ergeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_14d77fe1-3a48-4e4f-a2f9-28d762da7fcc" xml:lang="de">Leipzig ergeben – Hermann Franck nahm 1839 die verantwortliche Redaktion der Leipziger Allgemeinen Zeitung, gab diese aber nach kurzer Zeit wieder auf. Siehe Brief fmb-1840-01-02-02 (Brief Nr. 2574) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 2. Januar 1840, Z. 54. Vgl. auch Andreas Feuchte, Hermann Franck (1802-1855). Persönlichkeit zwischen Philosophie, Politik und Kunst im Vormärz (Forschungen zum Junghegelianismus, Bd. 3), Frankfurt a. M. u. a. 1998, S. 80 ff. </note> würde, und es ist mir für Dich überaus erfreulich, wenn die Frauen für einander passen, wird es eine unschätzbare Vermehrung Eures kleinen Kreises seyn. Grüß ihn mir recht herzlich, ich möchte diesen alten Freund wol immer wieder sehn. Schlage ihm doch von meinetwegen vor, wenn er Meubles hier kaufen will, das in Person zu thun, ich will mit ihm herumlaufen, und ihn erst in die schlechtesten Magazine führen, damit er um so länger hier bleibt, und ihn am Ende doch zufrieden stellen. Gerade als er mir in diesen Tagen durch Deine Briefe wieder recht nahe gerückt war, fiel mir seine famose <title xml:id="title_46514204-0d7d-4e11-98a0-cfb0f806ccc2">Etüde<name key="PSN0111123" style="hidden" type="author">Franck, Georg Hermann (1802–1855)</name><name key="CRT0112201" style="hidden" type="music">Etüde (»Sanft und etwas abgeschmackt, aber nicht zu langsam«)</name></title> in die Hände, mit der Unterschrift: Sanft und etwas abgeschmackt, aber nicht zu langsam. Wenn er sie bei sich verlegen will, so werde ich sie ihm schicken, er kann ja da er den Autor gut kennt, den Rest des Dutzends bei ihm bestellen, und statt Portraits, die Charakteristik vordrucken lassen, die ein andrer, eben so berühmter Autor, ich, von ihm gemacht hat. Beabsichtigt er noch, sein erstes <title xml:id="title_a94a6846-b814-4603-a105-3f2adaf47747">Lied von einer Bäurin<name key="PSN0111123" style="hidden" type="author">Franck, Georg Hermann (1802–1855)</name><name key="CRT0112200" style="hidden" type="music">Lied einer Bäurin</name></title> singen zu lassen, und ist seine Frau mit der Wahl dieser Amme einverstanden?</p> <p><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> daß Du Deinen es dur Psalm<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8959daad-0443-4685-902d-c67be8467af6" xml:lang="de">es dur Psalm – Gemeint ist der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« op. 46 (MWV A 16) für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, vollendet am 6. April 1838, und anschließend in weiteren Fassungen bearbeitet. </note> herausgibst, ist mir sehr lieb, ich liebe Vieles drin ganz außerordentlich, namentlich Anfang u. Schluß. Wo stehn die Recensionen von <persName xml:id="persName_3c591a8e-aa06-4878-a68d-e57498a0b0b1">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_25743217-a8aa-470d-a049-2cfdf5aa683d" xml:lang="de">Recensionen von Goethe – Goethes Rezensionen erschienen in den Frankfurter gelehrten Anzeigen, die zwischen 1736 und 1790 eine literarisch-kritische Zeitschrift war, in der sich 1772 der Frankfurter Sturm und Drang in besonderem Maße zu Wort meldete. In diesem Jahrgang wirkte Johann Wolfgang von Goethe besonders intensiv mit. Da die Rezensionen überwiegend in Gemeinschaftsarbeit der Redakteure entstanden, ist die genaue Zuordnung zu einzelnen Autoren umstritten. </note> aus den Jahren 72 u. 73? Hast Du die <title xml:id="title_f195724f-91fe-45a9-8897-fc628b80ae2a">Briefe an die Gräfin Stolberg<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108802" style="hidden" type="literature">Briefe an die Gräfin Auguste zu Stolberg</name></title> aus der Urania 39<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f60bd6f1-c98a-43a8-847d-4cc7a8829778" xml:lang="de">Briefe an die Gräfin Stolberg aus der Urania 39 – Gemeint sind Goethe’s Briefe an die Gräfin Auguste zu Stolberg, in: Urania, Taschenbuch auf das Jahr 1839, Leipzig 1839, S. 67–146.</note> gelesen? das ist Kurioses genug. Im Ganzen finde ich bestätigt Goethes Nachlaß wieder recht die allgemeine Regel von den Nachlässen. Was ein kluger Mann dem Publicum entzieht, daran verliert das Publicum auch nicht viel, denn der kluge Mann hat seine Gründe. Indeß kann man sich gar manchmal über seine Herausgeber, u. seine Korrespondenten, u. seine Zoten, u. ihn selbst ärgern, u. braucht dann nur wieder eine Scene aus dem Tasso, u. einen Gesang aus <title xml:id="title_96559f85-1c15-49fe-b075-31c8041aed28">Hermann u. Dorothea<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108826" style="hidden" type="literature">Herrmann und Dorothea</name></title> zu lesen, um ihm mit Herz u. Seele u. jeder bessern Empfindung, deren man fähig ist, anzugehören. Wohl uns, daß wir ihn gehabt haben. Ich glaube, er würde zufrieden gewesen seyn, wenn er <persName xml:id="persName_d77dadc9-1cc8-44f7-9299-53e5173ac822">Seydelmann<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName> den Antonio hätte lesen hören. - Seitdem haben wir bei <persName xml:id="persName_9a445a70-35b0-4816-a430-de8782ae1efb">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> gegessen, und uns einmal wieder über Alles herumgezankt. Ich denke ich höre Dich lachen, wenn wir so ernsthaft über Kaisers Bart streiten. Aber <persName xml:id="persName_02b35022-4250-4b07-a1d8-c2bc5532a874">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, meine Cecile, Du hast mir seid Ihr weg seyd, ein einziges kleines Briefchen geschrieben, ist das wol halb recht? Es haben Dich zwar alle Leute lieb, die Dich kennen, aber so lieb wie ich haben Dich doch nicht viele Leute. </p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_b8a71348-248f-4f12-bdb5-64d64a49aa74"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_3c4f3a9f-d800-4d22-9117-90d9c794bac3">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6408da29-ce98-4099-a8b0-34cb69ffcd36">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="center"><seg type="pagebreak">|5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> 7ten.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Gestern Abend trank das <persName xml:id="persName_c4b0f237-0dc5-4ac1-9089-756ec57e9fe8">große Thier<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> bei Mutter Thee, Du weißt es ist niemals so langweilig bei uns, als wenn ein großer Mann da ist, diese Erfahrung bestätigte sich auch gestern. Unter den Aehnlichkeiten die er zu haben beschuldigt wurde, nenne ich Dir nur <persName xml:id="persName_c7535fbe-2600-4f25-b897-35bbf495171e">Lord Wellington<name key="PSN0115692" style="hidden" type="person">Wellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852)</name></persName>, die schöne <persName xml:id="persName_a62b046d-c568-4532-a09c-d87d705578cf">Vittoria<name key="PSN0111572" style="hidden" type="person">Großbritannien und Irland, Alexandrina Victoria von (1819-1901)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_ad7750c6-ef90-475c-aa37-7dd90899f378">Lida Bendemann<name key="PSN0109812" style="hidden" type="person">Bendemann, Lida (1821-1895)</name></persName>. Suche Dir einen davon aus. Ich habe <hi rend="latintype">à peine</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_628c383f-76be-4cbc-93ae-091126e75602" xml:lang="fr ">à peine – frz., kaum, gerade noch.</note> <persName xml:id="persName_594c30b3-2141-4822-a2d4-e718b25153bf">seine<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> Bekanntschaft gemacht. Vorher hatte ich mir vorgenommen, ihn zu bitten, mir Gelegenheit zu geben ihn im Zimmer zu hören, aber dann fand ich ihn so virtuosich, so vornehm und mit sich selbst zufrieden, daß ichs lieber unterließ und wie immer in solchen Fällen, meine Fischberedsamkeit laut werden ließ. In Rußland wird er <persName xml:id="persName_b05428fd-652e-4f85-b5fd-4aea79e7ad22">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> treffen, der uns gestern eröffnet, daß er in 8 Tagen nach dieser Bärenhöhle reisen müsse. Er läßt <persName xml:id="persName_0b1d99fc-3cf4-44d7-abe8-504b93a0b6f3">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> hier was ich auch in Rücksicht auf die Jahreszeit sehr vernünftig finde, und wird daher hoffentlich bald wiederkommen.</p> <p><persName xml:id="persName_7229ee7f-c480-4865-a700-2619e9aafd25">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName> sind in hohem Grade angegriffen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b7604ff6-6aff-4622-9727-72d135f4054d" xml:lang="de">in hohem Grade angegriffen – Otto von Woringen starb am 6. Dezember 1838.</note> und das Leben in ihrem Hause scheint ihnen<seg type="pagebreak"> |6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> ganz unerträglich zu werden. <persName xml:id="persName_48746f7f-36ed-4b20-a4b1-45030d3e2b65">Ferdinand<name key="PSN0115884" style="hidden" type="person">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> ist, wie Du wissen wirst, noch dort, <persName xml:id="persName_0369e88a-ad00-48b0-944e-8014e4d041dc">Franz<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> beabsichtigt die <persName xml:id="persName_211494d3-1901-4cbb-8805-e50f05504d7f"><persName xml:id="persName_23391217-0de8-4d8f-bc74-b9b96b586748">Mädchen<name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name></persName><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> Ostern herzuholen, und <persName xml:id="persName_967b50ad-7a38-422d-bba0-b12ebaccc607">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hat gestern den sehr vernünftigen Vorschlag gemacht, daß sie mit <persName xml:id="persName_db1a9c91-74ca-4233-8398-19025ddc2dc3">ihr<name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name></persName> nach dem Seebade reisen sollten, eine Cour, die Elisen längst verordnet worden. Wenn dieser Plan zur Ausführung kommt, so wird er für beide Theile sehr heilsam seyn. <persName xml:id="persName_2119db77-44a9-469b-bdda-9b56a29e0674">Ferdinand<name key="PSN0115884" style="hidden" type="person">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> wird in etwa 8 T. hier durchkommen, und von ihm werden wir wol Manches nähere hören. Ich hoffe, sie bleiben für die Zukunft hier. </p> <p>Ich muß Dich doch noch für Deinen Lichtschirm und Dein Bildchen für <persName xml:id="persName_e29f9be3-2d17-4fb9-b1d1-7f2b2b0ffd49">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> loben, die beide allerliebst gerathen sind. Mache doch einmal einen runden Lichtschirm, auf die Lampe zu setzen, die sehn so hübsch aus. Mir könntest Du auch einmal wieder ein Bildchen malen, und bei <persName xml:id="persName_ed55f7c8-90d1-4d97-bfa2-9187af589955">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> habe ich auch noch ein Pimpernüßchen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ba21f98c-7dad-4ab7-b385-544e6ba779a0" xml:lang="de">Pimpernüßchen – Pistazie</note> zu Gute. Heut glaube ich, soll das Bildchen für Mutter kommen. <seg type="closer">Adieu, lieben Leutchen.</seg> Felix eine ungerechtere Beschuldigung ist nie vor ein Tribunal gebracht worden, als die, daß ich kurze Episteln für lange schriebe, 3 lange und eine kurze für eine, <hi rend="latintype">à la bonne heure</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1105db52-5f6d-479f-9656-62736be1d5db" xml:lang="fr ">à la bonne heure – frz., zur rechten Zeit.</note> <persName xml:id="persName_3949639f-59c9-4ea1-bf83-9187e77056aa">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> hat etwas von dem <persName xml:id="persName_0dc57c42-8265-4be2-8a77-20e285cb477e">Dreyschock<name key="PSN0110738" style="hidden" type="person">Dreyschock, Alexander (1818-1869)</name></persName><seg type="pagebreak"> |7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> erzählt, das ist wirklich fabelhaft, daß er die <title xml:id="title_ed6bebfa-75f9-45be-92a0-a9d6b59a7eb2">12te Etüde<name key="PSN0110374" style="hidden" type="author">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810–1849)</name><name key="CRT0112202" style="hidden" type="music">Étude c-moll, op. 10/12</name></title> v <persName xml:id="persName_1bb355e1-27f1-4a18-b1f7-28b73e403b0d">Chopin<name key="PSN0110374" style="hidden" type="person">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName> im Baß mit Oktaven spielt. Ich sägt: wenn der Mann Geschmack hätte, spielte er uns Alle todt, und dabei sieht er aus wie Honig mit Zucker gekocht, und ein klein Tröpfchen Rum. Die Prünellenfrau<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d571ca87-85db-4d75-9173-1fc3e5353460" xml:lang="de">Prünellenfrau – Prünellen sind enthäutete, entsteinte und getrocknete Zwetschgen. Die Prünellenfrau konnte nicht ermittelt werden.</note> hat hier das Gerücht verbreitet <persName xml:id="persName_c44f940e-43de-4b23-a3fc-17a1e54524f5">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> hätte 3 Zähnchen, wenn das wahr ist, wie kannst Du Rabenmutter denn nichts davon schreiben? Nun lebt aber im Ernste wohl. Ich bin heut sehr schreibselig, wie ihr seht. Weißt Du, daß <persName xml:id="persName_e4a7dd1c-0802-44d6-aeaa-b9f50141d975">Henselt<name key="PSN0111901" style="hidden" type="person">Henselt, Georg Martin Adolph (seit 1876) von (1814-1889)</name></persName> in Rußland zu 3 Ducaten Stunden giebt?</p> <closer rend="left"> Adieu, mein <persName xml:id="persName_02f17e8d-dc47-4a29-b699-8f9c1a5c044b">Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> grüßt Euch bestens. Wenn Du einmal eine Landschaft auf Ausstellung gäbest, würde das so gewiß Deine <persName xml:id="persName_a882c951-779b-4c42-b29f-f82251d68cd6">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> nicht auszischen, aus doppelten Gründen.</closer> <signed rend="right">Eure Fanny</signed> </div> </body> </text></TEI>